Test Samsung DeX Pad EE-M5100 Dockingstation
Während sich Microsofts Continuum auf dem Rückzug befindet, setzt Samsung weiterhin auf eine Desktopversion von Android und ist damit beinahe konkurrenzlos. Lediglich Huawei bietet ein ähnliches Feature, welches jedoch nur ein passendes Adapterkabel benötigt und keine vollständige Dockingstation und sich aktuell auf die Modelle P20 Pro und Mate 10 Pro beschränkt.
Samsungs DeX geht einen Schritt weiter und möchte als vollwertiger PC-Ersatz durchgehen können. Ein permanentes Dock bietet den Vorteil, optionale Peripherie wie Tastatur und Maus nicht jedes Mal erst umständlich koppeln zu müssen und versorgt das Smartphone zudem dauerhaft mit Strom.
Das Dex Pad wurde im Vergleich zur DeX Station leicht verändert. Wie diese Änderungen aussehen und warum wir das DeX Pad auch weiterhin nur eingeschränkt empfehlen können, lesen Sie im Test.
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Details
Gehäuse - Funktionales Design
Das Samsung DeX Pad ist leichter geworden und wiegt nur noch rund 136 Gramm. Das Gehäuse besteht vollständig aus Kunststoff und wirkt nicht sonderlich wertig. Die Verarbeitung ist jedoch gut und gibt keinen Anlass zur Kritik. Das Pad wirkt sehr stabil und es gibt keine scharfen Kanten.
Die Unterseite ist teilweise gummiert, sodass es auch auf glatten Oberflächen sicheren Halt findet. Bei der Arretierung des passenden Smartphones geht Samsung einen anderen Weg als bei der DeX Station und das Smartphone wird nun liegend auf den USB-Port geschoben. Dafür muss es ein wenig angehoben werden, was für einen gewissen Spielraum für Smartphone-Hüllen sorgt. Ein Vorteil ist, dass die Audioklinke des Telefons zugänglich bleibt.
Optimal ist die Verbindung dennoch nicht, da ein Galaxy-Smartphone ohne Hülle an der Anschlussseite stets ein wenig in der Luft hängt. Da das Handy nun auch als Touchpad genutzt werden kann, entsteht so bei der Bedienung Druck auf den USB-Port.
Ausstattung - DeX Pad ohne Ethernet, aber HDMI 2.0
Bei der Ausstattung des Samsung DeX Pad hat sich nicht alles zum Positiven verbessert. Die beiden USB-2.0-Ports sollen wohl nur dem Anschluss von Peripheriegeräten dienen. Schade, dass Samsung nicht zumindest eine Schnittstelle für höherer Übertragungsgeschwindigkeit ausgelegt hat, um schneller Daten austauschen zu können. Die USB-Ports haben im Test keine Probleme mit der Erkennung von Tastatur, Maus, Bluetooth-Dongle, Gamepad oder Speicherstick gehabt.
Der USB-C-Anschluss dient lediglich dazu, das Samsung DeX Pad mit Strom zu versorgen. Der HDMI-2.0-Port stellt ein Upgrade dar und unterstützt in der Theorie die Ausgabe von 4k-Inhalten, Samsung beschränkt dies jedoch auf WQHD (2.560 x 1.440 Pixel). Unter welchen Umständen dies jedoch nutzbar ist, erklärte sich uns nicht, denn die Bildausgabe an einem Ultra-HD-fähigen Fernseher erfolgte weiterhin nur in Full HD, die höhere Auflösung war nicht verfügbar. Auch die Nutzung eines anderen HDMI-Kabels brachte keine Änderung. Die Nutzung von WQHD ist wohl Monitoren mit der genannten Auflösung vorbehalten.
Der niedrigere Preis des DeX Pad schlägt sich auch in der Anschlussausstattung nieder, denn die Koreaner haben den Ethernetanschluss ersatzlos gestrichen, sodass eine Internetverbindung nun nur noch über das WLAN-Modul des Smartphones möglich ist. Dieser Schritt irritiert uns ein wenig, da die beworbenen RD-Tools sich vornehmlich an Businesskunden richten, diese aber vorzugsweise mit kabelgebundenen Lösungen arbeiten.
Software - DeX 2.5 reglementiert stärker
Samsung DeX setzt auf der Desktop-Variante von Googles Android 8.0 Oreo auf und liegt zum Zeitpunkt des Tests in der Version 2.5.84 vor. Der Desktop ist übersichtlich gestaltet und die wichtigsten Informationen zum Zustand des Galaxy-Handys sowie die Benachrichtigungszentrale sind schnell erreichbar und einsehbar. Lediglich die Annahme von Telefonaten gestaltet sich weiterhin schwierig. Wenn nicht der Lautsprecher genutzt werden soll, muss ein Headset angeschlossen werden.
