Fossil Gen 5 LTE Smartwatch im Test: Gute Ausstattung, nicht optimal genutzt ↺
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Details
Gehäuse und Ausstattung – Mit GPS und Höhenmesser
Von Beginn an, seit Fossil sie auf der IFA 2019 vorstellte, ist die Generation 5-Smartwatch gut ausgestattet. Zur Hardware zählen unter anderem NFC für mobiles Bezahlen via Google Pay, 8 GB Speicher für System und Daten sowie 1 GB RAM. Qualcomms Snapdragon Wear 3100 war 2019 neu und ist es inzwischen freilich nicht mehr.
Das Gehäuse mit Lautsprecher und Mikrofon ist bis 3 ATM wasserdicht, der Durchmesser von 44 auf 45 mm minimal gewachsen. Dafür hat Fossil mit der Fossil Gen 5E in 42 mm zwischenzeitlich eine etwas kleinere Variante im Programm, die im direkten Vergleich allerdings schwächer ausgestattet ist: Der Datenspeicher der Gen 5E ist nur halb so groß, GPS und Höhenmesser fehlen. Gen 5 und Gen 5 LTE zeichnen dagegen die Route und das Höhenprofil unterwegs auch ohne Smartphone auf.
Die Lünette ist aus Edelstahl, das Armband beim Testgerät aus Silikon. Ein Schnellverschluss vereinfacht den Austausch gegen ein beliebiges anderes Band in 22-mm Breite. Ein Umgebungslichtsensor gewährleistet, dass sich das AMOLED automatisch reguliert und optional kurzzeitig noch ein paar Candela drauf legt, damit man die Uhr auch bei strahlendem Sonnenschein ablesen kann. Je nach Einstellung aktiviert sich das Display per Geste beim Arm heben, bei Antippen des Displays oder über eine der drei seitlichen Tasten. Die mittlere von ihnen ist zum schnelleren Blättern drehbar. Insgesamt lösen die Tasten fünf verschiedene Funktionen aus, zwei davon kann man individuell zuweisen.
Einrichtung und Bedienung – Auf dem iPhone ohne Google-Account möglich
Fossil hat in beiden Stores eine App für seine hybriden Wearables, für die Einrichtung der Gen 5 über ein Android-Smartphone oder das iPhone benötigt man allerdings nur Googles Wear OS-App. Über sie richtet man die Mobilfunkverbindung der LTE-Smartwatch ein und erstellt bei Bedarf ein Zifferblatt aus einem eigenen Foto. Einige Zifferblätter haben personalisierbare Komplikationen. Der Wechsel zwischen ihnen sowie das Laden weiterer aus dem Play-Store ist auch auf der Smartwatch selbst möglich.
Zu den weiteren Einstellungen gehört unter anderem die Wahl der Google-Kalender, deren Termine die Smartwatch zeigen soll. Auf dem iPhone kann man alternativ den Apple Kalender wählen.
Einrichtung ohne Google-Konto
Man muss die Wear OS-Uhr nicht zwingend mit einem Google-Account verbinden, was für iPhone Nutzer interessant sein könnte, die vielleicht keinen haben. Kontakte, Termine und Erinnerungen synchronisiert die Watch mit der jeweiligen Standard-App auf dem Smartphone. Den Google Assistant sowie die Google-Apps Fit Training und Fit Ziele für die Gesundheitsüberwachung kann man dann allerdings nicht nutzen, und vor allem nicht den auf der Gen 5 installierten Play-Store, um Alternativen herunterzuladen.
Bis zu 10 Widgets, zu denen man mit horizontalen Wischgesten gelangt, wählt man wahlweise auf dem Smartphone oder der Smartwatch. Die meisten kommen von Google. Zwei gehören zu einer Wellness-App, die Fossil auf der Gen 5 vorinstalliert. Sie zeichnet den Schlaf auf, protokolliert ein Lauf-Workout und analysiert die Kardio-Fitness. Wenn man die Erkennung des Sprachbefehls "Hey Google" aktiviert, öffnet sich der Google Assistant ohne Berührung, ansonsten durch einen längeren Druck auf die Krone oder eine Streichgeste auf dem Touchscreen.
Zu den weiteren Tools zählen unter anderem ein Timer und Alarme, eine Remote-Steuerung für die Musik auf dem Smartphone, der Google Übersetzer, Wetterinfos mit einer stündlichen Vorschau für die nächsten 8 Stunden und eine Taschenlampe. Letztere erscheint allerdings nicht im Quick-Panel, das man mit einer Geste von oben über den Bildschirm zieht, sondern im App-Menü. Wie bei Wear OS üblich, setzt man Apps für den schnellen Zugriff an den Listenanfang, indem man sie als Favorit markiert. Updates und Apps aus Googles Play Store lädt die Gen 5 im WLAN und im Mobilfunknetz ohne Umweg über das Smartphone.
