Test HP Chromebook 11
Bei all der Aufmerksamkeit für tragbare und internetfähige Geräte ruht sich Google nicht auf dem Erfolg seiner Android Tablets aus. Stattdessen sehen wir seit einigen Jahren eine stufenweise Einführung von simplen und günstigen Notebooks mit dem Namen Chromebook. Ziel dieser Geräte ist es, die Lücke zwischen tastaturlosen Tablets und vollwertigen Notebooks zu schließen und damit die grundlegenden Bedürfnisse von normalen Anwendern abzudecken. Prinzipiell handelt es sich bei den Geräten um die einfachsten Notebooks, die zurzeit erhältlich sind (man denke auch an Netbooks).
Allerdings bedeutet einfach nicht automatisch auch besser, wie wir bereits in anderen Tests von Chromebooks sehen konnten. Der größte Knackpunkt ist dabei sicherlich das recht primitive Chrome OS, welches immer noch in den Kinderschuhen steckt. Es ist weder mit Windows noch mit OS X vergleichbar, und obwohl es versucht, die bewährten Funktionen der beiden Systeme bereitzustellen, befindet es sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht einmal annähernd in derselben Liga.
Beim HP Pavilion 14 Chromebook, welches wir vor einigen Monaten im Test hatten, handelt es sich um eine günstige Alternative zu einem normal großen Notebook. Allerdings gab es Probleme mit der Konstruktion und der Ergonomie. Das Chromebook 11 setzt seine Prioritäten hingegen mehr auf Aussehen und Ergonomie anstatt auf technische Daten und Größe. Das Ergebnis ist eher ungewohnt: Ein elegantes und attraktives Plastikgehäuse mit einem Magnesiumrahmen, ein IPS-Display und deutlich bessere Eingabegeräte. Und all das für lediglich 299 Euro - wo ist also der Haken an der Sache? Die Antwort liegt in der Hardware. Nur 2 GB RAM und ein Rückschritt zu einem ARM-Prozessor (Samsung Exynos 5250 GAIA), welcher sonst üblicherweise in Smartphones zu finden ist. Man sollte also nicht allzu viel Leistung vom Chromebook 11 erwarten. Die Frage bei diesem Kaufpreis ist allerdings: Ist die gebotene Leistung ausreichend?
Gehäuse
Mit seinem schlanken und klaren Design könnte das Chromebook 11 auch aus Apples Produktkatalog stammen. Hochglänzende, weiße Oberflächen dominieren das Erscheinungsbild und werden lediglich von einzelnen Farbstreifen an der Tastatur oder auf dem Display-Deckel (beleuchtet) ergänzt. Der ziemlich breite Display-Rand des 11 Zoll großen Bildschirms hat eine matte Oberfläche, was in unseren Augen eine sehr gute Entscheidung ist. Das gesamte Aussehen passt nicht wirklich zu einem billigen Computer, tatsächlich ist uns noch kein besser aussehender Plastikzwerg untergekommen. Falls das bisher noch nicht klar geworden ist: Wir haben es mit einem äußerst mobilen Gerät zu tun. Neben einer Höhe von lediglich 16 mm stoppt die Waage bei nur 1,044 kg.
Dabei hinterlässt das Chromebook 11 sogar einen recht stabilen Eindruck; wir können die Basiseinheit nur minimal eindrücken. Es ist zudem beruhigend, dass sich unter dem Plastikgehäuse noch ein zusätzlicher Magnesiumrahmen befindet, der die Haltbarkeit des Gerätes mit Sicherheit verbessert. Im geschlossenen Zustand entsteht der Eindruck, das Gerät könnte selbst größerem Druck standhalten, ohne Schaden zu nehmen. Der Display-Deckel auf der anderen Seite ist aufgrund des dünnen Profils anfälliger gegen Verbiegen oder Druck auf die Rückseite. Das einzelne Scharnier hält den Bildschirm sicher in Position und verhindert lästiges Nachwippen beim Tippen, was oftmals ein Problem bei sehr günstigen Geräten ist.
