Test Lenovo ThinkPad Twist Convertible Ultrabook
Lenovos ThinkPad-Notebook-PCs brauchen nicht vorgestellt zu werden. Minimalistisch designed, praktisch und konservativ: Thinkpads kombinieren die aktuellen Anforderungen von Business-Nutzern mit konventionellem, bewährtem Design. Diese ausgewogene Balance aus Innovation und Konservatismus hat maßgeblich zum Ruf der Marke Thinkpad beigetragen.
Der Name Thinkpad Twist lässt ein Standard Thinkpad vermuten, doch in Wirklichkeit handelt es sich um die Basis eines ThinkPad Edge. Fraglich ist daher, ob trotz der Veränderungen durch das Twist-Design die kompromisslose Funktionalität, die jedes erfolgreiche ThinkPad benötigt, erhalten werden konnte.
Unser ThinkPad-Twist-US-Testmodell ist mit einer Intel Core i5-3317U Zwei-Kern-CPU mit Intel HD Graphics 4000 ausgestattet und zur Zeit für rund 899 US-Dollar im Einzelhandel erhältlich und damit in Anbetracht des IPS-Touchbildschirms und der Konkurrenz überraschend erschwinglich.
Auch in Deutschland sind erste Varianten des Twist bereits in Shops als verfügbar gelistet. Die Preise beginnen hier bei 899 Euro für zu unserem US-Modell vergleichbare Ausstattungen.
Gehäuse
Seit langem bedeutet ThinkPad Style eine subtile einfarbige Gestaltung mit gelegentlichen roten oder chromefarbigen Akzenten. Traditionell sind die Oberflächen (im Allgemeinen inklusive Bildschirm) matt und aus hochwertigem Kunststoff oder Magnesium/Kohlefaser gefertigt und hinterlassen ein beruhigendes Gefühl von Dauerhaftigkeit. Lenovo wirbt mit der Langlebigkeit der Marke, die auch einiges wegstecken können soll.
Das ThinkPad Twist entspricht weitestgehend diesem Muster, weicht jedoch auf eine Weise ab, die zunächst rein kosmetisch erscheint. Trotz der primär matten Erscheinung ist der Bildschirm glänzend. Ebenso ist auch der Zwischenraum zwischen den Tasten überraschend glänzend. Zudem wird der Bildschirm von einem auffälligen chormefarbigen Plastikrahmen umrandet, der die Zugehörigkeit zur Edge Serie erkennen lässt. Insgesamt wirkt das gesamte Erscheinungsbild so fast etwas billiger, doch in der Praxis erweist sich dies als unproblematisch. Der glänzende Bildschirm ist mit Corning Gorilla Glass verstärkt.
Das Gehäuse ist zwar verglichen mit vielen Consumer-Modellen solide, doch wirkt die Konstruktion des ThinkPad Twists nicht so robust wie die meisten seiner größeren Brüder. Bei der Materialwahl waren wohl einige Kompromisse nötig, um sowohl das Gewicht in Schranken als auch den Preis niedrig zu halten. Aufgrund der leichteren Konstruktion geben sowohl Handballenablage als auch Displaydeckel unter Druck deutlich nach. User, die von ThinkPads wie gewohnt höchste Stabilität erwarten, mag dies enttäuschen. Das Gehäuseinnere ist laut Beschreibung noch immer aus Magnesiumlegierung, doch die Handballenablagen und andere kritische Stellen wirken fragiler.
Das Scharnier, welches den Bildschirm sichert, kann nur in eine Richtung gedreht werden: im Uhrzeigersinn zur Tastatur. Vom Standpunkt der Dauerhaftigkeit ist dies wahrscheinlich das Beste, doch irritierend, wenn man versucht, schnell in die falsche Richtung zu drehen und nur eine Verwindung unter Druck ohne Bewegung feststellen kann. Die meisten Nutzer werden sich mit der Zeit daran gewöhnen, und das Scharnier scheint zu seinem Vorteil ziemlich solide zu sein. Einmal umgewandelt, klappt das System ziemlich gut zu einem geschlossenen Tablet zusammen. Abgesehen davon ist das Gewicht von rund 1,5 Kilogramm für ein Notebook gut handhabbar, doch für ein Tablet eher schwer.
Schließlich fielen bei unserem Testgerät einige Ungereimtheiten auf, die fast sicher nur auf einen Produktionsfehler zurückzuführen sind: Die Lackierung des Touchpads fehlt seltsamerweise im rechten oberen Bereich (siehe Foto), und das Touchpad selbst (siehe weiter unten) hat einige sicherlich nicht gewollte erhabene raue Bereiche. Normalerweise ist die ThinkPad Marke von solchen Versäumnissen der Qualitätssicherung nicht betroffen. Wir gehen jedenfalls davon aus, dass Lenovo bei solchen Beanstandungen dem Kunden einen Ersatz zugestehen würde.
