Test Dell Latitude 10 Tablet
Seitdem nun endlich Windows 8 auf dem Markt ist, schmilzt die Lücke zwischen Tablets und Notebooks immer mehr. Die ARM-Prozessoren wurden mit zwei oder gar vier Kernen und einer 3D-Grafikeinheit immer leistungsfähiger, konnten aber selten zur Geltung kommen, da die Softwarevielfalt eines Windows-Notebooks noch immer unerreicht war. Mit Windows 8 sollte sich das nun alles ändern: Die gewohnte Windows-Vielfalt sollte nun auch bei Tablets Einzug erhalten, indem einfach eine Touchscreen-Oberfläche dem bekannten Desktop übergestülpt wurde.
Prozessoren der Atom-Serie von Intel kennt man schon von den mittlerweile ausgestorbenen Netbooks - die Atom-CPUs erleben nun ihren zweiten Frühling. Das im Dell Latitude 10 verbaute Modell, der Intel Atom Z2760, findet in zahlreichen aktuellen Windows-8-Tablets Verwendung und macht somit der ARM-Architektur Konkurrenz. Verglichen mit vollwertigen Notebook-Prozessoren ist der 32-bit-Dualcore allerdings recht schwach, dafür mit nur 1,7 Watt TPD auch recht genügsam im Stromverbrauch, was wiederum dem Akkubetrieb zugutekommt. Auch die 2 GB Arbeitsspeicher sowie ein 64 GB großer Massenspeicher langen eher nur für einfache Desktop- bzw. Office-Anwendungen.
Schon der erste Eindruck bestätigt: Das Dell Latitude 10 kommt der Notebook-Kategorie viel näher, als es ein Android-Tablet je schaffte. Zwar gab es auch hier Tastatur-Docks und Convertibles - ein austauschbarer Akku, wie hier der Fall, war aber selten vorhanden. Außerdem bietet Dell eine Dockingstation, die das Tablet um mehrere Anschlüsse erweitert und somit auch als Desktop-PC-Ersatz fungieren kann.
Dell besticht durch eine umfangreiche Konfigurationsvielfalt. So kann man zwischen Akkus mit 30 Wh und 60 Wh sowie zwischen eMMC-Massenspeicher mit 32 GB und 64 GB wählen. Ebenso optional ist ein UMTS-Modul, der Slot für die microSIM-Karte sitzt hinter dem Akku. Die günstigste Version ist auf der Herstellerseite mit 499 Euro (exkl. MwSt.) bepreist. Unsere (vollausgestattete) Version würde mit 785 Euro (exkl. MwSt.) zu Buche schlagen. Für ein Atom-Tablet mit Windows 8 ist das nicht gerade günstig. Bei Notebooks bekommt man deutlich mehr Leistung für so viel Geld. Dell möchte aber eher gewerbliche Nutzer denn Privatanwender ansprechen, daher punktet das Latitude mit einem TPM-Chip und anderen Business-Details, wie der folgende Test zeigen wird.
Das Dell Latitude 10 kommt in einem schlichten Schwarz daher, während die Touchscreen-Rahmen spiegeln und die Rückseite mit einem unspektakulären matten Finish abgedeckt ist. Die Ränder sind mit einem griffigen Gummi bezogen, welche einen sauberen Übergang ohne Spaltmaße zur Vorderseite aus Gorilla-Glas bieten. Die Tasten am Gehäuse sind in den Gummirand integriert und haben einen deutlichen aber recht festen Druckpunkt, wobei man zum Auslösen etwas beherzt zudrücken muss. Laut Dell soll die Rückseite mit einer Magnesiumlegierung verstärkt sein. Das Tablet wirkt insgesamt sehr robust und ihm kann insgesamt eine gute Verarbeitung zugeschrieben werden.
