Test Nokia Lumia 1520 Phablet
Mit dem Lumia 1520 präsentiert Nokia das bisher größte Gerät mit Microsofts Betriebssystem Windows Phone 8 und damit auch das einzige Phablet zusammen mit dem kleineren Schwestermodell Nokia Lumia 1320. Beide verfügen über eine Displaydiagonale von 6,0 Zoll. Anders als bisher zeigt sich das Windows Phone der Finnen mit aktueller Hardware. Neben einem schnellen Qualcomm Snapdragon 800 gibt es ein Full-HD-IPS-Display. Wie bei allen Topgeräten aus der Lumia-Reihe erhält das 1520 eine mit 20 MP üppig dimensionierte PureView Kamera, welche auch bei schlechten Lichtverhältnissen gute Ergebnisse ermöglichen soll. Dazu gesellt sich das sogenannte Update 3 (GDR3) für Windows Phone mit zahlreichen Verbesserungen sowie einem Batzen hauseigener Apps. Unter anderem die Anwendung Storyteller hob Nokia bei der Präsentation des Gerätes hervor.
Konkurrenten kommen derweilen lediglich aus dem Android Lager. Das fängt mit preiswerten Geräten wie dem Huawei Ascend Mate (6,1 Zoll, ab 277 Euro) und dem Asus Fonepad Note 6 FHD (6,0 Zoll, ab 320 Euro) an und erstreckt sich bis ins Premiumsegment, in dem Boliden wie das Samsung Galaxy Note 3 (5,7 Zoll, ab 498 Euro) und das Sony Xperia Z Ultra (6,44 Zoll, ab 461 Euro) zu finden sind. Letztere setzen auf den gleichen Highend-SoC wie die Finnen, und auch das Preissegment in dem sich das Lumia 1520 (ab 500 Euro) positioniert, unterstreichen die Oberklassen-Ambitionen. Ob die gerechtfertigt sind, lesen Sie im folgenden Testbericht.
Das Gehäuse des Nokia Lumia 1520 ist in den Farben Gelb, Weiß und Schwarz erhältlich. Es ist 162,8 Millimeter lang und 85,4 mm breit. Die Höhe des Bodys variiert aufgrund der Wölbung durch das Objektiv. Nokia gibt die Höhe deshalb mit durchschnittlich 8,7 mm an. Als Material kommt wieder Polycarbonat zum Einsatz wie schon im Lumia 1020 und 920.
Die Verarbeitung liegt auf einem hervorragenden Niveau. Die Spaltmaße sind gleichmäßig und enganliegend. Scharfe Kanten oder tiefe Spalten sind keine zu finden. Die drei physikalischen Tasten an der rechten Seite sind aus Metall. Die Kamera-Taste ist leicht erhöht und hebt sich damit haptisch von den anderen beiden ab. Der Touchscreen wird durch Corning Gorilla Glass 2 geschützt. Das Phablet präsentiert sich verwindungssteif, ein Knarzen können wir ihm nicht entlocken. Die Druckempfindlichkeit ist ebenfalls sehr gut. Nur wer gezielt stärkeren Druck auf den linken oder rechten Displayrahmen ausübt, wird eine leichte Wellenbildung auf dem Panel hervorrufen können. Ein normales oder auch festes Halten des Lumia 1520 erzeugt jedoch keinen Effekt.
Der Akku ist leider nicht wechselbar, sondern fest verbaut. Sowohl SIM- als auch MicroSD-Slot lassen sich mit dem beigelegten Werkzeug oder einer Büroklammer öffnen. Ein Federmechanismus sorgt für den problemlosen Auswurf des entsprechenden Halters und lässt diese ebenso sicher wie fest einrasten.
Die Anschlussausstattung des Nokia Lumia 1520 ist überschaubar. Der Micro-USB-Port dient sowohl zum Laden des Phablets als auch zum Datenaustausch mit einem Computer. Jedoch lässt sich daran weder ein externer Speicher noch ein Eingabegerät anschließen. Auch eine Bildübertragung (MHL) ist darüber nicht möglich. Der Anschluss entspricht dem Standard 2.0, hier wäre USB 3.0 wünschenswert gewesen.
