Test Motorola Moto G 2. Gen 4G Smartphone
Motorolas Neuling mit dem etwas sperrigen Namen "Motorola Moto G 2. Generation 4G" ist eine nur in wenigen Punkten veränderte Neuauflage des von uns erst im Oktober 2014 mit überzeugendem Ergebnis (84 %) getesteten Mittelklasse-Smartphones Motorola Moto G2. Die Unterschiede halten sich (offiziell) aber in Grenzen: Während auf dem auf GSM und UMTS (3G) beschränkten, älteren Modell Android 4.4 KitKat vorinstalliert ist, wartet das 4G zusätzlich mit LTE auf, spart aber den zweiten Slot für SIM-Karten ein und setzt auf das aktuelle Android 5.0.2 Lollipop. Letzteres ist besonders interessant, weil wir so die Möglichkeit haben, den von vielen Benchmarks bestätigten Geschwindigkeitsvorteil sowie die angeblich verbesserten Akkulaufzeiten von Lollipop gegenüber der Vorgängerversion anhand einer Gegenüberstellung zweier nahezu baugleicher Geräte zu überprüfen.
Die identischen Kernkomponenten beider Geschwister bestehen zunächst aus dem Einsteiger-SoC Qualcomm Snapdragon 400 MSM8226, der vier ARM Cortex-A7-Kerne mit maximal 1,2 GHz, sowie eine Adreno-305-Grafikeinheit integriert. Hinzu kommt das in der Preisklasse bis 200 Euro Übliche: eine GB RAM, ein 5-Zoll-IPS-Display in der HD-Auflösung 1.280 x 720 (16:9, 294 ppi) sowie eine Hauptkamera mit 8 MP. Die Moto-G-Modelle der ersten Generation waren mit 4,5 Zoll Bildschirmdiagonale noch ein Stück kleiner. In Sachen Flashspeicher ist es dabei geblieben, dass nur eine Ausbaustufe mit eher knappen 8 GB angeboten wird, die aber wieder per SD-Karte um maximal 32 GB erweitert werden können.
Beim weltweit dominierenden Versandhändler bzw. seinen Marketplace-Partnern war das "alte" Modell zum aktuellen Testzeitpunkt ab rund 170 Euro ohne Versandkosten zu haben, das neue Modell mit Versand kostete gut 20 Euro mehr. Diese Preise entsprechen in etwa den günstigsten Angeboten, die wir zur gleichen Zeit beim größten deutschen Preisvergleich finden konnten. Motorola selbst weist auf seinen Seiten unverbindliche Preisempfehlungen von 179 und 199 Euro aus.
Was aber, wenn 3G schnell genug ist, der eigene Vertrag den Zugang zum LTE-Netz versperrt, schlicht und einfach die Netzabdeckung nicht mitspielt oder der Nutzer kaum mobil auf das Internet zugreifen will? In diesem Falle bliebe als einziger Mehrwert des Moto G 2. Generation 4G das aktuellere Betriebssystem. Das galt aber auch nur bis Mitte Februar dieses Jahres, denn inzwischen wird das Lollipop-Update für das Moto G2 ohne 4G auch hierzulande ausgerollt. Gleichwohl sind auch die Unterschiede zwischen Lollipop und KitKat Gegenstand dieses Test-Updates. Welche Geschwindigkeits- und Laufzeitvorteile kann Googles aktuelles OS aus der Hardware herauskitzeln?
Auf die Aspekte Gehäuse, Ausstattung, GPS, Telefonfunktion und Sprachqualität, Kameras, Zubehör, Garantie, Touchscreen, Emissionen und Lautsprecher gehen wir im Rahmen dieses Updates nicht näher ein und verweisen statt dessen auf den Test des Moto G2. Wo es beim Display trotz eigentlich identischer Hardware Unterschiede gibt, arbeiten wir diese natürlich heraus. Die Vergleichsgeräte aus dem G2-Test haben wir teilweise gegen ähnlich günstige, aktuellere Modelle vergleichbarer Größe ausgetauscht, was auch den Vergleich des Snapdragon 400 mit weiteren SoCs erlaubt.
Wir erweitern unser Team und suchen Gaming-Enthusiasten sowie Unterstützung für unsere Video-Produktion im Raum Hamburg.
Details
Gehäuse
Das identische Gehäuse hatten wir bereits im Rahmen des Tests zum Modell ohne 4G besprochen. Allerdings haben wir auch für den folgenden Größenvergleich einen Teil der Smartphones gegen aktuellere Modelle ausgetauscht. Auf dem Foto sind die separat erhältlichen Cover in diversen Farben zu bewundern.