Das gesamte Gerät wurde so gefertigt, dass keine Schrauben an der Außenseite des Gehäuses zu sehen sind. Natürlich wird die Demontage damit zu einem Alptraum. Die Unterseite des Gerätes wird von vielen Plastikclips gehalten, die nur sehr schwer zu lösen sind. Wir haben unseren Versuch, das Gerät zu öffnen, sogar abgebrochen, um unser Testexemplar nicht zu beschädigen. Auch der Bildschirm ist ähnlich stur, denn der Display-Rand lässt sich anscheinend nicht entfernen.
Anschlussausstattung
Mit der Auswahl eines ARM-Chipsatzes wurde auch die Ausstattung des Chromebook 11 dementsprechend reduziert. Anstelle eines vollwertigen Notebooks wird nur die notwendigste Funktionalität geboten. Die Anzahl der Schnittstellen reduziert sich auf insgesamt nur noch drei: zweimal USB 2.0 und ein 3,5-mm-Kopfhöreranschluss. Zusammen mit dem Netzteilanschluss befinden sich alle Anschlüsse auf der linken Seite des Notebooks. Die Anordnung ist dabei sehr gut gewählt, und selbst sperrigere USB-Sticks sollten kein Problem darstellen (obwohl sich die Anschlüsse sehr nah am Boden befinden und dickere Geräte das Chromebook leicht anheben können). Trotz des fehlenden dedizierten Ausgangs gibt es mit Hilfe eines SlimPort-Adapters sogar die Möglichkeit, das Videosignal auszugeben. Dieser ist für etwa 15-20 Euro im Zubehörhandel erhältlich.
Noch ein kurzer Hinweis zum Ladeanschluss: Es handelt sich lediglich um einen Micro-USB-Anschluss, womit eine große Kompatibilität mit existierenden Geräten gegeben ist. Allerdings sind Berichte, laut denen man Smartphone-Ladegeräte verwenden kann, nicht ganz korrekt: Das Netzteil muss mindestens 3 Ampere liefern, andernfalls erscheint ein Hinweis, dass das Gerät aufgrund des unzureichenden Netzteils nicht geladen wird. Da die Vielzahl der Smartphone Netzteile lediglich 2,1 A oder weniger bereitstellen, ist es unwahrscheinlich, dass man in naher Zukunft nur noch ein Netzteil für die mobilen Geräte verwenden kann. Es sei denn, man verwendet ausschließlich das größere Chromebook Netzteil.
Kommunikation
Das HP Chromebook 11 unterstützt neben Bluetooth 4.0 WLAN-Netzwerke mit den Standards 802.11a/b/g/n in 2,4-GHz- sowie 5-GHz-Netzen. Die maximale Transferrate beträgt bis zu 300 MBit/s, allerdings ist die Signalqualität höchstens durchschnittlich. Die WLAN-Anzeige zeigt an vielen Stellen lediglich 3 von 4 Balken an, während unsere ThinkPads und Dells konstant vollen Empfang hatten. Das sollte aber keinen allzu großen Einfluss auf das Surfen im Internet haben, jedenfalls solange man sich nicht in den Randbereichen des eigenen Netzwerks aufhält.
Im Gegensatz zum bereits getesteten größeren Pavilion 14 Chromebook gibt es beim Chromebook 11 keinen Netzwerkanschluss. Wenn man allerdings bedenkt, dass das Pavilion 14 lediglich 10/100 MBit/s unterstützt, fällt dieser Nachteil nicht allzu sehr ins Gewicht.
Die Webcam des Chromebook 11 ist kleiner als beim 14er-Modell und unterstützt bloß die VGA-Auflösung (640 x 480). Die Qualität lässt dabei zu wünschen übrig: Videos ruckeln, die Resultate in dunkleren Umgebungen sind sehr schlecht, und es gibt lediglich Mono-Audio.
Zubehör und Garantie
In der Verpackung des Chromebook 11 findet man nur das bereits erwähnte 3-Ampere-USB-Ladegerät. Der Hersteller gewährt eine einjährige eingeschränkte Garantie.
