Test Lenovo ThinkPad 10 Multimode Tablet
Das ThinkPad 10 ist das neueste Modell in einer Serie, die Lenovo als "Multimode-Tablets" bezeichnet. Dabei handelt es sich um Convertibles, die eher zur Welt der Tablets als zu den Notebooks gehören. Im März haben wir bereits das ThinkPad 8 unserem strengen Testverfahren unterzogen und waren mit seinen Tablet-Fähigkeiten zufrieden, zweifelten jedoch, dass es ein konventionelles Business-Gerät eines durchschnittlichen Profi-Anwenders ersetzen könne. Die Haupteinschränkungen waren mittelmäßige Akkulaufzeit, das Fehlen von Tastatur und Digitizer-Unterstützung, die etwas schwache Bildschirmhelligkeit und wegen des ultra-hochauflösenden WUXGA-Bildschirms allgemeine Schwierigkeiten mit der Navigation.
Das ThinkPad 10 will mit seinem 10,1-Bildschirm der größere, fähigere Bruder sein. Abgesehen von einem 25% größeren Bildschirm bietet es einen etwas schnelleren SoC (den Intel Atom Z3795) mit geringfügig höheren GPU-Taktraten und einen USB 2.0-Port voller Größe. Zudem sind ein Tastatur-Dock und eine Port-Replikator-Dockingstation verfügbar. Optional kann das Gerät auch mit 4 GB Hauptspeicher ausgestattet werden. Unser Testgerät verfügt jedoch nur über 2 GB und 32-Bit. Dieses Model (die Basis-Konfiguration) wird im Einzelhandel für 600 US-Dollar UVP verkauft, doch das ist noch nicht alles. Die drei Accessoires, die uns zur Bewertung geschickt wurden - nämlich die Ultrabook-Tastatur (120 US-Dollar), die QuickShot-Abdeckung (45 US-Dollar) und der Tablet-Dock (130 US-Dollar) - sind separat erhältlich, doch viele Business-Anwender werden diese drei als absolute Notwendigkeit ansehen.
Reichen die Verbesserungen, um aus dem ThinkPad 10 einen ernsthaften Konkurrenten für professionelle Nutzung zu machen? Wie üblich soll unser ausführlicher Test darüber Auskunft geben.
Gehäuse
Design und Gehäusequalität des ThinkPad 10 sind in etwa mit dem ThinkPad 8 vergleichbar. Immer noch findet man einen Aluminium-Deckel in unscheinbarem Dunkelgrau/Schwarz an der Rückseite, verbunden mit einer Kunststoff-Einfassung an den Seitenkanten entlang, die den Bildschirm umfasst. Obwohl das ThinkPad nur teilweise aus Metall besteht, wirkt es, trotz des für einen 10,1-Zöller eher geringen Gewichts von nur 576 Gramm (704 Gramm mit QuickShot-Abdeckung, 1,1 kg mit angesteckter Tastatur), robust für ein Tablet. Mit Abmessungen von 255 mm x 176 mm x 10,3 mm (B x T x H) ist es zudem sehr dünn und angenehm zu halten. Um den Bildschirm zu schützen, wurde die Infinity AGC Dragontail Bildschirmabdeckung des ThinkPad 8 durch Corning Gorilla Glass ersetzt, das schon lange als Industrie-Standard gilt. Im Verhältnis zum Bildschirm ist der Bildschirmrahmen etwas größer als beim ThinkPad 8.
Unsere Hauptkritikpunkte am Design des ThinkPad 8 treffen auf das ThinkPad 10 immer noch zu. Die Tasten sind zwar elegant und bündig mit dem Gerät, doch dadurch sind sie nur durchs Tasten schwierig zu lokalisieren. In Folge sind die unzähligen Versuche die Lautstärke zu verändern frustriend, besonders wenn das Gerät angedockt ist oder die Tastatur angesteckt ist. Obwohl es recht solide ist, gibt das Gerät etwas unter moderaten Verwindungskräften nach. Bei üblicher Verwendung sollte dies jedoch kein großes Problem darstellen. Unser letzter Kritikpunkt ist ziemlich unorthodox: Entfernt man die Abdeckungen der Schnittstellen an den Kanten, wird die Platine unterhalb sichtbar. Wahrscheinlich ist das ein Nebeneffekt des ultra-schlanken Designs und mag nicht wirklich ein Problem darstellen, es sieht jedoch rau und unfertig aus.
