Xiaomi Mi Smart Band 6 im Test: Wirkungsvolle Design-Verbesserung, der Preis passt
Gehäuse und Ausstattung – Mehr Pixel als das Mi Band 5
Auf den ersten Blick kann man keinen Unterschied zum Vorgänger erkennen. Einschließlich ihrer kleinen Ladeadapter unterscheiden sich das vorliegende Xiaomi Mi Smart Band 6, sein Vorgänger Mi Band 5 und das Amazfit Band 5 von Huami optisch kaum voneinander. Lediglich das Band ist bei Huami länger, das Handgelenk darf dort 23,5 cm Umfang haben gegenüber 21,9 cm bei Xiaomi.
Aktiviert man die Displays der drei Bänder, gibt es allerdings einen deutlichen Unterschied. Bei gleich großem Gehäuse verabschiedet sich Xiaomi von dem starren rechteckigen Bildschirm und nutzt jetzt auch das obere und untere runde Ende des Trackers. Die Bilddiagonale wächst dadurch von 1,1 auf 1,56 Zoll, die Auflösung von 126 x 294 px auf 152 x 486 px.
Der Touchscreen zieht sich nun über den ganzen Bildschirm, der Soft-Key, der beim Mi Smart Band 5 unter dem Display saß, enftällt. Die Helligkeit des AMOLED gibt Xiaomi mit 450 nits an. Ein Sensor für das Umgebungslicht fehlt, stattdessen regeluliert man sie in fünf Stufen manuell. Im Gebäude reichte im Test Stufe 3, mitunter auch Stufe 2. Draußen war das Display ab Stufe 4 gut lesbar. Subjektiv betrachtet wirkte Stufe 4 auch drinnen nicht grell, so dass dies im Test die bevorzugte Einstellung blieb.
Neu ist auch ein gehärtetes Glas zum Schutz der Oberfläche. Das Kunststoffgehäuse ist weiterhin wassergeschützt bis 5 ATM. Die RAM-Größe betrug bei den 5er Bändern von Xiaomi und Huami 512 KB. Die angefragten Speichergrößen des Band 6 lagen bis Testende nicht vor. Wenn der Hersteller sie noch mitteilt, ergänzen wir sie.
Einrichtung und Bedienung – Multi-kompatibel
Das iPhone und ein Honor V20 fanden unser Testgerät jeweils sowohl über die App Mi Fit als auch über die Xiaomi Wear-App, respektive die App Xiaomi Wear Lite auf dem iPhone. Mi Fit und Xiaomi Wear haben verschiedene Oberflächen. Trotz des Begriffs "Lite" sind die Unterschiede zwischen der Xiaomi Wear App auf dem iPhone oder Android-Smartphone dagegen gering. Es ändern sich natürlich die Geräteeinstellungen, wenn man ein anderes Wearable verbindet.
Einen wichtigen Unterschied fanden wir auf unseren Testgeräten allerdings bei der Kontenverknüpfung: Unter Android verband sich nur Mi Fit mit Google Fit, die Xiaomi Wear-App dagegen nicht. Unter iOS verbanden sich beide Apps mit Apple Health, und die App Xiaomi Wear Lite zusätzlich mit Strava. Die Fortführung des Tests erfolgte mit einem iPhone 12 Pro und der App Xiaomi Wear Lite.
Update: Mit Version 2.8.1i der Xiaomi Wear App ergänzt Xiaomi die Verbindung zu Strava auch für Android.
Unter den Optionen finden sich individuelle Vibrationsmuster für Alarme, Nachrichten, eingehende Anrufe oder E-Mails, und ein optionaler Passwortschutz, der das Band sperrt, wenn man es ablegt. Ein Nachtmodus dimmt den Bildschirm in den Abendstunden. Den Nicht-Stören-Modus und die Aktivierung per Geste kann man zeitlich eingrenzen.
Die Zurückfunktion, die vorher dem Soft-Key unter dem Display zukam, übernimmt nun eine Geste – subjektiv die einzige Verschlechterung gegenüber vorher. Wer fürchtet, dass sich das Display beispielsweise durch besondere Materialien der Kleidung ungewollt aktiviert, stellt es so ein, dass es sich nicht bereits bei Berührung aktiviert, sondern erst, wenn man von unten nach oben darüber streicht.
Zu den Apps zählen ein Timer sowie ein Pomodoro-Timer für konzentriertes Arbeiten, Wetter-Informationen und eine Steuerung für den Smartphone-Player. Die Kamera-Steuerung funktionierte im Test sowohl mit dem iPhone als auch mit dem Honor V20. Nahezu alle Apps haben ein Widget, das man durch horizontales Wischen erreicht. Alle Apps und Widgets kann man individuell anordnen und einzelne Apps ausblenden. Für das Band 6 beschränkten die Apps Xiaomi Wear und Mi Fit die Zahl der Widgets auf 6. Auf dem Mi Band 5 konnten wir dagegen über Mi Fit 10 Widgets aktivieren, ebenso über die Zepp-App für das Amazfit Band 5.
