Test HTC Desire 310 Smartphone
Kurz nach dem Mobile World Congress in Barcelona hatte das HTC Desire 310 seinen Auftritt. Zu unspektakulär für die Mobilfunk-Messe? Zumindest ist das 4,5 Zoll große Android Smartphone kein Platzhirsch oder Hingucker vom Schlage eines Apple iPhone 5 oder Nokia Lumia 1520, denn es bedient ganz klar das Einsteigersegment. In Online-Shops gibt es das HTC bereits für rund 140 Euro, was für ein Smartphone mit einem 4,5 Zoll großen Display recht beachtlich ist. Für den Sparpreis müssen Käufer des Desire 310 allerdings mit ein paar Abstrichen bei der Ausstattung leben. So gibt es nur 4 GB Speicherplatz, der sich im Betrieb auf knapp 2 GB reduziert, eine mit 854 x 480 Pixel nicht gerade hohe Display-Auflösung sowie das schon leicht angegraute Android 4.2 als Betriebssystem. Dafür werkelt im HTC Smartphone mit dem Mediatek MT6582M ein Quad-Core-SoC, der typische Alltagsaufgaben locker meistert. Dazu kommen eine 5-Megapixel-Hauptkamera und mit Ausnahme von LTE alle wichtigen Mobilfunktechniken.
HTC hat das Desire 310 in ein solides Kunststoffgehäuse gepackt, das durch eine sehr stabile Verarbeitung überzeugt und mit seinen abgerundeten Ecken obendrein Design-Pluspunkte sammelt. Die abnehmbare Gehäuserückseite ist nur leicht gummiert und gibt den Fingern damit keinen sehr sicheren Halt. Interessanterweise ist es die nahtlos in das Chassis integrierte Glasoberfläche des HTC, die Fingerbewegungen deutlich mehr Widerstand entgegensetzt als das Backcover. Mit etwas über 11 Millimeter Bauhöhe ist das Desire 310 ein wenig dicker als ähnlich ausgestattete Smartphones gleichen Formfaktors. Das Kazam Thunder Q4.5 (8,9 Millimeter), das Huawei Ascend Y530 (9,3 Millimeter) und das LG L70 (9,6 Millimeter) sind allesamt dünner.
Das HTC Desire 310 setzt auf den Quad-Core-SoC Mediatek MT6582M, dessen vier Rechenkerne mit einer Taktfrequenz von 1,3 GHz arbeiten. Als Grafikchip kommt der ARM Mali-400 MP2 zum Einsatz. Neben 1 GB DDR3-RAM gibt es 4 GB Speicherplatz, von dem man aber mehr als die Hälfte für Android 4.2 samt vorinstallierten Apps abziehen muss. Übrig bleiben nur 1,8 GB für eigene Anwendungen und Daten. Über den microSD-Slot lässt sich der Speicherplatz um bis zu 32 GB erweitern.
Software
Auf dem Desire 310 läuft Android in der bereits etwas älteren Version 4.2. HTC hat seinem Smartphone dafür die Funktion BlinkFeed spendiert, die aktuelle Nachrichten und Streams sowie die Neuigkeiten aus sozialen Netzwerken übersichtlich gebündelt auf der Startseite anzeigt. Vorinstalliert sind neben diversen Google Apps wie Gmail, Maps, Drive und YouTube auch ein Dateimanager sowie die Büro-Suite Polaris Office 5.
Kommunikation & GPS
Wer auf LTE verzichten kann, wird an den Kommunikationsfähigkeiten des Desire 310 wenig auszusetzen haben. Das Smartphone beherrscht neben WLAN 802.11 b/g/n und Bluetooth 4.0 samt aptX-Unterstützung auch GSM-Quadband (850/900/1.800/1.900 MHz) sowie UMTS-Triband (850/900/2.100 MHz). Mit HSDPA sind dann Download-Geschwindigkeiten von bis zu 21,1 Mbit/s möglich. Während unseres Tests traten weder Verbindungsabbrüche noch sonstige Störungen auf.
Mit seiner GPS-Antenne ermittelt das Desire 310 zügig den aktuellen Standort, egal ob man sich dabei in einem Gebäude oder unter freiem Himmel aufhält. Wie der Vergleich mit dem Profi-Navigationsgerät Garmin Edge 500 auf unserer mehr als 10 Kilometer langen Fahrrad-Teststrecke zeigt, liegt das HTC allerdings öfters mal ordentlich daneben, was die Ortung betrifft. Für den Alltagsgebrauch ist die GPS-Präzision des Desire 310 aber völlig ausreichend.
