25 Jahre ThinkPad-Notebooks: Ein Rückblick – Teil 3: Die 2010er Jahre und die Modernisierung unter Lenovo
Jeder unserer Artikel zur ThinkPad-Geschichte beginnt mit einer Krise. Im ersten Teil ging es um IBMs Krise nach der Geburt des IBM-PCs in den späten 80ern, die schließlich zur Entwicklung des ThinkPads führte. Teil Zwei beginnt mit der Krise der Marke ThinkPad in den frühen 2000er Jahren, als IBM seine Konkurrenzfähigkeit und sein Interesse am PC-Markt verlor.
Der dritte und letzte Teil unserer Serie beginnt bei der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 und deren Auswirkungen auf die ThinkPads. In einer Wirtschaftskrise ist es selbstverständlich, dass Firmen ihre Ausgaben zurückfahren, was dann im Umkehrschluss PC-Hersteller trifft. Für Lenovo war die Wirtschaftskrise besonders hart, da man stark vom Firmensektor abhängig war. Bei Privatkunden war man vor 2010 kaum vertreten, das sollte sich mit den neuen IdeaPads bald schon ändern.
Lenovos neue Low-End-Offensive
Durch die Krise wurde die ThinkPad-Sparte auf den Prüfstand gestellt. Im Zuge der Konsolidierung nahm man eine weitere Kostensenkung und auch eine generelle Neuausrichtung der ThinkPad-Entwicklung vor. Die Folgen waren mannigfaltig und schlugen sich in den ThinkPads dieser Zeit wieder:
Lenovo ThinkPad T400s
Insgesamt wurde das gesamte ThinkPad-Portfolio preislich nach unten verschoben. Das beginnt schon beim Herzstück, der T-Serie. In den ersten Lenovo-Jahren hatten sich die R-Serie und die T-Serie technisch immer weiter angenähert. Die Unterschiede zwischen T400 und R400 waren das leicht dickere Gehäuse und die etwas günstigeren Materialien bei der R-Serie. Viele Firmen griffen zum günstigeren R400. Die Konsequenz: Lenovo stellte die R-Serie ein und verschob dafür die normale T-Serie nach unten, was auch die günstigeren Materialien mit einschloss. Dafür wurde die T400s-Serie erschaffen, die preislich etwas höher angesiedelt ist.
Das ThinkPad T400s übernimmt dabei einen Doppelrolle: Einerseits als Mitglied der neuen Premium-T-Serie, andererseits als Quasi-Nachfolger des X300. Denn die Einstellung teurer Experimente wie des ThinkPad X300 oder später auch der W700-Serie war ebenfalls eine Folge der neuen Sparrunde.
Neben dieser wichtigen Rolle im ThinkPad-Lineup markierte das T400s auch beim Design einen bedeutenden Meilenstein. Mit dem T400s veränderte Lenovo das ThinkPad-Design erstmals seit dem T60: Die Tastatur würde leicht überarbeitet und brachte nun größeren Escape- und Delete-Tasten mit, das Displaycover wurde deutlich dünner und das Design insgesamt aufgeräumter und moderner. Damit ist das T400s, das immer noch klar als ein Erbe der IBM-ThinkPads erkennbar ist, ein deutlicher Schritt hin zur Modernisierung.
Lenovo ThinkPad L-Serie, Edge & X100e
Mit dem Verschwinden der R-Serie wurde der Platz unterhalb der T-Serie frei. Diesen Platz füllte Lenovo mit der "neuen" L-Serie und deren ersten Modellen L412 und L512. Neu steht deshalb in Anführungszeichen, weil die L-Modelle auf den Gehäusen der älteren SL-Serie aufbauten. Diese war, wie im zweiten Teil unserer Serie beschrieben, deutlich unterhalb der R-Serie angesiedelt und hatte vor allem kleine Firmen und Privatkunden im Visier. Die ehemaligen SL-Modelle stattete man nun eben mit matten Displays, matten Gehäusen und den nötigen Business-Features (Fingerprint-Lesegeräte, Docking-Anschlüsse) aus, um sie Business-tauglich zu machen.
