Android 5.0 Lollipop im Test – Project Volta, Material Design und mehr
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Details
Am 25. Juni diesen Jahres wurde auf der Google I/O developers' conference die neueste Version von Android vorgestellt. Zunächst hieß sie noch "Android L", inzwischen ist sie als Google Android 5.0 "Lollipop" schon für die ersten Geräte erhältlich. Bei der Keynote legte Google besonders viel Wert auf das neue Erscheinungsbild des Betriebssystems, das unter dem Namen "material design" eingeführt wurde. Auch ein neues Energiemanagementsystem mit dem Namen "Project Volta" wurde vorgestellt, dass für längere Akkulaufzeiten sorgen soll – hier war Google Ende letzten Jahres wegen der energiehungrigen "Google Play Dienste" immer wieder in die Kritik geraten.
Daneben gibt es viele kleinere Änderungen am Betriebssystem, die wir uns genauer anschauen wollen. Wir stellen hier die "Vanilla"-Version von Android 5.0 (Build-Nummer LRX210) vor, also die Originalversion, die von Google herausgegeben wird und nicht durch herstellerspezifische UIs (Samsung TouchWiz, Sony Xperia UI, etc.) verändert wurde. Auf Ihrem Smartphone kann Android 5.0 ja nach Hersteller also durchaus anders aussehen und andere Funktionen bieten.
Design
Die neue Designsprache "material design" basiert laut Google auf drei Grundsätzen:
Dem Material, das wie in der Realität je nach Lichteinfall, Oberfläche und Bewegung anders aussieht.
Klaren grafischen Formen und Farben, die die Aufmerksamkeit des Nutzers steuern und ihn durch die einzelnen Funktionen des Betriebssystems leiten.
Bewegungen, die mit reduzierten, aber deutlichen Veränderungen dem Nutzer Feedback geben.
Generell ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass es deutlich bunter zugeht. Schon, wenn man das Telefon zum ersten Mal einschaltet, wird man von Blau und Gelb begrüßt, anstatt von zurückhaltendem Dunkelgrau und Blau.
Lockscreen und Homescreen sehen dagegen auf den ersten Blick kaum anders aus als bei Android 4.4. Holt man das Telefon aus dem Standby, so empfängt einen immer noch eine große Uhr, darunter klein das Datum. Sobald Benachrichtungen ankommen, werden diese als "Karten", also individuelle Felder, angezeigt. Klickt man sie doppelt an, kann man direkt die entsprechende Funktion erreichen. Bei gesperrtem Bildschirm muss man gegebenenfalls vorher die PIN eingeben.
Der Homescreen hat sich tatsächlich am wenigsten verändert, die Symbole für Telefon, Nachrichten, den Chrome-Browser und die Kamera sind nur dezent angepasst worden. Ordner sind weiterhin runde Symbole, die jeweiligen App-Logos sind darin gestapelt. Die Übersicht aller installierten Apps hat einen weißen Hintergrund. Bisher klingt das alles recht unspektakulär und tatsächlich macht sich das "material design" in den ersten Minuten der Nutzung kaum bemerkbar, sobald man die Ersteinrichtung hinter sich gelassen hat.
In den Google-eigenen Apps, wie Kalender oder Kontakte, wird dann schon eher sichtbar, wohin Google mit seinem neuen Design gehen will. Der Kalender beispielsweise enthält hübsche Illustrationen zu den einzelnen Monaten, die parallax mit der Bewegung des Kalenders scrollen. Die Illustrationen erinnern an die Jahreszeitenbilder, die bei Mama über dem Esszimmertisch hängen, sind aber recht stimmig gestaltet und lockern den Kalender auf, der ansonsten aus klaren Formen (Vierecken mit Terminen, Kreisen mit Kontakten) besteht.
Eine runde "Plus"-Schaltfläche unten rechts ist immer sichtbar und erlaubt es, einen neuen Termin zu erstellen. Sie ist auch in Gmail oder der Kontakte-App vorhanden und lässt Sie eine neue E-Mail schreiben oder einen Kontakt hinzufügen. Diese Schaltfläche ist tatsächlich eine tolle Sache, wenn man sich erst einmal daran gewohnt hat, da sie eine häufig genutzte Funktion ohne langes Suchen mitten im Aufmerksamkeitsfeld des Nutzers platziert.
