Test Fujitsu Stylistic Q572 Tablet
Wenn dem Geschäftsmann das Convertible Stylistic Q702 (11,6 Zoll, 1,66 kg) zu schwer und der Slate PC Samsung Series 7 XE700T1A-H01DE zu laufzeitschwach erscheint, dann fällt möglicherweise die Wahl auf ein Windows 8 Tablet. Das Stylistic Q572 ist 775 Gramm leicht und hat laut Hersteller eine Laufzeit von einem ganzen Arbeitstag. Bis hierher ist das noch nichts Besonderes. Windows 8 Tablets wie Dell Latitude 10 oder ThinkPad Tablet 2 gibt es auch von anderen Herstellern. Aber alle von ihnen litten in den Tests unter ihrem sparsamen, aber schwachbrüstigen Atom-Prozessor.
Die Konkurrenten aus dem Business-Segment sind schnell aufgestellt. Wir zählen vornehmlich die ersten beiden Atom-Tablets zu den direkten Gegenstücken, denn nur diese Geräte sind in Gewicht, Abmessungen und Features mit unserer Hondo Plattform vergleichbar.
- Dell Latitude 10 (Atom, 10,1 Zoll)
- Lenovo ThinkPad Tablet 2 (Atom, 10,1 Zoll)
- Samsung ATIV Smart PC Pro XE500T1C (Core i5) – noch kein NBC-Test
- Acer Iconia Tab W700 (Core i5) – NBC-Test in Arbeit
Kann sich der neue AMD Z-60 mit seiner Radeon HD 6250 gegen Intels Tablet-Plattform durchsetzen? Ein TDP von nur 4,5 Watt und 80 Shader nebst UVD3-Video-Prozessor in der Grafikkarte lassen einen spannenden Vergleich erwarten. Neben technischen Spitzfindigkeiten könnte das Stylistic Q702 aber auch von seinen Business-Features profitieren: SmartCard Reader, SD Reader, vollwertige USB-/HDMI-Ports, LTE-Modem und ein austauschbarer Akku. Eine solch hohe Konnektivität hatten wir noch nie an einem derart kleinen Gerät. Warum wir das Stylistic Q702 trotz des vortrefflichen Einstandes am Ende doch nicht behalten wollen, das erfahren Sie in unserem ausführlichen Testbericht.
Das mit 775 Gramm relativ schwere 10-Zoll-Tablet besteht aus einem zweiteiligen Kunststoff-Body und einer entspiegelten Frontscheibe. Die Konkurrenz ist zum Teil noch schwerer: Dell Latitude 10 (820 g, 60-Wh-Akku!) und ThinkPad Tablet 2 (540 Gramm).
Der Anti-Glare-Effekt des Panels wird durch eine Art Folie erzeugt, welche auf die Frontscheibe geklebt wurde, d. h. auch über die schwarzen Bereiche der Display-Umrandung. Fingerabdrücke bleiben dennoch auf der Fläche zurück, nur ist ihre Sichtbarkeit kaschiert.
Die Festigkeit des Bodys ist recht gut, Perfektionisten werden jedoch ein leichtes Verwinden bei Krafteinwirkung feststellen. Die Seiten wurden durch winzige Noppen am Kunststoff etwas griffiger gemacht, die Rückseite wurde matt lackiert, ist ansonsten aber glatt und eher rutschig. Dell Latitude 10 und ThinkPad Tablet 2 gehen mit ihren leicht gummierten Kunststoffgehäusen einen anderen Weg.
Die Verarbeitung ist nicht ganz so gut, wie der Preis suggeriert. WLAN- und Power-On-Schieber wackeln und lassen sich zudem schlecht bedienen. Der Daumen rutscht öfters über den Schieber, ohne diesen zu bewegen. Vorteil daraus: Ein versehentliches Ausschalten ist so gut wie unmöglich. Positiv: Der entnehmbare Akku sitzt sehr fest in seiner Einfassung. Er kann entnommen werden, wenn das Q572 im Dock sitzt (im Betrieb). Somit könnte ein zweiter Akku während des Betriebs am Netz aufgeladen werden.
