Test Lenovo IdeaPad 300S-11IBR Netbook
Weder Tablets noch Convertibles konnten Netbooks den Garaus machen. Sie erfreuen sich nach wie vor einer gewissen Beliebtheit. Das überrascht nicht, denn im Optimalfall stellen sie mobile, ausdauernde Schreib- und Surfmaschinen dar, die für wenig Geld zu haben sind. Ob das auf das Ideapad zutrifft, verrät unser Testbericht. Zu den Konkurrenten des Lenovo Rechners zählen Modelle wie das Acer Aspire One Cloudbook 11 und das Asus EeeBook X205TA. Auch mit Chromebooks wie dem Dell Chromebook 11-3120 konkurriert das Ideapad.
Gehäuse & Ausstattung
Lenovo setzt beim Ideapad auf ein Kunststoffgehäuse. Deckelrückseite und Unterschale sind weiß gefärbt. Die restlichen Komponenten bestehen aus schwarzem Kunststoff. Mit Ausnahme des Displayrahmens verfügen alle genannten Bauteile über glatte Oberflächen. Drei Seiten der Baseunit werden von einem Ring aus Hartgummi umschlossen. Das Gehäuse kann neben der Tastatur und unterhalb des Touchpads etwas durchgebogen werden. Die Baseunit zeigt sich recht verwindungssteif. Während des Tippens (beide Handballen auf der Handballenablage) wippt das Gerät etwas.
Eine Wartungsklappe bringt der kleine Rechner nicht mit. Trotzdem ist ein Zugriff auf die Innereien recht leicht zu bewerkstelligen. Die Unterschale kann problemlos demontiert werden. Nach Entfernung aller Schrauben kann sie mit Hilfe eines Daumennagels abgelöst werden.
Trotz des geringen Platzangebots bringt der Rechner die heutzutage üblichen Steckplätze mit. Einer der drei USB-Anschlüsse arbeitet nach dem USB-3.0-Standard. Die Anschlüsse befinden sich in den hinteren Bereichen beider Seiten. Somit bleibt der Platz neben der Handballenablage frei von Kabeln.
Überraschend flink geht der Speicherkartenleser zu Werke. Beim Kopieren großer Datenblöcke erreicht er eine maximale Transferrate von 84,3 MB/s. Die Übertragung von 250 JPG-Bilddateien (je rund 5 MB) wird mit einer Geschwindigkeit von 30,5 MB/s absolviert. Wir überprüfen Speicherkartenleser immer mit unserer Referenzkarte (Toshiba Exceria Pro SDXC 64 GB UHS-II).
Eingabegeräte
Lenovos Netbook ist mit einer unbeleuchteten Chiclet-Tastatur bestückt. Die flachen, sehr leicht angerauten Tasten verfügen über einen kurzen Hub und einen klaren Druckpunkt. Während des Tippens gibt die Tastatur nicht wirklich nach. Alles in allem liefert Lenovo hier eine ordentliche Tastatur. Dass die Firma es viel besser kann, hat sie mit den Tastaturen der nicht mehr hergestellten Thinkpad Edge E145 Reihe und deren Vorgängern bewiesen. Das multitouchfähige Clickpad belegt eine Fläche von etwa 9 x 6 cm. Somit steht viel Platz zur Nutzung der Gestensteuerung bereit. Die glatte Padoberfläche behindert die Finger nicht beim Gleiten. Das Pad besitzt einen kurzen Hub und einen deutlichen Druckpunkt.
Display
Das Ideapad bringt ein mattes 11,6-Zoll-Display mit, das eine native Auflösung von 1.366 x 768 Bildpunkten besitzt. Der Kontrast (483:1) des Displays geht in Ordnung. Die Helligkeit (219,4 cd/m²) fällt zu gering aus. Positiv: Der Bildschirm zeigt zu keiner Zeit PWM-Flimmern.
