Kameravergleich der Flagship-Smartphones im RAW-Format: Fotos in DSLR-Qualität ohne viel Aufwand?
Nach unserem ausführlichen Kameratest widmen wir uns nun einem zusätzlichen Foto-Vergleich der Flagship-Smartphones in RAW. Standardmäßig speichert keines unserer Testgeräte Fotos im RAW-Format, sondern „klassisch“ in JPEG. Das Rohdatenformat „RAW“ , bei denen die Kamera-Software die Foto-Daten nach der Aufnahme weitestgehend ohne Bearbeitung auf den internen Speicher der Smartphones schreibt, ist eine Option, die im Pro-Modus der Kamera-App bei allen Flagship-Modellen im Test ausgewählt werden muss und auch nur in diesem Modus zur Verfügung steht. Gespeichert werden die RAW-Aufnahmen in Adobes freiem DNG-Standard, welches von den meisten Bildbearbeitungsprogrammen verstanden wird.
Fotos mit dem Smartphones sind mittlerweile auf einem hohen qualitativen Niveau angekommen und können dank RAW-Implementierung sehr gut nachbearbeitet werden. Doch lohnt sich der Aufwand mit der Nachbearbeitung von RAW-Aufnahmen mit einem Smartphone? Zumal die Fotos deutlich mehr Speicherplatz beanspruchen – im Falle eines Huawei P40 Pro Plus ist eine DNG-Datei bis zu 60 MB groß, was im Vergleich zu der entsprechenden JPEG-Kopie etwa das 6-fache darstellt.
Um diesen Test möglichst repräsentativ für den "typischen" Point-and-Shoot-Nutzer bei einem Smartphone zuhalten wurden die Aufnahmen mit "Auto" im Pro-Modus aufgezeichnet und zur RAW-Entwicklung in Adobe Lightroom Mobile, eine Anwendung die sowohl für iOS-Nutzer als auch für Android zur Verfügung steht und in der Basisversion kostenlos ist, importiert und anschließend im Auto-Modus der Software entwickelt beziehungsweise bearbeitet. Adobe-Photoshop-Experten könnten hier sicherlich noch eignes mehr an Qualität aus dem Rohdatenformat zaubern, aber das war nicht das Ziel dieses Vergleiches.
RAW-Aufnahmen der High-End-Smartphones im Vergleich zur JPEG-Kopie
Die Unterschiede zwischen den JPEG-Kopien des Pro-Modus und dem eigentlichen RAW-Format fallen überraschend gering aus. Insbesondere bei Dunkelheit erzeugen die Rohdaten unter Verwendung von Adobe Lightroom sehr viel Rauschen und Bildfehler. Gerade die Aufnahmen mit dem Huawei P40 Pro Plus und Xiaomi Mi 10 Ultra bilden die Motive relativ schlecht ab. Die DNG-Dateien vom OnePlus 8 Pro und Galaxy S20 Ultra verarbeitet die Foto-App von Adobe ansehnlicher, allerdings ist hier auch noch viel Licht nach oben.
Auch bei Tageslicht ist nicht jede RAW-Aufnahme der JPEG-Kopie überlegen, den Fotos vom Galaxy S20 Ultra fehlt es u.a. an der Bildschärfe und beim Huawei-Flaghships fällt der Gelbstich deutlich auf. Am besten gefallen uns die Ergebnisse des Mi 10 Ultra und OnePlus 8 Pro.
Wer sich an der Nachbearbeitung der Aufnahmen selbst versuchen möchte, findet hier die DNG-Dateien der einzelnen Smartphones: Xiaomi Mi 10 Ultra (File1, File2), Huawei P40 Pro Plus (File1, File2), Samsung Galaxy S20 Ultra (File1, File2), OnePlus 8 Pro (File1, File2).
Foto-Modus der High-End-Smartphones im Vergleich zur JPEG-Kopie des Pro-Modus
Wie zu erwarten war, sind die Aufnahmen der Smartphone im Foto-Modus deutlich besser als die JPEG-Kopien des Pro-Modus. Gerade das Huawei P40 Pro Plus und das Xiaomi Mi 10 Ultra profitieren vom Wechsel des Kamera-Modus, insbesondere bei Dunkelheit, bei der die Foto-Modi mehrere Aufnahmen zu einem möglichst optimalen Bild automatisch zusammenrechnet. Sichtbar geringer sind die Unterschiede zwischen den beiden Fotos beim Galaxy S20 Ultra. Beim Samsung-Flagship entspricht die automatische Parametrisierung im Pro-Modus der Kamera-App deutlich eher den Resultaten des Foto-Modus.
Ein Blick auf die RAW-Aufnahme des jeweiligen Smartphones offenbart ein eindeutiges Ergebnis. Die JPEG Engine der Hersteller im Foto-Modus ist der RAW-Aufnahme deutlich überlegen - zumindest bei einer "überschaubaren" Nachbearbeitung und ohne die Kameraeinstellung im Pro-Modus an die jeweilige Lichtsituation manuell anzupassen.
Fazit zum RAW-Smartphone-Kameravergleich - Für Point-and-Shoot ist JPEG wohl die bessere Wahl
"Schnell mal" in den Pro-Modus gehen und auf RAW umstellen dürfte für die wenigsten Motive respektive Lichtsituationen die bessere Wahl gegenüber der sehr guten JPEG Engine der Smartphone-Hersteller darstellen. In einigen Konstellationen, u.a. bei Landschaftsmotiven und entsprechend viel Zeit bei der Aufnahme beziehungsweise bei der Anpassung der Kameraparameter, könnte sich auch für den „normalen“ Smartphone-Nutzer ein Griff zu dem RAW-Format lohnen. Gerade wenn die Standard-Einstellungen der Kamera die Lichtsituationen oder Farbwiedergabe völlig anders interpretiert als sich das Motiv eigentlich darstellt. Hier können die RAW-Dateien ihren Vorteil ausspielen, da diese alle Bildinformationen enthalten und später mit einer Software wie bei Adobe Lightroom exakt nach den eigenen Wünschen bearbeitet werden können.
In puncto Ausgabe-Qualität der RAW-Aufnahmen scheinen insgesamt OnePlus und Samsung, wohl gemerkt mit "Auto"-Einstellungen in der Kamera-App, etwas bessere Ergebnisse zu erzielen als Huawei und auch Xiaomi, da sich hier die vordefinierte Parametrierung des Galaxy S20 Ultra und 8 Pro schon als recht brauchbar darstellt.
Lassen Sie uns in den Kommentaren gern wissen, wie Ihre Erfahrungen mit RAW-Aufnahmen bei Smartphones sind oder sollten Sie sich an den zur Verfügung gestellten DNG-Dateien versuchen. Die originalen JPEG-Dateien sind zum Vergleich in voller Auflösung bei der entsprechenden Aufnahme ebenfalls hinterlegt.