Die Anschlüsse in notebooküblicher Größe (HDMI, USB, SmartCard Reader) machen das Chassis kaum dicker als in der Klasse üblich. Während das ThinkPad Tablet 2 16,5 und das Latitude 10 17,8 mm aufträgt, sind es hier 17,6 mm.
Fujitsu lässt keinen Zweifel daran: Anschlüsse sind das A und O in der Business-Welt. Wer mit Projektoren Verbindung aufnehmen muss, der möchte nicht hektisch vor dem Termin einen Adapter für Micro-HDMI kaufen müssen. Wenn der Kunde einen USB-Stick oder eine SD-Karte von der Spiegelreflex überreicht, gilt gleiches: Einfach anstecken und loslegen. In diesem Sinne ist das Q572 ein Tablet mit einem einzigartigen Komfort. Dies gilt auch für Sicherheitslösungen mit SmartCards. Berechtigte Nutzer legen ihre Karte ein können dann auf bestimmte Anwendungen zugreifen.
Die Position der Anschlüsse im unteren, aber seitlichen Bereich das Tablets wurde für die Nutzung der Docking-Station optimiert. USB-Sticks oder Kabel baumeln damit nicht oben am Gerät (ungünstig bei schwerem HDMI-Kabel). HDMI und USB sitzen links sehr dicht aneinander. Uns störte das beim Benutzen eines breiten HDMI-auf-DVI-Adapters.
Kommunikation
Wenn die Docking-Lösung hinzugenommen wird, hat das Q572 sogar einen Ethernet-Port. Da es sich um einen USB-2.0-to-Ethernet-Adapter handelt (LAN955A), steht nur eine 100-Mbit-Datenrate zur Verfügung. Bei den meisten Betriebsarten wird das aber nicht negativ auffallen.
Während Consumer lieber via Smartphone-Tethering mobil surfen, wünschen viele geschäftliche Nutzer ein eingebautes 4G-Modem. Fujitsu setzt auf ein LTE Sierra Wireless MC7710. Die SimCard wird unter dem Akku eingelegt. WLAN-Funk darf natürlich nicht fehlen, dies besorgt ein Ralink RT3572 (abgn), der auch Bluetooth 4.0 an Bord hat. Der Dual-Band-Empfänger (2x2) unterstützt das erweiterte 5-GHz-Frequenzband (Nutzung z. B. wenn Standardband ausgelastet / Störungen).
Die WLAN-Empfangsleistung ist aber nicht die beste - auf 40 Meter Entfernung hat die Ralink RT3572 die Verbindung verloren. Bei 15 Metern (außerhalb vom Haus) waren es nur noch 2 Balken in der Windows Anzeige. Ähnliche Werte hatte zuletzt das ProBook 4340s mit Single-Band-Ralink-Modell. Die Sendeleistung unseres Routers (Fritz!Box 7270) ist bei allen Tests auf 50 % reduziert.
Software und Sicherheit
Ein Mini-Kensington-Schloss ist das nicht auf der rechten Seite. Die vier Millimeter lange Öffnung dient zur Befestigung eines Gummi-Clips, der den Digitzer Pen trägt (zusätzlich aufgeklebt). Eine Öse zur Befestigung des Stylus Pen per Kordel oder aber eines dünnen Sicherungsstahlseiles befindet sich gleich daneben. Fingerabdruckleser und SmartCard-Leser ergänzen das Paket.
Eine Security Manager Software, wie sie bei HP als Protect Tools vorhanden ist, finden wir auf dem Stylistic nicht. DeskUpdate sucht an Hand der Serienummer nach Treibern und Updates. Der AMD-Vision-Treiber erlaubt zahlreiche Energie-Settings oder auch die Modifikation der Anzeigenfarben. Für die Messungen in der Display-Sektion haben wir natürlich die Standard-Settings belassen. Bis auf das nervende Norton Internet Security (Testversion) ist keine wesentliche Software vorinstalliert.
