Test Archos 50c Oxygen Smartphone
Wie die guten Testergebnisse von Konkurrenten wie dem Motorola Moto G beweisen, kommen Smartphones der 200-Euro-Klasse langsam aus ihrer Schmuddelecke und entwickeln sich zu ernsthaften Alternativen für Käufer mit mittleren bis gehobenen Ansprüchen. Wer auf einen der aktuell schnellsten SoCs, innovative Sonderausstattung und Software-Beigaben sowie ein Display mit Full-HD oder noch höherer Auflösung verzichten kann, findet hier oft schon alles, was das Herz begehrt. Ein Beispiel für diesen erfreulichen Trend ist auch unser Archos 50c Oxygen, das sich mit seinem 5 Zoll messenden HD-Bildschirm (IPS, 1.280 x 720 Pixel, 294 ppi), Octacore-SoC Mediatek MT6592 und integrierter Mali-450-MP4-GPU auch innerhalb dieses Preissegments abhebt, wo noch häufig 960 x 540 Pixel und langsamere Dual- oder Quadcore-SoCs wie der verbreitete Qualcomm Snapdragon 400 MSM8926/MSM8922 mit Andreno 305 anzutreffen sind. Auch eine 8-MP-Hauptkamera ist in diesem Preissegment keine Selbstverständlichkeit. Eine echte Besonderheit des Testgerätes ist die Möglichkeit, zwei SIM-Karten parallel einzusetzen (Dual-SIM). Als Betriebssystem kommt Android 4.2.2 zum Einsatz. Auf unserem Testsample war bereits Version 4.4 KitKat installiert, das gegenüber Vanilla Android (noch) nur sehr wenige Anpassungen erfahren hat.
Als Vergleichsgeräte für unsere Benchmarks ziehen wir zunächst einige Geräte mit einem der zuvor erwähnten Snapdragon-SoCs heran: Sony Xperia M2 (4,8 Zoll, ca. 250 Euro), Motorola Moto G (4,5 Zoll, ca. 170 Euro) und Huawei Ascend G6 (4,5 Zoll, etwa 250 Euro). Weiterhin ist das Huawei Ascend G730 im Rennen, das im 5,5-Zoll-Format kommt und den langsameren Mediatek MT6582 (4 Kerne, 1,3 GHz, Mali-400 MP2) beherbergt.
Das Kunststoffgehäuse ist in Schwarz (Bildschirmeinfassung) und dunklem Anthrazit gehalten. Schaut man von oben darauf, sind die beiden kurzen Kanten abgerundet, die langen nicht. Beim Blick von unten ist es genau umgekehrt. Das sieht schick aus, hat aber den Nachteil, dass beim Halten die beiden unteren Ecken in die Handfläche drücken, was in der Praxis aber nur leicht gestört hat. Die Rückseite mit ihrer samtweichen, rutschhemmenden Oberfläche zieht Fingerabdrücke an. Mit etwas Kraftaufwand ließ sich das insgesamt stabile Gehäuse leicht verwinden, ohne dabei Geräusche von sich zu geben. Drückt man auf der einfach zu entfernenden Rückseite herum, ist ein leises Knistern zu vernehmen.
Die beiden einzigen Anschlüsse sind dort anzutreffen, wo die meisten sie auch erwarten: Micro-USB 2.0 befindet sich an der Unterseite rechts, die obligatorische 3,5-mm-Klinkenbuchse oben etwas links von der Mitte. Entfernt man die Rückseite, hat man einfachen Zugang zu den beiden SIM-Slots (1x Mini, 1x Micro) und dem Steckplatz für microSD-Karten mit bis zu 64 GB.
Software
Das bei unserem Testsample vorinstallierte Android 4.4.2 wurde gegenüber dem etwa bei den Nexus Smartphones von Google/LG anzutreffenden Vanilla Android kaum verändert. Wer viel Wert auf die zusätzlichen und teilweise Performance fressenden Zusatzfunktionen legt, die etwa Samsungs TouchWiz-Oberfläche oder HTC Sense mitbringen, ist hier an der falschen Adresse. Archos steuert einige Apps bei, die wir rechts aufgezählt haben. Ein Update auf Android 4.4 KitKat wurde vom Hersteller für den Herbst angekündigt.
Kommunikation & GPS
Beim Spielen des Augmented Reality Games Ingress zeigten sich die GPS-Empfangseigenschaften als unauffällig. Sowohl im Freien wie auch in geschlossenen Räumen mit Fenster gelang der Fix im Vergleich mit einem Nexus 4 ähnlich schnell, und auch die Genauigkeit wusste zu überzeugen.
