TicWatch E3 im Test: Beinah so gut ausgestattet wie Mobvois Top-Smartwatch TicWatch Pro 3
Gehäuse und Ausstattung – Multiband-GNSS, kein Always-on-Display
Die TicWatch E3 ist an sich nicht das Flaggschiff von Mobvoi. Die TicWatch E-Familie markiert eher die obere Mittelklasse, die beispielsweise die Signale der drei Navigationssatellitensysteme GPS, GLONASS und Beidou empfängt. Der Nachfolger der TicWatch E2 aus 2019 setzt nun auf Qualcomms aktueller Snapdragon Wear 4100-Plattform auf wie das derzeitige Flaggschiff TicWatch Pro 3. Auch Arbeits- und Datenspeicher sind mit 1 GB RAM und 8 GB ROM gleich groß.
Mit einem Durchmesser von etwa 44 mm ist die TicWatch E3 zierlicher. Anders als bei der TicWatch Pro 3 ist das nach IP68 zertifizierte Gehäuses allerdings aus Polycarbonat. Lediglich die klassische Schließe des 20 mm-breiten Armbands aus Silikonkautschuk ist aus Metall.
Gegenüber dem Flaggschiff fehlt der E3 ein Sensor für das Umgebungslicht. Die Helligkeit reguliert man manuell in 5 Stufen. Im Test reichte drinnen Stufe 2, draußen war je nach Wetter mindestens Stufe 4 erforderlich.
Wie die meisten WearOS-Wearables besitzt auch die Mobvoi-Smartwatch NFC, Lautsprecher und Mikrofon für Google Pay und den Google Assistant und baut Verbindungen im WLAN auf. Gegenüber dem Vorgänger TicWatch E2 misst der PPG-Sensor der E3 nun auch die Blutsauerstoffsättigung.
Einrichtung und Bedienung – Mobvoi-Apps ergänzen Googles Ökosystem
Im Vorfeld war unklar, ob die TicWatch E3 die erste Smartwatch mit dem neuen Betriebssystem Wear sein würde, für dessen Entwicklung Google mit Samsung zusammenarbeitet. Das Testgerät kam allerdings noch mit WearOS, nach einem Update in Version 2.27.
Eingerichtet haben wir die smarte Uhr über Googles WearOS-App auf einem iPhone 12 Pro. Anschließend haben wir sie mit der Mobvoi-App verbunden. Nachdem immer wieder Verbindungsprobleme aufkamen, haben wir die Mobvoi-App deinstalliert und aus dem App Store-neu geladen. Obwohl dieser zuvor keine Aktualisierung anbot, veränderte sich die Oberfläche der Mobvoi-App der Neuinstallation. Das betraf vor allem das tägliche Dashboard mit den Fitness Daten, das der Test weiter unten zeigt.
Die Bedienung folgt dem gängigen Standard: Vertikale Gesten öffnen die Benachrichtigungsliste und ein Menü mit Schnelleinstellungen, beispielsweise, um die Helligkeit zu regulieren. Wenn man die obere Taste zweimal drückt, erhöht sich zudem die Helligkeit kurzfristig auf das Maximum.
Eine horizontale Geste nach rechts öffnet den Google Assistent, in der anderen Richtung reihen sich bis zu zehn Widgets aneinander. Die obere Taste öffne die App Liste, der unteren kann man selbst eine App zu weisen. Alle Apps und Widgets kann man verschieben, die Widgets auch löschen oder andere hinzufügen.
Taschenrechner, Timer, Erinnerungen, Wetterinformationen und eine Verbindung zum Smartphone-Kalender sind unter WearOS Standard. Termine ändern oder neu anlegen ist nicht möglich. Über den Wecker kann man mehr als zehn Alarme einrichten und für jeden von ihnen separat zwischen Klingeln oder Vibrieren wählen.
Zu den Google-Apps für das Gesundheits-Management packt Mobvoi eigene Apps dazu wie TicÜbung für den Sport, TicZen für das Stress-Monitoring, TicBreathe mit Atemübungen zum Entspannen oder TicHearing für eine Analyse der Umgebungsgeräusche.
Über den auf der Smartwatch installierten Playstore lädt man bei Bedarf weitere Apps nach. Das empfiehlt sich beispielsweise, wenn man Musik offline wiedergeben möchte, denn auf der E3 ist kein Player installiert. Eingabe erfolgen entweder über das Mikrofon oder eine kleine Display-Tastatur.