Telefonfunktionen und Sprachqualität
Die Sprach- und Hörqualität des HTC Desire 310 ist durchwegs gut. Das gilt für Telefonate ins Festnetz ebenso wie bei Mobilfunknetz-Verbindungen.
Kameras & Multimedia
Mit seiner 5-Megapixel-Kamera nimmt das Desire 310 bis zu 2.880 x 1.728 Pixel große Fotos auf und kann Videos im Full-HD-Format 1080p aufzeichnen. Das Kameramodul des HTC bietet viele Einstellmöglichkeiten, darunter für die Belichtung, den Weißabgleich und den ISO-Wert. Zu den Funktionen gehören auch eine Gesichts- und Lächelerkennung sowie eine HDR-Funktion. Die über dem Display sitzende Webcam bietet mit 640 x 480 Pixel nur VGA-Qualität, was für Selbstportraits und Videochats gerade noch so ausreicht.
Die Fotokünste des Desire 310 sind relativ bescheiden. Verglichen mit guten Smartphone-Kameramodulen erscheinen die Aufnahmen wenig kontrastreich, bei näherem Betrachten ziemlich verrauscht und mitunter deutlich unscharf. Feine Details lassen sich so nur schwer ausmachen.
Zubehör & Garantie
HTC legt dem Desire 310 ein Micro-USB-Kabel, Kopfhörer sowie ein proprietäres USB-Netzteil bei. Auf seiner Webseite bietet der Hersteller zum Testzeitpunkt als Zubehör den Zusatz-Akku HTC Akkupack sowie Stereokopfhörer an. Auf das Desire 310 gibt es 24 Monate Garantie.
Eingabegeräte & Bedienung
Der kapazitive Touchscreen des HTC Desire 310 reagiert im Test schnell auf Kommandos und erlaubt eine präzise Steuerung von Anwendungen und Bildschirmmenüs. Ebenso reibungslos funktionieren die physikalischen Tasten (Ein-/Ausschalttaste, Lautstärkewippe) sowie die Android Tasten. Für die Texteingabe steht ein virtuelles QWERTY-Keyboard zur Verfügung, das im Hoch- wie im Querformat maximal den halben Bildschirm in Beschlag nimmt, so dass man von der Anzeige noch recht viel sehen kann.
Das 4,5 Zoll große TFT-Display des HTC Desire 310 stellt 854 x 480 Pixel dar und hinkt damit etlichen aktuellen Smartphones in Sachen Auflösung hinterher. Nimmt man aber die 4,0- und 4,5-Zoll-Geräte der Einsteigerklasse als Maßstab, findet man schnell heraus, dass die FWVGA-Auflösung oder ähnlich gelagerte Formate wie WVGA (800 x 480 Pixel) dort Standard sind. Kritik für sein Display muss sich das Desire 310 trotzdem gefallen lassen, allerdings an anderer Stelle.
Mit einer Luminanz von 255,3 cd/m² leuchtet das Display des HTC nicht besonders hell und reiht sich damit unter den Vergleichsgeräten sogar mit einigem Abstand an letzter Stelle ein. Schon deutlich heller ist der Bildschirm des LG L70 mit 339,4 cd/m². Ungeschlagen bleibt das Kazam Thunder Q4.5 mit einer Luminanz von 520,8 cd/m².
Nichts zu beanstanden gibt es an der Ausleuchtung (85 %), dem Schwarzwert (0,50 cd/m²) und dem Kontrastverhältnis (544:1) des Desire 310, wenngleich alle drei Werte nur durchschnittlich sind.
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Ausleuchtung: 85 %
Helligkeit Akku: 272 cd/m²
Kontrast: 544:1 (Schwarzwert: 0.5 cd/m²)
ΔE Color 12.13 | 0.5-29.43 Ø4.93
ΔE Greyscale 14.77 | 0.5-98 Ø5.2
Gamma: 2.42
Unsere Messungen mit dem Kolorimeter X-Rite i1pro 2 und der Software CalMAN zeigen, dass der Bildschirm des Desire 310 Rot- und Grüntöne nahezu ideal anzeigt, Blautöne aber deutlich zu kräftig darstellt. Bei den Mischfarben kommt das HTC dadurch ordentlich aus dem Lot, was sich in einem sehr hohen DeltaE von 12,13 niederschlägt. Bei den Graustufen zeigt sich eine noch stärkere Schieflage, weil die Mehrheit der Grautöne zu stark betont wird (DeltaE von 14,77). Auch die Farbtemperatur ist mit 17.097 K viel zu hoch. Trotz dieser messtechnischen Ausrutscher stellt das HTC Bildinhalte subjektiv gesehen einwandfrei dar.