Sonst entsprechen Passgenauigkeit und Lackierung den Erwartungen. Die Teile sitzen fest und wirken nahtlos. Hier sollten ThinkPads andere Geräte übertreffen und abgesehen von einigen Fehltritten erscheint uns die Verarbeitung des Twists immer noch besser als von vielen Consumer-Modellen.
Ein Schlusswort zum Design des ThinkPad Twists: Anders als andere ThinkPad Produkte ist es kaum wartungsfreundlich. Nur Festplatte, Tastatur und WLAN-Mini-PCIe-Karte können einfach getauscht werden. Alles andere - von Akku bis Hauptspeicher - ist entweder tief im PC verborgen oder für den User gar nicht tauschbar.
Ausstattung
Hier überrascht uns das Twist positiv. Für ein Ultrabook ist seine Anschlussausstattung fast beispiellos: zwei USB-3.0-Ports (üblich für diesen Formfaktor), neben zwei digitalen Video-Ausgängen (mini-HDMI und mini-DisplayPort), ein Kartenleser und sogar ein Gigabit-Ethernet-Port. Für solch einen winzigen PC ist dies eine sehenswerte Palette.
Zudem sind die Schnittstellen intelligent angeordnet: Die beiden USB-Ports befinden sich an gegenüberliegenden Seiten des Notebooks, und die einzigen benachbarten Schnittstellen sind die weniger wichtigen Miniatur-Video- und Audio-Ausgänge (wobei der mini-HDMI-Port im Weg sein könnte). Der Anschluss von größeren USB-Geräten bereitet also wenig Kopfzerbrechen. Die einzige Entscheidung, die ThinkPad Puristen irritieren könnte, ist die Lage des Stromanschlusses an der rechten Seite des Geräts (statt an der Rückseite).
Kommunikation
Unser ThinkPad Twist Testmodell war mit einem Broadcom BCM43228 802.11a/b/g/n Wi-Fi Adapter mit einer 2x2-Antennen-Konfiguration ausgestattet und kann Geschwindigkeiten bis zu 300 Mbps erreichen. Zudem sind Bluetooth 4.0 (Standard) und Gigabit Ethernet (Realtek Chipset) vorhanden. Ein Intel Centrino Wireless-N 2230 Adapter ist stattdessen optional verfügbar. WWAN-Optionen werden auch angeboten, doch die Auswahl einer solchen schließt den “HDD Performance Booster” aus, für welchen Lenovo wirbt, denn die dazu nötige mSATA-SSD nutzt denselben mini-PCIe-Slot (im Bereich Massenspeicher befassen wir uns damit ausführlicher).
Sicherheit
Neben dem üblichen TPM (Trusted Platform Module, Version 1.2), bietet Lenovo eine Software Suite namens Lenovo Solutions for Small Business (kurz LSSB). Obwohl diese nicht ausschließlich sicherheitsorientiert ist, ermöglicht dieses vorinstallierte Paket Administratoren, wichtige Aufgaben durchzuführen, beispielsweise einige Wartungsarbeiten nach Geschäftsschluss, von Backups oder Software-Updates bis zu Software-Monitoring. Damit soll sichergestellt werden, dass benötigte Anwendungen nicht vom Nutzer entfernt werden. Sollte dies der Fall sein, gibt LSSB eine Warnmeldung aus. Zudem kann hier konfiguriert werden, auf welche USB-Geräte Zugriff erlaubt oder verboten ist, um vor möglichen Gefahren zu schützen. Außerdem wurden in dieser Anwendung andere kleinere Funktionen wie Data Backup und Wiederherstellung sowie das Energiesparprofil vereint, um anspruchsvollen Geschäftskunden einen einfachen Zugriff auf oft verlangte Funktionen zu ermöglichen.
Neben LSSB gibt es das Lenovo Solution Center (LSC), das sehr zum Leidwesen der ThinkPad Community die Lenovo ThinkVantage Toolbox (TVT) ersetzt hat. Die stark beworbene Lenovo TVT Software wurde von PC-Doctor, einer Firma, die seit langem für ihre Hardware-Diagnose-Software bekannt ist, die viele Computertechniker zur Diagnose fehlerhafter Teile nutzen, entwickelt. Letztere beinhaltete nicht nur eine Fülle von konfigurierbaren Diagnosetests, sondern auch einen Speicherplatzmanager, der leider im LSC fehlt. Am ThinkPad Twist ist Version 2.0 dieser Software installiert. Obwohl sich diese im Vergleich zur Vorgängerversion verbessert hat, vermissen wir immer noch schmerzlich Funktionen der ThinkVantage Toolbox.
