Kameravergleich der Mi-Serie: Xiaomi Mi 9 vs. Xiaomi Mi 9 SE vs. Xiaomi Mi Mix 3
Interessenten eines Xiaomi-Smartphones haben im mittleren Preisbereich die Qual der Wahl. Gleich mehrere Mi-Modelle des chinesischen Herstellers tummeln sich im Preissegment zwischen 300 und 400 Euro. Neben der aktuellen Mi-Generation Mi 9 und Mi 9 SE sind ebenfalls die letztjährigen Xiaomi-Flagship-Smartphones Mi Mix 3 sowie Mi 8 als mögliche Alternativen vertreten.
Alle Xiaomi-Modelle überzeugen in unseren Tests durch ein wertiges Äußeres und potente Hardware. Doch wie sieht es bei den verbauten Kameramodulen aus? In unseren Testaufnahmen konnten die Mi-Smartphones durch eine ansprechende Kameraqualität punkten. Wie sich das günstige Mi 9 SE im Vergleich zu dem deutlich teureren Mi 9 von Xiaomi schlägt und ob die letztjährige Kamerageneration des Mi Mix 3 beziehungsweise Mi 8 und Mi 8 Explorer Edition noch mit den 2019er-Modellen mithalten kann, sehen wir uns anhand von verschiedenen Fotomotiven und Lichtsituationen einmal genauer an.
Doch zunächst die technischen Voraussetzungen der verbauten Kameras kurz zusammengefasst:
Alle Xiaomi-Mi-Phones mit vier Kameras, aber unterschiedlichen Ansätzen
Alle Mi-Handys in unserem Vergleichstest setzen auf vier Kameramodule. Während die aktuelle Mi-Generation auf ein rückseitiges Triple-Kamera-Setup sowie einen Kamerasensor, welcher in der Tropfen-Notch versteckt ist, zurückgreifen kann, besitzt das Mi Mix 3 sowohl auf der Front als auch auf der Rückseite eine Dual-Kamera.
Die rückseitige Hauptkamera des Mi 9 und Mi 9 SE löst mit 48 MP, bei einer lichtstarken Offenblende von f/1.75, auf. Der Quad-Bayer-Farbfilter im verbauten Sony-IMX586-Bildsensor kann jeweils 2 x 2 nebeneinanderliegende Pixel zu einem großen Pixel zusammenfügen, sodass mit dem Mi-Phone Aufnahmen mit einer Auflösung von 12 Megapixeln entstehen. Das sogenannte 4-in-1-Pixel-Binning erhöht die Lichtempfindlichkeit in den Aufnahmen bei schlechter Beleuchtung. Zu der 48-MP-Hauptcam gesellt sich eine Ultraweitwinkel-Kamera sowie ein Teleobjektiv für einen verlustfreien 2-fach-Zoom und variable Hintergrundunschärfe in den Fotos. Letztere unterscheiden sich zwischen den beiden Xiaomi-Modellen. Während das Mi 9 auf eine 16-MP-Weitwinkelkamera und 12-MP-Zoomkamera zurückgreifen kann, muss sich das Mi 9 SE mit 12 MP respektive 8 MP begnügen.
Das Xiaomi Mi Mix 3, wie auch das Mi 8, besitzt eine rückseitige Dualkamera. Das Hauptobjektiv löst 12 MP (4.032 x 3.024 Bildpunkte) auf und wird von einer Offenblende von f/1.8 sowie einem optischen Bildstabilisator unterstützt. Der Sony IMX363-Bildsensor besitzt Pixel, deren Kantenlänge 1,4 μm beträgt. Die zweite 12 MP-Telefoto-Optik dient ebenfalls dem 2-fach-Zoom und der variablen Hintergrundunschärfe.
Aufnahmen mit den rückseitigen Kamera-Setups der Mi-Phones
Alle Mi-Phone-Modelle besitzen eine stattliche Auswahl an Aufnahmemodi, wie den Photo-, Porträt- und Night-Bildmodus, welche in der Kamera-App integriert sind. Um eine Vergleichbarkeit der Fotos gewährleisten zu können, werden alle Aufnahmen in diesem Vergleich mit HDR im Automodus geschossen bei deaktivierter AI. Die Kameraeinstellungen sind im Werkszustand belassen.
