Benchmarkcheck: Max Payne 3
Die Max Payne-Reihe zeichnete sich in der Vergangenheit durch einen düsteren Film noir-Stil aus, der im deutlichen Kontrast zum typischen Hollywood-Kitsch steht. Statt bunter Farben, feuchtfröhlicher Charaktere und peinlicher Gags dominierte ein kaltes und verregnetes New York, das mit allerhand zwielichtigen Personen gespickt war.
Der Hauptprotagonist entpuppte sich als melancholischer und pessimistischer Alleingänger, der von verstörenden Albträumen geplagt wurde. Im Gegensatz zu den meisten Action-Konkurrenten nahm die Story einen hohen Stellenwert ein. Aus Kostengründen verwendete Remedy damals stylische Comic-Sequenzen, die eine erwachsene Geschichte über Hass, Verrat, Drogen und Gier erzählten. In Kombination mit der tiefen Stimme des Max Payne-Sprechers entstand eine ungemein dichte, beinahe künstlerische Atmosphäre, die bisher von kaum einem Spiel übertroffen wurde.
Wer die Welt genauer untersuchte, konnte viele nette Details entdecken. Uns sind vor allem die komischen Fernsehserien (z. B. Adress Unkown) in Erinnerung geblieben. Berühmtheit erlangte Max Payne auch durch die sogenannte Bullet Time, ein Zeitlupenmodus, wie ihn der Film Matrix etabliert hat.
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Details
Hintergrund
Rockstar besinnt sich zwar auf viele der alten Tugenden, bricht in anderen Belangen jedoch mit der Serientradition. Gerade die neue Umgebung (Sao Paulo in Brasilien) dürfte einigen Hardcorefans negativ aufstoßen. Der alkoholabhängige Max verdingt sich dort mit seinem Kollegen Raul Passos als Bodyguard für die einflussreiche Familie Branco. Als im zweiten Kapitel die Geliebte des Oberhauptes Rodrigo entführt wird, muss sich Mr. Payne natürlich um die Rettung kümmern.
Während der Vorgänger größtenteils nachts spielte, bietet der dritte Teil bedeutend mehr Abwechslung, sprich Tagmissionen. Man kann darüber streiten, ob Max Payne 3 immer noch zum Film noir-Genre gehört. An der grimmigen Haltung des Protagonisten hat sich jedenfalls nichts geändert.
Stärken
Nach vier von 14 gespielten Kapiteln wagen wir zu behaupten, dass Rockstar der Spagat zwischen Tradition und Moderne gut gelungen ist. Am meisten waren wir von der Grafik und dem Sound beeindruckt. Max Payne 3 offenbart sich als audiovisueller Kracher, welcher den Spieler ab der ersten Sekunde in seinen Bann zieht. Die topaktuelle Optik muss sich nicht hinter anderen Action-Highlights wie Battlefield 3 oder Crysis 2 verbergen. Texturen, Schatten, Beleuchtung, Animationen und Spiegelungen können sich im Jahr 2012 definitiv sehen lassen. Rockstar hat die PC-Fassung extra aufgebrezelt und ihr eine moderne DirectX-11-Unterstützung verpasst.
Die grandiose Musikauswahl trägt ihren Teil zur dichten Atmosphäre bei. Ob treibende Beats in einer Disco (2. Kapitel) oder melancholische Klänge in einer Rückblende (4. Kapitel): Der Soundtrack ist perfekt auf die jeweilige Situation abgestimmt. Dass der Entwickler die legendären Comic-Passagen gegen Videos in Spielgrafik ausgetauscht hat (teils mit mehreren Perspektiven gleichzeitig), störte uns nicht wirklich, wobei man Rockstar hie und da ein überzogenes Effektgewitter vorwerfen kann. Die berühmte Bullet Time ist natürlich ebenfalls an Bord und sorgt für diverse spektakuläre Momente. Manchmal schaltet der Titel sogar in coole Kamerafahrten um, die aufgrund ihres hohen Gewaltgrades aber diskutabel bleiben.
Obwohl die Bedienung an der ein oder anderen Stelle etwas hakt (Max Payne 3 enthält ein Deckungssystem, das an Konkurrenten wie Mafia 2 erinnert), würden wir die Steuerung als ordentlich bezeichnen. Glaubwürdig, jedoch auch etwas unpraktisch: Max Payne kann im Endeffekt nur eine dicke Waffe tragen. Positiv hat uns derweil die KI überrascht. Flankenmanöver und Einkesselungstaktiken bekommt man im Action-Bereich nur selten geboten.