Musik
Eine Remote Steuerung für das Smartphone öffnet sich automatisch – sofern die Option aktiviert ist –, sobald man auf dem Smartphone den Musik-Player oder eine Streaming-App wie Spotify startet. Die Player-Steuerung zeigt sich dann auch im Quick-Panel. Die Spotify-App aus dem Play-Store (rechter Screenshot) steuert ebenfalls die Spotify-App auf dem Smartphone und ermöglicht darüber den Wechsel zwischen den eigenen Playlisten.
Sprach-Assistent
Ein längerer Druck auf die obere Taste oder eine Wischgeste nach rechts startet den Google Assistent. Die Anfragen diktiert man über das Mikrofon. Rückmeldungen erscheinen zunächst als Text auf dem Display. Kehrt man danach nicht direkt zurück sondern wartet einen kurzen Augenblick, folgt zusätzlich eine akustische Antwort. Im Test unterschied sie sich leicht von den Texten auf dem Display, die der Assistant demnach nicht einfach nur vorliest.
Telefonie und Benachrichtigungen
Eingehende Gespräche signalisiert die E3 und man kann das Gespräch abweisen oder annehmen. In Verbindung mit Android kann man über die Smartwatch telefonieren und Gespräche initiieren, beispielsweise über die vorinstallierte Kontakte-App. Unter iOS muss man nach der Gesprächsannahme zum iPhone greifen.
Für Benachrichtigungen kann man die Vibration verlängern, so dass man sie von anderen Hinweisen unterscheiden kann. Nachrichten aus den sozialen Netzwerken wie WhatsApp oder Telegramm zeigen alle Emojis. Reagieren kann man wiederum nur unter Android.
Gesundheit und Fitness – Mit individuellem HIIT-Workout
Unter Android ist eine Synchronisation mit Google Fit möglich. Auf dem iPhone kann man die TicWatch E3 mit Apple Health verbinden und Health wiederum mit Google Fit. Die Google-App ist über den App-Store auch für iOS erhältlich.
Tagsüber zählt die TicWatch E3 Stunden mit Bewegung, im Sprachgebrauch als Stehziel bekannt, die Schritte und die in etwa zurückgelegte Distanz. Im Test kam der Schrittzähler bei 4000 Schritten allerdings auf fast 4600. Das ist eine Abweichung von knapp 15 % – normal sind etwa 1 % bis 3 %. Virtuell hochgestiegene Etagen weist die TicWatch E3 nicht aus. Dafür fehlt ihr gegenüber der TicWatch Pro 3 der barometrische Sensor für die Höhenmessung.
Herzfrequenz, Herzrhythmus und Blutsauerstoffsättigung
Die Sauerstoffsättigung im Blut, die Herzfrequenz und die Regelmäßigkeit des Herzschlags als Indikator für das seelische Wohlbefinden misst der Gesundheits-Tracker auf Wunsch rund um die Uhr. Die zugehörigen Diagramme generiert Mobvoi sowohl auf der Watch als auch in der App auf dem Smartphone.
Schlaf-Tracking
Auf Wunsch erfasst die TicWatch E3 nachts die Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung und ergänzt die Diagramme im Schlafprotokoll. Das Protokoll visualisiert den Verlauf der Schlafphasen und vergleicht den Anteil der vier Schlafphasen über die Nacht. Um den Akku zu schonen, kann man die Schlaferkennung zeitlich eingrenzen. Ansonsten erfasst sie auch den Power-Napp zwischendurch.
Um den Akku zu schonen, kann man nachts automatisch einen essenziellen Modus aktivieren, in dem sie weiterhin den Schlaf und die Herzfrequenz aufzeichnet, allerdings nicht die Blutsauerstoffsättigung. Hierfür sollte man seine Schlafgewohnheiten kennen und berücksichtigen: Für die Rückkehr aus dem essenziellen Modus führt die TicWatch E3 einen Neustart durch, der die Aufzeichnung unterbricht. Im Test führte das frühe Umschalten um 5 Uhr morgens zu einer Zweiteilung des Schlafprotokolls für die Zeit vor dem Neustart und noch etwa eineinhalb Stunden danach.
Die beiden linken Screens zeigen ein Protokoll mit Zeitplan für den essentiellen Modus. Die beiden rechten Screens und die der Watch ein normales Protokoll.
Trainingsaufzeichnung
Für Laufen, Gehen und Radfahren kann man eine automatische Erkennung aktivieren. Wahlweise erinnert die Watch dann zunächst daran, die Aktivität aufzuzeichnen oder startet sie automatisch. Die Route erfasst sie in diesem Fall nicht, protokolliert aber wie bei einem normalen Workout die Herzfrequenz, Schrittfrequenz und -länge sowie das Tempo.