Der Speicherkarten-Steckplatz unterstützt MicroSD-Karten bis zu einer Größe von 64 GB (SDXC). Als SIM muss eine Nano-Karte verwendet werden. Das kabellose Laden des Gerätes (Qi-Standard) wird ebenfalls unterstützt und ist voll kompatibel mit den bereits vorhandenen Ladegeräten von Nokia.
Software
Das Nokia Lumia 1520 ist das erste Gerät, welches mit der aktuellen Version von Windows Phone 8 (Update 3) ausgeliefert wird; außerdem ist die hauseigene Firmware Lumia Black ebenfalls vorinstalliert. Die Updates beinhalten zahlreiche Neuerungen.
Mit der App Anwendungsordner können nun mehrere Anwendungen in einer Tile auf dem Startscreen untergebracht werden. Deren Größe lässt sich wie gewohnt anpassen. Die Kachel zeigt die Icons der enthaltenen Apps an, jedoch keine Live-Tiles. Wird ein Ordner geöffnet, werden die Programme in einer Liste angezeigt, welche zunächst alphabetisch ist, sich aber nach Belieben sortieren lässt. Damit greift Nokia die App-Idee von Samsung auf, deren Folder App bereits seit langem exklusiv für das Ativ S verfügbar ist.
Die Blickfunktion (Glance Screen 2.0) wurde ebenfalls stark verbessert. Nun wird nicht mehr nur die Uhrzeit bei deaktiviertem Display angezeigt, sondern auch neue Benachrichtigungen. Dabei können verschiedene Anzeige-Optionen ausgewählt werden. Wer die Funktion nicht mag, kann sie auch einfach ausschalten. Eine wichtige Neuerung ist der verbesserte Task-Manager. Wie gewohnt kann eine Übersicht der geöffneten Apps über das Halten der Zurück-Taste aufgerufen werden. Nun können die einzelnen Anwendungen jedoch über das X in der oberen rechten Ecke geschlossen werden. Dies ist manchmal auch nötig. Wir konnten beispielsweise Dungeon Hunter 4 erst öffnen, nachdem das bereits gestartete Spiel Asphalt 8 über den Task-Manager geschlossen worden war.
Zusammen mit dem Lumia 1520 wurde die App Storyteller von Nokia vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein digitales Fotoalbum. Bilder, welche sich auf dem Phablet befinden, werden in chronologischer Reihenfolge angeordnet und nach Ort und Zeit sortiert. So werden Fotos innerhalb eines identischen Zeitraumes zu Alben zusammengefasst. Ist die Aufnahme mit GPS-Daten versehen, kann auch deren Position auf einer Karte angezeigt werden. Einzelne Alben können aufgelöst und mehrere Bilder gruppiert werden. Jede Aufnahme lässt sich zudem beschriften. Dabei greift die App nicht nur auf Fotos und Videos zurück, welche mit dem Lumia 1520 erstellt wurden, sondern auf den gesamten Inhalt des Camera Roll Ordners auf dem Gerät. Außerdem werden auch alle Bilddateien auf der MicroSD-Karte einbezogen. So lässt sich wirklich schnell eine bebilderte Geschichte des Besitzers erstellen. Lediglich eine Sicherungsfunktion wäre hier noch wünschenswert, um bei einem neuen Smartphone die Bilder nicht erneut beschriften und sortieren zu müssen. Ansonsten ist die App für alle Foto-Enthusiasten durchaus zu empfehlen.
Auch sonst bietet die aktuelle Version von Microsoft Windows Phone 8 im Zusammenspiel mit dem Lumia Black Update eine Menge Neuerungen. So gibt es nun einen Fahrzeugmodus, bei dem alle Benachrichtigungen deaktiviert werden, um den Fahrer nicht abzulenken. Auch das Telefon und der SMS-Empfang lassen sich abschalten. Eingehende Anrufer bekommen dann eine entsprechende Hinweis-SMS. Das Feature kann so konfiguriert werden, dass es sich automatisch aktiviert, sobald es sich via Bluetooth mit dem Fahrzeug verbindet.