Zur Wartung besitzt das ThinkPad 10 einen abnehmbaren Deckel an der Rückseite, welcher nicht unbedingt einfach zu handhaben ist. Allerdings sind die meisten Komponenten (einschließlich RAM) nicht austauschbar. Doch es ist beruhigend, dass zumindest der Akku auf diese Art getauscht werden kann, sollte dies nötig werden.
Ausstattung
Während das ThinkPad 8 der Konkurrenz in puncto Schnittstellenausstattung etwas voraus ist, bietet das ThinkPad 10 vergleichsweise nichts Besonderes. Micro-HDMI und microSD (unterstützt bis zu 64 GB), ein Micro-SIM-Slot für WWAN-Konfigurationen und die übliche Kombi-Audiobuchse sind vorhanden (ebenso wie beim ThinkPad 8). Entlang der Unterkante gibt es auch Anschlüsse für Docking-Station und Tastatur. Rätselhaft und enttäuschend ist dagegen, dass der USB-Port zwar volle Größe hat, es sich jedoch nur um USB 2.0 handelt. Sogar das ThinkPad 8 bietet USB-3.0. Dafür wird jedoch ein günstiger Adapter benötigt und der USB-3.0-Port dient auch zum Aufladen. Das Dell Venue 11 Pro 5130 hat ebenso einen USB-Port in voller Größe, doch dabei handelt es sich um einen USB-3.0-Port.
Die Schnittstellen befinden sich an der linken und rechten Seitenkante des Tablets und erfreulicherweise ist der Micro-HDMI-Port einfach erreichbar. Ein weiterer Nachteil des USB-2.0-Ports ist, dass er sich hinter einer lästigen Plastikabdeckung verbirgt, die einen schnellen Anschluss von Geräten unnötig erschwert. An der gegenüberliegenden Seite sind Micro-SIM- und MicroSD-Slot ebenfalls hinter einer Abdeckung versteckt. Diese werden jedoch wahrscheinlich weniger oft benötigt. Da sie über eine Abdeckung verfügen, kann Schäden an eingesteckten Karten vorgebeugt werden.
Kommunikation
Weiters bringt das ThinkPad 10 den gleichen WLAN-Adapter wie das ThinkPad 8. Es handelt sich um ein Broadcom 2x2 dual-band Modell, das 802.11 a/b/g/n sowie Bluetooth 4.0 unterstützt. Während unserer Tests traten keine Probleme auf. Anders als beim ThinkPad 8 ermöglicht die Docking-Station des ThinkPad 10 auch Gigabit-Ethernet.
Die 2-MP-Webcam an der Vorderseite eignet sich gut für Video-Konfernzen, doch die 8-MP-Autofokus-Kamera an der Rückseite war enttäuschend. Zugegeben, Tablet-Photographie ist nicht das Wichtigste, doch die unscharfe Auflösung und fragwürdige Dynamik der 8-MP-Kamera sind nicht gerade umwerfend. Sie ist nur als Notnagel ausreichend.
Zubehör
Das ThinkPad 10 kommt ohne mitgeliefertes Zubehör - abgesehen vom Stromadapter, der 216 g wiegt - und anders als jener des ThinkPad 8 nicht via micro-USB sondern via proprietärer Schnittstelle angeschlossen wird. Allerdings werden viele Optionen angeboten. Man kann zwischen verschiedenen Abdeckungen und Docking-Stationen wählen, unter anderem das zuvor erwähnte QuickShot-Cover (45 US-Dollar), die Ultrabook-Tastatur (120 US-Dollar) und den Tablet-Dock http://shop.lenovo.com/us/en/itemdetails/4X10E76521/460/6D501EE899104FF9A362D739642CFC27(130 US-Dollar), welche wir alle zum Test erhielten, sowie die Schutzhülle (55 US-Dollar) und das Touch-Etui (120 US-Dollar).
