Benchmarkcheck: Crysis 3
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Details
Beschreibung
Bereits die ersten 5-10 Spielminuten zeigen eine der größten Stärken und eine der größten Schwächen von Crysis 3: Die tolle Inszenierung und die lahme, primitive Story. Hauptcharakter Prophet wird vom Kollegen Psycho befreit, um fortan in New York (dort spielte schon der letzte Teil) gegen die Ceph-Aliens und die Soldaten der C.E.L.L.-Korporation anzutreten. So werden die Missionen zwar mit cool gemachten Video-Schnipseln eingeläutet, die zugrunde liegende Geschichte entpuppt sich aber als derart banal, dass sie viele Spieler ignorieren werden. Hinzu kommt, dass die meisten Nebencharaktere flach sind und nicht wirklich ans Herz wachsen.
Damit wäre die Liste der Kritikpunkte jedoch weitgehend abgearbeitet. In den meisten Kategorien liefert der Ego-Shooter nämlich eine gute bis sehr gute Vorstellung ab. Neben der erstklassigen Technik (dazu später mehr) haben es uns auch die abwechslungsreichen, detailverliebten und sehr atmosphärischen Levels angetan. Während man im ersten Kapitel beispielsweise den Außen- und Innenbereich einer verregneten Hafenanlage durchstreift, kämpft man sich im zweiten Kapitel durch eine grüne Großstadt-Idylle, die mit ihrer üppigen Vegetation nicht nur die Brücke zu Crysis 1 schlägt, sondern dank dem dichten Gras auch viele spielerische Möglichkeiten eröffnet.
Für Leisetreter, welche den Titel möglichst unbemerkt absolvieren wollen, offenbart sich der stylishe Bogen als perfektes Allheilmittel - zumindest gegen menschliche Kontrahenten. Wie die restlichen Waffen lässt sich das geräuscharme Werkzeug (hebt beim Schießen die Tarnung nicht auf) per Menü individualisieren. So darf der Spieler unter anderem die Schussgeschwindigkeit und den Munitionstyp ändern.
Je nach Situation spielt sich Crysis 3 relativ taktisch. Mehrere Feinde lungern nebeneinander im Wasser herum? Das ist doch der ideale Moment für einen Elektropfeil! Bei den »normalen« Schusswaffen stehen dagegen die Zieloptik und andere Aufsätze respektive Verbesserungen, wie ein Schalldämpfer oder eine Magazinerweiterung, im Vordergrund. Apropos Verbesserungen: Um Crysis 3 ein wenig Rollenspiel einzuhauchen, hat Crytek ein nettes Skill-System eingebaut. Mit aufgesammelten Punkten kann der Spieler neue Fähigkeiten freischalten (längere Sprintzeit, höhere Gesundheitsregeneration etc.) und in drei Sets abspeichern.
Trotz der vielen Möglichkeiten geht die Steuerung recht komfortabel von der Hand. Mit einem simplen Tastendruck aktiviert man entweder den Panzerungs-Modus (Standard Q) oder den Stealth-Modus (Standard E). Nach unseren Erfahrungen muss sich das Schleich-System nicht hinter anderen Titeln verstecken – im Gegenteil. Obwohl Crysis 3 in dieser Disziplin nicht ganz an klassische Stealth-Abenteuer wie Thief, Splinter Cell oder Dishonored heranreicht, bereitet ein leises und heimtückisches Vorgehen jede Menge Spaß. Top: Crytek hat den verschiedenen Levels unzählige Deckungsmöglichkeiten verpasst.
Die KI der feindlichen Söldner würden wir – abgesehen von temporären Aussetzern - als überdurchschnittlich bezeichnen, wobei man keine Wunder erwarten sollte. Die Feinde gehen in Deckung, werfen (EMP-)Granaten, sprechen sich ab und versuchen uns hin und wieder zu flankieren. Gefechte mit der Alien-Brut verkommen dagegen oft zu einer simplen Dauerschießbude, wie man sie aus anderen Ego-Shootern wie Call of Duty: Black Ops 2 oder Medal of Honor: Warfighter kennt.
Insgesamt macht die Spielmechanik einen guten, wenn auch keinen überragenden Eindruck. Beim Thema Sound gibt es derweil fast nichts zu bemängeln. Die knalligen Waffengeräusche sind ebenso gelungen wie der treibende Soundtrack. Über die Levelgröße kann man hingegen streiten. Während Fans des ersten Teils Crysis 3 als zu »eng« empfinden werden, halten wir die Mischung aus recht offenen Outdoor-Gebieten und eher linearen Innen-Passagen für ziemlich ausgewogen.
Technik
Technisch muss sich der Entwickler keine Kritik anhören. Egal ob Texturen, Effekte (Rauch, Partikel, Wetter usw.), Beleuchtung, Schatten oder Physik: Crysis 3 spielt definitiv in der allerersten Liga und wird 2013 nur wenige Konkurrenten bekommen, die optisch ein annäherndes Niveau schaffen. Besonders beeindruckt waren wir von den liebevoll gestalteten Außenarealen, die mit einer hohen Weitsicht und einer tollen Wasserqualität punkten.