Zubehör
Im Karton befindet sich eine kleine Docking Station mit eigenem Netzteil. Die Station bringt drei weitere USB-2.0-Ports sowie RJ45 Ethernet mit. Die Station entpuppt sich als nützlich, allerdings ist der Aufstellwinkel nicht verstellbar. Ein Office-Setting mit angeschlossenen Eingabegeräten und externer Full-HD-Anzeige (erweiterter Desktop) haben wir für den Testbetrieb aufgesetzt.
Poliertuch, Quick Start Guide und Treiber/OS erscheinen nicht als nennenswerte Beigaben. Fujitsu legt aber gleich vier DVDs in den Karton: Treiber + Softwarepaket Windows 8, Treiber + Softwarepaket Windows 7, Recovery DVD Windows 8 32 + 64 Bit (je eine DVD).
Zu guter Letzt gibt es dann noch einen aktiven Digitizer Pen (mit Batterie und Tasten). Dieser kann mit einem Clip (festgeklebt + fixiert) am Tablet platziert werden. Der Stift macht qualitativ einen sehr guten Eindruck, denn durch Batterie und Aluminiummaterial bringt er ein angenehmes Gewicht auf die Hand.
Garantie
Die Herstellergarantie beläuft sich auf 24 Monate. IT-Einkäufer können sich nach Bedarf mit passenden Garantieerweiterungen eindecken. Diese Service Packs sind für 3 Jahre (zirka 80 Euro) oder 4 Jahre (zirka 200 Euro) zu haben. Der Modus für Deutschland ist ein Pick-Up & Return, d. h. nach Meldung über die Support-Website wird das Gerät abgeholt.
Das IPS Dual Digitizer Panel wurde zur Freude des Poliertuches entspiegelt, was jedoch Fingerabdrücke nicht verhindert. Selbige sind lediglich nicht ganz so stark sichtbar, das obligatorische Poliertuch liefert Fujitsu gleich mit. Die kratzfeste Anti-Glare-Beschichtung der Panel-Abdeckung bricht in einem gewissen Maße Reflexionen, was störende Spiegelungen nicht verhindert aber minimiert.
Diesen Typ der Entspiegelung setzt der Hersteller bereits bei seinem Stylistic Q702 (Unser Urteil: „Kaum außentauglich“) und seinem Lifebook T902 ("Wunschliste: Ein für den Außengebrauch helleres Display") ein. Alle haben sie eines mit dem Testgerät gemein: Eine für den Außengebrauch mehr oder weniger zu dunkle Anzeige. Unter Display gehen wir auf diesen Punkt ein.
Das maximal 1.366 x 768 Pixel darstellende Panel ist eine kapazitive Multitouch-Eingabe. Es kann mit dem Finger als auch mit einem aktiven Digitizer Pen bedient werden, auch simultan. Die Eingaben funktionieren jederzeit zügig, Bewegungen werden schnell umgesetzt. Auch wenn hier kein hochauflösendes Full HD vorliegt, haben wir oft das Verlangen nach dem beigelegten Digitizer-Pen. Buttons lassen sich damit leichter treffen, die Arbeitsgeschwindigkeit steigt. Kurz: die klassische Windows-Oberfläche bedient sich komfortabler.
Unter Windows 8 steht die virtuelle Standard-Tastatur des Systems zur Verfügung. Praktisch ist die zweigeteilte Ansicht, wobei rechter und linker Daumen beim Tragen des Q572 das Tippen übernehmen.
IPS, 1.366 x 768 Pixel, 10,1 Zoll und matt. Das sind die wichtigsten äußerlichen Kenndaten der Multi-Touch-Anzeige unseres Q572. IPS steht für weite Blickwinkel und zumindest gute Kontraste, die Entspiegelung für einen hohen Komfort (reflexionsarmer Arbeitsplatz-Bildschirm). Die Kritikpunkte finden wir dann aber nicht nur im Detail, sondern im großen Stil.
Beginnen wir beim Kontrast: Der ist mit 572:1 auf einem guten, aber nicht auf einem hohen Niveau. Trotz der für Tablet-Maßstäbe geringen maximalen Helligkeit von 270 cd/m² liegt der Schwarzwert, aus dem sich der Kontrast errechnet, bei 0,47 cd/m². Unser Messgerät erkennt in einem rein schwarzen Bild also Weißanteile. Die Helligkeit wird von einem Sensor in Relation zum Umgebungslicht adaptiv angepasst.
