AMD Radeon RX 6900 XT im Test: Performance fast auf RTX-3090-Niveau für 550 € weniger, aber nur marginal besser als eine RX 6800 XT
AMD bereitet Intel im CPU-Markt richtig Probleme mit seinen starken Ryzen-CPUs, aber AMDs Radeon-GPUs lagen bislang noch deutlich hinter der Konkurrenz von Nvidia. Die letzte AMD-Grafikkarte, die zumindest in Reichweite von Nvidias Flaggschiff-GPUs geriet, war die Fiji-basierte Radeon R9 Fury X, die mit der NVIDIA Maxwell GeForce 980 Ti im Jahr 2015 um die Leistungskrone kämpfte.
Seitdem wurden NVIDIAs Turing-Flaggschiffe nicht mehr herausgefordert. AMDs Vega 56, Vega 64 und die Radeon VII werden NVIDIA kaum schlaflose Nächte verursacht haben. Erst im Juli 2019 hatte AMD wieder moderaten Erfolg mit der Navi-10-basierten Radeon RX 5700 XT, aber auch diese war eher vergleichbar mit einer GeForce RTX 2070 Super, nicht aber mit dem damaligen Nvidia-Flaggschiff.
Aber das alles ist ab jetzt Geschichte. Letzten Oktober hat AMD offiziell die Radeon-RX-6000-Serie enthüllt, bestehend aus der RX 6800, der RX 6800 XT, der RX 6900 XT und kürzlich auch der RX 6700 XT. Das Versprechen: Die Serie soll NVIDIAs High-End-Ampere-Serie rund um die RTX 3070, RTX 3080 und RTX 3090 im Bereich 1440p- und 4K-Gaming endlich wieder Paroli bieten.
Dabei markiert die RX 6900 XT den RTX-3090-Herausforderer, zumindest in Sachen reiner Rasterperformance (unter Vorbehalt natürlich). NVIDIA-Karten haben hingegen die Oberhand bei Zusatzfeatures wie Ray Tracing und KI-basiertem Super Sampling. Allerdings hat die RX 6900 XT auch noch ein paar Asse im Ärmel.
In diesem Test nehmen wir das Top-Modell der Navi-21-XTX-Karten unter die Lupe und schauen, ob es den Mumm hat es mit NVIDIAs Ampere-Goliath aufzunehmen.
Wir erweitern unser Team und suchen Gaming-Enthusiasten sowie Unterstützung für unsere Video-Produktion im Raum Hamburg.
Details
Vergleich der Radeon RX 6900 XT mit anderen AMD-GPUs
Specifications | Radeon RX 6900 XT | Radeon RX 6800 XT | Radeon RX 6800 | Radeon RX 6700 XT | Radeon RX 5700 XT | Radeon RX 5700 | Radeon VII |
GPU | Navi 21 XTX | Navi 21 XT | Navi 21 XL | Navi 22 | Navi 10 XT | Navi 10 XL | Vega 20 XT |
Manufacturing Process | 7 nm | 7 nm | 7 nm | 7 nm | 7 nm | 7 nm | 7 nm |
Compute Units | 80 | 72 | 60 | 40 | 40 | 36 | 60 |
Shading Units | 5,120 | 4,608 | 3,840 | 2,560 | 2,560 | 2,304 | 3,840 |
Texture Mapping Units | 320 | 288 | 240 | 160 | 160 | 144 | 240 |
Ray Accelerators | 80 | 72 | 60 | 40 | -- | -- | -- |
Base Clock | 1,825 MHz | 1,825 MHz | 1,700 MHz | 2,321 MHz | 1,605 MHz | 1,465 MHz | 1,400 MHz |
Game Clock | 2,015 MHz | 2,015 MHz | 1,815 MHz | 2,424 MHz | 1,755 MHz | 1,625 MHz | 1,750 MHz |
Boost Clock | 2,250 MHz | 2,250 MHz | 2,105 MHz | 2,581 MHz | 1,905 MHz | 1,725 MHz | 1,802 MHz |
Infinity Cache | 128 MB | 128 MB | 128 MB | 96 MB | -- | -- | -- |
Memory Bus Width | 256-bit | 256-bit | 256-bit | 192-bit | 256-bit | 256-bit | 4096-bit |
Memory Bandwidth | 512 GB/s | 512 GB/s | 512 GB/s | 384 GB/s | 448 GB/s | 448 GB/s | 1,024 GB/s |
Memory Size | 16 GB GDDR6 | 16 GB GDDR6 | 16 GB GDDR6 | 12 GB GDDR6 | 8 GB GDDR6 | 8 GB GDDR6 | 16 GB HBM2 |
TBP | 300 W | 300 W | 250 W | 230 W | 225 W | 180 W | 295 W |
Ein Überblick zur AMD Radeon RX 6900 XT
Beim Öffnen der Verpackung werden wir mit der Nachricht "Welcome to the Red Team" ("Willkommen bei Team Rot") begrüßt. Das Paket beinhaltet eine Radeon-Pappschachtel mit einem Schnellstartanleitung sowie einer AMD-designten "R"-Taste für eine Tastatur. Die "R"-Taste ist natürlich in der typischen Radeon-Schriftart designt und erlaubt die Beleuchtung mittels RGB-Licht. Leider fand sich in unserer Verpackung kein Mauspad mit AMD-Branding, aber das sollte in der endgültigen Verkaufspackung mit dabei sein.