Mit 820 Gramm ist das Dell Latitude 10 ein wahres Schwergewicht unter den 10-Zoll-Tablets mit Windows 8. Bevor nun Vergleiche genannt werden, sei gesagt, dass wir das Tablet mit dem dickeren 60-Wattstunden-Akku testeten, welcher das Tablet nicht nur um ca. 170 Gramm schwerer macht, sondern auch einige Millimeter dicker. Das iPad 4 ist mit einem 42,5 Wh starken Akku versehen und wiegt 652 Gramm. Das Asus VivoTab Smart hat die gleiche CPU wie unser Dell-Tablet, jedoch nur einen 25-Wh-Akku und ist 570 Gramm schwer.
Trotz optional erhältlicher Dockingstation verfügt das Tablet bereits selbst über eine relativ umfangreiche Anschlussausstattung. An der rechten Seite befindet sich u.a. eine vollwertige USB-2.0-Buchse - das eben erwähnte Asus VivoTab Smart z.B. bietet nur einen microUSB-Anschluss. Steckt das Tablet in der Dockingstation, wird der USB-Port am Tablet deaktiviert - das Dock bietet jedoch mit fünf USB-Ports mehr als genug Anschlüsse. Direkt daneben hat das Dell-Tablet einen HDMI-Anschluss im Micro-Format. Außerdem steht eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse zur Verfügung, mit welcher sowohl Kopfhörer bzw. Lautsprecher als auch Mikrofone betrieben werden können (Kombiport). An der Unterseite befindet sich neben der proprietären Ladebuchse, welche u.a. die Dockingstation verwendet, auch eine in microUSB-Form zum Aufladen. Um die mircoSIM-Karte einzusetzen, muss der Akku entfernt werden.
Software
Das vorinstallierte Windows 8 Pro ist geradezu geschaffen für Tablets wie das Dell Latitude 10. Begibt man sich vom gekachelten Startmenü wieder auf den gewohnten Desktop, fällt als einzige Veränderung die aktive Sprachsteuerung auf. Sie wäre durchaus praktikabel, würde sie denn zuverlässig funktionieren. Um einige wenige Funktionen zu steuern, wie etwa das Aufrufen von Programmen, muss man das Tablet regelrecht anschreien und noch zudem langsam und deutlich sprechen. Solange sie nicht so zuverlässig wie bei aktuellen Smartphones funktioniert, ist sie nahezu unbrauchbar.
Kommunikation & GPS
Das Modul Dell Wireless 1536C bietet die aktuellen WLAN-Standards 802.11 abgn und hat in der Testumgebung des Autors in ca. 10 Metern Entfernung zum Router noch eine stabile Signalstärke von 2 der 5 Balken im Windows Tray Icon. Außerdem steht Bluetooth in aktueller Version 4.0 LE (low energy) zur Verfügung.
Mobiles Internet bietet das 3G/UMTS-Modul Dell Wireless 5565. Mit HSPA+ ist theoretisch eine Bruttobandbreite von 42,2 Mbit/s möglich.
Kameras & Multimedia
An der Rückseite befindet sich oben mittig eine 8-MP-Kamera, die mit maximal 3.264 x 2.448 Pixel auflöst. Qualitativ sind die Aufnahmen mit denen einer günstigen, aber nicht allzu schlechten Digitalkamera vergleichbar. Bei Tageslicht können im Freien einigermaßen brauchbare Bilder entstehen. Bei wenig Licht ist aber deutlich ein Pixelrauschen zu erkennen. Standardmäßig schaltet sich zwar automatisch der LED-Blitz hinzu, welcher aber auch nur in Ausnahmesituationen für eine ausreichende Ausleuchtung sorgt.
Die 2-MP-Frontcam ist mit einer unspektakulären Webcam eines Notebooks vergleichbar. Der Vergleich der Außenaufnahme zeigt auch eine recht unterschiedliche Farbtemperatur. Die Frontcam ist allenfalls für ein einigermaßen erkennbares Bild bei Videotelefonie brauchbar, dafür aber auch konzipiert.
