Leitfaden: Notebooks auf Mängel prüfen
Für den originalen englischen Artikel, siehe hier.
Es gibt nichts Schlimmeres als ein Notebook, das bereits beim Auspacken Mängel aufweist. Außer vielleicht zu glauben, dass alles in Ordnung sei und die Mängel erst zu entdecken, wenn die Widerrufsfrist bereits abgelaufen und eine Rückgabe somit unmöglich ist.
Dieser Leitfaden führt Schritt für Schritt durch eine Liste an Kriterien, die an einem neu gekauften Notebook abgeklappert werden sollten, um Mängel aufzuspüren. Falls Mängel zu Tage treten, empfehlen wir, das Notebook zurückzugeben und gegen ein fehlerfreies umzutauschen. Sollte die gesamte Serie betroffen sein, ist es unter Umständen sinnvoll, sich über ein Alternativmodell Gedanken zu machen. Im Zuge dieses Leitfadens untersuchen wir Bildschirm, Gehäuse, Tastatur, Touchpad und die verbaute Hardware.
Fangen wir mit dem Kontaktpunkt eines Notebooks an, den man zuallererst sieht und mit dem man am häufigsten interagiert: dem Bildschirm.
Bildschirm
Hier gibt es mehr potenzielle Mängel und Schwachstellen, als man gemeinhin zunächst annimmt. In diesem Abschnitt untersuchen wir unseren Patienten auf tote oder hängende Pixel, Backlight Bleeding und unausgewogene Helligkeitsverteilung. Dazu benötigen wir die drei unten verlinkten Bilder.
Zunächst öffnen wir das schwarze Bild in einem beliebigen Bildbetrachter, aktivieren die Vollbilddarstellung und drehen die Helligkeit des Bildschirms auf Maximum. Anschließend wird der gesamte Bildschirm sorgfältig nach Pixeln abgesucht, die nicht schwarz sind, sondern entweder rot, grün oder blau. Dabei gilt es zu bedenken, dass die Suche nach toten Pixeln in Zeiten hochauflösender QHD- oder UHD-Bildschirme sehr viel mehr Zeit in Anspruch nimmt als bei den früher üblichen 640 x 480 Bildschirmen. Ist nichts zu erkennen, wird das Ganze mit dem weißen Bild wiederholt. Hier gilt es sicherzustellen, dass keine Pixel unbeleuchtet bleiben. Falls auch hier nichts zu sehen ist: Glückwunsch! Der Bildschirm ist frei von toten oder hängenden Pixeln.
Zur Untersuchung auf Backlight Bleeding benötigen wir einen dunklen Raum ohne externe Lichtquellen, zum Beispiel ein Badezimmer ohne Fenster. Alternativ einfach abwarten, bis es dunkel wird. Wir benötigen erneut das schwarze Bild im Vollbildmodus bei maximaler Bildschirmhelligkeit. Die meisten IPS-Panel haben ein geringfügiges der Technologie inhärentes Backlight Bleeding. Falls der Effekt jedoch zu ausgeprägt oder gar störend ist, wäre ein Umtausch unter Umständen angebracht. Das Problem ist in dunklen Umgebungen bei dunklen Bildschirmhintergründen jedoch am stärksten ausgeprägt. Dies sollte bei einer eventuellen Rückgabe bedacht werden, denn bei normaler Umgebung ist er in den meisten Fällen gar nicht wahrnehmbar.
Panel, die weder auf IPS- noch auf VA-Technologie basieren, zum Beispiel OLED-Panels, sollten so gut wie kein oder gar kein Backlight Bleeding aufweisen.
Zur Bewertung der Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung benötigen wir wieder das weiße Hintergrundbild im Vollbildmodus bei maximaler Helligkeit. Hier gilt es jetzt zu untersuchen, ob einzelne Bereiche des Bildschirms ungleichmäßig oder schattig wirken. Dabei kann es sehr hilfreich sein, sich ein wenig vor dem Bildschirm hin- und her zu bewegen, um ihn aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Zum Schluss wiederholen wir diesen Test noch mit dem blauen Hintergrundbild – blaue Farbe kann unter Umständen Hotspots oder Probleme mit der Hintergrundbeleuchtung besser sichtbar machen.
Gehäuse
Wenngleich Kratzer oder Dellen keinerlei Auswirkungen auf die Funktionalität oder gar Leistungsfähigkeit eines Notebooks haben, sind sie bei Neugeräten unnötig und unschön. Außerdem wird dadurch der Wiederverkaufswert eines Notebooks drastisch geschmälert. Es gilt hier also, sorgfältig das gesamte Gehäuse von allen Seiten, geöffnet und geschlossen, auf eventuelle Mängel wie Kratzer, Abnutzungen, Dellen oder Beulen zu untersuchen.