Software
Chrome OS
Obwohl es seit einiger Zeit erhältlich ist, ist Chrome OS immer noch ein ziemlich eingeschränktes Betriebssystem. Dieses Problem sollte man vor dem Kauf eines Chromebooks kennen. Auf der anderen Seite ist der Einstieg in die Welt des World-Wide-Web auch ziemlich simpel. Gleich am Anfang wird man aufgefordert, sich mit seinem Google Konto anzumelden (wie ein wanderndes Windows Profil), um das System für die Benutzung zu personalisieren. Sofort werden die Favoriten und die Erweiterungen des Chrome Browsers von anderen Systemen übernommen - natürlich nur unter der Voraussetzung, dass man sich dort ebenfalls mit seinem Google Konto angemeldet hat. Auch Dateien, die in Google Drive abgelegt wurden, sind sofort innerhalb des sehr simplen Datei-Browsers zugänglich.
Auch all die anderen Google Apps sind natürlich mit wenigen Klicks zu erreichen; Gmail und YouTube sind über Symbole am unteren Bildschirmrand zugänglich. In dieser Art Symbolleiste befinden sich auch alle anderen wesentlichen Programme von Chrome OS. Rechts von diesen Symbolen ist zudem das Apps-Menü anzutreffen, welches alle Programme auflistet, die zurzeit auf dem Gerät installiert sind. Wie in der Vergangenheit gibt es in der unteren rechten Ecke Informationen zur aktuellen Zeit, der WLAN-Verbindung, dem Akku und den Energieoptionen sowie dem eigenen Google Konto und den Systemeinstellungen. Das Einstellungsmenü ist ziemlich spartanisch: Es ist lediglich eine Seite im Chrome Browser und kann nicht einmal mit den Einstellmöglichkeiten eines modernen Smartphones konkurrieren. Egal wie man darüber denkt, es ist immer hilfreich, Optionen zu den Systemeinstellungen zu haben, falls man etwas ändern möchte - aber das ist mit dem Chromebook 11 nicht immer möglich. Mit einem kleinen Trick kann man sich jedoch mehr Informationen und Einstellmöglichkeiten anzeigen lassen. Man muss einfach nur chrome://about in die Adresszeile des Browsers eingeben.
Der größte Vorteil von dem Chromebook ist, dass nur sehr wenige Daten lokal auf dem Gerät gespeichert werden. Diese Cloud-Speicher-Philosophie ist sogar dermaßen tief in dem Betriebssystem verwurzelt, dass man 100 GB Google Drive Speicherplatz für einen Zeitraum von zwei Jahren bekommt, wenn man das Gerät innerhalb von 60 Tagen nach dem Kauf registriert. Nach diesem Zeitraum muss man für den Cloud-Speicher bezahlen - allerdings wird man den Speicher brauchen, denn das Chromebook selbst ist lediglich mit 16 GB Speicher ausgerüstet. Das ist ausreichend für einige Dokumente und eine kleine Fotosammlung, aber das war es auch schon. Das größte Problem ist allerdings, dass beinahe jede Funktion des Chromebook 11 eine aktive Internetverbindung benötigt - und damit viele Geschäftskunden sowie Anwender mit unregelmäßigem Netzwerkzugang abschrecken wird.
Damit sind auch schon alle Funktionen des Betriebssystems beschrieben. Obwohl es möglich ist, Apps aus dem Google Play Store zu installieren, gibt es keine Möglichkeit, normale x86-Windows-Programme oder Mac OS Programme auf dem Chromebook zu benutzen. Da Google jede App überprüft, bevor sie im Store zu Verfügung steht, sind Chromebooks auch deutlich sicherer als alle anderen Notebooks. Alles in allem tauscht man Komplexität und Vielseitigkeit (und zwar jede Menge) gegen ein einfach zu bedienendes und sicheres Betriebssystem. Allerdings ist das eine deutlich größere Veränderung, als man es zuerst annimmt. Zusammenfassend ist das Gerät ausreichend für die grundlegenden Bedürfnisse, allerdings sollte man keinen Ersatz für ein vollwertiges Notebook erwarten.
Eingabegeräte
Tastatur
Bei der Tastatur können wir einen deutlichen Fortschritt zum Vorgänger, dem Pavilion 14 Chromebook, sehen. Die Tastatur des Pavilion 14 machte einen billigen Eindruck und war sehr unpräzise, hinzu kamen eine schwammige Rückmeldung, ein begrenzter Tastenhub sowie eine komische Tastenanordnung. Das Chromebook 11 ist so ziemlich das genaue Gegenteil. Aufgrund des dünnen Profils ist der Tastenhub weiterhin begrenzt - aber das Feedback ist knackig und der Anschlag ist sehr präzise. Die Tasten hinterlassen mit ihrer matten Oberfläche zudem einen wertigeren Eindruck als beim Pavilion 14 Chromebook. Eine wackelige Tastatur, welche oftmals bei günstigen Notebooks zu finden ist, sucht man beim Chromebook 11 vergeblich.