Telefonfunktionen und Sprachqualität
Die mitgelieferte Telefon-App bringt nur die nötigsten Funktionen wie Anrufliste, Freisprechen und Mikrofonabschaltung mit und greift auf die Google-Kontakte-App zu. Nummern von Kontakten können immerhin durch eine Matchcode-Suche mithilfe der Buchstaben-Belegungen der Zahlentasten gefunden werden.
Die Sprachqualität im E-Plus-Netz geht in Ordnung, zieht aber nicht die Wurst vom Teller. Das Gegenüber ist sehr gut verständlich, Stimmen klingen voll, aber einen Tick zu präsent, teilweise etwas blechern und minimal verzerrt. Ein Festnetz-Gesprächspartner wusste umgekehrt einen ähnlichen Höreindruck zu vermitteln und zog im direkten Vergleich die zurückhaltendere Abstimmung eines Nexus-4-Mikrofons vor. Die ordentliche Lautstärke ist hingegen nicht zu kritisieren.
Kameras und Multimedia
8 Mio. Pixel sind für ein Smartphone dieser Preisklasse zumindest auf dem Papier eine Hausnummer, sagen über die tatsächliche Bildqualität allein grundsätzlich aber wenig aus. In der Praxis konnten wir eine Tendenz zu überbelichteten Bildern ("Normalmodus") feststellen. Die aggressive Rauschunterdrückung schafft es nicht ganz, Bildrauschen selbst bei sehr guten Lichtverhältnissen aus einfarbigen Flächen wie dem blauen Himmel herauszurechnen, vermatscht aber Flächen mit geringem Kontrast wie Rasen komplett. Der Kontrastumfang, den die Kamera abbilden kann, geht in Ordnung.
Bildervergleich
Wählen Sie eine Szene und navigieren Sie im ersten Bild. Ein Klick ändert die Position bei Touchscreens. Ein Klick auf die vergrößerten Bilder öffnet das Original in einem neuen Fenster. Das erste Bild zeigt das skalierte Foto, welches mit dem Testgerät aufgenommen wurde.
Szene 1Szene 2Szene 3Zubehör
In der Schachtel befinden sich neben dem Netzteil mit einem Ampere Ausgangsleitung und einem ein Meter langen USB-Kabel noch ein Stereo-Headset sowie eine winzige, mehrsprachige Bedienungsanleitung und ein ebenso winziges Heft mit Garantie- und Sicherheitshinweisen.
Garantie
Neben der gesetzlichen Händlergewährleistung von zwei Jahren gewährt Archos für den gleichen Zeitraum eine eigene Garantie. Einzelheiten kann man hier erfahren.
Eingabegeräte & Bedienung
Genau, bis an den äußersten Rand und in die Ecken berührungsempfindlich sowie frei von Aussetzern präsentierte sich der kapazitive Touchscreen, der maximal fünf Berührungen gleichzeitig verarbeiten kann. Darunter befinden sich die drei gut reagierenden Sensortasten, die unbeleuchtet kaum zu erkennen sind. Hat man die Positionen verinnerlicht, ist die Bedienung problemlos.
Für eine eigene Tastatur-App hat es nicht gereicht, sodass man auf die Standard-Google-Tastatur angewiesen ist. Die ist zwar übersichtlich, aber auch funktionsarm und bringt z. B. nicht einmal eine Smiley-Taste mit. Die lernfähige Wortvervollständigung ist an Bord, das Wörterbuch wird aber leider lokal gespeichert.
Die Auflösung des spiegelnden 5-Zoll-IPS-Displays beträgt 1.280 x 720 Pixel, was eine völlig ausreichende Punktdichte von 294 ppi ergibt. Das ist deutlich mehr, als das gesunde menschliche Auge aus 45 cm Entfernung auflösen kann.
Die durchschnittliche, maximale Helligkeit (Mitte) aller in den letzten 8 Monaten getesteten Smartphones liegt bei 408 cd/m². Das Archos liegt mit 426 cd/m² darüber und ordnet sich im oberen Mittelfeld ein. Ebenfalls leicht überdurchschnittlich fällt die Ausleuchtung von 90 % aus.
