Benchmarkcheck: Call of Duty Black Ops 2
Kaum eine Action-Franchise ist derart erfolgreich wie Call of Duty. Neben diversen Verkaufsrekorden kann sich Publisher Activision über einen hohen Bekanntheitsgrad freuen, der weit über die Grenzen der Computerspielszene hinausgeht. Egal ob Zeitungen, Filme oder Serien: Keine Ego-Shooter-Reihe wird so häufig erwähnt. Man könnte beinahe von einem Massenphänomen sprechen.
Activision ist sich der Bedeutung natürlich bewusst und versorgt die Community alle 12 Monate mit einem neuen Teil. Während die ungeraden Jahrgänge von Infinitiy Ward stammen, sind die geraden Jahrgänge aus dem Hause Treyarch. Der US-amerikanische Entwickler galt bei World at War noch als das schwächere Team, das nicht die Qualität der CoD-Gründer erreicht. Spätestens seit dem Vorgänger kann Treyarch aber durchaus als ebenbürtig oder sogar besser gelten. Grund: Black Ops bot für Call-of-Duty-Verhältnisse eine überraschend spannende Geschichte.
Der aktuelle Familienspross soll diesen Trend nahtlos fortsetzen und dank einiger Neuerungen frischen Wind in die Serie bringen. Ob das Vorhaben gelingt? Unser Artikel widmet sich einzig und allein dem Singleplayer-Modus.
Beschreibung
Der Beginn von Black Ops 2 entpuppt sich als ziemlich enttäuschend. Im optisch ungemein tristen Angola sollen wir zuerst befreundete Truppen unterstützten und danach einen gekidnappten Kollegen retten. Anstatt halbwegs glaubwürdige Inhalte zu präsentieren, verkommt die Mission jedoch schnell zur üblichen 08/15-Ballerei. Mit der Waffe im Anschlag mähen wir uns sinnfrei durch unendlich scheinende Gegnermassen. Was in den ersten Call-of-Duty-Teilen noch recht spaßig war, ist inzwischen doch etwas ermüdend.
Glücklicherweise dreht Black Ops 2 in den nachfolgenden Missionen deutlich auf. Das Spiel beschränkt sich nämlich nicht auf eine einzelne Zeitebene, sondern wechselt von Level zu Level zwischen den 70er– bzw. 80er-Jahren und der Zukunft (anno 2025). Die mehrere Jahrzehnte umfassende Handlung dreht sich dabei um den »Bösewicht« Raul Menendez, der einen globalen Krieg zwischen den USA und der Volksrepublik China heraufbeschwören will. Aufgrund der Vorherrschaft über die Metalle der Seltenen Erden (unerlässlich für moderne Technik) stellt China ein lockendes Angriffsziel dar.
CoD-typisch sind wir in den Missionen nicht immer mit der gleichen Person unterwegs. Während man in den Rückblenden vornehmlich Alex Mason, also den Helden des ersten Teils steuert, nimmt in den futuristischen Passagen Sohn David eine tragende Rolle ein. Zusammengehalten wird die Geschichte von den Erinnerungen des (ehemaligen) Soldaten Frank Woods und dem bereits erwähnten Antagonisten Raul Menendez.
Generell fühlt sich Black Ops 2 relativ storylastig an. Im Gegensatz zu älteren Call-of-Duty-Teilen erscheint die Handlung nicht wie ein Fremdkörper, der lieblos um die actionreichen Einsätze gestrickt wurde. Novum: Mehrere Entscheidungen sollen den Verlauf und den Ausgang der Kampagne beeinflussen. Ganz glücklich sind wir mit der Story allerdings nicht. Wegen der vielen Zeitsprünge macht die Geschichte einen etwas wirren und überhasteten Eindruck. Obwohl die Story aus Shooter-Sicht prima ausfällt, sollte man keine Wunder erwarten. Vom erzählerischen Niveau eines L.A. Noire ist Black Ops 2 meilenweit entfernt.
