Kameravergleich der Überraschungen: Welches Flagship-Smartphone hat die beste Kamera zum Jahresstart 2021?
Nachdem wir bereits High-End-Smartphones der ersten Jahreshälfte einem Kameratest unterzogen haben, analysieren wir nun weitere Vertreter aus dem Android-Ressort mit den potentiell besten Kameras auf dem Markt.
Ob das Xiaomi Mi 10 Ultra dem Hype um dessen Kameras gerecht wird, Huawei wieder das beste Low-Light-Handy stellt oder ob nicht etwa Google mit dem Pixel 5 durch geniale Kamerasoftware der Foto-Elite den Rang abläuft, klären wir in unserem abschließenden Kameratest für das Jahr 2020.
Wie groß die Unterschiede in der Fotoqualität ausfallen sehen wir uns anhand von verschiedenen Fotomotiven und Lichtsituationen einmal genauer an. Doch zunächst die technischen Voraussetzungen der verbauten Kameramodule kurz zusammengefasst.
Kamera-Setup der Android-Smartphones im Vergleich
Die Kameramodule auf der Rückseite des OnePlus 8 Pro setzen sich aus vier Objektiven zusammen. Die Primärkamera bildet der neue Sony IMX689 mit einer Offenblende von f/1.78 und 25-mm-Äquivalent. Hinzu gesellt sich eine 48-MP-Weitwinkelkamera (IMX586, 14-mm-Äquivalent) mit einer Blende von f/2,2. Der Quad-Bayer-Farbfilter in beiden Sony-IMX-Bildsensoren kann jeweils 2x2 nebeneinanderliegende Pixel zu einem großen Pixel zusammenfügen. Abgerundet wird das Kamerapaket des 8 Pro von einem 8-MP-Teleobjektiv (74-mm-Äquivalent) mit verlustfreiem 3-fachen Zoom und OIS.
Die Hauptkamera des Samsung Galaxy S20 Ultra bietet einen großen 108-MP-Sensor (ISOCELL Bright HM1, f/1.8, 25-mm-Äquivalent), welcher nicht nur vier Pixel zu einem Super-Pixel zusammenfasst, sondern gleich neun, sodass das Ausgangsbild 12 MP besitzt. Die Zoom-Kamera mit 48 MP (103-mm-Äquivalent) und einer verlustfreien 4-fachen Vergrößerung, eine 12-MP-Ultraweitwinkeloptik (f/2.2, 13-mm-Äquivalent) sowie eine 3D-Tiefenkamera komplettieren die Quad-Cam.
Die rückseitige Hauptkamera des Mi 10 Ultra löst mit 48 MP auf und bietet eine Offenblende von f/1.9. Der Sensor verfügt über 1,2 µm große Pixel, die im Pixel-Binning-Modus zu einem 2,4 µm großen Pixel zusammengefügt werden. Zur Hauptkamera gesellt sich ein Teleobjektiv mit 12 MP (1/2,55-Zoll-Sensor, 50-mm-Äquivalent) sowie eine Periskop-Optik mit 48 MP (1/2-Zoll-Sensor mit 120-mm-Äquivalent) für Aufnahmen mit einer hohen Vergrößerung sowie eine Ultraweitwinkel-Cam mit 20 MP (1/2,8-Zoll-Sensor mit 12-mm-Objektiv).
Die Hauptkamera des P40 Pro Plus (f/1.9, 23-mm-Äquivalent) setzt auf den RYYB-Sensor mit einer Auflösung von 50 MP, welcher mit 1/1,28 Zoll größer ist als der Sensor im Samsung Galaxy S20 Ultra und ähnlich große Pixel (1,22 µm) bietet wie ein Mi 10 Ultra. Hinzu gesellt sich eine 40-MP-Ultraweitwinkeloptik (f/1.8, 18-mm-Äquivalent), ein 8-MP-Teleobjektiv mit 3-fachem optischen Zoom (f/2.4, 80-mm-Äquivalent), eine 8-MP-Periskop-Kamera (f/4.4, 240-mm-Äquivalent) für einen verlustfreien 10-fach-Zoom sowie eine 3D-Tiefenkamera.
Googles Motto bei der Kamera scheint auch beim Pixel 5 „never change a runing system“ gleichzukommen, da hier der Sony-Sensor, der bereits seit dem Pixel 2 seinen Dienst für den Tech-Giganten verrichtet, verbaut wurde. Der IMX363 löst mit 12,2 MP auf, verwendet eine Pixelgröße von 1,4 µm, eine f/1.7-Blende und besitzt eine 27 mm äquivalente Brennweite. Vervollständigt wird das Kamera-Duo des Pixel 5 von einem 16 MP auflösenden Ultraweitwinkelobjektiv (f/2.2, 1.0 µm, 16-mm-Äquivalent).