Zubehör
Zu unserem Lenovo Twist Testsystem gehört Lenovos üblicher, vernünftig großer 65-W-Stromadapter, der zweckmäßig gestaltet ist und einen Klettverschluss für die Kabelaufwicklung bietet. Abgesehen davon wird kein weiteres Zubehör mitgeliefert. Anders als bei manchen Ultrabooks werden beim Twist keine Videoadapter, etwa mini-DisplayPort-auf-VGA oder mini-HDMI-auf-HDMI, mitgeliefert. Diese müssen extra bestellt werden.
Das Notebook ist für einen konventionellen Docking-Station-Port wahrscheinlich zu dünn. Daher ist es leider nicht mit zahlreichem Lenovo Zubehör wie die Ultrabase oder Slice-Akkus kompatibel. Es wird allerdings anderes optionales Zubehör angeboten (separat erhältlich), wie etwa das stark beworbene ThinkPad USB 3.0 Dock, das ohnehin die meisten Kern-Features einer Docking-Station bietet, sowie eine Auswahl an Lenovo Adaptern.
Garantie
Die Garantie des ThinkPad Twist ist für die USA standardmäßig eine einjährige Depot-Garantie. Auch die ersten in Deutschland gelisteten Modelle sind mit 12 Monaten Herstellergarantie ausgestattet.
Die üblichen Lenovo Garantieerweiterungen sind selbstverständlich verfügbar und reichen bis zu 5 Jahre mit Optionen wie Vorort-Service, Unfallschutz und Einbehalten der Festplatte.
Eingabegeräte
Tastatur
Eine weitere wichtige Änderung im ThinkPad Design, die die Community in Aufruhr versetzt hat, ist der Wechsel von der traditionellen ThinkPad Tastatur auf ein moderneres Chiclet-Design, AccuType genannt. Die AccuType Tasten sind flacher, doch eine leichte konkave Wölbung in der Mitte zur besseren Führung der Finger wurde beibehalten. Unserer Meinung nach tippt sich die AccuType Tastatur sehr gut. Wer sich jedoch an die klassische ThinkPad Tastatur gewöhnt hat, wird sich geringfügig umstellen müssen.
Eine optionale Hintergrundbeleuchtung wird für die AccuType Tastatur nicht angeboten. Dafür ist sie spritzwassergeschützt. Interessanterweise wirkt die Tastatur aufgrund eines besseren Feedbacks auf Tastendruck erheblich besser als ihr IdeaPad Gegenstück. Das Tippgefühl ist jedoch etwas weicher als bei den traditionellen ThinkPad Tastaturen.
Touchpad
Bei Business-Notebooks hat die Qualität des Mausersatzes eine ähnliche Bedeutung wie die Tastatur. Das Synaptics Touchpad des ThinkPad Twists arbeitet generell genau und ist mit der Ultranav Software konfigurierbar. Leider enttäuschen die unebene Oberfläche und die unterdurchschnittlichen Tasten. Klicken erfolgt leise, doch nicht überzeugend und Rechts-Klicks werden manchmal selbst mit der neuesten Treiberversion nicht wie beabsichtigt erkannt. Die erwähnte unebene Oberfläche könnte ein Herstellungsfehler bei unserem Testgerät sein, da im oberen rechten Eck des Touchpads auch die Lackierung, die das restliche Touchpad bedeckt, komplett fehlt.
Viele ThinkPad Puristen lieben den TrackPoint als Alternative zum Touchpad und erfreulicherweise blieb er unverändert ausgezeichnet - mit gleichen Tasten und so weiter - in der AccuType Tastatur des Twist. Es gibt jedoch beim Twist natürlich noch eine weiter Alternative zu den erwähnten Eingabegeräten, nämlich den...
Touchscreen
Glücklicherweise beeindruckt uns der kapazitive Touchscreen des ThinkPad Twists sofort mit einem Reaktionsverhalten, das man sich von den hochwertigsten Tablets und Smartphones erwarten würde. Fingereingaben werden fast immer an der erwünschten Stelle registriert und die Ergebnisse unmittelbar dargestellt. Selbst Gesten werden schnell und genau interpretiert. Das Panel unterstützt 5-Punkt-Multi-Touch.
Unsere Finger gleiten generell ziemlich mühelos über die Gorilla Glass Oberfläche des Bildschirms. Doch kann jede Art von Feuchtigkeit (wie bei allen Tablets mit glänzendem Bildschirm) die Steuerung etwas erschweren. Anders als bei anderen hochwertigen Convertibles fehlt dem Twist ein Digitizer-Pen. Durch die niedrige Auflösung des Bildschirms stellt Genauigkeit jedoch kein großes Problem dar. Insgesamt bietet das Twist also einen brauchbaren Touchscreen.
