Garmin Venu 2s im Test: Viele tolle Funktionen einschließlich Offline-Musik von Spotify ↺
Wir erweitern unser Team und suchen News-Redakteure sowie Unterstützung für unsere Video-Produktion im Raum Hamburg.
Details
Gehäuse und Ausstattung – Smartwatch mit Speicher für Offline-Musik
Garmin liefert die Venu 2 in zwei Größen: Als Garmin Venu 2 in 45 mm und als Venu 2s in 41 mm. Letztere ist das Testgerät. Unterschiede sind uns nur hinsichtlich der Laufzeit bekannt, wie weiter unten angegeben.
Die Optik bleibt trotz der edel schimmernden Lünette aus Edelstahl sportlich, wofür der hohe Kunststoffanteil an dem 38 g-leichten Gehäuse sorgt. Für das 18-mm-breite strukturierte Silikonband mit Schnellverschluss findet man bei Garmin auch Alternativen aus Leder.
Garmin versieht viele Uhren mit einem Memory-in-Pixel-Display (MIP), das im Freien keine Beleuchtung benötigt und dadurch lange Laufzeiten ermöglicht. Die Venu 2 zählt nicht zu dieser Gattung; sie besitzt ein helles AMOLED, das sich automatisch reguliert, mit der Möglichkeit, die Helligkeit zusätzlich in drei Stufen an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.
Ein insgesamt 8 GB großer Datenspeicher erlaubt das Speichern von Musik für den Offline-Gebrauch. Dank WLAN synchronisiert sie die Playlisten der Streaming-Anbieter direkt mit den jeweiligen Servern und bezieht auch System-Updates ohne Umweg über das Smartphone.
Bedient wird die Garmin-Smartwatch über den Touchscreen und zwei seitliche Tasten. Sie besitzt weder Lautsprecher noch Mikrofon und folgerichtig keinen Sprachassistenten; aber NFC für mobiles Bezahlen über eine von Garmin unterstützte Bank.
Einrichtung und Bedienung – Garmin bietet einen App-Store
In Apples App-Store und Google Play-Store findet man die Apps Garmin connect für die Einrichtung und Verwaltung sowie eine App connect IQ. Letztere braucht man nur, wenn man zusätzliche Software auf der Uhr installieren will, wie beispielsweise eine Weltzeituhr oder weitere Sport-Apps.
Bei Garmin gibt es keine übergeordnete Trainings-App; stattdessen wird jede Sportart durch eine eigene App repräsentiert, die anderen Apps wie etwa dem Zyklus-Tracker gleichgestellt ist. Das macht es Entwicklern und Anwendern leicht, Sportarten-Apps zu ergänzen oder durch eine alternative Tracking-App zu ersetzen.
Die beiden Tasten reagieren jeweils auf normalen und längeren Druck. Die obere öffnet die App-Übersicht und nach einem langen Druck ein personalisierbares Schnelleinstellungsmenü. Das vollständige Menü öffnet sich nach einem langen Druck auf die untere Taste, die ansonsten die Zurückfunktion übernimmt.
Auf dem Touchscreen streicht man mit vertikalen Gesten durch die Widget-Liste, die man ebenfalls personalisieren kann. Horizontale Gesten öffnen lediglich ein einziges Widget, das man in den Einstellungen als "Kurzbefehl" hinterlegt. Zur Wahl stehen hierfür unter anderem der Musik-Player, mobiles Bezahlen, Alarme oder das Speichern der aktuellen Position.
Obwohl die Garmin-Uhr einen Kompass besitzt und nutzt, gibt es ebenso wenig eine vorinstallierte dedizierte Kompass-App wie eine App für den barometrischen Sensor. Zu den Tools zählen unter anderem Timer, Stoppuhr, Alarme und das Anpingen des Smartphones.
Musik
Mit der Garmin Venu 2 stehen viele Möglichkeiten offen, über ein Bluetooth-Headset unabhängig vom Smartphone Musik zu hören. Wer einen Account bei Amazon Prime Music, Deezer oder Spotify besitzt, der zum Download berechtigt, kann seine Playlisten auf die Smartwatch übertragen und auf Knopfdruck über WLAN aktualisieren. Alternativ überträgt die Software Garmin Express eigene Musiktitel vom Mac oder einem Windows-PC.
Telefonie und Benachrichtigungen
Die Venu 2 unterstützt keine Bluetooth-Telefonie. Ankommende Gespräche kann man über die Smartwatch annehmen, aber nur über das Smartphone führen. Weist man das Gespräch ab, und ist die Venu 2 außerdem mit einem Android Smartphone verbunden, kann man dem Anrufer eine SMS-Nachricht senden.
Aus der Benachrichtigung zu einem verpassten Anruf kann man den Rückruf einleiten. Emojis in Nachrichten aus den den sozialen Netzwerken zeigt sie größtenteils an. Hilfreich beim Sport: Während des Trainings kann man die Anzeige der Smartphone-Benachrichtigungen unterdrücken.