Telefonie und Benachrichtigungen
Zu einigen Nachrichten zeigte das Band das zugehörige Icon an, Emojis ersetzt es teilweise durch Blocksymbole. Kommt auf dem Smartphone ein Gespräch an, vibriert das Band, sofern in den Einstellungen nicht deaktiviert. Die Vibration kann man für den aktuellen Anruf stummschalten oder den Anruf abweisen.
Ein Update auf die Firmware-Version 1.0.1.32 soll es ermöglichen, auf Nachrichten zu antworten. Auf dem Testgerät war Version 1.0.1.36 installiert. Im Testzeitraum war das weder in Verbindung mit dem iPhone, noch mit dem Honor V20 möglich.
Gesundheit und Fitness – Für gewissenhaftes Monitoring unzulänglich
Der Fitness-Tracker zählt die Schritte und errechnet aus allen Aktivitäten in Verbindung mit den persönlichen Daten die verbrauchten Kalorien. Ein Dashboard zeigt alle Daten in einer Übersicht und führt zu weiteren Detailseiten. Positiv ist an sich, dass das Dashboard auch die maximale Sauerstoffaufnahme VO2max ausweist. Die ist aber vor dem Hintergrund eines nicht immer zuverlässigen optischen Sensors kritisch zu betrachten. Dazu gleich mehr.
Die meisten Aktivitäts- und Gesundheitsdaten kann man auch am Handgelenk ablesen. Neu gegenüber dem Vorgänger Mi Smart Band 5 ist das Messen der Blutsauerstoffsättigung. Sie erfolgt jedoch nur manuell.
Herzfrequenz, Herzrhythmus und Blutsauerstoffsättigung
Für den Test messen wir die Sättigung jeweils zeitgleich mit einem medizinisch zertifizierten Pulsoximeter. In der Messreihe schätzt das Band 6 die Sättigung konsequent zu hoch ein. Die Abweichungen liegen zwischen 1 und 4 Prozentpunkten.
Die Herzfrequenz misst das Fitness-Band dagegen auf Wunsch rund um die Uhr. Das Intervall bestimmt man in den Einstellungen der App, wo man weitere Optionen wie eine Puls-Warnung aktivieren kann. Auch hier protokollieren wir 10 Messungen, wobei wir jeweils den Sitz des Bandes überprüfen, um äußere Einflüsse auf die Messung zu vermeiden. Trotzdem gibt es zwei hohe Abweichungen, die sich nicht erklären lassen.
Um zusätzlich abzuschätzen, wie der Sensor auf schnelle Änderungen etwa während eines Workouts reagiert, vergleichen wir die Aufzeichnung bei einem Intervall-Workout mit der des Herzfrequenzsensors H10 von Polar. Zum zeitgleichen Beginn zählte der Brustsensor 90 Schläge pro Minute, der Xiaomi-Tracker 68 Schläge. Die Kurve verläuft anschließend schwächer und schlägt im 2. Durchlauf sogar für für einen kurzen Moment um.
Schlaf-Tracking
Das Mi Band 6 zeigt selbst keine Schlafdaten an. Das Schlafprotokoll der Xiaomi Wear Lite-App fällt vergleichsweise dürftig aus. Die Herzfrequenz weist es nicht aus, obwohl eigens für den Erhalt genauerer Schlafdaten eine erhöhte Herzfrequenz-Überwachung aktiviert war.
Die Einschlaf – und Aufwachzeiten passten für das Datum der nachfolgend eingebundenen Aufzeichnung. Über die protokollierte kurze Wachphase hinaus gab es jedoch drei weitere Unterbrechungen, in denen die Präsenz zumindest reichte, um für den späteren Vergleich auf einen Radiowecker zu schauen. Auch solche kurzen Unterbrechungen erfassen die Tracker in der Regel, hier fehlen sie.
Trainingsaufzeichnung
Auf dem Xiaomi Mi Smart Band 5 und dem Huami Band 5 waren 11 Sportprofile installiert. Für das Band 6 stellt Xiaomi nun über die App 30 Profile zur Wahl, von denen man elf auf den Tracker übertragen kann. Neu sind unter anderem Basketball, Volleyball und Tischtennis, Tanzen und HIIT.
Bei einem Outdoor-Workout ohne Smartphone erfolgt zwar keine Routenaufzeichnung; das Xiaomi-Band schätzt dann aber wie die meisten modernen Sport-Tracker anhand von Körpergröße, Alter und Gewicht die Schrittlänge und ermittelt auf dieser Basis die etwaige zurückgelegte Distanz und das Tempo. Für ambitionierte Sportler ist das zu ungenau. Laufanfängern und im Freizeitsport reicht das aber unter Umständen, um sich zu motivieren. Die Qualität der Schätzung kann für jede Person anders ausfallen. In einem kurzen Test kam das Kilometersignal zunächst beständig nach 1100 m. Das ist für eine Schätzung recht gut. Nach dem 3. km stieg der Xiaomi Tracker allerdings aus und lag am Ende mit nur 3,9 km anstelle der tatsächlichen 4,8 km doch recht deutlich daneben.
