Benchmarkcheck: Far Cry 3
Beim Stichwort Far Cry wird sicher nicht jeder Spieler leuchtende Augen haben. Während der erste Teil über weite Strecken eine gute Vorstellung ablieferte, musste der zweite Teil, der 2008 auf den Markt kam, ordentlich Kritik einstecken. Neben der planlosen Geschichte wurde unter anderem die geringe Abwechslung bemängelt. Unglückliche Design-Entscheidungen, wie das nervige Malaria und ständig respawnende Gegner, verringerten den Spielspaß zusätzlich.
Obwohl Far Cry 1 ebenfalls seine Schwächen hatte (dürftige Story, hoher Schwierigkeitsgrad, frustrierendes Speichersystem), kann man den Nachfolger als Rückschritt bezeichnen. Mit Far Cry 3 wagt Ubisoft nun einen neuen Versuch. Der ambitionierte Open-World-Shooter soll anderen Action-Titeln in nichts nachstehen. Ob der Plan dieses Mal funktioniert? Wir haben einige Missionen absolviert und die Hardware-Anforderungen ermittelt.
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Details
Beschreibung
Die Ausgangssituation von Far Cry 3 ist so einfach wie spannend. Um Abenteuer zu erleben und ihrem tristen Alltag zu entfliehen, reist eine Gruppe junger Leute gen Südsee. Man vergnügt sich in Discos, bestaunt die bildhübsche Natur und gibt sich allerlei sportlichen Aktivitäten, wie Fallschirmspringen, hin. Der traumhafte Spaß wird jedoch schnell zur bitteren Realität: Hauptcharakter Jason Brody gerät in die Hände von lokalen Piraten, die ahnungslose Touristen schnappen und mit Lösegeldforderungen ihren Lebensunterhalt verdienen.
Gleich zu Beginn treffen wir dabei den gelungenen Antagonisten Vaas. Durch seine mental labile Ader versprüht der Kerl einen gewissen »Apocalypse Now«-Charme. Nach einem kurzen und etwas befremdlichen »Gespräch« können wir dank der Hilfe unseres älteren Bruders Grant, der ebenfalls gekidnappt wurde, aus dem Bambus-Käfig entkommen. Die anschließende Flucht stellt zwar einen guten Einstieg dar, deutet allerdings auch darauf hin, dass es Far Cry 3 mit der Glaubwürdigkeit nicht sonderlich ernst nimmt. Ähnlich wie bei den Schleichpassagen von Call of Duty kommen wir mühelos an dutzenden Gegnern vorbei.
Als wir (script-bedingt) doch von den Piraten entdeckt werden, kann der Protagonist mit letzter Kraft in den Dschungel flüchten. Ganz übermächtig ist Jason allerdings nicht: Eine Helikopterbegegnung später landet der junge Mann im Fluss und muss von einem Angehörigen des Rakyat-Stammes gerettet und aufgepäppelt werden.
Beim Hauptcharakter verschenkt Ubisoft leider Potenzial. Denn während der redselige Jason anfangs durch seinen gewöhnlichen Hintergrund (Marke »Otto-Normal-Bürger«) einen eher ungewöhnlichen Action-Helden abgibt, verkommt der Titel schnell zur üblichen Ballerei. Anstatt den Protagonisten langsam mit der fremden Situation vertraut zu machen, drückt uns der Ego-Shooter nach kürzester Zeit eine Schusswaffe in die Hand. So kann Jason bereits in den ersten Spielstunden feindliche Lager ausräuchern. Wer nach dem emotionalen Einstieg einen mitfühlenden und hadernden Charakter erwartet, dürfte etwas enttäuscht sein. Abgesehen von der interessanten Haupthandlung bleibt Jason weitgehend stumm (das Storytelling liegt dennoch über dem normalen Genre-Niveau).
