Renoir Laptops vs. Intel: Ein Drittel so teuer, halb so schwer und ein Bruchteil des Energiebedarfs
Seit der Ankündigung der neuesten Mobilchips von AMD ist schon eine ganze Weile vergangen. Inzwischen haben sie uns in unseren Tests bereits in einer ganzen Reihe von Laptops beeindruckt. Wir sahen Billig-Laptops auf einem Leistungsniveau oder sogar besser als doppelt so teure Geräte der Konkurrenz. AMD hat ohne Zweifel die Laptop-Branche wachgerüttelt und branchenführende Leistung in unerwartete Marktsegmente gebracht.
Für Enthusiasten ist es keine Überraschung mehr, dass die Renoir-Prozessoren von AMD Leistungen liefern, die die Angebote von Intel Ice Lake oder Comet Lake übertreffen. Anhand aller Renoir-Laptop-Benchmarkdaten, die wir gesammelt haben, wollen wir heute einen Blick auf das Gesamtbild werfen und sehen, wo genau AMD nun eigentlich steht.
H-Serie Prozessoren
Die AMD Zen 2 Mobilprozessoren der H-Serie zeigen in unseren Tests hervorragende Leistungen und liegen so weit über den aktuellen Angeboten von Intel, dass Team Blue dazu übergegangen ist, die Bedeutung von Benchmarks herunterzuspielen. Wir halten Benchmarks nach wie vor für enorm hilfreich, um objektive Vergleiche zwischen Laptops und anderen Geräten vornehmen zu können. Da Intel dafür bisher noch keine plausible Alternative zu bieten hat, sehen wir uns ein paar Benchmarks an und versuchen herauszufinden, was Intel möglicherweise herunterspielen möchte.
Cinebench R20 | |
CPU (Multi Core) | |
Eluktronics RP-15 | |
Eurocom Sky X4C i9-9900KS | |
Asus Zephyrus G14 GA401IV | |
Alienware m17 R2 P41E | |
Aorus 17G XB | |
Gigabyte Aero 15 OLED XB-8DE51B0SP | |
CPU (Single Core) | |
Gigabyte Aero 15 OLED XB-8DE51B0SP | |
Eurocom Sky X4C i9-9900KS | |
Asus Zephyrus G14 GA401IV | |
Eluktronics RP-15 | |
Aorus 17G XB | |
Alienware m17 R2 P41E |
Cinebench R15 | |
CPU Multi 64Bit | |
Eluktronics RP-15 | |
Eurocom Sky X4C i9-9900KS | |
Asus Zephyrus G14 GA401IV | |
Aorus 17G XB | |
Gigabyte Aero 15 OLED XB-8DE51B0SP | |
Alienware m17 R2 P41E | |
CPU Single 64Bit | |
Eurocom Sky X4C i9-9900KS | |
Gigabyte Aero 15 OLED XB-8DE51B0SP | |
Aorus 17G XB | |
Alienware m17 R2 P41E | |
Asus Zephyrus G14 GA401IV | |
Eluktronics RP-15 |
wPrime 2.10 - 1024m | |
Eurocom Sky X4C i9-9900KS | |
Asus Zephyrus G14 GA401IV |
* ... kleinere Werte sind besser
Die Performanceunterschiede sind ziemlich offensichtlich. An der Spitze unserer Cinebench R20-Multicore-Grafik steht das Eluktronics RP-15 mit Renoir-Technologie, ein 15-Zoll-Laptop von Tongfang mit einem Gewicht von nur 1,9 kg. 4 % dahinter liegt im gleichen Benchmark das Eurocom Sky X4C von Clevo, das mit einem Intel Core i9-9900KS ausgestattet ist. Das Sky X4C wiegt fast doppelt so viel wie das RP-15 mit 3,6 kg und hat bei gleicher Bildschirmgröße eine deutlich größere Grundfläche. Die hier dargebotene Leistung des leichten Renoir-Laptops ist einfach beeindruckend.
Noch peinlicher wird es für Intel jedoch, wenn man sich den dritten Platz von oben ansieht. Hier steht das Asus Zephyrus G14, ein 14-Zoll-Notebook, ausgestattet mit dem 35-Watt-Ryzen 9 4900HS, nur 4% hinter dem Sky X4C. Beeindruckender noch ist der Gewichtsunterschied, der so erheblich ist, dass er quasi unser Vergleichstool sprengt: Es ist kaum möglich, das Gewicht des G14 zu erkennen. Das X4C wiegt mehr als das Doppelte des G14 und zeigt, dass Intel dringenden Nachholbedarf hat.