Ausstattung
Software
Unser Testmuster des Moto G 2. Gen 4G wurde mit Android Lollipop 5.0.2 ausgeliefert. Obwohl Motorola nicht mehr zu Google gehört, ist die Update-Politik bisher vorbildlich geblieben, folgerichtig wurde das Upgrade auf die brandneue Version Lollipop 5.1 bereits angekündigt. Herstellerspezifische Anpassungen der Benutzeroberfläche sucht man wie beim Vorgänger vergeblich, aber gerade das pure Vanilla Android, mit dem auch die Nexus-Geräte ausgestattet sind, hat für viele Nutzer wie den Tester einen besonderen Charme und läuft im Zweifel auch flüssiger als etwa das überfrachtete und bunte TouchWiz-UI von Samsung.
Die Neuerungen und Veränderungen von Lollipop gegenüber KitKat sind inzwischen ein alter Hut, sodass wir uns nähere Ausführungen an dieser Stelle ersparen wollen. Stattdessen verweisen wir auf den ausführlichen Lollipop-Artikel mit Benchmarks, den der Kollege Florian Wimmer für uns zum Thema geschrieben hat.
Kameras & Multimedia
Wir verweisen auf die Ausführungen im Test des Vorgängers, bieten an dieser Stelle aber einen zusätzlichen Bildervergleich mit neuen Aufnahmen an.
Bildervergleich
Wählen Sie eine Szene und navigieren Sie im ersten Bild. Ein Klick ändert die Position bei Touchscreens. Ein Klick auf die vergrößerten Bilder öffnet das Original in einem neuen Fenster. Das erste Bild zeigt das skalierte Foto, welches mit dem Testgerät aufgenommen wurde.
Szene 1Szene 2Szene 3Virtuelle Tastatur
Einige Änderungen hat es bei der vorinstallierten Google-Tastatur gegeben, die jetzt ebenfalls im Material Design daherkommt. So ermöglicht die neue Version als wichtigste Verbesserung zusätzlich Eingaben mittels Wischgesten ("Swype"). Die Zeile mit den drei Wortvorschlägen, in der sich dann auch die vermeintlich fehlende Taste für Spracheingaben wiederfindet, wird nur noch bei "echter" Texteingabe wie in einer Textverarbeitungs-App oder beim Schreiben des eigentlichen Textes einer E-Mail angezeigt, nicht jedoch beispielsweise bei der Websuche oder der Suche im Play Store, wo ohnehin Suchvorschläge unter der Eingabezeile präsentiert werden.
Zu den Einstellungen gelangt man jetzt durch Halten der Kommataste, zu den Emojis über einen langen Druck auf die Entertaste. Wer Probleme mit der Umgewöhnung hat, findet hier eine gut verständliche, bebilderte Anleitung auf Englisch. Da die Neuerungen sowohl die Eingabe vereinfachen können als auch für mehr Übersichtlichkeit sorgen, konnten wir einige Punkte mehr vergeben als für das KitKat-Keyboard des Moto G2.
Display
Ob Motorola beim Testgerät ein anderes Display verbaut hat oder der Grund in der Serienstreuung liegt - Fakt ist, dass unser aktuelles Testmuster dem Vorgänger in Sachen Bildschirm in einigen Aspekten voraus ist. Die maximale Helligkeit (Mitte) liegt immerhin 19 % über der des G2. Vergleicht man alle von uns in den letzten zwölf Monaten getesteten Smartphones, ordnen sich die 417 cd/m2 zwar nur im Mittelfeld ein, interessanter ist aber die gute Position innerhalb des Feldes unserer in ähnlichen Preisregionen rangierenden Vergleichsgeräte, wo sich einige Mitbewerber mit um höchstens 14 % helleren Screens nur leicht absetzen können.
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Ausleuchtung: 96 %
Helligkeit Akku: 417 cd/m²
Kontrast: 745:1 (Schwarzwert: 0.56 cd/m²)
ΔE Color 3.11 | 0.5-29.43 Ø4.92
ΔE Greyscale 3.64 | 0.5-98 Ø5.2
Gamma: 2.64
Die verbesserte Leuchtkraft hat allerdings auch Auswirkungen auf den Schwarzwert, der mit nicht mehr so tollen 0,56 cd/m2 40 % heller und damit schlechter ausfällt als der des 3G-Vorgängers. Hier ist dann auch die Ursache für den 15 % geringeren Kontrast des neuen Modells zu suchen. Weil sich der Kontrast aus dem Verhältnis der maximalen Helligkeit zum Schwarzwert ergibt, kann das schicke Wiko Ridge 4G alle Konkurrenten im Feld mit einem Spitzenwert von 1.311:1 mit großem Abstand auf die Plätze verweisen.