QuickShot Cover
Das QuickShot-Cover (45 US-Dollar, 132 g Gewicht) funktioniert gleich gut wie jenes, welches wir mit dem ThinkPad 8 erhielten. Es handelt sich um eine leichte Abdeckung zum Schutz des Bildschirms mit Soft-Touch-Oberfläche und einem Innenseite aus Mikrofaser. Mit Hilfe von starken Magneten und zwei Slots an der linken Seite kann sie einfach am Gerät befestigt werden. Dass die Abdeckung zudem in der Hälfte faltbar ist, vereinfacht die Aufbewahrung. Doch das ist nicht der Grund dafür: Dank Gummistreifen an der gegenüberliegenden Kante kann das Cover auch als Ständer genutzt werden. Es gibt eine Schleife an der Oberkante als Einschub für den Stylus und selbstverständlich eine kleine dreieckige Falte im unteren rechten Eck für die 8-MP-Kamera an der Rückseite, wenn die Abdeckung hinter das Tablet gefaltet ist. Die Ecke ist gut magnetisch befestigt, sollte die Abdeckung umgedreht werden. Weiters erwacht das ThinkPad 10 sofort, sobald das Cover geöffnet wird. Das QuickShot-Cover ist nicht billig und eignet sich eher als leichter Schutz bei Reisen.
Ultrabook-Tastatur
Es folgt die optionale Tastatur (120 US-Dollar, 526 g Gewicht), ein Zubehör, das wir bei unserem ThinkPad 8 Test schmerzlich vermissten. Sie bietet eine recht komfortable physikalische Tastatur und ein Touchpad (für mehr Details siehe Abschnitt Eingabegeräte). Wie das QuickShot-Cover, kann sie mühelos angeschlossen werden: Das Tablet muss nur auf den 120-Grad-gewinkelten Schlitz gelegt werden und durch Führungen an den richtigen Platz gelenkt werden. Leider löst es sich genauso leicht. Leicht unterliegt man der Versuchung, das Gehäuse wie bei einem konventionellen Notebook zu schließen. Doch den Deckel zu "schließen", ist nur auf eine einzige Art möglich: Tablet wieder aus dem Slot heben, verdeckt auf die Tastatur legen und nach hinten in den zweiten Satz von Führungen drücken, um das Tablet in dieser Position zu halten. Keinen Fehler machen: So konfiguriert, fällt das Tablet von der Basis und stürzt in sein Verderben, wenn man keine Vorsicht walten lässt. Letztlich ist der Winkel, in welchem das Tablet in der Basis gehalten wird, wegen des seltsamen Designs nicht veränderbar. Im Normalfall ist er brauchbar, doch in Anbetracht dessen, dass der Hochglanz-Bildschirm zu Spiegelungen neigt, kann das stören.
Alles in allem bietet die Tastatur-Basis eine Reihe unverzichtbarer Eingabegeräte (ausreichender Qualität), Dells Tastatur-Dock für das Venue 11 Pro 5130 ist in nahezu jeder Hinsicht besser: Es lässt sich auch leicht anstecken, doch es hält das Tablet sicher, sodass es ständig dort belassen werden kann und bietet sogar einen zweiten Akku, der in unseren Tests die Akkulaufzeit um bis zu 60% verlängerte.
ThinkPad Tablet Dock
Schlussendlich testeten wir als letztes Zubehör das ThinkPad-Tablet-Dock (130 US-Dollar, 406 g Gewicht), welches notwendig ist, falls Ethernet oder USB-3.0 benötigt wird. Es handelt sich um ein robustes und erfreulich kompaktes Gerät, das die verfügbaren Schnittstellen erweitert, sodass die meisten unternehmenskritischen Elemente geboten werden.
Das Dock inkludiert drei USB-3.0-Ports, Gigabit Ethernet, HDMI, Kombi-Audio und eine Lade-Schnittstelle. Sie wird mit einem 65-W-Stromadapter geliefert (290 g Gewicht; wird 45W oder weniger verwendet, lädt das Tablet nur und angeschlossene Geräte funktionieren nicht). Die Schnittstellen sind gut angeordnet. Abgesehen von einem einzigen USB-3.0-Port und der Audio-Buchse an der linken Seite befinden sich die meisten an der Rückseite.
Wie bei der Ultrabook-Tastatur lässt sich das Tablet mühelos mit dem Dock verbinden. So bequem dies auch ist, das angedockte Tablet wackelt etwas bei Toucheingaben, da es nicht straff befestigt ist. Verwendet man externe Bildanzeigen, ist das kaum problematisch. Trotzdem ist es erwähnenswert.