Der Gyro Sensor funktionierte im Test ebenso gut. Zunächst schien es, als wäre die Funktion nicht ganz in Ordnung und unvorhersehbar, doch ein Treiber-Update, das automatisch vorgeschlagen und von der Lenovo Solution Center Software installiert wurde, löste schnell alle Probleme. Kurzum, der Bildschirm bleibt standardmäßig in Querformat-Ausrichtung, wenn der Bildschirm parallel zur Tastatur gedreht wird, doch der Gyro Sensor erlaubt einen Wechsel der Ausrichtung im Tablet-Mode. Der kleine "Lock"-Taste an der Kante des Bildschirms erfüllt in beiden Modi einen unterschiedlichen Zweck: Im Notebook-Modus stellt sie die Anzeige auf den Kopf, sodass das Notebook in Zeltform benutzt werden kann. Im Tablet-Modus fixiert sie die aktuelle Ausrichtung des Bildschirms, bis sie nochmals gedrückt wird.
Bildschirm
Für das ThinkPad Twist wird nur ein Bildschirm angeboten: ein 12,5-Zoll-HD (1.366 x 768), LED beleuchteter, glänzender Bildschirm. Lenovos eigenes IdeaPad Yoga 13 bietet eine höhere Auflösung.
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Ausleuchtung: 86 %
Helligkeit Akku: 276 cd/m²
Kontrast: 767:1 (Schwarzwert: 0.36 cd/m²)43.82% AdobeRGB 1998 (Argyll 2.2.0 3D)
61.3% sRGB (Argyll 2.2.0 3D)
42.28% Display P3 (Argyll 2.2.0 3D)
Obwohl Lenovo von einer Helligkeit von 350 cd/m² spricht, konnten wir nur einen Durchschnitt von 253 cd/m² bei einer maximalen Helligkeit von nur 276 cd/m² im zentralen Bildbereich ermitteln, also über 20 % weniger als angegeben. Die Ausleuchtung ist hingegen mit 86 % ziemlich gleichmäßig. In Kombination mit der glänzenden Oberfläche können auch in Innenräumen störende Reflexionen auftreten.
Ergänzung, 18.01.2013: Am baugleichen deutschen TP Twist-Seriengerät (gleiches LP125WH2-SLT1, IPS Panel) sinkt die Helligkeit im Akkubetrieb auf 232 cdm² (Mitte) und lässt sich unabhängig von Energieprofilen nicht höher einstellen. Eine BIOS Option gibt es keine. Den Helligkeitssensor haben wir für die Messung belichtet (volle Helligkeit des Panels erzwingen).
Erfreulicherweise erreicht das Panel dank eines niedrigen Schwarzwertes von 0,36 cd/m² ein hohes Kontrastverhältnis von 767:1. Dadurch wirkt die Darstellung lebendiger und satter. Solange sich keine hinderlichen Lichtquellen hinter dem Benutzer befinden, ist sogar eine Helligkeitseinstellung von ungefähr 7/10 (zirka 150 cd/m²) ausreichend.
Wie unsere Tests zeigen, ist die sRGB-Abdeckung von nur 65 % des Spektrums nicht außergewöhnlich. Das Twist positioniert sich hier mit anderen Ultrabooks bzw. Convertibles, etwa Sonys Vaio Duo 11 oder sogar Dells XPS 12, welches weitere 11 % hinter diesem Wert liegt, auf einer Ebene, doch deutlich hinter Vorreitern in dieser Kategorie wie etwa dem Asus Taichi 21, welches zwar auch keine 100 % Abdeckung bieten kann, doch dieser sehr viel näher kommt. Diese Werte werden die meisten Nutzer nicht stören, doch Grafikdesigner und andere, die auf eine genaue Farbdarstellung angewiesen sind, sollten sich woanders umsehen.
Wir haben die Farbverbindlichkeit des Panels mit dem Program CalMAN und einem Fotospektrometer x-rite i1 Pro 2 überprüft. Im Auslieferungszustand ist das Twist bereits mit einem Profil verbunden (TPFLX.icm Wide Viewing Angle & High Density FlexView Display), weshalb sich die unsere Vorher-Nachher-Messungen dennoch unterscheiden. Wenn nicht angezeigt, dann beziehen sich folgende Aussagen auf die zweite Messung, also nach unserer Kalibrierung.
