Test MSI S100 Convertible
Das MSI S100 ist ein 10 Zoll großes 2-in-1-Gerät, dass sich auf dem Markt für günstige mobile Geräte positioniert. Primär handelt es sich um ein Tablet, aber im Paket befindet sich auch eine Tastatur-Hülle, die gleichzeitig als Stand dient und das Gerät zudem schützt. Das Gesamtpaket wiegt lediglich 1 Kilogramm. Mit 64 GB Speicher gibt es ausreichend Platz für Spiele, Musik und andere Dateien.
Gehäuse
Beim MSI S100 müssen wir uns direkt zwei Gehäuse ansehen. Zum einen gibt es das Gehäuse des Tablets selbst, aber auch der Vorteil einer integrierten Schutzhülle sollte keinesfalls unterschätzt werden, denn sie schützt die Investition. Schutzhüllen und Tastaturen wiegen normalerweise 200-300 Gramm extra, das Gesamtgewicht von weniger als 1 Kilogramm ist also ein großer Vorteil für die Mobilität.
Es handelt sich um ein Soft-Touch-Gehäuse mit einer Art Origami-Stand, der das Tablet in einem festen Winkel hält. Der Nachteil dieser Lösung ist der Platzbedarf und die fehlende Stabilität. Es ist nicht möglich, das Gerät etwa auf üblichen Flugzeugtischen abzustellen, auch die Stabilität auf dem Schoß lässt zu wünschen übrig, und man muss die Schutzhülle und das Tablet herumfalten, bevor man es mit einer Hand tragen kann. Sobald die Schutzhülle aber geschlossen ist, bietet sie guten Halt und ist sowohl kompakt als auch stabil.
Das Gehäuse des Tablets hat eine Rückseite aus Metall und scheint gut verarbeitet zu sein. Es ist etwas dicker als viele Android Geräte, dafür erhält man aber eine vergleichsweise gute Anschlussausstattung am Gerät, inklusive Mini-HDMI sowie Micro-SD. Es gibt einen separaten Ladeanschluss sowie einen Micro-USB-Anschluss, die Verbindung mit einem externen Monitor ist also auch auf Dauer möglich.
Der Zugang zu den internen Komponenten gestaltet sich recht schwierig. Es gibt keinen Lüfter und lediglich einen einzelnen Lautsprecher. Die Verbindung der Tastatur erfolgt über eine Steckverbindung auf der Unterseite des Tablets. Oben rechts am Tablet gibt es zudem eine unbeschriftete Kappe, die vermutlich für Konfigurationen mit einem 3G/4G-Modem gedacht ist.
Ausstattung
Am Tablet befinden sich Anschlüsse für Mini-HDMI (nicht Micro-HDMI, wie es bei kleinen Windows Tablets oft der Fall ist), Micro-USB-2.0 (Adapterkabel im Lieferumfang enthalten), Micro-SD, ein Headset sowie das Netzteil, womit die Grundlagen abgedeckt wären. Die dedizierte Steckverbindung an der Unterseite kann ausschließlich für die Tastaturhülle verwendet werden. Für eine Ethernet-Verbindung wird ein USB-Ethernet-Adapter benötigt (Test war erfolgreich), und auch eine USB-Dockingstation kann via USB angeschlossen werden. Wir haben es mit einer Belkin USB 3.0 Dual-Video Dockingstation getestet. Sie verfügt über Ausgänge für DVI, eine Tastatur und eine Maus sowie Ethernet, und wir haben diesen Testabschnitt mit diesem Setup verfasst. Für Schreibarbeiten ist das sicherlich eine gute Lösung, allerdings führt es auch zu einer CPU-Last von 6-15 % sowie einer reduzierten Bildwiederholrate und ist damit nicht für den langfristigen Einsatz als Desktop geeignet.
Kommunikation
Man sollte nicht die neuesten Kommunikationsstandards erwarten, denn das MSI S100 unterstützt weder AC-, Dual-Band- noch Dual-Channel-WLAN. Allerdings sollte die Ausstattung für die meisten Nutzer ausreichen. Das Realtek RTL8723BS ist ein Single-Band-Modul mit einer maximalen Transferrate von 150 Mbit/s und der Unterstützung für WiFi-Direct. Bei unserem Test hatten wir keine Probleme bei der Verbindung mit mehreren Hotspots. In einem dicht besiedelten Gebiet mit vielen WLAN-Netzen sollte man aber wissen, dass das MSI S100 mit 2,4-GHz-WLAN nicht die beste Lösung ist. Das Gerät unterstützt zudem Bluetooth 4.0 (Bildtransfer von einem Microsoft Lucia 830 Smartphone erfolgreich getestet).