Während der Schrittzähler außerhalb des Workouts weit daneben lag, erfasste der Sport-Tracker die Trittfrequenz präzise, auch das GPS arbeitete im Test gut. Den nachfolgend eingebundenen Lauf protokollierte zeitgleich über das andere Handgelenk eine Sportuhr von Garmin. Nach zweifachem Tippen auf das Display der TicWatch E3 erfasste sie jeweils zeitgleich mit dem Kilometersignal der Garmin Venu 2s eine manuelle Runde. Die Distanzen der einzelnen Runden stimmten mit dem km-Rhythmus Venu 2s nahezu überein, wie der dritte Screen des Protokolls zeigt.
Im direkten Vergleich stimmen auch die weiteren Daten weitgehend überein. Die große Abweichung beim Kalorienverbrauch geht auf falsche Angaben in der Mobvoi-App zurück: Die Synchronisation der persönlichen Daten mit den Mobvoi-Servern muss man über die App explizit aktivieren. Das erfolgte nach einer Neuinstallation der App erst nach dem aufgezeichneten Lauf, so dass der ermittelte Kalorienverbrauch sowie die maximale Sauerstoffaufnahme VO2max auf falschen Angaben zu Geschlecht, Größe und Gewicht basieren.
Für das Schwimmtraining kann man die Beckenlänge einstellen. Zu Beginn des Schwimm-Workouts sperrt die E3 automatisch den Bildschirm und startet nach dem Beenden den Wasserauswurf. Wer gerne mit Strava trainiert, findet im Playstore Strava für WearOS.
Die E3 ist der erste TicWatch mit einer besonderen Unterstützung für Intervalltrainings: Aus insgesamt 10 Übungen kann man eigene Sets zusammenstellen und jeweils die Zahl der Wiederholungen oder eine Zeit einstellen sowie die Zahl der Durchläufe und die Pausen dazwischen. Die Übungen will mit Mobvoi nach und nach um weitere ergänzen. Im Testzeitraum umfasste die Auswahl in einem englisch-deutschen Mix der Begriffe die folgenden Übungen: Burpees, High Knees, Squat Jumps, Squat Punching, Jumping Jacks, Bergsteiger, Planks, Twist-Bergsteiger, Reverse Crunch und Bridge.
Die Dynamik der Herzfrequenz während eines Intervall-Workouts überforderte den PPG-Sensor der TicWatch E3 allerdings, wie die zeitgleiche Aufzeichnung durch den Herzfrequenzsensor H10 von Polar zeigt. Das Workout mit Warm-Up und Cooldown bestand aus 3 Durchläufen mit jeweils 1 Minute Seilspringen und 2 Minuten Pause zur Beruhigung der Herzfrequenz. Der Ausreißer während des Cool-Downs beim H10 rührte von einer unbeabsichtigten Unterbrechung der Aufzeichnung. Das zweite Diagramm gehört zu dem Lauf weiter oben. Bei dem vergleichsweise stabilen Verlauf deckt sich die Kurve nahezu mit der der Garmin Venu 2s.
Performance und Laufzeit
Bei den Browser-Benchmarks ist der Unterschied zur gleich ausgestatteten TicWatch Pro 3 erwartungsgemäß gering. Die Qualcomm Snapdragon Wear 4100-Plattform ist nicht nur den älteren Qualcomm SoCs überlegen, sondern schneidet auch besser ab als Samsung Galaxy Watch 3 mit Samsungs Exynos 9110 und die Apple Watch Series 6 mit Apple S6.
