Kameratest: Samsung Galaxy S20 Ultra vs. Huawei P40 Pro vs. OnePlus 8 Pro vs. Xiaomi Mi 10 Pro – Low-Light-Debakel bei Samsung
Nachdem wir bereits die 2020er-Flagship-Smartphones mit ihren Vorgängern verglichen haben, folgt nun abschließend ein Kameravergleichstest der aktuellen Kamera-Elite aus dem Android-Ressort.
Wir unterziehen das Samsung Galaxy S20 Ultra, Huawei P40 Pro, OnePlus 8 Pro sowie das Xiaomi Mi 10 Pro einem ausführlichen Test. Preislich sind all diese High-End-Smartphones auf einem ähnlichen Niveau, günstig sind die einstigen Flagship-Killer OnePlus und Xiaomi spätestens seit diesem Jahr auch nicht mehr, sodass nun auch in puncto Kameraqualität geliefert werden muss.
Kamera-Setup der High-End-Smartphones im Vergleich
Die Kameramodule auf der Rückseite des OnePlus 8 Pro setzen sich aus vier Objektiven zusammen. Die Primärkamera bildet der neue Sony IMX689 mit einer Offenblende von f/1.78 und OIS. Hinzu gesellt sich eine 48-MP-Weitwinkelkamera (IMX586) mit einer Blende von f/2,2. Der Quad-Bayer-Farbfilter in beiden Sony-IMX-Bildsensoren kann jeweils 2x2 nebeneinanderliegende Pixel zu einem großen Pixel zusammenfügen. Abgerundet wird das Kamera-Paket des 8 Pro von einem 8-MP-Teleobjektiv (74-mm-Äquivalent) mit verlustfreiem 3-fachen Zoom und OIS.
Die Hauptkamera des Samsung Galaxy S20 Ultra bietet einen großen 108-MP-Sensor (ISOCELL Bright HM1, f/1.8), welcher nicht nur vier Pixel zu einem Super-Pixel zusammenfasst, sondern gleich neun, sodass das Ausgangsbild 12 MP besitzt. Die Zoom-Kamera mit 48 MP (103-mm-Äquivalent) und einer verlustfreien 4-fachen Vergrößerung, eine 12-MP-Ultraweitwinkeloptik (f/2.2) sowie eine 3D-Tiefenkamera komplettieren die Quad-Cam.
Die rückseitige Hauptkamera des Mi 10 Pro löst ebenfalls mit 108 MP auf und bietet eine lichtempfindliche Offenblende von f/1.69. Der S5KHMX-Sensor aus dem Hause Samsung verfügt über 0,8 µm große Pixel, die im Pixel-Binning-Modus zu einem 1,6 µm großen Pixel zusammengefügt werden. Anders als beim Samsung Galaxy S20 Ultra werden beim Xiaomi Flagship vier Pixel zu einem Super-Pixel zusammengefasst und nicht neun, sodass die Aufnahmen des Mi 10 Pro eine hohe Auflösung (27 MP) besitzen. Zur Hauptkamera gesellt sich ein Teleobjektiv mit 12 MP (1/2,6-Zoll-Sensor, 50-mm-Äquivalent) sowie eine Teleoptik mit 8 MP (1/4,4-Zoll-Sensor mit 94-mm-Äquivalent, OIS) für Aufnahmen mit einer hohen Vergrößerung sowie eine Ultraweitwinkel-Cam mit 20 MP (1/2,8-Zoll-Sensor mit 16-mm-Objektiv).
Die Hauptkamera des P40 Pro (f/1.9) setzt auf den brandneuen RYYB-Sensor mit einer Auflösung von 50 MP, welcher mit 1/1,28 Zoll größer ist als ein Samsung Galaxy S20 Ultra und wesentlich größere Pixel (1,22 µm) bietet. Hinzu gesellt sich eine 40 MP-Ultraweitwinkeloptik (f/1.8, OIS), eine 12 MP-Periskop-Kamera (f/3.4, 120-mm-Äquivalent) für einen verlustfreien 5-fach-Zoom und 10-fachen-Hybridzoom sowie eine 3D-Tiefenkamera.