Zubehör
Standardmäßig wird lediglich das 30-Watt-Netzteil mitgeliefert. Wie schon erwähnt, ist aber eine Dockingstation optional erhältlich. Sie bietet einen HDMI-Ausgang und Gigabit-LAN und auch fünf USB-2.0-Anschlüsse, einen davon vorne direkt neben der Audio-Kombibuchse, die auch das Tablet hat. Dadurch lässt sich das Dell Latitude 10 auch als Schreibtisch-Rechner benutzen. Das Dock wirkt hochwertig verarbeitet, hat einen niedrigen Schwerpunkt und bietet dem Tablet somit einen sicheren Stand. Die Dockingstation kostet bei Dell 159 Euro (inkl. MwSt. und Versand).
Neben der Fingerbedienung ist auch die Nutzung mit einem aktiven Wacom-Stift möglich. Dieser hat eine Taste und kann mit beiden Enden genutzt werden. Bei Dell ist er für 48 Euro (inkl. MwSt. und Versand) zu haben, bei Drittanbietern ist er etwas günstiger. Ein Griffin Survivor Protective Case verleiht dem Tablet zusätzliche Stabilität für den Außeneinsatz und soll gegen Feuchtigkeit, Sand, Schmutz und Erschütterungen schützen. In Deutschland ist es aber aktuell noch nicht erhältlich.
Wer die Hardwaretreiber des Tablets zusätzlich auf DVD mitgeliefert bekommen möchte, muss diese bei Dell für 5 Euro mitbestellen. Auf der Herstellerseite sind sie natürlich dennoch kostenlos zum Download verfügbar.
Garantie
Ab Kauf ist standardmäßig ein Jahr Abhol- und Reparaturservice inklusive. Bestellt man das Tablet auf der Dell-Webseite, gehören verschiedene “Support Services” zur individuellen Konfiguration. So bekommt man etwa für 48 Euro drei Jahre Vor-Ort-Service am nächsten Arbeitstag. Alternativ ist für den gleichen Preis ein Jahr “ProSupport” zu haben, der ebenso den Vor-Ort-Service inklusive hat, aber außerdem noch technischen Support rund um die Uhr, auch bei Softwareproblemen, gewährt. Drei Jahre dieses Supports kosten 96 Euro (Preise exkl. MwSt.).
Zusätzlich zu alledem gibt es noch für 85 Euro einen einjährigen Unfallschutz, welcher im Falle eines Unfalles die Reparatur oder den Austausch des Tablets beinhaltet. Eine sogenannte stopTrack-Diebstahlschutzplakette kostet 25 Euro. Sie soll zunächst abschreckend wirken. Ehrliche Finder des Tablets können über einen Code, den sie auf einer Webseite eingeben, den Eigentümer über den Verbleib des Gerätes informieren.
Eingabegeräte & Bedienung
Virtuelle Tastatur
Selbst auf dem Desktop setzt der kapazitive Touchscreen die Fingerberührungen zuverlässig um. Das unter Windows 8 standardmäßige virtuelle Tastaturlayout eignet sich bedingt zum Schreiben mit zehn Fingern - obgleich das nicht so komfortabel und flüssig geht wie auf einer Tastatur mit fühlbaren Druckpunkten. Im Querformat nimmt die virtuelle Tastatur rund die Hälfte des Bildschirmes ein, sodass für Vielschreiber eine externe Tastatur die bessere Lösung wäre. Das Zehn-Finger-System klappt ohnehin nicht, wenn man das Tablet in beiden Händen hält. Um aber auch bequem mit den Daumen tippen zu können, gibt es zusätzlich eine geteilte Variante des Tastaturlayouts. Hochkant wirken im Test beide Layouts gut nutzbar.