Der Vergleich mit einer normalen Tastatur zeigt einige kleine Anpassungen. Strg und Alt auf der linken Seite sind sehr groß, um die Lücke zur Leertaste auszufüllen (normalerweise durch Fn- und Windows-Taste belegt). In der obersten Reihe wurden die normalen Sondertasten durch spezielle Tasten ersetzt, die optimal an das Betriebssystem angepasst wurden. Es gibt Tasten für die Browser-Navigation (Vor, Zurück, Aktualisieren), Helligkeits- und Lautstärkeeinstellung, sowie den Power Button oben rechts. Diese Tasten sind lediglich halb so hoch wie die restlichen Tasten und ermöglichen damit eine komfortablere Tastatur-/Touchpad-Kombination. Die Anordnung hinterlässt einen sehr aufgeräumten Eindruck und nutzt den vorhandenen Platz optimal aus.
Touchpad
Das Chromebook 11 verwendet ein Clickpad von Atmel maxTouch, das während unseres Tests sehr präzise und komfortabel zu bedienen war. Auch die Größe ist ausreichend, mit den normalen Cursor-Einstellungen konnten wir problemlos den gesamten Bildschirm abdecken. Die glatte und matte Oberfläche hat gute Gleiteigenschaften und auch die integrierten Tasten scheinen ganz gut zu funktionieren, allerdings haben wir immer noch Probleme mit der begrenzten Tap-to-Click-Unterstützung von Chrome OS (man kann nicht gleichzeitig auswählen und verschieben; diese Funktionalität muss über Tasten eingeleitet werden). Dieses Problem ist uns bereits beim Pavilion 14 Chromebook aufgefallen und liegt an den zuvor erwähnten begrenzten Einstellmöglichkeiten von Chrome OS. Zwei-Finger-Scrollen funktionierte allerdings wunderbar, nur Pinch-to-Zoom wird erstaunlicherweise nicht unterstützt. Alles in allem funktioniert das Touchpad recht zufriedenstellend und besser als bei vielen günstigen Notebooks.
Display
Während das Pavilion 14 Chromebook mit einem größeren Bildschirm ausgestattet war, um auch mit normalen Notebooks zu konkurrieren, verfolgt das Chromebook 11 einen anderen Ansatz mit seinem kleineren 11-Zoll-Display und liegt damit mehr im Netbook-Bereich. Das Display hat eine Auflösung von 1.366 x 768 Pixel, was normalerweise nichts Besonderes wäre. Aufgrund der kleinen Bildschirmdiagonalen ergibt sich aber eine gute Pixeldichte von 142 dpi. Zudem handelt es sich um ein IPS-Display, welches hervorragende Blickwinkel und eine vernünftige Farbgenauigkeit ermöglicht.
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Ausleuchtung: 86 %
Helligkeit Akku: 321.1 cd/m²
Kontrast: 578:1 (Schwarzwert: 0.556 cd/m²)
ΔE Color 6.15 | 0.5-29.43 Ø4.92
ΔE Greyscale 6.26 | 0.5-98 Ø5.2
Gamma: 2.41
Die durchschnittliche Helligkeit des Bildschirms entspricht mit 300 cd/m² exakt der Herstellerangabe. Aufgrund der Ausleuchtung von 86 % kommt es zu keinen sichtbaren Helligkeitsunterschieden, und der Schwarzwert von 0,556 cd/m² resultiert in einem guten Kontrastverhältnis von 578:1.