Außerdem lassen sich nun auch individuelle Töne für SMS, Benachrichtigungen, E-Mails und Erinnerungen einstellen. Einzelnen Kontakten können ebenfalls persönliche Nachrichtentöne zugeordnet werden. Auch die automatische Bildschirmdrehung lässt sich nun in den Einstellungen deaktivieren. Microsoft Office 2013 Mobile ist ebenfalls wieder mit an Bord.
Das Betriebssystem Windows Phone geht somit konsequent weiter in die richtige Richtung, auch das App-Angebot wird immer besser, kann aber mit den Stores von Apple und Google nicht mithalten. Wir vermissen immer noch eine Benachrichtigungszentrale und einen Dateimanager.
Kommunikation & GPS
Die drahtlose Schnittstellenausstattung des Nokia Lumia 1520 bewegt sich auf dem neuesten Stand der Technik. Das WLAN-Modul unterstützt die IEEE-802.11-Standards a/ac/b/g/n und funkt in den Frequenzbereichen mit 2,4 und 5,0 GHz. Die Reichweite der Komponente ist ebenfalls sehr gut. Auch 20 Meter vom Router (Fritz!Box 6360) entfernt, hatten wir noch eine gute Empfangsqualität.
Das WWAN-Modem verfügt ebenfalls über eine breite Frequenzabdeckung. Neben Quad-Band-GSM unterstützt das Phablet UMTS/HSPA+ und schnelles LTE Cat. 4, welches eine maximale Downloadrate von bis zu 150 MBit/s ermöglicht.
Vervollständigt werden die kabellosen Übertragungstechniken durch Bluetooth 4.0 und NFC. Letzteres unterstützt auch Secure NFC für verschlüsselte Bezahlvorgänge.
Zur Standortbestimmung kann das Gerät sowohl auf GPS als auch Glonass zurückgreifen. Die Positionsbestimmung funktioniert selbst in geschlossenen Räumen korrekt und sehr zügig. Im Freien gibt es ebenfalls keinen Grund zur Kritik. Im Gegenteil: Das Lumia 1520 schlägt sogar unser Vergleichsgerät Garmin Edge 500 in puncto Genauigkeit.
Telefonfunktionen und Sprachqualität
Auch das Nokia Lumia 1520 beherrscht trotz seiner wuchtigen Abmaße das Telefonieren. Die Sprachqualität des Gerätes ist hervorragend: Sowohl unser Gesprächsteilnehmer als auch wir selbst waren prima zu verstehen. In einer ruhigen Umgebung war kein Unterschied auszumachen, ob wir uns das Phablet an die Wange hielten oder den Lautsprecher nutzten. Auch wenn das Lumia 1520 eine Armlänge entfernt gehalten wurde, waren wir bestens zu verstehen. Das mitgelieferte Headset erfüllt seinen Zweck, knüpft aber nicht an die guten Kommunikationseigenschaften des Phablets an. So war beim Sprechen in dessen Mikrofon stets ein leichtes Rauschen zu vernehmen.
Die Telefon-App ist dieselbe wie bei allen anderen Smartphones mit Windows Phone 8. Aufgrund des großen Displays ist deshalb eine einhändige Bedienung ausgeschlossen. Die Eingabeflächen des Ziffernblocks sind zwar enorm groß, aber mit dem Daumen nicht vollständig erreichbar.
Kameras & Multimedia
Die Webcam des Nokia Lumia 1520 löst mit 1,2 MP (1.280 x 960 Pixel) auf und eignet sich gut zur Videotelefonie, wenn ausreichend Licht vorhanden ist.
