Test LG L90 Smartphone
Auch LG hat das Stichwort der „Produktdiversifikation“ auf seine Fahnen geschrieben und bietet Smartphones in allen erdenklichen Ausführungen an. Das L90 ist eines der neueren Modelle und wird mit 4,7-Zoll-Display ausgeliefert. Befeuert wird es von einem Snapdragon 400-SoC (MSM8226) mit einer Taktrate von 1,2 GHz, insgesamt vier Kernen und 1 GB Arbeitsspeicher. Das IPS-Display verfügt über eine WVGA-Auflösung mit 960 x 540 Pixeln.
Das Smartphone siedelt sich, mit einem UVP von 249 Euro, an dem unteren Ende des Mittelklasse-Bereichs an. Der Hersteller hat in den vergangenen Monaten eine Vielzahl nennenswerter Modelle auf den Markt gebracht und tritt unter anderem als Auftragsfertiger für das Google Nexus 4 und Nexus 5 auf. Wenn es LG gelungen ist, Eigenschaften der genannten Smartphones bei dem L90 unterzubringen, erwartet uns sicherlich ein spannendes Stück Hardware.
Wenig spannend und mit fraglichem „Design-Faktor“ zeigt sich das Gehäuse. Optisch reiht sich das L90 zwischen einer Vielzahl anderer Barren-Smartphones ein. Äußerlich besteht das Gerät fast vollends aus Kunststoff; das strukturierte Backcover fühlt sich nicht übermäßig hochwertig an. Mit Abmessungen von 131,55 x 66,02 x 9,65 mm ist das L90 breiter und länger als das Moto G – bei der Gehäusedicke wendet sich das Blatt (Moto G: 11,6 mm). Auch bei dem Gewicht ist das L90 dem Konkurrenten überlegen, denn es bringt ca. 19 Gramm weniger auf die Waage.
Verarbeitungsmängel oder ungleichmäßige Spaltmaße sucht man bei dem LG Modell vergebens. Dass die Verwindungssteifigkeit nicht auf dem Niveau des Moto G liegt, ist der Gerätedicke geschuldet. In schwarz und in weiß kann das Smartphone derzeit erworben werden.
Entgegen dem Konzept des LG G2 setzt der Hersteller bei unserem Testgerät auf die althergebrachte Anordnung der Tasten und Anschlüsse. Positiv zu erwähnen ist die Möglichkeit der Speichererweiterung mittels Micro-SD-Karte. Das ist auch zwingend erforderlich, denn von dem eingebauten 8-GB-Flashspeicher stehen gerade einmal 3,4 GB zur freien Verwendung.
Software
Das aktuelle Betriebssystem von Google hört auf den Namen KitKat (4.4.2) und ist bei unserem Testgerät bereits vorinstalliert. Wie man es von anderen LG Geräten kennt (beispielsweise LG G2), sind etliche Apps vorinstalliert und einige Software-Anpassungen wurden getätigt. So kann das Gerät beispielsweise der „KnockCode“ entsperrt werden. Dies ist eine Abwandlung des „Entsperrmusters“, wobei Bereiche des Bildschirms in einer vordefinierten Reihenfolge angetippt werden müssen.
Kommunikation & GPS
Die mobile Datenverbindung zum Internet wird entweder per bestehendem Datentarif oder per WLAN-Modul realisiert. Unterwegs funktioniert das per UMTS (900/2.100 MHz), HSDPA 21 Mbit/s, HSUPA 5,76 Mbit/s oder GSM (850/900/1.800/1.900 MHz). Sobald ein WLAN zur Verfügung steht, kann sich per 802.11 b/g/n damit verbunden werden. Des Weiteren steht Bluetooth 4.0 für kabellose Übertragung im Kurzstreckenbereich zur Verfügung.
Das eingebaute aGPS-Modul kann innerhalb relativ kurzer Zeit eine Verbindung zu den Satelliten herstellen. Im Feldtest mit dem Fahrrad und dem Referenzgerät von Garmin (Edge 500) fällt jedoch auf, dass die Genauigkeit etwas zu wünschen übrig lässt. In Summe unterschlägt das L90 eine Distanz von 400 Metern. Zwar sind das „nur“ 3,4 % der Gesamtstrecke, dennoch ist es ärgerlich, wenn man bei den sportlichen Aktivitäten ein verfälschtes Ergebnis angezeigt bekommt.