Ein solcher Ambient Sensor ist an sich kein Novum und auch nichts Schlechtes. Beim Q572 raubt dieser uns aber den letzten Nerv, denn er drosselt die Helligkeit im Akkubetrieb auf maximal 178 cd/m². Doch damit nicht genug: Selbst in Innenräumen meint der Sensor, es sei noch viel zu hell und regelt weiter herunter („aggressive Stromspar-Einstellung“). Dies macht er in Sekundenabständen. Wenn wir uns also durch einen unterschiedlich hellen Raum bewegen, können wir zusehen, wie sich die Helligkeit verändert. Der Leser möge sich vorstellen, was wohl bei einer Zugfahrt passiert.
Wir haben keine Möglichkeit zum Abschalten des Sensors gefunden (auch nicht im BIOS). Vor diesem Hintergrund wirkt die Aussage des Datenblattes „Helligkeit von maximal 400 cd/m²“ wie pures Wunschdenken.
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Ausleuchtung: 88 %
Helligkeit Akku: 178 cd/m²
Kontrast: 572:1 (Schwarzwert: 0.467 cd/m²)43.49% AdobeRGB 1998 (Argyll 2.2.0 3D)
62.9% sRGB (Argyll 2.2.0 3D)
42.04% Display P3 (Argyll 2.2.0 3D)
Wie die Konkurrenten deckt unser Q572 sRGB nicht vollständig ab (nur zirka 60 %), vom größeren AdobeRGB-Raum ganz zu schweigen. Farbräume spielen jedoch hauptsächlich für professionelle Grafiker eine Rolle, die auf dem TFT exakt jene Farben sehen wollen, die der sRGB-Raum vorschreibt. Die große Schwester Q702 sowie das erstklassige IPS-FHD-Panel des Aspire V3-571G können es aber auch nicht besser (Bild 3/4).
Die Farbanalyse mit dem i1 Pro 2 Fotospektrometer und der CalMAN 5 Software zeigt eine deutliche Schwäche bei der Darstellung von hellen Grautönen. Der DeltaE(2000) von 6 (Durchschnitt) besagt, Grautöne sehen nicht so aus, wie sie nach sRGB aussehen sollten. Lediglich bei reinem Schwarz und Fast-Schwarz (10/20) kann das menschliche Auge keinen Unterschied mehr ausmachen.
Einen ungünstig hohen DeltaE(2000) haben auch die Farben Blau und Magenta (22 bzw. 12). Der Blaustich ist nicht ganz so deutlich ausgeprägt wie bei den meisten Laptops. Mit 6.352 K liegt der Weißpunkt passend zum Ideal von 6.500 K. Das ThinkPad Tablet 2 hingegen gibt Graustufen exzellent wieder und auch die Farbtreue ist besser. Beim Latitude 10 verhält es sich ähnlich, lediglich die Graustufen sind einen Tick schwächer als beim ThinkPad.
Dem Tester erschien die Helligkeit bereits in Innenräumen zu dunkel. Was macht das Q572 im grellen Tageslicht? Die Antwort: Es bleibt bei den genannten 178 cd/m² (Akkubetrieb). Zusammen mit dem wenig eindrucksvollen Kontrast und der milchigen Anti-Glare-Folie ist in der Sonne Arbeiten unmöglich. Bei der Webcam-Außenaufnahme hatten wir größte Schwierigkeiten, irgendetwas auf dem TFT zu erkennen.
Beim Latitude 10 und beim ThinkPad Tablet 2 ist das etwas anders, keines ist entspiegelt. Das sorgt zwar für unangenehme Schmierfinger, doch die Luminanz von 452/376 bzw. 343/282 cd/m² (AC/Akku) ist teils enorm. Das Latitude 10 ist dadurch wesentlich besser außentauglich als unser Q572.
Die Blickwinkel hingegen sind IPS-typisch wieder erstklassig. Horizontale Einblicke klappen auf der kompletten Achse bis annähernd 90 Grad Abweichung von der Idealposition. Wer von oben oder unten auf das Panel schaut, der hat ebenfalls keine Probleme. Farbinvertierungen, mit denen die Masse der Laptops zu kämpfen hat, sind kein Thema für das Q572.