|
Ausleuchtung: 77 %
Helligkeit Akku: 188 cd/m²
Kontrast: 483:1 (Schwarzwert: 0.46 cd/m²)
ΔE Color 10.11 | 0.5-29.43 Ø4.91
ΔE Greyscale 11.37 | 0.5-98 Ø5.2
60% sRGB (Argyll 1.6.3 3D)
28% AdobeRGB 1998 (Argyll 1.6.3 3D)
41.28% AdobeRGB 1998 (Argyll 2.2.0 3D)
60% sRGB (Argyll 2.2.0 3D)
39.96% Display P3 (Argyll 2.2.0 3D)
Gamma: 2.13
Bildschirm-Flackern / PWM (Pulse-Width Modulation)
Flackern / PWM nicht festgestellt | ||
Im Vergleich: 53 % aller getesteten Geräte nutzten kein PWM um die Helligkeit zu reduzieren. Wenn PWM eingesetzt wurde, dann bei einer Frequenz von durchschnittlich 8710 (Minimum 5, Maximum 343500) Hz. |
Im Auslieferungszustand zeigt der Bildschirm eine DeltaE-2000-Farbabweichung von 10,11 - ein normaler Wert im Niedrigpreissegment. Das Ziel wäre ein Wert kleiner 3. Das Display besitzt zudem einen Blaustich.
Reaktionszeiten (Response Times) des Displays
↔ Reaktionszeiten Schwarz zu Weiß | ||
---|---|---|
22 ms ... steigend ↗ und fallend ↘ kombiniert | ↗ 5 ms steigend | |
↘ 17 ms fallend | ||
Die gemessenen Reaktionszeiten sind gut, für anspruchsvolle Spieler könnten der Bildschirm jedoch zu langsam sein. Im Vergleich rangierten die bei uns getesteten Geräte von 0.1 (Minimum) zu 240 (Maximum) ms. » 44 % aller Screens waren schneller als der getestete. Daher sind die gemessenen Reaktionszeiten durchschnittlich (20.9 ms). | ||
↔ Reaktionszeiten 50% Grau zu 80% Grau | ||
46 ms ... steigend ↗ und fallend ↘ kombiniert | ↗ 21 ms steigend | |
↘ 25 ms fallend | ||
Die gemessenen Reaktionszeiten sind langsam und dadurch für viele Spieler wahrscheinlich zu langsam. Im Vergleich rangierten die bei uns getesteten Geräte von 0.165 (Minimum) zu 636 (Maximum) ms. » 77 % aller Screens waren schneller als der getestete. Daher sind die gemessenen Reaktionszeiten schlechter als der Durchschnitt aller vermessenen Geräte (32.8 ms). |
Lenovo stattet das Ideapad mit einem blickwinkelinstabilen TN-Panel aus. Somit ist der Bildschirm nicht aus jeder Position heraus ablesbar. Das Gerät kann im Freien benutzt werden. Allerdings nur bei Bewölkung oder im Schatten. Die schon im Netzbetrieb nicht große Bildschirmhelligkeit sinkt im Akkubetrieb auf einen noch geringeren Wert.
Leistung
Das Ideapad 300S-11IBR zählt zu den Netbooks im 11,6-Zoll-Format. Es eignet sich zur Nutzung einfacher Office- und Internetanwendungen. Unser Testgerät ist für knapp 330 Euro zu haben. Zum Testzeitpunkt konnten wir keine weiteren Ausstattungsvarianten ausfindig machen.
Prozessor
Das Ideapad ist mit einem Celeron N3050 (Braswell) Zweikernprozessor ausgestattet. Er erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 2,16 GHz. Hierbei handelt es sich um eine der leistungsschwächsten CPUs, die Intel aktuell im Sortiment führt. Sie ist für einfache Anwendungen aus den Bereichen Office und Internet gedacht. Der Celeron zeigt sich recht sparsam (TDP: 6 Watt) im Umgang mit Energie und kann daher passiv gekühlt werden. Dies wird beim Ideapad auch umgesetzt. In den von uns durchgeführten CPU-Tests kann der Prozessor seine volle Kraft nicht ganz entfalten. Die Test-Resultate fallen durchweg etwas niedriger aus als bei anderen Rechnern, die mit dem Celeron N3050 Prozessor bestückt sind. Somit arbeitet die CPU nicht mit voller Kraft. Die genauen Geschwindigkeiten können wir nicht nennen. Die von uns gemessenen Geschwindigkeiten passen nicht zu den Ergebnissen in den CPU-Tests.
JetStream 1.1 - Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo IdeaPad 300S-11IBR | |
Acer Aspire One Cloudbook 11 AO1-131-C58K | |
Acer Aspire One Cloudbook 11 AO1-131-C58K |
* ... kleinere Werte sind besser
System Performance
Das System arbeitet weitgehend rund und flüssig. Probleme sind nicht aufgetreten. Man sollte sich aber bewusst sein, dass sich das Ideapad nur für einfache Office- und Internetanwendungen eignet. Der Aufbau vollgepackter Webseiten stockt gerne einmal, da die CPU einfach nicht schnell genug hinterherkommt. Auch die geringe Menge Arbeitsspeicher (2 GB) führt den Rechner schnell an seine Grenzen. Die Resultate in den PC Mark Benchmarks entsprechen der Leistungsfähigkeit des verbauten SoC und liegen auf einer Höhe mit denjenigen vergleichbarer Geräte. Eine Steigerung der Systemleistung des Ideapad ist möglich. Hier bietet sich der Tausch der HDD gegen eine SSD an. Das System agiert dann flinker und Ladevorgänge verkürzen sich.
