E-Auto-Software: VW und Mercedes haben sich verkalkuliert, Apple und Google sollen helfen
Volkswagen ist mit seiner Softwaretochter Cariad, die vor allem die VW.OS-Software für die E-Autos VW ID sowie die anderen Konzernmarken entwickelt, bisher im internationalen Branchenvergleich recht erfolglos. Viele Pannen und Fehlentwicklungen sorgten für Ärger bei Aktionären und Kunden von Volkswagen und kosteten dem Autokonzern bisher ein Vermögen. Jetzt will Volkswagen einem Bericht von Handelsblatt zufolge auf die Kostenbremse treten und bei Cariad einen dreistelligen Millionenbetrag einsparen. Auch Mercedes will die Investitionen in die Entwicklung eines eigenen Betriebssystems MB.OS auf zwei Milliarden Euro deckeln.
Die beiden deutschen Autokonzerne wollten sich mit Blick auf die Dominanz von Apple und Google bei der Autosoftware von den beiden Branchenriesen unabhängiger machen. Allerdings hätten sich Volkswagen und Mercedes bei den Kosten dafür komplett verrechnet und die gewaltigen Herausforderungen dafür unterschätzt, heißt es im Bericht. Für Cariad habe Volkswagen rund 1,4 Milliaren Euro pro Jahr für die Entwicklung kalkuliert, sogar einen eigenen App Store wollte der VW-Konzern haben.
Mercedes-Benz geht mit MB.OS bereits einen anderen Weg und öffnete sein Autosystem für Apple und Google schon. Im Oktober 2022 führte Mercedes 3D Audio von Apple Music mit Unterstützung für Dolby Atmos nativ in das MBUX-Infotainmentsystem der Autoserien Maybach- und reguläre S-Klasse, EQS Limousine und SUV sowie den Pendants der E-Auto-Serie EQE und EQE SUV ein. Ende Februar haben Mercedes und Google eine langfristige strategische Partnerschaft bekanntgegeben. Mercedes-Benz will seine eigene Navigation auf Grundlage der Google-Maps-Platform entwickeln. Zudem wollen Mercedes und Google die Zusammenarbeit bei Google Cloud für Künstliche Intelligenz (KI), Datenverarbeitung und offenen Cloud-Infrastrukturlösungen prüfen.
Die Marschroute von Volkswagen und Mercedes ist jetzt: Entwicklungsarbeit von Apple und Google für ihre eigenen Software-Ökosysteme im Auto nutzen und damit sowohl Kosten sparen, als auch Nutzerfreundlichkeit erhöhen. Bisher hatten sich die deutschen Autobauer davor gescheut, Apple und Google tiefert in ihre Autos zu lassen, da sie einen Kontrollverlust bei Daten und Entwicklung befürchteten. Auch andere Autohersteller wie Renault setzen auf die Zusammenarbeit mit Google. Stellantis baut hingegen seine eigene Softwareentwicklung in Polen aus.