Miracast wird ebenfalls von dem WLAN-Modul unterstützt, doch die Funktion haben wir nicht getestet. NFC und TPM sind nicht integriert. Eine Verschlüsselung der Festplatte, wie sie bei vielen Windows-8-Tablets vorhanden ist, gibt es in diesem Fall nicht.
Eingabegeräte
Tastatur & Touchpad
Die Tastaturhülle ist bei diesem Preis eine interessante Zugabe, die dank dem guten Tastenhub, der geringen Geräuschentwicklung und den guten Maustasten überraschend komfortabel ist. Das Touchpad bietet keine Unterstützung für Multi-Touch oder Gesten. Die Größe der Eingabe liegt bei etwa 2/3 einer Standardtastatur und wirkt daher etwas gedrängt, woran man sich erst einmal gewöhnen muss. Zudem erfordert die Bedienung mehr Konzentration als bei vollwertigen Eingaben, vor allem von Personen mit großen Fingern. Falls man jedoch bereits an kleine Tastaturen gewöhnt ist oder dünne Finger hat, sollte es kein Problem darstellen. In unserem Test bemerkten wir ein Problem mit der rechten Seite der Leertaste, die Eingaben nicht so gut erkannte wie in der Mitte. Somit muss man entweder mehr Druck mit den Daumen ausüben oder die Position weiter in die Mitte verlagern. Möglicherweise handelt es sich nur um ein Problem unseres Testgerätes, und das Verhalten könnte sich mit der Zeit auch noch ändern. Eine Demonstration des Problems gibt es in diesem Video.
Touchscreen
Der Touchscreen unterstützt bis zu 10 Eingaben gleichzeitig, und beim Verschieben von Fenstern konnten wir keine Probleme feststellen. Dank der vergleichsweise geringen Auflösung ist die Desktop-Steuerung mit den Fingern nicht so schlecht wie bei einem hochauflösenden Bildschirm.
Display
Das Tablet ist leicht genug, um es beim gelegentlichen Surfen im Internet frei in der Hand zu halten. Zudem kann man es in die Tastatur-Hülle stellen, die einen origamiartigen Standfuß bildet. Allerdings benötigt man recht viel Platz, und auch die Stabilität lässt zu wünschen übrig, weshalb sich dieser Modus nicht für den Schoß oder kleine Klapptische an Rückenlehnen eignet.
In diesem Preissegment ist das IPS-Display mit 1.280 x 800 Pixeln Auflösung Durchschnitt. Wir haben schon deutlicher schlechtere 10-Zoll-Bildschirme gesehen (beispielsweise beim Lenovo Flex 10), allerdings gibt es auch hier Einschränkungen bei den Farben sowie der Helligkeit. Ein Vorteil der geringen Auflösung sind die höheren Frameraten beim Spielen, außerdem führt die geringere maximale Helligkeit auch zu einem geringeren Stromverbrauch.
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Ausleuchtung: 80 %
Helligkeit Akku: 261 cd/m²
Kontrast: 534:1 (Schwarzwert: 0.489 cd/m²)
ΔE Color 8.58 | 0.5-29.43 Ø4.91
ΔE Greyscale 8.68 | 0.5-98 Ø5.2
43% AdobeRGB 1998 (Argyll 1.6.3 3D)
47.2% AdobeRGB 1998 (Argyll 2.2.0 3D)
66% sRGB (Argyll 2.2.0 3D)
45.38% Display P3 (Argyll 2.2.0 3D)
Gamma: 2.85
Für die normale Nutzung in Innenräumen sind die Farben und auch die Helligkeit ausreichend, es gibt aber bessere Lösungen, wenn man eine helleres Display benötigt: Das Acer Aspire Switch 10 beispielsweise verfügt über eine deutlich höhere maximale Helligkeit und genauere Farben. Bei Videos ist das MSI S100 nicht so ausdrucksstark, wie es ein könnte, was angesichts der großen Speicherkapazität für Videos wirklich schade ist. Der Bildschirm hat übrigens eine glänzende Oberfläche.
Leider ist die Farbgenauigkeit des MSI S100 nicht sehr gut, und auch die Helligkeit ist ziemlich gering, was sich vor allem bei der Verwendung in hellen Räumen, an Fenstern oder im Freien bemerkbar macht.
Mit einem durchschnittlichen DeltaE-Wert von 8,58 für die Farbgenauigkeit (siehe Bild oben) kann das MSI S100 nicht mit dem Acer Aspire Switch 10 mithalten, bei dem wir eine durchschnittliche DeltaE-Abweichung von lediglich 3,88 bestimmen konnten. Die Farbraumabdeckung ist im Durchschnitt mit 43 % des AdobeRGB-1998-Farbraumes (Acer Aspire Switch 10: 40,92 %), und auch der Kontrast ist deutlich geringer als beim Kontrahenten von Acer (533:1 vs. 965:1).