Telefonie und Benachrichtigungen
Benachrichtigungen signalisiert die Gen 5 LTE auf Wunsch durch zweimaliges oder längeres Vibrieren, um sie von anderen Alarmen zu unterscheiden. Nachrichten aus den sozialen Netzwerken zeigt Wear OS einschließlich der Emojis an, und je nach App kann man darauf per Sprachdiktat, über die OnScreen-Tastatur oder mit einer vorgefertigten Nachricht antworten.
Um die eSIM (embedded SIM) mit einem deutschen Anbieter nutzen zu können, braucht man einen Vertrag bei Vodafone, für den sich der Tarif Vodafone OneNumber aktivieren lässt. OneNumber nutzt über eine MultiSIM die gleiche Rufnummer und das Datenvolumen des Basisvertrags. Der Tarif kostet zum Zeitpunkt des Tests monatlich 5 Euro, bei einem Tarif mit unbegrenztem Datenvolumen 10 Euro, zuzüglich Anschlussgebühr (39,99 Euro).
Die Wear OS-App erkannte die O2-SIM-Karte, die im Smartphone steckte, und forderte zur Einrichtung des eSIM Profils auf. Das ließ sich auch ohne Fehlermeldung installieren, aber es kam keine Verbindung zustande.
Wie mit den meisten Wear OS-Uhren kann man alternativ über den Mobilfunk des verbundenen Smartphones telefonieren, wahlweise über ein Headset oder Lautsprecher und Mikrofon. Das funktioniert bei der Gen 5 auch mit dem iPhone.
Gesundheit und Fitness – Keine SpO2-Messung
Die Zentrale für die Gesundheitsdaten ist Google Fit. Hier sammelt Fossils Fitness-Tracker die Schritte, ermittelt die in etwa zurückgelegte Distanz, die verbrauchten Kalorien, und wieviele Kardio-Punkte sich aus der aktiven Bewegungen ergeben haben. Wochen-, Monats- und Jahresansichten stellen den Verlauft der Durchschnittswerte über längere Zeiträume dar. Was Google Fit nicht anzeigt, sind die rechnerisch erklommenen Etagen, die die Gen 5 LTE dank ihres barometrischen Sensors eigentlich ermitteln könnte.
Der PPG-Sensor erfasst die Herzfrequenz, die Google einschließlich Ruhepuls sowie minimaler und maximaler Herzfrequenz in ein Verlaufsdiagramm zeichnet. Soweit aus den Aufzeichnungen ersichtlich, erfasst der optische Sensor weder die Herzfrequenzvariabilität noch die Blutsauerstoffsättigung.
Auf dem iPhone lassen sich die Daten mit Apple Health synchronisieren, wenn man Google Fit installiert und mit Apples Health-App verknüpft.
Schlaf-Tracking
Dauer, Qualität und weitere Details zum Schlaf sowie den nächtlichen Verlauf der Herzfrequenz stellt Google Fit auf dem Smartphone ebenfalls dar. Auf der Gen 5 LTE erhebt und veranschaulicht sie die Wellness-App, trennt bei den Schlafphasen allerdings nur zwischen wach, leichtem Schlaf und Tiefschlaf. Andere Hersteller unterscheiden zusätzlich noch die REM-Phase (Rapid-Eye-Movement), die auch Traumphase bezeichnet wird.
Trainingsaufzeichnung
Die auf der Gen 5 installierte Wellness-App analysiert das Cardio-Fitness-Niveau und zeichnet ein Workout auf. Dabei unterscheidet sie allerdings nur zwischen Indoor- und GPS-gestütztem Outdoor-Training, und ermittelt auch beim Indoor-Workout die rechnerisch zurückgelegte Distanz und das Tempo.
Für andere Sportarten nimmt man entweder die Google-App Fit Training mit um die 100 Sportmodi oder installiert Apps von Drittanbietern wie Strava. Letztere unterscheidet unter Wear OS allerdings ebenfalls nur zwei Modi: Lauf- und Rad-Training.
Das nachfolgende exemplarische Workout hat die Wellness-App aufgezeichnet, die das Trainingsprotokoll einschließlich Route und Höhenprofil anschließend über das Smartphone mit Google Fit synchronisiert.
Die Präzision des optischen PPG-Sensors bei Belastung haben wir beim Joggen und während eines kurzen HIIT (High Intensity Intervall Workout) mit der durch einen Herzfrequenzsensor von Polar vergleichen.
