Kameravergleich der Smartphone-Mittelklasse: Welches günstige Handy bietet die beste Kamera?
Nachdem wir bereits die Kameraelite einem ausführlichen Kameratest unterzogen haben, analysieren wir nun die aktuelle Mittelklasse aus dem Android-Ressort. Alle unsere Vergleichsgeräte setzten auf ein Quad-Kamera-Setup mit einer 64-MP-Hauptcam sowie auf eine Ultraweitwinkel-Kamera mit einer Auflösung von 8 MP. Die einzige Ausnahme bildet das Galaxy A71, das Samsung-Handy greift auf eine 12-MP-Ultraweitwinkeloptik zurück.
Wie groß die Unterschiede in der Fotoqualität zwischen günstigen Android-Smartphones im Alltag ausfallen, sehen wir uns anhand von verschiedenen Fotomotiven und Lichtsituationen einmal genauer an. Doch zunächst die technischen Voraussetzungen der verbauten Kameramodule kurz zusammengefasst.
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Details
Kamera-Setup der Mittelklasse-Smartphones im Vergleich
Das Kameraquartett des Samsung Galaxy A71 basiert auf einem 64-MP-Weitwinkelobjektiv aus dem eigenen Hause (Isocell Bright GW1), einer 12-MP-Ultraweitwinkeloptik, einem 5-MP-Tiefenobjektiv sowie auf einem 5 MP auflösenden Makroobjektiv.
Huawei stattet sein Mittelklasse-Handy der P40-Reihe mit einer Vierfachkamera aus. Der 64 MP auflösende Hauptsensor wird dabei von einer 8-MP-Ultraweitwinkeloptik sowie von zwei 2-MP-Sensoren, für Makro- und Bokeh-Aufnahmen, begleitet. Über die Wahl der Kamerasensoren schweigt der chinesische Hersteller mit Sitz in Shenzhen.
Auf der Rückseite des realme 6 Pro befinden sich ein 64-MP-Hauptsensor von Samsung (Isocell Bright GW1), ein 8 MP starker Sensor für Ultraweitwinkelaufnahmen sowie ein 12-MP-Teleobjektiv und ein 2-MP-Sensor für Makroaufnahmen.
Das Xiaomi Mi Note 10 Lite setzt bei der Hauptkamera auf einen 64-MP-Sensor aus dem Hause Sony (IMX 686). Neben dem Hauptobjektiv besitzt die Quad-Cam eine 8-MP-Weitwinkel-Optik sowie ein 5-MP-Makrobjektiv und einen 2-MP-Tiefensensor.
Auch das Redmi Note 9 Pro setzt auf eine Quad-Kamera-Modul mit einer 64-MP-Auflösung. Im Gegensatz zum Mi Note 10 Lite setzt Xiaomi beim Redmi-Modell auf einen Isocell Bright GW1 von Samsung. Zur der Hauptkamera kommen eine 8-MP-Ultraweitwinkelkamera, eine 5-MP-Makro-Kamera sowie ein 2-MP-Tiefensensor.