Eingabe mit aktivem Wacom-Stift
Eine zusätzliche Eingabevariante wandelt die Handschrift in Text um. Auch wenn dies recht zuverlässig funktioniert, ist man bei Weitem nicht so komfortabel und schnell unterwegs wie bei Fingereingabe. Die Bedienung des aktiven Stifts ist etwas gewöhnungsbedürftig, insbesondere wenn man die Stiftbedienung eines Android-Gerätes gewohnt ist. Auf dem Desktop ist ein einfaches Tippen etwa nicht mit dem Tippen des Fingers gleichzusetzen. Ein Doppelklick ist machbar, indem man den Stift etwas beherzter aufdrückt. Ansonsten wird man, wie bei einem einfachen Mausklick, nur mit der Markierung des Objekts belohnt. Dies geht übrigens auch, indem man den Stift leicht über den Bildschirm hält. So öffnen sich etwa auch die "balloon tips", als würde man den Mauszeiger über ein Objekt halten. Ähnlich wie ein Radiergummi lässt sich das obere Ende des Stifts nutzen, was besonders praktisch beim Freihandzeichnen auf dem Tablet ist. Die Handballenerkennung funktioniert nicht immer genau - manchmal wird das Auflegen als Fingerberührung gewertet, was beim Zeichnen durchaus stört. Die Fingereingabe kann etwas umständlich erst in den Einstellungen deaktiviert werden. Das Display registriert auch die Druckintensität des Stiftes, sodass man auch hier mit unterschiedlich dicken Linien belohnt wird, ebenso interessant für Grafiker.
Wie schon erwähnt ist das kapazitive Touchdisplay dank eines aktiven Digitizers sowohl für die Fingereingabe als auch für die Verwendung mit einem Stift konzipiert. Es verfügt über eine Diagonale von 10,1 Zoll (=25,6 cm) und über eine Auflösung von 1.366 x 768 Pixel, was für diese Größe durchaus üblich ist. Dennoch schafft das Latitude 10 per HDMI-Ausgang an externen Monitoren eine Full-HD-Auflösung. Mit einer durchschnittlichen Bildschirmhelligkeit von ca. 450 cd/m² ist das Tablet durchaus für den Außeneinsatz geeignet. Einzig die Spiegelung wirkt hier entgegen, die man aber bei Tablets mit Touchscreens fast immer hinnehmen muss.
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Ausleuchtung: 88 %
Helligkeit Akku: 376 cd/m²
Kontrast: 1516:1 (Schwarzwert: 0.32 cd/m²)
Wir messen ein ausgezeichnetes Kontrastverhältnis von 1.516:1. Damit toppt das IPS-Panel sogar noch den guten Wert des Asus VivoTab TF801C. Die Farbtemperatur ist mit durchschnittlichen 6.691 Kelvin recht nahe am Ideal von 6.500 K. Bei der Messung der Farbdarstellung im Auslieferungszustand beobachten wir vor allem bei den Farben Blau und Magenta signifikante Abweichungen vom Ideal (DeltaE 19,5 bzw. 9,2). Das gleiche Bild zeichnet sich in der Messung der Sättigung ab. Besonders auffällig ist hier der Bereich bei einer Sättigung von 20%. Graustufen kann das Display recht gut darstellen.
Ein Feldtest im Freien bestätigt eine brauchbare Bilddarstellung aufgrund der hohen Maximalhelligkeit und des sehr guten Kontrasts. Dennoch trübt die spiegelnde Oberfläche das Bild, ein schattiger Platz ist daher trotzdem zu empfehlen. Ist es draußen nicht allzu sonnig, wie am Tag, an dem die gezeigten Aufnahmen entstanden, ist das Latitude 10 durchaus Outdoor-tauglich.
Die IPS-Technik beschert dem Tablet ein nahezu absolut stabiles Bild bei jedem Betrachtungswinkel. Die häufig in Notebooks verwendeten TN-Panels können hier nicht mithalten und zeigen oft schon bei kleinen Blickwinkelveränderungen deutliche Farbverfälschungen. Hier aber sind solche, sofern überhaupt, nur bei sehr spitzen Winkeln minimal erkennbar.