Telefonfunktionen und Sprachqualität
Auf Seiten der Sprachqualität haben wir keinerlei Mängel feststellen können. Die Anrufe waren weder von Störgeräuschen noch von Verbindungsabbrüchen geplagt. Auch den Gesprächspartner konnten wir ausreichend gut verstehen. Leichte Abzüge gibt es bei der Verwendung der Freisprechfunktion, denn diese ist etwas zu leise. Hier sollte man von einem Headset Gebrauch machen oder per Bluetooth eine externe Freisprecheinrichtung koppeln.
Kameras & Multimedia
Die Hauptkamera auf der Rückseite löst mit maximal 8 MP auf, wobei die Frontkamera nur mit einem 1,3-MP-Sensor bestückt ist. In einer dunkleren Umgebung steht der Hauptkamera ein LED-Blitz zur Seite – Wunder sollte man keinesfalls erwarten.
Die Resultate sind, im Vergleich mit der Referenzkamera, etwas zu hell und daher wirken die Farben teilweise zu blass. Vergrößert man das Bild am Computer auf die maximale Auflösung (100-%-Darstellung), fallen Detailungenauigkeiten auf und die Scharfzeichnung lässt zu wünschen übrig.
Zubehör & Garantie
Die Garantielaufzeit des L90 beträgt insgesamt 24 Monate. Der Akku unterliegt indes einer zeitlichen Abdeckung von nur 6 Monaten. Als Beigabe legt der Hersteller ein Headset dem Lieferumfang hinzu. Dabei handelt es sich um eine On-Ear-Version.
Eingabegeräte & Bedienung
Multitouch-Eingaben stellen für das Testgerät absolut kein Problem dar: Mit bis zu 8 Fingern gleichzeitig kann der Screen bedient werden. Ebenso werden die getätigten Befehle sehr schnell umgesetzt. Es entsteht kaum Wartezeit zwischen dem Drücken des Touchscreens und Ausführen der Eingabe. Mit dem LG G2 wurde das Feature „Knock-On“ eingeführt – nicht zu verwechseln mit dem im L90 programmierten Befehl („Knock-Code“). Mit „Knock-On“ kann das Gerät aus dem Standby geweckt werden, jedoch unterstützt das L90 diese Funktion leider nicht. Erfreulich ist die Rückkehr der ausgelagerten Navigationsleiste inklusive physischem Home-Button.
Das 4,7-Zoll-Display löst mit 960 x 540 Pixeln (WVGA) auf und stellt 16,7 Millionen Farben dar. Der LCD-IPS-Screen ist mit 92 % sehr homogen ausgeleuchtet und macht dem hervorragenden Ergebnis des Wiko Stairway Konkurrenz. Im Durchschnitt leuchtet der Screen mit 377,1 cd/m². Das Moto G kommt in dieser Disziplin auf 416,8 cd/m², jedoch ist der Schwarzwert des Motorola Devices mit 0,54 cd/m² erheblich höher als bei unserem Probanden (0,31 cd/m²). Dies hat den Vorteil, dass der Kontrast des L90 spielend leicht die 1000-Marke knackt und sich bei 1.261:1 einpendelt. Die gemessenen Werte unter Zuhilfenahme des X-Rite i1Pro 2 bescheinigen bislang ein erstaunlich gutes Resultat.
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Ausleuchtung: 92 %
Helligkeit Akku: 391 cd/m²
Kontrast: 1261:1 (Schwarzwert: 0.31 cd/m²)
ΔE Color 5.09 | 0.5-29.43 Ø4.92
ΔE Greyscale 4.83 | 0.5-98 Ø5.2
Gamma: 2.39
Die Screenshots der CalMAN Software zeigen, dass das Smartphone-Display rote Farben zu blass darstellt. Der Graustufenverlauf hingegen ist sehr nah an der Ideallinie orientiert, und das Display arbeitet mit einer durchschnittlichen Farbtemperatur von 7355 K. Bei helleren Graustufen wird eine Abweichung vom Richtwert sichtbar.
Der hohe Kontrast in Kombination mit einem respektablen durchschnittlichen Luminanz ist eine gute Ausgangslage für die Lesbarkeit des Displayinhaltes unter freiem Himmel. Leider fehlt ein Helligkeitssensor, sodass diese immer manuell geregelt werden muss.
Eigentlich sollte man bei IPS-Display davon ausgehen, dass die Blickwinkelstabilität in höchstem Maße gegeben ist. Aber auch bei diesem Hardware-Bauteil gibt es Unterschiede. Negativ fällt auf, dass der Kontrast und die Farbwiedergabe sehr stark schwanken, sobald man von rechts oben auf den Screen blickt. Der Blick von links oben hat lediglich die Folge, dass der Displayinhalt aufgrund von geringer Helligkeit kaum noch zu erkennen ist. Zentrale und leicht horizontal oder vertikale Betrachtungswinkel sind indes kein Problem.