Samsung Galaxy A71 | Huawei P40 Lite 5G | realme 6 Pro | Xiaomi Mi Note 10 Lite | Redmi Note 9 Pro | |
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Kamera-Setup Rückseite | Kamera 1: 64 MP, 0,8 µm, 1/1,73“; Kamera 2: 12 MP,1,12 µm, 1/3,0“; Kamera 3: 5 MP, 1,12 µm, 1/5,0“; Kamera 4: 5 MP, 1,12 µm, 1/5,0“ | Kamera 1: 64 MP, f/1.8; Kamera 2: 8 MP, f/2.4; Kamera 3: 2 MP, f/2.4; Kamera 4: 2 MP, f/2.4 | Kamera 1: 64 MP, 26 mm, f/1.8, 1/1.7"; Kamera 2: 8 MP, 15.7 mm, 119°, f/2.3; Kamera 3: 12 MP, 54 mm, f/2.5; Kamera 4: 2 MP, f/2.4 | Kamera 1: 64 MP, f/1.89; Kamera 2: 8 MP, f/2.4, Kamera 3: 5 MP, f/2.4; Kamera 4: 2 MP, f/2.4 | Kamera 1: 64 MP, f/1.89, 1/1.72", 0.8µm, Kamera 2:8 MP, f/2.2, 1/4.0", 1.12µm, Kamera 3: 5 MP, f/2.4, 1/5", 1.12µm, Kamera 4: 2 MP, f/2.4, 1/5", 1.75µm |
Kameras-Setup Front | 32 MP: 0,8 µm, 1/2,74“ | 16 MP, f/2.0 | 16 MP + 8 MP ( 105°, f/2.2) | 16 MP, f/2.48 | 16 MP, f/2.48, 1.0µm |
Software-Version | A715FXXU2ATE8 | 10.1.1.146 | RMX2063_11_A_25 | 11.0.5.0 | 11.0.1.0 |
Aufnahmen mit den rückseitigen Kameras
Alle Smartphones in diesem Vergleich verwenden wir mit ihren Foto-, Portrait- und Nachtbildmodi, welche in jeder Kamera-App der verschiedenen Hersteller in unterschiedlicher Namensgebung integriert sind. Alle Aufnahmen in diesem Vergleich werden unter Zuhilfenahme einer künstlichen Intelligenz und HDR im Automatik-Modus getätigt. Die Kameraeinstellungen sind in dem jeweiligen Werkszustand belassen. Für die Zoomaufnahmen haben wir uns für eine 5-fache-Vergrößerung entschieden, während der maximale Zoombereich unserer Testgeräte bei 10x liegt, mit Ausnahme des realme 6 Pro (20x) und Galaxy A71 (8x).
Aufnahmen bei Tag
Bei sehr guten Lichtbedingungen leisten sich die fünf Vergleichsgeräte keine gravierenden Schwächen. Auch unter schwierigen Lichtsituationen bilden die aktuellen Mittelklasse-Smartphones im Test die Motive durchaus ansprechend ab, wie unsere Aufnahme des Fußgängertunnels offenbart (Motiv 4). Auffällig sind allerdings die langsamen Auslösezeiten des Galaxy A71 im Vergleich zur Konkurrenz – diese sind spürbar länger.
Einen klaren Sieger gibt es bei Tageslicht unserer Meinung nach nicht, dafür sind auch die Aufnahmen des Mi Note 10 Lite etwas zu inkonsistent. Das Xiaomi-Handy besitzt in Summe die beste Bildschärfe, eine gute Dynamik sowie eine natürliche Farbwiedergabe. Allerdings zeigt auch das Mi Note 10 Lite mitunter Schärfedefizite (Motiv 4), offenbart zudem ein leichtes Bildrauschen in Schattenbereichen und manchmal wirken Farben etwas dumpf (Obstschale). Auf einem ähnlichen Niveau bewegt sich das Redmi Note 9 Pro. Des Öfteren sind die Aufnahmen, im Vergleich zum Xiaomi-Modell, etwas unschärfer und teilweise überschärft. Allerdings sind auch Aufnahmen in unserem Testfoto-Portfolio dabei, die mit dem Redmi-Smartphone ansprechender wirken (Motiv 4).
Deutliche Artefakte treten auch beim realme 6 Pro auf. Hier kämpft der Samsung-Bildsensor bereits bei Tageslicht mit Rauschen und Aufnahmen wirken sehr körnig. Auch die Belichtung ist oft nicht optimal, die Schärfe in den Fotos aber auf einem zufriedenstellenden Niveau.
Das Galaxy A71 bewegt sich qualitativ zwischen den Xiaomi-Handys und dem realme 6 Pro. Mitunter passen die Farben nicht, oft überschärft Samsung die Motive und, wie bereits erwähnt, sind die Auslösezeiten verbesserungswürdig.
Weniger gut haben uns die Aufnahmen von Huawei bei Tageslicht gefallen. Das P40 Lite 5G gibt die Motive deutlich zu warm wieder und die Dynamik in den Fotos fällt sehr heterogen aus (Motiv 1 vs. Motiv 4). Auch bei den Portrait-Aufnahmen wirken die Farben übertrieben und unnatürlich – gerade bei Gelb- und Grüntönen. In puncto Schärfe ist das P40 Lite 5G ebenfalls nicht das Maß aller Dinge.