Die zentrale Recheneinheit im Latitute 10 stellt der Intel Atom Z2760 dar. Dieses SoC (System on a Chip) integriert CPU als auch GPU. Als Vertreter von Intels Atom-Serie liegt die Priorität klar beim Energiesparen anstatt auf Spitzenleistung und passt aufgrund seiner niedrigen TDP (maximale thermische Verlustleistung) von 1.7 Watt auch in eine schlanke und passiv gekühlte Rechnerarchitektur eines Tablets. Unterstützt wird der Chip von 2 GB DDR2 SDRAM, welcher mit 800 MHz getaktet ist. Als Massenspeicher steht wahlweise ein TPM-kompatibler eMMC-Flashspeicher mit 32 GB oder mit 64 GB zur Verfügung - wir hatten letzteres im Testgerät.
Prozessor
Der Prozessor-Part des Intel Atom Z2760 ist ein mit 1,8 GHz getakteter DualCore, welcher im Leerlauf mit nur 600 MHz läuft und so etwas Strom spart. Jeder Kern verfügt über zwei Threads, sodass insgesamt vier vorhanden sind. Die Kerne sind theoretisch für 64 bit ausgelegt, jedoch unterstützt der Intel-Chip lediglich 32 bit. Seine Leistung ist daher weniger mit anderen x86-Prozessoren vergleichbar, vielmehr mit ARM-Prozessoren der Android-Tablets und -Smartphones, etwa dem Nvidia Tegra 3.
Ein Vergleich der Benchmark-Ergebnisse zeigt, dass etwa der E1-1200 von AMD, im Singlecore-Rendering um mehr als die Hälfte potenter ist. Der 64-bit-Prozessor von AMD verfügt mit 18 Watt TDP auch über einen deutlich höheren Maximalwert der Verlustleistung und wird damit bevorzugt in Notebooks eingesetzt. Der TDP-Wert unseres Z2760 liegt bei nur 1,7 Watt.
Umso beeindruckender das Abschneiden der Z2760-CPU im Multicore-Test. Hier liegt der Chip mit der E1-1200 gleich auf. Intels Hyperthreading bringt hier offenbar den entscheidenden Vorteil.
Groß ist der Abstand zu i3-CPUs, die in Notebook-Einsteigergeräten zum Einsatz kommen. Der Intel i3-3110M wird etwa im Acer Aspire E1-571G verbaut, ein konventionelles 15-Zoll-Notebook für ca. 500 Euro. Verglichen mit der Punktzahl des Atom-Prozessors ist die des i3-Prozessors ca. dreimal so hoch.
Cinebench R10 - Rendering Single 32Bit (nach Ergebnis sortieren) | |
Dell Latitude 10 | |
Asus VivoTab TF810C-1B026W | |
HP Envy x2 11-g000eg | |
HP Pavilion dm1-4200sg | |
Acer Aspire E1-571G-3114G50Mnks |
Cinebench R10 - Rendering Multiple CPUs 32Bit (nach Ergebnis sortieren) | |
Dell Latitude 10 | |
Asus VivoTab TF810C-1B026W | |
HP Envy x2 11-g000eg | |
HP Pavilion dm1-4200sg | |
Acer Aspire E1-571G-3114G50Mnks |
System Performance
Schon die CPU-Benchmarks verraten, dass beim Dell Latitude 10 keine Notebook-Leistung erwartet werden kann. Dennoch sind dank Windows 8 etwa umfangreiche Office-Anwendungen nutzbar, was gegenüber Android- und iOS-Geräten einen großen Vorteil darstellt. Zusammen mit der Dockingstation ist das Dell-Tablet ein besserer PC-Ersatz als Geräte mit den anderen beiden Betriebssystemen. Dennoch sind aufgrund der relativ schwachen Leistung des Atom-Chips einige Kompromisse einzugehen. So unterstützt der Grafikpart kein DirectX-10 aufwärts. Etwas rechenintensive Anwendungen, wie Bild- oder gar Videobearbeitung macht man dann doch lieber an einem konventionellen Notebook. Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Ähnliches ist jedoch auf breiter Basis möglich.
