Test BlackBerry Passport Smartphone
Bei Business-Nutzern beliebt, aber für viele seit dem iPhone nicht mehr unbedingt die erste Wahl: BlackBerry hat ziemliche Probleme, die Nutzerschaft der Geräte mit dem selbstentwickelten Betriebssystem BlackBerry OS (auch RIM (Research in Motion) genannt) sinkt kontinuierlich. Dass Samsung und andere Hersteller die Geschäftskunden mit günstigen Android-Geräten versorgen und Microsoft sein Windows-Betriebssystem auch für mobile Geräte verkauft, macht die Lage nicht besser.
Aber die Kanadier stemmen sich gegen den Trend und versuchen weiterhin mit alten Tugenden wie physischer Tastatur und hochwertiger Verarbeitung zu punkten. Außerdem ist seit der neuesten Version von Research in Motion der Amazon App-Store frei zugänglich, der eine Auswahl der Apps in Googles Play Store enthält und damit die App-Anzahl auf BlackBerry-OS-Geräten vervielfacht.
Wir testen das neueste Gerät von BlackBerry, das Passport und sagen Ihnen, ob die physische Tastatur ein Vorteil ist, ob die emulierten Android-Apps flüssig laufen und ob der kanadische Hersteller insgesamt mit dem Gerät wieder nach oben kommen könnte. Die Konkurrenz, wie z.B. Apple iPhone 6 Plus, Samsung Galaxy S5, Sony Xperia Z3, Nokia Lumia 930, Motorola Moto X, Huawei Ascend Mate 7 und Samsung Galaxy Note 4 ist jedenfalls stark.
Ein schwarzes Gehäuse mit Kunststoffrückseite und Metallrahmen. Das klingt erst mal nett, aber doch eigentlich recht unspektakulär und schon gar nicht besonders. Mit einer so simplen Beschreibung würde man dem BlackBerry Passport aber dann doch unrecht tun, es wird nämlich auf jeden Fall Blicke auf sich ziehen. Warum? Zum einen ist da der sehr ungewöhnliche Formfaktor, der sich auf dem quadratischen Bildschirm ergibt: Das Smartphone ist sehr breit und dafür kürzer als andere Vertreter. Außerdem schließt sich unterhalb des Bildschirms eine physische Tastatur an, eines der wichtigsten Alleinstellungsmerkmale von BlackBerry. Wem das an Außergewöhnlichem noch nicht reicht, der bekommt das Gehäuse auch in Weiß und sogar in Rot, allerdings wohl in Deutschland oder Österreich nur als Import.
Dem Gehäuse merkt man seine nordamerikanische Herkunft deutlich an: Wie ein amerikanisches Muscle-Car wirkt das Passport nicht unbedingt grazil, eher wuchtig und stabil. Eine gewisse Eleganz ist ihm aber nicht abzusprechen. Druck auf die Rückseite macht sich an bestimmten Stellen auf dem Bildschirm bemerkbar und im oberen Bereich lässt sich das Gehäuse leicht verwinden. Insgesamt fühlt sich das Chassis aber wertig und griffig an. Trotz seiner hohen Breite von 90,3 Millimetern passt das Passport gut in eine normale Hosentasche, das Gewicht ist mit 196 Gramm dann aber doch recht hoch: Das Samsung Galaxy S5 wiegt gut 50 Gramm weniger.
Der Akku ist fest verbaut, man kann aber an der oberen Rückseite eine Klappe abnehmen, hinter der sich die Slots für Nano-SIM-Karte und micro-SD-Karte verbergen. Zum Öffnen muss man allerdings brachiale Gewalt anwenden, das dürfte gerne etwas leichter von der Hand gehen.
