Test Nvidia GeForce GTX 1060 (Desktop)

Doch zurück zur GTX 1060: Respekt gebührt Nvidia für Abmessungen und die Energieversorgung. Benötigte eine Standard-GTX-980 noch zwei 6-Pol-Anschlüsse, gibt sich das neue Modell – GTX 960 und RX 480 lassen grüßen – mit einem 6 Pol-Anschluss zufrieden. Darüber hinaus ist das PCB im Vergleich zur GTX 980 um einige Zentimeter kürzer. Das Gewicht verringert sich derweil von 1.036 auf 838 Gramm (-19 %). Als TDP gibt Nvidia 120 Watt an. Eine GTX 1070 kommt auf 150 Watt, eine GTX 1080 auf 180 Watt. Die Die-Größe der GTX 1060 wird mit 200 mm² angegeben, der L2-Cache beträgt 1,5 MByte. Des Weiteren finden sich 4,4 Milliarden Transistoren, 48 ROPs und 80 Texture Units auf dem Chip. Zur besseren Einordnung: Der GTX 960 sind bei einer Die-Größe von 227 mm² lediglich 1 MByte Cache, 2,94 Milliarden Transistoren, 32 ROPs und 64 TMUs vergönnt. Mehr zur Pascal-Architektur lesen Sie in unserem Sonderartikel.

Kritik wird Nvidia für das Fehlen einer SLI-Brücke einstecken müssen. Obwohl der Autor Dual-GPU-Setups skeptisch gegenübersteht (Mikroruckler, Treiberabhängigkeit, ...), erscheint der SLI-Verzicht als unnötige Einschränkung. Schließlich sind Desktop-Nutzer viel Freiheit gewöhnt, was die Konfiguration des eigenen Systems betrifft. Bei den Anschlüssen gibt es in unseren Augen nichts zu meckern. Die GTX 1060 besitzt drei DisplayPorts (1.3/1.4 ready), einen HDMI-2.0b-Port und einen Dual-Link-DVI-Ausgang. Mit Ausnahme von DVI können alle Schnittstellen UHD-Displays mit 60 Hz befeuern. Das Netzteil sollte mindestens 400 Watt liefern.

Nvidia stellte uns zum Test die ForceWare 368.64 zur Verfügung, welche sehr stabil lief. Wenn Grafikfehler oder sonstige Bugs auftraten, lag das meist an Windows oder den Programmen selbst (z. B. Skalierungs- und Mausprobleme bei nicht-nativen Auflösungen auf unserem 4K-Monitor).

Obwohl synthetische Grafikbenchmarks nicht unbedingt repräsentativ für die Spiele-Praxis sind, kann man dennoch gewisse Rückschlüsse ziehen, vor allem hinsichtlich des Leistungsgefüges bzw. -abstands verschiedener GPUs. Angefangen beim Fire-Strike-Test des 3DMark 13. Mit einem GPU-Score von 12.984 (Normal) respektive 2.893 Punkten (Ultra) sprintet die GTX 1060 knapp 8 % an der Radeon RX 480 vorbei, welche auf 12.186 und 2.687 Punkte kommt. Der Vorsprung zur alten GTX 960 beträgt zwischen 64 und 118 %. Die GTX 980 – sei es als Desktop- oder Notebook-Version – liegt ungefähr gleichauf.

Gegen seine teureren Pascal-Geschwister hat der Neuling keine Chance. Während die GTX 1070 rund 40 % schneller arbeitet, gewinnt eine GTX 1080 über 60 %. Ähnlich verhält es sich im 3DMark 11, wobei die GTX 1060 hier leicht hinter AMDs Radeon RX 480 zurückfällt.

Wenn man sich auf 1.920 x 1.080 Pixel, also Full HD beschränkt, liefert die GTX 1060 eine überzeugende Vorstellung ab. Von 26 getesteten Spielen wurden 23 auch mit vollen Details und aktivierter Kantenglättung flüssig auf den Bildschirm gezaubert. Nur die nicht ganz perfekt optimierten Games Anno 2205, Assassin's Creed Syndicate und XCOM 2 brachen im Ultra-Preset unter 40 fps ein. Je nach Titel geht mal die Radeon RX 480und mal der Nvidia Konkurrent in Führung. Insgesamt ist jedoch eine leichte Tendenz zugunsten der GTX 1060 erkennbar. Das deckt sich mit den Prognosen, die es im Vorfeld gab.

4K-Fans sollten zu einer stärkeren GPU greifen. Beim Einsatz von hohen Details läuft kaum ein aktueller Titel ruckelfrei. Einzig Dirt Rally, Mad Max, Fifa 16, Rainbow Six Siege und Overwatch, welche allesamt keine optischen Kracher sind, würden wir als spielbar einstufen. Für eine großflächige 4K-Wiedergabe müsste es schon ein SLI-Verbund aus zwei High-End-GPUs, eine GTX 1070 oder besser gleich eine GTX 1080 sein. AMDs Radeon RX 480 gerät mit 3.840 x 2.160 Pixeln ebenfalls ins Straucheln – mehr VRAM und Speicherinterface hin oder her.