Samsung Galaxy S20 Ultra | Huawei P40 Pro Plus | OnePlus 8 Pro | Xiaomi Mi 10 Ultra | Google Pixel 5 | |
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Kamera-Setup Rückseite | Kamera 1:: 108 MP, f/1.8, 26 mm, 1/1.33", 0.8 µm; Kamera 2: 48 MP, OIS, f/3.5, 103 mm, 1/2.0", 0.8 µm; Kamera 3: 12MP, f/2.2, 13 mm, 1.4 µm; Kamera 4: 0.3 MP, 3D, f/1.0 | Kamera 1: 50 MP, 1/1,28", 1,22 µm, f/1.9, RYYB-Farbfilter; Kamera 2: 40 MP, 1/1.54", f/1.8, OIS; Kamera 3: 8 MP, f/4.4; Kamera 4: 8 MP, f2.4, Kamera 5: 3D | Kamera 1: 48 MP f/1.78, Phasenvergleich-AF, Laser-AF, Kontrast-AF, OIS,; Kamera 2: 48 MP, f/2.2, Weitwinkelobjektiv; Kamera 3: 8 MP, f/2.44, OIS, Teleobjektiv; Kamera 4: 5 MP, f/2.4, Farbfilter | Kamera 1:48 MP, f/1.9, 25 mm, 1/1.32", 1.2 µm), Kamera 2: 48 MP, f/4.1, 120mm, 1/2.0", 0.8µm, Kamera 3: 20MP, f/2.2, 1/2.8", 1.0µm, Kamera 4: 12 MP, f/2.0, 50 mm, 1/2.55", 1.4 µm | Kamera 1: 12 MP f/1.7, 1,4 µm; Kamera 2: 16 MP, f/2.2, Weitwinkelobjektiv |
Kameras-Setup Front | 40 MP, f/2.2, 26 mm, 0.7 µm | 32 MP, f/2.2 | 16 MP, f/2.45 | 20 MP, f/2.3, 1/3.4", 0.8 µm | 8 MP, 1.12 μm, ƒ/2.0 |
Software-Version | RP1A.200720.012 | 11.0.0.151 | 11.0.2.2 | V12.0.15 (Xiaomi.eu, Stable) | RP1A.200810.021 |
Aufnahmen mit den Smartphone-Kameras bei Tag
Alle Smartphones in diesem Vergleich verwenden wir mit ihren Foto-, Portrait- und Nacht-Bildmodi, welche in jeder Kamera-App der verschiedenen Hersteller in unterschiedlicher Namensgebung integriert sind. Alle Aufnahmen in diesem Vergleich werden unter Zuhilfenahme einer künstlichen Intelligenz getätigt. Die Kameraeinstellungen sind in dem jeweiligen Werkszustand belassen. Beachtet werden sollte, dass Zoom-Aufnahmen des Pixel 5 nur bis zu einer 7-fachen Vergrößerung möglich sind.
Bei guten Lichtbedingungen geben sich unsere Testkandidaten kaum eine Blöße, auch unter sehr windigen Verhältnissen (Motiv Nr.2) ist die Schärfe in den Aufnahmen ansprechend, wenngleich der Autofokus des Galaxy S20 Ultra qualitativ etwas abfällt.
Allerdings sticht ein Smartphone dieses Jahr bei den Tageslichtaufnahmen hervor – das Mi 10 Ultra. Das Xiaomi-Flagship bietet wohl die beste Point-and-Shoot-Kamera und auch bei schwierigen Gegenlichtmotiven mit Sonnenschein (Nr.1) eine sehr gute Schärfe, gerade im Randbereich. Hier schwächelt das Galaxy S20 Ultra, wodurch, im Vergleich zum Mi 10 Ultra, einige Details verloren gehen. Auch das P40 Pro Plus zeichnet das Motiv etwas zu weich und unscharf auf. OnePlus kann mit dem 8 Pro zwar mit einer guten Schärfe punkten, die Aufnahme ist aber insgesamt zu dunkel mit wenig Dynamik. Das Google Pixel 5 fabriziert das mit Abstand schlechteste Foto mit wenig Details und sichtbaren Pixel-Strukturen.
Auch das schwierige Weihnachtsbaummotiv (Nr.3) meistert das Mi 10 Ultra unserer Meinung nach am besten. Hier ist die Kombination aus Schärfe und Farbmanagement am überzeugendsten, auch wenn die Aufnahme zu stark aufgehellt ist. Gerade in puncto Kontrast gefällt uns das P40 Pro Plus am meisten, allerdings ist die Bildschärfe nicht gut getroffen. Gleiches gilt für das Google Pixel 5.