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Ausleuchtung: 90 %
Helligkeit Akku: 426 cd/m²
Kontrast: 418:1 (Schwarzwert: 1.02 cd/m²)
ΔE Color 8.06 | 0.5-29.43 Ø4.92
ΔE Greyscale 9.64 | 0.5-98 Ø5.2
Gamma: 2.46
Auch in der Mittelklasse bekleckert sich das Archos 50c Oxygen mit einem Kontrast von nur 418:1 nicht mit Ruhm. Trotz subjektiv lebendiger Farbwiedergabe gilt das ebenso für die schlechte Farbtreue, die durch DeltaE-Werte von 8 (ColorChecker) bzw. 10 (Graustufen) repräsentiert wird und sich in einem leichten Grünstich äußert. Der Schwarzwert, der mit maximaler Helligkeit und Kontrast korrespondiert, fällt mit 1,02 schlechter aus als bei allen anderen Smartphones, die wir in den letzten 8 Monaten getestet haben und resultiert auch subjektiv in einem zu hellen Schwarz.
An einem sonnigen Tag konnten wir das Display bei maximaler Helligkeit auch dann noch problemlos ablesen, wenn sich helle Bereiche wie der Himmel im Hintergrund befanden, solange es nicht zu direkten Reflexionen kam. Somit steht dem Gebrauch im Freien nichts in Wege.
An der Blickwinkelstabilität gibt es nichts auszusetzen. Auch bei kleinen Einblickwinkeln verliert die Darstellung nur sehr maßvoll an Helligkeit und Kontrast, während die Farben nahezu unverändert bleiben.
Beim MediaTek MT6592 handelt es sich um ein SoC mit 8 Rechenkernen, die allerdings auf der weniger leistungsfähigen, dafür aber sparsamen ARM-A7-Architektur basieren und im Archos 50c Oxygen mit Taktfrequenzen von rund 0,7 bis 1,7 GHz arbeiten. Die integrierte GPU namens Mali-450 MP4 erreicht maximal 700 MHz und unterstützt in Sachen Videodecodierung Ultra HD, H.264 sowie H.265 in Hardware. Das Funkmodul mit Dualband-WLAN n, Bluetooth 4.0 sowie Miracast ist ebenfalls Bestandteil des SoC. Darüber hinaus sind noch ein FM-Tuner sowie GPS integriert.
Im verbreiteten AnTuTu-Benchmark erreicht das Archos einen Score von sehr ordentlichen 27.979 und agiert damit auf Augenhöhe mit anderen Smartphones mit dem gleichen Antrieb. Das Ergebnis lässt sich in die Oberklasse einordnen. Zum Vergleich: Das beliebte Samsung Galaxy S5 (Qualcomm Snapdragon 801 MSM8974AC, Adreno 330 Grafik) erreicht hier 37.353 Punkte. Wie an den Diagrammen unten zu sehen ist, lässt unser Kandidat die Vergleichgeräte in fast allen Benchmarks zum Teil hinter sich, scheint aber bei der Zugriffsgeschwindigkeit auf den internen Speicher zu schwächeln (PassMark DiskTests, AndroBench 3).
AnTuTu v4 - Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Archos 50c Oxygen | |
Sony Xperia M2 | |
Motorola Moto G 1. Gen XT1032 | |
Huawei Ascend G6 | |
Huawei Ascend G730 |
Geekbench 3 | |
32 Bit Multi-Core Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Sony Xperia M2 | |
Motorola Moto G 1. Gen XT1032 | |
Huawei Ascend G6 | |
Huawei Ascend G730 | |
32 Bit Single-Core Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Sony Xperia M2 | |
Motorola Moto G 1. Gen XT1032 | |
Huawei Ascend G6 | |
Huawei Ascend G730 |
Die Ergebnisse der browserbasierten Benchmarks zeigen ein ähnliches Bild der Überlegenheit gegenüber den Konkurrenzmodellen im Test. In der Praxis bestätigt sich die wunderbare Performance beim Surfen, das auf dem Archos viel Spaß gemacht hat.
Mozilla Kraken 1.1 - Total (nach Ergebnis sortieren) | |
Archos 50c Oxygen | |
Sony Xperia M2 | |
Huawei Ascend G6 | |
Huawei Ascend G730 |
Octane V2 - Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Archos 50c Oxygen | |
Huawei Ascend G6 | |
Huawei Ascend G730 |
Peacekeeper - --- (nach Ergebnis sortieren) | |
Archos 50c Oxygen | |
Sony Xperia M2 | |
Motorola Moto G 1. Gen XT1032 | |
Huawei Ascend G6 | |
Huawei Ascend G730 |
Sunspider - 1.0 Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Archos 50c Oxygen | |
Sony Xperia M2 | |
Motorola Moto G 1. Gen XT1032 | |
Huawei Ascend G6 | |
Huawei Ascend G730 |
* ... kleinere Werte sind besser
Spiele
In der MP4-Version verfügt der Mali-450 über vier Kerne, die mit 700 MHz takten. Damit wird fast die Performance der verbreiteten Adreno-320-GPU erzielt, die z. B. in den Snapdragon 4 von Qualcomm (u. a. Nexus 4, Sony Xperia Tablet Z) integriert ist. Wie diese beherrscht der Mali-450 noch kein OpenGL ES 3.0. Aktuelle, grafisch aufwändige Spiele lassen sich damit flüssig wiedergeben, wie auch unser Test mit dem neuen und sehr schicken 3D-Knobelspiel The Room Two bewiesen hat. Das Rennspiel Asphalt 6 diente uns zur Überprüfung des Lagesensors, der keine Grund zur Beanstandung bot.