Die Ausrichtung der Anschlüsse sollte ebenfalls untersucht werden. Ein schiefer Anschluss bringt nicht nur Probleme beim Einstecken von Geräten mit sich, sondern birgt auch die Gefahr, dass er unsauberen Kontakt hat oder gar unter Spannung steht. Mit der Zeit kann häufiges An- und Abstecken zu physikalischen Schäden führen – falls signifikanter Versatz zwischen Gehäuse und Anschluss besteht (ab 1 mm), raten wir dazu, das Notebook zurückzugeben.
Tastatur
Die Tastatur ist das am häufigsten genutzte Eingabegerät eines Notebooks. Daher ist es wichtig sicherzugehen, dass sie einwandfrei funktioniert und man mit ihr auch gut zurechtkommt. Wir beginnen damit, jede einzelne Taste mehrfach hintereinander zu betätigen und auf Konsistenz zu überprüfen. Alle Tasten sollten sich vom Tippgefühl her identisch anfühlen und auf keinen Fall nach dem Auslösen hängen bleiben oder beim Tippen unnötig hohen Widerstand leisten. Besonderes Augenmerk sollte den Tasten Enter, Shift und Leertaste gelten, da diese die größten und daher für Probleme empfänglicher sind.
MacBooks, die mit Apples „Butterfly“-Tastatur ausgestattet sind, haben zudem ganz besondere modellspezifische Probleme. Die häufigste Beschwerde sind „klebende“ Tasten, insbesondere wenn das Laptop heiß wird. Wer also ein MacBook (Pro) mit jener neuen Tastatur gekauft hat, ist gut beraten, das Gerät testweise ordentlich aufzuheizen und die Tastatur auch im heißen Zustand ausführlich zu testen.
Falls die Tastatur über eine Hintergrundbeleuchtung verfügt, ist es nun an der Zeit, diese in einem dunklen Raum zu aktivieren und zu untersuchen. Sie sollte möglichst gleichmäßig leuchten und, falls es sich um eine RGB-Beleuchtung handelt, auch alle Farben für jede Taste korrekt darstellen können.
Der letzte Punkt, den wir untersuchen, ist nicht unbedingt ein Defekt, kann jedoch auf lange Sicht zu Problemen führen: Nachgeben der Tastatur bei Druck. Ist dies der Fall, beeinträchtigt dies nicht nur das Tippgefühl, sondern kann auch die internen Bauteile einem unnötigen Risiko aussetzen. Zudem wird dieser Effekt mit der Zeit eher schlimmer als besser. Um dies zu testen, üben wir an verschiedenen Stellen der Tastatur Druck aus und prüfen, wie weit die Tastatur als Ganzes nachgibt. Je dicker das Notebook, desto unkritischer ist minimales Nachgeben. Daher kann man bei günstigen dicken Notebooks durchaus weniger kritisch sein als bei teuren dünnen.
Touchpad
Wer schon mal an einem Touchpad saß, dass irgendwie immer genau das Gegenteil von dem gemacht hat, was man eigentlich wollte, der weiß, wie extrem negativ sich dies subjektiv auswirkt. Die langsam anlaufende Verbreitung von Microsofts Precision Touchpad Treibern wirkt dem zwar ein wenig entgegen, jedoch ist allein das Vorhandensein eines solchen Touchpads gegenüber einem Modell von ELAN oder Synaptics noch lange keine Garantie für einwandfreie und 100-prozentige Funktionalität. Am besten testet man das Touchpad, indem man den Cursor hin- und her bewegt und ganz genau auf Eingabeverzögerung und allgemeines Ansprechverhalten achtet. Auch sollten Rechts- und Links-Klick jedes Mal zuverlässig erkannt werden. Ein sehr häufiges und extrem nerviges Problem ist bei manchen Touchpads das Scrollen. Um dem auf die Schliche zu kommen, empfehlen wir einen beliebigen Webbrowser sowie eine möglichst lange Webseite mit viel Inhalt, um in verschiedenem Tempo hoch- und runterzuscrollen und zu untersuchen, wie zuverlässig das Scrollen funktioniert. Kommt es hier zu ungewollten Sprüngen oder einem Stopp beim Scrollen, deutet dies auf ein mangelhaftes Touchpad hin.
