Hands-on: Die Leistung des Lenovo Flex 5 weist die Ice-Lake-Generation in die Schranken - und das zu einem erschwinglichen Preis
Es hat eine Weile gedauert, doch langsam werden auch preiswerte Renoir Laptops erhältlich. Lenovo hat vor Kurzem still und leise das Lenovo Flex 5-14ARE veröffentlicht - ein 14-Zoll-Convertible, das auf AMDs neuesten Ryzen Prozessoren basiert. Mit einem Startpreis von 550 Euro ist dieses Gerät damit aktuell eines der günstigsten Ryzen Laptops auf dem Markt. Das Modell, das wir uns heute ansehen werden, ist mit einem Ryzen 5 4500U sowie 16 GB 3200-MHz-DDR4-Arbeitsspeicher im Dual-Channel-Modus ausgestattet.
Das hier ist kein vollständiger Testbericht, wir werden also nicht alle herkömmlichen Tests durcharbeiten. Die Benchmark-Ergebnisse des Prozessors werden dennoch dargestellt und besprochen sowie mit denen anderer vor Kurzem getesteter Ryzen Laptops verglichen.
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Details
Gehäusequalität
Der Deckel des Flex 5 fühlt sich recht edel an. Es besteht aus einem glatten Kunststoff mit mattem Finish, das aussieht wie Metall. An rechten Rand hat Lenovo ein Metallabzeichen seines Logos hinzugefügt. Die Basiseinheit des Laptops wirkt etwas weniger glatt, ist aber noch lange nicht grob.
Die Tastaturoberfläche des Laptops ist griffig, etwas rau und besteht aus grauem Kunststoff. Das Material fühlt sich nicht ganz so luxuriös an wie der Deckel, ist durch seine griffige Oberfläche aber gut für den Tablet-Modus geeignet, was vermutlich auch der Hintergedanke des Herstellers war.
In beiden Händen gehalten fühlt sich der Laptop stabil an, nicht wackelig oder biegsam, wie das bei anderen Geräten durchaus vorkommen kann. Selbst bei geöffnetem Deckel wirkt die Tastaturoberfläche aus Kunststoff überraschend stabil. Einziger Kritikpunkt ist das leichte Quietschen am linken Rand des Geräts, das hörbar ist, wenn man das Notebook in einer bestimmten Position hält. Ansonsten fühlt sich auch die Basiseinheit des Laptops ziemlich stabil an.
Der obere Teil des Laptops wirkt ähnlich robust. Beim Verwindungsversuch gibt das Display nur leicht nach. Auch die Scharniere fühlen sich gut an, und der Deckel lässt sich locker mit einer Hand öffnen. Ab etwa 90 ° werden die Scharniere ziemlich fest, und man benötigt zwei Hände, um den Laptop in ein Tablet zu verwandeln. Das ist bei einem 2-in-1 aber zu erwarten.
Von wegen Scharniere: Das interne Design der Scharniere des Flex 5 lässt uns etwas an deren Langlebigkeit zweifeln. Die Scharniere geben bei vielen Geräten aus verschiedenen Gründen den Geist auf - einer der häufigsten Gründe dafür ist schlechtes Design.
Die Scharniere des Flex 5 wirken etwas klein und sind nur mit der unteren Kante des Deckels verbunden. Dadurch wird die Kraft beim Bewegen des Bildschirms auf das kleine Stück Kunststoff konzentriert. Es sieht zwar so aus, als wären die Scharniere an einen inneren Rahmen aus Kunststoff geschraubt, der seitlich am Display entlang verläuft, dennoch ist es unklar, ob dieser Rahmen auch Last verteilt und trägt. Immerhin scheint sich der Deckel beim Öffnen und Schließen des Geräts nicht zu verbiegen, ein offensichtliches mechanisches Problem liegt also nicht vor.
Diese Designentscheidung ist für Nutzer, die sich eine möglichst lange Lebensdauer ihres Geräts wünschen, nicht ideal. In der kurzen Zeit, in der wir mit dem Gerät gearbeitet haben, gab es keine Hinweise auf ein wirkliches Problem bei den Scharnieren. Käufer sollte sich diese Möglichkeit aber im Hinterkopf behalten. Im Produktforum von Lenovo finden sich einige Berichte von Nutzern, die meinen, dass das Lenovo Yoga schon länger mit diesem Problem zu kämpfen hat. Da aber nur Yoga Modelle spezifisch erwähnt werden, ist es unklar, ob auch das Flex davon betroffen ist.
Wenn Sie Risse um oder an den Scharnieren feststellen oder Sie den Eindruck haben, dass die Scharniere im Gehäuse locker werden, wäre es womöglich eine gute Idee, sich mit Lenovo in Verbindung zu setzen, bevor die Garantie ausläuft.