Was die Karte selbst betrifft, können wir sehen, dass AMD den ventilatorartigen Kühler der RX 5700 XT in die Tonne getreten hat und stattdessen nun auf einen Triple-Lüfter-Design setzt. Die Lüfter sind auch mit dem "R"-Logo verziert und sind in das helle, silberne Metallgehäuse integriert. Oben befindet sich ein roter Rand sowie ein RGB-beleuchtetes Radeon-Logo.
Das Radeon-Logo leuchtet standardmäßig in Rot, Nutzer können jedoch das CoolerMaster RGB LED Tool herunterladen, wodurch die Farbe auch gewechselt werden kann. Wir riskieren die Vermutung, dass CoolerMaster irgendwie in die Designfindung des Kühlsystems eingebunden war, auch angesichts dessen, was wir zuvor beim Ryzen-Wraith-Prism-Kühler gesehen haben.
Ebenfalls oben befinden sich zwei 8-Pin-Power-Konnektoren, welche sich zur rechten Seite hin orientieren - keine ausgefallenen 12-Pin-Alien-Antennen wie bei NVIDIA, was je nach eigenen Vorlieben gut oder weniger gut sein kann.
Auf der Rückseite befinden sich zwei DisplayPort-1.4-Ausgänge, einmal HDMI 2.1 und ein USB-C-Port mit DisplayPort. Wir begrüßen, dass AMD einen USB-C-Port zu einer Zeit anbietet, in der NVIDIA darauf verzichtet, um etwas Energie auf den Ampere-Karten zu sparen.
Wirklich neu ist es nicht, aber es sei dennoch erwähnt: AMD hat sich vom CrossFire-Support verabschiedet, dementsprechend gibt es keinen CrossFire-Bridge-Port mehr. NVIDIA bietet hingegen noch immer einen NVLink-Konnektor auf der RTX 3090 an.
Insgesamt verfügt die RX 6900 XT über ein ordentliches 2,7-Slot-Referenz-Design, welches nahezu universell anwendbar sein sollte.
Die Radeon RX 6900 XT basiert auf der RDNA-2-Navi-21-XTX-GPU, welche in 7 nm gefertigt wird und 80 Compute Units (CUs) und damit 5.120 Shading Units beherbergt. Die Basistaktrate beträgt 1.825 MHz. In den meisten Anwendungen läuft die GPU mit 2.015 MHz, was AMD auch als die "Gaming-Taktrate" anpreist, und boostet auf bis zu 2.250 MHz hoch. Abhängig vom Workload und dem thermischen Spielraum sind sogar noch höhere Boostraten möglich.
Wie die RX 6800 XT ist auch die RX 6900 XT mit 16 GB GDDR6 VRAM auf einem 256-Bit-Interface ausgestattet und kommt so auf eine Speicherbandbreite von bis zu 512 GB/s. AMD hat die Radeon RX 6900 XT mit einem 128 MB großen "Infinity Cache" ausgerüstet, welcher das langsamere, aber einfacher verfügbare GDDR6-VRAM sowie das kleinere 256-Bit-Speicherinterface unterstützt und wett machen soll. Dadurch erreicht AMD eine Leistung, die auf einem ähnlichen Niveau liegt wie bei NVIDIA mit deren höherem Speicherinterface, teureren GDDR6X-VRAM und höherer Speicherbandbreite.
Die Radeon RX 6900 XT ist für eine Gesamtplatinenleistung von 300 W ausgelegt. Während des Stresstests konnten wir beobachten, dass alleine der Kern bis zu 255 W ziehen kann.