Ein Smartphone mit physischem Keyboard hat außer BlackBerry kein großer Hersteller mehr im Programm, dieses Ausstattungsmerkmal des BlackBerry Passport ist also auf jeden Fall etwas Besonderes. Ein micro-SD-Port, wie ihn das Passport bietet, ist zwar eigentlich Standard, beim iPhone 6 Plus allerdings muss man immer noch ohne auskommen. NFC ist ebenso verbaut, wie eine Status-LED oberhalb des Bildschirms. Es gibt auch einen eigenen Button für die Spracherkennung. Wie bei BlackBerrys üblich fehlen Hardware- oder Softwaretasten für Funktionen wie "Zurück" oder um auf den Homescreen zu gelangen. Dies wird durch Wischgesten von verschiedenen Seiten des Bildschirms erreicht.
Software
BlackBerry entwickelt sein Betriebssystem selbst: BlackBerry OS unterscheidet sich in der aktuellen Version 10.3 aber nicht mehr großartig von Android oder iOS: Auf mehreren nebeneinanderliegenden Seiten sind die bunten Symbole der installierten Apps zu finden, wer vom oberen Rand nach unten wischt, erreicht einige Schnelleinstellungen und wer vom unteren Rand nach oben wischt, kehrt zum Startbildschirm zurück.
Ein großes Problem bisher war für den Hersteller, dass im eigenen "BlackBerry World"-Store einfach zu wenige Apps vorhanden waren. Auf der Suche nach einer Lösung für dieses recht drängende Problem ist man nun eine Kooperation mit Amazon eingegangen: BlackBerry-Nutzer können auf den Amazon Appstore zugreifen, den der Onlinehändler schon für seine "Fire"-Geräte anbietet. Da es sich bei den dortigen Programmen allerdings um Apps für Android handelt, laufen diese in einem Emulator. Davon bekommt der Nutzer an sich kaum etwas mit, allerdings lässt die Geschwindigkeit der emulierten Android-Apps oft zu wünschen übrig. Andere Apps, wie der "Geekbench 3", stürzen einfach ab. Viele Apps laufen aber auch problemlos, so beispielsweise die "ARD Mediathek" oder "Angry Birds: Epic".
Apps, die man im Amazon Appstore nicht findet, kann man direkt als .apk-Datei beim Hersteller herunterladen und auf dem BlackBerry Passport installieren. Dennoch sollte man zunächst in der "BlackBerry World" schauen, ob es die App auch nativ für das Betriebssystem gibt, Stabilität und Geschwindigkeit sind oft besser. Noch ein Nachteil der emulierten Android-Apps: Benachrichtigungen werden aktuell nur ausgeliefert, wenn der BlackBerry Hub dediziert angesprochen wird, was bei kaum einer Android-App der Fall sein dürfte.
Insgesamt besitzt BlackBerry OS viele Funktionen und es lässt sich nach kurzer Eingewöhnung damit ebenso der Alltag bestreiten wie mit Android, iOS oder Windows Phone. Die emulierten Android-Apps erweitern das App-Angebot enorm, allerdings ist nicht gesagt, dass jede App auch flüssig und stabil läuft.
Kommunikation & GPS
Erfreulich ist, dass BlackBerry dem Passport ein großes Repertoire an kabellosen Kommunikationsmöglichkeiten spendiert, beispielsweise Dualband-WLAN nach allen Standards bis zu schnellen 802.11ac. Außerdem versteht sich das Smartphone mit vier GSM-, fünf UMTS- und zehn LTE-Frequenzen mit Geschwindigkeiten von bis zu 150 MBit pro Sekunde im Downstream und bis zu 50 MBit pro Sekunde im Upstream. NFC für die Nahfeldkommunikation ist ebenso an Bord wie Bluetooth 4.0 und die Unterstützung für WiFi Direct und Miracast.
Die Empfangsqualität im UMTS-Netz von E-Plus ist gut, wir hatten im innerstädtischen Bereich keine Probleme, ein Netz zu finden, auch die mobile Internetverbindung war stabil. Im WLAN haben wir allerdings in zehn Metern Entfernung und durch drei Wände nur noch zwei von vier Balken Empfang, noch einmal zwei Meter weiter und durch eine weitere Wand war es nur noch 1/4 der Signalstärke. Allerdings hat das erfreulicherweise kaum Einfluss auf die Geschwindigkeit des Seitenaufbaus.