Spektakulärer ist da schon die 20-MP-Optik mit PureView Technologie auf der Rückseite, welche eine 26 mm Brennweite besitzt. Diese nimmt Aufnahmen wahlweise in 5 MP oder mit einem zusätzlichen Bild mit 16 MP auf. Letzteres löst mit 4.992 x 3.744 Bildpunkten auf. Zusätzlich ist es möglich, die größere Bilddatei auch als DNG (Digitales Negativ) aufzunehmen. Dieses Rohdatenformat ermöglicht später am Computer eine einfache Weiterbearbeitung und verlustfreie Korrekturen. Anders als die meisten Hersteller setzen die Finnen dabei nicht auf das RAW-Format, sondern bedienen sich der Vorzüge eines DNG. So müssen beispielsweise keine weiteren Dateien angelegt werden, in dem die Bearbeitungsparameter der Aufnahme gespeichert werden. Generell ist das Lumia 1520 das erste Smartphone, welches überhaupt Rohdaten-Aufnahmen unterstützt. Mit dem Ausrollen des Lumia Black Updates soll dies aber auch mit dem Modell Lumia 1020Test Nokia Lumia 920 Smartphone möglich sein.
Die Nahaufnahme-Eigenschaften des Lumias werden mit einem Schärfebereich von 10 Zentimeter angegeben. Im Zusammenspiel mit der App Nokia Camera (Version 4.4.0.8) nahmen wir die Vergleichsaufnahmen auf. Hier zeigte sich in der Praxis, dass die Scharfstellung selbst auf etwas mehr als 10 cm nicht reibungslos funktionierte. Dies lässt sich jedoch relativ einfach beheben, indem die App einmal deinstalliert und anschließend neu aus dem Windows Phone Store geladen wird. Anschließen funktionierte es tadellos.
Im Außenbereich kann das Testgerät mit dem hauseigenen Kamera-Primus Lumia 1020 nicht mithalten. Die Aufnahmen sind bei Umgebungsaufnahmen mit starkem Lichteinfall etwas zu hell. Objektaufnahmen hingegen könnten etwas mehr Helligkeit vertragen und Details werden nicht immer gestochen scharf abgebildet. Vor allem, wenn der Kreis der Skulptur betrachtet wird, fällt dies ins Auge. Hier kann das Phablet gegen eine Spiegelreflex oder das 41-MP-Lumia nicht bestehen. Dies ist aber nicht weiter verwunderlich. Für ein Smartphone sind die Aufnahmen immer noch sehr gut und müssen den Vergleich mit dem iPhone oder dem Samsung Galaxy S4 nicht scheuen. Der große Vorteil für Foto-Liebhaber ist mit dem Lumia 1520, dass sich aufgrund des DNGs die Aufnahmen leicht korrigieren lassen.
Im Vergleich zu den anderen Geräten zeigt das Nokia Lumia 1520 einen leichten Rotstich in den Außenaufnahmen. Hier scheint die automatische Farbton-Korrektur nicht richtig zu funktionieren, in den Bilddaten war der Wert stets leicht erhöht. Dieser lässt sich jedoch am Computer, bei Nutzung des DNG-Formates, einfach korrigieren. Eine Neuistallation der Nokia Camera App behebt den Fehler jedoch.
Im Low-Light-Bereich zeigt das Lumia 1520 seine Stärken. Unterstützt wird es bei Bedarf von einem Dual-LED-Blitz. Die Blende ist mit f/2,4 nicht ganz so groß wie beispielsweise beim Lumia 925 (f/2,0). Dafür kann die Lichtempfindlichkeit auf bis zu ISO 4.000 manuell eingestellt werden. In summa liefert es prima Resultate, die besser sind als derer der Smartphone-Konkurrenz von Samsung und Apple. Lediglich das Lumia 1020 ist hier erheblich besser.
Panorama-Aufnahmen beherrscht das Lumia 1520 ebenfalls. Die hauseigene App von Nokia funktioniert mit anderen Modellen tadellos. Sie setzt aus fünf Einzelaufnahmen ein Bild zusammen. Mit dem Testgerät hatten wir jedoch das Problem, dass die letzte Aufnahme plötzlich in die entgegengesetzte Richtung gemacht werden sollte und es so zu einem fehlerhaften Bild kam. An dieser Stelle ist wohl noch ein Update notwendig.