Unser Testsystem
Wir nutzen die AMD-X570-Plattform als Testsystem für die Beurteilung der RX 6900 XT. Unser Setup beinhaltet einen AMD Ryzen 9 5950X, kombiniert mit 32 GB (16 GB x2) RAM in Form der G.SKILL Trident Z Neo DDR4-3200 (Timings: 16-19-19-39) auf einem MSI-Prestige-X570-Creation-Mainboard.
Auf einer Gigabyte Aorus NVMe-SSD Gen4 mit 1 TB lief Windows 10 20H2 mit den neuesten kumulativen Patches. Benchmarks und Spiele wurden auf zwei jeweils 1 TB großen Crucial-MX500-SATA-SSDs installiert.
Für die Kühlung des 16C/32T-Ryzen-9-5950X war ein Corsair iCUE H115i Capellix AIO zuständig. Das System war in dem Gehäuse Corsair iCUE 4000X RGB mit einem Thermaltake-Toughpower-850-W-80-Plus-Gold-Netzteil untergebracht.
An der RX 6900 XT hing der SmartTV OnePlus U Series 55U1 bei 4K und 60 Hz. Der Farbausgang war in der Radeon-Software auf Full-RGB 4:4:4 eingestellt und Windows-Desktop-Scaling war auf 100% festgelegt.
An dieser Stelle möchten wir AMD für die Bereitstellung der RX 6900 XT und des Ryzen 9 5950X, Corsair für den Kühler iCUE Elite Capellix AIO und das Gehäuse iCUE 4000X sowie OnePlus für den U-Series-55U1-4K-TV unseren Dank aussprechen.
Synthetische Benchmarks
In der Mehrheit der 3DMark-Tests schneidet die RX 6900 XT gleich gut oder gar besser ab als eine NVIDIA RTX 3090. Den größten Vorsprung sehen wir im 3DMark Fire Strike bis zu 1440p. Im 4K Fire Strike Ultra sinkt der Vorsprung gegenüber einer durchschnittlichen RTX 3090 auf etwa 11%. Time Spy hingegen bescheinigt beiden Flaggschiff-Karten eine nahezu gleiche Leistung.
Die Fähigkeiten der RDNA2-Architektur im Bereich Ray Tracing sind zwar nicht per se schlecht, aber das Defizit wird vor allem im Port-Royal-Test deutlich, wo unsere RX 6900 XT bereits 15 Prozent hinter einer RTX 3080 liegt, bis zur RTX 3090 trennen sie 24 Prozent. Insgesamt ist die Ray-Tracing-Performance der RX 6900 XT etwa 9 Prozent besser als die einer durchschnittlichen RTX 2080 Ti in unseren Benchmarks.
Unigine-Benchmark zeigt bessere Ergebnisse in den DirectX-Tests verglichen mit OpenGL, insbesondere in den Valley- und Heaven-Benchmarks. In Superposition wird die RX 6900 XT klar geschlagen und hechelt der RTX 3090 im 8K-optimierten Test 20 Prozent hinterher. Die Lücke schließt sich Zusehens bei niedrigeren Auflösungen, im 4K-optimierten Benchmark beträgt der Rückstand nur noch 8 Prozent.
3DMark 11 Performance | 42418 Punkte | |
3DMark Fire Strike Score | 39057 Punkte | |
3DMark Fire Strike Extreme Score | 25197 Punkte | |
3DMark Time Spy Score | 17549 Punkte | |
Hilfe |
Compute-Benchmarks
In den Compute-Benchmarks schlägt sich die RX 6900 XT ordentlich gegen die RTX 3090. In ComputeMark liegt sie je nach Test zwischen 3 und 26 Prozent hinter einer RTX 3090. Interessanterweise scheint erst LuxMark die volle Kraft der RDNA-2-Rechenkraft aufzuzeigen, hier wird im Sala-GPU-Only-Test ein Vorsprung der RX 6900 XT gegenüber einer RTX 3090 von 114 Prozent angezeigt, andererseits liegt sie im Room-GPU-Only-Benchmark wieder rund 12 Prozent hinter der Rivalin von Nvidia.
Die Leistung in Geekbench 5.3 Compute via OpenCL und Vulkan scheint nicht besonders beeindruckend zu sein, immerhin bietet selbst eine RTX 3080 eine minimal bessere Performance in OpenCL als die RX 6900 XT. Und auch wenn sich das Glück im reinen Vulkan-Teil des Tests gegenüber der RTX 3080 zugunsten der RTX 3090 Founders Edition wendet, hat die RTX 3090 noch immer einen komfortablen Vorsprung von 67 Prozent gegenüber der RX 6900 XT.
