Test Lenovo ThinkPad Edge E135 NZV5YGE Netbook
Nach dem Test des ThinkPad Edge E130-NZU5FGE (und des Edge E130-NZUAXMB), im gleichen 11,6-Zoll-Formfaktor, nehmen wir uns jetzt das APU-basierte Schwestermodell vor. Die Grundkonfiguration mit AMD E2-1800 und ohne Windows ist bereits ab 350 Euro zu haben. Die Pentium-Version E130 ist lediglich 30 Euro teurer. Welche Vorteile hat unser AMD-Modell gegenüber der Intel-Variante?
Anschlüsse, Gehäuse (Verarbeitung), Lautsprecher und Eingabegeräte sind mit dem Edge E130 ident. Wir verweisen daher auf diesen Test und steigen direkt beim Display ein und setzen dann die Leistungsbetrachtung und die Emissionen fort.
Das 11,6-Zoll fassende Panel von Chimei Innolux ist identisch mit dem E130 (Typ CMN N116BGE-L32) und löst mit 1.366 x 768 Bildpunkten auf. Die Messwerte fallen daher ähnlich schlecht aus und weichen nur in den Produktions- bzw. Messtoleranzen ab. Das TFT ist auch hier deutlich entspiegelt und der Kontrast von 159:1 ist wie gehabt unterdurchschnittlich. Schwarz könnte satter sein, Farben sind eher verwaschen als kräftig. Die Preisklasse gibt jedoch keine Alternativen her.
|
Ausleuchtung: 89 %
Helligkeit Akku: 194 cd/m²
Kontrast: 159:1 (Schwarzwert: 1.22 cd/m²)42.07% AdobeRGB 1998 (Argyll 2.2.0 3D)
59.3% sRGB (Argyll 2.2.0 3D)
40.78% Display P3 (Argyll 2.2.0 3D)
Der Farbraum ist eine Winzigkeit größer, als der des E130, was wir auf Produktionstoleranzen schieben. sRGB und AdobeRGB werden aber auch hier deutlich verfehlt. Profis wird das nicht stören, denn die bearbeiten ihre Grafiken sowieso an Workstations oder mit stationären Bildschirmen.
Wer seinen neuen E135 nach draußen nimmt, um in der Sonne zu arbeiten, der hat wenig Spaß, im Gegenteil. Dem 11,6-Zoll-Panel fehlt zwar nicht die Entspiegelung, die Helligkeit reicht aber nicht aus. Statt 184 cd/m² hätten es mindestens 250 cd/m² sein müssen. So blickten wir während der aktuell sonnigen Wetterlage in einen dunklen Desktop, was für die Augen extrem mühsam und belastend ist. Für Innenräume reicht die Helligkeit, sofern der Schreibtisch nicht direkt in einem Lichthof steht.
Die knappen Blickwinkel des CMN-Panels gesellen sich zu den Minuspunkten. Horizontal treten schon bei kleinen Winkeln (ab 45 Grad) Verfälschungen von Farben und Helligkeit auf. Vertikal geht es bereits bei 10 Grad los. Größere Blickwinkel können in der Preisklasse leider von keinem Notebook erwartet werden.
Lenovo rüstet seinen 11,6-Zoller mit der Zweikern-APU AMD E2-1800 (1,4 GHz) aus (Accelerated Processing Unit). Es handelt sich um die Kombination von Prozessor- und Grafik-Kern inklusive Single-Channel-Speichercontroller (bis DDR3-1333). Im Vergleich zu Intel CPUs mit integrierter HD Grafik sind die Bobcat-Kerne relativ rechenschwach. Die Radeon HD 7310 ist hingegen stärker aufgestellt und soll das Leistungsminus abfangen.
Die Sparversion des E135 bringt eine E-300 APU (1,3 GHz) mit und hat die ältere Radeon HD 6310 an Bord. Eine Sparversion ist es jedoch nur, wenn die Windows 7 Bestückung gewünscht wird. Ob es relevante Leistungsunterschiede gibt, das werden wir den folgenden Abschnitten ergründen.
Das 64 Bit Windows 7 liegt auf einer schnell drehenden Hitachi Travelstar Z7K500 mit 500 GB Bruttokapazität (7.200 RPM). Das Pentium-Modell E130 ist mit 320 GB ausgerüstet. Zudem arbeiten 4.096 MB DDR3 Arbeitsspeicher im Gerät (ein Modul, ein Sockel frei).