Anstatt der SL-Serie brachte Lenovo eine neue Serie auf den Markt, die für viele ThinkPad-Puristen buchstäblich ein "rotes Tuch" war: Mit der ThinkPad-Edge-Serie bot Lenovo nun ThinkPads an, die nicht mehr wirklich nach ThinkPads aussahen. Abgerundete Ecken, silberne Seitenflächen und glänzende rote Displaydeckel gab es vorher noch nie. Doch als am einschneidendsten sollte sich die neue Tastatur erweisen, die bei den Modellen der ThinkPad-Edge-Serie erstmals im "Chiclet"- oder "Island Style"-Design verbaut wurde. Das erste ThinkPad Edge, das ThinkPad Edge 13, erschien Anfang des Jahres 2010.
Abgerundet wurde die Low-End-Offensive durch das ThinkPad X100e. Das X100e war ein 11,6-Zoll-großes Mini-ThinkPad, das eine Antwort auf den Netbook-Hype des Jahres 2009 darstellte. Wie die Edge-Serie hatte auch das X100e eine Chiclet-Tastatur, sah ansonsten aber mehr wie ein traditionelles ThinkPad aus. Um wirklich stark vom Netbook-Hype zu profitieren, kam es aber zu spät, denn der war im Jahr 2010 schon wieder am Abflauen.
Die neue Generation ThinkPad: X1 und X1 Carbon und co.
Das Einstellen von unrentablen Serien und die Einführung neuer Low-End-Produktlinien mag Lenovo geholfen haben, zurück in die Wachstumszone zu kommen. Doch der Marke ThinkPad war diese Entwicklung nicht zuträglich. Man könnte auch sagen, dass man die Marke für Geräte missbraucht hat, die eigentlich nicht den Namen "ThinkPad" tragen sollten. Auch was Innovationen angeht, passierte in dieser Zeit nicht viel. So drohte die Marke ThinkPad, die doch eigentlich als eine Art Avantgarde-Marke gestartet war (lesen sie dazu Teil 1 unserer Serie) und viele Innovationen hervorbrachte, nur noch mit zuverlässigen, aber langweiligen Business-Geräten und günstigen Notebooks assoziiert zu werden. Das konnte kein Dauerzustand sein.
Lenovo ThinkPad X1 (2011)
So wurde das originale ThinkPad X1 geboren, das erste Flaggschiff-ThinkPad nach dem Thinkpad X300. Das X1 erschien im Jahr 2011 und es sollte sowohl als eine Art geistiger Nachfolger des X300 dienen als auch als eine Reaktion auf die "Consumisierung" darstellen. Hinter "Consumisierung" versteht man die Übertragung von Technologien und Designs aus dem Privatkundensektor in den Firmenbereich, weil die Nutzer auch in Firmen die selbe Hardware wie zu Hause haben möchten und somit ihr privates Gerät verstärkt auch geschäftlich nutzen wollen (ein Phänomen, das man als "Bring Your Own Device", kurz "BYOD", bezeichnet). Nicht mehr die IT-Abteilungen sollten in Zukunft die Entscheidungen für ein ThinkPad treffen, sondern die Nutzer.
Wie das X301 war das X1 das bis dahin dünnste ThinkPad aller Zeiten. Auch hatte es ebenso ein 13,3-Zoll Display. Allerdings hat man auch Lehren aus dem X300 gezogen. So verbaute Lenovo zum Beispiel Standard-Voltage-CPUs mit einer TDP von 35 Watt, weil die schwache Ultra-Low-Voltage-CPU ein großer Kritikpunkt beim X300 war. Außerdem senkte man im Vergleich zum X300 massiv die Kosten, indem man als Gehäusematerial Magnesium statt Carbon nutzte – das X300 war aufgrund des exotischen Materials schlicht zu teuer.
