Test Samsung DeX EE-MG950 Dockingstation
Mit der DeX-Station möchte Samsung seine Flaggschiff-Smartphone Galaxy S8 und Galaxy S8+ produktiver werden lassen und orientiert sich damit stark an Microsofts Continuum, welches jedoch mit Windows 10 Mobile betrieben wird. Samsung hingegen setzt auf eine Desktop-Variante von Googles Android.
Die Inbetriebnahme gestaltet sich recht einfach. Samsung DeX benötigt lediglich einen Stromanschluss, ein HDMI-Kabel, an dem ein externer Bildschirm angeschlossen wird, sowie eine Maus und Tastatur. Danach muss das Galaxy-Smartphone lediglich eingesteckt werden und schon kann es losgehen. Klingt nicht nur einfach, ist es auch. Warum wir die DeX-Station dennoch nur eingeschränkt empfehlen können, lesen Sie im Test.
Gehäuse
Das Gehäuse des Samsung DeX Docks ist mit 232 Gramm vergleichsweise leicht. Das kleinere Dock von Microsoft bringt zwar nur 229 Gramm auf die Waage, ist aber auch wesentlich kleiner und wirkt durch sein Metallgehäuse wertiger. Das Modell von HP ist mit 449 Gramm das schwerste im Vergleichsfeld.
Das Kunststoffgehäuse des DeX wirkt weder optisch noch haptisch sonderlich ansprechend und spiegelt nicht so recht die hohe UVP von 149 Euro wider. Die Verarbeitung ist jedoch gut und es gibt keine echten Kritikpunkte. Eine gummierte Unterseite verhindert zudem, dass die Docking-Station vom Tisch rutschen kann.
Es ist jedoch etwas umständlich, das Smartphone anzuschließen, da der Schacht etwas breiter ist und es keine Führung gibt. Das ist vor allem bei der modularen Aufbauweise des HP-Docks wesentlich besser gelöst.
Ausstattung
Die Ausstattung der Samsung DeX Dockingstation liegt auf einem ähnlichen Niveau wie bei den Konkurrenzmodellen mit Windows 10 Mobile. Sie bietet einen USB-Type-C-Anschluss, welcher für die Stromversorgung zuständig ist sowie zwei weitere Type-A-Ports, welche den Übertragungsstandard 2.0 unterstützen, an denen Peripheriegeräte oder Speichermedien angeschlossen werden können. Über einen HDMI-Port erfolgt die Bildausgabe. Das System lässt sich zudem auch kabelgebunden in ein Netzwerk einbinden, die Ethernet-Schnittstelle unterstützt jedoch nur 100 MBit/s.
Der Lieferumfang fällt leider sehr bescheiden aus. In der Verpackung befindet sich nur die Dockingstation und eine mehrsprachige Schnellstartanleitung. Ein passendes Netzteil ist nicht im Paket enthalten, es muss entweder separat erworben werden oder es kann auch das des Galaxy S8 verwendet werden. Samsung empfiehlt hauseigene Netzteile (9 V/1,67 A, 9 V/2 A, 12 V/2,1 A) für einen reibungslosen Ablauf. Soll dabei die Schnellladefunktion des Smartphones erhalten bleiben, muss ein optionaler Ladeadapter (12 V/2,1 A) erworben werden, welcher von Samsung selbst zum Zeitpunkt des Tests nicht angeboten wird.
Die Bildausgabe der Samsung DeX Dockingstation ist auf 1.920 x 1.080 Bildpunkte limitiert. Werden höher auflösende Displays genutzt, wird der Inhalt entsprechend skaliert, sodass der Bildschirm voll ausgefüllt wird, was bei 21:9-Monitoren zu Verzerrungen führen kann. Der Bildausschnitt kann jedoch angepasst werden, was dann wiederum dicke Ränder zur Folge hat.
Software
Samsung DeX funktioniert im Prinzip wie Microsofts Continuum und stellt die Benutzeroberfläche eines mobilen Betriebssystems in einer Desktop-Variante dar. In diesem Fall ist es Google Android 7.0. Dies gelingt Samsung optisch auch sehr gut. Der Desktop wirkt aufgeräumt, modern und reagiert sehr flott auf Eingaben. Die Steuerung mit Maus und Tastatur klappt ebenfalls gut, es ist nur etwas schade, dass das Galaxy-Smartphone nicht als Touchpad genutzt werden kann.
Durch die vollständige Integration des Google Play Store lassen sich alle Apps auf der Oberfläche öffnen und nutzen. Es fällt jedoch schnell auf, welche Anwendungen bereits eine Anpassung für DeX erhalten und welche nicht. So können Streaming-Apps von Netflix oder Sky Ticket zwar gestartet und genutzt werden, jedoch nur in einem verkleinerten Fenster und nicht im Vollbildmodus, was Samsung DeX als Smart-TV-Ersatz praktisch unbrauchbar macht. Das Multitasking klappt prima und sehr flüssig. Es stellt kein Problem dar, mehrere Apps in Fenster nebeneinander geöffnet zu haben. Die nicht aktiven Apps werden jedoch angehalten, sodass es beispielsweise nicht möglich ist, gleichzeitig im Web zu surfen und nebenbei die Lieblingsserie zu streamen.