Ausgerüstet ist unser Q572 mit einer AMD Z-60 APU (1 GHz, kein Turbo). Der Dual-Core-Prozessor mit eingebauter Radeon HD 6250 (Shared 384 MB) wurde speziell für Tablet–PCs einwickelt. Technisch ähnelt die APU der Netbook-Plattform C-60 (9 Watt), allerdings ist der TDP deutlich niedriger (4,5 Watt). Ein Grund hierfür ist bspw. der geringe GPU-Takt von 290 MHz (konstant).
AMD positioniert seine Tablet-APU gegen Intels Atom Z2760 (zwei Kerne), ist damit am Markt aber kaum erfolgreich. Zumindest was die in Deutschland angebotenen Geräte betrifft, ist unser Q572 das einzige Z-60-Tablet.
Hinzu kommen eine 128-GB-SSD von Hynix (HFS128G3MNM) sowie vier Gigabyte RAM (onboard). Die Kapazität der SSD ist eine Besonderheit, alle Atom-Konkurrenten haben lediglich einen 32-/64-GB-Flash-Speicher. Ob die Hynix SSD auch schneller ist, das werden wir weiter unten ergründen.
Prozessor
Betrachten wir zuerst die Rechenleistung des AMD Z-60: Der Atom Z2760 liegt mit 31 bis 36 % in Führung, ein verlässlicher Wert, den wir über sechs Windows Convertibles geprüft haben (z. B. Dell Latitude 10). Auf Grund des 32 Bit Windows 8 auf diesen Geräten können wir nur im Cinebench R10 Multi vergleichen. Interessant, weil gewaltig, ist der Leistungssprung zu einem Low Voltage Intel Core i5 (+440 %), wie er im Acer W700 (Tablet) verbaut ist. Der ältere Atom N570 (Eee PC 1015PX) ist immer noch 32 % schneller.
Der Core i5 benötigt unter Last natürlich deutlich mehr Energie (21-28 statt 16-19 Watt), was die Mehrleistung rechtfertig. Der zuerst genannte Atom Z2760 benötigt aber typischerweise nur 8-10 Watt (Last: z. B. Iconia W510). Ein Intel-Atom-Tablet hat also eine deutlich bessere Leistung pro Watt.
Anders verhält sich die Sache im Shading Test, welche nur die Radeon HD 6250 (IGP) betrifft. Hier deklassiert unser Q572 die Atom-Konkurrenten um 26 bis 32 %. Die PowerVR SGX545 (GMA 3650) des Atom Z2760 ist also schwächer, zumal sie nur DirectX 9.1 unterstützt.
System Performance
Die Anwendungsperformance, dargestellt in einer Zahl, arbeitet der PCMark 7 heraus. Der Benchmark prüft alle relevanten Komponenten und nicht nur den Prozessor (GPU, RAM, Speicher). Das Ergebnis liegt gleichauf mit der Atom-Konkurrenz (+/-7 %). Den Nachteil bei der Rechenleistung kann das Q572 durch eine schnelle 128-GB-SSD wettmachen. Im System Storage setzt es sich 38 bis 48 % vor die Tablet- bzw. Convertible-Konkurrenz, die ebenfalls mit Windows 8 läuft. Lenovos ThinkPad Tablet 2 und Dells Latitude 10 liegen im Sub-Score 39 % zurück, führen aber in der Gesamtnote mit +7 %.
Die gefühlte Anwendungsgeschwindigkeit ist insgesamt zufriedenstellend. Sobald aber mehrere Installationen gleichzeitig laufen oder Programme parallel ausgeführt werden, gerät das Q572 merklich ins Stocken. Kopiervorgänge oder Einzelinstallationen sind hingegen auf Grund der schnellen SSD nach kurzer Zeit beendet (hohe Write-Raten). In Summe hatten wir den Eindruck, dass es sich auf dem Q572 einen Tick flüssiger arbeiten lässt als auf den Atom-Konkurrenten. Auf jeden Fall aber steht mit den 128 GB mehr Speicherplatz zur Verfügung als bei den allesamt mit 32/64 GB ausgerüsteten Konkurrenten.