Bei den Aufnahmen mit dem Ultraweitwinkelobjektiv zeigt sich ein sichtbar anderes Gesamtbild. Bei der Hauptkamera noch mit einer natürlichen Farbwiedergabe punktend, sind die Farben des Mi Note 10 Lite mit der Ultraweitwinkel-Kamera sehr unnatürlich. Auch die Schärfe in den Fotos geht gerade am Bildrand sichtlich verloren und auch ein leichtes Rauschen ist erkennbar. Letzteres ist beim Redmi Note 9 Pro aber noch wesentlich offensichtlicher – hier ist der Verlust an Fotoqualität zwischen Haupt- und Ultraweitwinkelobjektiv am größten.
Das realme 6 Pro besitzt eine relativ gute Schärfe, zufriedenstellende Farbtreue und das Rauschniveau hält sich in Grenzen, dafür sind die Aufnahmen gespickt mit Bildfehlern (u.a. chromatische Aberrationen). Auch das P40 Lite 5G macht einen ordentlichen Job, hier passen aber die Schärfe und teilweise auch die Belichtung nicht.
Details und Dynamik sind in den weitwinkeligen Fotos des Galaxy A71 unserer Meinung nach am besten getroffen. Die Weitwinkeloptik des Samsung-Handys weist auch eine zufriedenstellende Farbtreue auf und die Bildschärfe ist am gleichmäßigsten.
Bei der Aufzeichnung von Zoom-Aufnahmen ist die Frage, welches Mitteklasse-Handy die besten Ergebnisse liefert, klar. Das Huawei P40 Lite 5G kann mit kontrastreichen Fotos und der besten Schärfe aufwarten. Die Zoom-Fotos sind beim Huawei-Handy für Social-Media-Inhalte qualitativ durchaus „brauchbar“, ein Fazit, was bei den anderen Vergleichsgeräten, nur bedingt zutreffend ist.
Sichtbare Schwächen in der Schärfe leisten sich das Mi Note 10 Lite und Galaxy A71 – letzteres überschärft die Motive sehr stark. Die Aufnahmen mit dem Redmi Note 9 Pro werden vergleichsweise scharf, wirken aber etwas überschärft und wenige Details bleiben erhalten. Das realme 6 Pro erreicht nicht, obwohl es als einziges Handy im Vergleich ein Teleobjektiv besitzt, das Niveau eines P40 Lite 5G, bewegt sich aber in puncto Bildschärfe und Farbtreue oberhalb des Redmi-Phones.
Aufnahmen bei Dunkelheit
Bei Dämmerung und selbst bei dem recht gut beleuchteten Straßenmotiv sind die Aufnahmen, im Vergleich zu High-End-Smartphones, insgesamt als qualitativ schwach zu bewerten. Bei der Low-Light-Fotografie lässt Huawei mit dem P40 Lite 5G aber wieder die Muskeln spielen, wohlgemerkt auf einem sehr geringen Qualitätsniveau.
Bei wenig Licht setzt in unseren Testaufnahmen etwas weniger Bildrauschen als bei der Konkurrenz ein, auch die bewahrten Details sind positiv hervorzuheben. Im Vergleich zum Huawei-Handy wirken die Fotos der Konkurrenz weniger klar, gerade das Xiaomi Mi Note 10 Lite enttäuscht in dieser Disziplin.
Werden bei Dunkelheit die Objektive für Weitwinkel- und Zoom-Aufnahmen der Mittelklasse-Smartphones genutzt, sind kaum noch brauchbare Ergebnisse zu erzielen – und das bei allen Mittelklasse-Vertretern. Während das Mi Note 10 Lite und Redmi Note 9 Pro die schlechtesten Ultraweitwinkelfotos erzeugen, sind die Zoom-Aufnahmen am „ansprechendsten“. Die Ultra-Weitwinkel-Optik des Huawei P40 Lite 5G ist am wenigsten verrauscht und relativ scharf, aber auch hier sind die Aufnahmen schlecht ausgeleuchtet und wenig Details bleiben erhalten.