Beim HIIT standen zwischen Warm-Up und Cool-Down 3 Zyklen mit jeweils 1 Minute Seilspringen und 2 Minuten Ruhe, in denen die Herzfrequenz wieder sinken konnte. Das Protokoll bleibt hinsichtlich der Herzfrequenz vergleichsweise ungenau. Dennoch ist gut erkennbar, dass der Sensor der Dynamik in den ersten Durchläufen nicht folgen kann und sich erst im 3. Durchlauf dem Niveau nähert, das der Herzfrequenzsensor erfasst.
Für den Lauf haben wir auf der Fossil-Uhr Strava installiert, weil das Webportal von Strava die Herzfrequenz detailliert darstellt. Die Aufzeichnung der Herzfrequenz beginnt im Strava-Protokoll erst nach etwa 25 Sekunden, was aber an der Kommunikation zwischen Strava und Fossil gelegen haben kann. Ab der 2. bis etwa zur 20. Minute zeichnet der PPG-Sensor (PPG steht für Photoplethysmographie) nahezu den gleichen Verlauf wie der Brustgurt, der die elektrische Aktivität des Herzens misst. Im letzten Drittel kommt es vereinzelt zu Abweichungen, die aber selbst in den Spitzen unter 10 bpm bleiben.
GPS und Navigation
Dank integriertem GPS und barometrischem Sensor protokolliert der Sport-Tracker nicht nur die Route sondern auch das Höhenprofil. Die Spur deckt sich nicht immer genau mit den Wegen und verläuft oft leicht schlangenlinienförmig, unabhängig davon, ob man den Lauf mit Strava, Google Fit Training oder der Wellness-App aufzeichnet. Regelrechte Haken, wie beispielsweise im Test der Huawei Watch 3 Pro erkennbar, schlug die Fossil-Uhr nicht. Die Differenz zwischen der ermittelten und der tatsächlichen Distanz ist mit zwischen 30 und etwas mehr als 100 Metern gering und im tolerierbaren Bereich.
Performance und Laufzeit
Der Snapdragon Wear 3100 hat mit dem Snapdragon Wear 4100 längst einen Nachfolger. Den findet man bislang allerdings kaum vor. Mobvoi setzt ihn bei seinen Smartwatches TicWatch Pro 3 GPS und TicWatch Pro 3 LTE sowie der TicWatch E3 ein. Oppo hat ihn für die Oppo Watch 2 angekündigt, die die Chinesen allerdings gerade erst für den heimischen Markt vorgestellt haben.
Die für den Vergleich herangezogenen Wear OS-Uhren bringen wie die Fossil-Smartwatch 1 GB RAM mit. In den Browser Tests bleibt die Gen 5 LTE hinter den beiden mit dem jüngeren Qualcomm-SoC zurück, schneidet aber jeweils besser ab als die aktuelle Oppo Watch LTE, die wie die Fossil-Uhr noch den Wear 3100 nutzt.
Octane V2 - Total Score | |
Mobvoi TicWatch E3 (Web Browser for Wear OS 1.1.21) | |
Mobvoi TicWatch Pro 3 LTE (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Samsung Galaxy Watch 3 LTE R845 (Samsung Internet Browser 10.1.01.3) | |
Fossil GEN 5 LTE (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Oppo Watch 46 mm LTE (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Durchschnittliche Qualcomm Snapdragon Wear 3100 (1522 - 1821, n=3) | |
Motorola Moto 360 (2020) (Free Browser for Wear OS 0.8.40) |
Sunspider - 1.0 Total Score | |
Oppo Watch 46 mm LTE (Web Browser for Wear OS 1.1.201123) | |
Durchschnittliche Qualcomm Snapdragon Wear 3100 (2289 - 4139, n=3) | |
Motorola Moto 360 (2020) (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Samsung Galaxy Watch 3 LTE R845 (Samsung Internet Browser 10.1.01.3) | |
Fossil GEN 5 LTE (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Apple Watch 5 44 mm Stainless Steel Cellular | |
Apple Watch Series 6 44 mm | |
Mobvoi TicWatch E3 (Web Browser for Wear OS 1.1.21) | |
Mobvoi TicWatch Pro 3 LTE (Free Browser for Wear OS 0.8.40) |
* ... kleinere Werte sind besser
Akkulaufzeit
Die Laufzeit des 310-mAh-Akkus lässt sich durch 4 verschiedene Batteriemodi beeinflussen. Im Modus "Täglich" sind nahezu alle Optionen der Uhr aktiviert, also Bluetooth, WLAN, GPS und Mobilfunk, Always-on-Display und Gestenaktivierung sowie das Tracken von Schritten und Herzfrequenz. Die smarte Uhr hält in diesem Modus kaum 24 Stunden und sollte nachts geladen werden.
