Test Palit Galapad 7 Tablet
Man kennt es bereits zur Genüge. Ein unbekannter Hersteller bringt ein neues Tablet auf den Markt mit bekannter Hardware und wenig Innovationsgrad. Das Gesamtpaket ist oftmals enttäuschend, denn die Performance ist miserabel und an allen Ecken und Kanten ist die Software schlecht implementiert.
Zugegeben, dieses Vorurteil hatten wir gegenüber dem Galapad 7, als es auf dem Weg zu uns war und wir es noch nicht in den Händen halten konnten. Umso größer war die Überraschung. Das in dem kleinen Tablet ein NVIDIA Tegra 3 Quad-Core-SoC mit 1,3 GHz und 1.024 MB Arbeitsspeicher steckt, war uns bewusst, aber über die Verarbeitung und die Haptik kann man sich anhand des Datenblatts selbstverständlich keine Meinung bilden. Ob der Androide, bei einem Straßenpreis von knapp 180 Euro, für weitere Überraschungen sorgen kann und ein ernst zu nehmender Konkurrent des Google Nexus 7 wird, erfahren Sie hier.
Wie im Intro bereits angedeutet, ist die Verarbeitungsqualität des Gehäuses auf einem erstaunlich hohen Niveau. Die Geräterückseite erinnert uns optisch an das LG Google Nexus 4 und dessen Glaselement. Beim näheren Betrachten fällt jedoch auf, dass es sich bei unserem Testgerät um schwarzen, glänzenden Kunststoff handelt. Dementsprechend lässt sich die Rückseite leicht eindrücken und gibt Feedback in Form von leichten Geräuschen. Die Tabletumrandung ist auf der Vorder- sowie der Rückseite minimal erhöht und dient dem Schutz des Touchscreens bzw. des Backcovers. Zudem ist der seitliche Rahmen aus schwarz-mattem Aluminium mit einem silbernen Farbakzent.
Mit 196 x 122 x 9,9 mm, bei einem Gewicht von 320 Gramm, ist das Galapad 7 ähnlich groß wie das Google Nexus 7, dafür jedoch minimal leichter (25 Gramm).
Die Käufer des Google Nexus 7 müssen bei der Ausstattung mit mehr oder weniger verkraftbaren Abstrichen zurechtkommen. Beispielsweise ist eine Speichererweiterung per Micro-SD-Karte nicht möglich und die Webcam wurde wegrationalisiert – nicht beim Galapad 7. Das Tablet kommt mit einer Vielfalt an Anschlüssen und verfügt über die gängigen Funkmodule. An der Kopfseite sowie der linken Geräteseite finden sich keine Anschlüsse. An der Unterseite sind gleich zwei Lautsprecher angebracht. Dazwischen sehen wir eine 3,5-mm-Kopfhörerbuchse, den Micro-USB-Port und einen Micro-HDMI-Anschluss. Der Power-Button, die Lautstärkewippe und der Micro-SD-Slot (per Abdeckung geschützt) sind an der rechten Seite angebracht.
Software
Das Galapad bedient sich der „Reinform“ von Android 4.1 (Jelly Bean), wie man es von Geräten wie dem Google Nexus 4 oder dem Nexus 7 kennt. Es ist kein Tablet-optimiertes Betriebssystem, was jedoch der Funktionalität oder dem Handling nicht schadet – sogar im Gegenteil. Der Hersteller verzichtet komplett auf Bloatware oder andere Systemanpassungen, was im Umkehrschluss der Performance dank einem schlanken Betriebssystem zugutekommt.
Kommunikation & GPS
Erneute Überraschung stellen wir bei dem GPS-Modul fest. Gefertigt wurde dieses von Texas Instruments und hört auf die Modellbezeichnung „WL1281“. Selbst drei Meter von einem Fenster entfernt gelingt es, einen Sat-Fix zu erzwingen. Dies geschieht bereits innerhalb einer halben Minute und mit einer präzisen Genauigkeit von 8 feet (App „GPS-Test“). Außerhalb geschlossener Räume findet der GPS-Empfänger weitere Satelliten und kann ein noch stabileres Signal aufbauen.
Das WLAN-Modul funkt gemäß 802.11 b/g/n im Single-Band-Modus und liefert keine Basis für Kritik. Die Verbindung ist stabil und es können über die komplette Testdauer keine Abbrüche festgestellt werden. Bluetooth fehlt heutzutage auch in kaum einem mobilen Endgerät und so ist es auch bei dem Galapad 7. Möchte man auf das mobile Internet, außerhalb der heimischen WLAN-Verbindung, zugreifen, ist man auf einen Hot-Spot angewiesen, denn das Modell verfügt über kein UMTS-Modul. Informationen, ob vom gleichnamigen Hersteller Galapad ein Modell mit SIM-Karten-Einschub geplant ist, liegen uns derzeit nicht vor.