Prozessor
Wir vergleichen die Leistung des E2-1800 (1,7 GHz) mit den Alternativen E-300 (auch im E135), Pentium 977 und Core i3 2367M (jeweils E130). Der E2-1800 schafft im Cinebench R11.5 64 Bit Multi-Core-Benchmark 0,59 Punkte. Das Ergebnis liegt 5% unter Sony Vaio SVE-1111M1E/P (gleiche APU), aber 15% über Lenovo X121e (E-300). Die Schwester Edge E130 (Pentium 977) ist jedoch bereits 83% schneller. Wenn dann noch ein i3 2367M ins Spiel kommt, dann legt die Intel-Version bis zu 125% Rechenleistung drauf.
Nicht ganz so tragisch schaut der Vergleich aus, wenn die Radeon HD 7340 im OpenGL Benchmark ihre Leistung zeigen kann. Sie ist 24% schneller als die HD Graphics des Pentium und 13% schneller als die HD 6310 des E-300. Gegenüber der HD 3000 (2367M) ist sie immerhin noch 10% schneller.
Die CPU-Leistung bleibt im Akkubetrieb konstant. Der R11.5 Multi endete auf dasselbe Ergebnis wie im Netzbetrieb.
System Performance
Unerwartet hoch fällt nach den schlechten CPU-Vorgaben die Anwendungsleistung, gemessen mit PCMark 7 und PCMark Vantage, aus. Unser Testgerät kann sich um 10 bis 13% vom Rest der AMD E2-1800-Systeme absetzen (z. B. Vaio SVE-1111M1E/P). Das Pentium-E130 ist nur 38% schneller. Mit 2367M könnte es 57% drauflegen (siehe Asus UX32A-R3001V). Lenovos X121e (E-300, 7200 RPM) ist 15% langsamer. Gleiches beim PCMark Vantage, hier liegt der Vorsprung bei 26 (E-300) bis 16% (andere E2-1800) und der Rückstand bei 40 (Pentium 977) bis 59% (2367M).
40% Rückstand zum Pentium-Edge-E130 hören sich nach einem großen Schritt an. Betrachten Sie aber die Differenz zu den Ultrabook-Systemen mit i5 3317U7: +108%. Erst damit verändert sich die erlebte Arbeitsgeschwindigkeit für den Nutzer merklich. Oder anders gesagt: Ein schnelles Mofa ist noch lange kein Motorrad.
PCMark Vantage Result | 2669 Punkte | |
PCMark 7 Score | 1114 Punkte | |
Hilfe |
Massenspeicher
Wir haben oben den System Storage Score des PCMark 7 eingeblendet. Die Seagate Momentus Thin (320 GB) im Schwestermodell E130 ist relativ schnell für eine 7200 RPM HDD, aber 8% langsamer als die Hitachi-Platte (500 GB, 7200 RPM) unseres E135. Eine SSD, wie im Toshiba Z830, kann schnell doppelt so viele Storage-Punkte einheimsen.
Die lesenden Datendurchsätze von 90 bis 118 MB/s sind Bestleistungen für eine rotierende Festplatte. Die Zugriffszeit ist ebenfalls relativ niedrig (17,3 ms). Der 4K-Read Score zeigt jedoch wieder auf das Mittelfeld der Festplatten. Selbst 5400 RPM HDDs können in dieser Hinsicht bis zu 45% schneller kleine Dateien auslesen.
Grafikkarte
Die Radeon HD 7340 ist das Kraftpaket innerhalb der AMD E2-Serie (DirectX-11). Der Turbo Core läuft mit 523-680 MHz. Für die technischen Details siehe das Datenblatt der Radeon HD 7340. Wie schlägt sich die Radeon gegenüber Intels-Chipsatz-Grafik (Low Voltage Versionen)? Der obige OpenGL-Test hatte bereits der AMD-GPU Vorteile eingeräumt.
Der 3DMark 11 endet auf 366 Punkte, was der Normalzustand für diese GPU ist. Das sind 25% mehr, als eine HD 6310 (E-300) einfährt. Für HD Graphics und HD 3000 gibt es mangels DirectX-11 keine Vergleichswerte. Nur für die HD 4000 des 3317U (typische Ultrabook-CPU). Selbige ist 15 bis 70% schneller (variiert je nach Turbo-Kapazität).
Der ältere 3DMark 06 ist 10% schneller als mit E-300 (Lenovo X121e) aber nur 7% schneller als mit Pentium 977 (E130). Zeigen die Games auch nur vernachlässigbare Unterschiede?