Beim Gameplay gibt es hingegen kaum Überraschungen. Wer schon einmal ein Call of Duty gezockt hat, wird sich schnell zurechtfinden. Meist laufen wir mit ein paar Teamkollegen durch abwechslungsreich gestaltete und gut inszenierte Levels, die mit jeder Menge Scripts angereichert sind. Da die Areale an Breite gewonnen haben, kann sich der Spieler etwas freier als in früheren Teilen bewegen. Dank der neuen Strike-Force-Missionen (wir erhalten ein bestimmtes Truppenkontingent und dürfen Befehle erteilen – optional aus der Vogelperspektive) kommt sogar ein bisschen Taktik in die Reihe.
Abgesehen von ein paar schwammigen Fahr- oder Flugzeugpassagen steuert sich der Titel gewohnt flüssig und eingängig. Obwohl die Soundqualität hinter Battlefield 3 zurückbleibt, verdient auch der Klang eine gute Note. KI-technisch muss sich Black Ops 2 derweil Kritik gefallen lassen. Wie man es von anderen Action-Titeln kennt, verhalten sich die Gegner oft sehr dumm und rennen lieber blindlings Richtung Charakter als sich intelligent zu verschanzen.
Um einen gewissen Anspruch zu gewährleisten, vertraut Treyarch lieber auf Masse statt Klasse, sprich Hundertschaften von Gegnern. Und genau hier liegt unserer Ansicht nach das Problem. Viele Missionen und Spielsituationen sind derart unrealistisch und lächerlich, dass man den Titel nicht ernst nehmen kann. Zwar betrifft dieses Manko beinahe alle Genre-Konkurrenten, einige Action-Vertreter (darunter Borderlands 2) üben sich allerdings in einer gewissen Selbstironie, die Call of Duty schmerzlich vermissen lässt. So finden wir es arg befremdlich, uns als Ein-Mann-Armee Raul Menendez durch das eigene Dorf zu metzeln oder auf dem Rücken eines Pferdes Panzer mit Raketen in die Luft zu jagen.
Kurzum: Dem halbwegs authentischen Storygerüst steht ein völlig übertriebenes und kindisches Gameplay gegenüber. Call of Duty sollte sich endlich mal entscheiden, ob es ein erwachsener Militär-Titel oder ein reiner Fun-Shooter sein will. Den Pseudo-Mittelweg halten wir für keine gute Lösung.
Mithin der größte Kritikpunkt ist jedoch die veraltete Technik. Selbst in maximalen Einstellungen würden wir die Grafik höchstens als ordentlich bezeichnen. Matschige Texturen, polygon- und detailarme Objekte, kaum Physikspielereien: Die Liste der Schwächen ist lang. Lediglich die Charaktere und manche Effekte sind halbwegs ansehnlich. Zum Vergleich: Die Frostbite-2-Engine von DICE (Battlefield 3, Medal of Honor: Warfighter) sieht zuweilen schon auf »Low« besser aus. Technisch verliert Call of Duty seit Jahren den Anschluss.
Beim Spieldesign leistet sich Treyarch ebenfalls Patzer. So sind wir im Verlauf der Kampagne auf einige Trial- & Error-Passagen gestoßen. Hier mal eine Sekunde zu lang gewartet, dort einen Meter zu weit gegangen oder die falsche Taste gedrückt: Schwups, Mission gescheitert! Die individualisierbare Ausrüstung (vor jeder Mission kann man coole Verbesserungen und Gadgets wählen), macht dieses Manko aber wett.
Benchmark
Aus Komfortgründen (das Speichersystem erinnert an Konsolen) testen wir gleich den Anfang des Spiels. In der Mission »Pyrrhic Victory« muss der Hauptcharakter angolanischen Truppen unter die Arme greifen. Wie Sie im nachfolgenden Video erkennen können, dauert die Benchmark-Sequenz rund 50 Sekunden. Die durchschnittliche Framerate wird mit dem Tool Fraps gemessen. Wir starten die Aufzeichnung, sobald das Feuer und die brennende Hand erscheinen. Wenn sich der Hauptcharakter am Transporter einhängt und im linken Eck die Missionsdetails eingeblendet werden, beenden wir die Aufzeichnung wieder.
Nach unseren Erfahrungen entspricht die Framerate der Benchmark-Sequenz etwa dem Durchschnitt des Action-Titels, wobei es einige Passagen gibt, die merklich langsamer laufen. Über 35 fps sollten als Indiz für eine ordentliche Spielbarkeit gelten.