PCMark 8 Home Score Accelerated v2 | 1511 Punkte | |
PCMark 8 Creative Score Accelerated v2 | 1548 Punkte | |
PCMark 8 Work Score Accelerated v2 | 1205 Punkte | |
Hilfe |
Massenspeicher
Lenovo hat dem Ideapad eine 2,5-Zoll-Festplatte aus dem Hause Seagate spendiert. Diese arbeitet mit 5.400 Umdrehungen pro Minute und bietet eine Kapazität von 500 GB. Die Transferraten der Platte halten keine Überraschungen bereit und bewegen sich auf einem normalen Niveau für 5.400er-Modelle.
Grafikkarte
Die Grafikausgabe erledigt Intels HD Graphics (Braswell) GPU. Diese unterstützt DirectX 12 und arbeitet mit Geschwindigkeiten von bis zu 600 MHz. Auch in den 3D Mark Benchmarks bleibt das Ideapad ein wenig hinter den Ergebnissen vergleichbarer Rechner zurück. Dank einer neuen Architektur schneidet er deutlich besser ab als der Bay-Trail-Vorgänger. Ein integrierter Decoder erlaubt die Wiedergabe aller geläufigen Videoformate - inklusive dem H.265-Format (Nachfolger von H.264). Er entlastet die CPU deutlich. Während der Wiedergabe unseres Testvideos (4k, H.265, 60 fps) liegt die CPU-Last unter 10 Prozent. Diese hardwarebeschleunigte Wiedergabe von Videos muss von einem Mediaplayer unterstützt werden. Die Filme- & TV-App von Windows 10 beherrscht dies.
3DMark 11 Performance | 414 Punkte | |
3DMark Ice Storm Standard Score | 16825 Punkte | |
3DMark Cloud Gate Standard Score | 1418 Punkte | |
3DMark Fire Strike Score | 214 Punkte | |
Hilfe |
Gaming Performance
Die meisten modernen 3D-Spiele erreichen keine spielbaren Frameraten auf dem Ideapad. Lediglich vereinzelten Titeln, die nur sehr geringe Hardwareanforderungen stellen, gelingt dies. Wer spielen möchte, sollte sich an die Casual Games halten, die im Windows Store zu finden sind.
min. | mittel | hoch | max. | |
---|---|---|---|---|
Trackmania Nations Forever (2008) | 97.6 | 21.4 |
Emissionen & Energie
Geräuschemissionen
Das Ideapad wird passiv gekühlt. Somit ist kein Lüfter vorhanden, der Lärm erzeugen könnte. Zu hören ist nur das Rauschen der Festplatte. Hier kann durch den Tausch der HDD gegen eine SSD für Lautlosigkeit gesorgt werden.
Lautstärkediagramm
Idle |
| 32 / 32 / 32 dB(A) |
HDD |
| 32 dB(A) |
Last |
| 32 / 32 dB(A) |
| ||
30 dB leise 40 dB(A) deutlich hörbar 50 dB(A) störend |
||
min: , med: , max: Audix TM1 Arta (aus 15 cm gemessen) |
Temperatur
Auch während des Stresstests (Prime95 und Furmark laufen für mindestens eine Stunde) funktioniert die Messung der Geschwindigkeit von CPU und GPU nicht. Laut der von uns verwendeten Tools arbeiten CPU und GPU mit ihren vollen Geschwindigkeiten (siehe Bildschirmfoto). Dies erscheint aufgrund der passiven Kühlung aber unwahrscheinlich. Zudem müsste der Energiebedarf dann höher ausfallen. Auf jeden Fall erwärmt sich das Ideapad nicht sonderlich stark. An jedem Messpunkt registrieren wir Werte unterhalb von 40 Grad Celsius.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 37.5 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 33.1 °C (von 21.6 bis 53.2 °C für die Klasse Netbook).
(+) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 38.2 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 36.6 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 29.2 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 29.8 °C.