Die Farbgenauigkeit wird für Käufer des Chromebook 11 wahrscheinlich nicht sonderlich wichtig sein, trotzdem ist es angenehm, Fotos oder Videos mit möglichst geringen Farbverfälschungen zu betrachten. HP bewirbt einen Farbumfang von 60 Prozent, was für ein günstiges Notebook durchaus üblich ist. Glücklicherweise ist der Bildschirm schon vor der Kalibrierung recht brauchbar mit einer DeltaE(2000)-Abweichung von 6,15 (ColorChecker) in CalMan 5, wobei wir die größten Abweichungen bei Blau und Indigo, gefolgt von Orange, feststellen. Die restlichen Farben sind mit DeltaE(2000)-Werten unter 5 recht gut; unterhalb dieses Wertes ist es schwierig, einen Unterschied zwischen der richtigen und der dargestellten Farbe zu erkennen.
Im Außeneinsatz ist die glänzende Bildschirmoberfläche leider nicht sehr hilfreich. Im Schatten ist noch alles in Ordnung, bei hellen Lichtquellen nehmen die störenden Reflexionen aber schnell Überhand. Die gute Helligkeit und der gute Kontrast können dieses Problem zumindest teilweise ausgleichen und ermöglichen auch einen begrenzten Einsatz in helleren Umgebungen. Zu guter Letzt überprüfen wir die Blickwinkelstabilität: Wie wir es von einem IPS-Display erwarten, sind die Blickwinkel sehr groß. Es spielt keine Rolle, von welcher Seite wir auf das Notebook schauen: Der Inhalt ist selbst unter extremen Winkeln stets sichtbar.
Leistung
Wie wir bereits gesehen haben fühlt sich das Chromebook 11 deutlich besser an und sieht auch besser aus als sein 14 Zoll großer Gegenspieler, allerdings mussten Kompromisse eingegangen werden, um den Preis von 299 Euro zu ermöglichen. Diese Kompromisse fallen bei dem Umgang mit dem System auf, denn die Leistung ist durch den ARM basierten Chipsatz mit seiner niedrigen Energieaufnahme deutlich reduziert. Genauer gesagt handelt es sich bei dem Samsung Exynos 5250 SoC um den Prozessor aus dem letztjährigen Google Nexus 10 Tablet, welcher aus zwei Cortex-A15-Kernen mit einem Takt von 1,7-GHz besteht. Trotz dem höheren Energiebedarf (und damit auch höherer Leistung) im Vergleich zu anderen ARM Lösungen bleibt diese Konstellation selbst gegen recht schwache Intel Prozessoren, die in vielen Ultraportables und Chromebooks (auch im Pavilion 14 Chromebook) zu finden sind, ziemlich blass. Die Effizienz der 32-nm-Architektur geht mit einem maximalen Energieverbrauch von 4-8 Watt in Ordnung, aber mehr auch nicht.
Die beiden DDR3-1600MHz RAM-Module (SODIMM) von Nanya Technology ergeben eine Speicherausstattung von 2 GB. Das klingt für heutige Verhältnisse relativ unspektakulär, ist aber eigentlich gar nicht so schlecht, wenn man die extrem geringen Hardware-Anforderungen von Chrome OS berücksichtigt. Wir hatten keine Probleme, mehrere Browser Tabs parallel auszuführen, und wir konnten auch keine Limitierung durch den Speicher feststellen. Trotzdem liegt das Chromebook 11 leistungstechnisch deutlich hinter dem Acer C720 mit 4 GB RAM und einer Intel (Haswell) Celeron 2955U-CPU.
Videowiedergabe
Wie immer testen wir die 720p-Wiedergabe mit dem YouTube Video Big Buck Bunny. Aufgrund des fehlenden SlimPort-Adapters mussten wir auf die 1080p-Wiedergabe an einem externen Monitor verzichten. Big Buck Bunny liegt im sehr beliebten H.264/MPEG-4 AVC (Blu-ray) Format vor. Trotz des langsamen Prozessors war die Wiedergabe auf dem Chromebook 11 meistens flüssig und es kam nur gelegentlich zu leichten Rucklern. Andere Testvideos im gleichen Format bestätigten dieses Ergebnis.