Das GPS-Modul im BlackBerry Passport findet im Freien recht schnell die benötigte Anzahl von Satelliten und kann dann unseren Standort auf circa 7 Meter genau bestimmen. Im Inneren ist keine Ortung möglich. Wir machen auch noch den Feldtest mit dem Passport und nehmen es auf eine Tour mit dem Mountainbike mit, bei der auch das Provi-Navi Garmin Edge 500 mitfährt. Die gemessene Streckenlänge unterscheidet sich bei beiden Geräten nur um 90 Meter und bei der Fahrt durch den Wald kann das Passport die Strecke fast genauso gut nachzeichnen, wie das Profi-Gerät. Bei der Brückenüberfahrt allerdings lässt uns das Passport an einer anderen Stelle über den Fluss "schweben", das Garmin-Navi verortet uns exakt auf der Brücke.
Telefonfunktionen und Sprachqualität
Die Telefonapp ist auf den ersten Blick ebenfalls an die Android-Variante angelehnt, bietet aber einige recht praktische Features: So lassen sich große Schaltflächen im oberen Bereich direkt mit oft verwendeten Kontakten belegen. Nummernvorschläge zu eingegebenen Ziffern poppen zudem nicht auf, sondern müssen manuell aufgerufen werden, was die Übersichtlichkeit erhöht. Eine Suche in den Kontakten funktioniert schnell und präzise. Die Telefon-App lässt sich also präzise bedienen und bietet viele Features.
Die Sprachqualität gefällt uns ebenfalls gut, unser Gegenüber bescheinigt uns bei einem Testanruf klare Verständlichkeit und eine gute Geräuschunterdrückung. Gleichzeitig hören wir den Gesprächspartner fast so, als stünde er neben uns.
Kameras & Multimedia
13 Megapixel Auflösung bei der Hauptkamera sind weniger als bei Samsungs Galaxy S5 oder dem Sony Xperia Z3, aber mehr als beispielsweise das Apple iPhone 6 Plus bietet. Gute Bilder kommen aber natürlich nicht nur von hohen Megapixel-Zahlen und deshalb bietet das BlackBerry Passport auch einen optischen Bildstabilisator und einen LED-Blitz, um eine dunkle Umgebung aufzuhellen. Die Kamera macht dann auch gute und scharfe Fotos, die den Bildern von iPhone 6 oder Nokia 1020 auf den ersten Blick kaum nachstehen. Im Vergleich zur Spiegelreflexkamera wird allerdings sichtbar, dass Details wie die Zeichnung der Birne aber etwas verloren gehen. Außerdem bilden sich bei genauem Hinsehen Farbsäume um Objekte. Für Gelegenheitsfotografen reicht die Kamera auf jeden Fall aus. Für wen die Bildqualität aber eines der Hauptkriterien beim Smartphonekauf ist, der sollte sich einmal bei anderen Herstellern umsehen.
Die Frontkamera löst mit 2 Megapixel auf und besitzt keinen Aufhellblitz. Sie macht recht grobkörnige Bilder, die an den Kanten bei genauerem Hinsehen ausfransen. Für Social-Media-Selfies reicht die Kamera also aus, Urlaubserinnerungen sollte man damit aber besser nicht festhalten.
Bildervergleich
Wählen Sie eine Szene und navigieren Sie im ersten Bild. Ein Klick ändert die Position bei Touchscreens. Ein Klick auf die vergrößerten Bilder öffnet das Original in einem neuen Fenster. Das erste Bild zeigt das skalierte Foto, welches mit dem Testgerät aufgenommen wurde.