Produktive Apps wie Office, der Browser oder das Mailprogramm lassen sich in der Größe frei anpassen. Anwendungen, die nicht für Samsungs DeX optimiert wurden, werden hingegen nur in einem kleinen Fenster ausgeführt. Vor allem bei Streamingdiensten wie Netflix lässt sich das auch nicht mit der Aktivierung von DeX-Labs umgehen. Auch Drittanbieter-Apps wie DeX MAX, welche mit der DeX Station noch wunderbar harmonierten, können nicht alle Probleme lösen, weshalb das DeX Pad in unseren Augen weiterhin keinen Smart-TV-Ersatz bieten kann.
Multitasking klappt prima und sehr flüssig. Es stellt kein Problem dar, mehrere Apps in Fenstern nebeneinander geöffnet zu haben. Aufwändigere Apps wie Spiele werden weiterhin angehalten, wenn eine andere genutzt wird. Medienstreaming ist aber auch im Hintergrund möglich.
Samsung DeX unterstützt den Remote-Zugriff auf virtuelle Windows-Computer über VDI-Lösungen (Virtual Desktop Infrastructure), wie beispielsweise Citrix Receiver, VMware Horizon Client und Amazon WorkSpaces, wofür jedoch gesondert Lizenzen erworben werden müssen. Wer Lösungen aus dem Play Store wie Microsofts Remote-Desktop-Verbindung nutzen möchte, wird enttäuscht. Zwar funktioniert die Verbindung, jedoch ist die Ansicht auf ein kleines Fenster beschränkt, dessen Größe nicht verändert werden kann.
Das Samsung DeX Pad funktioniert momentan ausschließlich mit dem Galaxy S8, Galaxy S8+, Galaxy Note 8, Galaxy S9 und Galaxy S9+.
Zubehör und Garantie
Den Lieferumfang des Samsung DeX Pad hat der Hersteller kräftig erweitert. Es gibt nun das gleiche modulare Netzteil samt USB-Kabel, welche unter anderem auch dem Galaxy S9 beiliegen. Außerdem befindet sich ein passendes HDMI-Kabel im Karton, sodass der Käufer auch tatsächlich direkt durchstarten kann.
Samsung bietet eine 24-monatige Garantie auf sein Produkt.
Bedienung - PC-Feeling mit dem passenden Zubehör
Wer das Samsung DeX Pad als Desktop-Ersatz nutzen möchte, sollte über die Anschaffung einer zusätzlichen Tastatur und Maus nachdenken, um eine optimale Bedienung zu gewährleisten. Im Test haben wir uns für eine kabellose Bluetooth-Variante entschieden, deren Dongle einfach in die Station eingesteckt wird.
Alternativ kann das angeschlossene Samsung-Smartphone nun auch als Touchpad genutzt werden. Uns konnte diese Lösung jedoch nicht vollends überzeugen. Das fängt schon mit der Ausrichtung des Smartphones (wir nutzen ein Galaxy S9+) an. Denn die App für das Touchpad wird auf dem Galaxy-Handy anhand des Lagesensors ausgerichtet, sodass es schon mal sein kann, dass Smartphone und Pad gemeinsam geneigt werden müssen, damit die Ausrichtung des Pads optimal ist. Zeigergeschwindigkeit und die Reaktionseigenschaften hingegen sind in Ordnung, außerdem werden auch Gesten unterstützt. Es passiert bei der Steuerung aber immer wieder mal, dass wir mit dem Handballen gegen das aufliegende Smartphone prallen, was gelegentlich die DeX-Verbindung unterbrochen hat.
Den Touchscreen des Galaxy-Smartphones zur Steuerung zu nutzen, sehen wir nur als Notlösung. Wer wirklich produktiv mit Samsung DeX arbeiten möchte, sollte auf Maus und Tastatur zurückgreifen.
Spiele - DeX mit vielen Einschränkungen
Mit den für Samsung DeX kompatiblen Galaxy-Smartphones wird von jedem Modell mehr als genug Leistung zur Verfügung gestellt, um auf dem Handy die Titel in hoher Detailstufe darzustellen. Das sollte auch für die Spiele auf DeX gelten, doch im Alltag hatten wir mit anderen Problemen zu kämpfen.