Gesundheit und Fitness – Mit Golf-Funktionen
Über die Connect-App kann man sein Garmin-Konto mit MyFitnessPal, Strava, Runtastic und Komoot sowie für die Trainingstermine mit Microsoft Office 365 verknüpfen. Auf dem iPhone auch mich Apple Health, die Verknüpfung mit Google Fit ist dagegen derzeit nur über Drittanbieter möglich.
Das tägliche Dashboard stellt die Aktivitätsziele dem Erreichten gegenüber und ergänzt Gesundheitsinformationen und -Analysen wie die Auswirkung von Stress. Detailansichten zeigen jeweils den Verlauf über mehrere Tage, wie im Bild rechts beispielhaft für die Herzfrequenz.
Aktivitätsziele
Der Fitness-Tracker zählt täglich die Schritte, ermittelt die zurückgelegte Distanz und die demnach hochgestiegenen Stockwerke, sowie die Intensitätsminuten und den Kalorienverbrauch. Das Schrittziel passt die Venu 2 alternativ zu einem festen Wert auf Wunsch selbständig an und korrigiert es je nach positivem oder negativem Fortschritt der vorangegangenen Tage im zwei- bis dreistelligen Bereich nach oben oder unten.
Die täglichen Bewegungen gleicht Garmin mit Entspannungsphasen und der nächtlichen Erholung ab und ermittelt unter der Bezeichnung Body Battery die körpereigenen Energiereserven. Über eine weitere App kann man am Handgelenk die Flüssigkeitszufuhr protokollieren.
Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität und Blutsauerstoff
Die Herzfrequenz misst der Gesundheits-Tracker rund um die Uhr, die Sauerstoffsättigung im Werkszustand nur nachts. Je nach Bedarf kann man die Messung auf den ganzen Tag ausweiten oder sie nur manuell messen, um den Akku weniger zu belasten. Die Widgets vermitteln schon in der Übersicht einen Eindruck zur aktuellen Verfassung. Zusätzlich kann man Sauerstoffsättigung, Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität und Atemfrequenz jederzeit aktuell in einem zweiminütigen Health-Snapshot erfassen.
Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung vergleichen wir in mehreren Durchläufen mit den Messergebnissen eines medizinisch zertifizierten Pulsoximeters. Beide misst die Venu 2s zuverlässig. Die Blutsauerstoffsättigung erfasst sie vergleichsweise schnell, die Abweichung bewegt sich mit maximal 3 Prozentpunkten im Rahmen des Normalen.
Update 5.7.2021: Das nachfolgende ergänzte Diagramm vergleicht den PPG-Sensor der Venu 2s mit dem Herzfrequenzsensor H10 von Polar während eines Intervall-Workouts mit schnellen Wechseln. Das Messen der elektrischen Aktivität gelingt naturgemäß besser als die Aufzeichnung durch einen optischen Pulssensor. Die Venu 2s kommt im Vergleich zu anderen optischen Sensoren aber gut mit. Das belegen neben dem Verlauf die geringen Abweichungen bei der durchschnittlichen und maximalen Herzfrequenz.
Schlaf-Tracking
Garmin protokolliert die Einschlaf- und Aufwachzeit nur nachts – einen Mittagsschlaf erfasst die Venu 2 nicht. Die Watch zeigt die Intervalle der unterschiedlichen Schlafphasen und gibt eine Bewertung zur Schlafqualität. Das Protokoll der App liefert zusätzliche Informationen wie die durchschnittliche Atemfrequenz und den niedrigsten SpO2-Wert während der Nacht. Die Schlafphasen kann man auf unterschiedliche Weise mit der Blutsauerstoffsättigung, der Atmung oder der Bewegung überlagern und den Verlauf über mehrere Tage betrachten.
Trainingsaufzeichnung
Auf der Venu 2s sind 27 Sportarten vorinstalliert. Darunter auch Golf mit spezifischen Funktionen wie einer Schlagweitenmessung und einer digitalen Score-Card, sowie geografischen Informationen wie der Entfernung zum vorderen, mittleren und hinteren Bereich des Grüns und Layup-/Dogleg-Distanzen.
Weitere Sport-Apps sowie Datenfelder für die personalisierbaren Trainingsbildschirme kann man aus dem connect IQ Store nachladen.
Wenn man die Bewegungserkennung aktiviert, fordert der Tracker den Nutzer je nach Einstellung entweder zunächst auf, das Workout zu starten oder zeichnet die Aktivität selbstständig auf. Für Gehen und Laufen kann man zudem die Reaktionszeit zwischen Erkennung und Start der Aufzeichnung einstellen, etwa 5 Minuten für Gehen und 1 Minute für Laufen. Im Test zeichnete sie ohne weiteres Zutun einen Spaziergang einschließlich der Route auf und beendete die Aufzeichnung nach etwa 3 Minuten Inaktivität ebenso selbständig.
