Oppo Band Sport im Test: Der smarte Alltagsbegleiter gab sich als Fitness-Tracker zickig
Gehäuse und Ausstattung – Oppo setzt auf schlichtes Design
Oppo fertigt sein erstes Fitness-Band im Stil der kürzlich getesteten Fitness-Tracker Amazfit Band 5 und Mi Smart Band 6. Auch den Oppo-Tracker kann man aus dem TPU-Band herausnehmen. Zusammengesetzt schließt er jedoch gegenüber den andern beiden plan mit dem glänzende Kunststoffrahmen im Armband ab, der dadurch stärker zur Geltung kommt. Der Tracker wiegt mit Band 23 g wie die anderen beiden auch.
Das Gehäuse aus Polycarbonat ist bis 5 ATM wassergeschützt. In dem Gehäuse arbeitet ein Apollo3 von Ambiq mit 1 MB RAM. Betriebssystem, Apps und installierte Zifferblätter teilen sich 16 MB.
Das AMOLED-Display löst mit 126 x 294 px genauso hoch auf auf wie beim Amazfit Band 5. Bei gleicher Display-Diagonale von 1,1 Zoll stimmt folgerichtig auch die Pixeldichte mit 291 ppi überein. Zum Vergleich: Das Mi Smart Band 6 löst auf einer Diagonalen von 1,56 Zoll mit 152 x 486 px auf und ist in dieser Hinsicht klar der Gewinner. Der Bildschirm deckt laut Oppo den DCI-P3-Farbraum vollständig ab. Der in der Filmindustrie verwendete Farbraum mag für ein Wearable nicht wirklich nötig erscheinen, kann aber sicher nicht schaden, wenn man sein Haustier, den Freund oder die Freundin als Hintergrund verewigt – was über die Einstellungen für das Zifferblatt möglich ist.
Die Helligkeit reguliert sich nicht automatisch, für die Justierung stehen 5 Stufen zur Wahl. Zu den Sensoren zählen ein 3-Achsen-Beschleunigungssensor und optische Sensoren für die Herzfrequenz und die Blutsauerstoffsättigung (SpO2).
Einrichtung und Bedienung – Tracker mit intuitiver UI
Nach dem Laden fordert das Band zum Download der HeyTap-App auf, um sich mit dem Smartphone zu verbinden. Die ColorOS-App gibt es sowohl im Playstore als auch in Apples App Store. Der Test erfolgte mit einem iPhone 12 Pro. Im Zuge der Einrichtung setzt man die Parameter für die Gesundheitsüberwachung, bestimmt die Reihenfolge der Apps auf dem Band und wählt aus dem Oppo-Watchface-Store bis zu fünf Zifferblätter oder kreiert eins aus einem eigenen Foto. Pragmatisch löst Oppo die Darstellung einer zweiten Zeitzone: Während man bei Huamis Band 5 und dem Xiaomi Band 6 hierfür eine App öffnen muss, löst Oppo das Thema Dualzeit ebenfalls über ein Zifferblatt.
Praktisch hierfür ist, dass man durch horizontales Streichen schnell zwischen den Zifferblättern wechseln kann. Dafür entfallen bei Oppo die Widgets, wie wir sie von anderen Wearables kennen. Unabhängig vom gewählten Zifferblatt öffnet ein kurzes Tippen darauf ein Panel mit Informationen wie Batterieladestand, Nicht-Stören-Modus und dem Smartphone-Verbindungsstatus. Ist auf dem Smartphone gerade der Musik-Player aktiv, blendet Oppo automatisch einen Shortcut zur Player-Steuerung ein wie auf dem Screen unten links zu sehen.
Neben einer Smartphone-Suche, Stoppuhr und Timer zählen zu den Tools Informationen zum Wetter mit einer zweitägigen Vorausschau. Die Remote-Steuerungen für die Kamera und den Musik-Player des Smartphones funktionierten im Test jeweils mit einem Honor V20 und einem iPhone 12 Pro. Alarme setzt man auf dem Smartphone und schaltet sie am Handgelenk ein oder aus.
Telefonie und Benachrichtigungen
Das Smartphone überträgt einkommende Telefonate einschließlich der Anrufer-ID zum Band. Die Anrufe kann man abweisen oder die Vibration des Bandes stoppen, wobei das Telefon weiterhin klingelt.