Besonders betont hat Google auch die neue Übersicht über die geöffneten Apps, die nun wie in einer Rollkartei hintereinander angeordnet sind und sich durch Wischen nach links oder rechts schließen lassen. Das sieht gut aus und ist tatsächlich recht intuitiv und übersichtlich. Ob es eine unbedingt nötige Veränderung war, ist fraglich, auch das alte, simplere System funktionierte recht zuverlässig.
Bei den Animationen ist Google generell etwas verspielter geworden, so leuchten nun um gedrückte Tasten graue Kreise auf, der "Home"-Button erzeugt beim Anklicken eine ellyptische Reaktion und wenn man am Ende einer Seite ankommt, zeigt sich ein grauer Schatten, der dort am weitesten ins Bild ragt, wo sich der Finger befindet.
Minimale Änderungen an den Symbolen, etwas mehr Farbe, Detailverbesserungen. Eine grafische Revolution leitet Google mit seinem "material design" (noch) nicht ein. Auf den ersten Blick wird den Homescreen von Android 5.0 kaum jemand vom alten Startbildschirm unterscheiden können. Apple war da vor einem Jahr wagemutiger: Die Unterschiede beim Wechsel von iOS 6 auf iOS 7 waren deutlich größer.
Mehr Farbigkeit ist einerseits eine nette Sache, es zeigt sich aber bespielsweise in der Notizen-App, dass man hier sehr vorsichtig sein muss, um die richtigen Farbtöne zusammenzustellen: Die Startseite erinnert mit gelber, oranger, pastellgrüner und lindgrüner Schaltfläche an eine Mischung aus 70er-Jahre-Tapete und 80er-Jahre-Oberteil. Das wird nicht jedem gefallen. Besser gelungen ist da der Einsatz von klaren Formen und die Illustrationen, die aber nur recht selten genutzt werden, beispielsweise im Kalender. Das material design ist aber eine gute Inspiration für App-Entwickler, mal sehen, was sie daraus machen.
Bedienung
Bei der Bedienung gibt es einige Neuerungen, beispielsweise das neue Benachrichtigungssystem oder die Möglichkeit, schnell zwischen Benutzern zu wechseln. Beide Funktionen erreicht man, indem man vom oberen Bildschirmrand nach unten streicht. Zunächst öffnen sich dann wieder die neuen Benachrichtigungen als eigenständige "Karten", durch doppeltes Klicken kommt man zur jeweiligen Nachricht oder App, durch langes Drücken sieht man, welche App die Nachricht gesendet hat. Man kann nun ebenfalls einstellen, dass man in bestimmten Situationen nicht gestört werden will, dann kommen nur die Nachrichten durch, die man als wichtig einstuft oder man bekommt gar keine Benachrichtigungen mehr.
Um zu den Schnelleinstellungen zu gelangen, muss man noch einmal von oben nach unten streichen. Alternative: Mit zwei Fingern von oben nach unten wischen, so gelangt man gleich zu den Schnelleinstellungen. Hier kann man nun die Helligkeit einstellen, WLAN, Bluetooth oder den Flugzeugmodus aktivieren, die Übertragung von mobilen Daten oder des Standortes einschalten, eine Taschenlampe aktivieren oder den Bildschirm übertragen. Allerdings hat man nach wie vor keine Möglichkeit, Änderungen an den vorgegebenen Schaltflächen vorzunehmen.
Ganz oben zeigen sich bei geöffneten Schnelleinstellungen Symbole für den Akku, das Einstellungen-Menü und die Benutzersteuerung. Die Benutzersteuerung ist neu und erlaubt unter anderem das schnelle Umschalten auf einen Gastzugang mit beschränkten Rechten, der dann die persönlichen Daten des Hauptnutzers nicht sieht und dem man beispielsweise auch Telefongespräche verbieten kann. Apps lassen sich nun zudem fixieren, das heißt, sie können ohne Eingabe des Entsperrcodes nicht mehr verlassen werden. So kann man beispielsweise fremden Personen Zugriff auf den Browser geben, ohne dass Sie die restlichen Inhalte des Smartphones erreichen können.
In der Kontakte-App findet sich nun rechts ein Scrollbalken, der groß den jeweiligen Buchstaben anzeigt, bei dem man sich gerade befindet, so dass man auch ohne Eingabe ins Suchfeld schnell zum gewünschten Kontakt scrollen kann.
