Ryzen ist großartig, aber warum sind die meisten AMD-Notebooks so unfassbar schlecht?
Für den originalen Englischen Artikel, siehe hier.
Dass AMD sich auf beeindruckende Art und Weise zurückgemeldet hat, dürfte mittlerweile den meisten bekannt sein. Der Chip-Entwickler mit Sitz in Sunnyvale hat zum ersten Mal nach fast 6 Jahren wieder einen kleinen 25 Millionen US-Dollar Gewinn vermelden können. Und das so gut wie ausschließlich wegen Ryzen. Die Fachpresse hat sich in den vergangenen Monaten bei den Berichten zu AMDs Ryzen-Prozessoren geradezu mit Superlativen überschlagen und die Lorbeeren waren durchaus gerechtfertigt. Wenngleich der Release etwas holprig war und die ersten Spiele-Benchmarks vergleichsweise schlecht ausfielen, hat sich das Bild sehr schnell zum positiven gekehrt. Der aktuelle Stand ist, dass Ryzen 3 einem Core i3 gegenüber zu bevorzugen ist und Ryzen 5 verglichen mit dem Core i5 die deutlich bessere Wahl bei Rechenaufgaben mit hoher Last, Spielen mit hohen Ansprüchen an die CPU-Leistung und Multi-Threaded Anwendungen ist. Und auch abseits dieser Bereiche bietet die AMD-Plattform Intel dank günstiger Preise gekonnt die Stirn und bleibt konkurrenzfähig. So tut sich Ryzen 7 zwar beispielsweise recht schwer, mit Intels Core i7 - insbesondere dem sehr guten i7-7700K - mitzuhalten, wenn man das reine Preis-Leistungs-Verhältnis betrachtet. Jedoch ausschließlich dann, wenn man lediglich die Spieleleistung betrachtet und Anwendungsbereiche ausschließt, die von den 8 Kernen und 16 Threads des R7 1800X profitieren. Denn eine derartige Parallelität kostet bei Intel gleich mal mehrere hundert Euro Aufpreis. Und dann ist da natürlich auch noch Threadripper, bei dem sich eigentlich fast alle einig sind, dass er gegenüber Intels Core-i9-Serie unbestritten die eindeutig bessere Wahl ist. Selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass aktuelle Intel-CPUs bei den Instruktionen pro Taktzyklus (IPC, instructions per clock cycle) noch immer etwa 10-15 % vor AMDs neuer Architektur liegen, bestehen keine Zweifel mehr daran, dass die Ryzen-Architektur einen fulminanten Start hingelegt hat und gerade dabei ist, sich für AMD zu einem großen Erfolg zu entwickeln. Eigentlich kann es ab hier nur noch aufwärts gehen.
Doch wir sind hier immerhin bei Notebookcheck, daher sei die Frage gestattet, wie es denn im mobilen Sektor so aussieht?
Ryzens mobile Plattform namens Raven Ridge ist für die zweite Jahreshälfte 2017 angekündigt. Mit 4 Kernen, 8 Threads und einer integrierten Vega-GPU sollte es Raven Ridge spielend mit Intels aktuellem Angebot an Kaby-Lake-Prozessoren aufnehmen können. Da es jedoch derzeit auffallend schwer ist, an Informationen zu Raven Ridge oder darauf basierenden Produkten zu gelangen, können wir lediglich AMDs 7. APU-Generation zum Vergleich heranziehen: Bristol Ridge.
Basierend auf der Carrizo-Plattform des Jahres 2016 handelt es sich bei Bristol Ridge lediglich um ein vergleichbar moderates Upgrade, das hauptsächlich höhere Taktraten und die Unterstützung von DDR4 mit sich gebracht hat. Die Hauptvorteile von Bristol Ridge liegen im günstigen Preis, bis zu vier vollwertigen Kernen und einer im Vergleich mit Intels HD Graphics deutlich überlegenen Radeon-basierten integrierten GPU. Zusätzliche Informationen und Details zu Bristol Ridge sowie den darin enthaltenen Verbesserungen und Optimierungen können den folgenden Artikeln entnommen werden:
Zusätzliche Bristol-Ridge-APUs
A9-9420 | A10-9620P | A12-9720P | A12-9800B | |
Frequenz |
3,0 - 3,6 GHz | 2,5 - 3,4 GHz | 2,7 - 3,6 GHz | 2,7 - 3,6 GHz |
Kerne/Threads |
2/2 | 4/4 | 4/4 | 4/4 |
TDP |
10 - 25 W | 15 W | 15W | 15W |
Grafikkarte |
R5 | R5 | R7 | R7 |
Fertigungsverfahren |
28 nm | 28 nm | 28 nm | 28 nm |
Erst kürzlich wurden uns von Computer Upgrade King USA dankenswerterweise sechs unterschiedliche auf Bristol Ridge basierende Notebooks zur Verfügung gestellt. Diese Gelegenheit wollen wir nutzen, um einen Blick auf den Markt der AMD-basierten Notebooks als Ganzes zu werfen und zu untersuchen, welches Marktsegment diese Geräte bedienen und welchen Mehrwert sie Käufern potenziell bieten können. Soviel sei vorab schon mal verraten: Die ernüchternden Antworten auf diese zwei Fragen lauten leider „das unterste“ und „nicht allzu viel“.