Generell wirkt die Software der Konkurrenz in dieser Kategorie ausgereifter. Die Handhabung sind beim iPhone und dem S4 wesentlich einfacher. Letzteres ermöglicht sogar ein fast vollständiges 360-Grad-Panorama.
Das Nokia Lumia 1520 kann im Zusammenspiel mit der App Nokia Camera auch Belichtungsreihen mit drei oder fünf Aufnahmen erstellen. Es eignet sich damit prima für echte HDR-Fotographie (High Dynamic Range). Die erstellten Beispielbilder bestehen aus fünf Einzelbildern und wurden ohne Fein-Tuning erstellt.
Nokia bewirbt eine 20 MP große Kamera, aber die Aufnahmen sind maximal 16 MP groß. Das liegt daran, dass die übrigen Pixel für einen verlustfreien Digitalzoom verwendet werden. In summa kann die Hauptkamera des Lumia 1520 durchaus überzeugen. Zwar erreicht sie bei Weitem nicht das Niveau der Optik im Lumia 1020, ist für ein Smartphone aber dennoch eine gute Kamera, welche durchaus Schnappschuss-Qualitäten besitzt. Die optionale Nutzung des DNG-Formates stellt dabei, ebenso wie der optische Bildstabilisator, einen echten Mehrwert dar.
Zubehör
Das mitgelieferte Zubehör hält sich erwartungsgemäß in Grenzen. Neben einem Headset gibt es ein kleines Werkzeug zum Wechseln der SIM- und MicroSD-Karte dazu. Das USB-Kabel dient sowohl zum Datenaustausch mit einem Computer als auch zum Laden des Smartphones. Das modulare Netzteil mit einer Nennleistung von 7,5 Watt (5 V, 1,5 A) kann dafür ebenso verwendet werden wie ein entsprechend leistungsstarker USB-Anschluss. Das Netzteil verfügt über ein TÜV- und GS-Prüfsiegel und zeigt sich besonders sparsam, wenn es in der Steckdose vergessen wurde. Dessen Leistungsaufnahme liegt dann nämlich unter 0,03 Watt.
Nokia bietet außerdem eine Menge optionales Zubehör für seine Smartphones an. Speziell für das Lumia 1520 ist hier das Cover CP-623 zu nennen, welches das Gerät nicht nur schützt, sondern auch als Stativ verwendet werden kann. Außerdem gibt es noch smartphone-übergreifendes Zubehör. Eine vollständige Aufstellung finden Sie auf der Webseite von Nokia.
Garantie
Nokia bietet für alle seine Smartphones eine 24-monatige Garantie auf das Hauptgerät, zwölf Monate für den integrierten Akku und das Zubehör sowie sechs Monate für das Netzteil. Die Garantie lässt sich nicht erweitern oder verlängern. Es steht dem Kunden frei, eventuelle Reparaturen bei einem von Nokia zertifizierten Servicepartner oder direkt über das finnische Unternehmen abzuwickeln. Auf der offiziellen Webseite kann einfach mittels Eingabe der IMEI-Nummer geprüft werden, ob sich das Gerät noch in der Garantiezeit befindet.
Eingabegeräte & Bedienung
Der 6 Zoll große kapazitive Touchscreen des Lumia 1520 unterstützt bis zu zehn Eingaben gleichzeitig. Er präsentiert sich sehr gleitfreudig und arbeitet präzise. Eingaben werden unmittelbar umgesetzt und die einzigen Verzögerungen sind die Animationen von Windows Phone 8.
Die virtuelle Tastatur entspricht dem Standard und ist recht funktional. Aufgrund des großen Screens und der damit verfügbaren Fläche hätte diese vor allem im Querformat besser genutzt werden können. Doch stattdessen wird wertvoller Platz verschenkt, und nur wenig Content bleibt auf dem Display sichtbar.