Settings
Die 18 Grafikoptionen sind in zwei verschiedene Menüs aufgeteilt. Neben üblichen Verdächtigen (Helligkeit, Schattenqualität, Texturfilterung...) entdeckt man hier auch ein paar Exoten wie einen FPS-Counter und eine manuelle Frame-Limitierung (Black Ops 1 war standardmäßig auf knapp 90 Bilder begrenzt). Als Kantenglättungs-Modi stehen unter anderem FXAA, MSAA und Nvidias taufrisches TXAA bereit. Die vertikale Synchronisation war für die Benchmarks natürlich deaktiviert. Klasse: Jegliche Einstellungen lassen sich direkt im Spiel regeln. Nach Änderungen ist kein Neustart nötig.
Nicht ganz zufrieden sind wir mit der Ladedauer. Wie der Vorgänger nimmt sich Black Ops 2 beim Spielstart und bei neuen Levels recht viel Zeit. Gerade mit einer klassischen HDD muss man oft lange warten. Darüber hinaus ist der Titel anscheinend noch nicht ganz stabil. Beim Einsatz der GeForce GTX 660 Ti hatte unser Desktop-System in der Mission »Myanmar 2025« mit einigen Abstürzen zu kämpfen (Forceware 306.97 & 310.51). In Verbindung mit Windows 8 können zudem Optimus-Probleme auftreten (falsche Zuweisung). Update 22.11.12: Optimus soll inzwischen korrekt funktionieren.
Resultate
Obwohl die Grafik subjektiv kaum Fortschritte gemacht hat, verfügt der Ego-Shooter über höhere Hardware-Anforderungen als Modern Warfare 3 und das erste Black Ops. Einsteiger-GPUs wie Intels HD Graphics 4000 geraten schon mit minimalen Settings in Schwierigkeiten (die HD 3000 ist laut unseren Benchmarks generell zu langsam). Für mittlere Details und 1.366 x 768 Bildpunkte sollte es derweil eine potente Allround-GPU wie die GeForce GT 630M sein.
Wer Black Ops 2 mit hohen Einstellungen und inklusive Qualitätsverbesserungen spielen möchte, benötigt wenigstens eine GeForce GT 640M. Maximale Optionen und 1.920 x 1.080 Bildpunkte sind nur dem High-End-Bereich vergönnt (ab der GeForce GTX 660M).
Fazit
Während unserer mehrstündigen Anspielpartie beschlich uns vor allem ein Gedanke: Die Luft ist raus! Trotz der frischen und längst überfälligen Impulse (Strike-Force-Missionen, verzweigte Handlung, individuelle Ausrüstung etc.) wirkt der Ego-Shooter reichlich antiquiert. Da hilft auch die tolle Inszenierung nicht mehr viel. Die Call-of-Duty-Reihe ist sowohl spielerisch als auch technisch veraltet.
Hirnloses Dauergeballer bringt die Computerspielszene auf lange Sicht nicht weiter. Damit sich das interaktive Medium als Kulturgut etabliert, müssen die Entwickler früher oder später neue Wege gehen. Apropos neu: Die betagte Engine, welche dem Anspruch eines Triple-A-Titels nicht ansatzweise gerecht wird, sollte Activision endlich mal austauschen. Black Ops 2 könnte auch vor fünf Jahren erschienen sein.
Testsysteme
Die meisten Ergebnisse stammen von Geräten der Firma Schenker Notebooks (mysn.de):
- XMG P502 (Core i7-3610QM, GeForce GTX 660M, GTX 670M, GTX 675M(X), GTX 680M & Radeon HD 7970M, 8 GB RAM)
- XMG A502 (Core i5-3360M, GeForce GT 650M & HD Graphics 4000, 8 GB RAM)
- Xesia M501 (Core i7-2630QM, GeForce GT 630M & HD Graphics 3000, 8 GB RAM)
Bei den eben aufgeführten Notebooks kamen diese GPU-Treiber zum Einsatz: Nvidia 310.51 Beta, AMD 12.11 Beta 7 respektive Intel 9.17.10.2875.