In der zweiten Rolle stellte das X1 eine Art Testballon dar, der Designelemente aus dem Privatkundenmarkt in den Business-Sektor brachte: Es besaß ein glänzendes Display, das mit Gorilla Glass geschützt war. Der Akku war fest in das Gehäuse integriert und hatte erstmals eine Schnelllade-Funktion. Der wohl wichtigste Punkt war allerdings die Tastatur: Lenovo nutzte wie schon zuvor bei der günstigen Edge-Serie erstmals bei einem teuren ThinkPad eine Tastatur im Chiclet-Design, und beim X1 war diese Tastatur erstmals beleuchtet.
Letztlich war diese Vermischung von Business- und Consumer-Notebook kein Erfolg. Das Gerät war immer noch sehr dick und schwer und konnte in dieser Hinsicht nicht mit dem inzwischen immens populären Apple Macbook Air und den im Jahr 2011 erstmals erschienenen Ultrabooks mithalten. Das 13,3-Zoll-Display war in einen ziemlich großen Displayrahmen eingebettet und zudem qualitativ enttäuschend, wie man auch in unserem Test nachlesen kann. Zudem war der Akku ziemlich klein und die Akkulaufzeit dank des nicht stromsparenden Prozessors nicht gut.
Ein Aspekt des X1 wurde allerdings als Erfolg angesehen: Die neue ThinkPad-Tastatur im Chiclet-Design, die von Lenovo als "Precision-Tastatur" vermarktet wird. Schon mit der nächsten Generation wurden alle ThinkPads auf die neuen Tastaturen umgestellt, zum Beispiel das X230, das T430 und das W530. Für viele ThinkPad-Fans bis heute ein Fehler, denn Lenovo änderte nicht nur das Tastendesign, sondern auch das Layout. Dieses entsprach nun nicht mehr in etwa einer Desktop-Tastatur, aus einer 7-Reihen- wurde eine 6-Reihen-Tastatur.
Lenovo ThinkPad X1 Carbon (2012)
Trotz des Misserfolgs des ThinkPad X1 gab Lenovo die Ambitionen im High-End-Bereich nicht auf. Ein Jahr nach dem ThinkPad X1 kam das originale X1 Carbon auf den Markt.
Beim direkten Nachfolger des X1 reagierte Lenovo mit den nötigen Anpassungen auf das Kundenfeedback: Das glänzende 13,3-Zoll-Display wurde durch ein mattes 14-Zoll-Panel mit dünneren Displayrändern ersetzt. Statt 35-Watt-CPUs nutzte man nun 17-Watt-ULV-CPUs, diese CPU-Klasse war seit dem X300 viel leistungsstärker geworden. Zusätzlich verbaute man auch einen größeren Akku und konstruierte dabei ein wesentlich dünneres Gehäuse. Da man mittlerweile anscheinend die Kosten in den Griff bekommen hatte, war das Display-Cover des X1 Carbon nun wieder aus Carbon gefertigt, was das Gerät deutlich leichter machte – und ihm seinen Namen verlieh.
Perfekt war das X1 Carbon nicht. Beispielsweise basierte das HD+-Display (1.600 x 900) immer noch auf TN-Technologie und hatte zudem einige Probleme mit dem Screen-Door-Effekt – das Pixelraster war zu ausgeprägt und störend. Auch war die Akkulaufzeit noch weit von dem guten Level entfernt, das heutige Ultrabooks bieten.
Doch das X1 Carbon wurde trotz dieser Negativpunkte ein erfolgreiches Modell. Es war das erste echte ThinkPad-Ultrabook und sollte ein Vorbild für die zukünftigen ThinkPads werden. Bis heute gibt es die X1-Carbon-Serie mit dem aktuellen Modell X1 Carbon 2017, dem bisher am besten bewerteten Modell der Serie.
Die Sünden der Modernisierung: ClickPad und Adaptive Keyboard
Lenovo machte nicht Halt bei der Tastatur. Womöglich dachte man sich, dass eine weitere Modernisierung des Designs ein sicherer Erfolg sein könnte, wenn schon die Tastatur ein Erfolg war. Was auch immer sich das Lenovo-Management dachte: Die Entscheidungen, die man traf, waren ohne Zweifel am Ende desaströs für Lenovo.