Overview of Reviewed Notebooks
Folgende sechs Notebooks mit Bristol-Ridge-APU und Stoney-Ridge-Plattform hatten wir im Test:
- HP Pavilion 17z ak000 (A9-9420, Discrete Radeon 530) (76%)
- HP Pavilion 17z (A12-9720P, Discrete Radeon R7 M340) (76%)
- HP 15 bw075ax (A12-9720P) (71%)
- HP 15 bw077ax (A9-9420) (70%)
- HP Pavilion 15z bw000 (A10-9620P) (72%)
- HP EliteBook 755 G4 (A12-9800B) (85%)
Um eine möglichst weit gefächerte Vergleichbarkeit zu gewährleisten, haben wir folgende mit Intel-CPUs ausgestattete günstige Budget-Notebooks ausgewählt:
- Inspiron 15 5000 5567-1753 (81%)
- Pavilion x2 12-b000ng (81%)
- Latitude 3180 (80%)
- TravelMate P249-M-3895 (80%)
- VivoBook Flip TP301UA-DW006T (78%)
- Latitude 14 3470 (77%)
- Inspiron 11 3162 (80%)
- Zenbook UX302LA-C4003H (82%)
Wie sich im Laufe der Tests herauskristallisiert hat, waren die CPUs sämtlich vergleichsweise lahm, jedoch war dies nur eines von vielen Problemen mit denen unsere Probanden zu kämpfen hatten. So war beispielsweise fast jedes Testgerät mit einem armseligen TN-Panel mit niedriger Auflösung ausgestattet, wies einen sehr hohen Energiebedarf auf, war billig zusammengeschustert und hatte insgesamt eher lahme Komponenten verbaut. Die Verwendung von langsamem Arbeits- und Massenspeicher hat die AMD-APUs nicht nur spürbar ausgebremst, sondern insgesamt auch zu ziemlich frustrierenden und unerfreulichen Praxiserfahrungen geführt.
HP Pavilion 17z ak000 (A9-9240, dedizierte Radeon 530)
Auf der einen Seite verfügt das HP Pavilion 17z über einige positive Eigenschaften, wie beispielsweise einen austauschbaren Akku, gute Lautsprecher oder ein optisches Laufwerk. Die Performance war jedoch unter aller Kanone. Obwohl die CPU ihren vollen Turbo von 3,6 GHz auszureizen vermag, war die erbrachte Rechenleistung nicht selten noch unter Core-i3-Niveau. Im Single-Threaded CineBench-Test lag die CPU gleichauf mit einem i3-7100U, im Multi-Threaded Test war sie hingegen um rund 20 % langsamer als ein i3-4010U. Die Radeon 530 erreichte in manchen Tests das Niveau einer GeForce 920MX und war um etwa 27 % schneller als eine Intel HD Graphics 620. Sie wurde jedoch von der fast schon lethargisch agierenden CPU massiv ausgebremst und war somit nicht in der Lage, ihre Leistungsfähigkeit zu entfalten.
HP Pavilion 17z (A12-9720P, Radeon R7 M340)
Dieses Modell des Pavilion 17z ist ausgestattet mit der schnelleren A12-APU. Außerdem sind hier interessanterweise zwei GPUs verbaut, denn neben der dedizierten Radeon R7 M340 ist auch die integrierte Grafikeinheit der APU aktiviert. Doch auch hier passte die Kombination aus CPU und GPU nur unzureichend zusammen, denn obgleich es sich beim A12 um die stärkste verfügbare AMD-APU handelt, war die erbrachte Leistung miserabel. In CineBench Multi-Core lag der A12 gleichauf mit Intels 4,5 W Core i5-7Y54, im Single-Core war er immerhin marginal schneller als ein Core i3-4010U. Mit einer Einordnung zwischen GeForce 940MX und GTX 950 lag die Leistung der Radeon R7 M340 zwar auf akzeptablem Niveau, jedoch lief auch diese GPU aufgrund der schnarchlahmen CPU nur mit angezogener Handbremse.
