TicWatch Pro 3 LTE: Im Geschwindigkeits-Test schneidet die Smartwatch von Mobvoi besser ab als die Apple Watch und Samsungs Galaxy Watch
Gehäuse und Ausstattung – Mobvoi Smartwatch mit Dual Display
Die Mobvoi TicWatch Pro 3 LTE ist eine TicWatch Pro 3 GPS plus Mobilfunk. Damit ist der Fitness-Tracker vollständig autark – bei Outdoor-Sportarten dank GPS und durch das Mobilfunkmodul beim Telefonieren und Abrufen von Daten ohne Smartphone. Andererseits verbraucht sie dadurch mehr Energie, denn der Akku hat mit 595 mAh keine höhere Nennkapazität als beim Schwestermodell.
Gehäuse und Hardware beschreibt bereits der Test der bis auf den Mobilfunk baugleichen TicWatch Pro 3 GPS. Hier zusammenfassend nochmal das Wesentliche:
Den Kern der Hardware bildet Qualcomms Snapdragon Wear 4100, der mit 1 GB RAM arbeiten kann. Für Daten stehen 8 GB brutto zur Verfügung, netto allerdings nur noch etwas mehr als die Hälfte.
Beide Modelle kommunizieren mit allen aktuellen Satellitensystemen und messen sowohl die Herzfrequenz als auch die Blutsauerstoffsättigung, erstellen allerdings kein EKG. Updates und zusätzliche Apps laden beide im WLAN direkt herunter anstatt über das Smartphone.
Mit Lautsprecher, Mikrofon und NFC für den Google Assistant und Google Pay bedienen sie die wesentlichen Funktionen jeder Wear OS-Smartwatch. Bedient werden sie über den Touchscreen zwei seitliche Tasten.
Eine Besonderheit ist die Konstruktion des dualen Displays, bei dem Mobvoi ein FSTN-LCD mit geringem Energieverbrauch über ein AMOLED legt. Das FSTN-LCD aktualisiert die Anzeige nur einmal pro Sekunde und bleibt bei aktivem AMOLED transparent.
Die TicWatch Pro 3 hat ein Always-On-Display. Deaktiviert man das, zeigt das FSTN-LCD weiterhin Datum, Uhrzeit und Schrittzähler, verbraucht dabei aber kaum mehr Energie als wenn der Bildschirm schwarz bliebe.
Eine mehrtägige Laufzeit der TicWatch Pro 3 ist möglich, wenn man das FSTN-LCD generell anstelle des AMOLED aktiviert. In diesem Fall verzichtet man allerdings auch auf die wesentlichen Smartwatch-Funktionen.
Einrichtung und Bedienung – Fast alle Einstellungen direkt über die Uhr
Um die Mobvoi TicWatch Pro 3 LTE mit einem Android Smartphone oder dem iPhone zu koppeln, lädt man zunächst die Wear OS-App von Google aus dem jeweiligen Store.
In beiden Stores gibt es zusätzlich eine App von Mobvoi. Sie bringt eine umfangreiche Anleitung mit, synchronisiert mit der TicWatch Pro 3 LTE erstellte Audionotizen und lädt weitere Zifferblätter aus dem Internet. Außerdem gehört zur Mobvoi-App ein Dashboard für die getrackten Daten; dazu mehr unter Gesundheit und Fitness.
Damit sich das Dashboard bis zum Abend füllt, sollte man nach dem Einrichten zumindest einmal alle gesundheitsrelevanten Mobvoi-Apps auf der Uhr öffnen und den Zugriff auf die Sensoren erlauben. Nahezu alle Optionen, die andere Hersteller in der Regel über die App regulieren, steuert Mobvoi über die Uhr selbst. Dazu gehört beispielsweise, ob sie Herzfrequenz und Blutsauerstoffsättigung manuell oder automatisch misst, und ob sie signalisiert, wenn die Herzfrequenz außerhalb definierter Schwellwerte liegt.
Wie alle Wear OS-Smartwatches lädt die TicWatch bei Bedarf weitere Apps aus dem PlayStore nach. Zum PlayStore und den anderen installierten Apps führt ein kurzer Druck auf die obere Taste. Ein langer Druck startet den Google Assistent. Ein Doppeltipp auf die untere Taste startet Google Pay, ein kurzer Druck eine individuell bestimmbare Funktion oder App; ein langer Druck auf die untere Taste öffnet ein Menü mit Sonderfunktionen wie dem Absetzen eines Notrufs, dem Entwässern des Lautsprechers nach dem Schwimmen oder den Wechsel in den Energiesparmodus der TicWatch Pro 3.