Die Benchmark-Möglichkeiten waren recht limitiert. So gut wie jedes Notebook unterstützt mittlerweile 64 bit, sodass direkte Vergleiche schwierig sind. Als Indikator der Gesamtleistung hatten wir lediglich PCMark 7 zur Verfügung. Wenig überraschend ist, dass das Latitude 10 auf ähnlichem Niveau liegt wie Tablets mit gleichem Atom-Chip. Der E1-1200 AMD-Chip kann dem HP Pavilion dm1-4200sg lediglich auf eine PCMark-Punktzahl verhelfen, die um mehr als ein Drittel niedriger ist als die des Latitude 10. Im Vergleich zu einem Einsteigernotebook mit i3-Prozessor, dem Acer Aspire E1-571G, ist das Tablet chancenlos. Das Notebook überholt das Tablet mit einem Plus von 67 Prozent.
Der systemübergreifende Benchmark mit Geekbench 2 zeigt, dass der Genre-Primus, das iPad 4, noch immer etwas leistungsfähiger ist. Es erlangte im Test eine Punktzahl, die in etwa um ein Drittel höher ist.
PCMark 7 Score | 1428 Punkte | |
Hilfe |
PCMark 7 - Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Dell Latitude 10 | |
Asus VivoTab TF810C-1B026W | |
HP Envy x2 11-g000eg | |
HP Pavilion dm1-4200sg | |
Acer Aspire E1-571G-3114G50Mnks |
Geekbench 2 - 32 Bit - Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Dell Latitude 10 | |
Asus VivoTab TF810C-1B026W | |
HP Envy x2 11-g000eg | |
Apple iPad 4 |
Google V8 Ver. 7 - Google V8 Ver. 7 Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Dell Latitude 10 | |
Dell XPS 10 Tablet | |
Apple iPad 4 |
Sunspider - 0.9.1 Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Dell Latitude 10 | |
HP Envy x2 11-g000eg | |
Dell XPS 10 Tablet | |
Apple iPad 4 |
* ... kleinere Werte sind besser
Massenspeicher
Der 64 GB große eMMC-Flashspeicher ist mit den deutlich schnelleren SSDs kaum vergleichbar. Die Multimedia Card wird in Tablets aufgrund ihrer kompakten Maße und geringen Leistungsaufnahme verwendet. Im sequenziellem Lesen wurde etwa eine Geschwindigkeit von fast 80 MB/s gemessen. Die eMMC unterscheidet sich damit, aber auch in anderen Messwerten, kaum von denen anderer Tablets, wie etwa dem im Asus VivoTab TF810C.
Im Vergleich zu konventionellen Festplatten kann der Speicher vor allem bei kleinen Datenblöcken einen Vorteil bieten.
Grafikkarte
Die im Intel Atom Z2760 integrierte Grafikeinheit basiert auf einer PowerVR SGX 545, welche mit 533 MHz getaktet ist. DirectX wird nicht unterstützt, daher liefen die Benchmarks der meisten 3DMark-Versionen nicht. Standardmäßig unterstützt zwar diese GPU DirectX 10.1, nicht jedoch hier im Atom-Chip. Einen Benchmark-Vergleich können wir daher nur mit 3DMark 06 vornehmen.
3DMark 06 Standard Score | 453 Punkte | |
Hilfe |
3DMark 06 - 1280x1024 Standard Score AA:0x AF:0x (nach Ergebnis sortieren) | |
Dell Latitude 10 | |
HP Envy x2 11-g000eg | |
HP Pavilion dm1-4200sg | |
Acer Aspire E1-571G-3114G50Mnks |
Spiele
Was PC-Spiele angeht, so kann man ohnehin nicht viel Leistung von einem Atom-Chip erwarten. Mit Starcraft 2 wurde daher lediglich eine Stichprobe genommen, welche die vermutete Daumenkino-Performance mit 11 Frames pro Sekunde - selbst bei niedrigster Auflösung und Grafikeinstellung - bestätigte. Daher ist das Tablet lediglich für Casual Gaming, sprich Solitaire, Minesweeper und Co. geeignet. Alternativen hierzu bietet auch der in Windows 8 integrierte Appstore.