Der Snapdragon 400 ist kein unbeschriebenes Blatt. In der Vergangenheit wurde der SoC ausgiebig getestet und fand in zahlreichen Modellen Einzug. Mit 1,2 GHz je Kern arbeitet der Quad-Core die gestellten Aufgaben zügig ab und profitiert von der Adreno 305 (GPU). Zur Seite steht dem Prozessor ein Arbeitsspeicher mit der Größe von 1 GB. Diese Kombination wurde beispielsweise im LG G2 Mini, dem Motorola Moto G oder dem Nokia Lumia 630 verbaut.
In zahlreichen Benchmarks liegen die Resultate von Moto G und L90 auf vergleichbarem Niveau. Auch der MediaTek MT6589 aus dem Wiko Stairway arbeitet in derselben Liga. Mit dem Renesas MP5232 stellt das Samsung Galaxy Core eine Außenseiterrolle dar – der Dual-Core kann mit der Performance der 4-Kerner nur im Single-Core-Modus des „Geekbench 3“ mithalten.
Geekbench 3 | |
32 Bit Multi-Core Score (nach Ergebnis sortieren) | |
LG L90 | |
Motorola Moto G 1. Gen XT1032 | |
Wiko Stairway | |
Google Nexus 5 | |
Samsung Galaxy Core LTE SM-G386F | |
32 Bit Single-Core Score (nach Ergebnis sortieren) | |
LG L90 | |
Motorola Moto G 1. Gen XT1032 | |
Wiko Stairway | |
Google Nexus 5 | |
Samsung Galaxy Core LTE SM-G386F |
Epic Citadel - Ultra High Quality (nach Ergebnis sortieren) | |
LG L90 | |
Motorola Moto G 1. Gen XT1032 | |
Google Nexus 5 | |
Samsung Galaxy Core LTE SM-G386F |
Das Feld bei browserbasierten Laufzeittests ist gemischt, dennoch lässt sich subsumieren, dass unser Testgerät zu den besseren Modellen gehört. Hauptsächlich verliert das L90 im Duell gegen das Nexus 5 und das Apple iPhone 5C.
Browsermark - --- (nach Ergebnis sortieren) | |
LG L90 | |
Motorola Moto G 1. Gen XT1032 | |
Wiko Stairway | |
Google Nexus 5 | |
Samsung Galaxy Core LTE SM-G386F | |
Apple iPhone 5c | |
Nokia Lumia 1320 |
Octane V1 - Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
LG L90 | |
Motorola Moto G 1. Gen XT1032 | |
Wiko Stairway | |
Google Nexus 5 | |
Samsung Galaxy Core LTE SM-G386F | |
Apple iPhone 5c | |
Nokia Lumia 1320 |
Mozilla Kraken 1.0 - Total (nach Ergebnis sortieren) | |
LG L90 | |
Motorola Moto G 1. Gen XT1032 | |
Wiko Stairway | |
Google Nexus 5 | |
Nokia Lumia 1320 |
Peacekeeper - --- (nach Ergebnis sortieren) | |
LG L90 | |
Motorola Moto G 1. Gen XT1032 | |
Wiko Stairway | |
Google Nexus 5 | |
Samsung Galaxy Core LTE SM-G386F | |
Apple iPhone 5c | |
Nokia Lumia 1320 |
* ... kleinere Werte sind besser
Der Vergleich der Schreibgeschwindigkeiten zeigt, dass der Speicher bei dieser Aufgabe deutliche Schwächen hat. Alle Konkurrenten erzielen bessere Werte, teilweise mit einem Abstand von 425 %. Bei Lesevorgängen wendet sich das Blatt, denn das L90 übertrumpft, bis auf einmal (Moto G), alle Kontrahenten.
Videos & Spiele
Der Snapdragon 400 ist ausreichend dimensioniert, um Full-HD-Videos oder aber anspruchsvolle 3D-Spiele zu genießen. Für QFHD-Videos ist der SoC nicht freigegeben – dementsprechend hat das Smartphone erhebliche Probleme mit der Darstellung solcher Sequenzen. Möchte man diese extrem hoch aufgelösten Videos abspielen, sollte man zu dem Snapdragon 800 greifen. Dieser ist in einer Vielzahl der Highend-Geräte verbaut wie beispielsweise dem LG G2, dem Google Nexus 5 oder dem Xperia Z1.