Professionelle Anwendungen
Navi 2x scheint seine Leistung bei professionellen Anwendungen gegenüber Navi 1x ordentlich gesteigert zu haben, ja sogar gegenüber den besten Ampere-Angeboten von NVIDIA im Consumer-Bereich. Zwar sind die Titan RTX und die Quadro RTX 5000 in CAD/CAM weiterhin die bessere Wahl, aber die Ergebnisse in Energie-, Automobil- und medizinischen Anwendungen sowie in den individuellen Komponenten des SPECviewperf-Tests zeigen, dass die RX 6900 XT eine gute Figur abgibt, zumindest im Bereich 3D-Authoring und CAD-Workflows.
AMD Radeon RX 6900 XT AMD Radeon RX 6900 XT, R9 5950X | AMD Radeon RX 6800 XT AMD Radeon RX 6800 XT, R9 5950X | AMD Radeon RX 5700 XT AMD Radeon RX 5700 XT (Desktop), R7 2700X | Nvidia GeForce RTX 3090 Founders Edition NVIDIA GeForce RTX 3090, R9 5900X | ASUS GeForce RTX 3080 ROG STRIX OC GAMING NVIDIA GeForce RTX 3080, R9 5900X | AMD Ryzen 9 5900X NVIDIA Titan RTX, R9 5900X | Acer ConceptD 9 Pro NVIDIA Quadro RTX 5000 (Laptop), i9-9980HK | |
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SPECviewperf 12 | -15% | -45% | -31% | -35% | 55% | 49% | |
1900x1060 Solidworks (sw-03) | 167 | 150 -10% | 89.6 -46% | 71.4 -57% | 71.1 -57% | 174.9 5% | 230.1 38% |
1900x1060 Siemens NX (snx-02) | 47.7 | 45.07 -6% | 35.27 -26% | 14.8 -69% | 13.27 -72% | 273.2 473% | 258.1 441% |
1900x1060 Showcase (showcase-01) | 241 | 223 -7% | 137.8 -43% | 239 -1% | 199.9 -17% | 191.1 -21% | 126.4 -48% |
1900x1060 Medical (medical-01) | 88.4 | 77.3 -13% | 46.9 -47% | 47.2 -47% | 50.8 -43% | 90.7 3% | 109.3 24% |
1900x1060 Maya (maya-04) | 151 | 118 -22% | 86.5 -43% | 190 26% | 184.6 22% | 188.3 25% | 179 19% |
1900x1060 Energy (energy-01) | 30.8 | 28.39 -8% | 12.72 -59% | 20.6 -33% | 18.47 -40% | 28.31 -8% | 26 -16% |
1900x1060 Creo (creo-01) | 127 | 119 -6% | 66.9 -47% | 74.8 -41% | 74.2 -42% | 173 36% | 172.1 36% |
1900x1060 Catia (catia-04) | 292 | 238 -18% | 158.8 -46% | 127 -57% | 126.1 -57% | 262.7 -10% | 220 -25% |
1900x1060 3ds Max (3dsmax-05) | 318 | 167 -47% | 173.8 -45% | 320 1% | 275.6 -13% | 292.6 -8% | 235.8 -26% |
SPECviewperf 13 | -8% | -45% | -57% | -38% | 44% | 35% | |
Solidworks (sw-04) | 214 | 193 -10% | 114.4 -47% | 82.9 -61% | 92.4 -57% | 196.4 -8% | 203.8 -5% |
Siemens NX (snx-03) | 85.8 | 81.4 -5% | 61.3 -29% | 15.6 -82% | 23.22 -73% | 493.4 475% | 465.3 442% |
Showcase (showcase-02) | 241 | 232 -4% | 137.6 -43% | 114 -53% | 190.5 -21% | 127.1 -47% | |
Medical (medical-02) | 148 | 130 -12% | 82.8 -44% | 49.3 -67% | 91.8 -38% | 90.8 -39% | 133.4 -10% |
Maya (maya-05) | 395 | 348 -12% | 220.3 -44% | 253 -36% | 360.2 -9% | 458 16% | 340.8 -14% |
Energy (energy-02) | 60.6 | 58.4 -4% | 26.82 -56% | 26.6 -56% | 36.08 -40% | 52 -14% | 57.3 -5% |
Creo (creo-02) | 292 | 276 -5% | 157 -46% | 176 -40% | 281.2 -4% | 346.5 19% | 319.8 10% |
Catia (catia-05) | 468 | 412 -12% | 242.8 -48% | 111 -76% | 190.4 -59% | 374.8 -20% | 338.9 -28% |