3DMark 06 Standard Score | 2470 Punkte | |
3DMark Vantage P Result | 1071 Punkte | |
3DMark 11 Performance | 366 Punkte | |
Hilfe |
Gaming Performance
Die vielen roten Kästchen zeigen an, dass Spiele absolut kein Thema für das E135 sind. Einzig Fifa 13 lief in Details Low flüssig. In Details Medium gab es sofort deutliche Ruckler. Die extrem schwache Spieleleistung haben alle APU-Systeme mit HD 7340 bzw. HD 6310 gemein. Die HD Grahpics des Pentium 977 steht etwas besser da (+30 - 35%). Aber erst mit der HD 4000 eines i5 3317U laufen Spiele zumindest in Low-Details flüssig.
min. | mittel | hoch | max. | |
---|---|---|---|---|
Risen (2009) | 20.7 | 12 | ||
Battlefield 3 (2011) | 8.9 | |||
Anno 2070 (2011) | 29 | 10.6 | ||
Mass Effect 3 (2012) | 14.8 | |||
Fifa 13 (2012) | 35.6 | 26.6 |
Fifa 13 - 1366x768 Medium (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad Edge E135 NZV5YGE | |
Lenovo ThinkPad Edge E130 NZU5FGE | |
Acer Aspire V5-171-53314G50ass |
Geräuschemissionen
Welches ist lauter, das E135 oder das E130 (Intel). Es ist unser Testgerät, das E135. Das Surren sowie das Klackern der Lese/Schreibköpfe ist einen Tick lauter als beim E130. Dadurch ist der Minimal-Pegel etwas lauter. Der Lüfter schaltete sich während des Tests nie ab, aber er ist im Leerlauf sowieso leiser als die HDD.
Unter Last nehmen sich die beiden Modelle dann gar nichts. Im Stresstest messen wir in beiden Fällen höchstens 35 dB(A). Ein 3DMark resultiert in 34 dB(A). Summa summarum ist das E135 ein sehr erträglicher Office-Freund.
Lautstärkediagramm
Idle |
| 32.3 / 32.3 / 32.6 dB(A) |
HDD |
| 33.1 dB(A) |
Last |
| 34.2 / 35.3 dB(A) |
| ||
30 dB leise 40 dB(A) deutlich hörbar 50 dB(A) störend |
||
min: , med: , max: Voltcraft sl-320 (aus 15 cm gemessen) |
Temperatur
Während das Edge im Idle verharrte, wurde das Gehäuse nicht einmal handwarm. Die durchschnittliche Temperatur der Unterseite lag bei 34 Grad, was sich sehr gleichmäßig verteilte. Die Handauflage wurde nur 30-32 Grad warm. Bei dauerhafter Last steigen die Temperaturen teilweise kaum werklich an, nur an den Hotspots Tastaturmitte und Unterseite-Touchpad wird es merklich warm. Punktuell treten dann auch schon mal 40 Grad auf, was jedoch immer noch eine normale Erwärmung darstellt. Der Intel-Pendant erwärmt sich minimal stärker. Mit beiden Edge-Notebooks ist der Betrieb auf dem Schoß jederzeit möglich.
Einen Turbo-Modus besitzt die APU nicht, weshalb Throttling keine Rolle spielt. Im Cinebench R11.5 Multi sowie im Stresstest rechnet der E2-1800 konstant mit 2 x 1,7 GHz.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 38.2 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 33.1 °C (von 21.6 bis 53.2 °C für die Klasse Netbook).
(±) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 40.6 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 36.6 °C).
(±) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 32.7 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 29.8 °C.
(+) Die Handballen und der Touchpad-Bereich erreichen maximal 35 °C und damit die typische Hauttemperatur und fühlen sich daher nicht heiß an.
(-) Die durchschnittliche Handballen-Temperatur anderer getesteter Geräte war 29.3 °C (-5.7 °C).
Energieaufnahme
Preisbewusste Käufer sind meistens auch ambitionierte Energiesparer und interessieren sich für die Energieaufnahme (vor Netzteil, ohne Akkuladung). Acht bis zehn Watt im Leerlauf messen wir. Das ist wenig, aber typisch für APU-Geräte, aber auch für Intels Low Voltage Systeme wie den Edge E130. Dieser benötigt mit 7,5 bis 11 Watt in etwa dieselbe Energie. Aber auch Geräte mit dem typischen Ultrabook-Prozessor i5 3317U zeigen sich ebenso sparsam, obwohl sie die höchste Performance aufweisen: Aspire V5-171 - 7 bis 10 Watt (11,6-Zoll).