Etwas besser als beim G2 ist wiederum die Farbdarstellung ausgefallen, wie die niedrigeren DeltaE-Werte des Testgerätes beweisen. Zwar sind die Unterschiede nicht eben weltbewegend, im Ergebnis kann man dem Motorola-Neuling aber eine sehr gute, den meisten Mitbewerbern überlegene Farbtreue attestieren. Haben wir eben noch das Wiko Ridge 4G gelobt, fällt es in dieser Disziplin auf den vorletzten Platz zurück, noch schlechter macht es nur noch das blaustichige HTC Desire 510 mit desaströsen Ergebnissen von bis zu DeltaE 15.
* ... kleinere Werte sind besser
Hatten wir dem Motorola Moto G2 noch eine mittelprächtige Verwendbarkeit im Freien attestiert, schlägt sich das kräftiger leuchtende 4G-Modell etwas besser. Es bleibt aber dabei, dass bei direkter Sonneneinstrahlung kaum noch etwas zu erkennen ist. Schattet man das Gerät z. B. mit dem Körper ab, was ja meistens problemlos möglich ist, ergeben sich kaum Einschränkungen.
Das Display des Moto G 2. Gen 4G mag etwas heller sein als das des Vorgängers, gleichwohl bleiben die beiden nachfolgenden Fotos repräsentativ.
Leistung
Wie also wirkt sich nun der vermeintliche Geschwindigkeitsvorteil von Lollipop gegenüber KitKat bei identischen Kernkomponenten aus? Glaubt man unseren Benchmarks, hält sich der Vorsprung der neueren OS-Version leider in Grenzen. Der Smartbench 2012 sieht den Vorgänger überraschenderweise sogar satte 55 % vor dem aktuellen Moto G, wir unterstellen hier allerdings einen Ausreißer. Lässt man minimale Differenzen im Rahmen der Messungenauigkeiten außer Acht, kann sich das Testgerät nur im beliebten AnTuTu Benchmark v5 einen kleinen Vorsprung von 8 % erarbeiten. Auffällig ist allerdings die erhebliche Mehrleistung im Speicherbenchmark AndroBench 3, die sich je nach Einzeldisziplin auf bis zu 618 % (Random Write 4KB) beläuft. Ob diese krassen Unterschiede nur auf Android 5.0 zurückzuführen sind, wagen wir zu bezweifeln.
Interessant sind die Vorsprünge der Smartphones mit dem ebenfalls nicht mehr ganz neuen Qualcomm Snapdragon 410 MSM8916 (Cortex-A53, 4 x 1,4 GHz, 64 Bit), der die sparsamere, aber nicht schnellere GPU Adreno 306 integriert. Die Überlegenheit der neuen A53-Kerne gegenüber der angestaubten, wenn auch nach wie vor sehr sparsamen A7-Architektur des Snapdragon 400 (32 Bit) wird hier selbst dann deutlich, wenn man den etwas höheren Maximaltakt des 410ers berücksichtigt.
Mit wirklich störenden Verzögerungen bekamen wir es im Praxistest nicht zu tun, allerdings war die Bedienung auf einem alten, aber dennoch potenteren Nexus 4 (Snapdragon S4 Pro, 4 x 1,5 GHz, Krait-Kerne, Adreno 320, 2 GB RAM, 1.280 x 768 Pixel, Android 5.0) spürbar flüssiger.