Das Galaxy S20 Ultra und OnePlus 8 Pro lassen das Motiv ebenfalls etwas zu stark aufgehellt darstellen und die Schärfe könnte ausgeprägter sein. Der Weihnachtsbaum wirkt mit dem OnePlus 8 Pro, aufgrund der starken Körnung in der Aufnahme, suboptimal dargestellt.
Bei den Portrait-Aufnahmen liefert OnePlus dagegen sehr gute Bilder ab. Die Schärfe und auch die Unschärfeübergänge sind trotz der feinen Haare unseres Kätzchens gut getroffen. Auch das Mi 10 Ultra überzeugt durch schöne Bokeh-Effekte, allerdings fällt hier die Schärfe etwas ab.
Das P40 Pro Plus macht unserer Meinung nach ebenfalls eine stimmige und scharfe Aufnahme, jedoch sind viele feine Haare bereits in Unschärfe getränkt. Am schlechtesten wird das Motiv vom Pixel 5 abgelichtet - hier sind die Schärfeübergänge sichtbar fehlerhaft, da zu wenige Bereiche unscharf sind und das Foto daher unnatürlich wirkt.
Aufgrund der Hardware-Defizite bei den Zoom-Aufnahmen fällt das Google Pixel 5, aber auch das OnePlus 8 Pro qualitativ sichtbar gegenüber den anderen drei Kandidaten im Vergleich ab. Bei viel Licht sind mit dem Galaxy S20 Ultra schöne Fotos mit einer 5-fachen Vergrößerung möglich. Die Aufnahmen besitzen eine gute Dynamik und enthalten viele Details. Allerdings nimmt die Qualität bei etwas schlechten Lichtverhältnissen rapide ab (Bücher-Motiv).
Deutlich unschärfer und auch detailärmer als die beiden Konkurrenten ist die Aufnahme (Nr.1) des P40 Pro Plus, wobei die Schärfe des Büchermotives auf einem guten Niveau liegt. In Summe macht auch bei den Zoom-Aufnahmen bei Tageslicht das Mi 10 Ultra den besten Job.
Aufnahmen mit dem Weitwinkelobjektiv zeigen bei allen Smartphones einen sichtbaren Verlust an Fotoqualität. Allerdings offenbart das Huawei P40 Pro Plus eine wirklich ansprechende Aufnahme in dieser Disziplin und die beste Ultraweitwinkel-Kamera, auch wenn diese eine sichtbar geringere äquivalente Brennweite von 18 mm besitzt. Weit entfernte Schriften wirken im Vergleich zu Konkurrenz am schärfsten. Ebenso müssen nur wenige Abstriche bei der Bilddynamik hingenommen werden.
Details und Dynamik liegen bei den weitwinkligen Fotos der anderen Vergleichsgeräte auf einem ähnlichen Niveau, wobei auch hier das Pixel 5 leicht qualitativ abfällt und auch das Foto des Mi 10 Ultra empfinden wir als etwas zu dunkel. Dagegen sticht das OnePlus 8 Pro positiv hervor.
Aufnahmen mit den Smartphone-Kameras bei Dunkelheit
Bei der Low-Light-Fotografie macht Xiaomi im Vergleich zum Mi 10 Pro einen riesigen Sprung, bei unseren Aufnahmen zeigt sich das Mi 10 Ultra mittlerweile auf dem qualitativ hohen "Huawei-Niveau", teilweise empfinden wir die Aufnahmen im Foto-Modus eines P40 Pro Plus sogar etwas schlechter. Dahinter folgen OnePlus 8 Pro und Galaxy S20 Ultra. Gerade letzteres hat infolge von Kamera-Updates ebenfalls einen sichtbaren Sprung nach vorn gemacht und Probleme mit der Fokussierung in den Griff bekommen. Das Pixel 5 enttäuscht einmal mehr mit sehr viel Rauschen, selbst bei dem recht gut beleuchteten Straßenmotiv. Bei sehr wenig Licht sind kaum noch Details ersichtlich.
Unter Verwendung des Nacht-Modus, bei dem die Aufnahmen über einen bestimmten Zeitintervall zu einem möglichst optimalen Bild zusammengerechnet werden, rehabilitiert sich das Google-Handy – aber nur bedingt. Hier könnte aber Xiaomi noch ein paar Lehrstunden beim US-amerikanischen Technologie-Riesen gebrauchen, denn die Konkurrenz holt deutlich mehr aus dem Nachtbildmodus heraus. Mitunter sind die Aufnahmen im Foto-Modus des Mi 10 Ultra sogar besser. Wie auch im letzten Kameratest gefällt uns der Nachtmodus vom Galaxy S20 Ultra, hier verrichtet Samsung einen guten Job.
