Test Acer Aspire One 752 Notebook
The State of the Netbook.
Das überaus beliebte Acer Aspire One 752 will mit seinem Celeron M Prozessor dem Leistungstief von typischen Atom basierten Netbooks entfliehen. Ob dies gelingt und ob Netbooks auch nach dem "Apple iPad Day" noch eine Daseinsberechtigung haben klärt dieser Test.
Was hat man schon alles über die kleinen Notebooks, geeint durch kompakte Abmessungen und ebensolche Displays, lange Akkulaufzeiten sowie niedrigste Preise geschrieben? Wahrscheinlich zuviel. Oft gilt das Netbook als Heilsbringer, eine mobile Internet Appliance, ausreichend für Office und Co. und das zu leistbaren Preisen.
Doch auch Argumente "dagegen" gibt es zur Genüge: Den Händlern brechen die Margen weg, die Kunden seien unzufrieden mit der unzureichenden Performance der Geräte und um das gleiche Geld gibt es oft schon größere Geräte mit deutlich leistungsfähigerer Hardware.
Kurz nach der Veröffentlichung des iPads (in den USA zumindest) möchten wir am Beispiel des Acer Aspire One versuchen Zweck und Nutzen dieser noch recht jungen Gerätekategorie zu ergründen sowie einen Blick in die Zukunft der Netbooks wagen.
Mein letzter Artikel für Notebookcheck ist schon vor einiger Zeit erschienen, damals ging es darum meinem Core 2 Duo bestücktem Macbook mithilfe einer SSD zu schnellerer Anwendungsleistung zu verhelfen. Als Kontrast zum damaligen High End Programm geht es heute sozusagen um Basic Computing. Netbook also.
Das Acer Aspire One 752 setzt auf ein Kunststoffgehäuse mit Aluminumakzenten. Der Displaydeckel wurde leider, dem Trend entsprechend, mit einem roten Hochglanzlack überzogen. Damit zieht er Fingerabdrücke und Kratzer magisch an. Beim Gehäuse selbst hat Acer dankenswerterweise auf die Hochglanzoberflächen verzichtet und setzt auf ein Plastikgehäuse mit einem Aluminiumrahmen im Bereich der Handballenauflage und um die Tastatur. Der Kunde bekommt die Wahl zwischen schwarz, weiß und der hier getesteten roten Variante.
Die Haptik und Verarbeitung des Testmodells geht für ein Gerät dieser Preiskategorie durchaus in Ordnung, auch die Scharniere wirken stabil, federn jedoch bei Erschütterungen (Zugfahrt!) ein wenig nach. Leider gibt es keine Fixierung des Displays im geschlossenen Zustand, das Gerät kann sich also beim Transport leicht öffnen. Der maximale Öffnungswinkel liegt bei etwa 135 Grad.
Sowohl die dünne Front als auch das Heck des Acer Aspire One 752 bleiben frei von Anschlüssen. Links finden sich der VGA Ausgang, der Stromanschluss, ein HDMI Ausgang sowie ein USB 2.0 Steckplatz, auf der rechten Seite befindet sich der GBit LAN Port, ein Kensington Lock Anschluss, zwei weitere USB 2.0 Ports, Mikrofonanschluss, Kopfhöreranschluss sowie ein Cardreader (SD/MMC/MS/MS Pro/xD). Bis auf den HDMI Ausgang also Netbook Standardkost.
An Software liefert Acer Tools zur Wartung und die Acer GameZone wo zahlreiche Mini-Spiele angespielt werden können (keine Vollversionen). Wie leider üblich ist der vorinstallierte Internet Explorer ist so vollgestopft mit Bloatware, das sich das System sehr langsam anfühlt.
Tastatur
Die Tastatur des Acer Aspire One 752 präsentiert sich leider sehr zweischneidig. Anfangs gefallen die ordentlich großen Tasten sowie das sehr gute Layout. Nach einiger Zeit macht sich aber Ernüchterung breit: Der Druckpunkt der Tasten ist diffus und der ganze Tastaturblock lässt sich einen halben Zentimeter durchbiegen. Viel schlimmer offenbart sich jedoch das missglückte Design der Backspace Taste. Die Taste reagiert nämlich nur auf Druck in der Mitte, beim Tippen im 10 Finger System erwischt man jedoch oft den äußeren linken Rand der Taste welche sich immun gegen Eingaben zeigt. Eine kurze "Operation" an der Taste offenbarte die Wurzel des Übels: Obwohl die Backspace Taste fast doppelt so groß wie eine herkömmliche Taste ist befindet sich darunter nur eine physikalische Taste, ein Druck auf den linken bzw. rechten Rand der Taste reicht offenbar nicht um diese Taste auszulösen. Das Problem trat bei anderen großen Tasten (Space, Shift, etc.) nicht auf. Eventuell ist dies jedoch auch ein Mangel bei unserem Testgerät.