Darüber hinaus schlägt das RP-15 laut unseren Stresstestdaten das Sky X4C um 4%, während es ungefähr 40% weniger Strom verbraucht (ca. 70 Watt beim RP-15 gegenüber ca. 120 Watt beim X4C). Diese Kluft beim Stromverbrauch ist enorm und macht die Vorteile der Effizienz des Zen 2 nur noch deutlicher. Natürlich gilt es zu berücksichtigen, dass der Intel Core i9-9900KS, der im Sky X4C verwendet wird, ein Desktop-Prozessor ist und nicht aus Effizienzgründen im Gehäuse steckt. Trotzdem ist es beeindruckend, die Leistung eines so schlanken Laptops wie des RP-15 von Eluktronics auf dem Niveau eines Desktop-Prozessors zu sehen. Interessant wäre auch der Stromverbrauch des Zephyrus G14, aber leider stehen uns diese Daten nicht zur Verfügung.
Wenn es um Single-Core-Performance geht, behält Intel nach wie vor die Krone auf, was erwähnenswert ist, auch wenn dessen Bedeutung in letzter Zeit aufgrund des immer üblicheren Multi-Core-Betriebs stark abgenommen hat. Der winzige Leistungsunterschied der Chips bei der Single-Core-Betrieb wird wahrscheinlich nicht ausreichen, um Intel bei irgendeiner Art praktischer Arbeitsbelastung einen Vorsprung zu verschaffen. Außerdem erkennen wir eine bessere Single-Core-Leistung in unseren Daten ausschließlich bei den allerteuersten Spitzenprodukten Intels.
Was den Preis betrifft, so kostet eine vernünftige RP-15 Konfiguration rund 1.200 Dollar (~1.020 Euro). Auf der Intel-Seite zahlen Sie mit 3.800 Dollar (~3.230 Euro) für den Sky X4C aus unserem Test mehr als das Dreifache. Sogar das $3.900 (~3.315 Euro) teure Dell Alienware m17 R2 in unserer Testkonfiguration schneidet 13% schlechter ab als das RP-15. Was also bieten Ihnen diese Intel-Laptops für das Dreifache ihres Geldes? Werfen wir einen Blick auf die Grafik-Benchmark-Performance.
3DMark | |
2560x1440 Time Spy Score | |
Eurocom Sky X4C i9-9900KS | |
Alienware m17 R2 P41E | |
Gigabyte Aero 15 OLED XB-8DE51B0SP | |
Aorus 17G XB | |
Eluktronics RP-15 | |
Asus Zephyrus G14 GA401IV | |
2560x1440 Time Spy Graphics | |
Eurocom Sky X4C i9-9900KS | |
Alienware m17 R2 P41E | |
Gigabyte Aero 15 OLED XB-8DE51B0SP | |
Aorus 17G XB | |
Eluktronics RP-15 | |
Asus Zephyrus G14 GA401IV | |
1920x1080 Fire Strike Score | |
Eurocom Sky X4C i9-9900KS | |
Alienware m17 R2 P41E | |
Gigabyte Aero 15 OLED XB-8DE51B0SP | |
Aorus 17G XB | |
Eluktronics RP-15 | |
Asus Zephyrus G14 GA401IV | |
1920x1080 Fire Strike Graphics | |
Eurocom Sky X4C i9-9900KS | |
Alienware m17 R2 P41E | |
Gigabyte Aero 15 OLED XB-8DE51B0SP | |
Aorus 17G XB | |
Eluktronics RP-15 | |
Asus Zephyrus G14 GA401IV |
Die schnelleren GPUs der Intel-Laptops sorgen deutlich erkennbar für bessere 3DMark-Ergebnisse. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich um Gaming-Notebooks handelt, sollte dies keine Überraschung sein und sagt nicht allzu viel über die Leistung der jeweiligen CPU aus. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels haben wir noch keine Laptops mit Renoir-Power gesehen, die mit etwas Besserem als einer Nvidia RTX 2060 ausgestattet sind. Das ist zwar schade, aber durchaus verständlich, da OEMs sich nicht kopfüber in die Entwicklung von Laptops mit brandneuen Chips stürzen. Wir wären jedoch überrascht, wenn nicht in den kommenden Monaten oder zumindest bis Ende des Jahres weitaus leistungsstärkere Ryzen-Optionen erscheinen.