Um Bilddetails zwischen den einzelnen Mi-Modellen besser differenzieren zu können, sind alle Bilddateien bei den entsprechenden Fotos hinterlegt.
Aufnahmen bei Tageslicht
Bei sehr guten Lichtbedingungen nehmen sich die Mi-Handys in puncto Kameraqualität auf den ersten Blick nicht viel. Die Fotos wirken bei allen drei Xiaomi-Smartphones scharf und detailreich. Eine genauere Analyse der Aufnahmen zeigt, dass die eingefangenen Motive mit dem Mi Mix 3 durch einen leicht besseren Kontrastumfang hervorstechen. Etwas Abstriche müssen dagegen bei dem Mi 9 und Mi 9 SE in der Bilddynamik hingenommen werden – in beiden Aufnahmen ist der Himmel in der Aufnahme 1 (Garten) kaum von den Wolken zu unterscheiden. Anders sieht es bei den Bilddetails aus, hier haben die 2019er-Modelle etwas die Nase vorn, jedoch ist das nicht bei allen Aufnahmen der Fall.
Die Bokeh-Effekte im Porträt-Modus sind bei allen Mi-Phones gelungen und die Unschärfeübergänge vernünftig getroffen. Artefakte in den Aufnahmen sind bei einer Vergrößerung der Mi-9/Mi-9-SE-Fotos aber sichtbar geringer als beim Mi Mix 3.
Zwischen dem Mi 9 und Mi 9 SE sind aber kaum Unterschiede erkennbar. Das High-End-Smartphone fängt die Farbtemperatur etwas kühler ein, das Mi 9 SE wirkt dagegen etwas gesättigter in den Farben und manchmal überschärft. Dieser Eindruck lässt sich auch anhand der anderen Fotos gewinnen. Sichtbare Unterschiede gibt es dagegen bei den Ultraweitwinkel-Kameras. Hier müssen Nutzer des Mi 9 SE deutliche Abstriche im Vergleich zum Mi 9 machen. Den Weitwinkelaufnahmen mit dem Mittelklasse-Smartphone fehlt es an Bildschärfe und die Farben wirken blass.
Die Aufnahmequalität mit dem 2-fach-Zoom lässt im Vergleich zu der Hauptkamera erwartungsgemäß bei allen Mi-Handys nach. Die Aufnahmen des Mi 9 gefallen uns am besten, gefolgt von dem Mi 9 SE und Mi Mix 3. Die Unterschiede zwischen den Modellen sind aber nicht sonderlich ausgeprägt.
Aufnahmen bei Nacht und Dämmerung
Die Low-Light-Fotografie ist nach wie vor die Königsdisziplin im Smartphone-Kamera-Segment, denn selbst die beste Optik wird bei wenig Licht vor große Herausforderungen gestellt. Bei wenig Licht setzt in allen Aufnahmen ein sichtbares Bildrauschen ein, und die Unschärfe nimmt zu. Unter schlechten Lichtbedingungen empfinden wir die Detailzeichnung und Fokussierung des Mi Mix 3 aber deutlich gelungener als bei dem Mi 9 und Mi 9 SE.
Durch das 4-in-1-Pixel-Binning des Sony IMX 586 sind die Aufnahmen der Mi-9-Modelle im Photo-Modus oftmals heller als beim Mi-Mix-Smartphone, jedoch sind die Bildschärfe und Details sichtbar reduziert. Low-Light-Aufnahmen mit dem Sony IMX363 wirken klarer und kontrastreicher. Wird der Nacht-Modus verwendet, gleicht sich die Helligkeit in den Aufnahmen an, Motive werden mit dem Mi 9 und Mi 9 SE aber weiterhin schlechter eingefangen und mitunter stark weichgezeichnet. Auch bei Dämmerung sind diese aufgezeigten Unterschiede offensichtlich.