Lenovo ThinkPad T431s
Im Jahr 2013 nahm Lenovo eine Generalüberholung des ThinkPad-Designs vor. Der erste Vertreter dieses neuen Designs war das ThinkPad T431s.
Das T431s ähnelt insofern dem ThinkPad T400s, als dass es genau wie dieses ein neues Design für die Mainstream-ThinkPads mitbrachte. Einige der Änderungen waren vergleichsweise trivial, zum Beispiel hat man das ThinkPad-Logo auf dem Displaydeckel um 180 Grad gedreht. Auch die Änderung der Gehäusefarbe von Tiefschwarz zu Dunkelgrau mag für einige ThinkPad-Fans ein Sakrileg gewesen sein, doch ein wirkliches Problem war das nicht. In anderen Dingen ähnelten das T431s und seine Nachfolger wie das T440s dem X1 Carbon, zum Beispiel änderte man das Scharnier-Design zu dem Drop-Down-Design, das heute fast alle Notebooks nutzen – die Scharniere sind am Display befestigt und nicht an der Basiseinheit und klappen hinter das Display. Interne Akkus wurden genauso Mainstream wie dünnere Gehäuse.
Allerdings gab es eine Änderung, die sofort zu Kontroversen führte: Die TrackPoint-Tasten oberhalb des Touchpads wurden schlicht und einfach gestrichen. Stattdessen setzte man nun auf ein riesiges Clickpad, das in seiner Gesamtheit nach unten gedrückt werden konnte und das somit auch die TrackPoint-Tasten ersetzte. Auf dem Papier vielleicht eine nette Idee, um die Touchpad-Oberfläche zu maximieren. In der Praxis funktionierte das aber überhaupt nicht. Die Clickpad-Mechanik war schlicht und ergreifend furchtbar und die integrierten Tasten kaum akkurat nutzbar.
Lenovo nutzte dieses Design bei allen ThinkPads der Modelljahre 2013 und 2014, Beispiele sind das T440, das X240 oder das L540. In dieser Zeit wurde Lenovo anscheinend massiv mit Beschwerden überschwemmt, oder die Verkäufe sind eingebrochen. Auf jeden Fall wurde das Design mit der nächsten Generation geändert und die TrackPoint-Tasten oberhalb des Touchpads erlebten eine Wiedergeburt.
Lenovo ThinkPad X1 Carbon Gen 2 (2014)
Ein schlimmeres Schicksal als das T431s und die anderen Modelle der 2013/2014-Generation traf das zweite X1 Carbon. Dieses wurde Anfang 2014 angekündigt und sollte auf dem Erfolg des ersten Modells aufbauen: Neben dem TN-Display war nun zusätzlich ein IPS-Bildschirm mit QHD-Auflösung (2.560 x 1.440) im Angebot. Die neuen Haswell-CPUs erwiesen sich als noch wesentlich stromsparender als die Prozessoren der älteren Ivy-Bridge-Generation, was sich positiv auf die Akkulaufzeit auswirkte. Und dank dem neuen M.2-Format musste man nun keine proprietäre SSD mehr nutzen.
Das Problem dieses Modells: Lenovo versuchte abermals ein Experiment mit den Eingabegeräten. So brachte das zweite X1 Carbon nicht nur das schon beschriebene problematische Clickpad mit, sondern auch eine LCD-Touch-Leiste oberhalb der Tastatur, genannt "Adaptive Keyboard", da man zwischen verschiedenen Funktions-Modi wählen konnte. Genau wie Apple bei den neueren MacBook-Pro-Modellen fügte man diese Leiste aber nicht als einen Zusatz zur Tastatur hinzu, stattdessen ersetzte sie einfach komplett die sechste Tastenreihe mit den F-Tasten, sodass das X1 Carbon Gen 2 eine 5-Reihen-Tastatur hatte.