Touchpad
Das Touchpad des Acer Aspire One überraschte positiv. Nach einer Feinjustierung in der Systemsteuerung gestaltete sich das Arbeiten mit dem Touchpad als durchaus positiv. Angenehme Oberfläche, funktionierende Multitouch Gesten und ein tolles "borderless" Design reichen um die Maus öfter zu Hause zu lassen, auch wenn das Touchpad nicht den Komfort von Apples Glastouchpad oder den beliebten Thinkpad-"Knubbeln" besitzt. Verantwortlich sind neben der zu kleinen Gleitfläche (die allerdings aufgrund der Gerätegröße auch nicht vergrößert werden könnte) vor allem die beiden billig wirkenden Tasten mit seltsamen Druckpunkt und zweifelhafter Haptik.
Optisch integriert sich das Pad hervorragend in das Gehäusedesign, die rahmenlose Ausführung hat jedoch auch den Nachteil, das man haptisch nur schwer wahrnimmt, wo die sensible Fläche endet.
Das 11,6 Zoll Display (16:9, 1.366 x 768 Pixel) des Acer Aspire One 752 ist vor allem ein mittelmäßiger Zeitgenosse. Bei der Verwendung in Innenräumen reicht jedoch die mittelmäßige Helligkeit um die Spiegelungen zu überwinden. Das passt auch zur VGA (0,3 MP) Webcam an der Oberseite des Displays, die brauchbare Bilder für Skype und Co. liefert, ohne wirklich zu glänzen.
|
Ausleuchtung: 83 %
Helligkeit Akku: 188 cd/m²
Kontrast: 174:1 (Schwarzwert: 1.08 cd/m²)
Diesen Eindruck bestätigen auch die Messwerte: Dank LED Beleuchtung ist das Display sehr gleichmäßig ausgeleuchtet, schwächelt allerdings bei der maximalen Helligkeit. Die von Acer versprochenen 200 cd/m2 erreicht das Aspire One 752 nicht ganz. Die minimale Helligkeitsstufe liegt bei sehr dunklen 12.5 cd/m2. Durch den relativ hohen Schwarzwert, ist auch der Kontrast von 174:1 nicht sonderlich gut.
Die Messwerte bestätigen, dass Acer im Aspire One 752 dasselbe Panel wie im Vorgänger 751 verwendet.
Für den Gebrauch im direkten Sonnenlicht ist das Acer Aspire One 752 nicht zu empfehlen. Die Kombination aus spiegelndem Display und eher niedriger maximaler Helligkeit verhindert eine vernünftige Lesbarkeit des Displays.
Die Blickwinkelstabilität bewegt sich ebenfalls im Klassendurchschnitt und hat mit schnellen Veränderungen im vertikalen Bereich zu kämpfen. Dies äußert sich vor allem durch stark ausblassende (von oben) oder invertierende (von unten) Farben. Die horizontale Stabilität ist zeigt erst später Farbveränderungen und kann positiv bewertet werden.
Beim Leistungsspektrum ordnet sich das Acer Aspire One mit seinem 1,3 Ghz Celeron M 743 Prozessor im oberen Segment der Netbooks ein. Der Celeron 743 mit einem TDP Wert von nur 10 Watt ist zwar nur ein Single Core Prozessor, ist aber deutlich schneller als die Atom Konkurrenz. Verbunden mit einer relativ großzügigen 250 GB Festplatte sowie 2 GB DDR2 Arbeitsspeicher sollte sich eine brauchbare Leistung bei klassischen Netbook Anwendungsgebieten (Office, Web, etc.) ergeben. Die integrierte Intel Grafik (GMA 4500 HD) verhinderte allerdings The Muppets: Bohemian Rhapsody auf Youtube schon in 720p effektiv. Mit der aktuellen Flash 10 Betaversion verbesserte sich die Situation, ein wirklich flüssiges Geschehen konnten wir aber auch hier nicht beobachten.
