Und es klappt doch: Google-Dienste auf Huawei-Phones wie P40 Pro nachinstallieren und warum man das tunlichst vergessen sollte
Mal sehen wie lange diese Anleitung jetzt funktioniert. Zur Erinnerung: Kurz nachdem bekannt wurde, dass Huawei künftig auf Google-Apps und Services verzichten muss, nachdem die US-Sanktionen vor ziemlich genau einem Jahr ins Leben gerufen wurden, tauchten Anleitungen auf, wie man es dennoch schaffen könnte, damals auf Basis des Geheimtipps LZPlay.
Mittels Backdoor und erhöhten Sicherheitsberechtigungen verschafften sich die Google Mobile Services (GSM) Zugang zum verbotenen Huawei-Phone - damals noch das neue Mate 30 Pro. Wenige Tage später verschwand die LZPlay-Seite aus dem Netz, doch die Community fand andere Workarounds, etwa das Einspielen der LZPlay-Komponenten über Backups. Bis auch das nicht mehr uneingeschränkt funktionierte, unter Anderem weil Google das neue Huawei-Phone als nicht Google Play Protect-zertifiziertes Smartphone erkannte und die Zusammenarbeit verweigerte.
Die-Hard-Huawei-Fans und Tüftler gaben allerdings nicht auf und so erlebt die Backup-Methode nun ein Revival - die Anleitungen hierzu wurden erweitert und von einigen Youtubern wie GaTal Gadet Digital (Englisch) oder SmartphoneRat (Deutsch) erneut verbreitet, eine Schritt-für-Schritt-Anleitung findet sich zudem im Huaweiblog, dessen Video wir unten auch verlinkt haben. Wir werden hier nicht weiter auf die einzelnen Schritte eingehen die man auf Huawei P40 und Co. im Detail abarbeiten muss - wer Interesse daran hat, kann sich die nicht gerade unkomplizierten Guides ja mal im Detail ansehen. Wichtig ist uns allerdings noch eine Bewertung in punkto Einschränkungen und Sicherheit.
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Eine Einladung zum Hackerangriff
Google selbst warnt vor derartigen Hacks und das durchaus mit Recht, da hier grundlegende Sicherheitsmaßnahmen ausgehebelt werden. Da wird etwa LZPlay aus einem fremden Backup mit erhöhten Rechten wiederhergestellt, man vertraut also die Sicherheit seines Smartphones irgendwelchen nicht verifizierten Quellen im Internet an, in weiterer Folge werden zahllose modifizierte Google-APKs installiert, in denen sich ebenfalls Schadcode verbergen könnte.
Man überlege sich nur mal, was das für ein Gerät bedeutet, auf dem künftig Banking-Software läuft oder Transaktionsbestätigungen per SMS eintrudeln. Müssen wir tatsächlich darauf hinweisen, wie oft es in der Vergangenheit bereits zu Attacken auf Nutzer kam, die sich irgendwo Keylogger, Trojaner, Phishing-Code oder ähnliches Ungeziefer eingefangen haben? Ein mit derartigen Anleitungen wie der obigen "verseuchtes" Smartphone könnte auch sehr leicht für den Diebstahl seiner digitalen Identität verwendet werden, wer weiß schon genau, was in den "Mods" alles drin steckt oder künftig eingeschmuggelt wird? So kann etwa auch die beliebte Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) von Apps und SMS-Codes durch Schadsoftware umgangen werden.
Wir wollen hier niemandem böse Absichten unterstellen - es wäre allerdings leichtgläubig, davon auszugehen, dass die möglicherweise aktuell noch "sauberen Dateien" nicht irgendwann von irgendwem für böse Zwecke missbraucht werden. Ein Schutz wie ihn etwa Google Play Protect für seine im Play Store befindlichen Apps anbietet, fehlt hier offensichtlich. Zudem beruht die Methode auf der Annahme, dass Google oder Huawei in Zukunft nichts unternehmen werden, um das Löschen der "Google-Dienste Framework ID" zu unterbinden. Damit umgeht die neue Anleitung die befürchtete Play Protect-Warnung - ein Garant für das Funktionieren der Methode in der Zukunft ist das natürlich nicht.
Einschränkungen: Das klappt alles nicht
Last but not least - die Methode hat einige Nachteile, manche werden auch erst Schritt für Schritt erkannt. Google Pay funktioniert etwa nicht (und sollte auf einem derart kompromittierten Smartphone wohl auch tunlichst vermieden werden). Selbst Google Play Music kann man nicht nutzen, schwerer wiegt wohl, das viele populäre Apps (Twitter, Discord, etc.) keine Benachrichtigungen mehr versenden können, weil das Google Firebase Cloud Messaging nicht funktioniert.
Gerade frisch entdeckt: Die Verzahnung mit Google Maps funktioniert aus anderen Apps heraus nicht mehr problemlos. Werden künftige Huawei- oder Google-Updates die mühsam erhackten Google-Services gefährden? Keiner kann das aktuell vorhersagen und unter Umständen haftet auch die Bank nicht, falls durch diese oder ähnliche Methoden tatsächlich ein finanzieller Schaden entsteht. Wir würden von der GSM-Nachinstallation strikt abraten. Wer Google will, sollte sich kein neues Huawei oder Honor Phone ohne Google-Dienste anschaffen. Das ist und bleibt vorerst die traurige Realität.