Temperatur
Das Temperaturprofil kommt an das des Moto G heran, spielt jedoch nicht auf demselben Niveau. Unter Volllast erreicht das L90 Temperaturen zwischen 32,1 °C und 31,3 °C auf der Vorder- und Rückseite. Um ca. 3 °C sinken die gemessenen Werte, sobald eine nur geringe Leistung am Prozessor anliegt. Generell lässt sich feststellen, dass die hauptsächliche Wärmeentwicklung im oberen Gerätedrittel stattfindet. Der Maximalwert liegt hier bei 36,5 °C. Dies ist dennoch zu verkraften, da man das Smartphone üblicherweise an der unteren Hälfte in der Hand hält. Die Netzteiltemperatur liegt mit maximal 40 °C im grünen Bereich.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 36.5 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 35.1 °C (von 21.9 bis 63.2 °C für die Klasse Smartphone).
(+) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 34.1 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.9 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 29.2 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 32.8 °C.
Energieaufnahme
Die Energieaufnahme spiegelt im Wesentlichen die Effizienz des Zusammenspiels der verbauten Hardware wider. Wie gut passen die Komponenten zusammen und wie erfolgreich ist deren Abstimmung aufeinander? Wird die volle Rechenpower des SoCs nicht gebraucht, zeigt sich eine Leistungsaufnahme zwischen 0,5 und 1,2 Watt. Läuft der Quad-Core-Prozessor auf Hochtouren, zeigt der Ausschlag auf dem Messgerät 1,6 bis 3,2 Watt. An für sich eine gute Ausbeute, vor allem in Anbetracht des hellen Displays. Der Blick über den Tellerrand hin zu Motorola zeigt Optimierungspotenzial auf Seiten LGs. Das Moto G ist, trotz nochmals besserer Luminanz, sparsamer – in allen Bereichen. Die einzige Möglichkeit, die Akkulaufzeit des Moto G zu übertrumpfen, ist nun der Weg über die Akkukapazität.
Aus / Standby | 0 / 0.2 Watt |
Idle | 0.5 / 1 / 1.2 Watt |
Last |
1.6 / 3.2 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Akkulaufzeit
Wie bereits im vorangehenden Abschnitt erklärt, muss LG die weniger sparsame Leistungsaufnahme durch die Dimension des Akkus wettmachen. Mit 2.540 mAh ist das mobile Kraftwerk üppiger ausgestattet – um fast 500 mAh gegenüber dem Moto G. Zudem kann der Akku im Handumdrehen ausgetauscht werden.
Über diverse Tests hinweg haben wir ausführlich überprüft, ob denn der größere Akku den gewünschten Erfolg bringt und in zwei von drei Messreihen muss man LG zu dieser Entscheidung gratulieren. Unter Last kommt das L90 auf eine Laufzeit von 4 Stunden und 11 Minuten. Das ist eine geringe Steigerung zum Moto G, wenn auch nur um wenige Minuten. Deutlicher fällt der Unterschied im WLAN Test auf, denn unser Testgerät überbietet die Vorlage von Motorola um 3 Stunden. Der Idle-Test bringt das Konkurrenzmodell zurück an die Spitze, wenn auch nur mit einem Vorsprung von ca. 35 Minuten.
Das L90 soll LG mit breiter Brust befähigen, im Mittelklasse-Bereich für große Furore zu sorgen. Ähnliche Spezifikationen wie die des Motorola Moto G sind dafür die Grundlage, dennoch schafft es der südkoreanische Hersteller nicht, den Kaufpreis derart gering zu halten – doch dazu später mehr. Der Snapdragon 400 sorgt für ausreichend Rechenpower, und das 4,7-Zoll-Display strahlt mit 377 cd/m² im Mittel. Die verwendeten Gehäusematerialien wirken etwas billig, aber dank strukturierter Rückseite liegt das Gerät recht gut in der Hand. Besonderer Erwähnung bedarf es im Bereich der Akkulaufzeit: Mit fast 24 Stunden Laufzeit bei angeschaltetem Display zählt es schon zu den Ausdauer-Smartphones.
Die Entscheidung zwischen Moto G und LG L90 ist sicherlich keine leichte. Eine der größten Schwachstellen der Konkurrenz löst das L90 spielend leicht – dank Micro-SD-Karte wird der magere Speicher (8 GB) um ein Vielfaches erweitert. Derzeit ist das L90 (schwarz) für 235 Euro im Handel erhältlich. Wer mit 8 GB Flashspeicher leben kann und zudem ein blickwinkelstabileres Smartphone bei HD-Auflösung sein eigen nennen will, sollte zum Moto G (8GB) greifen – die Ersparnis liegt bei ca. 75 Euro.