Wir testeten ein externes USB-3.0-SSD-Laufwerk an der Docking-Station und die gemessene Leistung entsprach der Laufwerksspezifikation. Zudem überprüften wir den Video-Ausgang und konnten keine abnormalen Video-Verzögerungen beobachten. Eine abschließende Bemerkung: Es ist bedauerlich, dass es bei diesem Gerät für den professionellen Einsatz weder DisplayPort noch VGA gibt, da diese Video-Schnittstellen wahrscheinlich am öftesten benötigt werden. Trotzdem wird das ThinkPad-Tablet-Dock beim Einsatz am Schreibtisch im Büro mit einigen Vorbehalten seinen Aufgaben gerecht.
Garantie
Das ThinkPad 10 verfügt in den USA über eine Standard-Depot-Garantie von Lenovo, sie beträgt 1 Jahr.
Eingabegeräte
Tastatur
Trotz seines schlanken Profils bietet die Tastatur (separat erhältlich) vernünftigen Tastenhub und komfortablen Abstand der Haupt-Buchstabentasten - Kennzeichen der ThinkPad-Marke. Mittlere Betätigungskraft und starkes Feedback machen die Bedienung sehr angenehm. Wegen Einschränkungen aufgrund der Größe des Gerätes wurden die angrenzenden Tasten links und rechts der Tastatur (Backspace, Anführungszeichen, Tab) horizontal gequetscht und bedürfen einiger Anpassung - besonders wenn öfter am Tag zwischen verschiedenen Tastaturen gewechselt wird (beispielsweise im Büro und unterwegs).
Touchpad
Das eingebaute Clickpad (Teil der separaten Ultrabook-Tastatur) ist klein, wird aber seiner Aufgabe gerecht. Die Oberfläche fühlt sich wie bei aktuellen ThinkPad-Geräten an - glatt und gleitfreudig. Die horizontal gestreckte Form passt zum 16:10-Bildschirm des Tablets und ermöglicht dem Touchpad die gesamte Breite des Bildschirms abzudecken, ohne den Finger heben und neu positionieren zu müssen.
Touchscreen
Auch mit dem Touchscreen, der alle Arten von Berührungen und Gesten mühelos umsetzte, hatten wir keine Probleme. Das Antwortverhalten auf 10-Finger-Eingabe in unserem Test mit Microsoft Paint war einwandfrei.
Display
Das ThinkPad 10 ist mit einem glänzenden 10,1-Zoll-IPS-Bildschirm mit WUXGA (1.920 x 1.200) Auflösung (224 PPI) ausgestattet. Da der Touchscreen 25% größer als beim ThinkPad 8 ist, ist die Bedienung einfacher. Buttons und Windows-Steuerelemente sind ohne übertrieben hohes DPI-Scaling leichter zu handhaben und die Nutzung von Windows 8.1 fühlte sich natürlich an. Zudem ist die Helligkeit für fast alle Umgebungen ausreichend und hoch genug, um die negativen Auswirkungen der Hochglanzoberfläche leichter zu ignorieren. Leider fällt die Helligkeit im Akkubetrieb. Im Netzbetrieb messen wir ein Maximum von 426,2 cd/m² im zentralen Quadranten (Durchschnitt: 388,2 cd/m²), doch im Akkubetrieb fällt diese unabhängig von den adaptiven Helligkeitseinstellungen auf nur 325,6 cd/m².
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Ausleuchtung: 85 %
Helligkeit Akku: 325.6 cd/m²
Kontrast: 505:1 (Schwarzwert: 0.844 cd/m²)
ΔE Color 5.17 | 0.5-29.43 Ø4.92
ΔE Greyscale 4.77 | 0.5-98 Ø5.2
43.87% AdobeRGB 1998 (Argyll 1.6.3 3D)
47.31% AdobeRGB 1998 (Argyll 2.2.0 3D)
66.6% sRGB (Argyll 2.2.0 3D)
45.89% Display P3 (Argyll 2.2.0 3D)
Gamma: 2.33
Über 300 cd/m² sind jedenfalls ein ziemlich gutes Ergebnis. Bei Hochglanz-Bildschirmen wie jenem des ThinkPad 10 würden wie jedoch konsistente Werte näher zu 400 cd/m² und mehr (wie es sie das ThinkPad 10 im Netzbetrieb erreicht) bevorzugen. Die Ausleuchtung von 84,6% ist gut. Die größten Unterschiede bestehen zwischen der linken Seite und dem zentralen Bereich des Bildschirms. Der gemessene Kontrast von 505:1 ist auch einigermaßen gut und wird nur durch einen ziemliche hohen Schwarzwert von 0,844 cd/m² geschmälert.