Lediglich bei den Animationen ergibt sich ein zwiespältiges Bild. Während die Körperbewegungen manchmal etwas »unrund« und »hakelig« wirken (Call of Duty und Battlefield 3 schneiden hier besser ab), kommen die Gesichtsanimationen beinahe an das (nach Meinung des Autors grandiose) L.A. Noire heran. Vorsicht: Da Crysis 3 eine DirectX-11-Grafikkarte voraussetzt, bleiben Windows XP Nutzer und Besitzer eines DirectX-9- oder DirectX-10-Beschleunigers (darunter fällt auch die beliebte Intel HD Graphics 3000) außen vor.
Die Grafikoptionen, die sich direkt im Spiel befinden, hat Crytek auf zwei Menüs aufgeteilt. Im Menü »Graphic Options« warten neben der Auflösung auch Regler für den Bildmodus, die vertikale Synchronisation, die Texturschärfe, die Kantenglättung (die Palette reicht von FXAA über SMAA bis hin zu TXAA respektive MSAA) und die allgemeine Qualitätsstufe (»System Spec«), welche automatisch die Detaileinstellungen in den »Advanced Graphics Options« regelt. Lediglich die anisotrope Filterung (1x-16x), die Intensität des Motion Blur und die sogenannten »Lens Flares« bleiben von den vier Voreinstellungen »Low«, »Medium«, »High« und »Very High« unangetastet.
Schade: Damit einige Settings übernommen werden, muss Crysis 3 komplett neu gestartet werden. Die Ladezeiten könnten ebenfalls etwas kürzer sein. Selbst mit einer SSD dauert es eine Weile bis das fertige Level erscheint.
Benchmark
Mit dem Beginn des ersten Levels (»Post-Human«) haben wir eine sehr anspruchsvolle Szene für unsere Benchmarks gewählt. Wie das untere Video illustriert, begleiten wir den Kollegen Psycho für knapp 50 Sekunden. Da die Bildwiederholrate im Vergleich zu anderen Levels relativ niedrig ausfällt, reichen in der Sequenz bereits 25-30 FPS, um für das gesamte Spiel gewappnet zu sein.
Resultate
Angesichts der opulenten Grafik ist der Hardware-Hunger von Crysis 3 durchaus vertretbar. Während Einsteiger-Lösungen wie die HD Graphics 4000 und Modelle der unteren Mittelklasse wie die Radeon HD 7660G oder die GeForce GT 630M lediglich niedrige Details anständig packen, sollte es für das mittlere Preset eine Grafikkarte aus der oberen Mittelklasse sein (z. B. die GeForce GT 650M oder die Radeon HD 8870M).
Wer Crysis 3 in hohen Einstellungen und mit aktivierter Kantenglättung genießen möchte, benötigt derweil ein waschechtes High-End-Modell (ab der GeForce GTX 660M). Für Auflösungen im Full-HD-Bereich empfiehlt sich gleich eine GeForce GTX 675M oder besser. Wenn sich zu 1.920 x 1.080 Bildpunkten die maximale Voreinstellung und höhere Kantenglättungs-Modi gesellen, sind derzeit alle Notebook-Grafikkarten überfordert. Selbst die GeForce GTX 680M und die Radeon HD 7970M erreichen in der Sequenz nur knapp 20 FPS (2x SMAA).
Jedoch sollte man erwähnen, dass Crysis 3 auch mit hohen oder mittleren Details noch ansehnlich ist. Sogar auf der niedrigsten Stufe kommt der Ego-Shooter ordentlich zur Geltung. Die konkurrierende Frostbite 2 Engine (Battlefield 3) gerät minimal ins Hintertreffen. Am aktuellen Call of Duty Ableger (Black Ops 2) sprintet die Crytek Produktion meilenweit vorbei.
Hinweis: Gerade bei Notebooks sollte man sehr behutsam mit dem Anti-Aliasing umgehen. Anspruchsvolle Modi wie 4x oder 8x MSAA ziehen die Performance deutlich nach unten. Bei der Option SMAA Medium (2TX) werden Kanten bereits anständig geglättet.
Fazit
Wenn man lediglich den technischen Aspekt betrachtet, fällt das Gesamturteil sehr positiv aus. Crysis 3 brilliert mit einer exzellenten Optik, die deutlich macht, dass Crytek die PC-Plattform ernst nimmt. Auch in spielerischer Hinsicht schlägt sich der Titel wacker, wobei sich manch einer neue Impulse und weitläufigere Areale gewünscht hätte. Auf der erzählerischen Ebene ist der Ego-Shooter - vorsichtig ausgedrückt – ungemein dünn. Ein AAA-Titel sollte im Jahr 2013 mehr Gehalt bieten.
Video
Testsysteme
Die meisten Ergebnisse stammen von Geräten der Firma Schenker Notebooks (mysn.de):
- XMG P502 (Core i7-3610QM, GeForce GTX 660M, GTX 670M, GTX 675M(X), GTX 680M, Radeon HD 7970M & HD Graphics 4000)
- XMG A502 (Core i5-3360M, GeForce GT 650M)
- Xesia M501 (Core i7-2630QM, GeForce GT 630M)
- Jeweils mit 8 GByte DDR3-RAM (2x 4096 MByte @ 1600 MHz), 160 GByte SSD (Intel 320 Series) & Windows 7 Professional 64 Bit
GPU-Treiber: Nvidia 314.07, AMD 13.2 Beta 6 & Intel 9.17.10.2932.