Ein 3DMark 2006 lässt den 11,6-Zoller 24 Watt aus der Dose ziehen. Im Stresstest sind es dann 29,5 Watt. In diesen beiden Last-Situationen ist das Pentium-E130 energiehungriger: 27 bzw. 33 Watt. Dies ist jedoch angemessen, schließlich ist die Systemleistung der Intel-Variante 40% höher. Das 65-Watt-Netzteil ist in der Lage, den Akku auch während Phasen von hoher Last, also maximaler Energieaufnahme, zu laden. Es benötigt 2:37 Stunden für den Vorgang (PC eingeschalten).
Aus / Standby | 0.6 / 0.2 Watt |
Idle | 7.7 / 9.1 / 10.1 Watt |
Last |
23.7 / 29.5 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 960 |
Akkulaufzeit
Dass hohe Akkulaufzeiten nicht zwangsläufig nur in teuren Geräten wohnen, das ist seit den Netbooks keine große Neuigkeit. Quasi haben wir sogar ein Netbook vor uns, schließlich hatte AMD seine Brazos-APUs 2011 gegen Intel Atom positioniert. Denn wo ist der Nutzer bereit, die geringere Performance zu Gunsten einer langen Laufzeit zu akzeptieren? Richtig, in einem Netbook.
Das Edge 135 zeigt mit seinen sechs Stunden (WLAN-Surfen, 322 Minuten), wo der Maßstab für ein 400 Euro Gerät liegen sollte. Bei diesem Test ruft ein Skript alle 40 Sekunden Websites auf, teilweise mit Video-Inhalten. Wesentlich kürzer ist nur die Last-Laufzeit unter Furmark (GPU-Stress) und Prime95 (CPU-Stress). Die drei Stunden sind aber immer noch eine starke Sache. Das E130 lief in diesem Test auch nur 10 Minuten länger.
Die Laufzeit im Leerlauf von 9:27 Stunden, das sei erwähnt, ist eine theoretische aber in der Praxis eigentlich nicht erreichbare Zeitspanne. Die Helligkeit war minimiert und die Funkmodule inaktiv.
Die arbeitstaugliche Konkurrenz (11,6-Zoller) unter 450 Euro mit guten Laufzeiten ist rar: Acer kickt sich selbst aus dem Rennen. Das Travelmate B113-M verscherzt sich seine Laufzeit durch den 37 Wattstunden Akku (3 Stunden WLAN-Test). Gleiches beim Aspire One 756 (neu: Non-Glare laut Shop-Angeboten) und beim Aspire V5-171. So verbleiben nur das ThinkPad X121e (sieben Stunden) und das Samsung 305U1A (neun Stunden) mit dem älteren AMD E-450.
Gleiches Chassis, gleiches Display, gleiche Eingabegeräte, gleicher Akku und (fast) dieselbe Festplatte. Es war fast vorher zu sehen, dass sich Lenovos ThinkPad Edge E135 (NZV5YGE) und das Intel-Pendant E130-NZU5FGE (Pentium) (bzw. E130-NZUAXMB (Core i3)) kaum unterscheiden. Auch preislich nicht, denn ob 350 oder 380 Euro (Free-DOS), das spielt kaum eine Rolle.
Die größte Differenz ist die reine CPU-Performance, hier ist das AMD-Testsystem im Nachteil. Die summierte Anwendungsleistung zeigt aber nur kleinere Unterschiede zwischen beiden. Das E135 kann mit der schnelleren HDD (ebenfalls 7200 RPM) ein paar Punkte wettmachen. Die Radeon HD 7430 ist nicht zwangsläufig die stärkere Kraft gegenüber der IGP des Pentium (siehe Spiele-Tests).
Selbst die Akku-Laufzeiten unterschieden sich im Test wenig bis gar nicht, obwohl das E135 einen niedrigeren Last-Stromverbrauch hat. In Summe können wir für das E135 dieselbe, uneingeschränkte Empfehlung aussprechen, wie für das E130 (Pentium). Lenovo hat einen sehr guten Arbeitsbegleiter zusammengeschraubt, der dem Label ThinkPad von A bis Z gerecht wird. Die Aussage gilt angesichts des Preisbereiches von unter 450 Euro.