System Performance
Wir haben die etwas träge Bedienung des Chromebook 11 bereits kurz erwähnt, daher waren wir besonders an den Benchmark-Ergebnissen interessiert. Unser erster Test war der SunSpider 1.0 JavaScript Benchmark, bei dem das Chromebook mittelmäßige 704,4 ms +/- 1,4 % (weniger ist besser) benötigte. Dieses Ergebnis ist den Atom Prozessoren aus den zwei Jahre alten Chromebooks, wie dem Samsung Serie 5 Chromebook (1.517 ms), klar überlegen, allerdings auch schlechter als die Modelle aus dem letzten Jahr (Samsung 550C22-H01US Chromebook: 443,9 ms). Und auch das Pavilion 14 Chromebook ist mit 551,8 ms deutlich schneller.
Der nächste Benchmark ist Futuremark Peacekeeper, welcher insbesondere die Browserleistung und die Performance bei der Videowiedergabe analysiert. Das Resultat von 1.069 Punkten ist dabei bestenfalls ernüchternd. Erneut sind sowohl das Pavilion 14 Chromebook (1.474 Punkte) als auch das Samsung 550C22-H01US (1.601 Punkte) deutlich überlegen, und das Chromebook Pixel (3.613 Punkte) spielt sowieso in einer anderen Liga.
Abschließend haben wir noch die JavaScript Leistung mit Googles Octane v1 überprüft. Das Endresultat von 5.323 Punkten ist keinesfalls schlecht und auf einem Level mit dem Pavilion 14 Chromebook (5.444 Punkte). Es ist sogar besser als die erste Generation des Microsoft Surface Pro (5.124 Punkte), gegen das Chromebook Pixel (13.171 Punkte) oder auch viele moderne Tablets hat das Chromebook 11 allerdings keine Chance.
Sunspider - 1.0 Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
HP Chromebook 11 | |
HP Pavilion 14-c010us | |
Microsoft Surface 2 |
Peacekeeper - --- (nach Ergebnis sortieren) | |
HP Chromebook 11 | |
Google Chromebook Pixel | |
HP Pavilion 14-c010us | |
Microsoft Surface 2 |
Octane V1 - Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
HP Chromebook 11 | |
Google Chromebook Pixel | |
HP Pavilion 14-c010us | |
Microsoft Surface Pro | |
Microsoft Surface 2 |
* ... kleinere Werte sind besser
Emissionen
Geräuschemissionen
Das Chromebook 11 kommt nicht nur ohne Lüfter aus, es hat überhaupt keine rotierenden oder sich bewegenden Teile. Demzufolge ist es komplett lautlos, und wir können auch kein nervendes CPU-Fiepen oder andere Störgeräusche vernehmen. Da es in dieser Kategorie nichts zu messen gibt, haben wir auf die üblichen Lautstärkemessungen verzichtet.
Temperaturen
Trotz der passiven Kühlung bleibt die Temperaturentwicklung des Chromebook 11 in den meisten Fällen sehr moderat. Im Leerlauf lagen die höchsten Temperaturen an der Ober- und Unterseite bei rund 38 Grad Celsius. Allerdings ändert sich die Situation schon bei wenig Last (inkl. HD-Videowiedergabe) und das Gerät wird mit 45 °C bzw. 48,8 °C an den gleichen Stellen (jeweils oben rechts und in der Mitte oben) fühlbar wärmer. Beim normalen Surfen im Internet ist das kein Problem, allerdings kann das Notebook bei kontinuierlicher Videowiedergabe auf den Oberschenkeln durchaus unangenehm werden.
(-) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 45.6 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 33.1 °C (von 21.6 bis 53.2 °C für die Klasse Netbook).
(-) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 48.8 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 36.6 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 30.8 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 29.8 °C.
(+) Die Handballen und der Touchpad-Bereich erreichen maximal 33.8 °C und damit die typische Hauttemperatur und fühlen sich daher nicht heiß an.
(-) Die durchschnittliche Handballen-Temperatur anderer getesteter Geräte war 29.3 °C (-4.5 °C).
Lautsprecher
Die beiden Lautsprecher des Chromebook 11 befinden sich rechts und links unterhalb der Tastatur und sind nach oben gerichtet. Man würde es bei diesem kleinen Gerät nicht vermuten, aber die Lautsprecher sind wirklich sehr laut und sogar recht ausgewogen. Es sollte kein Problem darstellen, einen mittelgroßen Raum zu beschallen, und selbst tiefe Frequenzen sind erstaunlich präsent. Bei höheren Lautstärkeeinstellungen kommt man dann aber auch an die Grenzen der Treiber - trotzdem ist das Ergebnis mehr als ausreichend für alltägliche Multimediaaufgaben.