3ds Max (3dsmax-06) | 317 | 284 -10% | 175.6 -45% | 180 -43% | 238.2 -25% | 291.3 -8% | 232.2 -27% |
SPECviewperf 2020 | 5% | -37% | 64% | ||||
3840x2160 Solidworks (solidworks-05) | 112 | 108 -4% | 93.1 -17% | 153 37% | |||
3840x2160 Siemens NX (snx-04) | 85 | 81.7 -4% | 13.2 -84% | 347 308% | |||
3840x2160 Medical (medical-03) | 30.4 | 27.84 -8% | 9.95 -67% | 16.42 -46% | |||
3840x2160 Maya (maya-06) | 266 | 224 -16% | 181 -32% | 257 -3% | |||
3840x2160 Energy (energy-03) | 32.6 | 60.8 87% | 22.3 -32% | 58.2 79% | |||
3840x2160 Creo (creo-03) | 65.4 | 65 -1% | 68.1 4% | 113 73% | |||
3840x2160 CATIA (catia-06) | 44.6 | 42.4 -5% | 32.3 -28% | 78.2 75% | |||
3840x2160 3ds Max (3dsmax-07) | 121 | 114 -6% | 70.2 -42% | 108 -11% | |||
Durchschnitt gesamt (Programm / Settings) | -6% /
-6% | -45% /
-45% | -42% /
-42% | -37% /
-37% | 54% /
54% | 42% /
42% |
Game-Benchmarks
In der großen Mehrheit aller getesteten Spiele verhält sich die RX 6900 XT unter 4K Ultra wie erwartet. Offensichtlich hat sie einen Vorteil gegenüber den NVIDIA-Karten bei Titeln, die extra für AMD-Hardware optimiert wurden, wie zum Beispiel Assassin's Creed Odyssey und Assassin's Creed Valhalla. AMDs Flaggschiff-Karte führt das Ranking zudem bei den Titeln Battlefield V, Hitman 3, F1 2020 und Forza Horizon 4 an.
Dennoch hat die RTX 3090 in den meisten getesteten Spielen einen Vorteil zwischen 9 und 20 Prozent, teils sogar bis zu 30 Prozent unter 4K Ultra in Mafia Definitive Edition. Die Präsenz von acht zusätzlichen Compute Units (CUs) gegenüber einer RX 6800 XT scheint sich beim Gaming nicht signifikant positiv auszuwirken.
Ray Tracing steht zwar zur Verfügung, verblasst jedoch angesichts der aktuellen Generation an Ampere-Karten. Dennoch gebührt AMD Respekt dafür, dass sie die Ray-Tracing-Performance aus dem Stand heraus auf das Level einer RTX 2080 Ti gehoben haben, teils ist es sogar besser.
Im The-Witcher-3-Stresstest bei 1080p Ultra bietet die RX 6900 XT eine recht stabile Leistung bei nahezu 172 fps in den meisten Szenen. Allerdings können wir gelegentliches Drosseln beobachten, das die Frameraten spürbar sinken lässt. Das liegt vermutlich an sinkenden Taktraten wenn die Karte in den Bereich kritischer Temperaturen von um die 110 °C kommt.
AMD Smart Access Memory
Mit Smart Access Memory (SAM) bezeichnet AMD hochtrabenden das größenveränderbare Base Address Register (BAR), einer PCIe-Specifikation die es der CPU erlaubt den kompletten GPU-VRAM allzeit zu nutzen (ursprünglich begrenzt auf 256 MB zwecks Kompatibilität mit einem 32-Bit OS). Zwar haben alle RDNA-2-GPUs SAM per se integriert, für die Verwendung müssen die GPUs aber mit einer Ryzen-5000-CPU und einem Motherboard mit einem B550- oder X570-Chipsatz kombiniert werden (Ryzen-3000-CPUs werden auf diesen Mainboards mittlerweile auch unterstützt). Unter Umständen ist auch ein BIOS-Update (AGESA 1.1.0.0 oder neuer) des Mainboardherstellers vonnöten, um die Funktion zu aktivieren.