(+) Die Handballen und der Touchpad-Bereich erreichen maximal 33.1 °C und damit die typische Hauttemperatur und fühlen sich daher nicht heiß an.
(-) Die durchschnittliche Handballen-Temperatur anderer getesteter Geräte war 29.3 °C (-3.8 °C).
Lautsprecher
Die Stereo-Lautsprecher haben ihren Platz am vorderen Rand der Geräte-Unterseite gefunden. Sie erzeugen einen akzeptablen Klang, der niemanden vom Hocker haut. Eine leichte Tendenz ins Blecherne ist zu hören. Mit Hilfe der vorinstallierten Dolby Digital Plus Software kann die Klangausgabe noch beeinflusst werden.
Energieaufnahme
Im Leerlauf zeigt das Ideapad einen sehr hohen Energiebedarf. Wir messen Werte von bis zu 10,5 Watt. Das mit der gleichen CPU bestückte Acer One Cloudbook 11 gibt sich mit 5,8 Watt zufrieden. Unter Last steigt die Leistungsaufnahme nicht sonderlich stark an. Während des Stresstests liegt der Bedarf bei 14 Watt. Einen ähnlichen Wert (14,6 Watt) messen wir unter mittlerer Last. Dies führen wir auf eine Drosselung von CPU und GPU zurück. Die Nennleistung des Netzteils beträgt 45 Watt.
Aus / Standby | 0.44 / 0.5 Watt |
Idle | 8 / 10.1 / 10.5 Watt |
Last |
14.6 / 14 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Metrahit Energy |
Akkulaufzeit
Mit unserem praxisnahen WLAN-Test simulieren wir die Auslastung beim Aufruf von Webseiten. Das Profil 'Ausbalanciert' ist aktiv, und die Displayhelligkeit wird auf etwa 150 cd/m² geregelt. Das Ideapad erreicht eine Laufzeit von 5:15 h - kein beeindruckender Wert für ein 11,6-Zoll-Notebook. Die Konkurrenten von Acer - das Cloudbook 11 bzw. das Aspire ES1-131 - halten zwei bzw. vier Stunden länger durch.
Ein Hinweis: Der Akku unseres Testgeräts weist einen Abnutzungsgrad (Wear Level) von 7 Prozent auf. Somit stehen 7 Prozent der ursprünglichen Kapazität nicht mehr zu Verfügung. Der Rechner würde mit einem intakten Akku einige Minuten länger durchhalten.
Pro
Contra
Fazit
Lenovos kleiner Rechner bringt genügend Leistung für einfache Office- und Internetanwendungen mit. Der in den Grafikkern integrierte Decoder ermöglicht die Wiedergabe diverser Videoformate. Der Rechner arbeitet lautlos und erwärmt sich kaum. Der matte Bildschirm liefert einen akzeptablen Kontrast; die Helligkeit fällt aber zu gering aus. An Speicherplatz wird es dank der 500-GB-fassenden Festplatte so schnell auch nicht mangeln. Ein Tausch gegen eine SSD wäre recht leicht zu machen - auch ohne Wartungsklappe. Die Unterschale kann problemlos demontiert werden. Leider haben wir es hier mal wieder mit einem Rechner zu tun, dem Lenovo nur eine einjährige Garantie gewährt.
Auf Seiten der Akkulaufzeiten schwächelt das Gerät etwas. Ein Wert von 5:15 h in unserem WLAN-Test klingt erst mal gut. Allerdings hält ein Konkurrent wie das Acer Cloudbook 11 noch zwei Stunden länger durch; einige Chromebooks bringen es auf 4 Stunden höhere Werte.
Wer auf der Suche nach einem ausdauernden Alternativ-Modell ist, sollte einen Blick auf das Aspire ES1-131 werfen. Die von uns getestete Variante ist aktuell für 230 Euro zu bekommen - inklusive Windows 10. Wir empfehlen aber den Kauf einer Variante, die eine größere Festplatte mitbringt. Entsprechende Modelle erlauben den Tausch der HDD gegen eine SSD. Bei dem von uns getesteten Modell ist dies nicht möglich, da es mit eMMC-Speicher bestückt ist und keinen Anschluss für eine Festplatte mitbringt. Auch das Acer Aspire One Cloudbook 11 bietet sich als Alternative an. Dieses erreicht geringere Akkulaufzeiten als das ES1-131; man bekommt aber eine einjährige Lizenz für Office 365 obendrauf.
Lenovo IdeaPad 300S-11IBR
- 09.02.2016 v4.1 (old)
Sascha Mölck