Es fängt schon damit an, dass viele Spiele auf eine Steuerung mit dem Touchscreen ausgelegt sind und mit angeschlossenen USB-Kontrollern nichts anfangen können. Die Bluetooth-Modelle haben es da oft etwas leichter, jedoch sind auch hier nicht alle Gamepads geeignet. Eine Ausnahme bildete im Test Dead Trigger 2, welches das angeschlossene USB-Gamepad und auch Maus und Tastatur sofort erkannte und uns durch deren Konfiguration führte.
Ein weiteres Problem ist, dass auch hier nicht alle Titel im Vollbildmodus ausgeführt werden können oder erst gar nicht starten. Unter anderem zählt PUBG Mobile zu letzteren. Selbst die über den Gamelauncher vorgeschlagenen Spiele wie Vainglory machen auf Samsung DeX keinen Spaß, da die Steuerung nicht gelungen optimiert wurde und die Auflösung des Spiels nicht ansehnlich skaliert wird. Das gelingt bei Titeln wie Shadow Fight 3 und Dead Trigger 2 wesentlich besser. Andere Titel wie Asphalt 8 sind vom System für DeX gesperrt.
Den Zombie-Shooter haben wir auch unter Samsung DeX nochmal durch unseren Test-Parcours gejagt. Die mit GameBench ermittelten Bildraten liegen über denen, die wir im Test des Galaxy S9+ gemessen haben, denn die Sperre von 30 FPS ist im DeX-Modus aufgehoben. Dies ist wahrscheinlich auf die zusätzliche Kühlung mittels des Lüfters der Dockingstation zurückzuführen. Die Frameraten liegen entsprechend höher, schwanken jedoch recht deutlich, vor allem in Kampfszenen pendeln sie eher zwischen 41 und 46 FPS.
Der GFXBench erzielt im DeX-Modus zudem deutlich schlechtere Ergebnisse.
Dead Trigger 2 | |||
Einstellungen | Wert | ||
high | 56 fps |
Emissionen - Hoher Verbrauch im Standby
Die Leistungsaufnahme des DeX Pad hat sich gegenüber der DeX Station nicht verbessert, sondern fällt sogar noch etwas höher aus. Bei unseren Messungen liegt die Dockingstation nie unter 0,92 Watt, was im Jahr immerhin rund 8 kWh sind. Dabei war nicht mal ein Smartphone an das Pad angeschlossen.
Die Oberflächentemperaturen sind im normalen Alltagsbetrieb angenehm niedrig und liegen nur minimal über der Zimmertemperatur. Unter Last erwärmt sich das DeX Pad vor allem im Bereich der Anschlüsse. Insbesondere um den HDMI-Port wird es richtig warm und wir können fast 46 Grad messen.
Auch das Samsung DeX Pad besitzt wieder einen Lüfter, welcher aber im Leerlauf nur dann hörbar ist, wenn das Ohr direkt an die Station gehalten wird. Aber selbst wenn kein Galaxy-Handy an das Pad angeschlossen ist, scheint der Lüfter noch zu drehen. Unter andauernder Last wird er mit bis zu 47 dB(A) doch hörbar, wenn auch dieses Szenario im Alltag nur sehr selten erreicht wird.
Pro
Contra
Fazit
Das Samsung DeX Pad ist zwar nicht der angepriesene Ersatz für einen Computer, aber durchaus ein spannendes Produkt mit guten Ansätzen. Samsung nimmt vor allem Veränderungen im Detail vor. Die liegende Position des Smartphones hat den Vorteil, das Smartphone nun auch als Touchpad und die Audioklinke weiterhin nutzen zu können. Dafür wird der LAN-Anschluss gestrichen. Angesichts des geringeren Preises jedoch ein Kompromiss, mit dem sich vor allem private Nutzer leicht arrangieren können.
Der größere Lieferumfang und der kleinere Preis machen das Samsung DeX Pad trotz seiner Schwächen zu einem spannenden Produkt.
Die Einschränkungen bei der Software sind da schon etwas gravierender. Viele Multimedia-Apps lassen sich nicht im Vollbildmodus ausführen und manche Spiele können im DeX-Modus erst gar nicht gestartet werden, obwohl dies mit der DeX Station noch möglich war. Wer DeX lediglich dazu nutzen möchte, im Web zu surfen, E-Mails zu schreiben und mit ein paar Office-Anwendungen zu arbeiten, ohne dafür einen teuren Computer anschaffen zu müssen, für den kann das Samsung DeX Pad eine passende Alternative darstellen.
Die Dockingstation ist aber kein Alleskönner und vor allem in puncto Gaming gibt es einige Einschränkungen. Für aktuell etwas mehr als 60 Euro (99 Euro UVP) ist das DeX Pad aber dennoch eine lohnende Investition für Besitzer eines kompatiblen Galaxy-Smartphones.