Aber was soll er auch den ganzen Tag quatschen, wenn es auf der Insel so extrem viel zu erledigen gibt? Die Entwickler haben die riesige Spielwelt - die für unseren Geschmack deutlich zu groß geraten ist - mit jeder Menge Aufgaben und Nebentätigkeiten gefüllt. Far Cry 3 bietet unter anderem Jagd- respektive Tötungsaufträge, Stammesprüfungen, Fahrzeug-Parcours und Minispiele wie Messerwerfen. Vor allem die Besteigung der Radio-Türme (lichten den »Fog of War« auf der Karte) entpuppen sich als essentiell.
Zusammen mit dem Charakter- und Handwerks-System erinnert der Ego-Shooter beinahe an ein Rollenspiel. Durch das Ansammeln von Erfahrungspunkten schaltet der Protagonist Skillpunkte frei, die wir nach Lust und Laune in die drei Talentbäume »Reiher«, »Hai« und »Spinne« investieren. Die praktischen Verbesserungen sind zweifellos eine der größten Motivationsfaktoren.
Das Crafting-System ist ebenfalls spannend. Mit aufgelesenen Materialien darf Jason seine eigene Ausrüstung wie Heilspritzen oder größere Munitionstaschen herstellen. Da Ubisoft die Insel mit übertrieben viel Kisten und Pflanzen zugeknallt hat, sollte man sich zuerst um eine Erweiterung des Inventars kümmern. Für die meisten Objekte sind spezielle Felle nötig, die wir an markierten Stellen bestimmten Tierarten abnehmen (Ziege, Wildschwein, Hirsch usw.). Mit gefundenem Geld können wir natürlich auch neue Schießprügel erwerben.
Klingt für Sie nach dem perfekten Genre-Mix? Nicht ganz, denn durch die schiere Größe und die entsprechenden Wiederholungen zeichnet sich – wie im letzten Far Cry - eine gewisse Beliebigkeit ab. Das Prinzip Masse statt Klasse regiert in fast allen Open-World-Titeln.
Wir können uns nur schwerlich vorstellen, dass es im Verlauf der Kampagne keine Motivationslöcher gibt. Gerade auch deshalb, weil sich der Spieler bald übermächtig fühlt. In Far Cry 3 wird man zu schnell mit Items und Geld überhäuft. Der abrupte Wetterwechsel, die extrem bunte Farbgebung (leichter Plastik-Look), die konsolenartigen Menüs und die fehlende Physik haben uns ebenfalls gestört. Dazu gesellen sich ein unpraktisches Speichersystem und begrenzte Missionsareale.
Beim wichtigsten Ego-Shooter-Merkmal macht Far Cry 3 hingegen alles richtig. Dank der weichen Animationen und des ordentlichen Feedbacks (akustisch wie optisch) fühlen sich die Kämpfe angenehm flüssig an. KI-technisch hinterlässt der Titel einen durchwachsenen Eindruck. Intelligente Manöver (Flankenangriffe) wechseln sich mit dummen Aktionen ab (blindes Vorstürmen). Die tolle Sound-Untermalung und die extrem dichte Vegetation können jedoch locker über diese Schwäche hinwegtrösten.
Benchmark
Die Benchmark-Sequenz (40-Sekunden-Sprint durch das Tutorial-Dorf »Amanaki«) ist vom Anspruch her eher durchschnittlich: Es gibt Passagen, die flüssiger laufen und Szenen, welche die Hardware stärker belasten. Nach unseren Erfahrungen sollten 35 Fps als Richtwert für ein anständiges Gameplay gelten.
Technik
Obwohl die Texturschärfe und die Polygonzahl mitunter nicht referenzwürdig sind, gehört die Dunia-2-Engine zum Besten, was der PC-Bereich aktuell hergibt. Eine der größten Stärken ist dabei die enorme Fernsicht. Je nach Position kann man gigantische und kilometerweite Areale überblicken. Satte Wiesen, majestätische Berge, turmhohe Palmen: Der Ego-Shooter entfaltet eine erstklassige Atmosphäre. Eingerahmt wird die Inselwelt von einem schick reflektierenden Wasser. Die Licht- und Wettereffekte sind ebenfalls beeindruckend, wobei das Bild manchmal zu grell und glänzend wirkt.