Schwächen
Alles schön und gut? Nicht ganz, denn ab dem dritten Kapitel übertreibt es Rockstar in vielerlei Hinsicht. Wie man es von zahlreichen US-Produktionen kennt (egal ob Film oder Spiel), wird man auch in Max Payne 3 mit Unmengen an Gegnern konfrontiert. Das ist zum einen unrealistisch, zum anderen entstehen dadurch häufig unfaire Momente. Bereits im normalen Schwierigkeitsgrad stirbt Max wegen fieser Trial- und Error-Passagen hunderte Tode.
Umso ärgerlicher, dass Rockstar keine manuelle Speicherfunktion integriert hat. Vor allem auch deshalb, weil die automatischen Speicherpunkte nicht immer optimal gesetzt sind. Im schlimmsten Fall muss man minutenlange Abschnitte wiederholen, nur weil einem zwei Meter vor dem nächsten Checkpoint ein Gegner eine Schrotladung in den Rücken pustet. Kritik müssen wir außerdem an der Länge mancher Levels üben. Ein hoher Spielumfang ist zwar grundsätzlich toll, allerdings nicht, wenn einige Passagen (z. B. das Stadion im dritten Kapitel) künstlich gestreckt wirken. Es drängt sich der Eindruck auf, dass es dem Entwickler an Zurückhaltung mangelt.
Abgesehen davon konnten wir in den ersten vier Kapiteln keine großen Kritikpunkte ausmachen. Rockstar bringt mit Max Payne 3 einen exzellenten Third-Person-Shooter auf den Markt, der in Sachen Charaktertiefe, Inszenierung und Storytelling mühelos an die Vorgänger heranreicht.
Benchmark
Als Benchmarksequenz haben wir eine extrem anspruchsvolle Szene gewählt, nämlich den zweiten Checkpoint des zweiten Kapitels. Wir messen direkt nach dem Ladevorgang, Herr Payne läuft hier gerade auf die Glasscheibe zu, um Marcelo Branco vor einem Angreifer zu schützen (siehe Video). Max zertrümmert mit dem Gegner die Glasfläche und stürzt unter Beschuss gen Boden – natürlich in Zeitlupe. Sobald der Hauptcharakter die Tanzfläche berührt, beenden wir die Aufzeichnung mit Fraps wieder.
Die ganze Sequenz dauert nur rund 15 Sekunden und liefert sehr konstante Werte. Meist läuft der Titel deutlich flüssiger, unser Benchmark repräsentiert die minimal zu erwartende Performance. Ergo: Wenn eine Grafikkarte in unserer Tabelle über 20 fps aufweist, ist Max Payne 3 durchgehend angenehm spielbar (die roten und gelben Farbunterlegungen sind hier etwas trügerisch).
Settings
Im Grafikmenü sind diverse Einstellungsmöglichkeiten untergebracht. Vom DirectX-Modus über die Texturqualität bis hin zu Bildverbesserungen (AA & AF) lassen sich zahlreiche Elemente regeln. Trotz der guten Voraussetzungen haben wir im Testverlauf ein ums andere Mal geflucht. So muss der Titel beim Ändern gewisser Optionen komplett neu gestartet werden, was ordentlich Zeit kostet.
Ebenfalls blöd: Max Payne 3 nimmt den Videospeicher als Grundlage für eine ungefähre Leistungseinordnung. Eine Überschreitung des Grafikspeichers ist nicht möglich, da der Titel notfalls bestimmte Settings verbietet. Dieser Umstand ist besonders dann nervig, wenn Max Payne 3 die Menge des VRAMs falsch erkennt. Während bei Geräten mit Grafikumschaltung gerne zu wenig angezeigt wird (z. B. 512 statt 2048 MByte), zählt das Spiel bei integrierten GPUs wie der HD Graphics 4000 oftmals einen Teil des Arbeitsspeichers dazu (über 1.5 GByte).
Folge: Auf manchen Systemen sind nur niedrige Einstellungen und der DirectX-9-Modus möglich. Bei Optimus-Notebooks hilft jedoch die Startoption "-adapter 1" für die korrekte Erkennung (in Steam Rechtsklick auf Max Payne 3, Properties, General, Set Launch Options).