Samsung Galaxy S20 Ultra | Huawei P40 Pro | OnePlus 8 Pro | Xiaomi Mi 10 Pro | |
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Kamera-Setup Rückseite | Kamera 1:: 108 MP, f/1.8, 26 mm, 1/1.33", 0.8 µm; Kamera 2: 48 MP, OIS, f/3.5, 103 mm, 1/2.0", 0.8 µm; Kamera 3: 12MP, f/2.2, 13 mm, 1.4 µm; Kamera 4: 0.3 MP, 3D, f/1.0 | Kamera 1: 50 MP, 1/1,28", 1,22 µm, f/1.9, RYYB-Farbfilter, Octa-PDAF, OIS; Kamera 2: 40 MP, 1/1.54", f/1.8, OIS; Kamera 3: 12 MP, f/3.4, RYYB, OIS; Kamera 4: 3D | Kamera 1: 48 MP f/1.78, Phasenvergleich-AF, Laser-AF, Kontrast-AF, OIS,; Kamera 2: 48 MP, f/2.2, Weitwinkelobjektiv; Kamera 3: 8 MP, f/2.44, OIS, Teleobjektiv; Kamera 4: 5 MP, f/2.4, Farbfilter | Kamera 1: 108 MP, f/1.7, 1/1.33", 0.8µm; Kamera 2: 8 MP, f/2.0, 1.0µm, Kamera 3: 12 MP, f/2.0, 1/2.55", 1.4µm; Kamera 4: 20 MP, f/2.2, 13 mm |
Kameras-Setup Front | 40 MP, f/2.2, 26 mm, 0.7 µm | 32 MP, f/2.2, IR-Kamera | 16 MP, f/2.45 | 20 MP, f/2.0, 1/3", 0.9µm |
Software-Version | R5CN104WNAF | 10.1.0.114 | 10.5.6 | 11.0.16 |
Aufnahmen mit den Smartphone-Kameras bei Tag
Hochauflösende Kameras sind nunmehr in allen High-End-Smartphones angekommen, auch wenn die extrem hohen Auflösungen nur selten komplett genutzt werden. Durch das sogenannte Pixel-Binning wird die tatsächliche Kantenlänge der einzelnen Pixel rechnerisch vergrößert, wodurch deutlich mehr Licht und entsprechend auch Bildinformationen eingefangen werden. Auch die Smartphone-Modelle in diesem Vergleich gehen diesen Weg und bieten mit Ausnahme des Xiaomi Mi 10 Pro (27 MP) üblicherweise eine Auflösung von 12 Megapixeln (OnePlus 8 Pro, Galaxy S20 Ultra) respektive 12,5 Megapixeln (Huawei P40 Pro).
Bei unserer Porträt-Aufnahme sind die Bokeh-Effekte bei allen vier Smartphones so wie sie sein sollen, der Unschärfebereich ist gut von unserem Frosch-Motiv separiert. Das Huawei P40 Pro und insbesondere das OnePlus 8 Pro besitzen aber Schwächen in der Fokussierung des Objektes, dafür bietet letzteres die schönsten Kontraste ohne überschärft zu wirken. Das Xiaomi Mi 10 Pro wirkt, wie bei fast allen Foto-Motiven bei Tageslicht in diesem Vergleich, etwas überbelichtet, kann aber mit einer guten Schärfe punkten. Das beste Porträt hat aus unserer Sicht das Samsung Galaxy S20 Ultra hervorgebracht. Gute Kontraste, eine realistische Farbdarstellung und viele Details lassen das Foto des Samsung-Handys erkennen. Allerdings bildet das Mi 10 Pro unseren Frosch nicht viel schlechter ab.