Mehrere Sportarten haben einen Menüpunkt Training. Während Garmin die Läufer und Radsportler an dieser Stelle auf den connectIQ-Store verweist, sind für Yoga, Pilates und Cardio bereits Workouts vorinstalliert, einschließlich animierter Übungsanleitungen. Ebenso für ein Krafttraining, wo sie je nach Einstellungen die Wiederholungen zählt
Bei einem hochintensiven Intervall-Training (HIIT) wählt man zwischen einem Minutenbasierten Workout (ENOM), maximalen Wiederholungen (AMRAP) und Tabata oder setzt die Zahl der Sätze sowie die Timer für Durchlauf und Pausenlänge selbst.
Beim Schwimmen erkennt der Sport-Tracker laut Garmin den Schwimmstil, ermittelt die Zahl der Bahnen, Distanz, Pace und Zugzahl, und misst auch unter Wasser den Puls, was nicht alle Sportuhren beherrschen.
Die nachfolgenden Screens repräsentieren ein Laufprotokoll in der App und auf der Watch. In der App zeigt die Karte alternativ zum Tempo wahlweise die Höhenunterschiede, wie im zweiten Screen zu sehen, oder den Verlauf der Herzfrequenz. Die Rundenzeiten ergänzt sie im Querformat um weitere Details wie Höhenunterschied, Schrittfrequenz und -länge sowie das durchschnittliche und maximale Tempo in den einzelnen Runden.
GPS und Navigation – Rudimentäre Navigation trotz Triband-GPS
Die Venu 2s verbindet sich wahlweise mit den Navigationssatellitensystemen GPS und Galileo, GPS und GLONASS oder nur mit GPS (NAVSTAR). In einem Praxistest mit dem Fahrrad bestimmt sie Position und Distanz ebenso präzise wie die Suunto 9 Baro Titanium.
Die vorinstallierte Navigation beschränkt sich auf das Anpeilen zuvor gespeicherter Favoriten und eine Route-back-Funktion. Komoot und Wikiloc, die es grundsätzlich im connect IQ Store gibt, ließen sich nicht installieren. Bei Komoot finden wir die Venu dann auch in der Rubrik der nicht-kompatiblen Garmin-Modelle.
Akkulaufzeit
Zur Akkukapazität macht Garmin keine Angaben und nennt als typische Laufzeit 10 Tage – für die Venu 2 in 45 mm ist es mit 11 Tagen ein Tag mehr. Wer auf Always-on und die Bewegungserkennung verzichten kann, diese Laufzeit vermutlich auch erreichen.
Wie in den meisten Fällen, wenn die Hersteller eine typische Laufzeit angeben, dürfte diese Angabe ein Szenario ohne Always-on-Display betreffen. In unseren Praxis Tests aktivieren wir den Always-on-Modus bewusst, um auch für dieses, deutlich belastendere Szenario einen Richtwert zu ermitteln. Je nachdem, welche Überwachungszeiträume man für die SpO2-Messung wählt und ob man zusätzlich noch die Bewegungserkennung aktiviert, senken die zusätzlichen Optionen die Laufzeit auf 3 bis 2 Tage.
Garmin zufolge liegt die Laufzeit im Dauerbetrieb-Anzeigemodus bei 2 Tagen. Während einer Aktivität mit GPS hält der Akku 19 Stunden, bei zeitgleicher Musikwiedergabe noch 7.
Im Energiesparmodus deaktiviert die Venu 2s unter anderem das Always-on-Display, WLAN, die SpO2-Messung und die Display-Aktivierung per Geste. Die Laufzeit verlängert sich dann erheblich, bei einer Restkapazität von 60 % beispielsweise von 1 auf 7 Tage.
Pro
Contra
Fazit
Die Garmin Venu 2s hinterließ im Test einen sehr guten Eindruck, unter anderem wegen ihrer Komfortfunktionen. Dazu zählt beispielsweise das Gesundheits-Monitoring mit einer vollständig anpassbaren Überwachung der Sauerstoffsättigung. Im Bereich der Unterhaltung bietet die Garmin-Uhr im Vergleich zu den Playern anderer Hersteller das umfassendste Angebot für die Offline-Wiedergabe.
Die Venu 2s synchronisiert als eine von wenigen Smartwatches die Playlisten der drei großen Anbieter Amazon Music, Deezer und Spotify.
Garmins App-Store ergänzt die vorinstallierten Sportarten, bietet alternative Apps für die Aufzeichnung sowie zusätzliche Datenfelder, um die Trainingsanzeige zu personalisieren. Die von Modellen wie der Garmin Forerunner 745 oder der deutlich teureren Garmin Enduro bekannte PacePro-Strategie unterstützt die Venu 2 allerdings nicht.
Auch das Navigieren beherrschen andere besser wie beispielsweise die Polar Vantage V2, die uns gemeinsam mit der Vantage M2 ebenfalls für einen Test vorliegt.
Preis und Verfügbarkeit
Die UVP von 399,99 Euro gilt gleichermaßen für die Garmin Venu 2s in 41 mm wie für die etwas größere Garmin Venu 2 in 45 mm. Der Preis ist bislang nur unwesentlich und für einzelne Farben gesunken, etwa bei Cyberport.
Preisvergleich
Weitere Fotografien, Bildschirmaufnahmen und Infografiken im Test: Inge Schwabe