Offline HD Videos funktionieren am Aspire One schon deutlich besser. Bis zu 720p schafft es meist auch die CPU die Videos zu dekodieren (z.B. MOV Datei in 720p). Für Full HD Videos benötigt man auch die Hilfe der GMA 4500MHD Grafikkarte. Diese wird z.B. vom Windows Media Player in Windows 7 genutzt. Im Test konnten wir z.B. Big Buck Bunny in h.264 kodiert in 1080p flüssig mit 20-40% CPU Last abspielen. VC-1 Videos überlasten die GMA 4500MHD jedoch etwas und liefen etwas ruckelig mit 90-100% Auslastung (Elephant's Dream 1080p im Test). WMV 1080p Videos (wie im Test The Magic of Flight) liefen flüssig mit etwa 60% CPU Auslastung. Auch über den integrierten HDMI Ausgang lieferte das Aspire One brav FullHD Videos flüssig an einen angeschlossenen LG Fernseher (mit Ton). Im Vergleich zu normalen Atom + HD3150 Netbooks, kann das CULV Netbook hier deutlich punkten. ION angetriebenen Netbooks muss es sich jedoch noch geschlagen geben.
Bei Office schlug jedoch die Stunde des Celeron M. Word und Excel machten keine Probleme und waren nicht viel langsamer als auf deutlich schnelleren Core 2 Duo Systemen. Trotzdem: Man sollte immer die Anzahl an parallel geöffneten Programmen im Auge behalten. Wenn der Virus Scanner sich entschließt gerade einen Check durchzuführen kann man mit dem Single Core System nicht viel mehr machen als abwarten.
Im PCMark Vantage reiht sich das kleine Acer Netbook zwischen dem MSI X340 mit SU3500 CPU und dem Asus Eee PC 1201N mit ION und Dual Core Atom N330 auf Höhe der anderen CULV Notebooks mit schwacher CPU ein. Im Vergleich zum Atom & ION getriebenen Lenovo Ideapad S12, kann sich das Aspire One 752 um beachtliche 25% absetzen. Aktuelle "ausgewachsene" Notebooks können jedoch mit 2500-3000 Punkten aufwärts noch einmal deutlich zulegen.
PCMark Vantage Result | 1541 Punkte | |
Hilfe |
Die verbaute 2,5" Festplatte von Western Digital stört mit spürbarem vibrieren und bietet auch keine besondere Performance im Test. Die gemessenen 57 MB / Sekunde im Schnitt sind verglichen mit der derzeit schnellsten 2.5" Festplatte im tTest (Hitachi HTS725025A9A mit 83MB/s im Lenovo Thinkpad T410) eher kümmerlich. Auch in Netbooks findet man manchmal schnellere Modelle, wie die Seagate Momentus ST9160310AS im EeePC 1002HA mit 71,5MB/s.
Im Spieletest haben wir das kleine Acer bei den uralten und anspruchslosen Spielen Half Life 2 - Lost Coast und Counter Strike Source antreten lassen. In hohen Details ist bei beiden Spielen keine flüssige Darstellung möglich. CSS haben wir auch in minimalen Einstellungen getestet und auch hier war mit 6-22 fps nur eine Ruckelorgie wahrnehmbar.
Da beide Games in hohen Details auf dem Acer Travelmate 8571 (mit umschaltbarer Grafik und Q9000 Quad-Core) flüssig liefen, dürfte der langsame 1.3 GHz Celeron Single-Core Prozessor im 752 jeglichen Spielgenuss im Keim ersticken.
Das DPC Latency Checker Tool zeigte beim Aspire One im Auslieferungszustand bei aktiviertem WLAN maximal 1800 Microsekunden Latenz. Dies soll ausreichen um noch nicht zu Aussetzern zu führen. Interessanterweise erhöhten sich die Latenzen, sobald wir die WLAN Karte deaktivierten (normalerweise hilft das Deaktivieren von WLAN und Speedstep um die Latenzen zu minimieren).
3DMark 05 Standard | 987 Punkte | |
3DMark 06 Standard Score | 485 Punkte | |
Hilfe |
Geräuschemissionen
Auch wenn das Acer Aspire One 752 nie wirklich unangenehme Lautstärken erreicht so ist uns doch aufgefallen, dass der Lüfter fast immer läuft und auch im Idle Betrieb öfter die Drehzahl wechselt und zwischen 31,2 bis hin zu 36 dB munter vor sich hin rauscht. Besonders das manchmal auftretende Pulsieren des Lüfters nervt in leisen Umgebungen.
Bei Vollast pulsiert der Lüfter minimal bei deutlich hörbaren 39,4 bis 39,8 dB.
Wer sein Aspire One 752 vor allem im Zug oder im Flugzeug verwenden will wird hier nicht wirklich ein Problem haben, in leisen Umgebungen bleibt das Acer Netbook allerdings akustisch immer präsent und ist sicher kein Leisetreter.