Prozessoren der U-Serie
Praktischerweise verwenden sowohl AMD als auch Intel dasselbe Namensschema, wenn es um ihre ULV-Prozessoren geht. Die Prozessoren der U-Serie werden mit Effizienz an vorderster Front gebaut und sind so konzipiert, dass sie aus möglichst wenig Strom größtmögliche Leistung herausholen.
In der Tabelle unten sehen wir, dass unsere Renoir-Laptops der U-Serie sowohl im Cinebench R20- als auch im R15-Single-Core-Test ungefähr gleich abschneiden und sich nur um eine Handvoll Punkte voneinander abgrenzen.
Beim Multi-Core-Betrieb werden die Dinge interessant. Trotz unserer eher kleinen Stichprobengröße zeigen unsere Ergebnisse sehr gut, welchen Unterschied Kühler-Designs machen können. Der gleiche Chip, der im HP Envy x360 13 eingesetzt wird, findet sich beispielsweise auch im Lenovo Flex 5, der im Cinebench R20-Lauf 15 % besser abschneidet. Der Unterschied in Größe und Platzbedarf könnte ein Faktor sein, aber es lohnt sich auch zu bedenken, dass das HP ProBook 445 G7 den 13-Zoll Envy in unserem Test nur um 5% schlägt.
Unabhängig von der jeweiligen thermischen Situation sind die Ergebnisse, die diese Laptops liefern, beeindruckend. Das obere Ende unserer Werte (siehe unten) könnte leicht mit 45-Watt-Intel-Prozessoren verwechselt werden, würden wir die Spezifikationen einfach weglassen. Unten einige Laptops mit H-Serie Prozessoren von Intel zum Vergleich.
wPrime 2.10 - 1024m | |
Acer Swift 3 SF314-42-R4XJ | |
Dell XPS 13 7390 2-in-1 Core i7 | |
Lenovo IdeaPad Flex 5 14 AMD 81X20005US | |
Dell XPS 13 7390 Core i7-10710U | |
Xiaomi RedmiBook 16 R5 |
* ... kleinere Werte sind besser
Das schlechteste Ergebnis von Intel in diesem Datensatz stammt aus dem MSI Modern 14. Der 6-Kern-Prozessor mit 12 Threads wird vom 4-Kern-Prozessor mit 4 Threads im Acer Swift 3 um ganze 21% geschlagen. Wenn man bedenkt, dass ca. 20 % nach einigen Standards als "Generationsverbesserung" bezeichnet werden können, zeigt dies die massiven Fortschritte dieser neuesten AMD Ryzen-CPUs. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Intel-CPU im Vergleich zur AMD-CPU dreimal mehr Threads zum Arbeiten hat.
Diese effizienten APUs erreichen fast die Werte der 45-Watt-Chips von Intel, obwohl sie in einigen Fällen nur halb so viele Threads haben. Wir werden wahrscheinlich noch größere Leistungsreserven sehen, wenn SMT-fähige Renoir-Laptops auf den Markt kommen, vor allem mit den APUs Ryzen 5 4600U und Ryzen 7 4800U.
Ice Lake wird bei unseren Tests von Renoir vernichtet. Ein Großteil davon könnte jedoch auf die erhöhte Kernzahl bei den meisten unserer Testgeräte zurückzuführen sein. Diese Renoir-Laptops sind jedoch nicht SMT-fähig, so dass sie letztlich mit weniger Threads auskommen. Dies könnte erklären, warum das Ryzen 3 4300U mit 4 Kernen und 4 Threads von Ice Lake mit beträchtlichem Vorsprung geschlagen wird. Unabhängig davon sind viele dieser Renoir-Laptops zu Preisen zu finden, die den Preisen dieser Ice Lake-Laptops entsprechen oder darunter liegen. Wenn es Ihnen um Geschwindigkeit geht, ist Ice Lake derzeit vielleicht nicht die beste Wahl.
