Benchmarkcheck: Hitman Absolution
Wenn man nach Square Enix geht, hat die Finanzkrise nicht jedem Publisher geschadet. Die in der Vergangenheit primär in Asien tätige Firma übernahm 2009 den angeknacksten Konkurrenten Eidos Interactive, der sich auf große Marken wie Tomb Raider, Deus Ex, Thief und Hitman berufen kann.
Nachdem Hitman Entwickler IO Interactive 2007 und 2010 mit Kane and Lynch (2) einen Abstecher in das Action-Genre wagte, konzentrieren sich die Dänen nun wieder auf ihre eigentliche Stärke: den Stealth-Bereich. Wobei Hitman streng genommen gar nicht 100 % Stealth ist. Denn während es in Thief und Splinter Cell vornehmlich auf das Licht- und Schattenspiel ankommt, erlaubt die Hitman Reihe deutlich mehr Variationen, die über den Begriff »Schleichen« hinausgehen. So nutzen wir in Absolution nicht nur geschickt unsere Umgebung, sondern bedienen uns auch der Macht der Täuschung. Verkleidungen spielen hier eine essentielle Rolle.
Beschreibung
Den Einstieg des neuen Hitman Ablegers würden wir als rundum gelungen bezeichnen. Absolution startet damit, dass der Hauptcharakter (ein genetisch verbesserter Klon) seine alte Auftraggeberin Diana eliminieren soll. Warum? Nun ja, die Dame hat angeblich das firmeneigene Netzwerk kompromittiert und alle Agenten auffliegen lassen. Der kahle Anzugträger nimmt den Auftrag an und begibt sich in der ersten Mission zum Safehouse von Diana. Wenige Sekunden nach Beginn müssen wir bereits schmunzeln: Anstatt mit einer dunklen Limousine oder dergleichen vorzufahren, erscheint der Hitman lieber in einem knallbunten Ice-Cream-Truck (siehe Bild).
Absolution verwendet die erste Mission gleich als ausgiebiges Tutorial. Im Garten des schicken Anwesens lernen wir neben der generellen Steuerung auch einige Feinheiten kennen. Mithin am wichtigsten ist das neue Deckungssystem. Per Leertaste schmiegt sich Agent 47 an zahlreiche Objekte wie Hecken, Wände oder Kisten. Toll: Befinden sich zwei Objekte in direkter Nähe, kann man per Taste blitzschnell die Deckung wechseln.
Wer keine Lust auf Heimlichtuerei hat, darf sich zwar auch mit gezogener Waffe durch die kompakten Levels ballern, wirklich Spaß macht Absolution aber nur, wenn man im Verborgenen operiert und seine Umwelt genau analysiert. IO Interactive gibt dem Spieler jede Menge Optionen an die Hand.
Beispiel: Wir nähern uns geduckt einer Wache und schalten sie mit der berühmten Klavierseite aus. Damit die patroullierenden Kollegen keinen Verdacht schöpfen, packen wir den Körper kurzerhand und schleppen ihn außer Reichweite. Sobald wir uns unbeobachtet fühlen, verdonnern wir Agent 47 zu einem Kleidertausch. Als »Wache-Imitat« können wir uns schon wesentlich freier bewegen und die Gegner aus kurzer Entfernung beobachten. Doch Vorsicht: Gegner des gleichen Kleidungstyps durchschauen unsere Maskerade früher oder später. Man sollte den Wachen also nicht ewig vor der Nase herumtanzen. Die Erkennungsgefahr variiert je nach Schwierigkeitsstufe.
Apropos variieren: Der Schwierigkeitsgrad beeinflusst auch andere Faktoren wie die Gegnermenge, das Speichersystem (der Titel setzt auf im Level verteilte Punkte) und den Instinktmodus. Moment, was ist denn bitte schön der Instinktmodus? Hierbei handelt es sich um eine optische Hilfe, die interessante Objekte markiert, Gegner bzw. deren Laufwege hervorhebt (sogar durch Wände) und unsere Tarnung besser schützt. Auf der niedrigsten Stufe lädt der Instinkt praktischerweise nach. Ob man den Modus als »Cheaten« erachtet, muss jeder Spieler für sich entscheiden. Wir finden ihn jedenfalls sehr nützlich.
Agent 47 kommt natürlich auch ohne künstliche Verbesserungen zurecht. Wie unsere Screenshots beweisen, kann man Gegner ablenken, vergiften, in Boxen oder Schränken verstauen, aus dem Fenster ziehen und über Geländer werfen. Geglückte »Unfälle« lassen das Spielerherz besonders hoch schlagen.
Schade allerdings, dass IO Interactive die Bedienung etwas überladen hat. So gibt es für die Aktionen »Nehmen«, »Tragen« und »Benutzen« gleich drei unterschiedliche Tasten. Hier besteht nach Ansicht des Autors noch Optimierungsbedarf. Generell steuert sich Absolution recht träge, was aber durchaus gewollt ist. Gerade im Vergleich zu Corvo aus Dishonored wirkt Agent 47 wie eine lahme Ente. Das Spieltempo orientiert sich eher an Splinter Cell und Thief. Weiterer Kritikpunkt: Die Sichtbarkeitsindikatoren sind eher dürftig. Die Aufmerksamkeit der Kontrahenten kann man gelegentlich nur schwer einschätzen.