Im Lumia 1520 setzt Nokia wieder auf ein IPS-Display, wie bereits im Lumia 920. Die letzten beiden Highend Windows Phones, Lumia 925 und 1020, sind beide mit einem AMOLED ausgestattet. Die Paneldiagonale beträgt 6 Zoll und das Gerät verfügt über eine Auflösung von 1.920 x 1.080 Bildpunkten (Full-HD), was einer Pixeldichte von 367 ppi entspricht. Inhalte werden damit gestochen scharf dargestellt.
Die Helligkeit beträgt durchschnittlich knapp 399 cd/m² und liegt damit auf einem guten Niveau. Die Ausleuchtung ist mit 86 Prozent ebenfalls gut, könnte aber etwas besser ausfallen angesichts der Klasse, in der sich das Lumia 1520 positioniert. Kurioserweise sind andere Premiumgeräte, wie das Xperia Z Ultra (442 cd/m², 81 %) und das Galaxy Note 3 (342 cd/m², 81 %), nicht besser. Das günstigere Huawei Ascend Mate (470 cd/m², 89 %) weist hier die besten Werte auf. Subjektiv betrachtet, gibt es aber nichts zu beanstanden, zumal weder Clouding noch Lichthöfe auf dem Screen auszumachen sind.
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Ausleuchtung: 86 %
Helligkeit Akku: 421 cd/m²
Kontrast: 877:1 (Schwarzwert: 0.48 cd/m²)
ΔE Color 3.28 | 0.5-29.43 Ø4.92
ΔE Greyscale 2.28 | 0.5-98 Ø5.2
Gamma: 2.5
Der Schwarzwert des Lumia 1520 liegt bei 0,46 cd/m² und ist damit vergleichsweise gut. Auch der Kontrastwert von 877:1 ist sehr ordentlich.
Die Farbsättigung und die Farbtemperatur lassen sich in den Einstellungen des Phablets anpassen und sich jeweils in neun Stufen steuern. Das natürlichste Ergebnis erreicht man, wenn die Sättigung auf ein Minimum reduziert wird und die Temperatur auf Stufe 6 gestellt wird. Dann erreichen die Graustufen einen DeltaE von 2 und die Mischfarben von 3. Dies stellen dann durchaus gute Werte dar.
Nokia setzt nicht nur auf ein gutes Kontrastverhältnis und eine ordentliche Leuchtkraft des Panels, um eine gute Ablesbarkeit auch im Sonnenlicht zu gewährleisten. Zusätzlich kommt die bereits bekannte ClearBlack-Technik zum Einsatz sowie spezielle Software-Algorithmen. Letztere sind vor allem bei direkter starker Sonneneinstrahlung sichtbar. Die Oberfläche wirkt dann extrem kontraststark und als ob das Bild einer Belichtungskorrektur der Tiefen unterworfen wurde. Farbtreue ist dann nicht mehr gegeben, aber selbst Texte lassen sich so mühelos lesen. Der Außeneinsatz ist somit prima gewährleistet.
Die Blickwinkelstabilität des Nokia Lumia 1520 ist aufgrund der verwendeten IPS-Technik sehr gut. Es kommt lediglich ab einer Neigung des Betrachtungswinkels von etwa 40 ° zu einem leichten Helligkeitsverlust. Ansonsten bleibt das Bild auch bei extrem flachen Winkeln sichtbar, wenn das spiegelnde Display sich in einer hellen Umgebung nicht vorher als Spielverderber entpuppt.
Das Nokia Lumia 1520 verfügt über einen Qualcomm Snapdragon 800 MSM8974, welcher momentan einer der schnellsten SoCs am Markt ist. Der Quad-Core-Prozessor arbeitet mit bis zu 2,2 GHz pro Kern und wird von 2 GB Arbeitsspeicher unterstützt. Als Grafikeinheit steht die rasante Adreno 330 zur Verfügung. Das Paket verspricht Leistung satt.