Dieses Feature funktionierte weder als Ersatz für die F-Tasten besonders gut, noch wurde es von den Kunden angenommen. Zusammen mit dem tastenlosen Clickpad hatten die Eingabegeräte des X1 Carbon Gen 2 nur noch wenig mit einem klassischen ThinkPad zu tun. Folgerichtig wurde auch das "Adaptive Keyboard" mit der folgenden Generation in Gestalt des X1 Carbon Gen 3 wieder eingestampft.
ThinkPad P-Serie und X1 Yoga: Neuer High-End-Fokus
Seit Apple im Jahr 2010 das iPad auf den Markt brachte, hat sich der PC-Markt mal wieder drastisch verändert. Bei dieser Änderung bewegte er sich in die entgegensetzte Richtung wie beim Wandel Ende der 90er: Damals entwickelten sich Notebooks zu einem Massenmarkt mit hohem Wachstum und einem Fokus auf günstige Geräte und Privatkunden. In den letzten Jahren schrumpfte der gesamte PC-Markt dagegen wieder und mit ihm auch der Absatz von Notebooks. Das Segment mit den stärksten Einbußen sind Privatkunden-Notebooks. Viele Menschen behalten ihre alten PCs und Notebooks immer länger und geben ihr Geld lieber für Smartphones und Tablets aus.
Für die Hersteller sind das einerseits schlechte Nachrichten, weil der Absatz schrumpft und der PC-Markt nun schon oft totgesagt wurde. Andererseits verschiebt sich aber auch der Fokus bei den Notebooks: Statt günstiger Massenware sind nun Premium-Notebooks, mobile Workstations, Business-Notebooks und Convertibles zusammen mit Gaming-Laptops die hauptsächlichen Wachstumstreiber. Für die Marke ThinkPad ist das vermutlich eine eher positive Entwicklung, die man auch an den neueren Modellen beobachten kann.
Lenovo ThinkPad P-Serie
Im Jahr 2015 kündigte Lenovo einen neuen Vorstoß im Workstation-Sektor an. Die alte W-Serie wurde durch die P-Serie abgelöst, deren neuer Serienname sich an den Desktop-Workstations der ThinkStation-P-Serie orientiert.
Das Besondere an der P-Serie: Erstmals seit dem ThinkPad W700 und der alten ThinkPad-A-Serie der späten IBM-Zeit (lesen sie dazu Teil 2 unserer Serie) bildete die P-Serie wieder eine eigenständige Workstation-Serie. Die W-Serie war zwar dem Namen nach eigenständig, aber vom Gehäuse her absolut identisch zur 15-Zoll-T-Serie (mit der erwähnten Ausnahme des W700 und W701). Workstations haben aber eine andere Nutzerbasis als Office-Notebooks und diese Nutzer haben andere Ansprüche an das Design und die Funktionen eines Notebooks. Zudem wurde die normale T-Serie und somit auch die W-Serie im Laufe der Zeit immer günstiger konstruiert, weshalb W540 und W541, die letzten Modelle der W-Serie, in unseren Tests auch so schlecht abschnitten.
P50 und P70, die ersten beiden Modelle der P-Serie, schnitten dagegen deutlich besser ab, weil sie eigenständige Designs waren. Features wie dedizierte Touchpad-Tasten und mehr Status-LEDs wurden wieder eingeführt und das Kühlsystem dank Dual-Fan-Kühlung drastisch verbessert. Beim W541 kritisierten wir noch die Verarbeitung, die P-Serie hat schwerere, aber auch stabilere Gehäuse. Zudem fehlte nach dem W701, das 2011 eingestellt wurde, jahrelang ein 17-Zoll Modell, um konkurrenzfähig mit Dell und HP zu sein. Erst mit der P-Serie wird das wieder angeboten. Aktuell ist die zweite Generation der P-Serie mit dem P51 und dem P71 auf dem Markt.
Lenovo ThinkPad X1 Yoga
Für die Marke ThinkPad ist es wichtig, innovativ zu sein, immerhin war das einer der Hauptgründe für den Aufstieg. Vom ersten ThinkPad 700C mit seinem (für damalige Verhältnisse) beeindruckenden Farbdisplay über das ThinkPad 701C mit der "Butterfly"-Tastatur bis zu den Convertibles der X-Serie wie dem X41 Tablet - all diese Modelle waren Innovationsträger. Und das ThinkPad X1 Yoga, das 2016 erstmals erschien, vereint in gewisser Weise alle drei in sich.