Die Farbdarstellung des ThinkPad 10 ist nichts Besonderes. Das Tablet kann nur 59% des sRGB-Farbraums abdecken. Für einen Durchschnitts-User ist das in Ordnung.
CalMAN 5 zeigt ein Gesamt-Gamma von 2,33 (sehr nahe zu zum Idealwert von 2,2) und ein weniger positives durchschnittliches DeltaE2000 von 5,17 (Idealwert: 0) mit einer maximalen Abweichung von 9,58 (blau). Abgesehen von Blautönen (einschließlich Mischungen wie Violett), bleiben alle anderen Farben angemessen nahe an der Marke, wobei die meisten ein DeltaE von weniger als 5 aufweisen und sogar einige bläuliche Kandidaten sie nur knapp überschritten.
Im Freien kann das Tablet recht mühelos im Schatten verwendet werden. Sonne verkompliziert vorhersehbar die Angelegenheit und die verringerte Helligkeit im Akkubetrieb ist hier nicht hilfreich. Dagegen sind die Blickwinkel typisch für einen IPS-Bildschirm - nämlich ausgezeichnet!
Leistung
Als CPU fungiert der jüngste und beste Bay Trail Intel Atom Z3795 Quad-Core-SoC, welcher (gegenüber dem ThinkPad 8's Z3770) den Basis-Takt von 1,46 GHz auf bis zu 1,59 GHz (ein kleiner Unterschied) und die maximale Grafik-Burst-Frequenz von 667 MHz auf 778 MHz erhöht - unter der Voraussetzung, dass thermischer Spielraum vorhanden ist. Die CPU-Burst-Frequenz bleibt bei 2,39 GHz. Natürlich ist das Gesamtpaket durch seine SDP von nur 2 Watt stark eingeschränkt. Daher ist es unwahrscheinlich, dass es zwischen dem ThinkPad 8 und dem ThinkPad 10 zu einer deutlichen Leistungssteigerung kommt.
Um zu überprüfen, ob die Leistung ohne Stromkabel sinkt, führten wir einen weiteren 3DMark-11-Lauf im Akkubetrieb durch. Das Ergebnis von 1602 zeigt, dass dies nicht der Fall ist. Zudem überprüften wir die System-Latenzen mit dem DPC Latency Checker und stellten nur sehr selten Spitzen fest, die nicht häufig oder stark genug waren, um wirklich Grund zur Sorge zu sein.
Prozessor
Wie bereits erwähnt ist der Intel Atom Z3795 (1,59 GHz – 2,39 GHz) Quad-Core-Prozessor auf dem Papier nur geringfügig leistungsfähiger als seine jüngsten Vorgänger. Die Taktraten sind nur etwas höher als beim SoC des ThinkPad 8 (Atom Z3770). Große Fortschritt zum Z3770 sind nicht zu erwarten, da die SDP bei nur 2 Watt bleibt und die Burst-Frequenzen sich nicht verändert haben.
Trotzdem hofften wir auf eine etwas spürbare Verbesserung, da das ThinkPad 8 deutlich hinter der Leistung zurückblieb, die wir uns aufgrund von Erfahrungen mit diesem SoC in anderen Modellen (wie dem HP Omni 10 5600eg) erwarteten. Doch wir beobachteten nur eine sehr kleine Verbesserung und massives thermisches Throttling bei realistischen Anwendungen. Dies ist wegen der passiven Kühlung solcher Tablets möglicherweise nicht überraschend. In wPrime 2.0 1024m erreichte das ThinkPad 10 1.020 Sekunden und das ThinkPad 8 1.126 Sekunden - eine Verbesserung von ungefähr 9,5%. In SuperPi 32M fällt der Unterschied auf nur 1,4%. (ThinkPad 10: 1.732 s; ThinkPad 8: 1.756 s) und in 3DMark 11 Performance Physics verschwindet er ganz und das ThinkPad 10 positioniert sich tatsächlich 2,4% unter dem ThinkPad 8 (ThinkPad 10: 1.183; ThinkPad 8: 1.212). Die Ergebnisse im Cinebench R10 32-bit xCPU sind gleichermaßen unbeeindruckend. Hier sind das ThinkPad 10 (3.324) und ThinkPad 8 (3.308) Kopf an Kopf.
