Ungewöhnlicher Sieger im Blind-Smartphone-Kamera-Test 2019 des Youtubers MKBHD
Was war die die beste Smartphone-Kamera des Jahres 2019? Hier bekommt man wohl die unterschiedlichsten Antworten, je nachdem wer gefragt wird. Das DxOMark-Team hat die Frage bereits beantwortet und als beste Allrounder das Huawei Mate 30 Pro sowie das Xiaomi Note 10 ausgezeichnet, daneben gab es noch weitere Sieger in den Kategorien "Video", Selfie-Cam", "Nachtaufnahmen" oder "Zoom". Aber sollte man nicht vielleicht das Publikum entscheiden lassen und das auf Basis von Fotos, die mit den Kameras geschossen wurden?
Genau diese Idee verfolgt einer der bekanntesten Tech-Youtuber, der zuletzt mit dem "Streamy-Award" ausgezeichnete Marques Brownlee aka MKBHD seit dem Vorjahr. 2018 gewann Huawei den Blind-Smartphone-Kamera-Test, was für einige Beobachter überraschend war - in diesem Jahr gibt es wieder eine Überraschung, welche das ist, spoilern wir erst weiter unten - nach dem Video, welches auch auf die möglichen Hintergründe eingeht, warum das Publikum bei der Wahl zwischen zwei ähnlich aussehenden Fotos oft ganz anders entscheidet als der Profi, der eine Kamera zum Test erhält oder der ambitionierte Käufer, der Kamera-Specs miteinander vergleicht.
Die 16 prominenten Kandidaten
Von Asus, Apple, Google, Huawei, LG, Royole, OnePlus, Sony, Samsung und Xiaomi stammen die diesjährigen Kandidaten - 16 prominente Smartphones des Jahres traten gegeneinander an, wobei nicht alle durch ihre jeweils integrierten Kameras aufgefallen sind, manche, etwa das Royole Flexpai, wurden aus ganz anderen Gründen bekannt. In jedem Fall haben wir eine schöne Liste prominenter Smartphones des Jahres 2019, bei der für jeden was dabei ist.
- Google Pixel 4
- Apple iPhone 11 Pro
- Samsung Galaxy Note 10
- Google Pixel 3A
- Samsung Galaxy S10e
- OnePlus 7T Pro
- OnePlus 7T
- Huawei Mate 30 Pro
- Huawei P30 Pro
- Sony Xperia 1
- Xiaomi Mi Note 10
- Redmi K20 Pro aka Mi 9T Pro
- LG G8X ThinQ
- Asus ROG Phone II
- Asus Zenfone 6
- Royole Flexpai
Die fast schon 4 Millionen Follower von Marques Brownlee waren auf Instagram und Twitter eingeladen, in Zweiergruppen für ihre jeweils präferierten Fotos zu voten, teils traten da bereits einige Überraschungen zu Tage, wenn etwa objektiv schlechtere Aufnahmen beim Publikum deutlich besser ankamen. Das zeigte also schon beim Abstimmen, dass die Mehrheit des Publikums, das sich bei MKBHD wohl primär aus tech-affinen und eher jüngeren Individuen zusammensetzt, nicht unbedingt nach denselben Kriterien urteilt, die etwa unsere Testredakteure im Auge haben, wenn sie eine Smartphone-Kamera bewerten.
Spoiler-Alert: Die überraschenden Verlierer in Runde 1
Jetzt können wir es verraten - neben einigen durchaus logischen Gewinnern in Runde 1, einer Porträt-Aufnahme des Youtubers persönlich (siehe erstes Bild unten), schieden einige recht prominente Smartphones mit "Best of Class"-Kamera recht früh aus dem Rennen um Platz 1 aus. Überraschend war etwa, dass die Kamera des Galaxy S10e von Samsung mühelos die 108 Megapixel-Kamera des Xiaomi Mi Note 10 ausstechen konnte (welche übrigens im nativen 108 Megapixel-Modus aufnahm - ob das eine gute oder schlechte Entscheidung des Testers war, sei dahingestellt) und dass die Kamera des OnePlus 7T Pro das teure iPhone 11 Pro von Apple schlagen konnte. Sicherlich ebenfalls nicht zu erwarten war, dass die Porträtaufnahme des Redmi K20 Pro (Mi 9T Pro) besser bewertet wurde als die des Huawei P30 Pro, immerhin eines der prominentesten Kamera-Flaggschiffe des ausklingenden Jahres.