Da wäre zunächst einmal das Display: War es beim ThinkPad 700C eine Innovation, überhaupt ein so großes Farbdisplay zu haben, sind die Ansprüche heute selbstverständlich andere. Hochwertige, blickwinkelstabile IPS-Bildschirme sind mittlerweile Standard bei hochpreisigen Notebooks. Das X1 Yoga sticht daher mit einem OLED-Display aus dem Feld heraus, das einen besonders hohen Kontrast bietet und ein großes Farbspektrum abdeckt (Notebookcheck hat OLED- und IPS-Displays im X1 Yoga schon im letzten Jahr verglichen). Damit ist es das erste ThinkPad und 14-Zoll-Notebook überhaupt mit dieser Technologie, die im Notebooksektor immer noch sehr selten und teuer ist.
Die Verwandtschaft zum 701C "Butterfly" ist nicht auf den ersten Blick offensichtlich, auf den zweiten aber schon: Die Tastatur wird beim neuesten Modell beim Umklappen in den Tablet-Modus (das X1 Yoga ist genau wie das Thinkpad X41 Tablet ein Convertible) in die Basis eingezogen, damit man das Gerät komfortabel als Tablet nutzen kann. Klappt man das Notebook zu, verschwinden die Tasten ebenfalls in der Basiseinheit, sodass sie nicht den Bildschirm berühren.
Natürlich ist das X1 Yoga neben den Modellen der P-Serie eines der teuersten Geräte im ThinkPad-Lineup. Aber es stellt eben auch ein schönes Beispiel dafür dar, dass sich Lenovo scheinbar wieder etwas mehr "High-End" traut als noch vor ein paar Jahren.
Fazit und Ausblick
Nachdem Lenovo in den ersten Jahren bis 2010 durchaus einen guten Job mit den ThinkPads gemacht hat, wurde das Ganze durch die damalige Wirtschaftskrise durcheinandergebracht. Für die Marke ThinkPad bedeutete das einige der schlechtesten Jahre überhaupt. Die Nutzung des Markennamens für Billignotebooks hat ihr genau wie Design-Experimente wie das Clickpad der T440s-Generation oder das "Adaptive Keyboard" des X1 Carbon Gen 2 Schaden zugefügt. Mit Sicherheit gibt es genug Fans, die sich in dieser Zeit von den ThinkPads abgewandt haben, was für das Prestige der Marke sicher kein gutes Zeichen ist.
Lenovo hat erst vor kurzem das neue ThinkPad 25 auf der Basis des T470 auf den Markt gebracht, ein Projekt, das durch Fan-Feedback beeinflusst wurde. Aus der Sicht von Notebookcheck ist das Ergebnis insgesamt eher enttäuschend, auch wenn die zumindest temporäre Rückkehr der klassischen 7-Reihen Tastatur sicherlich einige Fans erfreuen wird.
Trotz dieser neuen Enttäuschung scheint es mit der Marke ThinkPad langsam wieder bergauf zu gehen, seitdem Lenovo die Design-Experimente von 2013 auf Druck der Nutzer rückgängig gemacht hat. Diese Entwicklung wird auch durch neuere Modelle wie das T470 und das X1 Carbon Gen 5 veranschaulicht, die beide Spitzenergebnisse in unserer Wertung erreicht haben. Daher sind wir für die Zukunft vorsichtig optimistisch, dass die Marke ThinkPad auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch viele interessante Laptops hervorbringt und erfolgreich sein wird.
Insofern: Alles Gute zum 25. Geburtstag, ThinkPad!
Den ersten Teil unseres Rückblicks zu den frühen IBM-Jahren bis 2000 finden sie hier.
Den zweiten Teil unseres Rückblicks zu den Jahren 2000 bis 2010 und zur Lenovo-Übernahme finden sie hier.