Wie bei allen WearOS-Smartwatches streicht man sich mit horizontalen Gesten durch die Widgets, die bei der TicWatch Pro 3 nicht mehr wie früher auf fünf begrenzt sind. Von oben zieht man ein QuickPanel auf, um die Smartwatch kurzerhand stumm zu schalten, in den Ruhe- oder Flugmodus zu versetzen, oder um das verbundene Smartphone klingeln zu lassen, wenn es unauffindbar ist. Eine vertikale Aufwärtsgeste öffnet die Benachrichtigungen.
Mit der TicWatch Pro 3 LTE ging Mobvoi zunächst nur in Deutschland und UK an den Start, wo sie sich jeweils nur im Vodafone-Netz einbucht. Der Menüpunkt für das Einrichten des eSIM-Profils auf der Uhr erscheint in der Wear OS-App nur dann, wenn im Smartphone eine SIM-Karte für den Vodafone Tarif OneNumber steckt. Nach der Installation des eSIM Profils kann man bei Bedarf das Datenvolumen begrenzen und Datenroaming deaktivieren.
Benachrichtigungen zeigt die Watch einschließlich Emojis in einer gemeinsamen Übersicht an. Ein Doppeltipp auf eine einzelne Nachricht vergrößert die Vorschau der betreffenden Nachricht, öffnet sie aber nicht, zeigt sie also niemals vollständig an. Löschen kann man sie sowohl einzeln als auch alle gleichzeitig.
Gesundheit und Fitness
Neben den Health-Apps von Google installiert Mobvoi eigene Apps, die den Puls und die Blutsauerstoffsättigung messen und im Tages- und Wochenverlauf anzeigen. Darüber hinaus visualisiert der Fitnesstracker Schritte, Kalorienverbrauch und Schlafqualität, bewertet den aktuellen Geräuschpegel und leitet Atemübungen an. Wie eingangs erwähnt, sollte man alle Watch-Apps mindestens einmal zu Beginn öffnen, um den Zugriff auf die Sensoren zu erlauben und weitere Einstellungen vorzunehmen.
Auf dem iPhone synchronisiert die Tickwatch auf Wunsch Schritte, Herzfrequenz, Schlafdaten, den Kalorienverbrauch und die Dauer von Trainingseinheiten mit Apple Health.
Werte und Diagramme zum Gesundheits- und Fitness-Tracking kann man jederzeit direkt auf der Uhr einsehen und parallel dazu in der Mobvoi-App auf dem Smartphone. Die folgende Auswahl zeigt einen kleinen Auszug des Dashboards auf dem Smartphone und ein Großteil der möglichen Ansichten auf der Watch.
Blutsauerstoffsättigung und Schlafprotokoll
Die Sauerstoffsättigung misst die TicWatch Pro 3 LTE auf Wunsch nachts und mehrmals täglich automatisch. Zusätzliche einzelne manuelle Messungen haben wir mit einem medizinisch zertifizierten Gerät verglichen; dabei lag die Smartwatch im Durchschnitt 1 Prozentpunkt neben dem zertifizierten Messgerät.
Trainingsaufzeichnung
Auch wenn es nicht im Namen steckt, wie bei der TicWatch Pro 3 GPS, ist auch die TicWatch Pro 3 LTE dank eigenem GPS beim Outdoor-Training vom Smartphone unabhängig. Wie das Schwestermodell arbeitet sie mit allen gängigen Satellitensystem zusammen.
Eine Trainingserkennung zeichnet Spaziergänge, Trainingsläufe und Fahrten mit dem Rad automatisch auf – sofern aktiviert, denn die permanente Überwachung verkürzt natürlich die Laufzeit. Die Route zeichnet der Fitness-Tracker erst dann auf, wenn man die erkannte Aktivität bestätigt. Übergeht man die Meldung, kann man den Lauf oder die Fahrt am Ende trotzdem speichern, im Protokoll fehlt dann lediglich die Karte.
Die 13 Workout-Modi der Trainings-App, darunter Ellipsen-Trainer, Rudergerät und Schwimmen, sind die gleichen wie beim GPS-Modell. Nach Angabe der Beckenlänge signalisiert die Sportuhr eine erreichte Distanz oder alternativ ein Zeitziel. Sportarten wie Aerobic melden alternativ das Erreichen des angestrebten Kalorienverbrauchs.
Der Modus Free Style erfasst bei Bedarf mehrere Sätze. Ein HIIT-Workout, wie etwa bei der Huawei Watch Fit oder ein individuelles zeitgesteuertes Intervall-Training wie bei Garmin Lily fehlt. Insbesondere vermissen wir bei der TicWatch Pro 3 LTE die App Fitify, die auf der TicWatch Pro 3 GPS noch mit angeleitete Eigengewicht-Workouts wie Tabata gefiel.
Performance und Laufzeit
Unter denjenigen Smartwatches, die wir einem Browsertest unterziehen konnten, ist die Überlegenheit des aktuellen Qualcomm SoCs, der in beiden TicWatch Pro 3-Modellen steckt, beeindruckend. Der Snapdragon Wear 4100 ist nicht nur schneller als seine Vorgänger; die TicWatch Pro 3 schneidet auch besser ab als die Galaxy Watch 3 mit Samsungs Exynos 9110 und die Apple Watch Series 6 mit Apple S6.