Diametral zu den Porträt-Aufnahmen gestaltet sich die Bildschärfe im Foto-Modus, hier punktet das OnePlus 8 Pro mit einer schönen Schärfe und satten Farben, ohne künstlich zu wirken. Das P40 Pro macht unserer Meinung nach ebenfalls stimmige und scharfe Aufnahmen, auch wenn die Farbtreue immer noch nicht die Stärke des chinesischen Herstellers ist. In diesem Punkt überzeigt das Xiaomi-Flagship, aber auch nur in diesem. Gerade die Belichtung und die damit auch einhergehenden Kontraste sind im Vergleich zur High-End-Konkurrenz verbesserungswürdig, aber vor allem die Fokussierung benötigt noch einen finalen Feinschliff.
Auffällig ist, dass die Aufnahmen des Huawei P40 Pro mit der Ultraweitwinkel-Kamera sichtbar weniger weitwinklig sind als bei der Konkurrenz. Dafür punktet die 40-MP-Cam mit einer guten Schärfe, vor allem im Randbereich leistet die Software wirklich zufriedenstellende Arbeit. Gerade ein Blick außerhalb der Bildmitte offenbart bei den anderen High-End-Modellen sichtbare Schwächen in der Schärfe, wobei das OnePlus 8 Pro noch am besten abschneidet. Unerwartet schlecht fallen die Ultraweitwinkel-Kamera-Resultate des Galaxy S20 Ultra aus. Die Aufnahmen besitzen eine relativ geringe Grundschärfe, wirken teilweise überschärft und sind die in diesem Vergleich detailärmsten Fotos. Auch mit der Ultraweitwinkel-Kamera hat das Xiaomi Mi 10 Pro bei schwierigen Lichtbedingungen wieder mit Überbelichtung zu kämpfen.
Im Bereich der Vergrößerungs-Fotografie haben wir uns bewusst nur auf realistische Zoom-Bereiche fokussiert, die auch im Alltag eine brauchbare Qualität erzielen. Und in dieser Kategorie schlägt die Stunde des Mi 10 Pro. Das Xiaomi-Flagship besitzt die beste Schärfe und auch die schönste Farbdarstellung sowohl in 5-facher- als auch 10-facher-Vergrößerung. Das Samsung Galaxy S20 Ultra sowie das P40 Pro weisen zum Teil eine starke Unschärfe in den Aufnahmen auf, letzteres offenbart zudem bei Weißtönen einen sichtbaren Blaustich. Das Oneplus 8 Pro erreicht aufgrund der geringen Brennweite des Teleobjektives weder die Zoom-Qualität eines S20 Ultra oder P40 Pro und schon gar nicht die eines Mi 10 Pro.
Aufnahmen mit den Smartphone-Kameras bei Dunkelheit
Bei der Königsdisziplin, Fotografie bei Dunkelheit, ist auch in diesem Jahr das Huawei P40 Pro das Maß aller Dinge, wobei die Abstände zu der Android-Konkurrenz in diesem Jahr kleiner geworden sind und auch im Vergleich zum P30 Pro die Unschärfe im Randbereich des Huawei-Flagships bei Dunkelheit besonders auffällig ist. Den größten Sprung hat in diesem Jahr, bei wirklich schlechten Lichtbedingungen OnePlus gemacht. Das 8 Pro weist bei Low-Light-Aufnahmen zwar mehr Rauschen auf als das P40 Pro, besitzt aber eine solide Schärfe und auch eine gute Dynamik. Ganz im Gegenteil zum Samsung Galaxy S20 Ultra, mit dem Fotos bei Dunkelheit sehr unscharf werden, was an dem nicht korrekt arbeitenden Autofokus des Samsung-Flagships liegt. Zu den massiven Fokussierungsproblemen kommen auch Defizite in puncto Ausleuchtung zum Vorschein. Irgendwo dazwischen muss die Foto-Qualität eines Mi 10 Pro angesiedelt werden. Das Xiaomi-Handy zeigt, wie auch bei Tageslicht, Probleme bei der Belichtung und auch die Schärfe könnte etwas besser sein.