Octane V2 - Total Score | |
Mobvoi TicWatch E3 (Web Browser for Wear OS 1.1.21) | |
Durchschnittliche Qualcomm Snapdragon Wear 4100 (3290 - 3624, n=4) | |
Mobvoi TicWatch Pro 3 LTE (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Samsung Galaxy Watch 3 LTE R845 (Samsung Internet Browser 10.1.01.3) | |
Oppo Watch 46 mm LTE (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Motorola Moto 360 (2020) (Free Browser for Wear OS 0.8.40) |
Sunspider - 1.0 Total Score | |
Oppo Watch 46 mm LTE (Web Browser for Wear OS 1.1.201123) | |
Motorola Moto 360 (2020) (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Samsung Galaxy Watch 3 LTE R845 (Samsung Internet Browser 10.1.01.3) | |
Apple Watch 5 44 mm Stainless Steel Cellular | |
Apple Watch Series 6 44 mm | |
Durchschnittliche Qualcomm Snapdragon Wear 4100 (925 - 1461, n=4) | |
Mobvoi TicWatch E3 (Web Browser for Wear OS 1.1.21) | |
Mobvoi TicWatch Pro 3 LTE (Free Browser for Wear OS 0.8.40) |
Mozilla Kraken 1.1 - Total | |
Motorola Moto 360 (2020) (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Oppo Watch 46 mm LTE (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Mobvoi TicWatch E3 (Web Browser for Wear OS 1.1.21) | |
Durchschnittliche Qualcomm Snapdragon Wear 4100 (8710 - 10459, n=3) | |
Mobvoi TicWatch Pro 3 LTE (Free Browser for Wear OS 0.8.40) |
* ... kleinere Werte sind besser
Akkulaufzeit
Mobvoi versucht einiges, um die WearOS-typisch knappe Laufzeit von etwa einem Tag zu verlängern.
Wie bei den meisten Smartwatches ist die erste Option, das Always-on-Display zu deaktivieren. Will man darauf nicht verzichten, sorgt ein Low Latency Off-Body Sensor dafür, dass es sich trotzdem ausschaltet, wenn man die Uhr nicht trägt, auch wenn es ansonsten aktiviert ist.
Sinkt die Kapazität des 380 mAh-Akkus unter 5 %, aktiviert sich ein energiesparender essentieller Modus, den es auch auf der TicWatch Pro 3 gibt. In diesem Modus zählt die Smartwatch weiterhin die Schritte, misst den Puls und überwacht den Schlaf. Über einen Zeitplan kann man den essenziellen Modus automatisch aktivieren, zum Beispiel für die Nacht. Trägt man die Uhr auch während des Schlafens, sollte die Rückkehr in den normalen Modus allerdings nicht zu früh erfolgen, um die Schlafaufzeichnung nicht zu unterbrechen.
Die Ersparnis ist jeweils nicht allzu groß. Selbst mit dem nächtlichen Wechsel in den essenziellen Modus kommt man am Ende nur auf zwei Tage. Mehr verspricht Mobvoi allerdings auch nicht.
Pro
Contra
Fazit
Wenn man sich für die TicWatch E3 anstelle der TicWatch Pro 3 GPS entscheidet, spart man etwa 100 Euro. Man bekommt trotzdem den aktuell besten Qualcomm SoC für Wearables, 8 GB ROM und Multiband-GNSS. Zu den wesentlichen Mankos gegenüber dem Top-Modell zählt eine noch kürzere Laufzeit und dass sie die Helligkeit nicht automatisch reguliert. Das haben wir im Test vor allem beim Laufen und Radfahren vermisst, wenn man das Display ohne Zuhilfenahme der anderen Hand schnell ablesen möchte.
Die Relevanz dieser beiden Faktoren hängt davon ab, ob man die Smartwatch ohnehin nachts lädt und ob, respektive wie man sie für den Sport nutzen will. Gut finden wir in diesem Punkt die Settings für den Trendsport HIIT (hoch intensives Intervall-Training), die sie der TicWatch Pro 3 zumindest im Testzeitraum sogar voraus hat. Ein Update für die TicWatch Pro 3 könnte das natürlich ändern. Ansonsten findet man das eher bei Sportuhren wie der Polar Vantage M2, der Garmin Venu 2s oder der Garmin Lily.
Im Vergleich zur TicWatch Pro 3 LTE fehlt der E3 natürlich auch der Mobilfunk. Die ist allerdings auch weitere 50 Euro teurer. Gegenüber anderen WearOS-Uhren zeichnet sich Mobvoi mit zahlreichen Apps für die Gesundheitsüberwachung aus, die mit einer detaillierten Darstellung punkten. Generell gefällt bei WearOS-Uhren die durchgängige Darstellung der Emojis.
WearOS-Alternativen sind unter anderem die Oppo Watch oder die Oppo Watch mit LTE sowie Fossils GEN 5, die uns in der neuen LTE-Version ebenfalls für einen Test vorliegt.
Preis und Verfügbarkeit
Alternativ zum schwarzen Band beim Testgerät liefert Mobvoi die TicWatch E3 ab Werk mit einem Band in Neon Yellow oder Ashy Blue. Die UVP liegt bei 199 Euro. Zum gleichen Preis ist sie auch bei Amazon erhältlich.
Preisvergleich
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