Schade: An das Qualitätsniveau der Frostbite-2-Engine (Medal of Honor Warfighter, Battlefield 3) und der CryEngine 3 (Crysis 2) reicht die Technologie nicht ganz heran. Viele Action-Konkurrenten sehen trotzdem deutlich schlechter aus (unter anderem Black Ops 2 und Borderlands 2).
Die umfangreichen Grafikeinstellungen sind ein Fingerzeig auf lieblose Konsolen-Portierungen. Um eine möglichst breite Käufergruppe anzusprechen, unterstützt Far Cry 3 sowohl moderne DirectX-11-Hardware als auch ältere DirectX-9-Systeme.
Bei angeschaltetem DX11 kann der Nutzer die Ambient-Occlusion-Variante (es gibt SSAO, HDAO und HBAO), die Option »Alpha To Coverage« und die Stufe der MSAA-Kantenglättung regeln. Im »Video«-Menü lassen sich zudem die Auflösung, der Bildmodus und das Sichtfeld ändern. Die vertikale Synchronisation (verhindert Zeilenverschiebungen) war für die Benchmarks natürlich deaktiviert.
Wer keine Lust auf die erweiterten Grafikoptionen im »Video Quality«-Menü hat, bedient sich einfach bei den fünf Presets. Löblich: Bis auf den DirectX-Modus werden alle Einstellungen direkt im Spiel übernommen (allerdings nicht immer korrekt, weshalb wir einen Neustart empfehlen).
Resultate
Erwartungsgemäß verfügt der Ego-Shooter über einen ziemlich deftigen Hardware-Hunger. Laut unseren Benchmarks kommen Einsteiger-Lösungen höchstens mit niedrigen Grafikoptionen zurecht. Während der Prozessor-Chip HD Graphics 4000 beim Einsatz von 1.024 x 768 Pixeln und dem Preset »Low« knapp 30 Fps schafft, krebst die alte HD Graphics 3000 im Bereich von 20 Fps herum – ein unspielbares Ergebnis. Für die mittlere Stufe und 1.366 x 768 Bildpunkte (DirectX 9) sollte es mindestens eine GeForce GT 640M sein.
Wer eine hohe Gesamtqualität und den DirectX-11-Modus inklusive zweifacher Kantenglättung genießen will, benötigt hingegen eine Grafikkarte aus dem High-End-Segment (ab der GeForce GTX 660M). Eine Kombination aus (sehr) hohen Details, mehrfachem MSAA und 1.600 x 900 bzw. 1.920 x 1.080 Bildpunkten wird erst von absoluten Luxus-GPUs wie der GeForce GTX 680M oder der Radeon HD 7970M anständig befeuert.
Vier- bis achtfache Kantenglättung sollte man generell ignorieren. Mit allen Reglern auf Anschlag ruckelt Far Cry 3 selbst auf potenten Gaming-PCs. Ähnlich wie bei Assassin's Creed III und Hitman: Absolution hängt die Framerate in moderaten Einstellungen teils massiv von der CPU ab.
Fazit
Far Cry 3 ist ein gelungener Action-Titel, der mit seiner Open-World-Mechanik einen schönen Kontrast zur überwiegend linearen Shooter-Konkurrenz bildet. Am erhofften Tophit schrammt das Werk allerdings vorbei. Einige Designmängel und konzeptionelle Schwächen trüben den guten Gesamteindruck. Dank der vielfältigen Möglichkeiten und hohen Spieldauer lassen sich kalte Winterabende dennoch ideal überbrücken.
Testsysteme
Drei Testgeräte wurden von Schenker Notebooks zur Verfügung gestellt (mysn.de):
- XMG P502 (Core i7-3610QM, GeForce GTX 660M, GTX 670M, GTX 675M(X), GTX 680M & Radeon HD 7970M, 8 GB RAM)
- XMG A502 (Core i5-3360M, GeForce GT 650M & HD Graphics 4000, 8 GB RAM)
- Xesia M501 (Core i7-2630QM, GeForce GT 630M & HD Graphics 3000, 8 GB RAM)
GPU-Treiber: Nvidia 310.64 Beta, AMD 12.11 Beta 8 & Intel 9.17.10.2875.