min. | mittel | hoch | max. | |
---|---|---|---|---|
StarCraft 2 (2010) | 11 |
Temperatur
Das Tablet wird passiv gekühlt und arbeitet daher vollkommen geräuschlos. Etwas Wärme ist lediglich im Bereich um die Kameras herum zu spüren. In der praktischen Anwendung wird das Tablet mit einer Gehäusetemperatur um die 30 °C allenfalls handwarm.
Im Stresstest setzen wir das Tablet mit prime95 und FurMark unter Last und prüfen die anschließende Performance. Der Temperatursensor der CPU meldet maximal unkritische 77 °C und das Gehäuse wird stellenweise maximal 44 °C warm. Auch anschließende Benchmarks mit Cinebench R10 und 3DMark 06 lassen nicht auf Performance-Einbußen schließen, da ihr Ergebnis vergleichbar mit einem Durchlauf im kalten Zustand ausfällt.
(±) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 41.3 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 33.8 °C (von 20.7 bis 53.2 °C für die Klasse Tablet).
(±) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 44.1 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.3 °C).
(±) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 32.1 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30 °C.
Lautsprecher
An der Rückseite befinden sich zwei Lautsprecher, die Dell als “high quality speaker” im Datenblatt beschreibt. Die Soundqualität kann damit jedenfalls nicht gemeint sein, denn diese entspricht der eines Mittelklasse-Smartphones. Für einen vollen Sound fehlen einfach die Tiefen und Bässe. Für einen ungetrübten Musikgenuss kommt man um externe Aktivboxen oder Kopfhörer nicht herum.
Energieaufnahme
Je nach Anwendung variiert die Leistungsaufnahme des Tablets zwischen 2,7 und 11,2 Watt. Das Asus Vivotab TF810C hat mit gleichem Prozessor einen um einige Watt niedrigeren Maximalstromverbrauch, was wohl am Display liegen könnte, das nicht an die Maximalhelligkeit des Latitude 10 herankommt. Das mitgelieferte Netzteil ist mit einer Maximalleistung von 30 Watt bei Weitem ausreichend dimensioniert.
Dell bietet die Wahl zwischen einem Zwei-Zellen-Akku mit einer Kapazität von 30 Wattstunden und einem (deutlich schwereren) mit vier Zellen und 60 Watt. Wieder verglichen mit den bereits genannten Tablets kann in der Kapazität dem Dell Latitude 10 nur das Asus VivoTab TF810C das Wasser reichen. Es besitzt selbst nur einen Akku mit 30 Wh und im Tastatur-Dock noch einen mit 25 Wh. Im HP Envy x2 11 steckt einer mit 26 Wh und 25 Wh im Dock. Das Windows-RT-Tablet Dell XPS 10 hat lediglich einen Akku mit 28 Wh.
Aus / Standby | 0.1 / 0.9 Watt |
Idle | 2.7 / 6 / 6.2 Watt |
Last |
10.5 / 11.2 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Akkulaufzeit
Das Envy x2 11 wird im Teaser des Testberichts “Laufzeitwunder” genannt und auch das Dell XPS 10 wird mit “Marathon-Tablet” gelobt. Unser Dell Latitude 10 aber schafft mit dem größten aller Tablet-Akkus auch eine neue Superlative in Sachen Akkulaufzeit. Mit Battery Eater haben wir die Rekordlaufzeit aller Windows-8-Tablets von fast 30 Stunden gemessen. Nutzt man das Latitude etwa als E-Book-Reader ohne aktive Kommunikationsmodule und niedrigster Bildschirmhelligkeit, darf länger als ein ganzer Tag gelesen werden. Das Asus VivoTab TF810C schafft nur mit der Unterstützung des Docks drei Stunden mehr.