Cinebench R10 | |
Rendering Single 32Bit (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad 10 | |
Lenovo ThinkPad 8 | |
Dell Venue 11 Pro 5130 | |
HP Omni 10 5600eg (F4W59EA) | |
Lenovo ThinkPad X240 | |
Rendering Multiple CPUs 32Bit (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad 10 | |
Lenovo ThinkPad 8 | |
Dell Venue 11 Pro 5130 | |
HP Omni 10 5600eg (F4W59EA) | |
Lenovo ThinkPad X240 |
Systemleistung
Glücklicherweise bleibt die allgemeine Systemleistung zumindest nahe beim ThinkPad 8, obwohl fordernde CPU-Operationen nicht zu den Stärken des ThinkPad 10 gehören - und das ist beruhigend. Der Wert von 2.513 in PCMark 7 (gegenüber den 2.560 des ThinkPad 8) ist besser als von den meisten anderen Tablets dieser Volt-Klasse und konkurriert wenigstens mit einigen Tablets mit mehr Volt wie dem Microsoft Surface Pro 2 (3.012). Das Ergebnis von 4.899 im PCMark Vantage ist nicht schlecht, doch tatsächlich schlechter als jenes des ThinkPad 8 (5.229). Der Unterschied ist möglicherweise nicht signifikant, doch erinnert erneut daran, dass das überlegene Chipset des ThinkPad 10’s keinerlei echten Leistungsvorteil bringt. Unabhängig von den synthetischen Ergebnissen kam uns das Tablet subjektiv nur bei starker Last träge vor. Ob CPU oder File-I/O, Alltagsaufgaben sollten für das Gerät kein Problem darstellen.
PCMark Vantage Result | 4899 Punkte | |
PCMark 7 Score | 2513 Punkte | |
Hilfe |
Massenspeicher
Der Massenspeicher in unserem ThinkPad 10 war identisch mit jenem des ThinkPad 8. Es handelt sich um ein 64 GB SanDisk eMMC Modell, das SEM64G, mit 58 GB verwendbarer Kapazität (die Kapazität kann wieder durch eine Micro-SD-Karte um bis zu 64 GB erweitert werden). Bei der eMMC-Lösung war der Kostenaspekt vordergründig und der Stromverbrauch zweitrangig. Wie vorherzusehen, ist die Leistung niedriger, um dies zu erreichen. Dementsprechend sind die durchschnittliche Transferrate in HD Tune von 67,3 MB/s und die sequentiellen Lese-/Schreib-Werte in CrystalDiskMark von 124,5 MB/s und 42,31 MB/s nicht zu beeindruckend.
Für ein 8-Zoll-Tablet wären diese Ergebnisse gut, doch für größere und teurere Geräte (mit welchen das ThinkPad 10 direkt konkurriert) sind sie enttäuschend. Obwohl die Werte besser sind als jene des ThinkPad Tablet 2, Dell Venue 8 Pro und Lenovo Miix 2 8, verfügt das Dell Venue 11 Pro Core-i3-Modell etwa über eine vollwertige SSD mit einer durchschnittlichen Übertragungsrate (in HDTune) von 325,3 MB/s - das ist 483% schneller als das ThinkPad 10. Es mag unfair sein, die eMMC-Technologie mit Solid-State-Laufwerken zu vergleichen, doch versucht das ThinkPad mit anderen Profi-Geräte seiner Klasse zu konkurrieren und möchte ein Stück vom Business-Computing-Kuchen. Daher muss es nach den gleichen Kriterien wie die übrigen Kollegen beurteilt werden.
Das ThinkPad 10 ist zudem mit einer endgültigen Speicher-Beschränkung belastet: die Unfähigkeit externe 2.5" Festplatten ohne eigenem Stromadapter zu betreiben. Wir testeten zwei verschiedene Laufwerke, doch sie liefen nur ein paar Sekunden hoch und initialisierten nicht.