Googles Standard-Tastatur wirkt durch das Material-Design moderner, die Tasten sind optisch nicht mehr voneinander abgegrenzt. Dennoch lässt sich das virtuelle Keyboard zuverlässig bedienen und ist durch die klare Beschriftung sehr übersichtlich. Nostalgiker können aber auch das alte Design einschalten. Spracheingabe und die Eingabe durch Wischen werden unterstützt, oben werden auf Wunsch Wortvorschläge eingeblendet. Die Unterschiede zur Tastatur unter Android 4.4 liegen aber nur im Design, das Layout und die Bedienung sind gleich geblieben.
Insgesamt wurde das Nutzerinterface eher geringfügig angepasst, aber insgesamt durch sinnvolle Ergänzungen erweitert. So lässt sich nun wesentlich besser kontrollieren, was andere Nutzer oder gar fremde Personen auf dem Smartphone sehen und verwenden können, wenn man es aus der Hand gibt. Dass man das Schnelleinstellungen-Menü aber immer noch nicht personalisieren kann, ist ärgerlich, zumal es in beinahe jeder UI von Drittherstellern möglich ist.
Leistung
Bisher nutzte Android als Laufzeitumgebung die sogenannte Dalvik virtual machine, die allerdings in die Jahre gekommen ist, so dass Android-Geräte gegenüber nominell gleich schnellen iOS- und Windows-Phone-Geräten in Sachen Leistung nicht immer mithalten konnten und teilweise plötzliche Leistungsabfälle zu beobachten waren.
Mit Android 5.0 stellt Google seine neue Laufzeitumgebung vor und reformiert damit ein grundlegendes Element von Android, das wesentlich für die Leistungsfähigkeit des Systems verantwortlich ist. "Android Runtime (ART)" mag kein wahnsinnig kreativer Name sein, aber dafür soll sie laut Google doppelt so schnell arbeiten wie der Vorgänger und endlich die 64-Bit-Architektur unterstützen.
Wir lassen unsere meistgenutzten Benchmarks auf dem Google Nexus 5 mit Android 5.0 laufen und vergleichen die Ergebnisse mit unserem Testgerät von vor einem Jahr, auf dem Android 4.4 installiert war. Tatsächlich zeigen sich bei einigen Benchmarks deutliche Unterschiede in der Leistung: Während die Systemperformance laut PassMark um 14 % steigt, ist die reine Prozessorleistung sogar um bis zu 85 % höher. Auch im 3D-Benchmark "GFXBench 2.7" erreicht das Nexus 5 nur durch das neue Betriebssystem 5 % mehr Frames. Im praktischen Betrieb waren wir mit der Geschwindigkeit sehr zufrieden, die Navigation lief immer flüssig ab und auch Spiele ruckelten nicht. Lediglich im Chrome-Browser hatten wir manchmal ein leichtes Ruckeln bei der Darstellung von nicht auf Mobilgeräte optimierten Seiten.
Insgesamt ist Google offenbar mit der neuen Laufzeitumgebung ein deutlicher Performance-Sprung geglückt, der Lags und Ruckler selbst auch schnellen Geräten in Zukunft hoffentlich vergessen macht. Das Google Nexus 5 läuft jedenfalls mit Android 5.0 schneller und flüssiger, hoffentlich lässt sich das auch auf andere Geräte übertragen.
Geekbench 3 | |
32 Bit Single-Core Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Google Nexus 5 (Android 4.4) | |
Google Nexus 5 (Android 5.0) | |
32 Bit Multi-Core Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Google Nexus 5 (Android 4.4) | |
Google Nexus 5 (Android 5.0) |
Linpack Android / IOS | |
Single Thread (nach Ergebnis sortieren) | |
Google Nexus 5 (Android 4.4) | |
Google Nexus 5 (Android 5.0) | |
Multi Thread (nach Ergebnis sortieren) | |
Google Nexus 5 (Android 4.4) | |
Google Nexus 5 (Android 5.0) |
PassMark PerformanceTest Mobile V1 - System (nach Ergebnis sortieren) | |
Google Nexus 5 (Android 4.4) | |
Google Nexus 5 (Android 5.0) |
GFXBench (DX / GLBenchmark) 2.7 | |
T-Rex Onscreen (nach Ergebnis sortieren) | |
Google Nexus 5 (Android 4.4) | |
Google Nexus 5 (Android 5.0) | |
1920x1080 T-Rex Offscreen (nach Ergebnis sortieren) | |
Google Nexus 5 (Android 4.4) | |
Google Nexus 5 (Android 5.0) |
Peacekeeper - --- (nach Ergebnis sortieren) | |
Google Nexus 5 (Android 4.4) | |
Google Nexus 5 (Android 5.0) |
Mozilla Kraken 1.1 - Total (nach Ergebnis sortieren) | |
Google Nexus 5 (Android 4.4) | |
Google Nexus 5 (Android 5.0) |
* ... kleinere Werte sind besser
Akkulaufzeit
Als "Project Volta" bezeichnet Google seine Anstrengungen, mit Android 5.0 deutlich längere Akkulaufzeiten zu ermöglichen. Dazu gibt es einerseits neue Tools für Entwickler, die detailliert zeigen, wieviel Energie eine App verbraucht. So können die Developer ihre Programme auf möglichst geringen Energieverbrauch optimieren.