Je nach Helligkeitseinstellung liegt der Gamma-Wert zwischen 1,7 bei 10 Prozent Helligkeit und der Zielvorgabe 2,2 bei maximaler Helligkeit. Sehr gut: Die Farbtemperatur zwischen 6948 Kelvin und 7218 Kelvin. Sie liegt über dem Ideal von 6.500 Kelvin. Obwohl sich der Weißpunkt ziemlich genau im Zielbereich der CIE 1931 Normfarbtafel befindet, liegen bis auf Rot, Cyan und Yellow alle weiteren Farben absolut gesehen außerhalb der Zielvorgabe. Das Profil der Werksauslieferung uniformiert alle Farben, setzt aber den DeltaE für alle auf 6,9.
Die Sättigung entspricht nicht dem Soll und fällt insgesamt zu schwach aus. Weit außerhalb des DeltaE von 5 bewegen sich hauptsächlich Blau und Rot. Die Blaustichigkeit ist ein Nachteil vieler Displays, die mit White-LEDs ausgestattet sind. Im Vergleich zu einfachen Panels fällt dieser Effekt aber relativ gering aus. Sichtbar werden Abweichungen für das menschliche Auge ab einem DeltaE von 3 und mehr.
Die Graustufen mit einem DeltaE von durchschnittlich 3,0 (Kalibriert; 4,23 Auslieferung) fallen sehr gut aus, sogar besser als beim LifeBook T902 Convertible (3,45). Nehmen wir als Messlatte das ThinkPad X1 Carbon zur Hand, so verliert das kalibrierte X1 mit einem schlechteren Grayscale DeltaE (6,95), gewinnt aber mit einer sehr guten Farbsättigung (nur Cyan mit DeltaE 7,8).
Durch die unglückliche Kombination von mittlerer Helligkeit und Hochglanzoberfläche werden Außeneinsätze unter jeder Art von Tageslicht schnell problematisch. Sogar sehr helle Panels kämpfen mit den Problemen glänzender Oberflächen unter direkter Sonneneinstrahlung. Die Situation des Twists ist jedoch sogar noch unglücklicher. Kurzum: Wer zu einem erheblichen Ausmaß im Freien arbeiten möchte, ist gut beraten, alternative Modelle mit größerer Helligkeit und bestenfalls matter Oberfläche in die engere Wahl zu nehmen.
Da das ThinkPad Twist gedreht und geneigt werden soll, ist es glücklicherweise mit einem IPS-Panel ausgestattet. Dieses bietet abgesehen vom oben erwähnten ausgezeichneten Kontrast auch eine ausgezeichnete Blickwinkelstabilität. Das Twist kann nahezu in alle extremen Positionen gekippt und geneigt werden, ohne dass Helligkeitsveränderungen oder andere negative Auswirkungen beobachtet werden können.
Leistung
Unser ThinkPad Twist Testgerät war mit einer 1,7 GHz Core i5-3317U der dritten Generation ausgestattet. Diese Zwei-Kern-ULV-Ivy-Bridge-CPU taktet im Idle-Modus mit 800 MHz (je Kern) und kann mit Hilfe von Turbo Boost bei Bedarf auf bis zu 2,4 und 2,6 GHz (zwei Kerne und ein Kern) hochtakten. Der Prozessor bietet eine gute Leistung und benötigt weniger Strom als seine Standard-Volt-Gegenstücke. Damit ist er eine gute Wahl für Ultrabooks und Convertibles mit dünnen Gehäusen, die eine Herausforderung in puncto Wärmeableitung und Akkugröße darstellen. Mehr Informationen zum Prozessor erhalten Sie auf unserer Detailseite.
Bezüglich Hauptspeicher war unser Testgerät mit 4 GB DDR3 PC3-10600 Elpida SODIMM ausgestattet. Anders als beim Yoga 13 ist der Hauptspeicher beim Twist leider nicht erweiterbar, da er mit dem Motherboard verlötet wurde. Selbst Lenovo kann kein Upgrade durchführen, falls der Benutzer den Laptop einschicken würde. Davon abgesehen reichen 4 GB für die übliche Verwendung aus, alternativ muss man bereits beim Kauf zu einer 8-GB-Variante greifen.
Wie immer führen wir mit dem DPC Latency Checker einen Test durch, der uns zeigt, wie gut unser Testgerät mit Audio- und Video-Streams zurechtkommt. Das Ergebnis ist zwar grenzwertig (mit vielen Werten um 1000 µs), doch abgesehen von einigen Spitzenwerten um 2000 µs noch akzeptabel.