An sich ist es praktisch, dass alle Nachrichten direkt auch auf den Desktop gepusht werden. Dies trifft auch auf eingehende Anrufe zu, leider steht der Nutzer dann vor einer echten Herausforderung, wenn er kein Bluetooth-Headset besitzt.
Samsung DeX unterstützt auch den Remote-Zugriff auf virtuelle Windows-Computer über VDI-Lösungen (Virtual Desktop Infrastructure), wie beispielsweise Citrix Receiver, VMware Horizon Client und Amazon WorkSpaces, wofür jedoch gesondert Lizenzen erworben werden müssen.
Leider bleibt die Nutzung von Samsung DeX zunächst auf das Galaxy S8 und Galaxy S8+ beschränkt. Selbst das Galaxy Tab S3, welches die nötige Hardware und Power besitzt, bietet diese Funktion nicht. Die DeX-Dockingstation lässt sich auch mit Continuum-Smartphones verwenden, die dann Windows 10 Mobile nutzen und vollen Zugriff auf die Schnittstellen von DeX haben. Anders herum funktioniert dies leider nicht. Ein an das Microsoft Continuum Dock angeschlossenes Galaxy S8+ hat den Bildschirm einfach nur auf das externe Display gespiegelt, DeX wurde jedoch nicht gestartet – schade eigentlich.
Emissionen
Wir haben die Samsung DeX Station zusammen mit dem Netzteil des Galaxy S8+ betrieben. Eine starke Erwärmung der Oberfläche konnten wir dabei nicht feststellen. Im Leerlauf liegt der Messwert gerade mal 0,2 Grad über der Umgebungstemperatur und auch im Betrieb wird die DeX-Station nicht wärmer als 31 °C.
Dafür ist die Leistungsaufnahme überraschend hoch und schwankt zwischen 0,65 und 0,75 Watt, ohne dass etwas angeschlossen ist. Das sind im Jahr ca. 1,84 Euro (Berechnungsgrundlage 0,30 Cent / kWh) laufende Kosten, nur dafür, dass es zur Verfügung steht.
Die DeX-Station besitzt zudem einen eingebauten Lüfter. Im normalen Desktop-Modus, ohne aufwändigere Apps, bleibt dieser ausgeschaltet. Unter mittlerer Last springt er dann aber doch recht schnell an und pendelt im Frequenzbereich zwischen 16 und 2.000 Hz um die 50 dB(A) und ist damit gut hörbar. Bei andauernder Last legt der Lüfter dann nochmals eine Schippe drauf und erreicht bis zu 56 dB(A). Für ein Gerät, das eigentlich passiv gekühlt wird, ist dies definitiv zu laut.
Fazit
Die Samsung DeX EE-MG950 Dockingstation ist durchaus ein spannendes Produkt, das sich vor allem für Privatnutzer eignet, die einfach zwischendurch gerne an einem größeren Bildschirm ihren Mailverkehr organisieren, kleinere Schreibarbeiten oder auch etwas Bildbearbeitung erledigen wollen. Der Einsatz im Business ist zwar auch möglich, in diesem Bereich zeigen sich die Windows-Lösungen, allen voran das HP Elite x3, jedoch besser aufgestellt und durchdachter. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Windows-Geräte trotzdem voll nutzbar bleiben, selbst wenn sie sich im Docking-Modus befinden.
Samsung DeX ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, um den Desktop-PC zu ersetzen. Aber eher ein erster Schritt, statt ein finaler.
Ein Ärgernis ist der geringe Lieferumfang der DeX-Dockingstation. Hier hätten wir zumindest ein Netzteil erwartet, welches stark genug ist, die Schnellladefunktion der Galaxy S8-Smarthones zu ermöglichen. Die Nutzung eines Lüfters in der Dockingstation ist ebenfalls nicht nachvollziehbar. Er bläst unnötig laut, selbst bei mittlerer Last ist er bereits deutlich zu hören. Die Benutzeroberfläche weiß trotz kleiner Macken im Multitasking zu gefallen und wirkt sehr durchdacht. Außerdem wirkt sie auch auf Ultra HD-Panels noch sehr ansprechend, obwohl sie nur für 1.080p ausgelegt ist.
Die Samsung DeX Dockingstation ist ein gelungener Erstversuch der Koreaner, welcher aber noch Luft nach oben hat. Mit einer UVP von 149 Euro empfinden wir sie als recht teuer, der aktuelle Marktpreis liegt jedoch mittlerweile unter 100 Euro und ist damit durchaus eine Überlegung wert.