Davon abgesehen war die Qualität des Notebooks insgesamt sehr schlecht. Neben einem ausgeprägten Backlight-Bleeding und einem nicht sonderlich steifen und stabilen Gehäuse waren die regelmäßigen Abstürze das größte Problem: Bei rund einem Drittel der von uns durchgeführten Tests verabschiedete sich das Notebook auf die eine oder andere Art und Weise.
HP 15-bw075ax (A12-9720P)
Im HP 15 kombiniert der Hersteller AMDs neueste und schnellste mobile Quad-Core-APU, den A12-9720P, mit der integrierten R7-GPU. Die CPU-Leistung liegt zumeist knapp unterhalb eines Core i5-4200U oder i3-7100U, die GPU ist vergleichbar mit Intels Iris 540.
Wenngleich wir beeindruckt waren von den guten Lautsprechern, der Thermik und der vergleichsweise guten Spieleleistung, wurde der Gesamteindruck durch eine miserable Tastatur, einen miesen Bildschirm und eine unterdurchschnittliche Verarbeitungsqualität wieder ruiniert. Nicht unerwähnt bleiben dürfen auch die häufigen Abstürze, die uns während der Tests in den Wahnsinn getrieben haben.
HP 15-bw077ax (A9-9420)
In diesem Modell des HP 15 steckt AMDs A9-9420 Dual-Core APU mit einer TDP von 15 W und einer Taktfrequenz von 3,0-3,6 GHz, gepaart mit einer integrierten R5-GPU. Aufgrund der Tatsache, dass es sich hier lediglich um einen Dual-Core-Prozessor handelt, landete der A9 im CineBench Multi-Core-Test auf dem letzten Platz. Selbst Intels Pentium N3540 war noch um 16 % schneller. Dank des hohen Turbo-Boosts von 3,6 GHz waren die Single-Core-Ergebnisse brauchbarer; hier lag der A9 zwar noch rund 17 % hinter Intels i3-7100U, aber immerhin vor dem Pentium N3540.
Leider gilt jedoch auch bei diesem Notebook: Der Gesamteindruck wurde nicht nur durch die langsame (und noch dazu von Throttling geplagte) CPU getrübt, sondern zusätzlich auch noch durch die lahme Festplatte, die miserable Tastatur und das miese Display ein weiteres Mal vorzüglich ruiniert.
HP Pavilion 15z-bw000 (A10-9620P, HD)
In unserem Pavilion-15z-Testgerät steckt ein A10-9620P 15 W Quad-Core mit 2,5-3,4 GHz Taktfrequenz, gepaart mit der integrierten R5-GPU. Und während es der A10 im Multi-Core-Benchmark durchaus mit Intels i5-4200U Haswell-CPU aufnehmen konnte, hinkte er dieser im Single-Core-Benchmark mit zwischen 20-35 % hinterher.
Weitere Kritikpunkte an dem Gerät waren neben der vergleichsweise schlechten CPU-Performance das billige Plastikgehäuse, das schlechte TN-Display, absolut inakzeptables PWM-Flimmern bereits ab 99 % Helligkeit und eine zu kurze Akkulaufzeit.
HP EliteBook 755 G4 (AMD PRO A12-9800B)
Der einzige Lichtblick im Testfeld war das erstaunlich solide EliteBook 755 G4. Wenn auch der A12-9800P Dual-Core bedeutend langsamer war als ein i5-7200U, konnte die integrierte R7-GPU es in so manchem Test mit Intels HD Graphics 620 aufnehmen (z.B. Firestrike, jedoch nicht Cloud Gate).
Uns gefiel das solide verarbeitete und robuste Gehäuse genauso gut wie die verbaute SSD und das LTE-Modem. Im Vergleich mit den restlichen AMD-Notebook war dies eine durchaus willkommene Überraschung. Leider verfügte auch das EliteBook über ein schlechtes TN-Panel, eine vergleichsweise schwache CPU-Leistung sowie eine recht kurze Akkulaufzeit.