Für Weitwinkel-Aufnahmen bei Nacht ist nach wie vor Huawei das Maß der Dinge. Das P40 Pro Plus macht in dieser Disziplin die mit Abstand detailreichsten Aufnahmen. Gerade die Bildschärfe und Ausleuchtung sind auf einem vergleichsweise guten Niveau. Aber auch das OnePlus 8 Pro sowie das Galaxy S20 Ultra können mit ihrer Ultraweitwinkel-Kamera auch bei Nacht punkten, auch wenn die Fotos nicht an die Qualität des Huawei-Flagships herankommen. Wenig überzeugend ist das Pixel 5, aber auch das Mi 10 Ultra fällt in dieser Disziplin qualitativ ab.
Gerade bei den Zoom-Aufnahmen variiert die Qualität bei Nacht enorm und es sind oft viele sehr schlechte Aufnahmen mit dabei. Mal „versagt“ das Mi 10 Ultra, bei einem anderen Foto das P40 Pro Plus. Allerdings bieten diese beiden Flagship-Smartphones sowie das Galaxy S20 Ultra, wenn alles passt, das Potential für brauchbare Ergebnisse bei wenig Licht.
Aufnahmen mit den Frontkameras der Flagship-Smartphones
In puncto Schärfe und Kontrast müssen sich die Android-Flagships bei Tageslicht wieder einmal dem Galaxy-Vertreter in unserem Kameratest geschlagen geben. Beim S20 Ultra ist das Selfie unserer Meinung nach am gelungensten, gefolgt vom etwas zu weichgezeichneten Mi 10 Ultra. Insbesondere die Aufnahmen des Pixel 5 sowie des P40 Pro Plus wirken zu dunkel respektive etwas überbelichtet.
Bei weniger Licht kann das P40 Pro Plus dagegen überzeugen, aber auch ein Mi 10 Ultra verrichtet hier noch einen guten Job. Massives Rauschen lässt beim Samsung-Handy allerdings kaum noch Bartstrukturen und Details erkennen.
Fazit - Xiaomi setzt ein Zeichen, Google ist zum Handeln gezwungen
Zum ersten Mal ist Xiaomi nicht nur nah dran an der Kamera-Elite, sondern mit dem Mi 10 Ultra ein Teil davon. In unserem Kameravergleich der ersten Jahreshälfte stellte der chinesische Hersteller mit dem Mi 10 Pro noch das schwächste Gesamtpaket im High-End-Bereich, mit dem Mi 10 Ultra gelingt Xiaomi wohl aber das stärkste Kamera-Smartphone des Jahres 2020, zumindest wenn der Schwerpunkt bei der Hauptkamera in Kombination mit dem einen oder anderen Selfie liegt. Einzig die Ultraweitwinkelkamera, insbesondere bei wenig Licht, kann als Schwäche ausgewiesen werden. In dieser Disziplin ist nach wie vor Huawei bärenstark, sodass auch ein P40 Pro Plus die Konkurrenz bei weitwinkligen Nachtaufnahmen dominiert. Im Vergleich zum Mi 10 Ultra fällt das Huawei-Flagship jedoch bei Tageslichtaufnahmen mit der Hauptkamera qualitativ etwas ab und auch bei der Fotografie bei Nacht sowie bei Zoom-Aufnahmen hat Xiaomi mit dem Ultra-Modell Huawei fast schon den Rang abgelaufen.
Nach dem Low-Light-Debakel beim Galaxy S20 Ultra im ersten Kameratest des Jahres hat Samsung durch Softwareupdates viel Qualität, gerade bei Dunkelheit, bei seinem Flagship herausgeholt. Auch OnePlus kann mit dem 8 Pro noch gut mithalten, allerdings lässt das OnePlus-Flaggschiff bei den Zoom-Aufnahmen viele Punkte liegen. In Summe können aber beide Modelle einem Mi 10 Ultra oder auch dem P40 Pro Plus nicht gefährlich werden, obwohl das Samsung-Flagship nicht (mehr) weit weg ist.
Klarer Verlierer dieses Vergleiches ist Google mit dem Pixel 5. Einst Garant für eine tolle Smartphone-Fotografie ist die Pixel-Reihe des US-amerikanischen Unternehmens mit Sitz im kalifornischen Mountain View nunmehr in der 5. Generation nur noch Durchschnitt und die Fotoqualität der Preisklasse entsprechend, in der sich das Google-Handy bewegt.