Prozessor
Für Ultrabooks ist die Core i5-3317U CPU eine beliebte Wahl, denn sie liefert eine respektable Leistung bei einer sehr niedrigen Verlustleistung (TDP) von 17 W. Die Benchmark-Ergebnisse liegen tatsächlich mit der i5-2410M in etwa auf einem Level. In Anbetracht dessen, dass die 2410M eine Standard-Volt-Sandy-Bridge-CPU mit 35 W TDP ist, ist dies beeindruckend. Beispielsweise erreicht das Twist 8837 Punkte im Cinebench R10’s Multi 64-bit Rendering-Test, also knapp weniger als die 9125 Punkte von Sonys Vaio Duo 11. Dagegen übertrifft es die 7118 Punkte des Yoga 13 deutlich, wobei wir im Test feststellen mussten, dass das Yoga 13 wesentlich vom Throttling betroffen war.
PCMark 7 Score | 3071 Punkte | |
Hilfe |
System Performance
Zu unseren Tests gehören immer auch die PCMark Benchmarks zur allgemeinen Bewertung der Systemleistung. Die Ergebnisse von PCMark 7 hängen, anders als etwa jene von 3DMark, stark von der Geschwindigkeit der Massenspeicher ab. Da unsere Testkonfiguration des ThinkPad Twist keine SSD installiert hat, ist anzunehmen, dass es schlechter als einzelne Mitbewerber abschneidet. Daher überrascht ein Gesamtergebnis von 3071 Punkten im Vergleich zu den 4396 Punkten des Yoga 13 und den 4803 Punkten des Sony Vaio Duo 11 nicht. Jedoch ist vielleicht überraschend, dass der Wert deutlich besser ist als bei ähnlich ausgestatteten Ultrabooks (konventionelle HDD) wie dem Asus Zenbook UX32VD, das nur 1934 Punkte erreichte. Beide Notebooks nutzen zudem den gleichen "ExpressCache"-Ansatz, um die Speicherzugriffe mit Hilfe einer 24-GB-SSD zu beschleunigen. Dennoch sind die Ergebnisse in der Tat sehr unterschiedlich.
Da PCMark Vantage und Windows 8 inkompatibel sind, bleibt uns nur noch der Windows 8 Experience Index zur Bewertung der Systemleistung.
Massenspeicher
Die standardmäßig mechanische Festplatte kann sowohl konfiguriert als auch einfach ersetzt werden. Sie befindet sich hinter einer kleinen Abdeckung an der Kante des Notebooks und ist, wie bei den meisten ThinkPads, nur mit einer einzigen Schraube gesichert. In Lenovos CTO-Store werden zwei verschiedene Modelle, 320 GB und 500 GB, beide 7.200 U/min, angeboten. Wie die meisten Ultrabooks unterstützt das Twist jedoch nur Laufwerke mit 7 mm Laufwerkshöhe (Standard: 9,5 mm). Hier finden Sie unsere wachsende Liste an getesteten HDDs und SSDs.
Unser Testgerät war mit einer 500 GB 7200 U/min Hitachi Festplatte ausgestattet. Speziell die Z7K500 wird wiederum gerne in modernen Ultrabooks eingesetzt. An und für sich ist das Laufwerk nicht schlecht. Enthielte das Twist jedoch nur ein mechanisches Laufwerk, könnte es sich nicht Intels Ultrabook-Zertifizierung rühmen. Daher nutzt es eine Strategie, die sich viele Notebooks seiner Klasse zu eigen machen: eine eigene mSATA-SSD, die zur Verbesserung der Gesamtgeschwindigkeit ausschließlich für das Caching häufig genutzter Daten eingesetzt wird. Zwar kommt dies der Leistung einer reinem Solid-State-Speicherlösung gleich, doch kann dieser Ansatz definitiv die Gesamtgeschwindigkeit erhöhen.
Wichtig: Der Nutzer kann nicht auf die SSD zugreifen. Sie wird nicht einmal als Volume im Logical Disk Manager von Windows aufgelistet.
Spieleleistung
Da die Core i5-3317U ein ULV-Modell ist, kann die integrierte Intel HD Graphics 4000 GPU mit Turbo Boost nur eine Taktrate von maximal 1050 MHz unter idealen Bedingungen erreichen. Daher überrascht es nicht weiter, dass unsere Ergebnisse um 25-35 % hinter vollwertigen Intel HD 4000 Grafikchips hinterherhinken. Im Vergleich mit dem Yoga 13, das massive Throttling-Problem hatte, gefallen uns die Ergebnisse des Twists jedoch deutlich besser. In StarCraft 2 ermittelten wir beispielsweise 79 und 18 FPS bei niedrigen und mittleren Einstellungen, das Yoga dagegen nur 64 und 13 FPS.