Szene 1Szene 2Szene 3Zubehör
Dem BlackBerry Passport liegt neben dem Ladegerät noch ein kabelgebundenes Stereo-Headset bei, das eine ganz ordentliche Klangqualität liefert. Zu kaufen gibt es im BlackBerry-Shop noch einige Zubehörteile wie kabellose Lautsprecher, Headsets oder Cover. Erwähnenswert ist hier die passende Hardshell für 30 Euro, die es auch in Weiß gibt und die Adapter von micro-USB auf HDMI oder VGA für 25 bzw. 20 Euro, mit denen sich der Bildschirminhalt auch auf großen Bildschirmen anzeigen lässt.
Garantie
Die Hersteller-Garantie beträgt nur 12 Monate. Garantieerweiterungen lassen sich im BlackBerry-Shop nicht kaufen.
Eingabegeräte & Bedienung
Nachdem es BlackBerry beim Z30 ohne Tastatur versucht hatte, gibt es nun wieder physische Tasten, allerdings nur für Buchstaben und Zahlen. Symbole werden am unteren Rand des Bildschirms über eine virtuelle Tastatur eingegeben. Daraus ergibt sich eine Mischung aus Tippen auf echten Tasten mit haptischem Feedback und Tippen auf dem Touchscreen, das ist zumindest gewöhnungsbedürftig.
Einerseits lässt sich das physische Keyboard gut bedienen, die Tasten bieten ordentliches Feedback und man kann auch mit zwei Händen schnell tippen. Andererseits ist die einhändige Bedienung nur möglich, wenn man große Hände hat, ansonsten benötigt man immer zwei Hände zum Schreiben. Die Tastatur kann aber noch mehr: Sie lässt sich als eine Art Touchpad nutzen. Streicht man nach oben und unten, so kann man beispielsweise in Dokumenten scrollen oder die virtuelle Tastaturerweiterung auf- und zuklappen.
Das alles funktioniert sehr zuverlässig, benötigt allerdings eine gewisse Einarbeitungszeit. Gewöhnen muss man sich außerdem daran, dass es keine immer vorhandenen "Zurück"- oder "Home"-Buttons gibt und dass man durch eine Streichbewegung vom Bildschirmrand Apps schließt. Die Mischung aus Touchfunktion und physischer Tastatur klappt nicht immer reibungslos, aber insgesamt lässt sich das Passport nach kurzer Eingewöhnung flüssig und intuitiv bedienen.
Ungewöhnlich ist der quadratische Bildschirm des BlackBerry Passport mit 1.440 x 1.440 Pixel Auflösung. Es bietet damit ähnlich viele Pixel wie ein Full-HD-Display, allerdings eben einen breiteren und nicht ganz so hohen Bildschirm. BlackBerry meint, dass besonders bei Dokumenten, Webseiten und bei Emails der quadratische Bildschirm besser ist, als das breite und nicht sehr hohe 16:9-Format. Damit haben die Kanadier durchaus recht: Gerade bei Tabellen muss man nicht mehr wählen, ob man sich wenige Spalten, dafür aber viele Zeilen anschaut oder mehrere Spalten, aber dafür immer nur wenige Zeilenwerte erkennen kann. Außerdem entfällt de facto das Kippen des Smartphones, um das Bild im Hochkant- oder Querformat anzuzeigen. Auch für Webseiten eignet sich die quadratische Darstellung überraschend gut.
Die Inhalte werden scharf und detailreich auf dem Bildschirm dargestellt, allerdings wirken Farben etwas flau. Die maximale Helligkeit lässt sich nur durch Belichtung des Helligkeitssensors erreichen, liegt dann aber bei sehr hohen 649 cd/m².