Temperatur
Im Normalbetrieb sind die Oberflächentemperaturen kein Thema. Unter Last wie beim Spielen aufwändiger Games werden stellenweise maximal immer noch unkritische 42 °C erreicht.
(±) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 41.9 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 35.1 °C (von 21.9 bis 63.2 °C für die Klasse Smartphone).
(±) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 41.2 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.9 °C).
(±) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 32.7 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 32.8 °C.
Lautsprecher
Der eingebaute Mono-Lautsprecher macht einen guten Job. Mehr als kleine Räume kann man mit maximaler Lautstärke nicht beschallen. Die Wiedergabe ist mittenbetont, klar und gelingt stets ohne Verzerrungen und Pegelschwankungen. Von Räumlichkeit und Dynamik kann kaum die Rede sein. Dank winziger Abstandshalter neben dem rückwärtigen, unten in der Mitte verbauten Speaker liegt dieser nie direkt auf dem Tisch auf. Die Position ist gut gewählt, denn die haltende Hand bildet automatische einen Resonanzraum, der Präsenz und Lautstärke (vermeintlich) erhöht.
Energieaufnahme
Vergleicht man den Stromverbrauch von 5-Zoll-Smartphones, die wir in den letzten acht Monaten getestet haben, ordnet sich das Archos 50c Oxygen in fast allen Einzeltests im Durchschnitt ein. Sinnvoller ist eine Gegenüberstellung von Smartphones mit dem gleichen SoC. Auch hier weichen die Verbrauchswerte des Kandidaten stets nur wenige Zehntel Watt vom Durchschnitt ab. Auffällig sind allenfalls die nur 4,6 Watt unter Volllast, denen immerhin 5,6 Watt beim iOcean X7S gegenüberstehen.
Aus / Standby | 0 / 0.1 Watt |
Idle | 1.1 / 1.9 / 2.6 Watt |
Last |
3.2 / 4.6 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Akkulaufzeit
Im praxisnahen WLAN-Test mit abgeschalteten Verbrauchern wie Mobilfunk und Bluetooth sowie auf etwa 150 cd/m² reduzierter Helligkeit schafft das Archos passable 10 Stunden und liegt damit leicht über dem Durchschnitt gleich großer, aktueller Smartphones.
Uns hat das Archos 50c Oxygen im Test prima gefallen. Neben der für die Preisklasse sehr anständigen Ausstattung mit HD-Display, Oberklasse-Octacore-SoC und integrierter Grafik der oberen Mittelklasse konnten uns subjektiv vor allem das schlichte, schicke und solide Gehäuse sowie der helle Bildschirm überzeugen, dessen im Test erwähnte Nachteile eher theoretischer Natur sind. LTE, NFC und Benachrichtigungs-LED fehlen, sind in der 200-Euro-Klasse aber auch nicht unbedingt zu erwarten. Neben der einwandfreien Gaming-Performance und ruckelfreien Wiedergabe von HD-Videos ist im Multimediabereich auch der für Smartphone-Verhältnisse sehr anständige Sound relevant. Einen weniger guten Eindruck haben die etwas aufdringliche Sprachwiedergabe beim Telefonieren sowie die sparsame Speicherausstattung hinterlassen; hier sorgen SD-Speicherkarten bis 64 GB für Abhilfe. Nicht zu vergessen ist natürlich die Möglichkeit, zwei SIM-Karten parallel zu betreiben.
Wie am Gesamtergebnis abzulesen ist, können wir für das Testgerät eine Kaufempfehlung aussprechen. Schaut man sich im 200-Euro-Preissegment um, wird man feststellen, dass die meisten Konkurrenten mit deutlich langsameren SoCs und/oder niedriger auflösenden Displays daherkommen. Wer auf LTE und die damit einhergehende Zukunftssicherheit verzichten kann, findet im Archos 50c Oxygen ein rundes Smartphone mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, das beim Tester durchaus Begehrlichkeiten geweckt hat.