Findet der Nacht-Modus Anwendung, bei dem die Aufnahmen über ein bestimmtes Zeitintervall zu einem möglichst optimalen Bild zusammengerechnet werden, so sind die Ergebnisse fast schon verblüffend. Beim Galaxy S20 Ultra passen nun Schärfe, Dynamik und auch die Belichtung, was in der wohl besten Aufnahme im Vergleichsfeld resultiert.
Gerade bei den 5x-Zoom-Aufnahmen sind mit dem Mi 10 Pro auch bei wenig Licht gute Resultate möglich. Die weicheren Übergänge des Xiaomi-Handys wirken natürlicher, aber auch etwas kontrastärmer als bei der Konkurrenz. Die Periskop-Kameras des P40 Pro und S20 Ultra schneiden in puncto Bildschärfe schlechter ab als das OnePlus 8 Pro, welches nur über einen 3-fachen „optischen“ Zoom verfügt und somit viel mit Software arbeiten muss. Auch die Farben wirken bei Samsung und Huawei sehr unnatürlich.
Werden bei Dunkelheit die Objektive für Ultraweitwinkel-Aufnahmen genutzt, sind ähnlich gravierende Unterschiede wie bei den Teleobjektiven erkennbar. Das P40 Pro macht in dieser Disziplin die mit Abstand detailreichsten Fotos. Gerade die Bildschärfe und Ausleuchtung sind auf einem vergleichsweise guten Niveau. Aber auch das OnePlus 8 Pro kann mit seiner Ultraweitwinkel-Kamera auch bei Nacht punkten, auch wenn die Fotos nicht an die Qualität des Huawei-Flagships herankommen.
Aufnahmen mit den Frontkameras der High-End-Smartphones
Wie schon im letzten Jahr: der Selfie-König ist und bleibt Samsung. Im Vergleich zur High-End-Konkurrenz punktet die Frontkamera des S20 Ultra mit scharfen und kontrastreichen Fotos. Auch bei schwierigen Lichtbedingungen (Beispielfoto: 2) gelingen noch ansprechende Selfies, wo mit dem Huawei P40 Pro nur unscharfe und mit einem Mi 10 Pro nur stark überlichtete Aufnahmen möglich sind. Auffällig ist auch der Rotstich des P40 Pro bei schlechten Lichtbedingungen. Hier wirken Hauttöne unnatürlich, und die Resultate sind kaum zu gebrauchen. Aber auch bei der Konkurrenz wird die Frontkamera bei wenig Licht überfordert.
Fazit - OnePlus ist nirgends spitze, aber wohl der beste Allrounder 2020
In drei von vier Kameradisziplinen ist das Fazit relativ einfach formuliert. Das Xiaomi Mi 10 Pro besitzt die besten Zoom-Eigenschaften, das Samsung Galaxy S20 Ultra macht die schönsten Selfies und bei der Ultraweitwinkel-Kamera spielt Huawei in diesem Jahr mit dem P40 Pro in einer eigenen Liga.
Bei der Hauptkamera ein solches pauschalisiertes Fazit zu wählen, fällt schon deutlich schwerer, denn hier ist die Qualität bei Tageslicht bei allen vier Smartphones hoch - einen qualitativen Ausreißer gibt es nicht, auch wenn Xiaomi insgesamt noch etwas hinterherhinkt. Bei sehr guten Lichtbedingungen kann uns aber am meisten das OnePlus 8 Pro überzeugen, knapp gefolgt vom P40 Pro - bei Dunkelheit ist unsere Wahrnehmung genau andersherum. In Summe weist wohl dennoch das Huawei-Flagship die beste Hauptcam auf, weil das Rauschniveau bei wenig Licht am geringsten ist. Erstaunlich schlecht sind die Low-Light-Ergebnisse beim Galaxy S20 Ultra im Foto-Modus, ungleich besser gestalten sich die Nachtaufnahmen mit dem entsprechenden Kamera-Modus, was durchaus noch Hoffnung für die Zukunft lässt, dass Samsung mit Software-Anpassungen nachreguliert.
Das perfekte Kamera-Handy vereint auch in diesem Jahr kein Hersteller in einem Smartphone.