Kameras & Multimedia
Die Hauptkamera des Galapad 7 ist zugleich die Frontkamera. Der winzige Bildsensor arbeitet mit einer Auflösung von 2 Megapixel und dient hauptsächlich der Videotelefonie.
Wunder sollte man von der Optik natürlich nicht erwarten. In Umgebungen mit geringer Lichtausbeute bestraft der Sensor diesen Umstand mit Bildrauschen. Aufgrund der geringen Auflösung kann der Sensor die Motive nicht vollends scharf darstellen. Das Problem des Bildrauschens tritt unter freiem Himmel nur ganz schwach auf, dafür bleibt der Umstand der unscharfen Aufzeichnung bestehen. Schnappschüsse sollten mit dem Galapad 7 nur in Ausnahmesituationen gemacht werden.
Zubehör & Garantie
Die optisch ansprechende Verpackung beinhaltet ein Micro-USB-Kabel, ein modulares Ladegerät, eine Kurzanleitung in Papierform und ein Reinigungstuch.
Der Hersteller gewährt eine Garantie von 24 Monaten.
Eingabegeräte & Bedienung
Das 7-Zoll-Eingabegerät erledigt seine Hauptaufgabe zufriedenstellend. Der Touchscreen erkennt bis zu zehn Finger und setzt Multitouchgesten flüssig um. Wir können keinen Unterschied zu höherpreisigen Geräten feststellen.
Galapad verbaut im gleichnamigen Tablet ein 7-Zoll-IPS-Display mit einer Auflösung von 1.024 x 600 Pixeln. Hier hätten wir uns erhofft, dass eine höhere Auflösungsstufe möglich ist. Das Nexus 7 schafft es immerhin auf 1.280 x 800 Pixel. Daraus ergibt sich für unser Testgerät eine Pixeldichte von 169,5 PPI (Nexus 7: 216 PPI).
Mit dem X-Rite i1pro 2 messen wir eine maximale Helligkeit von 354 cd/m² im rechten, mittleren Displaybereich. Das Nexus 7 kommt auf eine durchschnittliche Helligkeit von 280,1 cd/m² und ist somit um fast 50 cd/m² dunkler als der Screen des Galapad 7 (331,6 cd/m²). Auch die Ausleuchtung ist geringfügig besser und mit 89 % auf einem akzeptabel hohen Niveau. Beim Schwarzwert liegt das Testgerät mit 0,37 cd/m² hinter dem Nexus 7, was sich auch im Kontrast widerspiegelt (881:1).
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Ausleuchtung: 89 %
Helligkeit Akku: 326 cd/m²
Kontrast: 881:1 (Schwarzwert: 0.37 cd/m²)
ΔE Greyscale 5.17 | 0.5-98 Ø5.2
Gamma: 2.8
Die CalMAN-Messung zeigt, dass rote Farbtöne deutlich zu blass dargestellt werden und zudem ist das Display zu sehr in Richtung Grüntone kalibriert. Der DeltaE 2000-Wert von der Farbe Blau liegt jenseits des kritischen Bereichs. Daher werden auch Blautöne zu blass dargestellt. Betrachtet man die Graustufendarstellung, fällt auf, dass erst ab einer Helligkeit von 70 % eine signifikante Abweichung von der Idealkurve deutlich wird.
Das Zusammenspiel von guter Luminanz und einem Kontrast von 881:1 ermöglicht dem Galapad 7 eine annehmbare Darstellung der Displayinhalte. Die spiegelnde Touchscreenoberfläche steht der Lesbarkeit im Wege; mit ein wenig Anstrengung funktioniert dies jedoch trotzdem.
Langsam aber sicher nehmen die IPS-Panel in Smartphones und Tablets eine Vormachtstellung ein. Gerade bei den günstigeren Endgeräten finden wir hin und wieder kein IPS-Display – umso erfreulicher, dass es Galapad geschafft hat, einen blickwinkelstabilen Screen zu verbauen.
