Xiaomi Mi Band 5 Fitness-Tracker im Praxis-Test: Was kann das günstige Fitness-Armband?
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Details
Ausstattung - Mikrofon ohne Nutzen
Der selbst nur 18,5 x 46,5 mm kleine Tracker kommt zusammengesetzt, also ins Band integriert, bei uns an, kann aber im Grunde genommen auch in der Hosentasche oder um den Hals getragen werden. Für das Mi Band 4 gab es auf Amazon sogar entsprechende Accessoires dafür.
Das flexible Band aus thermoplastischem Elastomer mit Aluminium-Verschluss passt bei 155–219 mm Umfang gut ans Handgelenk. Bei der Autorin sind es nur 150 mm, da schlägt sich das längere Ende dann schon fast vollständig um den Arm herum, passt aber noch.
Das 1.1" AMOLED-Display ist aus einem verstärkten 2.5D-Glas und fettabweisend beschichtet. Es stellt auf 126 x 29 Px bis zu 16 Farben dar und ist auch bei sonnigem Wetter problemlos ablesbar.
Das Display bleibt nicht dauerhaft an; es aktiviert sich, sobald man den Arm hebt, und bleibt dann je nach Einstellung 6 bis 10 Sekunden aktiv. Die Helligkeit klettert laut Xiaomi hoch bis auf 450 cd/m², reguliert sich aber nicht von alleine.
Weil es kein Quick-Panel für Schnelleinstellungen gibt und die Änderung am Tracker selbst umständlich ist, beließen wir die Helligkeit im Test dauerhaft in der höchsten Stufe. Eine signifikante Auswirkung auf den Akku war nicht erkennbar, auch wirkte das Display in dieser Stufe drinnen nicht etwa grell. Im optionalen Nachtmodus dimmt Xiaomi die Helligkeit im angegebenen Zeitfenster oder alternativ nach Sonnenuntergang.
Der Tracker beherbergt einen Sechs-Achsen-Sensor für Beschleunigung und Drehrate sowie einen PPG-Sensor zur Messung der Herzfrequenz. Anders als im Vorfeld spekuliert, erfasst das Band 5 keine SpO2-Werte. Zu den Gerüchten gehörte auch die Integration von Amazon Alexa. Zwar besitzt das Band 5 ein MEMS-Mikrofon; das lässt sich aber zumindest in Deutschland nicht nutzen.
Geladen wird das Mi Band 5 über einen magnetischen Konnektor, bedient über das Touch-Display und eine darunter liegende Sensortaste.
Einrichtung und Bedienung – über Touchscreen und Touch-Button
Das Testgerät kam mit deutscher Schnellstartanleitung. Beim Starten stand unter den westlichen Sprachen nur Englisch zur Wahl. Das deutsche Sprachpaket liefert Xiaomi seit Mitte August per Update über die App Mi Fit nach.
Die Einstellungsmöglichkeiten der App offenbaren bereits die enorme Vielfältigkeit des kleinen Trackers. Über die Optionen zur Herzfrequenzüberwachung, zu Benachrichtigungen oder Nachtmodus hinaus kann man den Tracker mit insgesamt 19 Funktionen bestücken. Dazu gehören Erinnerungen, Wetterinfos und eine Weltzeituhr ebenso wie eine Remote-Steuerung für den Musik-Player oder Musik-Streamingdienst, der gerade auf dem Smartphone aktiv ist. Eine Remote-Steuerung für die Smartphone-Kamera wies die Begleit-App als Labor Version aus; im Test mit einem Google Pixel 3 funktionierte sie.
Bis zu 10 informative Kacheln erreicht man nacheinander, wenn man horizontal über den Tracker streicht. In vertikaler Richtung streicht man durch das App-Menü mit weiteren Funktionen. Über die Sensortaste kommt man auf Menüebene jeweils wieder eine Ebene zurück. Die Auswahl der angezeigten Apps und Kacheln erfolgt über die Smartphone-App.
Die Praxis offenbarte aber auch ein paar Schwachstellen: Der Timer läuft nicht im Hintergrund, und man muss abwarten, bis er runter gelaufen ist, bevor man wieder auf die Uhr schauen, oder etwa Wetterinfos ansehen kann. Zudem greift das Band auch dann, wenn es mit dem Smartphone verbunden ist, nicht selbstständig auf dessen GPS oder Internetverbindung zu. Hierfür benötigt es die Smartphone-App. Daher muss man vor einem Lauf- oder Rad-Training mit Routenaufzeichnung immer erst das Smartphone zur Hand nehmen und die App Mi Fit öffnen. Auch die Wetterinfos synchronisiert das Band nur über die App.