Trotz dieser Schwächen zeigt das EliteBook 755 G4, dass ein auf AMDs Bristol Ridge basierendes Notebook trotz des APU-inhärenten Performancenachteils durchaus konkurrenzfähig sein kann. Allerdings ist hierfür zumindest ein minimaler Aufwand und Wille seitens des Herstellers bei der Entwicklung und Zusammenstellung des Notebooks notwendig.
CPU-Benchmarks
Die Grafiken unten zeigen die Leistungswerte unserer CineBench 11, 15 und PCMark 8 CPU-Benchmarks. Die 6 AMD-basierten haben wir den 7 Intel-basierten Notebooks gegenübergestellt. Man erkennt hier sehr schnell, dass die obere Hälfte von Intels CPUs bevölkert wird, während sich AMDs APUs in der unteren Hälfte tummeln. Und leider ist es noch immer so, dass AMDs aktuelle mobile Plattform selbst von Intels günstigen Einsteiger-CPUs von vor 2-3 Jahren geschlagen wird.
Cinebench R11.5 | |
CPU Single 64Bit | |
Dell Inspiron 15 5000 5567-1753 | |
Dell Latitude 14 3470 | |
HP Pavilion x2 12-b000ng | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
HP 15-bw077ax | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
HP 15-bw075ax | |
HP EliteBook 755 G4 | |
HP Pavilion 15z-bw000 | |
CPU Multi 64Bit | |
Dell Inspiron 15 5000 5567-1753 | |
Dell Latitude 14 3470 | |
HP EliteBook 755 G4 | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
HP Pavilion 15z-bw000 | |
HP 15-bw075ax | |
Asus Zenbook UX302LA-C4003H | |
HP Pavilion x2 12-b000ng | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
HP 15-bw077ax |
PCMark 8 | |
Work Score Accelerated v2 | |
Dell Inspiron 15 5000 5567-1753 | |
Asus VivoBook Flip TP301UA-DW006T | |
Dell Latitude 14 3470 | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
HP Pavilion x2 12-b000ng | |
HP EliteBook 755 G4 | |
HP Pavilion 15z-bw000 | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
HP 15-bw077ax | |
HP 15-bw075ax | |
Dell Inspiron 11 3162 | |
Creative Score Accelerated v2 | |
Dell Inspiron 15 5000 5567-1753 | |
HP EliteBook 755 G4 | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
HP Pavilion x2 12-b000ng | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
HP 15-bw075ax | |
HP Pavilion 15z-bw000 | |
HP 15-bw077ax | |
Dell Inspiron 11 3162 | |
Home Score Accelerated v2 | |
Dell Inspiron 15 5000 5567-1753 | |
Acer TravelMate P249-M-3895 | |
Dell Latitude 14 3470 | |
Asus VivoBook Flip TP301UA-DW006T | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
HP Pavilion x2 12-b000ng | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
HP 15-bw075ax | |
HP Pavilion 15z-bw000 | |
Dell Latitude 3180 | |
HP 15-bw077ax | |
Dell Inspiron 11 3162 | |
HP EliteBook 755 G4 |
GPU-Benchmarks
Es hat durchaus einen Hauch von Ironie, dass das schnellste Notebook der Vergleichsgruppe mit AMDs Radeon R7 M445 und Intels Core i7-7500U ausgestattet ist. Wie wir schon weiter oben angemerkt haben, ist die Leistungsfähigkeit von AMDs GPUs durchaus mehr als konkurrenzfähig, sie werden jedoch von den in der Regel sehr gemächlich agierenden CPUs unserer Testgeräte ausgebremst.