Auf der Geräterückseite kann man, dank dem großen Emblem, direkt erkennen, um welchen SoC es sich bei dem Galapad 7 handelt. Auch wenn der NVIDIA Tegra 3 schon zu den älteren Eisen gehört, ist seine Performance nicht von der Hand zu weisen. Die Kerne takten mit jeweils 1,3 GHz und bedienen sich an 1.024 MB Arbeitsspeicher. Im Vergleich zu dem Nexus 7 wurde die Taktrate dementsprechend um 100 MHz angehoben. Anhand synthetischer und browserbasierter Benchmarks haben wir einen möglichen Performanceunterschied genauer unter die Lupe genommen.
Zunächst zeigen die synthetischen Benchmarks eine klare Richtung. Das Galapad ist dank der leicht erhöhten Taktrate sehr performant und zieht an den Konkurrenten vorbei. Erst beim „Linpack for Android“ wendet sich das Blatt und unser Testgerät hat das Nachsehen.
GLBenchmark 2.5 | |
1920x1080 Egypt HD Offscreen Fixed Time (nach Ergebnis sortieren) | |
Palit Galapad 7 | |
Google Nexus 7 | |
Fujitsu Stylistic M702 | |
Asus Memo Pad Smart 10 ME301T | |
Egypt HD Fixed Time (nach Ergebnis sortieren) | |
Palit Galapad 7 | |
Google Nexus 7 | |
Fujitsu Stylistic M702 | |
Asus Memo Pad Smart 10 ME301T |
AnTuTu v3 - Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Palit Galapad 7 | |
Google Nexus 7 | |
Fujitsu Stylistic M702 | |
Asus Memo Pad Smart 10 ME301T |
Basemark ES 2.0 - Taiji Free (nach Ergebnis sortieren) | |
Palit Galapad 7 | |
Google Nexus 7 | |
HTC One X | |
Fujitsu Stylistic M702 | |
Asus Memo Pad Smart 10 ME301T |
Genau wie bei den synthetischen Benchmarks schlägt sich das Galapad bei browserbasierten Tests äußerst gut. Sofern ein Konkurrenzprodukt überhaupt in der Lage ist mehr Punkte zu erzielen, so sind es maximal 11 % mehr. Das sehr ähnlich ausgestattete Google Nexus 7 schneidet um bis zu 51 % schlechter ab.
Google V8 Ver. 7 - Google V8 Ver. 7 Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Palit Galapad 7 | |
Google Nexus 7 | |
HTC One X | |
Fujitsu Stylistic M702 | |
Asus Memo Pad Smart 10 ME301T |
Browsermark - --- (nach Ergebnis sortieren) | |
Palit Galapad 7 | |
Google Nexus 7 | |
Fujitsu Stylistic M702 | |
Asus Memo Pad Smart 10 ME301T |
Sunspider - 0.9.1 Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Palit Galapad 7 | |
Google Nexus 7 | |
HTC One X | |
Fujitsu Stylistic M702 | |
Asus Memo Pad Smart 10 ME301T |
Octane V1 - Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Palit Galapad 7 | |
Google Nexus 7 | |
Fujitsu Stylistic M702 | |
Asus Memo Pad Smart 10 ME301T |
* ... kleinere Werte sind besser
Mit der App „AndroBench 3“ wird die Leistung des Flashspeichers bewertet. Hier ist das Ergebnis durchwachsen, denn bei den Lesevorgängen erreicht das Galapad gute Ergebnisse und kann sich, teilweise deutlich, von den anderen Geräten absetzten – das umgekehrte Phänomen beobachten wir bei Schreibzugriffen.
Videos & Spiele
Wenig Bedenken gibt es in diesem multimedialen Testsegment. Unser Anspruch an das Galapad 7 wird vollends erfüllt, denn die Wiedergabe von Videos in Full-HD-Qualität stellt kein Problem dar. Getestet haben wir dies mit diversen Trailern aktueller Kinofilme. Der Datendurchsatz der MKC-Containerdateien liegt bei bis zu 6.100 kBit/s.
Die Spieletauglichkeit haben wir mit diversen Apps aus dem Google Play Store getestet. Darunter befanden sich 3D-Spiele wie „Need For Speed“ oder „GTA III“. Der Tegra 3-Prozessor verfügt über ausreichend Leistungsreserven um alles flüssig darzustellen. Fast von alleine versteht sich der problemlose Umgang mit 2D-Spielen wie „Angry Birds“ oder „Cut the Rope“.