CPU und GPU
Obwohl es extrem unwahrscheinlich ist, dass man eine ab Werk defekte CPU oder GPU hat, ist es trotzdem wichtig, dies zu überprüfen. Probleme mit der CPU sind insgesamt noch seltener als Probleme mit der GPU, viel wahrscheinlicher als defektes Silizium sind jedoch Mängel bei der Kühlung, wie zum Beispiel nicht vollständig plan aufliegende Kühlkörper oder eine unterdimensionierte Kühlung. Glücklicherweise können solche Mängel mit kostenloser Software schnell und zuverlässig aufgespürt werden.
Ein guter Stresstest für die CPU sind Cinebench und TSBench (Bestandteil von Throttlestop). Alle Laptops sollten in der Lage sein, Throttlestop bis 1024M problemlos zu absolvieren, ohne dabei zu überhitzen, selbst wenn der Lüfter dabei auf das Maximum aufdrehen sollte. Ein weiteres und für die CPU noch belastenderes Programm ist LinX, wohingegen Unigine Heaven und Unigine Valley für die Auslastung von CPU und GPU verwendet werden können. Besonders interessant sind Letztere bei Laptops mit gemeinsamer CPU-/GPU-Kühlung.
Wir beginnen mit einem Test der CPU. Mittels Throttlestop können die Temperaturen im Auge behalten werden, während einer der Stresstests ausgeführt wird. Diese Belastung darf auf keinen Fall zum Absturz oder Bluescreen des Systems führen – ist dies der Fall, sollten sämtliche Alarmglocken läuten. Unterschiedlich hohe Temperaturen der einzelnen CPU-Kerne deuten außerdem auf mögliche Probleme bei der Kühlung hin. Mehr als 8 °C Differenz können ihre Ursache in nicht vollständig plan aufliegenden Kühlern oder einer ungleichmäßig verteilten Wärmeleitpaste haben. Unten sind zwei Beispiele zu sehen, einmal beim Ausführen von TSBench und einmal mit LinX. Wie man sehen kann, sind die Temperaturen gleichmäßig und die Taktfrequenz konstant.
Falls das Laptop über eine dedizierte GPU von AMD oder Nvidia, verfügt ist es angebracht, CPU und GPU gleichzeitig zu belasten. Die meisten Laptops verfügen über ein gemeinsames Kühlsystem – entweder, es kommt ein einzelner Kühlkörper für GPU und CPU zum Einsatz, oder zwei oder mehr separate Heatpipes kommen in direkten Kontakt miteinander. Ist dies der Fall (wer sich nicht sicher ist, sollte vorsichtshalber davon ausgehen), empfehlen wir die Ausführung von Unigine Heaven oder Unigine Valley in einer Dauerschleife im Hintergrund, während die CPU belastet wird. Bei einem gemeinsam genutzten Kühlsystem können sowohl CPU als auch GPU einen Teil der Energie an den jeweils anderen Teil der Kühlanlage abgeben. Werden hingegen beide Komponenten gleichzeitig belastet, beeinflusst dies die Kühlleistung beträchtlich.
Konsequenterweise heißt das auch, dass bei Belastung nur einer der beiden Chips das Kühlsystem die andere Komponente deutlich besser kühlen kann. Bei einer getrennten Kühlung hat die Belastung einer Komponente hingegen keinerlei Einfluss auf die andere; diese Art der Kühlung bleibt jedoch in der Regel High-End Gaming-Notebooks vorbehalten. Ein kleiner Hinweis noch: Die gleichzeitige Ausführung von Unigine Heaven oder Valley zusammen mit TSBench oder Cinebench kann dazu führen, dass die Unigine Programme scheinbar Probleme haben, neue Szenen zu laden und so wirken, als seien sie eingefroren. Dies ist jedoch normal, die Szenen laden irgendwann, und die Software läuft dann weiter. Hintergrund ist hier, dass zum Laden der Szenen CPU-Rechenleistung benötigt wird, die jedoch aufgrund der Auslastung der CPU nur äußerst eingeschränkt zur Verfügung steht.
Will man die GPU allein testen, bieten sich eine Reihe von Benchmarks an. Bereits erwähnte Unigine Heaven und Valley und 3DMark Firestrike (die kostenlose Version) sind sehr gute Tests, wobei die zwei Unigine Programme zumindest bei Pascal GPUs falsche Taktfrequenzen ausgeben. Treten bei der Ausführung Grafikfehler auf, ist dies ein eindeutiger Hinweis auf eine fehlerhafte GPU. Auch sollten die Benchmarks stabil durchlaufen und auf keinen Fall mittendrin abstürzen. Ein häufiges Problem ist ein Black-Screen Crash. Dabei wird der Bildschirm komplett schwarz und das Notebook startet in der Regel neu, als ob nichts gewesen sei. Falls nicht direkt die GPU überhitzt (also jenseits der 90 °C war), deutet dies auf eine andere überhitzende Komponente des Grafiksystems, wie z. B. Spannungsregler, Drosselspulen oder die Spannungszufuhr hin.