In Anbetracht der Größe des PCs und seines Zielmarkts ist natürlich keine Option auf eine eigenständige GPU verfügbar. Schließlich ist das Twist nicht als Spielemaschine gedacht. Wer dennoch spielen möchte, sollte sich nicht erwarten, dass mehr als niedrige Einstellungen möglich sind, falls das Spiel überhaupt flüssig läuft.
Um zu testen, ob die Systemleistung im Akkubetrieb im Vergleich zum Netzbetrieb sinkt, führten wir 3DMark 11 ein zweites Mal ohne Stromadapter aus. Das Ergebnis fällt mit 544 fast ident aus und lässt keinen Unterschied in der erbrachten Leistung erkennen.
3DMark 03 Standard | 7937 Punkte | |
3DMark 05 Standard | 6075 Punkte | |
3DMark 06 Standard Score | 3574 Punkte | |
3DMark Vantage P Result | 2478 Punkte | |
3DMark 11 Performance | 547 Punkte | |
Hilfe |
min. | mittel | hoch | max. | |
---|---|---|---|---|
StarCraft 2 (2010) | 79 | 18 | 11 | |
Diablo III (2012) | 37 | 21 | 17 |
Emissionen
Geräuschemissionen
Im Idle-Betrieb ist das ThinkPad Twist fast lautlos. Mit knapp über 32 dB(A) ist es nur in sehr leiser Umgebung wahrnehmbar. Die Zugriffsgeräusche der Festplatte sind jedoch bei starker Festplattenaktivität hörbar und könnten Nutzer mit scharfem Gehör stören. Abgesehen davon handelt es sich jedoch um ein leises Gerät.
Unter Last wird es laut, doch nie in störendem Ausmaß. Mit 35,3 dB(A) bei mittlerer Last ist das Twist kaum lauter als andere Notebooks ohne Last. Im dauernden Stresstest erreicht es schließlich 38 dB(A). Doch auch dieser Wert ist deutlich unter besorgniserregendem Niveau.
Lautstärkediagramm
Idle |
| 32.4 / 32.6 / 32.7 dB(A) |
Last |
| 35.3 / 38 dB(A) |
| ||
30 dB leise 40 dB(A) deutlich hörbar 50 dB(A) störend |
||
min: , med: , max: BK Precision 732A (15 cm distance) (aus 15 cm gemessen) |
Temperatur
Wie Sie möglicherweise vermuten, hat die Ruhe ihren Preis. Das ThinkPad Twist ist ein heißes Notebook, das im Idle-Betrieb bereits bis zu 33,8 °C und maximal unter Last sogar 54.2 °C (!!) erreicht. Einige Dinge sind jedoch erwähnenswert: Zum einen werden unsere Lasttemperaturen bei vollständiger Systemauslastung mit Hilfe von FurMark und Prime95 gemessen. Unter normalen Umständen wird der Nutzer diese Werte nie beobachten können. Zum anderen konzentrieren sich diese hohen Temperaturen auf eine einzige Stelle: entlang der rechten Seite des Notebooks unterhalb des Lüftergrills. Ihnen kann man also sogar beim Schoßeinsatz ziemlich leicht ausweichen. Wesentlicher ist dagegen, dass die Handballenablagen und das Touchpad selbst bei starker Last relativ kühl bleiben.
(-) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 49.2 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 35.3 °C (von 19.6 bis 60 °C für die Klasse Convertible).
(-) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 54.2 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 36.8 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 27.9 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30.3 °C.
(+) Die Handballen und der Touchpad-Bereich sind mit gemessenen 31.2 °C kühler als die typische Hauttemperatur und fühlen sich dadurch kühl an.
(-) Die durchschnittliche Handballen-Temperatur anderer getesteter Geräte war 28.1 °C (-3.1 °C).
Stresstest
Zu unseren Tests gehört auch die Simulation maximaler Auslastung (100 % CPU, GPU und beides), um festzustellen, wie das Gerät damit zurechtkommt.
Unter vollständiger CPU-Auslastung zuckt das ThinkPad Twist kaum mit der Wimper. Nach fast einer Stunde betragen die Temperaturen der CPU noch immer unproblematische 80 °C. Daher kommt das Notebook gut mit rechenintensiven Aufgaben zurande. Hier können wir kein Throttling beobachten. Die CPU kann sogar die maximale Turbo-Boost-Frequenz während des ganzen Testzeitraums beibehalten.
Vollständige GPU-Auslastung war mit höheren Temperaturen von 88 °C und seltenen momentanen Einbrüchen in den Turbo-Boost-Taktraten etwas weniger beruhigend.