Temperatur
Beim Temperaturprofil macht der Hersteller alles richtig, denn das Gerät erwärmt sich zu keiner Zeit unangenehm und ist zusätzlich in jedem Zustand kühler als das Nexus 7. Unter Last messen wir im Durchschnitt 35,5 °C auf der Vorderseite und 32,8 °C auf der Rückseite. Dümpelt der SoC vor sich hin, fällt die Temperatur um ca. 5 °C. Das bedeutet, dass wir an der Front im Durchschnitt 30,2 °C messen und auf der Rückseite gerade einmal 27,9 °C. Die meiste Wärme produziert das Netzteil im Lastzustand mit 45,7 °C. Somit bleiben alle gemessenen Werte im unbedenklichen Rahmen.
(±) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 43.8 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 33.7 °C (von 20.7 bis 53.2 °C für die Klasse Tablet).
(±) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 41.5 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.2 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 30.2 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30 °C.
Lautsprecher
Beim Galapad 7 kommen gleich zwei Lautsprecher zum Einsatz. Diese sind um den Micro-HDMI-Port und den Micro-USB-Anschluss positioniert. Leider wird der bislang gute Gesamteindruck durch die Lautsprecher etwas getrübt. Wir haben bereits Geräte getestet, welche mit einem Monospeaker bessere Resultate erzielt haben. Der Klang ist fade und bereits bei niedrigem Pegel blechern. Ab ca. 60 % des Gesamtpegels übersteuert der Klang zusätzlich. Von einer voluminösen Wiedergabe ist ebenfalls keine Spur.
Energieaufnahme
Liegt keine Last an dem SoC an, werden Leistungsaufnahmen zwischen 1,6 und 3 Watt getätigt. Vergleicht man dies mit dem Samsung Galaxy Note 8.0 verhält sich der Verbrauch ähnlich, denn das Display des Note 8.0 ist etwas größer. Hat der Tegra 3 des Galapad 7 eine Menge Arbeit zu bewältigen, genehmigt er sich zwischen 5,3 und 6,8 Watt. Ebenso ist auch hier der Verbrauch des Note 8.0 höher. Für ein 7-Zoll-Tablet verhalten sich die unterschiedlichen Energieaufnahmen im normalen Bereich. Jetzt muss nur noch der Akku zeigen, wie leistungsfähig er ist.
Aus / Standby | 0 / 0.1 Watt |
Idle | 1.6 / 2.7 / 3 Watt |
Last |
5.3 / 6.8 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Akkulaufzeit
Der Akku misst eine Kapazität von 3.500 mAh und ist nicht austauschbar. Ein Volllastszenario haben wir mit Hilfe der App „Stability Test“ simuliert. Zusätzlich war die Displayhelligkeit maximal und alle Funkmodule angeschaltet. Nach 2 Stunden und 36 Minuten musste das Netzteil angeschlossen werden. Das Nexus 7 geht bereits 14 Minuten früher in die Knie. Die maximale Akkulaufzeit ermitteln wir bei geringster Displayhelligkeit und deaktivierten Funkmodulen. Das Galapad führt keine Aktionen aus und schafft es auf eine Laufzeit von 10 Stunden und 24 Minuten. Die Kreuzung der beiden Extrema stellt der WLAN-Surftest dar. Dabei beträgt die Displayhelligkeit 150 cd/m² (ca. 55 %) und ein Skript wechselt permanent zwischen Internetseiten. Nach 6 Stunden und 50 Minuten geht dem Testgerät die Puste aus. Eine vollständige Ladung dauert indes 02:39 Stunden.
Zunächst hatten wir geringe Erwartungen an das Galapad 7 gestellt, aber bereits bei dem ersten Hands-on wurden wir von der Verarbeitung und der Wertigkeit des Geräts überrascht. Zudem ist die Performance, dank dem NVIDIA Tegra 3, auf einem ausreichend hohen Level. Kritikpunkt bietet die Displayauflösung, denn beispielsweise das Konkurrenzprodukt von Google besticht mit einer höheren Pixelzahl. Ein Akku mit einer Kapazität von 3.500 mm mAh kann in einem Tablet nicht mit extremen Laufzeiten glänzen. Das bestätigen unsere Tests zum Durchhaltevermögen des Energiespeichers.
Das Preis- / Leistungsverhältnis des Galapad 7 kann uns indes überzeugen. Derzeit kann man das Tablet für ungefähr 180 Euro im Onlinehandel erwerben. Der mobile Begleiter erfüllt die gestellten Aufgaben gut, wie aber bei der Mehrheit der Testgeräte gibt es Verbesserungspotenzial. Wer der Einstieg in das Tabletsegment wagen möchte, aber nicht bereit ist, Unsummen zu investieren, ist mit dem Galapad 7 des gleichnamigen Herstellers gut beraten.