GPU-Leistung
Bei der integrierten GPU des ThinkPad 10 handelt es sich um eine HD Graphics (Bay Trail-T), die grundlegende Windows-Aufgaben leicht bewerkstelligt. Mit nur 4 EUs und einer maximalen Taktrate von nur 778 MHz ist es definitiv nicht für mehr als Grundlegendes gedacht.
Mit Ergebnissen von 1.610 und 207 in 3DMark 06 und 3DMark 11 bekräftigen unsere Benchmarks diesen Punkt schnell. Das ThinkPad 8 schaffte fast identische Ergebnisse. Keines der beiden Geräte ist für irgendeine Art von Spielen oder für intensive Grafikleistung gedacht. Fallbeispiel: In StarCraft 2 muss eine extrem niedrige Auflösung (1.024 x 768) und alle Einstellungen auf niedrigstem Niveau konfiguriert werden, damit eine spielbare Frame-Rate von 32 fps erreicht wird. Erhöht man auf mittlere Einstellungen bei einer Auflösung von 768p, sinkt die Rate abrupt auf 6 fps (sicherlich wegen thermischer Einschränkungen).
3DMark 03 Standard | 4226 Punkte | |
3DMark 05 Standard | 2666 Punkte | |
3DMark 06 Standard Score | 1610 Punkte | |
3DMark Vantage P Result | 507 Punkte | |
3DMark 11 Performance | 207 Punkte | |
Hilfe |
min. | mittel | hoch | max. | |
---|---|---|---|---|
StarCraft 2 (2010) | 32 | 6 | 3 |
Emissionen
Temperatur
Sehen wir uns näher an, wie das passive Kühlsystem des ThinkPad 10 mit Emissionen zurecht kommt. Ohne Last sind die Temperaturen meist angenehm. Es dauert jedoch sogar für ein passiv gekühltes Gerät eine Weile, bis die Wärme das Gerät verlässt, ob nun ein Windows-Update durchgeführt wird oder ein Plugin Ihres Web-Browsers läuft. Die Hitze baut sich sichtbar auf. Danach wird eine lange Ruhepause benötigt, um wieder abzukühlen (speziell bei höherer Bildschirmhelligkeit).
Wahrscheinlich sind unsere gemessenen Idle-Temperaturen deshalb so viel höher als beim ThinkPad 8. Ohne Last beobachteten wir Durchschnittswerte von 36,8°C und 36°C an Ober- bzw. Unterseite, was viel höher als üblich ist. Dagegen waren die Last-Temperaturen nur mäßig höher - 38,8°C und 36,9°C - sodass es sehr wahrscheinlich ist, dass die "Idle"-Bedingungen, bei welchen die Temperaturen gemessen wurden, durch irgendwelche Hintergrund-Operationen beeinflusst wurden. Die heißesten Punkte des Geräts sind der vordere linke und der mittlere linke Quadrant. Unter Last erreichte dieser Bereich unangenehme 45,8°C.
(-) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 45.8 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 33.8 °C (von 20.7 bis 53.2 °C für die Klasse Tablet).
(±) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 40.8 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.3 °C).
(±) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 36.8 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30 °C.
Stresstest
Unsere Messwerte und Benchmarks (sowie unsere Erkenntnisse aus dem ThinkPad 8 Test) ließen wenig Hoffnung auf eine Überraschung beim Stresstest. Selbstverständlich sind Tablets und andere passiv gekühlte Geräte nicht auf massive Systemlast ausgelegt, doch bei einem Gerät das als Multi-Mode-Business-Lösung beworben wird, ist es wichtig zu wissen, wie es sich verhält, wenn diese Leistung gebraucht wird.
Das ThinkPad 10 bockt jedoch schnell unter Druck. Während des CPU-Stresstests (Prime95) fiel die Taktrate schrittweise von 2.266 MHz auf 1.500 MHz, danach auf 1.333 MHz und pendelte sich schließlich in einem Bereich von 933 und 1.199 MHz ein. Wird dem Tablet nur irgendeine Art von zusätzlichem Stress auferlegt, fällt die Taktrate weiter auf 799 MHz und ist von diesem Zeitpunkt an nur schwer zu beleben. Im GPU-Stress-Test ist die Angelegenheit noch schlechter (FurMark). Wir wurden Zeuge eines beinahe unmittelbaren Abfalls auf nur 311 MHz (Basis-Takt der GPU). Natürlich konnte das Gerät vollständigen Stress (CPU and GPU) überhaupt nicht bewältigen. Der GPU-Takt blieb permanent auf 311 GHz und der CPU-Takt auf dem Basistakt von 1,6 GHz - allerdings war die Nutzung nur 9% (wahrscheinlich wegen des jüngst eingebauten cTDP-Managements, welches eine laufende, aktive Anpassung des Stromverbrauchs der CPU an aktuelle Bedingungen ermöglicht). Es ist erwähnenswert, dass das Gerät in diesem Throttle-Zustand vollständig unbenutzbar ist. Die Auswirkungen des Stresstests sind in unseren Screenshots ersichtlich.