Akkulaufzeit
Das Chromebook 11 ist lediglich mit einem 30-Wh-Akku ausgerüstet, aber zusammen mit dem ARM-basierten SoC sollten die Laufzeiten unter normalen Bedingungen trotzdem recht üppig sein.
Leider war es uns aufgrund der Inkompatibilität des Battery Eater Pro und Chrome OS nicht möglich, unsere üblichen Laufzeittests durchzuführen. Trotzdem haben wir versucht, die Bedingungen des Tests mit unseren eigenen Mitteln zu simulieren. Für die maximale Auslastung (minimale Laufzeit) verwenden wir zwei 1080p-Videos nebeneinander in zwei unterschiedlichen Fenstern. Anschließend haben wir gewartet, bis sich das Chromebook automatisch abgeschaltet hat. Bei diesem Test war die Bildschirmhelligkeit konstant und das Display konnte sich nicht abschalten. Unter diesen Bedingungen erreichte das Chromebook 11 eine Laufzeit von 3 Stunden und 26 Minuten. Das ist ein gutes Ergebnis, aber auch nicht weiter überraschend für ein ARM basiertes Gerät. Beim Surfen im Internet und mit einer Helligkeit von rund 150 cd/m² (Stufe 11 von 16) lag die Laufzeit bei 5 Stunden und 8 Minuten - Durchschnitt für diese Geräteklasse.
Fazit
Bei einem Preis von 299 Euro kann man eigentlich nicht sehr viel am Chromebook 11 kritisieren. Auf der einen Seite ist es ein attraktives und scheinbar langlebiges Gerät mit einer guten Verarbeitung - auf der anderen Seite konkurriert es aufgrund des einfachen Betriebssystems und der begrenzten Funktionalität (ganz zu schweigen von dem schwachen Prozessor) eher mit Tablets und (den mittlerweile nicht mehr erhältlichen) Netbooks und nicht mit normalen Notebooks.
Diese Tatsache reduziert auch den Reiz eines solchen Gerätes. Obwohl es über gute Eingabegeräte, ein helles IPS-Display sowie eine überdurchschnittliche Verarbeitung (zumindest für diese Geräteklasse) verfügt, werden diese positiven Aspekte von einigen Problemen überschattet. Dazu gehört zum Beispiel die Inkompatibilität mit normalen x86-Anwendugen (und damit die Limitierung auf Apps aus dem Google Play Store), die Voraussetzung einer aktiven Internetverbindungen für die meisten Funktionen und die vergleichsweise geringe Leistung (verglichen mit anderen Notebooks und Ultrabooks). Zusammen mit den durchschnittlichen Akkulaufzeiten erhält man sicherlich kein schlechtes Gerät für diesen Preis, allerdings kann es die Lücke zwischen einem Tablet und einem klassischen Notebook nur teilweise füllen und schafft es leider nicht, das Beste aus beiden Welten zu kombinieren.
Obwohl es den meisten anderen Chromebooks hinsichtlich Verarbeitung, dem Bildschirm und den Eingabegeräten überlegen ist, gibt es für die meisten Einsatzgebiete vermutlich bessere Geräte als das Chromebook 11. Für reines Surfen im Internet kann man mit einem kleinen Tablet wie dem Google Nexus 7 oder dem Amazon Kindle Fire HDX 7 eigentlich nichts falsch machen, auch wenn das Chromebook 11 diese Aufgabe gut bewältigt. Wenn es aber um günstige (und möglichst portable) Produktivität geht, sind Subnotebooks mit vollwertigem Windows (und deutlich mehr Funktionalität) die bessere Wahl, zum Beispiel das Acer Aspire V5-131 - auch wenn qualitative hochwertige Geräte teurer sind (der einzige wahre Vorteil des Chromebook 11). Wenn es um Produktivität geht, sollte man ehrlich gesagt besser in anderen Bereichen Kompromisse eingehen, denn Chrome OS ist derzeit einfach zu begrenzt. Es mag sicherlich einige Anwender geben, die mit dem Chromebook 11 glücklich werden, aber alle anderen sollten es sich ganz genau überlegen.