Warum Rockstar überhaupt ein derartiges Limit einbaut, bleibt uns sowieso ein Rätsel. Der Entwickler müsste eigentlich wissen, dass die Größe des VRAMs inzwischen keine wirkliche Aussagekraft mehr hat. So kann einer Grafikkarte mit 512 MByte durchaus schneller rechnen als ein Modell mit 2048 MByte.
Ansonsten hatten wir technisch keine größeren Probleme. Viele Nutzer klagen momentan über Abstürze, Fehlermeldungen, Leistungseinbrüche (Stichwort MSAA) und Schwierigkeiten mit dem Rockstar-Social-Club, welcher zwangsläufig installiert werden muss. Hinzu kommt die schiere Größe des Spiels - bei der Steam-Version sind es knapp 30 GByte. Die normale Handelsfassung, die auf vier DVDs ausgeliefert wird, gerät aktuell wegen Laufwerksproblemen in die Schlagzeilen.
Die »Viren-Thematik« (einige Scanner halten Max Payne 3 für einen Schädling) ist die Krönung der ganzen Geschichte. Nach dem verunglückten GTA IV-Start erlaubt sich Rockstar also ein weiteres Fiasko. Manche Firmen lernen eben nie dazu...
Doch genug gemeckert, widmen wir uns lieber den Grafikeinstellungen. Da Max Payne 3 keine globalen Presets enthält, war die Auswahl passender Settings nicht gerade leicht. Am unteren Ende haben wir uns für 1024 x 768 Bildpunkte, minimale Details (alle Optionen off bzw. normal) und den DirectX-9-Modus entschieden. Die nächste Stufe setzt sich aus 1366 x 768 Bildpunkten, mittleren Details (FXAA bis Tessellation deaktiviert) und dem DirectX-10-Modus zusammen.
Rechenintensiv wird es spätestens bei der dritten Stufe: 1366 x 768 Pixel, der DirectX-11-Modus und hohe Details (inkl. FXAA, Tessellation und vierfacher Texturfilterung) eignen sich nur für stärkere Multimedia- oder Gaming-Notebooks. Den Abschluss bilden 1920 x 1080 Pixel und sehr hohe Details (mit FXAA, Tessellation & 8x AF). VSync und MSAA waren immer deaktiviert, die Umgebungslichtverdeckung stellten wir jeweils auf HBAO.
Seltsam: Obwohl eigentlich eine shaderbasierte Kantenglättungsform von Nvidia, kann FXAA auch mit AMD-Grafikkarten genutzt werden. Beim Blick auf die Benchmarkergebnisse (AMD liegt tendenziell vorne) bleibt allerdings fraglich, ob FXAA 100 % korrekt arbeitet. Subjektiv kam es jedenfalls zu einer deutlichen Bildverbesserung (alle Screenshots entstanden mit einer HD 5850).
Resultate
Aufgrund der modernen Technik benötigt Max Payne 3 eine halbwegs potente Hardware. Zwar ist der Titel auch mit einer Low-End-Grafikkarte wie Intels HD Graphics 4000 spielbar, mehr als niedrige Optionen darf man allerdings nicht erwarten. Midrange-GPUs wie die beliebte GeForce GT 630M packen dagegen locker die normale Qualitätsstufe.
Wer über ein Modell der oberen Mittelklasse (z. B. die GeForce GT 650M) verfügt, kann Max Payne 3 derweil auch mit hohen Details und aktivierter Tessellation ordentlich zocken. Für maximale Details und 1920 x 1080 Bildpunkte empfiehlt sich eine GeForce GTX 660M oder höher.
Testsysteme
Die Spieleartikel werden größtenteils mit Geräten der Firma Schenker Notebooks realisiert:
- XMG P502 (Core i7-3610QM, GeForce GTX 675M, GTX 670M & HD Graphics 4000, 8 GB RAM)
- XMG P501 (Core i7-2630QM, GeForce GTX 580M, GTX 560M, Radeon HD 6990M & HD 6970M, 8 GB RAM)
- XMG A501 (Core i7-2630QM, GeForce GT 555M, 8 GB RAM)
- Xesia M501 (Core i7-2630QM, GeForce GT 630M & HD Graphics 3000, 8 GB RAM)
Das XMG P502 ist unsere neuste Errungenschaft und wird in Zukunft als Basis für die High-End-Grafikkarten dienen. In den nächsten Wochen dürften noch die Radeon HD 7970M und die GeForce GTX 680M eintrudeln.
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