Gehen, Laufen, Radfahren und das Workout mit der Rudermaschine oder auf dem Crosstrainer erkennt das Sport-Band automatisch und vibriert dann, um den Nutzer zu erinnern, gegebenenfalls die Aufzeichnung zu starten. Die Erkennung muss man zunächst aktivieren, auch aus Energiegründen, und zwar für jede Sportart einzeln. Hat man das Smartphone dabei, zeichnet das Band 6 anschließend (beim Gehen, Laufen und Radfahren) auch die Route auf. Die Erinnerung beim Radfahren erfolgte im Test nach etwa 10 Minuten. Während einer Tour durch umliegende Orte mit mehreren Stopps pausierte die Aufzeichnung beim Anhalten automatisch. Unklar ist im nachfolgenden Protokoll allerdings der zweite Wert für den Höhengewinn, der in der hessischen Gebirgswelt definitiv keine absolute Höhe repräsentiert.
Während der meisten Workouts gibt das Mi Smart Band 6 lediglich Zeit, Herzfrequenz-Bereich und den mutmaßlichen Kalorienverbrauch an wie im ersten der nachfolgenden Screens. Die weiteren Screens zeigen die Anzeige derjenigen Sportarten, bei denen wir zusätzliche Daten ausmachen konnten.
Akkulaufzeit
Die Laufzeit des 125 mAh-Akkus, der nicht größer ist als beim Vorgänger und Huamis Amazfit Band 5, gibt Xiaomi mit bis zu 14 Tagen an.
Im Test verringerten mehrere Faktoren die Laufzeit, darunter die höhere Display-Helligkeit und zusätzlich aktivierte Funktionen wie die Aktivitätserkennung. Im Bereich des Gesundheits-Monitoring waren folgende Optionen aktiviert: Erkennung des Schlafassistenten für genauere Schlafdaten, Überwachung der nächtlichen Atmung, ganztägige Überwachung des Stress-Levels. Zudem gab es mehrere Workout-Aufzeichnungen mit und ohne GPS. In diesem Szenario kann der Akku immer noch 7 Tage und mehr erreichen.
Pro
Contra
Fazit – Empfehlenswert, trotz deutlichem Mehrpreis gegenüber Huami Band
Die Funktionen des Xiaomi Mi Smart Band 6 sind vom Vorgänger und dem sehr ähnlichen Amazfit Band 5 weitgehend bekannt. Wirklich neu ist lediglich die größere Anzeige; den Mehrpreis gegenüber dem noch etwa 26 Euro-teuren Mi Band 5 und den 29 Euro für das Amazfit Band 5 sollte man sich dennoch gönnen, denn neben dem Raum für zusätzliche Informationen im Zifferblatt verbessert die neue Auflösung auch in den Menüs die Lesbarkeit.
Bei allen Dreien profitiert man von einem hohen Grad der Personalisierung, insbesondere bei Apps und Widgets, die man nach Belieben anordnen und ausmisten (ausblenden) kann. Für das Amazfit Band 5 spricht gegebenenfalls dessen Unterstützung für Amazons Sprachassistenten Alexa, die den Xiaomi-Bändern fehlt.
Für Hobbysport und Freizeit ist das Xiaomi Mi Smart Band 6 eine echte Empfehlung.
Features wie das Zählen der Seilsprünge oder der Züge beim Rudern machen einfach Spaß. Das beherrscht übrigens auch das Band 5, das sich aber noch auf gut ein Drittel der Sportprofile beschränkt – auch bei Huami.
Aufgrund der Schwächen, die zumindest unser Testgerät beim Messen von Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung offenbarte, raten wir vom Mi Smart Band 6 ab, wenn jemand einen zuverlässigen Monitor für die Vitalparameter sucht. Das gilt auch für diejenigen, die sich nach dem Training für Parameter wie die maximale Herzfrequenz oder Sauerstoffaufnahme interessieren. Mit diesem Anspruch investiert man besser etwas mehr in einen höherwertigen Tracker.
Als einfacher Tracker und Motivator – sei es beim Sport oder um sich mehr zu bewegen, – empfiehlt sich neben dem Mi Smart Band 6 übrigens auch das Band 6 von Honor oder Huawei. Für wenige Euro mehr misst das Honor Band 6 (ab 45 Euro auf Amazon) beispielsweise die Sauerstoffsättigung nachts automatisch, das Huawei Band 6 (Amazon: ab 54 Euro) sogar auf Wunsch rund um die Uhr.
Preis und Verfügbarkeit
Die UVP setzt Xiaomi auf dem globalen bei 44,99 Euro an. Online bekommt man das Band unter anderem bei Amazon um 40 Euro.
Preisvergleich
Weitere Fotografien, Bildschirmaufnahmen und Infografiken im Test: Inge Schwabe