Octane V2 - Total Score | |
Mobvoi TicWatch Pro 3 GPS (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Durchschnittliche Qualcomm Snapdragon Wear 4100 (3290 - 3624, n=4) | |
Mobvoi TicWatch Pro 3 LTE (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Samsung Galaxy Watch 3 LTE R845 (Samsung Internet Browser 10.1.01.3) | |
Oppo Watch 46 mm LTE (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Motorola Moto 360 (2020) (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Mobvoi TicWatch C2+ (Free Browser for Wear OS 0.8.40) |
Sunspider - 1.0 Total Score | |
Oppo Watch 46 mm LTE (Web Browser for Wear OS 1.1.201123) | |
Mobvoi TicWatch C2+ (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Motorola Moto 360 (2020) (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Samsung Galaxy Watch 3 LTE R845 (Samsung Internet Browser 10.1.01.3) | |
Apple Watch 5 44 mm Stainless Steel Cellular | |
Apple Watch Series 6 44 mm | |
Durchschnittliche Qualcomm Snapdragon Wear 4100 (925 - 1461, n=4) | |
Mobvoi TicWatch Pro 3 GPS (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Mobvoi TicWatch Pro 3 LTE (Free Browser for Wear OS 0.8.40) |
Mozilla Kraken 1.1 - Total | |
Mobvoi TicWatch C2+ (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Motorola Moto 360 (2020) (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Oppo Watch 46 mm LTE (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Mobvoi TicWatch Pro 3 GPS (Free Browser for Wear OS 0.8.40) | |
Durchschnittliche Qualcomm Snapdragon Wear 4100 (8710 - 10459, n=3) | |
Mobvoi TicWatch Pro 3 LTE (Free Browser for Wear OS 0.8.40) |
* ... kleinere Werte sind besser
Akkulaufzeit
In Abhängigkeit der vielen Stellrädchen der TicWatch Pro 3 LTE schwankte die Laufzeit im Test zwischen 20 und 42 Stunden. Entscheidend ist beispielsweise, ob man Herzfrequenz und Blutsauerstoffsättigung ganztägig misst und die Bewegungserkennung aktiviert. Genau hinschauen sollte man auch bei der Wahl des Zifferblatts: Etliche haben anstelle eines schwarzen Hintergrunds einen dunkelgrauen wie auf dem Bild links zu sehen. Sie verspielen das Energiesparpotential des AMOLEDs, zumindest, wenn sie sich in der Sonne aufhellen.
Während eines zehnminütigen Telefonats über die embedded SIM sank der Akku im Test um 6 %. Eine vollständige Ladung dauert ca. 2 Stunden.
Pro
Contra
Fazit
Der bei der TicWatch Pro 3 GPS noch messbare Laufzeitvorteil gegenüber anderen Uhren mit Googles WearOS machte sich bei der TicWatch Pro 3 LTE vordergründig nicht bemerkbar. Der Unterschied offenbart sich erst dann, wenn man berücksichtigt, was die TicWatch Pro 3 LTE leistet. Eine ganztägige SpO2-Messung, Mobilfunkverbindung, Bewegungserkennung und GPS-Tracking wären in Summe bei der WearOS-Konkurrenz so nicht drin.
Dank GPS, LTE und ihrer weitreichenden Einstellungen für das Gesundheits-Tracking zählt die Mobvoi TicWatch Pro 3 LTE zu den derzeit best ausgestatteten Wear OS-Uhren.
In der Praxis motivieren Funktionen wie die Bewegungserkennung durchaus dazu, das Auto öfter mal stehen zu lassen und sich stattdessen zu bewegen; ein Nebeneffekt, den sich viele von einem Wearable erhoffen. Bei WearOS-Uhren finden sie sich sonst aber kaum, weil sie die ohnehin knappe Laufzeit verkürzen.
Die komplexe Watch-Software ist freilich nichts für Menschen, die es einfach lieben: Eine Option entdecken und sie wiederfinden sind aufgrund der verschachtelten Struktur unter Umständen zweierlei.
Preis und Verfügbarkeit
Der vom Hersteller angegebene Preis für die TicWatch Pro 3 LTE liegt nochmal 60 Euro über dem der reinen GPS-Variante. Einen günstigeren konnten wir im Testzeitraum nicht ausmachen: Amazon listet die Mobvoi TicWatch Pro 3 LTE zur UVP von 359 €, die TicWatch Pro 3 GPS nach einem abgelaufenen Angebot ebenfalls wieder zur UVP von 299 Euro.
Preisvergleich
Alle weiteren Fotos und Bildschirmaufnahmen im Test: Inge Schwabe