PCMark 7 Score | 1337 Punkte | |
Hilfe |
Massenspeicher
Der im Chart gezeigte System Storage Score des PCMark 7 attestiert dem Hynix Speicher (SATA 3) eine fulminante Geschwindigkeit. Zugriffe auf die kleinen 64-GB-SSDs der Atom-Konkurrenten sind 50–60 % langsamer, zumindest was diesen Score betrifft. Auch die reinen Massenspeichertests Crystal Disk Mark und ASSSD nennen gute 4K-Durchsätze von 15/33 bzw. 12/26 MB/s (Lesen/Schreiben). Auffällig ist der doppelt so hohe Schreibdurchsatz.
Die Konkurrenten drehen das anders herum: Latitude 10 und ThinkPad Tablet 2 haben mit ihrem 64-GB-eMMC-Flashspeicher einen 4K-Durchsatz von nur 9/2 MB/s (Lesen/Schreiben). Die Schreibgeschwindigkeit ist also extrem langsam (nur 4x schneller als konventionelle HDD mit zirka 0,55 MB/s).
Grafikkarte
AMDs Radeon HD 6250 ist Teil der Z-60 APU (Hondo). Im Gegenteil zum CPU-Kern ist die GPU nicht von neuster Bauart, sie wurde bereits Ende 2010 vorgestellt und in zahlreichen „AMD Netbooks“ verbaut (z. B. Acer Aspire One 722). Die Radeon arbeitet konstant mit 276 MHz, einen Turbo besitzt sie nicht. Die GPU unterstützt nach wie vor DirectX 11 und hat einen UVD3 (Video Dekoder). Letzterer entlastet den Prozessor bei der Wiedergabe von hochauflösenden Videos.
Wir haben es ausprobiert: Selbst im Akkubetrieb ist die CPU während des Playback eines 1080p-Videos am externen Full-HD-Monitor nur zu 30-40 % ausgelastet (zeitgleich zwei Videos 40-50 %). Es kann also in weiteren Anwendungen gleichzeitig gearbeitet werden. An dieser Stelle soll aber nicht unerwähnt bleiben: Auch die Graphics Media Accelerator 3650 des Atom besitzt eine HD Video Engine und kann das Bildsignal per HDMI 1.3 oder DisplayPort ausgeben. Im Gegensatz zum Q572 (Full Size HDMI) haben die Kontrahenten meist einen Micro-HDMI-Anschluss.
Die Spiele-Performance ist sehr gering, weshalb nur sehr alte Games in niedrigen Details und Auflösungen flüssig laufen. Bei Risen von 2009 war aber nicht einmal das der Fall. Ein Grund hierfür ist die schwache CPU-Einheit, die viele Spiele ausbremst. Im Datenblatt der HD 6250 finden Sie einen Überblick zu den getesteten Spielen. Beachte: Die dortigen Games wurden zum großen Teil mit anderen, leicht besseren Prozessorkernen getestet (AMD Netbooks).
3DMark Vantage P Result | 560 Punkte | |
3DMark 11 Performance | 192 Punkte | |
3DMark Ice Storm Standard Score | 9741 Punkte | |
3DMark Cloud Gate Standard Score | 793 Punkte | |
Hilfe |
min. | mittel | hoch | max. | |
---|---|---|---|---|
Risen (2009) | 15 | 7 | ||
Anno 2070 (2011) | 13 | 5 |
Geräuschemissionen
Geräuschfreies Arbeiten, Lesen und Surfen, das bietet jedes Android oder Intel Atom basierte Tablet. Beim Q572 ist das nicht der Fall, die APU braucht eine aktive Kühlung. Folglich gibt es, wie bei einem Slate PC/Convertible mit Intel Core (z. B. Acer Iconia W700, Stylistic Q702), einen hörbaren Lüfter und einen Luftauslass. Selbiger ist ständig aktiv. Im Leerlauf messen wir einen Schalldruck von zirka 30 dB(A) aus 15 Zentimetern Entfernung (Tablet steht in Docking Cradle).