Besondere Features
Was macht dieses preiswerte Convertible im Vergleich zu den meisten Laptops heutzutage einzigartig? Es hat einen SD-Kartenleser in voller Größe. Im Test erreichte dieser Kartenleser - er trägt den Namen Realtek PCI-e - die maximale Übertragungsgeschwindigkeit von 90 MB/s, die unsere SD-Karte zu bieten hat. Zur Info: Die SD-Karte steht aus dem Gerät heraus; der Slot ist also nicht als dauerhafte Speichererweiterung geeignet.
Der Stylus ist ein anderer interessanter Aspekt dieses Notebooks. Das von uns getestete Modell war mit einem Lenovo Digital Pen ausgestattet - einem der billigeren Eingabestifte, die Lenovo auf seiner Website zu bieten hat. Nichtsdestotrotz lässt es sich mit diesem Stift recht gut auf dem Tablet zeichnen. Er unterstützt 4.096 Druckpunkte und läuft mit AAAA-Batterien. Geliefert wird der Stift mit einer Halterung, die in einen der USB-Typ-A-Ports eingesteckt werden kann. (Wodurch der Ein-/Ausschaltknopf verdeckt wird.)
Der Fingerabdruck-Scanner auf dem Laptop funktioniert ausgezeichnet. Er entsperrt das Gerät fast augenblicklich und ist auch sehr präzise - wir mussten ihn erst ein- oder zweimal ein zweites Mal berühren.
Der HDMI-Port auf der linken Seite des Gerätes unterstützt laut Spezifikationen bis zu 4K mit 24 Hz. In unserem Test konnten wir aber problemlos 4K mit 60 Hz erreichen.
Der USB-C-Anschluss wird nur für die Aufladung und die Übermittlung von Daten eingesetzt. DisplayPort wird nicht unterstützt. Auch wenn das Datenblatt die Fähigkeit zur Datenübertragung nicht explizit erwähnt, unterstützt der Port die üblichen USB-3.1-Features und kann etwa für den Datentransfer zwischen einem USB-Stick und dem Computer genutzt werden.
Sowohl die SSD als auch die WiFi-Karte können entfernt und ausgetauscht werden. Wenn Sie sich WiFi-6-Unterstützung wünschen oder die WiFi-Karte aus einem anderen Grund austauschen möchten, ist das mit diesem Laptop möglich. Auch der Speicherplatz kann mithilfe einer 2280-M.2-NVMe-SSD einfach erweitert werden. Leider ist das DDR4-RAM-Modul im Flex 5 an das Motherboard angelötet, sodass hier kein Upgrade möglich ist. Die Schrauben auf der Unterseite sind T5-Torx-Schrauben mit unterschiedlichen Längen. Seien Sie vorsichtig, die langen Schrauben nicht in die für kurze Schrauben gedachten Stellen zu schrauben, ansonsten könnten Sie das Gerät beschädigen.
Leistung
Die Leistung, die dieses preiswerte Convertible zu bieten hat, ist erstaunlich - insbesondere im Vergleich zu Laptops, die doppelt so viel kosten wie das Flex 5. Die Grafik unten zeigt, dass das Flex 5 die besten Ice-Lake-Geräte beiseite drängt und sogar um 25 Prozent oder mehr überholt. Dieses Ergebnis ist zumindest teilweise auf die unterschiedliche Anzahl an Kernen zurückzuführen (Ice-Lake-Prozessoren haben nur vier Kerne, während das Flex 5 sechs hat), doch das ändert nichts an der Tatsache, dass die Leistung besser ist als die teureren Mitstreiter.
Das wird noch offensichtlicher, wenn man bedenkt, wie viel besser das Flex 5 im Vergleich zu anderen, teureren Gegenstücken aus Lenovos eigener Produktlinie ist. Das Lenovo Yoga C940-14ILL, zum Beispiel, wird trotz seinem doppelt so hohen Preis vom Flex 5 in mehreren Benchmarks zerschmettert. Zwar bieten diese höherklassigen Modelle oft bessere Gehäusematerialien und eine längere Lebensdauer, was den höheren Preis teilweise rechtfertigt. Dennoch ist das für Nutzer, die insbesondere an der Performance interessiert sind, eine beeindruckende Leistung.
* ... kleinere Werte sind besser
Diese Benchmarks zeigen, dass das Flex 5 für ein so preiswertes Gerät eindeutig etwas zu bieten hat. Im Cinebench R20 unter Multi-Core-Last liegt die Leistung des Flex 5 mit einem Unterschied von 3 Prozent nur um ein Haar hinter der des MSI Prestige 15 A10SC (welches etwa dreimal so viel kostet wie das Flex) zurück. Im intensivsten Test von wPrime (1024m) hält das Flex 5 fast mit dem Dell XPS 13 7390 mit, der Unterschied ist mit einem Prozent hier noch geringer. Im 32m-Test fällt das Flex etwas zurück, was vermutlich auf die geringere Anzahl an Threads zurückzuführen ist (6 Threads statt 8/12). Denken Sie daran, dass das wPrime Ergebnis in Sekunden gemessen wird. Eine kleinere Zahl ist hier also besser.