Um als definitiv tageslichttauglich durchzugehen, sollte ein Smartphone-Display mindestens eine Luminanz von 200 cd/m² erzeugen. Mit durchschnittlich 255,3 cd/m² überspringt das HTC Desire 310 diese Hürde ohne Schwierigkeiten und lässt sich daher auch bei Sonnenschein und blauem Himmel relativ problemlos einsetzen. Relativ, denn aufgrund des stark spiegelnden und letztlich nicht allzu hellen Displays ist es mitunter etwas schwierig, die dargestellten Inhalte zu erkennen.
Die Blickwinkelstabilität ist keine Stärke des Desire 310. Schaut man über die linke Seite des Smartphones (an der die Webcam, der USB-Anschluss und die Kopfhörerbuche sitzen) auf den Bildschirm, werden sämtliche Inhalte invertiert dargestellt. Auch aus anderen Blickwinkeln zeigt sich kein sonderlich überzeugendes Bild, denn die Display-Farben beginnen schon bei leichter Neigung des HTC auszubleichen. Bei extremen Blickwinkeln kommt die stark spiegelnde Bildschirmoberfläche als weiterer Störfaktor hinzu.
Befeuert vom Quad-Core-SoC Mediatek MT6582M und dem Grafikchip ARM Mali-400 MP2 reißt das HTC Desire 310 keine Pixelbäume aus, liefert aber eine insgesamt gute Systemleistung ab. Bei den synthetischen Benchmarks läuft der Testkandidat etwas schneller durchs Ziel als die Vergleichsgeräte. Einen Ausreißer nach unten gibt es lediglich bei 3DMark 2013, denn hier reicht es nur für einen hinteren Platz.
3DMark - 1280x720 Ice Storm Standard Score (nach Ergebnis sortieren) | |
HTC Desire 310 | |
Huawei Ascend Y530 | |
Kazam Thunder Q4.5 | |
LG L70 | |
Samsung Galaxy S Duos 2 GT-S7582 |
AnTuTu v4 - Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
HTC Desire 310 | |
Huawei Ascend Y530 | |
Kazam Thunder Q4.5 | |
LG L70 | |
Samsung Galaxy S Duos 2 GT-S7582 |
Geekbench 3 - 32 Bit Multi-Core Score (nach Ergebnis sortieren) | |
HTC Desire 310 | |
Huawei Ascend Y530 | |
Kazam Thunder Q4.5 | |
LG L70 | |
Samsung Galaxy S Duos 2 GT-S7582 |
PassMark PerformanceTest Mobile V1 - System (nach Ergebnis sortieren) | |
HTC Desire 310 | |
Huawei Ascend Y530 | |
Kazam Thunder Q4.5 | |
LG L70 | |
Samsung Galaxy S Duos 2 GT-S7582 |
Nahezu Gleichstand herrscht bei den Browser-Benchmarks. Hier kann sich das HTC Desire weder entscheidend absetzen noch fällt es gegenüber der Konkurrenz zurück.
Octane V2 - Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
HTC Desire 310 | |
Kazam Thunder Q4.5 | |
LG L70 | |
Samsung Galaxy S Duos 2 GT-S7582 |
WebXPRT 2013 - Overall (nach Ergebnis sortieren) | |
HTC Desire 310 | |
Kazam Thunder Q4.5 | |
LG L70 | |
Samsung Galaxy S Duos 2 GT-S7582 |
Peacekeeper - --- (nach Ergebnis sortieren) | |
HTC Desire 310 | |
Huawei Ascend Y530 | |
Kazam Thunder Q4.5 | |
LG L70 | |
Samsung Galaxy S Duos 2 GT-S7582 |
Wie die Schreib- und Lese-Benchmarks zeigen, liest das Desire 310 teilweise wesentlich schneller als die Vergleichsgeräte. Das gilt besonders für das sequenzielle Lesen, bei dem das HTC einen Vorsprung von satten 30 MB/s herausholt. Bei den Schreiboperationen gehört das Smartphone dagegen nicht zu den schnellsten Geräten und muss dem Samsung Galaxy S Duos 2 GT-S7582 den Vortritt lassen.
Spiele
Aktuelle Spiele stellt das HTC Desire 310 flüssig dar und lässt sich dabei auch nicht von grafisch aufwändigeren Titeln ausbremsen. Der Touchscreen sowie die Lage- und Beschleunigungssensoren arbeiten dabei stets einwandfrei.