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Helligkeit Akku: 649 cd/m²
Kontrast: 713:1 (Schwarzwert: 0.91 cd/m²)
ΔE Color 6.03 | 0.5-29.43 Ø4.92
ΔE Greyscale 6.57 | 0.5-98 Ø5.2
Gamma: 2.03
BlackBerry Passport Adreno 330, 801 MSM8974AB, 32 GB SSD | Samsung Galaxy Note 4 Adreno 420, 805 APQ8084, 32 GB eMMC Flash | Apple iPhone 6 Plus PowerVR GX6450, A8, 64 GB eMMC Flash | Samsung Galaxy S5 Adreno 330, 801 MSM8974AC, 16 GB eMMC Flash | Sony Xperia Z3 Adreno 330, 801 MSM8974AC, 16 GB eMMC Flash | Motorola Moto X 2. Gen 2014 Adreno 330, 801 MSM8974AC, 16 GB eMMC Flash | |
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Bildschirm | 31% | 22% | -1% | -6% | -5% | |
Helligkeit Bildmitte | 649 | 335 -48% | 519 -20% | 358 -45% | 702 8% | 259 -60% |
Schwarzwert * | 0.91 | 0.62 32% | 0.72 21% | |||
Kontrast | 713 | 837 17% | 975 37% | |||
Delta E Colorchecker * | 6.03 | 1.77 71% | 3.67 39% | 5.28 12% | 8.92 -48% | 6.52 -8% |
Delta E Graustufen * | 6.57 | 2.06 69% | 3.78 42% | 4.65 29% | 9.59 -46% | 3.05 54% |
Gamma | 2.03 108% | 2.41 91% | 2.42 91% | 2.48 89% | 2.75 80% | 2.31 95% |
CCT | 6328 103% | 6424 101% | 7327 89% | 7690 85% | 9408 69% | 6226 104% |
Brightness | 339 | 496 | 364 | 671 | 263 | |
Brightness Distribution | 92 | 90 | 82 | 90 | 91 | |
Farbraum (Prozent von AdobeRGB 1998) | 99 |
* ... kleinere Werte sind besser
Der Schwarzwert lässt mit 0,91 cd/m² dann allerdings doch zu wünschen übrig und so ergibt sich ein für High-End-Geräte eher unterdurchschnittlicher Kontrast von 713:1.
Die Farbdarstellung scheint bei einem Vergleich der Referenzwerte des Farbraums sRGB mit den Werten des IPS-Displays im Passport gut: Unterschiede sind mit bloßem Auge kaum zu sehen und auch einen oft vorhandenen Blaustich können wir nicht feststellen, im Gegenteil: Eher wirken die Farben etwas zu gelb. Das Spektralfotometer urteilt allerdings etwas ungnädiger: Manche Farbwerte wie Hellblau, Mittelgrün oder Braun weichen zu stark von den Referenzwerten ab, gleiches gilt für einige Grautöne. Insgesamt ist die Farbdarstellung ordentlich, aber zu ungenau für Profis, die sich auf die korrekte Wiedergabe der Farben verlassen müssen.
Praktisch: In den Einstellungen lassen sich Weißabgleich und Farbsättigung einstellen, so dass man den Bildschirm an die persönlichen Vorlieben anpassen kann.
Die hohe Helligkeit ist sicherlich ein Pluspunkt im Freien, die spiegelnde Beschichtung des Bildschirms wirkt sich negativ aus. Insgesamt lässt sich das BlackBerry Passport auch an hellen Tagen im Freien bedienen, die Spiegelungen machen es aber oft schwierig, den Bildschirminhalt zu erkennen. Direktes Sonnenlicht auf den Bildschirm blendet und macht eine Nutzung eigentlich unmöglich, wer sich in den Schatten oder in Innenräume zurückzieht, wird allerdings keine Probleme haben.
Dank des IPS-Displays sind die Blickwinkel in alle Richtungen gut und das Bild ist auch aus sehr flachen Winkeln noch gut erkennbar.
Durch die emulierten Android-Apps laufen nun auch mehr Benchmarks auf den Blackberry-Geräten. Allerdings stürzen viele ab oder sind nicht im Amazon App-Store zu bekommen. Außerdem ist in einer Emulator-Umgebung natürlich die Frage berechtigt, ob die Ergebnisse wirklich aussagekräftig sind.