Sichtbar für den Endnutzer ist der neue Energiesparmodus, den Samsung, Sony und Co. mit ihren UIs schon länger im Programm haben. Der Modus begrenzt Hintergrunddienste, beispielsweise müssen Sie Ihre E-Mails manuell abholen. 90 Minuten mehr Laufzeit soll man damit laut Google herausholen können. Auch neu: Sie sehen nun auf Wunsch, wie lange das Smartphone noch durchhält, bis Sie laden müssen. Außerdem wird die geschätzte Ladezeit angezeigt, wenn das Gerät an der Steckdose hängt.
Wir wollen wissen, ob Android 5.0 bereits im Auslieferungszustand Einfluss auf die Akkulaufzeit hat und starten unseren WLAN-Test, bei dem ein Skript alle 40 Sekunden eine neue Internetseite aufruft. Wie lange hält der Akku durch? In unserem direkten Vergleich nicht ganz so lange wie bei Android 4.4: Nach 11:10 Stunden ist der Akku leer. Der Unterschied ließe sich wiederum durch das Aktivieren des Energiesparmodus relativieren, so dass man insgesamt wohl auf ähnliche Laufzeiten kommt. Hier hat sich von Seiten des Betriebssystems also wenig getan, es bleibt aber spannend, inwieweit die Programmierer ihre Apps mit den neuen Tools energiesparender machen können.
Akkulaufzeit - WLAN (alt) (nach Ergebnis sortieren) | |
Nexus 5 (Android 4.4) | |
Nexus 5 (Android 5.0) |
Sicherheit und Rooting
Zum Thema Sicherheit führt Google an, dass nun alle neuen Geräte beim ersten Start nachfragen, ob der Speicher verschlüsselt werden soll. So wird gefördert, dass mehr Menschen diese sinnvolle Funktion nutzen. Sollte das Smartphone dann verloren gehen, ist sichergestellt, dass niemand ohne größeren Aufwand die auf dem Gerät enthaltenen Daten lesen kann.
"Smart Lock" heißt eine Funktion, die Ihr Gerät automatisch entsperrt hält, sobald es sich in der Nähe von vertrauenswürdigen Geräten aufhält, so können wichtige Verbindungen aufrecht erhalten werden. Gleichzeitig wird es gesperrt, sobald man sich von dem vertrauenswürdigen Gerät entfernt, das funktioniert in etwa so wie moderne Schlüssel bei Autos. Gibt man also beispielsweise seine Smartwatch oder sogar die Bluetoothverbindung des eigenen Autos als vertrauenswürdiges Gerät an, so bleibt das Gerät in deren Umgebung automatisch entsperrt, sobald man einmal den Code eingegeben hat. Außerhalb der Verbindungsreichweite wird das Smartphone aber gegen fremden Zugriff gesichert. Dies lässt sich auch per NFC, beispielsweise mit einem Tag, den man am Schlüsselbund hat, erreichen.
Außerdem erzwingt Android von allen Apps nun die Nutzung von SELinux. Es handelt sich dabei um eine Kernelerweiterung, die Prozessen nur die unbedingt benötigten Rechte einräumt und jeden weiteren Zugang zu Systemfunktionen blockiert. Da die dafür nötigen Checks nun auf höchstem Sicherheitsniveau durchgeführt werden, sind sie weniger anfällig für Manipulationen und vertrauenswürdiger.