Mit den Ultraweitwinkel-Kameras sowie Teleobjektiven gehen Details und Helligkeit stark verloren. Zwischen den Xiaomi-Modellen halten sich die Qualitätsunterschiede aber in Grenzen. Das Mi 9 hat unser Meinung nach wieder leicht die Nase vorn.
Ein erheblicher Nachteil der 2019er-Mi-Generation, der auf den Fotoaufnahmen nur indirekt ersichtlich wird, sind die Fokussierungsprobleme des Mi 9 und Mi 9 SE bei schlechter Ausleuchtung. Hier spielt der Dual-Pixel-Autofokus des Mi Mix 3 in Kombination mit dem OIS in einer anderen Liga. Oft dauert es sehr lang bis der Laser-AF eines Mi 9 scharf gestellt hat. Genauso oft ist bei sehr wenig Licht überhaupt keine vernünftige Fokussierung möglich.
Aufnahmen mit den Mi-Phone-Frontkameras
Der Kamerasensor des Mi 9 SE und Mi 9, welcher in der Tropfen-Notch auf der Front versteckt ist, bietet eine Blende von f/2.0 und löst mit bis zu 20 Megapixeln auf. Die Dual-Selfiekamera auf der Front des Mi Mix 3 löst mit 24 und 2 MP auf. Die Offenblende von f/2.2 ist etwas lichtschwächer, dafür kommt hier das „Pixel-Binning“-Verfahren zum Einsatz, bei dem 4 Pixel zu einen Superpixel mit einer effektiven Pixelgröße von 1,8 μm kombiniert werden.
Neben der Low-Light-Fotografie sind hier die größten Unterschiede zwischen den Mi-Smartphones erkennbar. Zwar ist die Farbgebung des Mi Mix 3 unter guten Lichtbedingungen am realistischsten, allerdings fehlt es dem Mi-Phone an Details und etwas Schärfe. Gerade bei wenig Licht können das Mi 9 und Mi 9 SE mehr überzeugen. Etwas unerwartet gefällt uns der Weißabgleich beim günstigen SE-Modell besser als beim Flagship-Smartphone des chinesischen Herstellers, sodass die Selfie-Cam des Mi 9 SE die besten Fotoresultate hervorbringt.
Fazit - Nicht immer ist das neue und teuere Smartphone-Modell besser!
Werden die von uns zum Kameratest auserkorenen Xiaomi-Modelle ausschließlich nach ihrer Kameraqualität bewertet, so ist das Ergebnis unseres Vergleiches etwas überraschend. Bei Tageslicht fallen die Unterschiede zwischen den Mi-9-Modellen und der Kamera des Mi Mix 3 gering aus. Wird die rückseitige Hauptkamera bei wenig Licht gefordert, bewahrt das Sony IMX 363 aber deutlich mehr Bilddetails in den Motiven. Das 4-in-1-Pixel-Binning beim Sony IMX 586 überzeugt uns dagegen nicht so wirklich – zumindest mit der gegenwärtigen Software der Xiaomi-Phones.
Bei den Frontkameras sieht das schon wieder anders aus. Selfie-Fans sollten eher zum Mi 9 SE und Mi 9 greifen als zu den letztjährigen Xiaomi-Modellen. Bilddetails und Schärfe sprechen für die 20 MP-Cam der Mi-9-Handys.
In Bezug auf die Qualität der Hauptkamera ist der 2019er-Generation der Mi-Smartphones kein Schritt in die richtige Richtung gelungen.
Welche Schlussfolgerungen lassen die Resultate zu? Besitzer des Xiaomi Mi Mix 3 oder Mi 8 brauchen in puncto Kameraleistung kein Upgrade zur diesjährigen Mi-Reihe anvisieren, ganz im Gegenteil. Gerade unter Low-Light-Szenarien fährt der Fotografieliebhaber mit der 2018er-Kamerageneration der Mi-Smartphones besser. Aber auch der Unterschied zwischen den Mi-9-Handys fällt im Alltag relativ gering aus. Einzig die Weitwinkelkamera des Mi 9 bietet einen echten Mehrwert gegenüber der Weitwinkeloptik des Mi 9 SE.