Es scheint nicht so: Im Linpack erreicht das Passport laut Benchmark nur knapp über 100 MFlops, viel weniger als Android-Geräte auf denen der Benchmark nativ läuft. Auch im nativen Geekbench 3 erreicht das Passport wesentlich weniger Punkte als die Konkurrenz. Allerdings bemerken wir im alltäglichen Gebrauch keine großen Geschwindigkeitseinbußen, Apps starten recht flott und die Navigation durch das Betriebssystem läuft flüssig. Das liegt sicher auch am schnellen Qualcomm Snapdragon 801 MSM8974AB , das als SoC zum Einsatz kommt und mit vier Kernen und einem Takt von 2,36 GHz mindestens auf Augenhöhe mit anderen High-End-Smartphones ist.
Linpack Android / IOS - Single Thread (nach Ergebnis sortieren) | |
BlackBerry Passport | |
Samsung Galaxy Note 4 | |
Apple iPhone 6 Plus | |
Samsung Galaxy S5 | |
Sony Xperia Z3 | |
Motorola Moto X 2. Gen 2014 |
Auch hier startet nur einer der emulierten Benchmarks: Der 3DMark. Mit ihm testen wir die Adreno 330 Grafikkarte, die mit bis zu 578 MHz taktet und üblicherweise für alle aktuellen Mobile-Spiele und natürlich alltäglichere Anwendungen ausreichen sollte. Auch hier hat das Passport einen großen Rückstand, der wohl zumindest teilweise auf die Emulation der Android-App zurückzuführen ist.
3DMark | |
1280x720 offscreen Ice Storm Unlimited Score (nach Ergebnis sortieren) | |
BlackBerry Passport | |
Samsung Galaxy Note 4 | |
Apple iPhone 6 Plus | |
Samsung Galaxy S5 | |
Sony Xperia Z3 | |
Huawei Ascend Mate 7 | |
Motorola Moto X 2. Gen 2014 | |
1280x720 offscreen Ice Storm Unlimited Graphics Score (nach Ergebnis sortieren) | |
BlackBerry Passport | |
Samsung Galaxy Note 4 | |
Apple iPhone 6 Plus | |
Samsung Galaxy S5 | |
Sony Xperia Z3 | |
Huawei Ascend Mate 7 | |
Motorola Moto X 2. Gen 2014 | |
1280x720 offscreen Ice Storm Unlimited Physics (nach Ergebnis sortieren) | |
BlackBerry Passport | |
Samsung Galaxy Note 4 | |
Apple iPhone 6 Plus | |
Samsung Galaxy S5 | |
Sony Xperia Z3 | |
Huawei Ascend Mate 7 | |
Motorola Moto X 2. Gen 2014 |
Bei den Browserbenchmarks allerdings gibt es keine Ausreden mehr, hier muss das BlackBerry Passport zeigen, was in ihm und dem selbst entwickelten Browser steckt. Auch hier liegt das Passport allerdings meist zurück und kann höchstens einmal vereinzelt nach vorne kommen. Beim täglichen Surfen aber bemerkten wir keine Schwierigkeiten mit der Geschwindigkeit.
Octane V2 - Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
BlackBerry Passport | |
Samsung Galaxy Note 4 | |
Apple iPhone 6 Plus | |
Samsung Galaxy S5 | |
Sony Xperia Z3 | |
Huawei Ascend Mate 7 | |
Motorola Moto X 2. Gen 2014 |
Google V8 Ver. 7 - Google V8 Ver. 7 Score (nach Ergebnis sortieren) | |
BlackBerry Passport | |
Samsung Galaxy Note 4 | |
Apple iPhone 6 Plus | |
Motorola Moto X 2. Gen 2014 |
Sunspider - 1.0 Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
BlackBerry Passport | |
Samsung Galaxy Note 4 | |
Apple iPhone 6 Plus | |
Samsung Galaxy S5 | |
Sony Xperia Z3 | |
Huawei Ascend Mate 7 | |
Motorola Moto X 2. Gen 2014 |
Mozilla Kraken 1.1 - Total (nach Ergebnis sortieren) | |
BlackBerry Passport | |
Samsung Galaxy Note 4 | |
Apple iPhone 6 Plus | |
Samsung Galaxy S5 | |
Sony Xperia Z3 | |
Huawei Ascend Mate 7 | |
Motorola Moto X 2. Gen 2014 |
* ... kleinere Werte sind besser
Spiele
In aktuellen Games wie "Asphalt 8" zeigt sich das BlackBerry Passport dank des schnellen SoCs, aber auch dank des präzisen Touchscreens und Lagesensors als gute Spieleplattform. Allerdings kann man in der BlackBerry-Variante von "Asphalt 8" keine vollen Details einstellen, sondern muss mit mittleren Details auskommen.