Die Onscreen-Werte im GFXBench (25 fps) bestätigen eine rasante GPU-Performance. Der Offscreen-Wert hingegen liegt mit nur 13 fps unter den Erwartungen. Auch im Linpack (944.656 MFLOPS) beweist das Phablet, dass es mit vergleichbar ausgestatteten Geräten mithalten kann und über eine enorme CPU-Performance verfügt. Es muss sich hier lediglich knapp dem Sony Xperia Z Ultra (958.028 MFLOPS) und dem Samsung Galaxy Note 3 (986.355 MFLOPS) geschlagen geben.
Im AnTuTu Benchmark erreicht das Testgerät einen Score von 24.513 Punkten. Dieser Wert lässt sich jedoch nicht direkt mit denen der Android Konkurrenz vergleichen, da die App im Windows Phone Store schon lange kein Update mehr erhalten hat und zudem noch Beta-Status besitzt. Das Tool ermittelt aber auch die linearen Lese- und Schreibraten des Flashspeichers. Diese sind mit 313 MB/s (Lesen) beziehungsweise 532 MB/s (Schreiben) außerordentlich hoch. Der Speicher ist 32 GB groß und nach dem ersten Start stehen etwa 27 GB zur Verfügung.
In den Browser-Benchmarks zeichnet sich das typische Bild von Geräten mit einer mobilen Windows Version. Der Internet Explorer 10 kann in vielen dieser Vergleiche nicht mithalten und lässt nur die Konkurrenten hinter sich, welche über einen schwächeren SoC verfügen. Lediglich im Java-Benchmark Sunspider 1.0 schneidet das Lumia 1520 recht gut ab. Gefühlt gibt es aber an der Surfgeschwindigkeit nichts auszusetzen.
* ... kleinere Werte sind besser
Spiele
Dank der Qualcomm Adreno 330 verfügt das Lumia 1520 auch für kommende Spiele über reichliche Performance-Reserven. Ob nun Klassiker wie Solitär gespielt werden sollen oder aufwendige Games - die GPU stößt bei keinem Titel im Windows Phone Store an seine Grenzen. Die von uns getesteten Titel wie Asphalt 8 und Dungeon Hunter 4 liefen ruckelfrei und flott.
Der exzellente Touchscreen und die sauber arbeitenden Sensoren runden das Spielvergnügen gelungen ab.
Temperatur
Im Idle-Betrieb klettern die Oberflächentemperaturen auf maximal 30,3 °C und sind somit absolut unbedenklich. Unter andauernder Last steigen die Temperaturen jedoch stark an und erreichen im Vergleichsfeld mit 49 °C den höchsten gemessenen Wert. Lediglich das Ascend Mate (max. 47 °C) wird ähnlich heiß, die übrigen Geräte bleiben deutlich darunter. Der Wert ist jedoch nicht kritisch und wird im Alltag bestenfalls bei längeren Gaming-Zeiten erreicht.
(±) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 42.9 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 35.1 °C (von 21.9 bis 63.2 °C für die Klasse Smartphone).
(-) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 49 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.9 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 27.1 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 32.8 °C.
Lautsprecher
Der Lautsprecher auf der Rückseite vermittelt ein ordentliches Klangbild. Die Höhen werden recht sauber wiedergeben, könnten aber etwas klarer sein. Die Mitten sind unauffällig und der Bass ist zwar gut zu vernehmen, jedoch ein wenig matschig. Der Ton ist aber frei von sonstigen Verzerrungen und kann das Niveau auch bei maximaler Lautstärke halten, welche wirklich laut ist. Somit liefert die Komponente in summa einen guten Eindruck ab. Etwas unpraktisch ist die Positionierung, wenn das Gerät im Querformat gehalten wird, da es dann recht wahrscheinlich ist, den Lautsprecher mit der Hand abzudecken.
Die mitgelieferten Kopfhörer sind sehr basslastig, erfüllen für den gelegentlichen Gebrauch aber ihren Zweck. Praktisch sind die enthaltenden Equalizer und die Unterstützung von Dolby Headphones.