GFXBench 3.0 | |
1920x1080 1080p Manhattan Offscreen (nach Ergebnis sortieren) | |
Motorola Moto G 2. Gen 4G | |
HTC Desire 510 | |
Samsung Galaxy Ace 4 SM-G357FZ | |
Samsung Galaxy Grand Prime | |
Wiko Ridge 4G | |
Honor 3C | |
on screen Manhattan Onscreen OGL (nach Ergebnis sortieren) | |
Motorola Moto G 2. Gen 4G | |
Motorola Moto G 2. Gen XT1068 | |
HTC Desire 510 | |
Samsung Galaxy Ace 4 SM-G357FZ | |
Samsung Galaxy Grand Prime | |
Wiko Ridge 4G | |
Honor 3C |
AnTuTu v5 - Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Motorola Moto G 2. Gen 4G | |
Motorola Moto G 2. Gen XT1068 | |
HTC Desire 510 | |
Samsung Galaxy Ace 4 SM-G357FZ | |
Honor Holly |
3DMark | |
1920x1080 Ice Storm Extreme Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Motorola Moto G 2. Gen 4G | |
HTC Desire 510 | |
Samsung Galaxy Grand Prime | |
Wiko Ridge 4G | |
Honor 3C | |
1920x1080 Ice Storm Extreme Graphics (nach Ergebnis sortieren) | |
Motorola Moto G 2. Gen 4G | |
HTC Desire 510 | |
Samsung Galaxy Grand Prime | |
Wiko Ridge 4G | |
Honor 3C | |
1920x1080 Ice Storm Extreme Physics (nach Ergebnis sortieren) | |
Motorola Moto G 2. Gen 4G | |
HTC Desire 510 | |
Samsung Galaxy Grand Prime | |
Wiko Ridge 4G | |
Honor 3C |
Schaut man sich die Browserbenchmarks an, stechen besonders die Ergebnisse des Sunspider 1.0 ins Auge, wo das ältere 3G-Moto G sein jüngeres Geschwister-Smartphone mal eben mit 33 % Rückstand hinter sich lässt. Das ist trotz abweichender OS- und Browserversionen kaum nachvollziehbar. Die anderen Benchmarks weisen deutlich geringere Unterschiede aus, das erhoffte signifikante Tempo-Plus durch Lollipop mag sich insgesamt aber nicht einstellen.
Google V8 Ver. 7 - Google V8 Ver. 7 Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Motorola Moto G 2. Gen 4G | |
HTC Desire 510 | |
Samsung Galaxy Ace 4 SM-G357FZ | |
Honor Holly | |
Microsoft Lumia 535 |
* ... kleinere Werte sind besser
Akkulaufzeit
Energieaufnahme
Woran es auch liegt: Das neue Moto G verbraucht in den meisten Lastzuständen weniger Strom als das ältere Modell. Mal schauen, ob sich das auch in den Akkulaufzeiten niederschlägt.
Motorola Moto G 2. Gen 4G | Motorola Moto G 2. Gen XT1068 | |
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Stromverbrauch | -16% | |
Idle min * | 0.4 | 0.6 -50% |
Idle avg * | 0.8 | 1 -25% |
Idle max * | 1.3 | 1.2 8% |
Last avg * | 2 | 1.9 5% |
Last max * | 3 | 3.5 -17% |
* ... kleinere Werte sind besser
Aus / Standby | 0 / 0.1 Watt |
Idle | 0.4 / 0.8 / 1.3 Watt |
Last |
2 / 3 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Akkulaufzeit
Bei den Akkulaufzeiten des minimalistischen Readers-Tests (Lesescript, nur WLAN aktiv, niedrigste Helligkeit) hat sich gegenüber dem KitKat-Vorgänger gar nichts getan, während unter hoher Last und bei voller Helligkeit (Load) immerhin 24 % mehr drin sind. Die Ergebnisse des praxisnahen WLAN-Tests lassen sich nicht direkt vergleichen, weil wir inzwischen unser Testverfahren geändert haben. Das ist schade, denn hier hatte sich das Moto G2 mit erstaunlichen 904 Minuten weit vom übrigen Feld abgesetzt.
Pro
Contra
Fazit
Auch für das Motorola Moto G 2. Gen G4 gilt im Wesentlichen das Fazit, das den Testbericht des UMTS-Modells Moto G2 abschließt. Die signifikanten Änderungen betreffen LTE, das hellere, aber insgesamt nur geringfügig bessere Display (Serienstreuung?) sowie den erheblich beschleunigten Speicherdurchsatz, der sich in den Gesamtergebnissen der übrigen Benchmarks aber kaum niederschlägt.Wider Erwarten verschafft das zwar an vielen Stellen gegenüber KitKat verbesserte und in den Augen des Testers gegenüber KitKat erheblich schickere Lollipop im Material Design dem neuen Modell bei identischen Kernkomponenten keine signifikanten Geschwindigkeitsvorteile. Das ist zwar enttäuschend, andererseits beträgt der Aufpreis des neuen Modells gegenüber dem Moto G2 aber auch nur rund 20 Euro.
Wer das Moto G der zweiten Generation ansprechend findet und auf Dual-SIM, nicht aber auf den schnellen Datenfunk LTE verzichten will, braucht nicht weiter zu überlegen und kann jetzt zuschlagen.
Motorola Moto G 2. Gen 4G
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23.04.2015 v4 (old)
Sven Kloevekorn