Nichts zu bemängeln gibt es derweil beim Sound. Die professionellen Sprecher und die coole Musik lassen uns tief in die Welt und die Geschichte eintauchen. In Kombination mit den liebevoll gestalteten Arealen ergibt sich eine tolle Atmosphäre, die an Spannung kaum zu übertreffen ist. Wer in den Missionen ruhig und bedacht vorgeht, wird am Einsatzende mit einer guten Statistik belohnt. Dank der vielen Geheimnisse, Achievements und freischaltbaren Extras bietet Absolution einen enormen Wiederspielwert.
Benchmark
Großes Lob müssen wir IO Interactive für den integrierten Benchmark aussprechen. Die rund einminütige Sequenz zeigt eine belebte Party unter freiem Himmel mit jeder Menge Passanten und Feuerwerk. Durch das hohe Bevölkerungsaufkommen entpuppt sich die Passage als ziemlich anspruchsvoll und rechenlastig. Je nach Level und Umgebung ist die Performance im Einzelspielerpart mal besser und mal schlechter. Da es sich um einen eher langsamen Third-Person-Titel handelt, genügen im Schnitt etwa 25 fps.
Technik
Die selbst entworfene Glacier-2-Engine liefert eine exzellente Bildqualität. Derart scharfe Texturen und hochklassige Effekte bekommt man nur selten geboten. Speziell die - manchmal etwas übertriebene - Beleuchtung lässt Agent 47 oft staunend innehalten. Unserer Meinung nach liegt die Optik sogar über dem Niveau von Max Payne 3. Oder anders formuliert: Absolution ist einer der schönsten Titel des Jahres. Erwartungsgemäß wird die grafische Opulenz mit überdurchschnittlichen Hardware-Anforderungen erkauft.
Bei den Einstellungsmöglichkeiten hat IO Interactive ganze Arbeit geleistet. So können wir unter anderem die Auflösung, die Bildwiederholfrequenz, den Anzeigemodus und (bei entsprechenden Systemen) die 3D-Darstellung regeln. Die meisten Optionen entdeckt man im Reiter »Quality«, also Qualität. Hier hat der Entwickler ganze 11 Punkte untergebracht. Anisotrope Textur-Filterung, Tessellation, Global Illumination und SSAO sind nur einige der Features. Als Kantenglättung wird MSAA und shader-basiertes FXAA angeboten. Für unsere Benchmarks greifen wir auf die vier Presets »Ultra«, »High«, »Medium« und »Lowest« zurück. Super: Die Grafikoptionen lassen sich sowohl außerhalb als auch innerhalb des Spiels ändern.
Dass Nvidia Grafikkarten tendenziell schlechter abschneiden, dürfte daran liegen, dass Hitman: Absolution zu AMDs »Gaming Evolved«-Programm gehört. Beim ebenfalls 2012 erschienenen Sleeping Dogs zeigte sich ein ähnliches Phänomen. Nvidia kontert mit dem »The way it's meant to be played«-Programm. Assassin's Creed III ist ein ideales Gegenbeispiel.
Resultate
Beim Einsatz von 1.920 x 1.080 Bildpunkten, vierfacher MSAA-Kantenglättung und dem Preset »Ultra« müssen die meisten Geräte sang- und klanglos aufgeben. Einzig die Radeon HD 7970M und die GeForce GTX 680M bekommen diese Einstellungen halbwegs vernünftig auf den Monitor. Für hohe Details, zweifaches Anti-Aliasing und 1.366 x 768 Bildpunkte sollte zumindest eine GeForce GT 650M oder GTX 660M im Notebook stecken.
Günstigere Allround-Notbeooks, die eine Midrange-GPU auf Niveau der GeForce GT 630M enthalten, packen höchstens die mittlere Voreinstellung. Prozessor-Chips wie die Radeon HD 7660G oder die HD Graphics 4000 tun sich schon mit dem niedrigsten Preset und 1.024 x 768 Pixeln schwer. Das alte Sandy-Bridge-Modell HD Graphics 3000 muss leider grundsätzlich kapitulieren. Anmerkung: In niedrigen und mittleren Settings limitiert oft die CPU.
Fazit
Freunde der gepflegten Schleicherei sollten sich Hitman: Absolution unbedingt mal näher ansehen. Das stundenlange Tüfteln nach der optimalen Vorgehensweise und dem perfekten Mord lässt die Realität schnell vergessen. Die Entwickler belegen, dass Stealth-Spiele gleichzeitig modern (Grafik) und klassisch (Gameplay) sein können. Mit einem ordentlichen Speichersystem und einer knackigeren Bedienung hätte uns der Titel noch besser gefallen. Absolution zählt dennoch zu den Highlights des Jahres.
Testsysteme
Unsere drei Hauptplattformen kommen von Schenker Notebooks (mysn.de):
- XMG P502 (Core i7-3610QM, GeForce GTX 660M, GTX 670M, GTX 675M(X), GTX 680M & Radeon HD 7970M, 8 GB RAM)
- XMG A502 (Core i5-3360M, GeForce GT 650M & HD Graphics 4000, 8 GB RAM)
- Xesia M501 (Core i7-2630QM, GeForce GT 630M & HD Graphics 3000, 8 GB RAM)
Eingesetzte GPU-Treiber: Nvidia 310.61 Beta, AMD 12.11 Beta 8 & Intel 9.17.10.2875.