Das Band zeigt auch etwas längere Nachrichten, ersetzt Emojis aber durch Blocksymbole. Zu WhatsApp-Nachrichten zeigte das Band das zugehörige App-Symbol, bei Nachrichten des Messenger-Dienstes Telegram nicht.
Gesundheit und Fitness – Verbindung zu Google Fit und Apple Health
Unter Android stellt die HeyTap-App eine Verbindung zu Google Fit her. Auf dem iPhone verbindet sie sich mit Apple Health, überträgt aber nur die Schritte dorthin und liest im Gegenzug den Kalorienverbrauch, den gegebenenfalls andere Apps an Apple Health übergeben.
Der Begriff Trainingseinheiten im Tagesprotokoll ist irreführend: Gemeint sind Stunden, in denen man sich bewegt und nicht nur gesessen oder gelegen hat. Minuten mit erhöhter Herzfrequenz wie etwa beim Laufen oder schnellen Gehen summiert Oppo zu Trainingsminuten und zählt außerdem die Schritte und den Kalorienverbrauch. Beim Schritte zählen nahm es der Fitness-Tracker im Test allerdings nicht so genau: Bei 4000 Schritten zählte das Oppo Band Sport nur 3602. Zeitgleich wertete die Huawei Watch 3 mit 4005 Schritten ein paar Bewegungen mehr, was nicht unüblich ist.
Schlaf-Tracking
Oppo unterscheidet bei den Schlafphasen nur zwischen Leicht- und Tiefschlaf. Das ist weniger detailliert als bei Herstellern, die zusätzlich die Rapid-Eye-Movement (REM) -Phase erfassen. Letztere macht im Normalfall gut 25 % des Gesamtschlafs aus und wird auch als Traumphase bezeichnet.
Aktiviert man in den Einstellungen die Aufzeichnung der Sauerstoffsättigung während des Schlafs, kann man zusätzlich wählen, ob das Band die Sättigung in Echtzeit oder in regelmäßigen Abständen misst wie in der nachfolgenden Aufzeichnung. Die Erfassung in Echtzeit belastet den Akku deutlich stärker. Das Diagramm zur Sauerstoffsättigung kennzeichnet farblich, wenn die Sättigung auf 90 % oder darunter fällt.
Herzfrequenz, Herzrhythmus und Blutsauerstoffsättigung
Die Herzfrequenz zeichnet das Oppo Band Sport ganztägig auf, die Blutsauerstoffsättigung nur nachts automatisch. Misst man sie tagsüber zusätzlich manuell, erscheinen die manuellen Werte ebenfalls im Protokoll.
Die Blutsauerstoffsättigung vergleichen wir in mehreren Durchläufen mit dem Messergebnis eines Pulsoximeters. Bei allen 10 Messungen misst das Oppo Band Sport eine höhere Sättigung als das medizinisch zertifizierte Gerät. Im Grenzbereich um 90 % könnte ein falscher höherer Wert die warnende Wirkung verlieren, die normalerweise von einem Ergebnis unter 90 % ausgeht.
In den Trainings- und Gesundheitseinstellungen der App kann man zwei Pulswarnungen aktivieren: Oppo unterscheidet einen Ruhe-Herzfrequenz-Alarm im Alltag und eine höhere Grenze während des Trainings. Insbesondere beim Sport bewegt sich die Präzision des optischen Pulsmessers allerdings auf einem schwachen Niveau: Um das Reaktionsvermögen des optischen Sensors zu untersuchen, haben wir ein kurzes Intervall-Workout parallel mit einem Herzfrequenzsensor aufgezeichnet. Zwischen Warm-Up und Cooldown wechseln sich drei intensive Trainingsminuten mit längeren Pausen ab, in denen der Puls wieder fällt. Dabei geht der Oppo-Sensor bei steigender Frequenz kaum richtig mit und pendelt sich erst in den Erholungsphasen wieder ein, wenn sich der Puls stabilisiert.
Das ist für ein günstiges Fitnessband an sich kein Makel; da Oppo aber eigens einen Alarm für die Trainings-Herzfrequenz anbietet, spielt es durchaus eine Rolle, ob man sich auf diesen verlassen kann.
