Meinung zur Huawei-Panik: Warum ich bei meinem P30 Pro bleibe und Sie das eventuell auch tun sollten
Es sieht tatsächlich nicht gut aus für Huawei und seine Fans, von denen das chinesische Unternehmen insbesondere auch in Europa ja jede Menge hat. Nicht umsonst sorgte das im Smartphone-Bereich mit Abstand erfolgreichste Unternehmen aus China bis vor wenigen Tagen noch für überaus positive News-Meldungen, die sich allerdings in dieser Woche ins absolute Gegenteil verkehrt haben. Seit den Horrormeldungen über den fehlenden Support seitens Google, Microsoft, Intel, ARM und neuerdings auch Panasonic wundert es nicht, wenn Konsumenten verunsichert sind und sich Berichte über Panikverkäufe und massenhafte Bestell-Stornos breit machen.
Fragen über Fragen
Ja, auch ich bin verunsichert, ich gebe es zu. Als frischgebackener P30 Pro-Käufer, dessen 14-Tage-Rückgabefrist allerdings bereits abgelaufen ist, lesen sich die Tech-Schlagzeilen bedrohlich. Was, wenn mein nicht gerade billiges Huawei-Handy in wenigen Wochen keine Updates mehr erhalten wird? Wird der künftige Wertverlust deutlich höher sein, als ohnehin bei Android-Handys üblich? Bekomme ich Android Q oder Nachfolge-Generationen oder bin ich womöglich gezwungen auf ein neues und unausgegorenes Huawei-Betriebssystem mit China-App-Store ohne Google-Apps und Anwendungen anderer US-Entwickler zu wechseln?
Abwarten und Tee trinken
Und wie sieht die Zukunft von Huawei überhaupt aus, wenn nicht mal die eigenen Kirin-Chips gesichert sind, vom Software-Aspekt mal ganz abgesehen? Keine leichten Fragen, die auch ich natürlich nicht mit Sicherheit beantworten kann. Ich plädiere dennoch für etwas Ruhe im Sturm der Gefühle, die hier hochkochen und auch für ein wenig Geduld vor einem überschnellen Panikverkauf und werde dazu unten ein paar Gedanken einbringen, ob Sie sich davon überzeugen lassen oder nicht, bleibt natürlich ihre Entscheidung. Auch auf die Frage, ob man gerade jetzt ein neues Huawei-Handy kaufen soll, will ich kurz eingehen.
Huawei-Phone rasch abstoßen oder nicht?
Zuerst mal etwas Verkaufspsychologie. Wenn sich Panik breit macht, ob auf Aktionmärkten oder im Second-Hand-Markt, ist es selten klug mitzumachen. Klar - man kann womöglich alles verlieren, wenn man nicht rasch handelt, hierfür ist es aktuell aber eventuell schon zu spät. Schon jetzt finden sich auf Ebay, nur als Beispiel, einige gebrauchte P30 Pro-Modelle ab etwa 300 Euro, angesichts von aktuellen Neupreisen ab etwa 750 Euro keine gute Ausgangslage, um sein Glück zu versuchen und dabei finanziell noch gut auszusteigen.
Vor dem Verkauf gut recherchieren
Das kann bei einem anderen Huawei-Produkt natürlich gänzlich anders aussehen - in jedem Fall sollte man sich aber trotz Panik die Zeit nehmen auf den einschlägige Verkaufsplattformen zu recherchieren und nur dann zu verkaufen, wenn sich nicht schon andere mit übertriebenen Angeboten gegenseitig die Preise ruinieren. Zudem sollte man US-Präsident Donald Trump nicht überschätzen. Die aktuelle US-Regierung ist nicht gerade bekannt für stabile Politik - durchaus möglich, dass sich Vertreter von Huawei und China in wenigen Tagen mit dem US-Kabinett auf eine Lösung einigen, schon der Fall ZTE im Vorjahr hat gezeigt, dass dies nicht unmöglich ist.
Handels-Krieg mit China um Tarife
In diesem Zusammenhang sollte man auch bedenken, dass abseits der vordergründigen Argumente der USA rund um die mögliche Spionage durch Huawei-Komponenten auch der allgemeine Handelsstreit mit China eine Rolle spielt. Dieser könnte natürlich weiter eskalieren, allerdings gelten etwa Theorien über einen möglichen Apple-Bann durch China unter manchen Experten nicht unbedingt als sonderlich wahrscheinlich, weil China ihrer Wirtschaft dadurch selbst stark schaden würde, immerhin werden die iPhones größtenteils in chinesischen Fabriken produziert - viele Arbeitsplätze und Zulieferer wären in Gefahr sollte Apple boykottiert werden.
Eine friedliche Lösung ist im Interesse aller
Der Grund, warum ich das in diesem Zusammenhang erwähne: Trotz der aktuellen Negativspirale dürfte es im Interesse aller Beteiligten (USA, China und natürlich vor allem Huawei) liegen, die Konflikte friedlich und einvernehmlich zu lösen und sie nicht bis ins unendliche ausufern zu lassen - vielmehr wirkt der von US-Präsident Donald Trump ausgesprochene Handelsbann gegen Huawei wie ein orchestrierter Teil seines Machtspiels mit China um bessere Handelskonditionen und könnte bald wieder beendet werden.
Huawei ohne US-Technologie chancenlos ...
In Wahrheit hat Huawei nämlich am internationalen Markt ohne US-Technologien absolut keine Chance. All die schönen Theorien über den Aufbau eines eigenen Ökosystems mittels HongMeng OS und rasch aufgezogener Play Store-Alternative sind vielleicht für China ein durchaus spannender Denkansatz, das Huawei-Management weiß aber ganz genau, dass sie damit international keine Chance am Markt hätten, auch die MateBooks würden sich ohne Intel/AMD-Chips und Windows kaum verkaufen lassen - dies gilt hier übrigens auch für den Heimatmarkt Huaweis.
... und das ist ein Grund für Optimismus
Dem Management wird also sehr daran gelegen sein, alsbald eine Einigung mit den USA zu erreichen - denn eine echte Alternative gibt es schlicht nicht. Diese für den Konzern fatale Lage sollte für Konsumenten durchaus ein Signal der Hoffnung sein, so paradox das klingen mag. Huawei wird sich nicht so einfach geschlagen geben und ohne Google, Microsoft, Intel und ARM geht es mittelfristig nicht. Dass es Verzögerungen beim Rollout von Android Q auf den Android-Handys von Huawei geben könnte, ist durchaus naheliegend und wahrscheinlich, längerfristig traue ich mir durchaus die Prophezeiung zu, dass alle aktuellen Huawei-Flaggschiffe dennoch das Upgrade auf Q und Folgeversionen erhalten werden, sobald die Krise für beendet erklärt ist.
Jetzt Huawei-Handy kaufen oder nicht?
Bleibt die Frage, ob man ausgerechnet jetzt ein Huawei-Smartphone seiner Wahl kaufen sollte. Zu offiziellen Preisen würde ich den Kauf wohl aktuell etwas hintanstellen und abwarten - für den einen oder anderen mag ein Griff zur Konkurrenz sinnvoll sein. Wer allerdings ein Huawei-Flaggschiff von Panik-Verkäufern zu extrem günstigen Preisen ergattern kann - egal ob gebraucht oder neu - darf natürlich zugreifen, sofern absolute Sicherheit in Bezug auf die Zukunft nicht im Vordergrund steht, denn natürlich ist meine durchaus optimistische Sicht der Dinge aktuell einfach nur eine Meinung unter vielen und leider noch nicht durch Fakten belegbar.
Quelle(n)
Eigene