Natürlich können die grafischen Stärken der integrierten Vega-Grafiken von AMD nicht ignoriert werden. Da selbst der niedrigste integrierte Grafikprozessor dieser Renoir-APUs beispielsweise die Intel UHD Graphics 630 schlägt, werden wir hier Iris Plus Graphics und Vega-Grafiken vergleichen.
Vega und Iris Plus Graphics liegen in der Leistung ziemlich nahe beieinander. Die Vega 5 Grafik des Ryzen 3 4300U schlug unsere beste Iris Plus G4-Leistung um 13%. Die Vega 6 des Ryzen 5 4500U entspricht in Time Spy in etwa der Iris Plus G7. Insgesamt führt das Ryzen 7 4700U die Rangliste an.
Bei den Fire Strike-Ergebnissen ist die Verteilung etwas diffuser. Während die Vega 7 des Ryzen 7 4700U eine unserer besten Ice Lake Time Spy Ergebnisse um 15% schlägt, liegt Vega 7 bei Fire Strike knapp hinter der Iris Plus G7. Es sei darauf hingewiesen, dass Fire Strike ein weitaus älterer Benchmark ist als Time Spy, daher ist es realistisch anzunehmen, dass die Software-Unterstützung für Vega-Grafiken in Time Spy besser ist. Fire Strike ist zu diesem Zeitpunkt über sieben Jahre alt, weswegen unsere Vermutung durchaus Sinn macht.
Insgesamt kann man zumindest bei modernen Titeln, die die Möglichkeiten der integrierten Vega-Grafik von AMD voll ausschöpfen, davon ausgehen, dass die Leistung der Intel Ice Lake Grafik erreicht oder übertroffen wird. AMD könnte in dieser Hinsicht entthront werden, wenn Tiger Lake und seine beachtlichen Leistungssteigerungen in greifbare Nähe rücken. Diese Art von Wettbewerb ist immer schön zu sehen, und wir erwarten, dass AMD und Intel diesen Kampf um die beste integrierte Grafikeinheit auch in Zukunft fortsetzen werden.
Einer der Hauptvorteile von integrierten High-End-Grafiken ist die geringere Bedeutung von dedizierten Low-End-Grafikkarten wie der Nvidia GeForce MX350.
Derzeit gehen wir davon aus, dass Tiger Lake deutliche Leistungssteigerungen bringen wird. Erste Informationen deuten darauf hin, dass die Performance rund 40% besser sein könnte als bei Vega 8, womit Tiger Lake einer GeForce MX250 weit voraus wäre und nur rund 15% schlechter als eine MX350. Diese Zahlen sind fast makellos genug, um direkt aus der Intel-Marketing-Mappe gerutscht zu sein, aber zur Zeit wissen wir einfach nicht mehr.
Bei jedem Vergleich von Nvidia-GPUs ist natürlich zu beachten, dass der TDP für diese Nvidia-Karten zwischen 10 und 25 Watt variieren kann. Der Unterschied zwischen den einzelnen Geräten kann also bis zu 150% mehr Stromverbrauch bedeuten, so dass auch die Leistung ziemlich dramatisch variiert, je nachdem, wo der TDP auf dem jeweiligen Laptop konfiguriert wurde. All dies ändert jedoch nichts an dem hier dargelegten Punkt, und die konsistente Leistung in unseren MX250-Daten deutet darauf hin, dass sie alle mit derselben TDP arbeiten.
Fazit
Renoir hat zweifellos die Bälle im Laptop-Bereich ins Rollen gebracht. Die schiere Performance, die sich nun im Mid-Range-Segment finden lässt, ist schlicht beeindruckend. Insbesondere, wenn man bedenkt, wie die CPU-Leistung, die bisher nur in sperrigen Gaming-Notebooks denkbar war, nun in schlankeren, leichteren und insgesamt kleineren Geräten auftaucht.
Mit Intels Tiger Lake am Horizont wird es spannend zu sehen, wie AMD auf Intels neueste mobile Chips wohl reagieren wird. Wenn Tiger Lake die GPU-Leistung einer Nvidia GeForce MX250 tatsächlich übertreffen sollte (wie bereits erwähnt), ist die Entscheidung zwischen AMD und Intel vielleicht doch nicht so offensichtlich. Wir freuen uns jedenfalls auf weitere Leistungssteigerungen im Bereich der Laptops, unabhängig davon, wer sie liefert.