Wenn man das Laden unterlässt oder vergisst, zeigt die Smartwatch im Modus "Nur Zeit" je nach Restkapazität noch einen oder mehrere Tage lang die Zeit an. Aus diesem Modus kehrt sie nur durch einen Neustart zurück; zwischen den anderen Modi kann man dagegen im Betrieb hin und her wechseln.
Ein Kompromiss zwischen dem "täglichen" Modus und der reinen Zeitanzeige ist der "erweiterte Modus". Er deaktiviert das Always-on-Display, die Aufzeichnung von Schritten und Herzfrequenz und die Netzverbindungen. Um beispielsweise den Google Assistant zu nutzen, muss man sie erst herstellen oder vorübergehend in den täglichen Modus wechseln.
Als vierte Möglichkeit entscheidet man im vierten Modus "individuell" selbst über das Always-on-Display, seine Aktivierung per Geste oder Berührung des Touchscreens, und welche Verbindungen (Mobilfunk, WLAN, Bluetooth, NFC, GPS) dauerhaft an bleiben. Für Bluetooth kann man sowohl im individuellen als auch im erweiterten Modus einen Zeitplan einrichten.
Im individuellen Modus sind entsprechend viele Szenarien denkbar. Im Test hielt sie knapp 3 Tage, wenn Always-on-Display, WLAN und GPS (während der Workouts) und Bluetooth tagsüber (nach Zeitplan) eingeschaltet blieben, Mobilfunk, NFC und die Gestensteuerung dagegen aus. Schritte und Herzfrequenz zeichnet die Gen 5 LTE im individuellen Modus weiterhin auf, sofern man sie nicht in den Einstellungen für die Gesundheitsfunktionen deaktiviert.
Zum Laden brauchte die Gen 5 LTE im Test 1 Stunde und 5 Minuten. Die Kontaktfläche auf der Unterseite der Uhr hat Fossil in zwei Ringen realisiert. Daher muss man die Uhr nicht ausrichten, wenn man sie auf den Ladeadapter legt.
Pro
Contra
Fazit
Die Hardware der Fossil Gen 5 LTE überzeugt in vielen Punkten, doch die Software nutzt das Potential nicht hinreichend aus.
Das GPS driftete im Test nicht ab und ermittelte die Distanz auf 100 m genau oder besser. Im Training zeichnet der Tracker auch die Höhe auf – erfasst aber keine Höhenunterschiede im Alltag. Andere Wearables wandeln sie in rechnerisch erklommene Etagen um und schlagen den Aufwand positiv der täglichen Bewegung zu. Zudem schließen sie aus der Herzfrequenzvariabilität auf die Auswirkungen von Stress auf den Körper. Die Herzfrequenzvariabilität lässt Fossil aber ebenfalls liegen, obwohl der PPG-Sensor der Gen 5 sie erfassen könnte. Letztlich ginge zusätzliches Tracken und Analysieren freilich zu Lasten der Laufzeit, und die ist bei der Wear OS-Uhr ohnehin knapp bemessen. Ein Update auf das neue Smartwatch-Betriebssystem Wear sollen aktuelle Fossil-Uhren nach derzeitigem Stand nicht bekommen.
Die Fossil Gen 5 unterstützt Bluetooth-Telefonie auch in Verbindung mit dem iPhone – das ist bei Wear OS-Smartwatches selten.
Eine Smartwatch mit Mobilfunk, die man nur als Vodafone Kunde nutzen kann, lässt sicher viele Interessenten außen vor. Soweit es die Gen 5-Familie betrifft, spricht für Fossil allerdings, dass Bluetooth-Telefonie auch über den Mobilfunk des iPhone funktioniert. Das trifft für Wear OS-Smartwatches wie beispielsweise die TicWatch Pro 3 GPS von Mobvoi nicht zu. Während die TicWatch Pro 3 LTE ebenso wie die Fossil Gen 5 LTE hierzulande nur im Vodafone-Netz funkt, können sich Nicht-Vodafone-Kunden alternativ die Huawei Watch 3 Pro anschauen, die bei der Wahl des Providers flexibler ist.
Preis und Verfügbarkeit
Die UVP für die Fossil Gen 5 LTE liegt bei 369 Euro. Im Testzeitraum gab es für mehrere Fossil Gen 5-Modelle attraktive Angebote bei Amazon. Die Fossil Gen 5 LTE, die Fossil erst seit diesem Frühjahr in Deutschland verkauft, steht dagegen weiterhin auch auf Amazon bei 369 Euro.
Preisvergleich
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