Temperatur
Trotz rötlicher Einfärbung in der Übersichtsgrafik bewegen sich die Betriebstemperaturen des HTC absolut im grünen Bereich. Unter Last erhitzt sich das Smartphone auf knapp unter 40 Grad Celsius, was es allerdings nicht unangenehm macht, das Desire 310 in der Hand zu halten. Im Leerlauf sind es maximal 32,4 Grad Celsius, ein mustergültiger Wert.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 38.5 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 35.1 °C (von 21.9 bis 63.2 °C für die Klasse Smartphone).
(+) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 39.7 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.9 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 30.4 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 32.8 °C.
Lautsprecher
Für audiophile Naturen sind Smartphone-Lautsprecher naturgemäß keine Offenbarung. Auch die kleine Klangmembran auf der Rückseite des HTC Desire schafft es hier erwartungsgemäß nicht, eine Trendwende einzuläuten. Immerhin macht der Mini-Lautsprecher genau das, was er machen soll, und gibt Stimmen, Musik sowie sonstige Töne in guter Qualität wieder. Zudem treten selbst bei maximaler Lautstärke keine Verzerrungen auf. Einen deutlich besseren Sound produzieren allerdings die mitgelieferten Stereo-Kopfhörer.
Energieaufnahme
Beim Messen der Energieaufnahme machte uns das HTC Desire einen Strich durch die Rechnung. Das standardmäßig für diesen Test eingesetzte Strommessgerät Voltcraft SL-451 zeigte unabhängig von der gerade am Smartphone anliegenden Last stets nur Werte von knapp über Null an. Da ein Defekt des Messgerätes ausgeschlossen werden kann, können wir mit einem Blick auf die Konkurrenz lediglich abschätzen, in welchen Regionen sich der Stromverbrauch des Desire 310 bewegen dürfte. Im Leerlauf bringen es die Vergleichs-Smartphones auf Werte zwischen 1,1 und 1,3 Watt, während es unter Last zwischen 2,0 und 3,3 Watt sind. Wie die Akkulaufzeiten zeigen, geht das Desire 310 durchaus sparsam mit der ihm bereitgestellten Energie um.
Akkulaufzeit
Das HTC Desire 310 überzeugt durch lange Akkulaufzeiten. Beim realitätsnahen WLAN-Test (Display-Helligkeit von 150 cd/m², Stromsparfunktionen aktiviert, skriptgesteuerter Aufruf von Webseiten alle 40 Sekunden) bringt es das Einsteiger-Smartphone auf gute 9 Stunden und 2 Minuten. Umgemünzt auf den Praxiseinsatz dürfte das Desire 310 problemlos einen kompletten Tag durchhalten. Nicht ganz so ausdauernd sind die Vergleichsgeräte, von denen das LG L70 (8 Stunden 39 Minuten) und das Huawei Ascend Y530 (8 Stunden 3 Minuten) dem HTC noch am nächsten kommen. Den mit Abstand kürzesten Atem hat dagegen das Kazam Thunder Q4.5 mit gerade mal 5 Stunden und 47 Minuten. Unter höchster Auslastung hält das HTC Smartphone 3 Stunden und 50 Minuten durch, ein für diese Geräteklasse typischer Wert.
Das HTC Desire 310 ist ein 4,5 Zoll großes Smartphone, das zum Testzeitpunkt in Online-Shops nur etwa 140 Euro kostet. Damit ist schon sehr viel zum Android Gerät gesagt, denn angesichts des Schnäppchenpreises dürfte klar sein, dass man mit dem HTC den einen oder anderen Kompromiss eingehen muss. Andererseits ist das Desire 310 keinesfalls ein Billigheimer, sondern ein solides Alltags-Smartphone.
Was bekommt man für sein Geld? Ein sauber verarbeitetes, ausdauerndes Smartphone mit dem schon etwas älteren Android 4.2, das über einen 854 x 480 Pixel auflösenden Multitouch-Bildschirm, 4 GB Speicherplatz sowie eine 5-Megapixel-Kamera verfügt. Abgesehen von LTE bringt das HTC alle wichtigen Mobilfunktechniken mit. Sein Performance-Fundament bilden der für Einsteigergeräte konzipierte Quad-Core-SoC Mediatek MT6582M und der Grafikchip ARM Mali-400 MP2.
Nicht überzeugen kann das HTC Desire 310 mit seinen Kameramodulen - VGA-Daumenkino bei der Webcam und eine bestenfalls mäßige Bildqualität der Hauptkamera sind keine Plusplunkte. Wer keine umfangreichen Apps installiert, dürfte vielleicht mit dem verbleibenden freien Speicherplatz von 1,8 GB zurechtkommen, ansonsten ist eine microSD-Karte zur Speicher-Erweiterung Pflicht. Auch das Display könnte etwas heller sein und die Blickwinkelstabilität besser.