PC-Markt in EMEA bricht um 18 Prozent ein, nur Apple kann Absatz steigern
In einem Punkt sind sich führende Marktforschungsunternehmen wie Canalys, IDC und Gartner zur aktuellen Entwicklung des weltweiten PC-Markts einig: Die Absatzzahlen auf dem globalen Markt für Personal Computer sind nach dem Corona-Hoch wieder stark rückläufig. In einem wichtigen Punkt unterscheiden sich allerdings die Expertenmeinungen deutlich: den Lieferzahlen von Apple.
Während Canalys und IDC übereinstimmend für Apple und seine Computer, wie MacBook Air, MacBook Pro oder iMac, eine negative Absatzbilanz in der Betrachtung des zweiten Quartals 2022 feststellen, kommt Gartner hier zu einem ganz anderen Ergebnis. Der Gartner-Analyse zufolge konnte Apple in Q2/2022 seine Lieferzahlen von 5,82 Millionen Macs im Vorjahreszeitraum um kräftige 9,3 Prozent auf nunmehr 6,36 Mio. steigern. Auch beim Marktanteil sieht Gartner den Erfinder des Macs mit derzeit 8,8 Prozent (Q2/2021: 7,1 %) zulegen.
Gartner führt als Grund für das Absatzplus von Apple im zweiten Quartal 2022 die Beliebtheit der M1-Geräte an. Wir haben sowohl bei Gartner als auch Canalys schriftlich nachgefragt, warum die beiden Analysten die Apple-Zahlen komplett unterschiedlich bewerten. Canalys-Analyst Ishan Dutt hat uns sofort geantwortet:
Unseren vorläufigen Daten zufolge lagen die Macbook-Auslieferungen von Apple im zweiten Quartal 2022 bei etwa 4,5 Millionen Stück und damit außerhalb der Top 5, hinter Asus. Apple war von den Abriegelungen in China im April und Mai stark betroffen, da die meisten seiner Produktionsstätten davon betroffen waren. Gleichzeitig sind Macbooks in erster Linie ein Gerät für Verbraucher, und die Verbrauchernachfrage wurde durch die steigende Inflation und die wirtschaftliche Unsicherheit stark geschwächt.
Von Gartner liegt uns dazu noch kein Statement vor.
Die Gesamtmarktzahlen für den PC-Markt verschlechtern sich hingegen auch in der Gartner-Expertise. So verzeichneten bei Gartner die weltweiten PC-Auslieferungen im zweiten Quartal 2022 mit minus 12,6 Prozent den stärksten Rückgang seit neun Jahren. Im Wirtschaftsraum EMEA sind die PC-Auslieferungen sogar um satte 18 Prozent eingebrochen.
Als Gründe für diesen starken Rückgang nennt Gartner anhaltende geopolitische Instabilität durch die russische Invasion in der Ukraine, einen inflationären Druck auf die Ausgaben sowie den starken Rückgang der Nachfrage für Chromebooks. Laut Gartner sind Unterbrechungen der Lieferkette zwar auch weiterhin eine Herausforderung, doch die Hauptursache für Lieferverzögerungen bei PCs war nicht länger ein Mangel an Komponenten, sondern eine Störung der Logistik.
Besonders stark betroffen war der PC-Markt in EMEA im zweiten Quartal 2022. Für EMEA verzeichnet Gartner einen Rückgang der PC-Lieferungen um satte 18 Prozent auf 17,8 Millionen Personal Computer. Dies sei ein erheblicher Rückschlag für das Gesamtvolumen nach zwei Jahren sehr starken Wachstums, das durch COVID-19 und das wiedererwachte Interesse an PCs bei Verbrauchern und im Bildungsbereich stimuliert wurde, so Gartner. Die EMEA-Region verzeichnete auch einen 20-prozentigen Rückgang bei den Laptop-Lieferungen, während die Chromebook-Lieferungen im Jahresvergleich um über 50 Prozent eingebrochen sind.