Um SAM zu aktivieren geht man in das BIOS und aktiviert dort jeweils "Above 4G Memory/Crypto Currency Mining" und "Re-Size BAR Support" unter den PCIe-Untereinstellungen. Leider gibt es keine Möglichkeit den SAM-Status über den Treiber zu überprüfen.
Während sich AMD während der großen Navi Launch Keynote ziemlich begeistert über SAM gegeben hat, sind die realen Performancegewinne beim Gaming, wenn überhaupt, momentan nur bei einer Handvoll Spiele spürbar. In unseren Tests war SAM für minimal höhere FPS in den Titeln Borderlands 3 und Shadow of the Tomb Raider (QHD Ultra und 4K Ultra) verantwortlich.
Zusätzliche sorgte SAM für +18 Prozent unter 1080p Ultra, +13 Prozent unter 1440p Ultra und +8 Prozent Gewinn unter 4K Ultra in Assassin's Creed Valhalla. In Forza Horizon 4 machte SAM bei 1080p Ultra keinen Unterschied, dafür aber +11 Prozent und +13 Prozent Gewinn in 1440p Ultra und 4K Ultra. In F1 2020 gab es bei 1080p Ultra nur minimale Steigerungen. Games wie Control, Hitman 3 und Watch Dogs Legion zeigten keine Performanceverbesserungen oder -veränderungen durch aktiviertes SAM.
Da mittlerweile alle neuen GPUs und Motherboards das Resizable BAR beherrschen, dürften in Zukunft auch mehr Spiele mit dem Feature erscheinen.
min. | mittel | hoch | max. | QHD | 4K | |
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The Witcher 3 (2015) | 589 | 375 | 323 | 163.6 | 122 | |
Shadow of the Tomb Raider (2018) | 248 | 222 | 213 | 199 | 163 | 86 |
Forza Horizon 4 (2018) | 350 | 283 | 279 | 247 | 243 | 172 |
Assassin´s Creed Odyssey (2018) | 124 | 117 | 106 | 98 | 99 | 68 |
Battlefield V (2018) | 196 | 195 | 196 | 197 | 196 | 134 |
Far Cry New Dawn (2019) | 141 | 126 | 123 | 118 | 117 | 101 |
Metro Exodus (2019) | 274 | 214 | 154 | 123 | 102 | 66.7 |
The Division 2 (2019) | 217 | 190 | 157 | 138 | 118 | 66.6 |
Anno 1800 (2019) | 223 | 162 | 139 | 87.1 | 70.7 | 52 |
Total War: Three Kingdoms (2019) | 429.7 | 263 | 180.3 | 141.3 | 92.9 | 44.9 |
Control (2019) | 240 | 234 | 174 | 113 | 53.9 | |
Borderlands 3 (2019) | 197 | 169 | 152 | 131 | 107 | 59.8 |
Red Dead Redemption 2 (2019) | 208 | 196 | 150 | 98 | 82.1 | 54.6 |
Doom Eternal (2020) | 624 | 480 | 416 | 411 | 328 | 185 |
Gears Tactics (2020) | 495.8 | 338.1 | 249 | 175.1 | 136.4 | 74.1 |
F1 2020 (2020) | 520 | 442 | 395 | 291 | 228 | 137 |
Horizon Zero Dawn (2020) | 245 | 205 | 184 | 164 | 136 | 76 |
Mafia Definitive Edition (2020) | 160 | 142 | 138 | 120 | 67 | |
Watch Dogs Legion (2020) | 191 | 190 | 170 | 121 | 91.4 | 53.6 |
Assassin´s Creed Valhalla (2020) | 227 | 169 | 142 | 148 | 115 | 68 |
Call of Duty Black Ops Cold War (2020) | 298 | 198 | 169 | 153 | 115 | 68.1 |
Immortals Fenyx Rising (2020) | 139 | 126 | 127 | 122 | 121 | 83 |
Cyberpunk 2077 1.0 (2020) | 160 | 152 | 127 | 106 | 72.3 | 34.8 |
Hitman 3 (2021) | 352.8 | 283.2 | 279.9 | 269.4 | 213.1 | 127.8 |
Emissionen
Mit der RX-6000-Series verabrschiedet sich AMD vom alten Lüfter und setzt nun auf ein fähigeres Triple-Fan-Kühlsystem. Aber während der neue Kühler zweifellos ausdauerndere Taktraten ermöglicht, beobachten wir dennoch, dass sich die Karte während des FurMark-Stresstests öfter der Hot-Spot-Temperatur von 100 °C annähert. Auch der Kern läuft mit 82 °C recht heiß.
