Vollgas per Update | Huawei GPU-Turbo im Test
Bereits im letzten Monat haben Huawei und Honor den neuen GPU-Turbo angekündigt. Mittels eines Software-Updates sollen die damit versorgten Smartphones eine Leistungssteigerung von bis zu 60 Prozent erreichen und dabei fast ein Drittel weniger Energie verbrauchen.
Der GPU-Turbo soll zunächst an die aktuellen Top-Smartphones von Huawei und Honor verteilt werden. Später sollen auch Mittelklassemodelle und ausgewählte Vorjahreshandys von dem Performanceboost der neuen Software profitieren. Dazu zählen unter anderem das Honor 7X sowie das Huawei P10.
Mit den Benchmarks und Spielen fühlen wir dem neuen Smartphone-Feature auf den Zahn und überprüfen, ob es sein Versprechen halten kann. Dabei greifen wir auf den vergleichsweise jungen Basemark GPU sowie den bewährten GFXBench zurück. Entscheidender ist jedoch sicherlich die Praxis und da eignen sich am besten aktuelle Top-Games wie Arena of Valor und vor allem das leistungsintensive PUBG Mobile. Die Frameraten der Spiele ermitteln wir mit GameBench. Für den Test nutzen wir das Huawei P20 Pro sowie das Honor 10, welche beide bereits das Update erhalten haben.
Basemark GPU - GPU Turbo zündet
Beim Basemark GPU handelt es sich um einen anspruchsvollen Grafikbenchmark, welcher sowohl die Performance eines Smartphones mit OpenGL als auch der Vulkan-API ermitteln kann. Dabei fallen direkt zwei Dinge auf. Zum einen fallen die Bildwiederholraten erheblich schwächer aus, wenn Vulkan genutzt wird und zum anderen gibt es, obwohl sowohl das P20 Pro als auch das Honor 10 beide das Kirin 970 SoC nutzen, Unterschiede bei der Performance. Diese sind wahrscheinlich auf die besseren Kühlmöglichkeiten des größeren Huawei-Smartphones zurückzuführen, denn schon im Test hatte das Honor-Handy mit der Wärme im Inneren zu kämpfen.
Der Benchmark zeigt einen deutlichen Leistungsschub nach dem Update. Der GPU-Turbo sorgt beim Huawei P20 Pro für ein Plus von 23 bis 43 Prozent. Beim Honor 10 fällt das Ergebnis ebenfalls gut aus, jedoch ist im Offscreen-Test mit der Vulkanschnittstelle sogar ein leichtes Minus vorhanden. Onscreen wurde dessen Performance jedoch ebenfalls um 27 Prozent verbessert.
. | Vulkan Offscreen | OpenGL Offscreen | Vulkan Native |
---|---|---|---|
Huawei P20 Pro ohne GPU-Turbo | 8,25 FPS | 19,00 FPS | 8,58 FPS |
Huawei P20 Pro mit GPU-Turbo | 11,80 FPS (+43 %) | 24,45 FPS (+29 %) | 10,52 FPS (+23 %) |
Honor 10 ohne GPU-Turbo | 6,32 FPS | 11,35 FPS | 5,80 FPS |
Honor 10 mit GPU-Turbo | 6,06 FPS (-4 %) | 13,83 FPS (+22 %) | 7,34 FPS (+27 %) |
GFXBench - Huawei-Update ohne Auswirkungen
Beim GFXBench wollen wir weniger den Fokus auf die einzelnen Benchmarks werfen, sondern auch hier die Akkutests nutzen, um neue Erkenntnisse zu erlangen. Dabei unterscheidet die App zwischen der T-Rex- (OpenGL ES 2.0) und der Manhattan-Version (OpenGL ES 3.1). In beiden Varianten ist das Prozedere jedoch identisch: der namensgleiche Benchmark wird einfach dreißigmal hintereinander ausgeführt und dabei werden Akkustand und die berechneten Frames protokolliert.
Das Honor 10 hatte im Test mit der Manhattan-Schleife zu kämpfen und musste diesen wegen drohender Überhitzung abbrechen. Daran ändert auch das Update mit dem GPU-Turbo nichts, weshalb wir an dieser Stelle keine Daten erheben können. Im T-Rex-Szenario ist das Ergebnis jedoch nahezu identisch und mit dem GPU-Turbo werden keine höheren Frameraten erzielt.
Dies ist auch beim Huawei P20 Pro der Fall. In beiden Akkutests sind die Ergebnisse identisch. Das Gleiche gilt für den Akkustand, auch in diesem Bereich können wir keinen Unterschied feststellen.
Gaming - Arena of Valor
Bereits vor dem GPU-Turbo stellte Arena of Valor keine große Herausforderung für die beiden Highend-Smartphones aus Fernost dar. Beim Huawei P20 Pro läuft das Spiel sehr stabil mit 59 FPS in höchster Auflösung und Detailstufe, ohne dass zu es Framedrops kommt.
Das Honor 10 errechnet zwar ein Bild weniger im gleichen Zeitraum, dies wird aber niemanden beim Spielen auffallen. Die Framerate ist hier ebenfalls konstant.
Spannender wird das Update an dieser Stelle für Smartphones mit schwächeren SoCs sein. Die über 20 Prozent mehr Leistung, wie sie beim Basemark GPU der Fall sind, können durchaus das Zünglein an der Waage für ältere Smartphones darstellen, ob die höhere Detailstufe spielbar ist oder nicht. Den Test werden wir an dieser Stelle ergänzen, sobald das Update auch auf den entsprechenden Telefonen verfügbar ist.
