Laptop-Bezeichnungen sind zu einem totalen Chaos geworden
Sicherlich ist es nicht ganz einfach passende und gleichzeitig einfache Bezeichnungen für eine ganze Laptop-Serie zu erfinden, besonders wenn diese gleich mehrere Modelle mit unterschiedlichsten Konfigurationen beinhaltet. Einige Hersteller machen das besser als andere, aber die aktuellsten Beispiele stechen besonders negativ hervor und machen Laien den Kauf eines neuen Geräts noch schwerer als es ohnehin schon der Fall ist.
Fangen wir einmal bei einem konkreten Beispiel an: Derzeit sorgt Asus mit seinen Serien ROG Strix Scar und ROG Strix Hero für Verwirrung. Laut Herstellerangabe richten sich die Scar-Modelle an "RTS-Gamer", während die Hero-Modelle mehr auf "FPS-Gamer" ausgerichtet sind. Das erweckt den Eindruck, dass auf den einen Modellen bestimmte Games deutlich schlechter laufen als auf den anderen, dabei basieren beide Serien auf den gleichen oder zumindest ähnlichen Gehäusedesigns.
Die ROG-Strix-Serie treibt es zwischen seinen Generationen noch bunter: Käufer haben die Wahl zwischen den 2020er Modellen ROG Strix G15, ROG Strix Scar 15 und ROG Strix Scar 17, welche aber tunlichst nicht mit der älteren 2019er-Serie Strix Scar III verwechselt werden sollte. Die Modelle von 2019 spalten sich auch noch in eigenständige Serien wie der G7xx oder G5xx auf, welche Nutzer wiederum nicht mit den noch älteren 2018er-Serien Strix Scar II GL7xx oder GL5xx verwechseln sollten. Asus hat sich für die aktuellen 2020er-Strix-Modelle zwar letztlich von dem Begriff "Hero" und den römischen Ziffern verabschiedet, aber dass es aktuell sowohl ein 2020er ROG Strix G15 als auch ein 2020er ROG Strix Scar 15 gibt, ist nach wie vor verwirrend, vor allem weil sie auch noch alle sehr ähnlich aussehen.
Die ZenBook-Serie eifert dieser mehr als zweifelhaften Namenskonvention nach und ist beinahe ebenso verwirrend. Beispielsweise darf man das ZenBook 13 nicht mit dem ZenBook S13 oder gar dem ZenBook S verwechseln, denn bei allen drei handelt es sich um separate Familien oder Serien an 13-Zoll großen ZenBook-Laptops. Diese Familien spalten sich wiederum weiter in mehrere Konfigurationen auf, für die verschiedenen SUKs ist das "UX"-Kürzel vorgesehen, wie beispielsweise beim UX343, UX393, UX333 oder UX334. Diese Kürzel der korrekten Oberserie ZenBook S13, ZenBook S oder ZenBook 13 zuzuordnen, ist alles andere als intuitiv.
Dann gibt es da noch die ROG-Zephyrus-Serie, sie steht für die dünnen und leichten Gaming-Laptops von Asus. Die Serie startete 2017 mit dem Modell Zephyrus GX501, seitdem sind aber mittlerweile diverse Modell, wie das Zephyrus S, Zephyrus G, Zephyrus M und Zephyrus Duo hinzugekommen, jedes davon mit Kürzeln wie GA, GM, GX, GL oder GU für die verschiedenen Konfigurationen ausgestattet.
Viele andere Hersteller machen es den Kunden auch nicht einfacher. Nehmen wir zum Beispiel das Dell XPS 13 und das XPS 15. Bei beiden Serien hat Dell bislang immer 9xxx-Modellnamen vergeben - bis zum letzten Jahr, als sich Dell plötzlich dazu entschlossen hat stattdessen 7xxx-Bezeichnungen zu verwenden. Ein Jahr später machte der Hersteller plötzlich wieder eine totale Kehrtwende, aber der Schaden war bereits angerichtet. Die offizielle Reihenfolge vom ältesten zum neuesten Modell lautet nun 9370, 9380, 7390 und 9300, anstelle der logischeren Reihenfolge 9370, 9380, 9390 und 9300.
Noch ein Beispiel gefällig? Die fast ein Jahrzehnt alte Yoga-Serie von Lenovo. Auf der CES 2012 hat der Hersteller den Begriff "Yoga" eingeführt, um damit seine Convertible-Laptops mit 360-Grad-Scharnieren zu bezeichnen. 2018 gab es dann plötzlich eine Änderung. Lenovo hat die Bezeichnung "Yoga" umdefiniert, nun bezeichnet sie jeden High-End-Laptop von Lenovo im Kontrast zur etwas preiswerteren IdeaPad-Serie. Dadurch können nun nicht mehr nur 360-Grad-Convertibles, sondern auch ganz traditionelle Laptops Yoga genannt werden. Dafür hat Lenovo dann die Kürzel S, C und D eingeführt, um die Merkmale Slim, Convertible, und Detachable zu kennzeichnen. Slim steht für einen traditionellen Clamshell-Laptop (ohne 360-Grad-Scharnier), aber Laien könnten annehmen, dass die C-Serie eher für Clamshell (Klappgehäuse) steht.
Einige Hersteller verlassen sich stattdessen auf ellenlange Modellnamen, um sie auseinanderzuhalten. HP treibt die Unart derart unattraktiver Bezeichnungen besonders auf die Spitze, deren Bezeichnungen scheinen dem Nutzer das Lernen einer neuen Sprache abzuverlangen, um die Modellnamen entziffern zu können. Nehmen wir zum Beispiel das Envy 17-ce1002ng und das Envy 17-n107ng. Zwischen beiden Modellen liegen ganze vier Jahre, aber die Buchstaben- und Ziffernverquickungen dürften für Ottonormalverbraucher eher Hieroglyphen nahe kommen.
Natürlich gibt es nicht den einen tollsten Ansatz und mit Sicherheit stehen gut durchdachte Ideen und Strategien hinter all dem Wahnsinn, aber die langen Bezeichnungen und das teilweise Hin- und Herspringen von Kennzeichnungen und Konfigurationen macht es vor allem für Laien überaus schwer alte von neuen Modellen zu unterscheiden.