Im Vorfeld berichtete der Programmierer Chainfire auf Google+ davon, dass es nun durch den SELinux-Zwang für Apps wesentlich schwerer sei, Root-Zugriff bei Geräten mit Android 5.0 zu bekommen. Manche Nutzer rooten ihr Gerät, um alternative Betriebssysteme zu installieren oder Beschränkungen in Android zu umgehen. heise.de berichtet unter Berufung auf Chainfire, dass es nun doch möglich ist, zumindest Geräte wie das Nexus 5 zu rooten, dass es aber bei anderen Geräten mit gesperrtem Bootloader aktuell noch keine Möglichkeit gibt, sein Gerät zu rooten. Hier hängt es vom Hersteller ab, ob diese nachträglich eine Entsperrung des Bootloaders erlauben, oder nicht.
Achtung: Das Rooten eines Android-Gerätes erlaubt dem Nutzer aber auch Apps den Zugriff auf Androids Sub-Systeme. Diese sind nicht ohne Grund üblicherweise gegen Zugriffe gesperrt: Schadsoftware kann auf einem gerooteten Gerät schnell große Schäden anrichten. Installieren Sie auf einem gerooteten Gerät Apps oder ein anderes Betriebssystem, kann das ihr Gerät beschädigen und es kann zudem zu Problemen mit der Herstellergarantie kommen. Sie sollten also genau wissen, was Sie tun, bevor Sie ein Android-Gerät rooten und Sie tun dies immer auf eigene Gefahr. notebookcheck.com rät davon ab, Ihr Gerät zu rooten.
Fazit
Android 5.0 ist ein großer Schritt nach vorne, was Googles mobiles Betriebssystem angeht. Dabei spielen sich die wirklich wichtigen Veränderungen nicht an der für den Nutzer sichtbaren Oberfläche, sondern eher im Hintergrund ab: Smartphones mit Android 5.0 sind leistungsfähiger, laufen stabiler und sicherer, ohne dass der Nutzer viel dafür tun muss. Und keine Angst: Bei früheren Versionswechseln war so manche beliebte App nicht mehr nutzbar – diesmal laufen erfreulicherweise alle von uns getesteten Apps problemlos auf der neuen Android-Version und das trotz Umstellung der Laufzeitumgebung. Allerdings gilt das wohl vorerst nur für das Nexus 5, auf einem Nexus 9 erlebten wir nach wie vor Abstürze und vor allem einen erhöhten RAM-Bedarf des Systems.
Über das "material design" wird es sicher geteilte Meinungen geben: Die Farbzusammenstellungen sind oft nicht gerade zeitlos und insgesamt ändert sich erst mal wenig am Look von Android. Die Illustrationen, die beispielsweise den Kalender zieren, sind aber nett anzuschauen. Es bleibt abzuwarten, was App-Entwickler aus Googles Designvorschlägen machen. Spannend wird es auch, zu sehen, welche neuen Funktionen mit den UIs der diversen Hersteller noch dazukommen.
Manche Neuerungen sind aber dann doch zu zaghaft ausgefallen: Dass die Benachrichtigungen nun auf eigenen "Karten" stehen, ist eigentlich nur ein kleines Designdetail, dass man von ihnen auch im Sperrbildschirm nun direkt in die entsprechende App gelangt, ist schon angenehmer. Der Energiesparmodus greift auch nur recht zaghaft in die Hintergrundprozesse ein, sonst wären deutlich mehr als nur 90 Minuten extra Laufzeit dringewesen. Und auch in Sachen Akkulaufzeiten ändert sich erstmal nichts, bis die Entwickler ihre Apps dank neuer Tools energiesparender machen. Wirklich revolutionäre Funktionen bringt Android nicht für den Nutzer, schließlich gab es so gut wie alles schon in den Hersteller-UIs oder bei anderen Betriebssystemen zu sehen.
Auch wenn Android designtechnisch immer noch nicht so modern wirkt wie iOS oder Windows Phone und wenn sich mancher Smartphonebesitzer vielleicht mehr direkt für den Nutzer sichtbare Änderungen gewünscht hätte: Wer von seinem Smartphone ein Update auf Android 5.0 Lollipop angeboten bekommt, der sollte es auf jeden Fall annehmen. Was unter der Haube steckt, ist nämlich ein ganzer Süßigkeitenladen voller Verbesserungen.