Dafür läuft das Game sehr flüssig und lädt schnell. Einfachere Games wie "Angry Birds: Epic" laufen selbst als emulierte Android-Apps flott und problemlos, man sollte aber dennoch im Zweifel eher zur nativen App greifen, um die beste Geschwindigkeit und Stabilität zu bekommen.
Temperatur
Wer das BlackBerry Passport längere Zeit unter hoher Last betreibt, also beispielsweise Spiele spielt, der wird eine Erwärmung des Gehäuses spüren. Allerdings bleibt diese immer im Rahmen und ist mit maximal 39,8 Grad Celsius zwar spürbar, aber noch nicht unangenehm. Wer das Smartphone weniger fordert, der wird ohnehin kaum eine Erwärmung bemerken: Mit maximal 27,1 Grad Celsius ist die Erwärmung hier so gut wie nicht spürbar. Insgesamt bekommt man mit dem BlackBerry also einen mobilen Begleiter, den man zu jeder Zeit problemlos anfassen kann, ohne Angst vor zu hohen Gehäusetemperaturen haben zu müssen.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 39.8 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 35.1 °C (von 21.9 bis 63.2 °C für die Klasse Smartphone).
(+) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 37.9 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.9 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 25.5 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 32.8 °C.
Lautsprecher
Die beiden Stereolautsprecher finden sich an der Unterseite, so dass ein Stereoeffekt kaum spürbar wird. Ansonsten machen die beiden Speaker ihre Aufgabe allerdings gut: Der Klang ist voll, kräftig und recht detailliert. Auch bei maximaler Lautstärke ist kein Dröhnen zu hören und einzelne Instrumente sind gut differenziert. Vergleicht man den Klang mit anderen High-End-Smartphones, so kommt er an das HTC One M8 nicht ganz heran, mit dem One Mini 2 oder dem Sony Xperia Z3 kann der Sound aber auf jeden Fall mithalten.
Wer noch anspruchsvoller ist, der schließt einen Kopfhörer oder externe Lautsprecher über Bluetooth oder die 3,5mm-Audiobuchse an. Über beide Wege hatten wir keine Probleme, ein gutes Soundsignal zu bekommen.
Energieaufnahme
In Sachen Energieverbrauch zeigt sich das BlackBerry Passport eher mittelmäßig: Maximal 1,9 Watt werden dem Akku hier abverlangt, Samsung Galaxy S5 oder Sony Xperia Z3 brauchen hier weniger – und das bei teils höheren Leistungswerten. Auch beim Energieverbrauch unter Last können die beiden Vergleichsgeräte das Passport unterbieten: Hier braucht es durchschnittlich 5 Watt und höchstens 6,3 Watt. Vor allem der Durchschnittswert ist sehr hoch und übertrifft alle Vergleichsgeräte.