Gaming - PUBG Mobile
PlayerUnknown’s Battlegrounds (kurz: PUGB) ist wohl momentan das Spiel im Google Play Store, das Smartphones am meisten abverlangt und eine Bildrate von bis zu 60 Bildern pro Sekunde ermöglicht. Mit diesem Titel werden auch starke Handys wie das Huawei P20 Pro und Honor 10 gefordert, wenn es in voller Pracht genossen werden soll.
Zunächst werden wir einen Blick auf das Huawei Handy. Das liefert bereits ohne den GPU-Turbo im High-Setting, mit allen Einstellungen auf Maximum, ein gutes Bild ab und liefert in unserem Test mit 33 FPS ein identisches Ergebnis wie das iPhone X. Die Framestabilität ist mit 88 Prozent ebenfalls gut, jedoch noch ausbaufähig. Mit dem Software-Booster macht das P20 Pro einen Satz nach vorne und liefert flüssige 40 Bilder pro Sekunde. So schnell ist bislang sonst nur das Samsung Galaxy Note 9 gewesen. Framedrops sind mit dem GPU-Turbo ebenfalls Geschichte.
Das Honor 10 hat etwas schlechtere Voraussetzungen und kam im ersten Test zwar auf nominell gute 32 FPS, jedoch waren diese sehr unregelmäßig und schwanken so stark, dass es im Spiel regelmäßig zu Rucklern kommt. Mit dem GPU-Turbo fällt die durchschnittliche Bildwiederholrate zwar auf 27 Bilder pro Sekunde, jedoch gibt es kaum noch Framedrops.
Wem dies immer noch nicht reicht, der kann die neue Game Suite von Huawei nutzen, welche in Form einer App ebenfalls mit dem Update ausgeliefert wird. Neben der Unterdrückung von Benachrichtigungen ist es ebenso möglich, die Funktion Spielbeschleunigung zu aktivieren, welche die Leistung des Handys zwar weiter steigert, aber auch den Energieverbrauch des Smartphones erhöht. Während diese zusätzliche Beschleunigung beim P20 Pro keinen weiteren Effekt hat, denn Huawei scheint die Framerate für PUBG auf maximal 40 FPS zu begrenzen, kann es das Honor 10 sehr wohl. Das steht mit Aktivieren der Funktion plötzlich auf dem gleichen Niveau wie sein großer Bruder. Der Akku entleert sich jedoch tatsächlich sehr schnell, denn das Honor 10 hält mit der zusätzlichen Beschleunigung keine zwei Stunden mehr durch, weshalb es ratsam ist, entweder einen externen Akku parat zu haben oder sich in der Nähe einer Steckdose zu befinden, wenn es eine längere Gamingsession werden soll.
P20 Pro ohne Turbo | P20 Pro mit Turbo | P20 Pro mit Turbo u. Game Suite | Honor 10 ohne Turbo | Honor 10 mit Turbo | Honor 10 mit Turbo u. Game Suite | |
---|---|---|---|---|---|---|
durschnittliche FPS | 33 FPS | 40 FPS | 40 FPS | 32 FPS | 27 FPS | 40 FPS |
Frame-Stabilität | 88 % | 99 % | 100 % | 58 % | 99 % | 100 % |
Fazit - GPU-Turbo spürbar
Der GPU-Turbo von Huawei verspricht 60 Prozent mehr Effizienz. Das ist nicht unbedingt mit Leistung gleichzusetzen, was auch ein Blick auf die nackten Zahlen dieses Tests verdeutlicht. Wie dieser Marketingwert genau ermittelt wurde, bleibt unklar, jedoch können wir bestätigen, der GPU-Turbo trägt seinen Namen zurecht.
In den Benchmarks liest sich der Performancezuwachs teilweise gut, wenn ein Blick auf die Prozente geworfen wird. Im Basemark GPU konnten wir immerhin ein Leistungsplus von bis zu 43 Prozent feststellen, wenn auch die Framezahlen immer noch nicht sonderlich hoch sind. In diesem Bereich sind die Smartphones mit Snapdragon 845 wesentlich schneller und auch Qualcomm hat bereits einen eigenen Turbo angekündigt. Das LG G7 ThinQ beispielsweise ist über doppelt so schnell im gleichen Testszenario.
Der GPU-Turbo bringt nicht nur mehr Leistung, sondern beim Spielen auch mehr Stabilität.
Benchmarks hin oder her, was zählt ist die Praxis und im Falle des Huawei P20 Pro schafft es der GPU-Turbo, die schwächere Hardware zu kompensieren und liefert nicht nur hohe Frameraten, sondern hält diese auch absolut stabil. Beim Honor 10 sieht es ebenfalls besser aus, jedoch benötigt dieses Smartphone einen zusätzlichen Boost durch die neue Game Suite, um mit dem Spitzenmodell des Mutterkonzerns mithalten zu können.
Böse Zungen könnten behaupten, dass Huawei einfach Treibertuning betrieben hat. Dem Nutzer kann es egal sein, er bekommt mit dem GPU-Turbo ein spürbares Plus an Leistung. Es wird interessant sein, inwiefern die schwächeren oder älteren SoCs in Zukunft von dem Turbo profitieren werden.