Unter Last erhöht sich die Messung auf 34 dB(A), was nicht störend, aber hörbar ist. Diesen Höchstpegel liefert das Q572 aber nur bei konstanter Extremlast durch parallel laufenden Prime95 und Furmark (CPU+GPU Stresstest). Kopiervorgänge, Spiele oder Installationen heben den Lüfter nicht an, er verbleibt wie im Idle bei 30,4 dB(A).
Lautstärkediagramm
Idle |
| 30.1 / 30.4 / 30.4 dB(A) |
Last |
| 30.4 / 34.2 dB(A) |
| ||
30 dB leise 40 dB(A) deutlich hörbar 50 dB(A) störend |
||
min: , med: , max: Voltcraft sl-320 (aus 15 cm gemessen) |
Temperatur
Deutlicher werden da schon die Temperaturen, denn auch im Leerlauf erwärmt sich das Q572 merklich. Der punktuelle Hot-Spot von 44 Grad knapp über der Windows Taste erstaunt: Scheinbar vermag es der konstant, aber langsam drehende Lüfter nicht, einen Wärmestau zu verhindern. Bei konstanter Last und dem auf höchster Stufe drehenden Lüfter sinkt die Temperatur nämlich deutlich. Wir haben mitnichten Last und Idle vertauscht.
Wir haben wie üblich den Stresstest aus Prime95 und Furmark ausgeführt und kein Throttling festgestellt. GPU- (275 MHz) und CPU-Takt 998 MHz verhalten sich über zwei Stunden lang konstant. Einen Turbo besitzt die APU in keinem Kern.
Im Vergleich zu Intels Atom Plattform, die ohne Lüfter auskommt und etwas mehr CPU-Leistung bietet, schneidet die Z-60-APU hier ziemlich schlecht ab. Abwärme und aktiver Lüfter in einem flachen Tablet (ohne Intel Core) sind eigentlich Themen der Vergangenheit. Die APU bietet in unseren Augen viel zu wenig Performance-Vorteile, um diesen Nachteil zu rechtfertigen.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 39.1 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 33.7 °C (von 20.7 bis 53.2 °C für die Klasse Tablet).
(±) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 43.2 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.2 °C).
(±) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 36.5 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30 °C.
Lautsprecher
Bei der akustischen Qualität der kleinen Stereo-Lautsprecher erwarten wir keine Sternstunde der Lautsprecherwelt. Die kleinen Speaker befinden sich in der unteren Seite des Tablets. Im Cradle sitzend beschallen sie in Richtung Tischplatte. Ihre höchste Lautstärke ist relativ gering, einen mittelgroßen Besprechungsraum könnte der Nutzer damit nicht beschallen. Die Qualität ist mittenlastig und bietet weder Volumen noch Tiefen. Kopfhörer sind daher die erste Wahl zum Hören von Musik. Leider besitzt das Docking Cradle keinen 3,5-mm-Klinke-Anschluss für externe Lautsprecher.
Energieaufnahme
Die Z-60-APU wurde als Tablet-Plattform konzipiert, daher hat sie einen TDP von nur 4,5 Watt (höchste thermische Verlustleistung von CPU- + GPU-Teil). Gemessen ab Steckdose sieht das natürlich anders aus: Hier kommen die Verlustleistung des Netzteils (Transformation), das TFT-Backlight, die Funkmodule, der Arbeitsspeicher sowie andere Geräte (SATA SSD, USB-Ports, CardReader etc.) hinzu. Wir messen dann bei höchster Last und voller Helligkeit 19 Watt. Der Akku war voll aufgeladen.
Die Atom basierten Konkurrenten brauchten in diesem Test nur 11 bzw. knapp 9 Watt (Latitude 10 / ThinkPad Tablet 2). Während eines 3DMark sind es bei diesen beiden 10 bzw. 5 Watt (Q572: 16 Watt). Unser AMD Tablet hat also je nach Szenario eine bis zu doppelt so hohe Energieaufnahme! Da sich dies auch im Idle-Betrieb fortsetzt, lassen die Akkulaufzeiten nichts Gutes für den Stylistic erwarten.