Unter Volllast (CPU und GPU) gab das Kühlsystem des Twists schließlich nach. Als es fast konstante hohe Temperaturen von 91 °C (und ein Maximum von 92 °C) erreichte, musste das Notebook den GPU-Takt auf 800 MHz und den CPU-Takt auf 1,7 GHz verringern. Dabei handelt es sich zwar noch nicht um Throttling (denn die Taktraten bleiben oberhalb der Basisfrequenz), doch zeigt es deutlich, dass das Twist bei starker Belastung die volle Turbo-Boost-Leistung nicht für lange Zeit halten kann.
Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass dies in der Praxis auftritt. Um das zu zeigen, führten wir 3DMark06 unmittelbar nach Ende von FurMark und Prime95 erneut aus und erhielten ein Ergebnis im gleichen Bereich wie zuvor (3551).
Lautsprecher
Bedenkt man, dass das ThinkPad Twist primär als ultraportables Office-Notebook gedacht ist, beruht sein etwaiger Erfolg nicht auf seinen Audio-Kompetenzen. Doch trotz Einschränkung auf seine zwei 1-W-Lautsprecher leistet es hier gute Arbeit. Die Klangwellen kommen tatsächlich von unterhalb der Tastatur und sind natürlich wie erwartet bassarm. Doch der Klang ist passabel und die maximale Lautstärke viel besser als bei vielen ThinkPad Notebooks in der Vergangenheit.
Akkulaufzeit
Da es sich im Wesentlichen um ein Business-Gerät handelt, ist eine gute Akkulaufzeit ausschlaggebend für den Erfolg des Twists. Wir unterzogen es unserer üblichen Testserie mit Hilfe des Battery Eater Tools.
Unsere Test der maximalen Akkulaufzeit (minimale Last) dauerte knapp über 6 Stunden. Beim anderen Extremszenario, getestet mit dem Battery Eater Classic Test, gab das Notebook nach nur eineinhalb Stunden auf.
Für unsere realitätsnahen Tests konfigurierten wir zunächst das Energieprofil "ausgewogen" und wählten eine Helligkeitsstufe, die möglichst nah bei 150 cd/m² liegt. Danach führten wir unser Web-Surf-Simulations-Skript aus. Das Ergebnis von 3 Stunden und 16 Minuten ist eher enttäuschend und positioniert das Twist bezüglich Ausdauer ganz unten. Das Twist kann mit seinem 42,4-Wh-Akku schlicht keine Akkulaufzeit erreichen, die mit modernen Convertiblen mithalten könnte.
Ergänzung, 18.01.2013: Auf Grund der Neubetrachtung des Panels eines deutschen TP Twist-Seriengerätes haben wir den WLAN-Test erneut ausgeführt. Er endete besser und zwar nach 235 Minuten (3:55 h). Ein Plus von 39 Minuten. Die Helligkeit haben wir derart reguliert: 232 cd/m² (gedrosselt) - 5 Stufen regeln – 165 cd/m²; näher kommen wir nicht an den Teststandard 150 cd/m² heran.
Fazit
Trotz der etwas verwirrenden Namensgebung gehört das ThinkPad Twist eigentlich zur Edge Familie. Es ist Lenovos Versuch, ein leistbares Convertible für den Business-Einsatz zu erzeugen, das dafür Kompromisse in einigen wichtigen Bereichen eingeht. Schließlich erfüllt es viele kritische Merkmale seiner Klasse, vom guten IPS-Bildschirm bis zur reaktionsfreudigen Touch-Schnittstelle und der bekannten Transformationslösung. Zudem bietet es einige andere Vorteile der Business-Klasse wie eine spritzwassergeschützte Tastatur und eine überdurchschnittliche Auswahl an Ports.
Trotzdem können wir uns über die Mängel nur wundern, da sie einen wesentlichen Einfluss auf die Attraktivität des Ultrabooks in der Zielgruppe haben. Mit einer eingeschränkten Akkulaufzeit (ggf. + 39 Minuten, siehe Ergänzung, 18.01.2013 unter Akkulaufzeit), niedriger Helligkeit des Hochglanzbildschirms und ThinkPad untypischen Gehäusemacken missglückt es dem Twist, einige wichtige Qualitäten eines Business-Notebooks zu erfüllen.
Keinesfalls handelt es sich jedoch um ein schlechtes Laptop. Im hitzigen Wettbewerb mit Modellen wie Dells XPS 12 und sogar Lenovos eigenem IdeaPad Yoga 13 und einer Fülle nicht-convertibler Business-Notebooks, die den Markt sättigen, ist es schwer, das ThinkPad Twist als Business-Notebook zu empfehlen - es sei denn, Tablet-Funktionalität ist obligatorisch und ein günstiger Preis ein vorrangiges Anliegen. Es ist ein brauchbares Notebook und ein praktisches Tablet, doch von keinem eine ausgezeichnete Ausprägung.