Die Blickwinkelstabilität des MSI S100 ist akzeptabel. Das Panel kommt auch mit weiten Blickwinkeln gut zurecht, und es gibt keine sichtbaren Farbinvertierungen oder Helligkeitsverluste (für das menschliche Auge sind die Helligkeitsunterschiede nicht so stark wie auf dem rechten Bild dargestellt).
Aufgrund der geringen Bildschirmhelligkeit empfiehlt sich das MSI S100 nicht für den Betrieb im Freien.
Leistung
MSI spendiert dem S100 einen Intel-Z3740D-Quad-Core-Prozessor. Dank dem Turbo Boost kann der Basistakt von 1,33 GHz auf bis zu 1,83 GHz erhöht werden. Bei unserem Testgerät scheint es aber leider ein Problem zu geben, denn der Takt war niemals höher als 1,33 GHz, wodurch der Turbo Boost, der eine wichtige Rolle bei der Leistung des Gerätes spielt, nicht verfügbar ist. Die Leistung liegt aus dem Grunde deutlich unter unseren Erwartungen an diese Plattform. Wir haben die Leistungseinstellungen unter Windows überprüft, aber da es sich um ein Connected-Standby-Gerät handelt, gibt es keine Einstellungen für den Takt. Auch im BIOS konnten wir keine passende Option finden, selbst ein BIOS-Update und ein Reset des Systems konnten das Problem nicht lösen.
Eigentlich sollte das MSI S100 auf dem Niveau von anderen Geräten in dieser Kategorie liegen, beispielsweise dem Acer Aspire Switch 10. Wir haben die Benchmark-Ergebnisse als Referenz hinzugefügt und werden die Tabelle aktualisieren, falls wir den Turbo Boost des Prozessors doch noch aktivieren können.
Prozessor
Der Intel-Atom-Z3740D-Quad-Core-Prozessor ist einer von vielen Modellen in der Baytrail-T-Prozessorfamilie. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen sind nicht besonders groß, aber der Z3740D repräsentiert die mittlere Leistungsvariante. Er unterstützt zahlreiche Funktionen wie InstantGo, Intel Quick Sync oder auch WiDi. Wie wir bereits erwähnt haben, läuft unser Modell maximal mit 1,33 GHz und damit ohne Turbo Boost. Wir gehen nicht davon aus, dass MSI das beabsichtigt hat, allerdings steht auch in den Marketing-Unterlagen lediglich 1,33 GHz. Es gibt keinen offensichtlichen Grund, den Turbo Boost bei diesem relativ großen Windows Tablet zu deaktivieren.
System Performance
Die Systemleistung ist durchaus in Ordnung und ausreichend, wenn man Windows 8 Metro Apps verwendet. Das PCMark-7-Ergebnis von 2.151 Punkten liegt etwas unterhalb von vergleichbaren Geräten, und obwohl das Lenovo Miix 2 10 bei dem Prozessorergebnis rund 20 % schneller ist, liegt das MSI S100 beinahe auf dem Niveau des Asus X205. Wir haben allerdings das Gefühl, dass mit einem "unbegrenzten" S100 deutlich mehr möglich wäre. Die Boot-Zeiten sind akzeptabel, allerdings hat die Installation von Windows Updates sehr lange gedauert.
2 GB Arbeitsspeicher sind der Standard für solche Geräte, und es sollte keine Probleme geben, solange man nicht mehrere Apps, Tabs und Hintergrundprozesse gleichzeitig ausführt. In diesem Fall können auch die Festplatte sowie der Prozessor als Flaschenhälse fungieren, weshalb wir dieses Szenario nicht empfehlen würden.
PCMark 7 Score | 2151 Punkte | |
Hilfe |
Sunspider - 1.0 Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
MSI S100 | |
MSI S100 | |
Lenovo Miix 2 10 | |
HP Pavilion 10-k000ng x2 | |
Asus EeeBook X205TA-FD005BS |
* ... kleinere Werte sind besser
Massenspeicher
Unser AS-SSD-Test schlug fehl, aber wir haben die Ergebnisse von CrystalDiskMark hinzugefügt, um die wichtigen sequentiellen Leseraten (gut für diese Klasse) sowie die Leistung bei dem Schreiben von kleinen Dateien (4K) aufzuführen (durchschnittlich für diese Klasse). Wir haben ebenfalls die Ergebnisse des Surface Pro 3 aufgelistet, und man kann sehen, dass dieses Gerät mit Desktops oder Ultrabooks konkurrieren kann und deutlich schneller ist. Allerdings ist der Preis ebenfalls deutlich höher.