Trainingsaufzeichnung
Auf dem Oppo Band Sport sind 12 Sportmodi installiert. Neben Laufen und Radfahren (drinnen und draußen) gehören dazu ein Fat-Burn-Lauf, Yoga, Rudern und der Ellipsentrainer.
Wenn man sich für sein Tempo interessiert, muss man beim Laufen das Smartphone mitnehmen. Zwar schätzen Fitness-Tracker, die wie das Oppo-Band kein eigenes GPS haben, anhand von Körpergröße, Alter und Gewicht die Schrittlänge und ermitteln auch dann eine Distanz, wenn man das Smartphone zu Hause lässt. Das gelingt Trackern wie dem Band 6 von Honor oder Huawei auch ganz gut und reicht Freizeitsportlern mitunter schon aus. Auf einer Strecke von 5,2 km kam das Oppo Band Sport ohne Smartphone im Test aber nur auf 2,62 km. Beim 2. Durchlauf, in Verbindung mit dem Smartphone und dessen GPS, zeigt das Protokoll auch die Route, gegenüber Xiaomis Mi Smart Band 6 aber immer noch vergleichsweise wenige Details. Positiv wirkt sich aus, dass Oppo die Aufzeichnung automatisch pausiert, wenn man beim Gehen oder Laufen anhält.
Beim Radfahren zieht die automatische Pausenerkennung nicht. Zudem brach auf der Radtour im Test unterwegs die Verbindung zum Smartphone ab, weshalb die Routenaufzeichnung vorzeitig endet.
Akkulaufzeit
Laut Oppo hält der 100 mAh-Akku des Band Sport bis zu 12 Tagen. Im Test mit mehreren Sporteinheiten und häufigem Einschalten des Displays kamen knapp 8 Tage zusammen.
Zum Laden braucht der 100 mAh-Akku 1,5 Stunden. Um ihn in die mitgelieferte Ladeschale setzen zu können, muss man ihn mit etwas Druck aus dem Band heraus lösen.
Fazit
Wer ohne große Ansprüche einen Alltagsbegleiter mit netten Features sucht, bekommt mit dem Oppo Band Sport ein hübsches Wearable, mit dem er die Musik und die Kamera des Smartphones steuern kann, Wetterinfos sieht und noch einiges mehr. Das Schlafprotokoll unterscheidet weniger Schlafphasen als üblich, kennzeichnet aber, wenn die Sättigung nachts unter den Schwellwert von 90 % gesunken ist.
Dass Widgets fehlen und horizontale Gesten stattdessen das Zifferblatt austauschen, sorgte im Test anfänglich für Skepsis. In der Praxis wechselte das Zifferblatt dann aber wider Erwarten erstaunlich oft, je nach Outfit und Laune.
App und Oberfläche des Oppo Band Sport wirken klar und übersichtlich.
Als Tracker beim Laufen und Radfahren kann das Oppo Band dagegen nicht glänzen. Schon der Schrittzähler weist mit etwa 10 % eine vergleichsweise hohe Abweichung auf. Dass der PPG-Sensor beim Intervall-Workout nicht mitzieht wie eine Sportuhr von Polar, ist dagegen wenig verwunderlich und erwartet man von einem einfachen Tracker auch nicht. Verbindungsabbrüche erleben wir gelegentlich auch bei anderen Fitness-Trackern ohne eigenes GPS und sind nicht zwingend dem Tracker zuzuschreiben. Was Oppo aus den Daten macht, ist allerdings mager. Dass auch ein einfaches Fitness-Band in Verbindung mit der Software mehr liefern kann, zeigt Xiaomi mit dem Mi Smart Band 6. Den Preis setzt Xiaomi mit 44,99 Euro etwas niedriger an. Bei Online-Händlern wie Amazon bekommt man es noch etwas günstiger.
Preis und Verfügbarkeit
Zum Markstart war das Oppo Band Sport nur in Schwarz und exklusiv bei Amazon für 49 Euro erhältlich. Bis Testende blieb der Preis unverändert.
Preisvergleich
Weitere Fotografien, Bildschirmaufnahmen und Infografiken im Test: Inge Schwabe