Telefonie und Benachrichtigungen
Das Mi Band 5 signalisiert eingehende Gespräche, die man ablehnen oder stummschalten kann, und zeigt Benachrichtigungen zu verpassten Anrufen. Eine Textnachricht zeigt der Tracker direkt bei Eingang und speichert sie, man kann aber nicht antworten. Ab mehr als einer Textnachricht nennt das Mi Band nur noch die Anzahl, und man muss das Smartphone bemühen.
Zur besseren Unterscheidung von Inaktivitätswarnungen, Terminen, Anrufen und weiteren Ereignissen kann man ihnen unterschiedliche Vibrationsmuster zuweisen.
Gesundheit und Fitness
Der Tracker protokolliert die Herzfrequenz, die Zahl der täglichen Schritte sowie die Phasen des tiefen und leichten Schlafs und der REM-Phasen (RapidEye Movement), wenn man ihn auch nachts trägt. Die Blutsauerstoffsättigung misst er nicht.
Das Intervall für die Herzfrequenzmessung ist variabel. Erreicht sie einen vorgegebenen Grenzwert, löst das Band eine Warnung aus. Aus den Trainingsdaten und der Herzfrequenz erstellt Xiaomi zusätzlich ein Stressprotokoll und einen Statusbericht zur körperlichen Fitness.
Die Präzision des Schrittzählers ist beeindruckend: Beim normalen Gehen zählt der Tracker die Schritte sehr präzise, die Abweichung lag in mehreren Tests jeweils bei unter einem Prozent. Erst wenn die Bewegung beeinträchtigt ist, beispielsweise durch beidseitiges Tragen von Einkaufstaschen, wird das Ergebnis ungenau; die Abweichungen stiegen in diesem Fall bis 6 Prozent. Ähnlich verschlechtert Radfahren über holpriges Gelände das Ergebnis, während der Tracker im Test beim Radfahren auf der Straße und ebenen Radwegen korrekterweise 0 Schritte zählte.
Aktiviert man die automatische Aktivitätserkennung, meldet sich das Band beim Laufen oder flotten Gehen nach etwa einem halben Kilometer mit der Anregung, ein Workout aufzuzeichnen. Die Route zeichnet das Mi Band 5 allerdings auch dann nur auf, wenn man ihm ermöglicht, über die Smartphone-App eine Verbindung zu dessen GPS herzustellen.
Für ein gezieltes Workout stehen elf Sportarten zur Wahl, darunter auch Schwimmen und Yoga. Das Band zählt die verbrauchten Kalorien und je nach Sportart individuelle Parameter wie bei der Rudermaschine die Schlagzahl pro Minute. In den Einstellungen findet sich die Möglichkeit, einem verbundenen Gerät zu erlauben, die Pulsdaten vom Tracker abzurufen. Was fehlt, ist die Möglichkeit, vor dem Workout eine Zielvorgabe für Zeit oder Kalorienverbrauch zu definieren.
Der Gradmesser für die Fitness heißt bei Xiaomi PAI. Alle erkannten Bewegungen einschließlich der Schritte und Workouts fließen in diesen Wert hinein, der jeweils die letzten sieben Tage analysiert.
Akkulaufzeit
Üblicherweise erhöhen die Hersteller die Akkukapazität von Modell zu Modell. Xiaomi hat den Akku beim Band 5 gegenüber dem Vorgänger, dem Mi Band 4, von 135 mAh auf 125 mAh gesenkt und reduziert die Laufzeitvorhersage bei einer normalen Nutzung von 20 auf 14 Tage. Da das Band kein eigenes GPS hat, verkürzt ein Training im Freien die Laufzeit nicht zusätzlich, wie das bei Trackern mit GPS der Fall ist.
Zum Laden brauchte das leere Mi Band 5 im Test eine Stunde fünfzig Minuten.
Fazit
Für gerade mal 39 Euro, online zum Teil noch weniger, macht sich das Mi Band 5 im Tagesverlauf vielfach nützlich, mit Wetterinfos, als Fernauslöser oder Tee-Timer.
Xiaomi packt in seinen Fitness-Tracker viele nützliche Funktionen, die man von dem augenscheinlich einfachen Wearable nicht erwartet.
Dabei ist es drinnen wie draußen gut ablesbar. Vor allem aber erfreut die Präzision, mit der der Tracker die Schritte erfasst.
Unpraktisch ist, dass man vor dem Outdoor-Workout erst das Smartphone öffnen muss, um die Ortung zu aktivieren. Auch Wetterinfos lagen auf dem Band nicht vor, wenn die App über einen längeren Zeitraum inaktiv war. Und nachdem es im Vorfeld danach aussah, dass Xiaomi sein Band für Mobile Payment und Sprachassistenten fit machen würde, vermissen wir diese Features natürlich, ebenso wie eine SpO2-Messung. Darüber meckern kann man angesichts des günstigen Preises natürlich nicht.
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