Falls der Grafiktreiber regelmäßig aus unbekannten Gründen abstürzt, raten wir zu einer Aktualisierung (oder, falls bereits die neueste Version läuft, zu einem Downgrade) des Treibers. Um sicherzugehen, dass sämtliche Treiberreste korrekt entfernt werden, empfehlen wir die Verwendung von DDU (Display Driver Uninstaller) im abgesicherten Modus. Treten die Abstürze des Treibers über mehrere Treiberversionen hinweg auf, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die GPU einen Fehler hat und die Ursache dafür ist.
Der Grund, warum wir gerade diese Software für Tests auserkoren haben, liegt daran, dass sie maximale Belastung verursachen kann, ohne die Systeme zu überlasten oder zu beschädigen. Andere Tests, wie zum Beispiel Linpack für die CPU oder Furmark und MSI Kombustor für die GPU, benötigen so viel Energie und erzeugen so viel Hitze, dass sie unter Umständen zur Überhitzung und zum Absturz führen können. Nicht nur kann diese Überlastung das Motherboard überfordern (besonders häufig bei günstigen Modellen), sie kann auch die Lebensdauer der Komponenten deutlich verkürzen. Zum Vergleich: Ein Notebook mit i7-4800MQ benötigt bei der Ausführung von TSBench durchschnittlich 46 W, bei Linpack hingegen 85 W. Selbst mit Übertaktung und erhöhter Spannung schaffen wir mit TSBench maximal 60 W. Das dem Test zugrundeliegende Motherboard steckte in einem Flaggschiff-Notebook und einem der besten Geräte seiner Zeit, das der Ausführung des Linpack Benchmarks gewachsen war. Viele andere Systeme hätten an dieser Stelle jedoch restlos versagt und alle Viere von sich gestreckt. Allerdings hätte Furmark das System überlastet, daher haben wir von einer Ausführung abgesehen. Unsere Empfehlung ist es, diese Programme grundsätzlich zu meiden, da man ansonsten das Risiko eines Schadens auf sich nimmt.
Wenn CPU- und GPU-Stresstests erfolgreich und fehlerfrei durchgeführt wurden, gilt der finale Blick den Taktfrequenzen. Ein sehr gutes Tool hierfür ist GPU-Z für die Grafikkarten und Throttlestop oder Intel XTU für den Prozessor. Besondere Aufmerksamkeit gilt hier Ausschlägen nach unten, die auf Throttling hindeuten können (z. B. eine von 3,4 GHz auf 800 MHz abfallende Taktfrequenz eines Core i7-7700HQ). Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, und sind auch die Temperaturen im grünen Bereich, ist mit dem Notebook alles in Ordnung.
Fazit
Wer diesen Leitfaden von Anfang bis Ende durchlaufen hat, der hat Bildschirm, Gehäuse, Tastatur, Touchpad und die verbaute Hardware auf potenzielle Mängel überprüft. Es gibt natürlich keine Garantie, dass ein Notebook ewig halten wird, aber eine gewisse Achtsamkeit und Erfahrung im Umgang mit dem System können bei der späteren Fehlersuche durchaus nützlich sein. Wärmeleitpaste baut mit der Zeit ab, und Temperaturen können innerhalb weniger Tage dramatisch ansteigen. Es kann zu Hängern oder Grafikfehlern kommen, und auch eine GPU kann eines plötzlichen und unangekündigten Todes sterben. Daher ist es wichtig, sich zumindest grundlegend mit dem System auszukennen, damit man Fehler schnell erkennt und sich möglichst frühzeitig zur Behebung an den Hersteller wenden kann. Denn wenn tatsächlich Fehler auftreten, sollte das Gerät so schnell wie möglich zum Service gegeben werden.
Falls jedoch bei einem nagelneuen Laptop schon Mängel auftreten, sollte man diese auf keinen Fall hinnehmen. Rückgabe oder Reparatur sind angebracht, und nach erfolgtem Umtausch oder Reparatur empfiehlt es sich auf jeden Fall, die Tests erneut ausführen.
Hilfreiche Links:
- Benchmark list of all mobile and desktop graphic cards - Compare desktop and mobile video cards according to their performance.