Aus / Standby | 0 / 0.1 Watt |
Idle | 0.2 / 1.7 / 1.9 Watt |
Last |
5 / 6.3 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Akkulaufzeit
Das Energiemanagement erscheint also nicht so optimal, dafür lässt sich aber in dem wuchtigen Gehäuse ein großer Akku unterbringen, oder? Stimmt, der Akku besitzt mit 12,8 Wattstunden deutlich mehr Kapazität als der des iPhone 6 Plus oder von Samsung Galaxy S5 und Sony Xperia Z3. Dieser große Akku ist es auch, der dem BlackBerry Passport trotz des etwas höheren Verbrauchs gute Laufzeiten beschert: Da der minimale Idle-Verbrauch mit 0,2 Watt sehr gering ist, hält das Gerät bei nur minimaler Belastung sogar über 35 Stunden durch. Beim praxisnaheren WLAN-Test ergibt sich mit 12:18 Stunden ein knapper Vorsprung gegenüber Samsung Galaxy Note 4 und Apple iPhone 6 Plus. Nur unter hoher Last geht dem Passport recht schnell die Puste aus.
BlackBerry Passport Adreno 330, 801 MSM8974AB, 32 GB SSD | Samsung Galaxy Note 4 Adreno 420, 805 APQ8084, 32 GB eMMC Flash | Apple iPhone 6 Plus PowerVR GX6450, A8, 64 GB eMMC Flash | Samsung Galaxy S5 Adreno 330, 801 MSM8974AC, 16 GB eMMC Flash | Sony Xperia Z3 Adreno 330, 801 MSM8974AC, 16 GB eMMC Flash | Motorola Moto X 2. Gen 2014 Adreno 330, 801 MSM8974AC, 16 GB eMMC Flash | |
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Akkulaufzeit | 32% | 5% | 10% | -15% | -14% | |
Idle | 2130 | 1668 -22% | 1436 -33% | 1695 -20% | 1203 -44% | 1078 -49% |
H.264 | 784 | 701 -11% | 675 -14% | 556 -29% | 682 -13% | 604 -23% |
WLAN (alt) | 738 | 744 1% | 777 5% | 613 -17% | 672 -9% | 617 -16% |
Last | 124 | 323 160% | 199 60% | 253 104% | 132 6% | 165 33% |
BlackBerry traut sich was, muss sich wohl auch was trauen, um den Verfall der Marktanteile aufzuhalten. Das Passport ist ein mutiges Gerät, weil es ein ungewöhnliches, aber durchaus praxistaugliches Bildschirmformat nutzt und eine physische Tastatur mitbringt. Die eigene Software, die sich durchaus intuitiv bedienen lässt und eigentlich alle im Alltag benötigten Funktionen bietet, wird durch emulierte Android-Apps stark aufgewertet. Das ist zwar nicht der Königsweg und wird Blackberry auch einige Probleme bereiten (warum sollten Programmierer jetzt noch native Apps für BlackBerry OS programmieren?), aber die Nutzer wird es freuen und wer bisher schon mit einem BlackBerry geliebäugelt hat, hat nun einen Grund mehr, um umzusteigen.
Weitere positive Aspekte sind die guten Lautsprecher, die hohe Leitungsfähigkeit und das wertige Gehäuse, das allerdings etwas schwer geraten ist. Auch der Bildschirm ist hochwertig, die Erwärmung hält sich in Grenzen und die drahtlosen Kommunikationswege sind vielfältig. Die Akkulaufzeit kann ebenso überzeugen.
Kleine Details schmälern den Qualitätseindruck, so kommt Druck auf die Rückseite zum Bildschirm durch, die Klappe für microSD- und SIM-Karte lässt sich nur unter Gewalteinwirkung öffnen und die Kamera ist eher durchschnittlich. Hier sollte man also genau abwägen, welche Aspekte dem Käufer oder der Käuferin wichtig sind.
Die Individualisten hat BlackBerry mit dem Passport bestimmt auf seiner Seite, denn so ein Smartphone hat eben nicht jeder in der Tasche. Wem virtuelle Tastaturen auf die Nerven gehen, wer oft Dokumente auf seinem Smartphone betrachtet und wer nicht aufs Gewicht schaut, der bekommt einen stabilen und flotten Begleiter. Das nötige Kleingeld muss man allerdings auch mitbringen.