Aufnahmen mit den Frontkameras
Rein von den verbauten Kameraspezifikationen hat das realme-Modell die Nase vorn. Das 6 Pro bietet als einziges Smartphone aus unserem Vergleich ein Dual-Kamera-Setup auf der Front und die Möglichkeit von Weitwinkel-Selfies. In puncto Schärfe, Dynamik und Kontrast leisten sich das Galaxy A71, Redmi Note 9 Pro sowie das realme-Handy ein Kopf-an-Kopf-Rennen - welches Fotos am schönsten ist bleibt (vermutlich) Geschmackssache.
Deutlich markanter sind die qualitativen Unterschiede zum P40 Lite 5G und Mi Note 10 Lite. Selfies mit dem Huawei-Handy wirken zwar gut ausgeleuchtet und auch relativ scharf, zeigen aber eine gewöhnungsbedürftige Farbgestaltung und Belichtung. Außerdem kann es Details weniger gut herausarbeiten, was letztlich auch das größte Problem des Mi Note 10 Lite ist.
Bei wenig Licht setzt bei allen Vergleichsgeräten eine Unschärfe, Weichzeichnung und Bildrauschen ein. Die Aufnahmen des Galaxy A71 und Note 9 Pro sind bei dezenter Beleuchtung noch am ehesten für Social-Media-Inhalte verwendbar, wirklich schön anzuschauen sind aber auch diese nicht.
Fazit - Kein Mittelklasse-Handy überzeugt in jeder Kameradisziplin
Bei sehr guten Lichtbedingungen kann die Kameraqualität der Hauptkamera bei allen fünf Mittelklasse-Smartphones überzeugen – einen qualitativen Ausreißer gibt es nicht. Allerdings sind aus unserer Sicht mit dem Mi Note 10 Lite und dem Redmi Note 9 Pro, in Summe, die schönsten Fotos bei Tag möglich. Eine Dominanz, wie im letzten Jahr mit dem Google Pixel 3a, gibt es in diesem Jahr aber nicht. Etwas abgeschlagen schneidet das Huawei P40 Lite 5G, aufgrund von leichten Defiziten in der Farbdarstellung, Schärfe und Dynamik, am schwächsten ab.
Mit dem Ultraweitwinkelobjektiv können beide günstigen Handys aus dem Hause Xiaomi nicht überzeugen. Details und Dynamik sind in den weitwinkeligen Fotos des Galaxy A71 unserer Meinung nach am besten getroffen. Dagegen sind mit dem Huawei P40 Lite 5G sind die schönsten Zoom-Aufnahmen möglich. Kontraste sowie Schärfe sind in den Zoom-Aufnahmen des Huawei-Handys am überzeugendsten.
Das perfekte Mittelklasse-Handy gibt es im Jahr 2020 nicht, auch einen klaren Sieger zu küren ist in diesem Jahr nicht möglich.
Bei wenig Licht setzt in den Aufnahmen aller fünf Smartphones deutliches Bildrauschen ein, die bewahrten Details sind stark reduziert. In der Low-Light-Fotografie müssen Nutzer von Mittelklasse-Smartphone, auch im Jahr 2020, die größten Abstriche hinnehmen. Qualitativ bewegt sich P40 Lite 5G im Gesamtquerschnitt aller Aufnahmen oberhalb der Konkurrenz, dennoch bleiben auch im Huawei-Handy wenig Details in den Fotos enthalten und die Ausleuchtung ist schlecht.
Werden die frontseitigen Kameraobjektive genutzt sind nur geringe qualitative Unterschiede zwischen dem Galaxy A71, Redmi Note 9 Pro und realme 6 Pro erkennbar - ansehnliche Ergebnisse bei Tageslicht erzielen alle drei Testgeräte. Allerdings intensivieren sich die Defizite bei etwas schlechteren Lichtbedingungen erheblich.