Energieaufnahme
Die Leistungsaufnahme des Nokia Lumia 1520 bewegt sich im erwarteten Rahmen und ist im Vergleich zur Konkurrenz nur minimal höher. So benötigt es im Idle-Betrieb zwischen 1,2 und 2,1 Watt. Unter Last steigt der Verbrauchswert auf bis zu 6,8 Watt an. Auch hier liegt das Vergleichsfeld sehr dicht beieinander, lediglich das Ascend Mate (max. 10,7 W) setzt sich etwas ab. Am genügsamsten zeigt sich das Z Ultra (max. 6,1 W).
Der leicht erhöhte Wert im Standby wurde mit dauerhaft aktivierter Blink-Funktion gemessen.
Aus / Standby | 0 / 0.4 Watt |
Idle | 1.2 / 1.8 / 2.1 Watt |
Last |
2.9 / 6.8 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Akkulaufzeit
Das Nokia Lumia 1520 besitzt einen festverbauten Akku mit einer Leistung von 3.400 mAh. Dieser ermöglicht dem Phablet ordentliche Laufzeiten. Die maximale Laufzeit ermittelten wir bei minimaler Panel-Helligkeit und lediglich aktivierten WLAN. Dabei wird mit Hilfe eines Online-Skriptes das Lesen eines Textes simuliert. In diesem Szenario erreicht das Testgerät eine Laufzeit von über 24 Stunden.
Im umgekehrten Szenario ermittelten wir die minimale Laufzeit bei maximaler Display-Leuchtkraft und allen aktivierten Verbrauchern mit dem Akku-Test der App WP Bench. Hier war bereits nach etwas über drei Stunden Schluss.
Praxisnäher sind der WLAN- und der Video-Test, welche beide normalerweise bei einer genormten Panelleuchtkraft von 150 cd/m² durchgeführt werden. Da das Windows Phone jedoch nur drei manuell einstellbare Helligkeitsstufen besitzt, mussten wir auf die mittlere Einstellung (201 cd/m²) zurückgreifen, weil diese dem Testwert am nächsten kam. In beiden Bereichen erzielte das Lumia 1520 gute Ergebnisse. Somit sollte man problemlos mit einer Akkuladung durch den Tag kommen.
Mit dem Lumia 1520 glückt Nokia ein gelungener Einstieg ins Phablet-Segment. Es überzeugt durch seine exzellente Verarbeitung und mit einem sehr guten Display. Auch die Kamera gehört ganz klar zu den besseren im Smartphone-Bereich und sticht hervor mit seiner Funktionsvielfalt und dem Rohdaten-Support. Ein weiteres Sahnehäubchen ist der gute GPS-Empfänger, welcher außerordentlich exakt arbeitet.
Viel Kritik muss sich der 6-Zoll-Bolide nicht gefallen lassen. Eine Schnittstelle, welche Bildübertragungen beherrscht, wäre jedoch wünschenswert gewesen. Ebenso ist es schade, dass die Finnen noch auf USB 2.0 setzen, könnte mit dem aktuellen 3.0-Standard doch ein schnelleres Laden und flotterer Datenaustausch ermöglicht werden. Außerdem ist die UVP vergleichsweise hoch, auch wenn der Preis bereits kurz nach Marktstart schon stark gefallen ist.
Nokia offeriert mit dem Lumia 1520 ein Gerät, das sich in jede Lebenslage seines Benutzers einbettet und einfach Spaß macht. Wer eine Kompaktkamera sein Eigen nennt, wird diese schnell im Schrank lassen, auch wenn die Qualität der Aufnahmen nicht an die des Lumia 1020 heranreichen. Es ist ein guter Begleiter für Sportler, im Beruf und auf Reisen. Wem eine IP-Zertifizierung seines Phablets wichtig ist, sollte sich das Sony Xperia Z Ultra genauer ansehen. Freunde von Stifteingabe seien das Samsung Galaxy Note 3 und das Asus Fonepad Note 6 ans Herz gelegt.