3DMark | |
1280x720 Cloud Gate Standard Score | |
Dell Inspiron 15 5000 5567-1753 | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
Asus Zenbook UX302LA-C4003H | |
HP Pavilion 15z-bw000 | |
HP Pavilion x2 12-b000ng | |
Dell Latitude 14 3470 | |
Asus VivoBook Flip TP301UA-DW006T | |
HP EliteBook 755 G4 | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
HP 15-bw075ax | |
HP 15-bw077ax | |
Dell Inspiron 11 3162 | |
1280x720 Cloud Gate Standard Graphics | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
Dell Inspiron 15 5000 5567-1753 | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
HP Pavilion x2 12-b000ng | |
Asus Zenbook UX302LA-C4003H | |
HP Pavilion 15z-bw000 | |
HP EliteBook 755 G4 | |
Dell Latitude 14 3470 | |
Asus VivoBook Flip TP301UA-DW006T | |
HP 15-bw077ax | |
HP 15-bw075ax | |
Dell Inspiron 11 3162 | |
1280x720 Cloud Gate Standard Physics | |
Dell Inspiron 15 5000 5567-1753 | |
Dell Latitude 14 3470 | |
Asus VivoBook Flip TP301UA-DW006T | |
HP 15-bw075ax | |
Asus Zenbook UX302LA-C4003H | |
HP Pavilion 15z-bw000 | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
HP Pavilion x2 12-b000ng | |
HP EliteBook 755 G4 | |
HP Pavilion 17z 1EX13AV | |
HP 15-bw077ax | |
Dell Inspiron 11 3162 |
Fazit
Selbst wenn man die Qualität der restlichen Komponenten außen vorlässt, ist das aktuelle Angebot an AMD-Notebooks wahrlich beschämend. Zugegeben, diese Geräte treten in einem Preisbereich an, der üblicherweise Intels N-Serie oder bestenfalls günstigen Core-i3-Notebooks vorbehalten ist, können jedoch selbst mit dieser schwachbrünstigen Konkurrenz nicht wirklich mithalten. Lediglich die potenzielle Leistungsfähigkeit der integrierten GPUs verdient Lob, da sie es im Allgemeinen durchaus mit der teuersten integrierten Grafiklösung aus dem Hause Intel, der Iris Pro, aufnehmen kann. In der Praxis wird dieser Vorsprung jedoch durch die lahmen Excavator-Kerne der Bristol-Ridge-APUs zunichtegemacht.
Und dann ist da eben doch noch die gerade noch außer Acht gelassene Qualität der restlichen Komponenten. Viele der von uns getesteten Modelle hatten sehr deutliche Qualitätsprobleme vorzuweisen. Im Extremfall haben diese sogar dazu geführt, dass wir unsere Tests nicht durchführen konnten. Und selbst im besten Fall haben sie sich sehr negativ auf den Gesamteindruck und die tagtägliche Erfahrung in der Praxis ausgewirkt. Schaut man sich die Testergebnisse an, ist die Frage durchaus berechtigt, warum man sich als Käufer eines dieser Laptops gegenüber einem gleich teuren Intel-Notebook antun sollte.
In 28 nm gefertigt kann Bristol Ridge schlichtweg nicht mit Intels aktueller 14-nm-Fertigung mithalten, weder bei der Performance noch beim Energiebedarf. AMDs mobile Ryzen-Plattform kann in der aktuellen Situation nicht schnell genug kommen. Sie wird jedoch einen sehr kräftigen Gegenwind zu spüren bekommen und gegen das eigene Image ankämpfen müssen, das sich in der Vergangenheit bei den meisten Käufern durch den schlechten bis sehr schlechten Eindruck bisheriger AMD-Notebooks (zurecht) manifestiert hat. AMD braucht in diesem Markt ein attraktives hoch performantes und konkurrenzfähiges Produkt und das besser gestern als heute. Schenkt man AMDs Marketing-Folien Glauben, wird Raven Ridge genau das sein. Nur könnte es womöglich zu spät sein, wenn man sich in Sunnyvale nicht beeilt.
Denn Intels 8. Generation namens „Coffee Lake“ verspricht echte 4 Kerne mit 8 Threads in der 15-W-Klasse und das womöglich bereits in den kommenden Monaten. Außerdem sind auch 6-Kern 12-Thread 45-W-CPUs im Anmarsch – kann Raven Ridge da überhaupt noch mithalten?
Auf dem Desktop hat AMD mit Ryzen einen grandiosen Start hingelegt und die Karten neu gemischt. Es wäre jedoch vermessen zu missachten, dass Analysten dem Notebook-Markt die deutlich größeren Wachstumschancen vorhersagen. Fatalerweise ist genau dies der Bereich, in dem Intels Vorsprung noch viel ausgeprägter ist als auf dem Desktop. Die Zeit ist jedoch nur einer der Aspekte, gegen die AMD anzukämpfen hat. Ein gänzlich anderer sind die Notebook-Hersteller, die es davon zu überzeugen gilt, dass AMD-Notebooks eben nicht nur das Billigste vom Billigen sein müssen, sondern AMD-Produkte zur Abwechslung vielleicht auch mal auch in Gaming-Notebooks oder hochklassigen Luxus-Geräten verbaut werden könnten.
Wenn jetzt keine weiteren Probleme auftreten, müssten die ersten Ryzen-Notebooks noch dieses Jahr erscheinen. Wir freuen uns schon jetzt auf die Gelegenheit, sie einem ausführlichen Test unterziehen zu können.