Unser Surftest entspricht da der Praxisanwendung schon eher. Hier lief mit mittlerer Helligkeit ein Skript im Browser, welches regelmäßig unterschiedlich dimensionierte Webseiten aufruft. Hier erlangte das Tablet eine Laufzeit, die nur in etwa halb so lang, mit über 15 Stunden aber noch immer sehr gut ist.
Holt man das Letzte aus dem Tablet heraus, indem man die Helligkeit auf das Maximum einstellt und die Hardware unter Last setzt, hält das Tablet noch immer 7 Stunden und 45 Minuten durch. Damit handelt es sich - verglichen mit den drei genannten Konkurrenten - auch hier um eine Rekordlaufzeit.
Stabilität und Sicherheit statt Schnickschnack und Schönheit. Das Konzept des Tablets, sich an Business-Anwender zu richten, geht auf. Es gibt wahrlich optisch ansprechendere, leichtere und auch leistungsfähigere Tablets, diese Kriterien sind mehr für Privatanwender als für gewerbliche Nutzer relevant. Sofern man die Optik nicht als Makel ansieht, ist am Gehäuse nichts auszusetzen. Es wirkt schlicht, unauffällig und ist dank makelloser Verarbeitung auch bedingt für den Außeneinsatz geeignet. Nicht zuletzt auch wegen des ausgezeichneten Displays, welches in nahezu allen Werten überzeugt hat. Mit einer maximalen Helligkeit von über 450 cd/m² können einige Spiegelungen durchaus kompensiert werden, zudem ist das IPS-Panel absolut blickwinkelstabil. In der Bildschirmqualität kann es das Tablet durchaus mit Konkurrenten aus höheren Preiskategorien aufnehmen.
Eine Multimedia-Tauglichkeit kann dem Latitude weniger zugeschrieben werden, was auch logisch erscheint, da berufliche Anwender auf Soundwiedergabe und Kameraqualität weniger Wert legen. Ein Ersatz für die Digitalkamera ist das Tablet daher nicht - die Bilder können qualitativ einfach nicht mithalten. Möchte man Musik hören oder einen Film schauen, so nutzt man besser Kopfhörer oder externe Boxen, denn die Lautsprecher liefern keinen Klanggenuss.
Die Fülle an Zubehör macht das Tablet zu einem flexiblen Begleiter. Eine Dockingstation spendiert dem Gerät mehrere USB-Anschlüsse und einen zusätzlichen HDMI-Ausgang in voller Größe. Mit Maus und Tastatur fungiert es daher auch als Desktoprechner. Der aktive Wacom-Stift macht das Tablet zum Notizblock. Drucksensitives Zeichnen funktioniert zwar, die Handballenerkennung ist jedoch nicht ganz so zuverlässig wie bei Grafiktablets.
Ein austauschbarer Akku ist bei Tablets keine Selbstverständlichkeit, daher freuen wir uns über die Wahlfreiheit zwischen einem leichten Akku mit 30 Wh und einem etwas schwereren mit 60 Wh. So viel Kapazität wird, wenn überhaupt, nur von einigen Convertibles erreicht, die einen zusätzlichen Akku im Tastatur-Dock haben. Der große Akku beschert den Tablet auch eine Spitzenlaufzeit von fast 30 Stunden, sofern man es lediglich als E-Book-Reader gebraucht. Doch auch die Laufzeit in unserem Surf-Test betrug sehr gute 15 Stunden. Das Latitude 10 hält daher fast zwei Arbeitstage ohne externe Stromquelle durch.
Nachteil: Mit einem Gesamtgewicht von mehr als 800 Gramm liegt die Variante mit großem Akku schon recht schwer in der Hand. Die Wahl des passenden Energiespeichers sollte als gut abgewogen werden.
Die vergleichsweise mäßige Leistung langt für einfache Office-Anwendungen auf dem Desktop durchaus. Wer damit leben kann und ohnehin mehr Wert auf Stabilität und Sicherheit liegt, kann mit dem Dell Latitude 10 glücklich werden.