Aus / Standby | 0 / 0.1 Watt |
Idle | 8.2 / 11.8 / 13.1 Watt |
Last |
16.2 / 18.7 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 960 |
Akkulaufzeit
Es kommt, wie es kommen muss: Die Laufzeit kann nicht die Atom-Konkurrenten Dell Latitude 10 (15:52 h WLAN-Test) und ThinkPad Tablet 2 (7:39 h) ausstechen. Die relevante, praxisnahe Laufzeit, repräsentiert durch unseren WLAN-Test bei zirka 150 cd/m² Helligkeit, liegt bei nur 4:48 Stunden. Den 60-Wattstunden-Akku des Latitude 10 können die austauschbaren 36 Wh des Q572 nichts entgegen setzen. Das ThinkPad Tablet 2 hat nur einen 30-Wh-Akku und ist besser vergleichbar. Trotz der geringeren Kapazität läuft es knapp drei Stunden länger.
In den anderen beiden Tests (Last, Idle) hinkt unser Testgerät den Konkurrenten ebenso hinterher. Unter Last läuft das ThinkPad Tablet 2 fast doppelt so lang.
Keine Frage, Fujitsus Stylistic Q572 ist kein Allerwelts-Tablet für jedermann. Dies wird schon durch den Preispunkt verhindert: 1.050 Euro sind ein stolzer Preis. Dafür wird dem Kunden aber auch allerhand geboten: SmartCard Reader, integriertes UMTS, Docking Station mit Ethernet, Fingerabdruck-Leser und ein entspiegeltes Touch-Display. Diese Merkmale hauen zwar einen Privatkunden nicht vom Hocker, im geschäftlichen Umfeld handelt es sich aber durchaus um begehrenswerte Eigenschaften.
Ganz und gar nicht begehrenswert stellt sich das Touch-Display dar. Es stehen zwar guter Kontrast, weite Blickwinkel (IPS) und eine gute Farbechtheit auf der Haben-Seite. Aber davon hat der Nutzer nichts, wenn er bei zwangsgedrosselter Helligkeit im Sonnenschein absolut gar nichts mehr ablesen kann. Grund ist die niedrige Helligkeit, aber auch die milchige Entspiegelung des Panels.
Die Laufzeit kann dann doch nicht die Atom-Konkurrenten Dell Latitude 10 (15:52 h) und Lenovo ThinkPad Tablet 2 (7:39 h) ausstechen. Der Intel Konkurrent (Atom Z2760: +42 %; R11.5 Multi) steht auch die Rechenleistung des Prozessorteils nach. Langsam ist das System aber nicht, wofür eine flinke Hynix HFS128G3-SSD sorgt (128 GB). Weil diese schnell liest und schreibt, werden Nutzer keinen Unterschied im Vergleich zu Windows-8-Tablets auf Atom-Plattform erleben.
Ob die AMD Radeon HD 6250 tatsächlich als herausragendes Merkmal des Q571 gelten kann, darüber entscheiden die Anwendungen des Nutzers. Sofern selbige die GPU-Shader nutzen können, kann der Anwender zirka 30-40 % Mehrleistung gegenüber GMA 3650 (Atom) abrufen.
Unsere Wertung ist zwiegespalten: Die geringe Akku-Mobilität und der unter Tageslicht unbrauchbare Bildschirm missfallen uns sehr. Die Performance ist für Windows 8 gerade noch akzeptabel, dank der schnellen SSD ist sie einen Tick besser als bei den getesteten Atom-Tablets. Abwärme und Lautstärke sind für die gebotene geringe Performance jedoch zu hoch. Letztere bringen nur eine verkleinerte oder ganz abgespeckte Anschlussvielfalt mit.
In Summe sehen wir Dells Latitude 10 auf Grund seiner überragenden Helligkeit und Laufzeit als die bessere Alternative an. Die IPS-Anzeige ist ähnlich blickwinkelstabil und nicht entspiegelt. Besser ein helles, kontraststarkes Glare-Display, als eine dunkle, milchige Entspiegelung. Das ThinkPad Tablet 2 ist auch heller als unser Q572 und ebenfalls ein Glare-Type.