Lautstärkediagramm
Idle |
| 31.2 / 32 / 36 dB(A) |
HDD |
| 31.6 dB(A) |
Last |
| 35.8 / 39.8 dB(A) |
| ||
30 dB leise 40 dB(A) deutlich hörbar 50 dB(A) störend |
||
min: , med: , max: (aus 15 cm gemessen) |
Temperatur
Eine positive Seite des Aspire One 752 ist die subjektiv sehr geringe Wärmeentwicklung. Sowohl die Handballenauflage als auch die Tastatur bleibt in einem angenehmen Bereich und auch die Unterseite des Geräts wird nie zu warm um das Acer auch auf dem Schoß nutzen zu können.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 29 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 36.1 °C (von 21.4 bis 281 °C für die Klasse Subnotebook).
(+) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 34 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 39.4 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 28.1 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30.8 °C.
(+) Die Handballen und der Touchpad-Bereich sind mit gemessenen 29 °C kühler als die typische Hauttemperatur und fühlen sich dadurch kühl an.
(±) Die durchschnittliche Handballen-Temperatur anderer getesteter Geräte war 28.3 °C (-0.7 °C).
Lautsprecher
Neben einem analogen Audio Ein- und Ausgang auf der rechten Seite und der digitalen Ausgabe über HDMI besitzt das Aspire One 752 auch zwei Lautsprecher auf der Vorderseite des Geräts. Um es kurz zu machen: Bei Musik fehlt es an Bass, Höhen und mittleren Frequenzen, für einen kurzen Nachrichtenschnipsel auf dem Online Spiegel oder ähnliches reicht die Qualität jedoch.
Bei der Akkulaufzeit zeigt das Aspire One 752 auch, dass der Celeron M doch deutlich mehr Leistung aufnimmt als die schwächeren Atom Netbooks. Trotzdem ist eine Laufzeit von über 5 Stunden auch in der Realität möglich und für die Meisten wohl zufrieden stellend.
Der gemessene Stromverbrauch liegt eigentlich in Regionen von Atom Netbooks (vergleichbar mit dem Samsung N120) und ist dadurch als gering einzustufen. Das ION getriebene Ideapad S12 liegt im Idlebetrieb auf gleicher Höhe, genehmigt sich jedoch unter Last (durch die 9400M Grafik) 4-10 Watt mehr.
Aus / Standby | 0 / 0.2 Watt |
Idle | 7.9 / 10.8 / 12.1 Watt |
Last |
17.5 / 18.8 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: |
Glück gehabt! Meinen ersten Ausflug in Netbook Gefilde durfte ich mit einem relativ schnellen ULV Prozessor von Intel wagen, der trotz niedriger Taktfrequenz, fehlendem Hyperthreading und Single Core jeden, in den meisten Netbooks gängigen Atom Prozessor in den Schatten stellt. So präsentiert sich das Acer Aspire One 752 Office tauglich, auch das Surfen machte mit Google Chrome durchaus Freude.
Das Gerät selbst ist gut verarbeitet und die gebotene Ausstattung ist dem derzeitigem Straßenpreis von ca. 430 € angemessen. Die größten Mankos sind die Tastatur, der ständig laufende Lüfter und das mäßige Display, ansonsten kann das Acer Netbook überzeugen.
Trotzdem: Als Hauptcomputer kann ich ein Netbook niemanden guten Gewissens empfehlen, auch nicht mit Celeron M. Zu oft wartet man lange Sekunden auf das Öffnen eines Programmes, zu häufig bremsen mehrere offene Programme das ganze System gnadenlos aus.
Und als echt mobiles Gerät, zum Surfen auf der Couch und im Zug, für ein bisschen Email und Facebook zwischendurch stellt sich die Frage ob nicht ein Smartphone fürs selbe Geld die bessere Wahl wäre. Ein iPhone 3GS lädt notebookcheck.com nur 3 Sekunden langsamer als das Aspire One 752, da möchte ich gar nicht wissen wie dieser Vergleich mit Atom Prozessoren ausgeht.
Für mich bieten Netbooks noch zu wenig echten Mehrwert und sind zu viel Kompromiss. Vielleicht liegt die Zukunft in eigenen Betriebssystemen wie bei Google Chrome OS oder dem Apple iPad. Oder die Prozessoren von Netbooks werden stark genug um es auch mit Windows 7 und Co. aufzunehmen ohne die günstigen Preise zu verlieren. Das Acer Aspire 752 mit Intel Celeron M ist ein erster Schritt in die zweite Richtung. Nicht mehr und nicht weniger.
Florian Helmberger