Meistens schafft die RX 6900 XT einen kontinuierlichen Boost-Takt von 2.086 MHz, manchmal sogar 2.379 MHz. Andererseits gibt es auch gelegentliche Drosselung wenn die Temperatur die 100-°C-Marke erreicht, auch wenn sich die Taktraten recht schnell wieder erholen.
Für die Messung der Lautstärke und Temperaturen nutzen wir den FurMark-Stress. FuMark und The Witcher 3 bei 1080p Ultra fungieren als Lastszenarien für die Verbrauchsmessungen.
Temperatur
Die Oberflächentemperaturen sind ebenfalls recht hoch. Wir messen annähernd 85 °C in der Nähe der GPU und 67 °C nahe des Netzteils und der VRM-Sektion während des FurMark-Stresstests.
Die Luftausgänge an der Oberseite erhitzen sich auf bis zu 74 °C. Daher empfehlen wir einen guten Gehäuselüfter, um Hitzestau im Gehäuse zu vermeiden, vor allem wenn das Gehäuse über ein seitliches Sichtfenster aus Glas verfügt. Enthusiasten sollten darüber nachdenken die Karte zu undervolten und ein Power-Limit festzulegen. Eine solche Maßnahme kann potentiell die Hot-Spot-Temperatur reduzieren und somit womöglich das gelegentliche Absinken der Taktraten verhindern.
Im Leerlauf messen wir 49 °C und 54 °C als GPU- und Hot-Spot-Temperaturen. Anders als noch bei der Radeon RX 5700 XT bietet die RX 6900 XT jetzt die Funktion Idle-Fan-Stop, welche die Lüfter komplett abschaltet, wenn keine Last anliegt.
Energieverbrauch
Im Leerlauf verbraucht unser Testsystem im Schnitt etwa 99 W, dabei sind alle RGB-Lichter deaktiviert und die insgesamt fünf Lüfter (3x Corsair SP 120 mm Gehäuselüfter und 2x Corsair ML 120 mm Radiator Fans) sowie der Elite Capellix AIO laufen im Ausbalancierten Modus.
Im FurMark- und The-Witcher-3-Ultra-Stresstests verbraucht das System mit RX 6900 XT im Schnitt 456,8 W bzw. 488 W. Der Verbrauch im FurMark-Stress spiegelt dabei auch die zuvor beobachteten Taktrateneinbrüche wieder.
Während die RDNA-2-Karte definitiv einen erhöhten Verbrauch im Vergleich zur RX 5700 XT zeigt, ist es interessant zu sehen, dass die Unterschiede zwischen einer RX 6800 XT und einer RX 6900 XT in dieser Hinsicht kaum spürbar sind. Die RTX 3090 Founders Edition, auf der anderen Seite, verbraucht im FurMark-Stress etwa 10 Prozent mehr als die 6900 XT, ist dafür aber rund 5 Prozent ökonomischer in The Witcher 3 Ultra.
* ... kleinere Werte sind besser
Geräuschpegel
AMDs neuer Triple-Lüfter scheint bei akzeptabler Geräuschkulisse zu arbeiten. Im Fan-Stop-Modus entspricht das Sound Pressure Level (SPL) weitestgehend der Umgebungslautstärke von 28,70 db(A) bei einer Messentfernung von 20 cm vom geschlossenen Gehäuse.
Während des FurMark-Stresses stieg das SPL auf 44,13 db(A), was noch immer tolerabel ist, zumindest bei geschlossenem Gehäuse. Über die Radeon-Software Adrenalin Edition oder Dritthersteller-Tools wie MSI Afterburner können Nutzer die Temperatur- und Geräuschentwicklung der Karte weiter beeinflussen.
Pro
Contra
Fazit
Mit der Radeon RX 6900 XT sind AMDs Tage als GPU-Underdog offiziell vorbei. Die RX 6900 XT hat definitiv das Zeug dazu es mit NVIDIAs Flaggschiff-Angeboten aufzunehmen, was sich in den meisten Tests widerspiegelt. Mit den aktuellen Navi-2x-Karten hat AMD zudem ein ansehnlichere Design aufgesetzt, inklusive RGB-Radeon-Logo und einem Triple-Fan-Lüfter, der gegenüber dem alten Gebläselüfter eine verbesserte thermische Leistung entfaltet.