Ein Großteil dieser Leistung kann dem überraschend leistungsfähigen CPU-Kühler, mit dem Lenovo dieses Notebook ausstattet, zugerechnet werden. Im Extreme-Performance-Modus und während des Stresstestes erreicht die Energieaufnahme der APU maximal etwa 45 Watt, fällt dann aber für den Rest des Tests auf 35 Watt zurück. Die Temperaturen schwanken unter dieser Last um die 95 °C. Der Laptop wurde während dieses Stresstests über das Stromnetz betrieben.
Die DPC-Latenzen sind auch recht gut. Diese Werte wurden während eines YouTube Videos gemessen, wobei das Gerät im Hintergrund auch mit einigen für die CPU intensiven Tätigkeiten beschäftigt war. Auch hier wurde das Flex 5 über das Netzgerät betrieben und war im Windows Modus auf "Maximum Performance" und in der Lenovo-Vantage-Software auf "Extreme Performance" eingestellt.
Nennenswerte Probleme
Während der Benchmarks stellten wir beim Temperaturmanagement des Flex 5 ein etwas ungewöhnliches Verhalten fest, zu sehen in meinem Video. Kurz gesagt ist der Laptop in der Lage, eine länger andauernde Last mit 35 W aufrechtzuerhalten. AMD ermöglicht es OEMs, das sogenannte Skin Temperature Aware Power Management (STAPM) zu konfigurieren. Dieses Feature ermöglicht, dass sich die APU selbst drosselt, um eine für unsere Haut angenehme Oberflächentemperatur zu erreichen. Das verbessert die User Experience und ist recht nützlich. Dennoch muss darauf geachtet werden, eine gute Balance zwischen einer konsistenten Leistung und einer angenehmen Temperatur zu finden.
Leider gibt es in der aktuellen Version der Firmware einen Bug, der dazu führt, dass das Gerät unter hoher Last alle paar Sekunden abrupt und stark drosselt. Das kommt nur im Akkubetrieb vor, wenn in der Lenovo-Vantage-Software der Extreme-Performance-Kühlmodus bzw. in den Windows Energiespareinstellungen Better Performance oder Best Performance ausgewählt ist. Jedes Mal, wenn der Hauttemperatursensor 47 °C misst, drosselt die APU die Energieaufnahme kurzfristig so gut wie vollständig zurück, was zu einem sprunghaften Verhalten führt. Das durchschnittliche Multi-Core-Ergebnis des Cinebench-R20-Benchmarks erreichte während dieses Verhaltens nur 77 Prozent der Leistung im Netzbetrieb: 1.948 cb.
Lenovo ist sich der Situation bewusst, hat aber noch nicht angekündigt, wann bzw. ob dieses Problem gelöst werden wird. Aktuell würden wir Nutzern, die Probleme mit Throttling haben, empfehlen, im Akkubetrieb den Intelligent-Cooling-Modus einzustellen, da die Leistung hier konstanter ist.
Abgesehen von diesen Throttling-Problemen haben wir auch einen Bug im sogenannten "OneKeyBattery" festgestellt. Das Flex 5 hat ein Feature, dank dem man im ausgeschalteten Zustand eine Taste auf der Tastatur drücken kann, um den Akkustand angezeigt zu bekommen. Dabei schaltet sich der Lüfter kurz ein. Beim Flex 5 schaltete sich allerdings der Lüfter ein, ohne das Gerät an sich einzuschalten. Somit lief der Lüfter weiter, während der Bildschirm schwarz blieb. Wir mussten das Gerät abwürgen, indem wir die Ein-/Ausschalttaste fünf Sekunden lang gedrückt hielten, um den Lüfter wieder auszuschalten.
Es kann sein, dass das nur ein einmaliges Problem war. Um es ein für alle Mal zu vermeiden, können Sie dieses Feature auch kurzerhand im BIOS deaktivieren. Diesen erreichen Sie, indem Sie den ausgeschalteten Laptop hochfahren (nicht aus dem Ruhezustand) und dann, sobald die Tastatur aufleuchtet, wiederholt F2 drücken, bis das BIOS angezeigt wird.
Schlussfolgerungen und weitere Überlegungen
Insgesamt übersteigt das Lenovo Flex 5 die Erwartungen für ein Gerät, das ab 550 Euro zu haben ist. Immerhin erreicht es eine Leistung, die selbst für Laptops mit einem doppelt so hohen Preisschild unerreichbar ist. Abgesehen davon bietet das Flex 5 auch 16 GB RAM, was zu diesem Preis ebenfalls sehr ungewöhnlich ist. Natürlich müssen dafür ein paar Kompromisse eingegangen werden. Das Display ist nicht das beste - aber sicherlich auch nicht das schlechteste FHD-Display, das wir je gesehen haben. Es wurde im Rahmen dieses Artikels nicht getestet - das eingesetzte Modell ist ein BOE NV140FHM-N4F.
Vergibt man ihm die fehlenden Anschlussmöglichkeiten und etwas billigen Gehäusematerialien, ist das Flex 5 ein tolles kleines Convertible mit jeder Menge Potenzial.