Lautsprecher
Die Lautsprecher an der Rückseite überraschten uns positiv. Obwohl die Bässe offensichtlich etwas dünn sind, waren Volumen und Klarheit ausreichend, um einen mäßig großen Raum zu füllen. Daher sollte sich das ThinkPad 10 bei Bedarf gut für Konferenzräume und andere Meetings eignen. Wie alle Lautsprecher an der Rückseite funktionieren diese am besten auf einer flachen, glatten Oberfläche.
Akkulaufzeit
Akkulaufzeit ist ein Bereich, in welchem das ThinkPad 10 das ThinkPad 8 schwer schlägt. Wie bei Tablets üblich, schalten wir auch beim ThinkPad 10 die adaptive Helligkeitsanpasung aus, um zu verhindern, dass die Umgebungslichtmessung die Gültigkeit der Resultate beeinträchtigt.
In unserem WLAN-Test mit einer Helligkeit von so genau wie möglich 150 cd/m² (50% im Falle des ThinkPad 10) hält das Talbet ausgezeichnete 9 Stunden und 22 Minuten - mehr als die Referenzwerte von Lenovo - durch. Das reicht für mehr als einen Arbeitstag. Die Idle- und Lastwerte waren ebenso großartig. Weitere Details entnehmen Sie bitte der folgenden Aufschlüsselung.
Fazit
Der Business-Tablet- und Convertible-Markt ist zum aktuellen Zeitpunkt noch eine schwierig zu knackende Nuss. Das ThinkPad 10 ist ein tapferer Versuch, der wiederum zeigt, warum dies so ist. Gewiss macht es viele Dinge richtig. Ganz oben auf der Liste der Pros sind seine ausgezeichnete Akkulaufzeit, die großartige Portabilität, die gute Konstruktion und optional 4 GB Hauptspeicher (und damit Unterstützung von 64-bit Windows). Wir waren auch begeistert, dass ein Tastatur-Dock, eine Docking-Station und ein Digitzer-Stift unterstützt werden.
Verkauft man aber auf einem derart wählerischen Markt wie jenem von Business-Profis, reicht es nicht die meisten Details richtig zu machen, denn trotz allem Positiven liegt beim ThinkPad 10 der Teufel im Detail. Während seine passive Kühlung zur herausragenden Akkulaufzeit beträgt, sorgt es auch für häufiges und hinderliches Throttling, sobald die Last mäßig oder hoch wird. Bedenkt man, dass sich seine Größe jener von kleinen Ultrabooks nähert (vor allem mit Tastatur-Dock), ist die Spezifikation leider auf Tablet-Konventionen beschränkt. Man beachte beispielsweise seinen langsamen eMMC-Speicher und das Fehlen von Schnittstellen (nur USB-2.0, USB-3.0 nur via separat erhältlichem Dock).
Apropos Dock: Das letzte und möglicherweise größte Problem ist, dass dieses 600-US-Dollar-Tablet auf einen UVP von 850 US-Dollar klettert, wenn man Ultrabook-Tastatur (120 US-Dollar) und ThinkPad-Tablet-Dock (130 US-Dollar) hinzufügt. Beide sind aber erforderlich, wenn der Nutzer eine physikalische Tastatur und eine vernünftige Schnittstellenausstattung braucht. Das ist viel Geld für ein Gerät mit Kompromissen, da es eine Fülle von konventionellen Notebooks zu diesem Preis gibt.
Kurzum, das ThinkPad 10 ist gewiss ein solides Tablet mit vielen ausgezeichneten Eigenschaften. Um einen Ersatz für das ehrwürdige Business-Notebook zu finden, müssen wir jedoch weiter suchen.