Die RX 6900 XT schlägt sich ziemlich gut und übertrifft die RTX 3090 sogar in einigen ausgewählten, synthetischen Benchmarks. Betrachtet man dann noch die UVP von 1.000 Euro gegenüber den 1.549 Euro für eine RTX 3090, nimmt man das nur leichte Leistungsdefizit für eine Preisersparnis von rund 550 Euro wohl gern in Kauf. Zusätzlich sehen wir ausgezeichnete Ergebnisse in professionellen Anwendungen, wodurch die RX 6900 XT auch hier eine gute Wahl darstellt, sofern der Workload nicht von CUDA abhängig ist.
Gamers, die nach einer AMD-Flaggschiff-Karte gesucht haben, die eine berechtigte Alternative zu NVIDIAs Angeboten darstellt, werden die RX 6900 XT in Betracht ziehen, vor allem wenn die Spiele für AMD-Hardware optimiert sind. Treiber für die Radeon-Software Adrenalin haben einen langen Weg hinter sich, was ihre Stabilität anbelangt und die Integration von sowohl Ryzen- als auch Radeon-Tuning-Optionen in der aktuellsten Version ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Smart Access Memory ist zwar schön zu haben, spielt bei der Mehrheit der heutigen Spiele aber kaum eine Rolle.
Leider hängt AMD noch immer in zwei Technologien, welche immer mehr Verwendung bei Games-Entwicklern finden, NVIDIA hinterher — Ray Tracing und KI-basiertem Super Sampling. Die Ray-Tracing-Leistung der RX 6900 XT liegt zwar schon auf RTX-2080-Ti-Niveau, wird von einer RTX 3080 oder gar RTX 3090 aber klar übertroffen. Außerdem muss AMD noch eine Lösung für das Super Sampling finden, welche es mit NVIDIAs Deep Learning Super Sampling (DLSS) aufnehmen kann.
Die acht zusätzlichen CUs in der RX 6900 XT scheinen keine signifikanten Mehrgewinn an Gaming-Leistung gegenüber einer 72-CU RX 6800 XT zu bieten. Wer also eine reine Gaming-Grafikkarte sucht, ist vermutlich mit der "nur" 650 Euro teuren RX 6800 XT besser beraten.
Die AMD Radeon RX 6900 XT ist genau das, was sich Team-Red-Fans seit Jahren erhofft haben, um die Konkurrenz aufrecht zu erhalten. Zwar kann eine RX 6900 XT eine NVIDIA GeForce RTX 3090 insgesamt nicht wirklich schlagen, aber sie kommt definitiv in deren Reichweite und kann NVIDIAs Topmodell in einigen Bereichen sogar übertreffen. Sie stellt eine gute Wahl dar sofern Next-Gen-Features wie Ray Tracing und KI-basiertes Super Sampling keine absolute Priorität haben.
Die RX 6900 XT hilft nicht unbedingt dabei bei der nächsten Energiekostenabrechnung zu sparen. Insgesamt ist sie aber dennoch etwas ökonomischer als eine RTX 3080 oder RTX 3090. Während die Geräuschkulisse unter hoher Last im akzeptablen Bereich bleibt, bewegen sich die Temperaturen im Grenzbereich, sodass es im Stresstest zu sporadischen Drosselungen kommen kann.
Da RDNA 2 zur wichtigsten Grafikhardware für die Konsolen der nächsten Generation wie die Xbox Series X/S und die PlayStation 5 wird, gibt es ein großes Cross-Plattform-Potential, das die Entwickler ausloten können. Hoffentlich wird AMD so gut es geht noch an der Ray-Tracing-Front herumschustern und eine kompetitive DLSS-Alternative in den kommenden Monaten vorstellen.
Preise und Verfügbarkeit
AMD's Lagerbestände der Radeon RX 6900 XT sind angeblich aufgebraucht, der Hersteller hat aber versprochen, dass das Referenzmodell auch weiterhin angeboten wird. Während die Bestände bald wieder aufgefüllt werden sollen, können je nach Liefersituation auch Add-In-Board-Partnerkarten (AiB) von MSI, Sapphire, XFX und PowerColor online erhältlich sein.
Derweil werden aktuell Mondpreise für Grafikkarten aufgerufen, das sollte mittlerweile bekannt sein. Auf Amazon kostet die Radeon RX 6900 XT derzeit zwischen rund 2.000 Euro und 2.500 Euro.
Daher können wir den Kauf derzeit explizit nicht empfehlen sondern plädieren dafür die Preise im Auge zu behalten und abzuwarten bis sich diese wieder einem erträglicheren Niveau annähern.