Spoiler Alert: Die überraschenden Gewinner stammen von Samsung
Die in Runde 1 ausgeschiedenen Smartphones durften nicht noch einmal antreten, sprich, wer kein publikumswirksames Porträt zustande bekam, hatte in diesem Test keine Chance - sicherlich eine deftige Hürde für manche Smartphones, deren Stärken anderswo liegen. In Runde 2 wurden die acht Sieger anhand von Bild 2 oben erneut vom Publikum bewertet, diesmal stand also die Farbdarstellung und die Schärfe eines abgebildeten Produktlabels im Vordergrund . Hier konnten sich vor allem Samsung, Google und Huawei bewähren, womit wir letztlich bei Runde 3 angelangt waren (Bild 3 oben), nach dem nur mehr die Nummer 1 im Smartphone-Markt übrig blieb: Das Galaxy S10e und das Galaxy Note 10+ von Samsung. Dieses dritte Bild wird später, in der Analyse von Marques, noch eine wichtige Rolle spielen.
Das Publikum votet für die Kamera des Galaxy Note 10+
Das eher unspektakuläre Foto oben, durch eine Glasscheibe hindurch, brachte dann die klare Entscheidung für das Galaxy Note 10+, bei Amazon ab 999 Euro in exklusivem Bundle zu haben, als "beste Smartphone-Kamera des Jahres 2019" auf Basis der verblindeten Bewertung aller Fotos. Nun, man kann, aus Sicht von Smartphone-Testern, sicherlich einiges an der Testprozedur von Marques Brownlee kritisieren, sie zeigt allerdings mehr als andere Kamera-Tests, dass objektive Kriterien wie Specs oder auch die Performance auf Basis von Testcharts letztlich beim Käufer deutlich weniger relevant sind, als vermutet, zumindest, wenn es darum geht, dann auch die Endresultate der teuren Smartphone-Kameras zu bewerten.
Schon im Vorjahr wurden hellere Fotos durch die Bank besser beurteilt als dunklere, insbesondere wenn ein Gesicht zu sehen war. Sprich die Ausleuchtung einer Szene ist für die Beurteilung einer Aufnahme durch die Bank eines der wichtigsten wenn nicht das wichtigste Kriterium. Insbesondere in sozialen Medien, wo Bilder ohnehin stark komprimiert landen, sind andere Qualitätskriterien wie Detailreichtum deutlich weniger relevant - die Mehrheit entscheidet sich bei der Gegenüberstellung schlicht für das hellere Foto. Dieses Prinzip gilt auch im verblindeten Smartphone-Kamera-Test 2019 noch, es kommt in der Analyse allerdings eine weitere Erkenntnis dazu.
In Runde 3, das Bild mit dem Auto im Vordergrund, wurde die Schärfe plötzlich zum Entscheidungskriterium, allerdings auf eher ungewöhnliche Art und Weise. Eigentlich würde man erwarten, dass der Unschärfebereich um den Vordergrund herum, als Vorteil erkannt wird - immerhin ein Merkmal teurer DSLRs mit großen Sensoren beziehungsweise guter Smartphone-Kameras mit speziellen 3D-TOF-Sensoren und ausgefeilten Bokeh-Algorithmen. Doch die Mehrheit entschied sich in Runde 3 für das "weniger nach einer DSLR-aussehende" Samsung-Foto statt des eigentlich "teurer wirkenden" vom Huawei Mate 30 Pro, weil ersteres auch in den Randbereichen schärfer war, wie Marques erklärt. Sprich: Der Bokeh-Effekt der größeren Sensoren beziehungsweise des Porträt-Modus ist, zumindest wenn es um Objektfotos und nicht um Porträts geht, offenbar überbewertet - das Publikum bevorzugt in der direkten Gegenüberstellung das insgesamt schärfere Foto.