Die 192 Bit scheinen sich bei der GTX 1060 – nicht zuletzt dank der besseren Komprimierung – kaum negativ auszuwirken. Wir konnten in extremen Settings zumindest keine Auffälligkeiten feststellen. Die Leistung wird eher durch die Anzahl der Shader-Einheiten begrenzt (1.920 @GTX 1070, 2.560 @GTX 1080).

Ein entscheidender Faktor wird in den nächsten Jahren die Performance unter DirectX 12 sein. Zwar existieren mit Mantle und Vulkan einige vielversprechende Alternativen zur Reduzierung des CPU-Overheads, jedoch hat sich in der Vergangenheit bisher immer DirectX als Mainstream-API durchgesetzt. Wenn es nach der letzten GPU-Generation geht, profitiert AMD deutlich stärker von DirectX 12 (z. B. in Ashes of Singularity). Um ein richtiges Urteil fällen zu können, gibt es aktuell zu wenig passende Programme.

Unsere Tests erlauben unter Vorbehalt zwei Schlüsse. 1) Pascal harmoniert etwas besser mit DirectX 12 als Maxwell. 2) AMD ist trotzdem vorne. Während der DirectX-12-Modus in Rise of the Tomb Raider die Framerate auf allen GPUs verschlechtert, klettert die Radeon RX 480 in der 2016er-Ausgabe von Hitman mehrere Prozent nach oben. Die GeForce GTX 1060 büßt auch hier leicht ein. Für ein umfassendes Fazit müssen erst noch ein paar Monate vergehen. Es hängt von der Zeit und der Muße der Spielentwickler ab, ob die neue API ihren Vorschuss-Lorbeeren gerecht wird und sich der Erfolg von DirectX 11 wiederholt.

Im Bereich der Compute-Performance, früher mal ein Steckenpferd von AMD, gibt es keinen eindeutigen Gewinner. Nehmen wir zum Beispiel den LuxMark 2.0 auf OpenCL-Basis. Mit 1.773 zu 1.661 Samples/s ist die GeForce GTX 1060 im Room-Test 7 % flotter als eine Radeon RX 480. Beim Sala-Test hat AMD die Nase vorn, plus 34 % heißt es für den Polaris-Chip (3.468 vs. 2.584 Samples/s). Die GTX 1080 bringt im Vergleich zur GTX 1060 zwischen 30 und 60 % mehr aufs Parkett. Es folgt ein kurzer Blick zum ComputeMark. Bis auf einen Test favorisiert das DirectCompute-Programm die Radeon RX480, welche allerdings deutlich von der GTX 1080 überholt wird.

Anwendungen im CAD-Umfeld sind für Spiele-GPUs kein großes Thema. Für dieses Segment gibt es spezielle, aber auch sehr teure Profi-Grafikkarten wie Nvidias Quadro-Serie und AMDs FirePro-Reihe, deren Treiber extra optimiert werden. Im SPECviewperf 12 macht es sich die GTX 1060 auf dem Level der GTX 980 bequem. Eine GTX 1080 ist knapp 50 % schneller, eine GTX 960 um die 40 % langsamer. Die in der Tabelle enthaltenen Maxwell-Quadros sind aufgrund der stark variierenden Performance in den einzelnen Tests nur schwer vergleichbar.

Bei der Temperatur- und Geräuschentwicklung nehmen sich die GPUs kaum etwas. Bis zu 82 °C im Stresstest und 32-34 °C im Idle-Modus sind weder viel noch besonders wenig. Zwar erreicht die GTX 1060 laut unserer Wärmebildkamera Optris PI 640 an der Unterseite bis zu 98 °C, allerdings befindet sich im Gegensatz zur GTX 980 (maximal 77 °C) dort keine Kühlplatte. Überdies wurde der PC stark auf "silent" getrimmt. Die höhere Außentemperatur des Pascal-Chips erklärt sich auch durch das andere Taktverhalten. Während der Kern der GTX 980 unter Volllast von standardmäßig 1.126 MHz auf rund 937 MHz einbrach, also drosselte, lief die GTX 1060 mit aktivem Turbo (~1.582 MHz).

Den maximalen Geräuschpegel ermittelten wir ebenfalls per Furmark. Aus einer Distanz von 50 cm rauschte die GTX 1060 mit 38 dB – ein ordentlicher Wert (Gehäuse geschlossen). Bei der GTX 980 waren es 40 dB. Hinweis: Alle Messungen gelten nur für die Founders Edition. Custom-Modelle von Board-Partnern (MSI, Gigabyte, Zotac, …) werden mit eigenen Kühlern auftrumpfen, die Temperatur und Lautstärke besser kontrollieren.