Grafikkarte
Die standardmäßige Baytrail-T-GPU (7. Generation) ist im Vergleich zu den Vorgängern spürbar schneller; allerdings reicht die Leistung weiterhin nicht für Desktop-Spiele aus. Die GPU verfügt über einen Hardware-Videodecoder, weshalb das Gerät beim Abspielen von Videos recht wenig Strom benötigt und auch nicht sonderlich warm wird. Das 3DMark Ergebnis ist mit 200 Punkten sehr niedrig, und das S100 erreicht noch nicht einmal 1/3 der Punkte des Surface Pro 3.
3DMark 11 Performance | 211 Punkte | |
Hilfe |
3DMark 11 - 1280x720 Performance Combined (nach Ergebnis sortieren) | |
MSI S100 | |
Microsoft Surface Pro 3 |
Gaming Performance
Wir haben World of Warcraft getestet und konnten es mit niedrigen Details sogar flüssig spielen. Titel aus dem Windows 8 Store sind überhaupt kein Problem, und wir hatten mit einigen Apps auch ziemlich viel Spaß, angefangen mit dem einfachen Wordament bis hinzu dem anspruchsvolleren Drift Street Mania.
min. | mittel | hoch | max. | |
---|---|---|---|---|
World of Warcraft (2005) | 38 | 28 |
Emissionen
Temperatur
Bei dem MSI S100 handelt es sich um ein lautloses Gerät ohne Lüfter, im Gegenzug muss man allerdings mit einer etwas erhöhten Wärmeentwicklung oben links am Tablet leben. Subjektiv heiß würden wir es nicht bezeichnen, aber es könnte empfindlichere Anwender durchaus stören, vor allem bei höheren Umgebungstemperaturen.
(-) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 45.1 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 35.4 °C (von 19.6 bis 60 °C für die Klasse Convertible).
(+) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 37.4 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 36.8 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 28.5 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30.3 °C.
(±) Die Handballen und der Touchpad-Bereich können sehr heiß werden mit maximal 36.8 °C.
(-) Die durchschnittliche Handballen-Temperatur anderer getesteter Geräte war 28 °C (-8.8 °C).
Lautsprecher
Der einzelne Lautsprecher reicht für gelegentliche YouTube Videos, Skype Sessions oder Benachrichtigungen aus.
Akkulaufzeit
Der Stromverbrauch an der Steckdose liegt innerhalb der Erwartungen und man kann mit einer realistischen Akkulaufzeit von rund 5 Stunden rechnen. Bei der Videowiedergabe und dem WLAN-Test konnten wir 5:40 Stunden bzw. 5:30 Stunden messen. Wir glauben zwar nicht, dass jemand 12 Stunden lang vor dem MSI S100 sitzt und Text eintippt, möglich wäre es aber.
Pro
Contra
Fazit
Falls die Probleme mit der Leertaste und dem Turbo Boost des Prozessors lediglich Einzelfälle an unserem Testgerät sind, dann handelt es sich bei dem Gerät um einen Reise-PC mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Es lassen sich viele Fotos darauf speichern, und auch in anderen Bereichen schlägt sich das Convertible gut (Unterhaltung, Blogs, etc.). Man kann das S100 keinesfalls ein "Mini Surface Pro" nennen, denn es spielt sowohl bei der Verarbeitung als auch der Leistung in einer ganz anderen Liga.
Die Tastaturhülle bringt einige Vorteile beim Gewicht und dem Schutz des Gerätes, weshalb wir dafür extra Punkte vergeben haben. Wir freuen uns außerdem über den HDMI-Anschluss, womit es kein Problem ist, einen externen Monitor sowie Eingabegeräte anzuschließen und das S100 als normalen PC zu verwenden. Auch die einjährige Lizenz für Office 365 ist ein Mehrwert.
Das MSI S100 hätte ein wirklich nettes kleines und leichtes 2-in-1-Gerät werden können, allerdings wurde es für einen geringen Preis konstruiert, und das merkt man an einigen Stellen auch.
In Endeffekt ist es kein wirklich aufregendes 2-in-1-Gerät, aber für viele Einsatzszenarios könnte es bei dem richtigen Preis durchaus eine Überlegung wert sein: ein guter (und zudem gut geschützter) Laptop für den Urlaub, im Auto oder für die Kinder. Der 64 GB große Speicher reicht für viele Videos und Apps aus dem Windows Store, für die Unterhaltung ist also gesorgt.
MSI S100
- 11.03.2015 v4 (old)
Steve Chippy Paine